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UX/UI & Webdesign

Kreativität, Struktur und die Rolle der KI


Damit der Designprozess gelingt, ist eine solide Struktur wichtig. In diesem Artikel erfährst du, warum ein systematischer Designprozess wichtig ist und in welchen sieben Schritten dieser gelingt.

Warum sehen plötzlich so viele Websites gleich aus?

Immer wieder die gleichen Layouts, ähnliche Farbpaletten, identische Strukturen. Manchmal hat man das Gefühl, kennt man eine Website, kennt man alle…

Der Designprozess neu gedacht: Kreativität, Struktur und die Rolle der KI 1
Der Aufbau und das Design von Websites ähneln sich (zu) oft.

Diese Homogenität ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines Trends, der sich schleichend durchgesetzt hat:
Design, das auf Sicherheit statt auf Originalität setzt.

Die Gründe dafür sind vielseitig:
Effizienz, messbare Ergebnisse und die Angst, Risiken einzugehen. Wenn ein Website-Design für hohe Conversion-Raten sorgt, wird es blitzschnell kopiert und angepasst.

Was ist ein systematischer Designprozess?

Ein systematischer Designprozess ist der Schlüssel, um kreative und gleichzeitig nutzerzentrierte Lösungen zu entwickeln. Er strukturiert den Ablauf in klar definierte Schritte wie Briefing, Recherche und Gestaltung, wodurch Effizienz und Innovation gefördert werden. Mit Unterstützung von KI können repetitive Aufgaben automatisiert und Raum für kreative Arbeit geschaffen werden – ohne die Kontrolle oder Verantwortung des Designers zu ersetzen.

Ein innovativer Stiltrend auf Plattformen wie Dribbble oder Behance? Schon bald findet er sich überall. Doch das Streben nach Vertrautem führt zu einem Einheitsbrei, der Kreativität und Überraschung verdrängt.

Dabei sollte gutes Design nicht nur funktionieren, sondern auch begeistern und Differenzierung schaffen. Die Herausforderung liegt darin, den Mut zu finden, den Status quo infrage zu stellen und neue Wege zu gehen. Genau hier kommt ein durchdachter Designprozess ins Spiel. Mit einer klaren Struktur kannst du Raum für Kreativität schaffen, ohne die Bedürfnisse der Nutzer aus den Augen zu verlieren – und vielleicht den nächsten Trend setzen, anstatt ihm nur zu folgen.

Dies habe ich ausführlicher auch im Artikel Der Status quo des Webdesigns – so verändert sich die Webdesign-Branche beschrieben.

Diese Thematik/Problematik betrifft aber bei Weitem nicht nur das Webdesign, sondern auch alle anderen Branchen, die im weitesten Sinne mit Design zu tun haben.

Der Designprozess neu gedacht: Kreativität, Struktur und die Rolle der KI 2Der Designprozess neu gedacht: Kreativität, Struktur und die Rolle der KI 2
Moderne Restaurants/Cafés ähneln sich oft, ebenso wie typische moderne Ferienwohnungen.

Im Interior Design hat sich der sogenannte „Airbnb-Stil“ als universelle Ästhetik etabliert und durchgesetzt:
weiße Wände, rohes Holz, Edison-Birnen und minimalistisches, offenes Design kombiniert.

Ursprünglich als Ausdruck von Authentizität gedacht, findet sich dieser Stil nicht nur in Airbnb-Wohnungen, sondern auch in Cafés und Restaurants weltweit. Ein Design, das unabhängig von Ort oder Kontext übernommen wird. Statt lokaler Individualität entsteht eine gleichförmige, globalisierte Designlandschaft. Dieser Trend bietet zwar Komfort und Wiedererkennbarkeit, wird jedoch zunehmend als austauschbar und unpersönlich kritisiert.

Der Designprozess neu gedacht: Kreativität, Struktur und die Rolle der KI 3Der Designprozess neu gedacht: Kreativität, Struktur und die Rolle der KI 3
Designs ähneln sich auch im Produkt- und Logodesign immer mehr.

Einzigartigkeit und traditionelles Design gehen so langsam durch globalisierenden Kapitalismus und globalisiertes Design verloren.

Kreative Bereiche werden zunehmend durch Konventionen und Klischees definiert; Unterscheidbarkeit geht verloren.

Solche „Standard-Designs“ sind natürlich nicht pauschal schlecht oder falsch. Aber eben auch nicht immer zielführend.

Warum ist ein systematischer Designprozess wichtig?

