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Es mangelt an Later-Stage-Investments – so können Gründer:innen dennoch punkten 


Die Startup-Branche in Deutschland befindet sich immer noch in einer herausfordernden Phase, gerade wenn es um das Gewinnen von Wagniskapital geht. Insbesondere für Unternehmen, die sich auf der Suche nach Later-Stage-Investments befinden, ist die Lage angespannt. Nach dem starken Wachstum und dem beinahe grenzenlos erscheinenden Kapital in 2021 spüren viele Gründer:innen seit einiger Zeit Gegenwind: Finanzierungsrunden verzögern sich, Bewertungen sinken, internationale Investor:innen ziehen sich teilweise zurück. Doch woran liegt das? Und vor allem: Was können Gründer:innen tun, um sich im aktuellen Marktumfeld dennoch attraktiv für Investor:innen zu positionieren?

Mögliche Gründe für die aktuell herausfordernde Lage im Later-Stage-Bereich sind:

Zinsen als Kapitalbremse für Gründer:innen?
Ein zentraler Faktor für die veränderte Investitionsdynamik ist die Zinsentwicklung. Die Europäische Zentralbank hat in den vergangenen Jahren mehrfach die Leitzinsen erhöht, um der Inflation entgegenzuwirken. Um der Teuerung entgegenzuwirken, ist das sicher sinnvoll, wirkt sich aber auf den Wagniskapitalmarkt massiv aus. Geld ist nicht mehr so günstig zu haben, gleichzeitig werden andere, risikoärmere Investmentmethoden attraktiver. Für viele Fonds bedeutet das, dass die Hürden für neue Investments steigen, auch wenn sie selbst gut finanziert sind.

Schwäche an den Märkten
Later-Stage-Investments werden zumeist von der Hoffnung auf lukrative Exits getrieben – ob durch Börsengänge oder Unternehmensverkäufe. Doch genau hier liegt das Problem: Die IPOs in Deutschland sind seit 2022 stark abgesunken und selbst erfolgreiche Unternehmen haben mit niedrigeren Kursniveaus zu kämpfen. Der Abwärtstrend an den Märkten wirkt sich auch auf die Bewertung von Startups aus: Wenn die Exit-Perspektiven unsicher sind, kann auch die Bereitschaft von Investor:innen sinken, vergleichsweise hohe Summen in späte Finanzierungsrunden zu stecken. Ein weiterer Aspekt im internationalen Vergleich ist die geringere Marktreife vieler deutscher Jungunternehmen: Das deutsche Startup-Ökosystem ist im Vergleich zu den USA oder China weniger ausgereift. Das führt zu einer geringeren Anzahl von Unternehmen, die späteres Wachstumskapital benötigen – und zu einer noch geringeren Anzahl an Investor:innen, die sich darauf spezialisiert haben.

Internationale Investoren sind vorsichtig
Deutschland profitierte in den Boomjahren stark von internationalem Kapital, vor allem von US- und asiatischen Fonds, die auf der Suche nach erfolgreichen europäischen Tech-Unternehmen waren. Doch durch geopolitische Unsicherheiten und einer schwächeren Konjunkturprognose für Deutschland agieren einige Investor:innen derzeit deutlich zurückhaltender. Für deutsche Scale-ups bedeutet das: Die Konkurrenz um internationale Mittel ist härter denn je, gerade wenn es um größere Summen geht.

Andere Prioritäten: Profitabilität statt Wachstumsfantasie
Die Kriterien von Investoren haben sich in den letzten Jahren spürbar gewandelt. Ursache sind die makroökonomische Einflüsse und die Korrektur überhitzter Märkte. Heute stehen nicht mehr visionäre Wachstumsversprechen im Vordergrund, sondern nachvollziehbare Finanzierungsstrategien und mittelfristige Pfade zur Profitabilität. Das einst dominierende Paradigma “Growth at all costs”, das 2021 seinen Höhepunkt erlebte, ist passé. Stattdessen erwarten Kapitalgeber realistische Planungen, die ohne “Hockey-Stick”-Kurven auskommen – also ohne übertrieben optimistische Annahmen für die fernere Zukunft bei gleichzeitig stagnierendem kurzfristigem Wachstum. Startups mit substanziellen Geschäftsmodellen, solider Planung und einer überzeugenden Vision haben weiterhin gute Chancen auf Finanzierung. Gleichzeitig ist die Bewertung vieler Unternehmen wieder auf ein gesundes Maß zurückgekehrt: Laut einer aktuellen Analyse von Redpoint Ventures konnten rund 70 Prozent der Startups, die 2021 den Unicorn-Status erreichten, dieses Bewertungsniveau seither nicht halten. Wer heute keine glaubwürdige Route zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeit vorweisen kann, wird es schwer haben, neue Investor:innen zu überzeugen.