Design hat in den letzten Jahren also an Diversität eingebüßt – viele (Online-)Projekte sind ein Spiegelbild dessen, was auf Plattformen wie Dribbble oder Behance trendet.

Hier kann ein gut strukturierter Designprozess den Raum schaffen, um mutige und originelle Lösungen zu entwickeln, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Eine Kombination aus Kreativität, Zeit, Kooperation, Kundenanalyse und einem klaren Ziel sind die Mittel, die zum Erfolg führen.

Um all diese unterschiedlichen Faktoren berücksichtigen zu können, ist ein strukturiertes Vorgehen erforderlich. Hier kommt der Designprozess ins Spiel. Denn dieser Prozess definiert wichtige Richtlinien für die Entwicklung und stellt gleichzeitig sicher, dass das Webdesign am Ende die Nutzerbedürfnisse erfüllt.

The internet needs a shot of uniqueness and a dash of weirdness.

Is ⌘ + C the new design process?

Gut zu wissen:
Der Designprozess ist kein abgeschlossener Prozess, der sich lediglich auf das Webdesign beschränkt. Es handelt sich dabei um einen abteilungsübergreifenden Prozess, der unterschiedliche und funktionsübergreifende Teammitglieder miteinander verbindet. Deshalb solltest Du in diesen Prozess bestenfalls Projekt-/Produktmanager, Entwickler und andere Entscheidungsträger einbeziehen.

Ein klarer, systematischer Prozess kann Raum für Kreativität schaffen.

Ein systematischer Designprozess schafft nicht nur Struktur, sondern bietet auch die Möglichkeit, neue Technologien wie künstliche Intelligenz effektiv einzubinden. KI-gestützte Tools können dabei helfen, repetitive Aufgaben zu automatisieren, tiefere Einblicke in die Nutzerbedürfnisse zu gewinnen und den gesamten Workflow effizienter zu gestalten. Durch die gezielte Nutzung von KI können Designer mehr Zeit für kreative und strategische Aufgaben gewinnen.

Mit der Einführung von KI-gestützten Tools wie Figma AI wird jedoch die Rolle des Designers mehr denn je hinterfragt. Während KI Routineaufgaben wie die Generierung von Layouts und Farben übernimmt, bleibt der systematische Designprozess entscheidend, um Kreativität und Problemlösungskompetenz zu bewahren.

Der wahre Wert eines Designers liegt nicht in der Automatisierung, sondern in der Fähigkeit, Probleme zu analysieren und ganzheitliche, auf die Nutzer abgestimmte Lösungen zu entwickeln

Die sieben Schritte des Designprozesses

Obwohl sich kreative Abläufe nur selten vereinheitlichen lassen, ist ein strukturierter Ablauf unerlässlich. Ohne eine gewisse Struktur hat das Designteam weder den notwendigen Entwicklungsrahmen, noch wissen andere Teilnehmer, wie sie sich einbringen können. Trotzdem gilt es, die individuellen Herangehensweisen bei der Planung eines solchen Ablaufs zu berücksichtigen, sodass eine maßgeschneiderte Lösung entsteht.

Dieser maßgeschneiderte Ansatz soll dabei helfen, die individuellen Gegebenheiten zu berücksichtigen und den eigenen Workflow zu unterstützen. Dennoch gibt es einige Phasen, die auf keinen Fall fehlen sollten.

Insgesamt lässt sich der Prozess für ein großartiges Design in sieben separate Schritte unterteilen:
Briefing, Recherche, Entwicklung, Gestaltung, Tests, Überarbeitung und Feedback.

Diese Hauptschritte heißen zwar nicht immer so, und sind oft unterschiedlich gewichtet von Projekt zu Projekt, aber „abgearbeitet“ sollten sie alle werden.

Übrigens:
Auf den ersten Blick sieht es oft so aus, als würde der Aufwand aufgrund des strukturierten Prozesses steigen. Das ist allerdings fast nie der Fall. Stattdessen fördert ein durchdachter Ablauf die Transparenz und hilft dabei, Anpassungen in letzter Minute auf ein Minimum zu reduzieren.

1. Briefing

Es spielt keine Rolle, worum es in deinem Projekt geht:
Ein gutes und durchdachtes Briefing ist die Grundlage für den Projekterfolg. Denn obwohl das Erstellen eines solchen Briefings zeitintensiv sein kann, verhindert es den sogenannten Sprung ins kalte Wasser. Es hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden und die Anzahl an Korrekturschleifen zu reduzieren. Kein Wunder also, dass das detaillierte Briefing ein wichtiges Fundament darstellt.

Üblicherweise handelt es sich beim Briefing um ein einfaches Dokument, das man auch einfach im bevorzugten Textverarbeitungsprogramm erfassen kann.

Das Briefing sollte u. a. beinhalten:

  • sämtliche Rahmenbedingungen
  • Ist-Zustand
  • Ziele
  • Wünsche und Vorstellungen
  • Klare, messbare Erfolgskriterien
  • Zielgruppe
  • und vieles mehr

Ein solches Dokument bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, da es alle wichtigen Punkte schriftlich festhält. Abhängig vom jeweiligen Projekt ist man aber nicht auf ein einzelnes Word-Dokument beschränkt. Stattdessen können Grafiken referenziert oder andere Informationsquellen eingebunden werden.

Wichtig ist hierbei, dass sämtliche Informationen klar, präzise, verständlich und überschaubar bleiben – für alle Projektbeteiligten.

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Die Bestandteile eines guten Briefings.

Tipp:
Ein Briefing lohnt sich nicht nur dann, wenn externe Mitarbeitern dabei sind. Vielmehr ist es eine wichtige Hilfe für Ihr Team und alle, die direkt oder indirekt am Prozess beteiligt sind. Je ausführlicher und verständlicher das Briefing, desto leichter ist es, ein gemeinsames Verständnis zu schaffen.

Konzeptions Kit mit hilfreichen VorlagenKonzeptions Kit mit hilfreichen Vorlagen
Das Konzeptions Kit hilft mit zahlreichen Vorlagen.

KI im Briefing-Prozess

Künstliche Intelligenz kann den Briefing-Prozess erheblich erleichtern und strukturieren. Durch Tools wie ChatGPT oder andere KI-gestützte Anwendungen lassen sich erste Ideen sammeln, Zielgruppen analysieren und relevante Daten auswerten.

KI kann zudem helfen, Informationen aus bestehenden Dokumenten oder Marktdaten zu extrahieren und in einem übersichtlichen Format bereitzustellen. Auch die Formulierung klarer Zielsetzungen oder messbarer Erfolgskriterien kann durch KI unterstützt werden.

Ein Beispiel:
Statt aufwendig Wettbewerberprofile manuell zu erstellen, kann eine KI Markttrends und Mitbewerberdaten analysieren und daraus Schlüsselpunkte ableiten. So wird der Briefing-Prozess effizienter, ohne an Präzision zu verlieren.

2. Recherche: Entdecken und analysieren

Die Recherche ist üblicherweise der zweite Schritt, der im Designprozess anfällt. Wie umfangreich die Recherche ausfallen muss und worauf du dich konzentrieren solltest, hängt stark vom Briefing ab. Ganz allgemein ist eine umfangreiche Analyse hilfreich, da sie potentielle Risiken aufdeckt und dabei hilft, den Markt besser zu verstehen.

Folgende Punkte sollte eure Recherche daher berücksichtigen:

  • Den aktuellen Markt sowie bereits absehbare Entwicklungen.
  • Die Mitbewerber.
  • Die Menschen, die sich für die Produkte interessieren (sollen).
  • Gängige Design-Praktiken (in der Branche).
  • Mögliche Schlüsselkriterien, um die Performance auf dem Markt zu messen.
  • Das Look-and-Feel anderer Angebote, die es aktuell auf dem Markt gibt.

Berücksichtigst du diese Punkte bei deiner Recherche, wird es deutlich einfacher, das passende Design umzusetzen.

Zusätzlich kann eine ausführliche Design-Recherche inspirieren und die Richtung weisen. Es ist oft gar nicht notwendig, dass du selbst herausfindest, was funktioniert und was nicht. Stattdessen kannst du die Rechercheergebnisse anderer Wettbewerber für dich nutzen und sie weiter verbessern, um ein noch überzeugenderes Ergebnis zu entwickeln.

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Eine gute Recherche bedeutet auch, Mitbewerber-Websites zu analysieren.

Forschung und KI-gestützte Marktanalyse

KI revolutioniert die Recherche, indem sie große Datenmengen analysiert und wertvolle Insights generiert. Tools wie Perplexity oder Claude können genutzt werden, um Wettbewerber zu identifizieren, Branchentrends zu erkennen und relevante Zielgruppeninformationen zu extrahieren. KI vereinfacht den Zugang zu komplexen Marktdaten und liefert präzise Analysen, die sonst zeitaufwändig wären.