Komplexe Lage – aber kein Grund zum Aufgeben: Wie sich Startups derzeit optimal vor Investor:innen positionieren

Auch wenn die zuvor genannten Aspekte auf Gründer:innen bei der Kapitalsuche auf den ersten Blick einschüchternd wirken können, gibt es keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Es gibt Wege, sich auch in diesem schwierigen Umfeld zu behaupten, gerade, weil die Fonds weiterhin gut finanziert sind.
Diese vier Aspekte können Gründer:innen helfen, sich bestmöglich zu positionieren:

Fokus auf Profitabilität: Investoren erwarten heute nicht mehr nur hohe Umsätze, sondern belastbare Pläne zur Profitabilität. Wer Unit Economics im Griff hat, effizientes Wachstum zeigen kann und sich nicht auf immer neue Finanzierungsrunden verlässt, punktet.

Kapital sinnvoll einsetzen: Verschwendung wird sofort abgestraft. Startups, die zeigen, dass sie mit dem vorhandenen Kapital sorgfältig umgehen und Prioritäten richtig setzen, gewinnen Vertrauen.

Internationale Investor:innen einbeziehen: Auch wenn sich viele internationale Fonds zurückhalten, gibt es nach wie vor Kapitalgeber, die in Deutschland aktiv sind – allerdings selektiver. Wer ein attraktives Geschäftsmodell, internationales Wachstumspotenzial und belastbare KPIs vorweisen kann, bleibt auch für US- oder asiatische Fonds interessant.

Schwierige Lage, aber kein Grund zum Aufgeben
Later-Stage-Finanzierungen mögen schwierig sein, aber nicht unmöglich: Späte Finanzierungsrunden abzuschließen, mag aktuell wirklich kein Selbstläufer sein, denn Anforderungen sind gestiegen und die Marktlage ist komplexer. Doch wenn Gründer:innen sich strategisch klug aufstellen, die Profitabilität in den Fokus rücken und frühzeitig mit Investor:innen ins Gespräch geht und diese mit realistischer Planung überzeugt, haben diese nach wie vor Chancen, die nächste Wachstumsphase erfolgreich zu finanzieren. Es bleibt zu hoffen, dass die Branche sogar gestärkt aus dieser Phase hervorgeht – denn gerade in schwierigen Zeiten trennt sich bekanntlich die Spreu vom Weizen.

Über den Autor
Florian Bogenschütz ist Managing Director von Wayra Deutschland, der Innovations- und Investmenteinheit von o2 Telefónica. Dort verantwortet er seit 2019 die Geschäftsentwicklung, die strategische Ausrichtung und hat das Venture-Client-Modell etabliert. Als ehemaliger Gründer spricht er regelmäßig über Themen aus dem Startup-Bereich, unter anderem als Moderator des Podcasts “Scalecast”.

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Bitpanda: Neuer Co-CEO neben Gründer Eric Demuth


Eric Demuth führte gemeinsam mit Paul Klanschek das Krypto-Unicorn Bitpanda. Jetzt gibt Klanschek seinen Posten auf und wechselt in den Aufsichtsrat.

Bitpanda: Neuer Co-CEO neben Gründer Eric Demuth

Eric Demuth gründete Bitpanda 2014.
Bitpanda

Beim Wiener Krypto-Unicorn Bitpanda gibt es einen Wechsel an der Führungsspitze. Neben Gründer Eric Demuth steht jetzt Lukas Enzersdorfer-Konrad als Co-CEO. Mitgründer Paul Klanschek, der bislang mit Demuth das Startup geführt hat, gibt seinen Posten auf und wechselt im Oktober in den Aufsichtsrat.

„In dieser Rolle wird er weiterhin dazu beitragen, die langfristige strategische Ausrichtung von Bitpanda zu lenken, während er sich aus der operativen Verantwortung zurückzieht“, heißt es vom Startup.

Neuer CEO seit 2018 im Team von Bitpanda

Enzersdorfer-Konrad ist seit 2018 bei Bitpanda. Angefangen hat er als COO, wurde dann CPO und war seit Juli 2022 stellvertretender CEO. Enzersdorfer-Konrad sei in den vergangenen Jahren unter anderem stark an der Strategie und Skalierung beteiligt gewesen, so Bitpanda. Intern ändere sich durch die neue Doppelspitze nichts, wie Demuth gegenüber Handelsblatt sagt.

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2014 gründete Eric Demuth gemeinsam mit Paul Klanschek und Christian Trummer (Chief Scientist) das Krypto-Startup Bitpanda. Sieben Jahre später erreichte das Startup Unicorn-Status, mittels einer Finanzierung in Höhe von 142 Millionen Euro.

Gegenüber dem Handelsblatt sagte die neue Führungsspitze, der Umsatz habe im vergangenen Jahr bei 393 Millionen Euro gelegen. Bitpanda plant weiter zu waschen und will in der EU sowie auch nach UK expandieren.



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