Ein Beispiel:
Statt manuell Marktentwicklungen zu beobachten, kann eine KI Trends in Echtzeit verfolgen und Berichte erstellen, die den Designprozess gezielt lenken. Durch die Kombination aus Geschwindigkeit und Genauigkeit ermöglicht KI eine fundierte Recherche, die als solide Basis für innovative Designentscheidungen dient.

3. Konzeptentwicklung und Ideenfindung

Mit diesem Schritt beginnt die eigentliche Kreativität in deinem Designprozess. Wie du bei der Ideenfindung vorgehst, hängt stark von deinen individuellen Vorlieben und deinem Themengebiet ab.

Daher ist die Wahl zwischen Stift und Papier, einem Whiteboard und einer reinen Online-Lösung nicht entscheidend. Viel wichtiger ist, dass du alle deine Ideen sammelst.

Diesem ersten Brainstorming gibst du am besten einen festen zeitlichen Rahmen, um deine Konzentration zu straffen. Außerdem kann es hilfreich sein, diese erste Ideensammlung nicht alleine vorzunehmen:
Bitte Kollegen, Kunden oder Bekannte um Hilfe – je nachdem, welche Personengruppe für deine persönliche Situation infrage kommt.

KI in der Konzeptentwicklung und Ideenfindung

KI kann als kreativer Partner in der Konzeptionsphase fungieren, indem sie Ideen generiert und Inspiration liefert. Tools wie ChatGPT unterstützen beim Brainstorming und können neue Ansätze vorschlagen, während Anwendungen wie DALL·E oder Adobe Firefly erste visuelle Konzepte erstellen.

Diese Tools sind besonders nützlich, um alternative Herangehensweisen zu entdecken, die sonst möglicherweise übersehen werden. Wichtig bleibt jedoch, die von der KI vorgeschlagenen Konzepte zu bewerten und weiterzuentwickeln, um sicherzustellen, dass sie die Zielgruppe ansprechen und zur Projektvision passen. So bleibt die kreative Kontrolle beim Designer, während KI neue Perspektiven eröffnet.

4. Gestaltung

Das Ergebnis dieser Phase des Prozesses ist häufig ein erster Prototyp oder etwas Vergleichbares. Was du hier entwicklest, basiert wiederum auf den Ergebnissen deiner Ideenfindung und schließt somit die ersten beiden Schritte ein. Damit handelt es sich um das Herzstück des Design-Workflows.

Häufig ist für diesen Schritt ein straffer zeitlicher Rahmen festgelegt, der ein hohes Maß an Konzentration erfordert. Es ist trotzdem sinnvoll, deine Design-Gestaltung möglichst von Anfang an zu optimieren.

  • Erschaffe unterschiedliche Entwürfe während dieses Prozessschrittes. Am besten ist es, sie alle aufzubewahren, damit du sie später miteinander vergleichen kannst oder als Back-up.
  • Teste unterschiedliche Stilrichtungen, Farbpaletten und Layouts, bis dir das Ergebnis gefällt. Achte unbedingt darauf, dass sie sich dennoch an der gewünschten Zielgruppe orientieren und sich diese Ausrichtung auch im Design widerspiegelt.
  • Beginne möglichst früh damit, deine Ideen zumindest schematisch umzusetzen. So hast du die Möglichkeit, die ein oder andere Nacht darüber zu schlafen. Ein solches Vorgehen ist sinnvoll, da es hilfreich ist, Designs regelmäßig mit einem frischen Blick und einem gewissen Abstand gegenzuprüfen.
  • Frage Kollegen oder andere Teammitglieder regelmäßig nach Feedback, um dieses direkt zu überdenken.

Stelle dir die Frage:
Macht mein Design wirklich einen Unterschied, oder repliziert es nur das, was bereits existiert?

Der Designprozess neu gedacht: Kreativität, Struktur und die Rolle der KI 6Der Designprozess neu gedacht: Kreativität, Struktur und die Rolle der KI 6
Das Design Kit erleichtert den Designprozess und -entwürfe mit vielen nützlichen Vorlagen.

Tipp:
Bevor du mit der Gestaltung beginnst, solltest du sicherstellen, dass sich alle auf ein Konzept geeinigt haben. Dieses Konzept ist die Grundlage für ein gemeinsames Verständnis. Dieses gemeinsame Verständnis ist besonders wichtig, damit alle Teammitglieder an einem Strang ziehen können und bei Diskussionen dieses als Entscheidungsgrundlage dienen kann.

Ein häufiger Kritikpunkt ist, dass Design durch Effizienz und KPIs eingeengt wird. Doch Kreativität kann wiederbelebt werden, indem Designer ihre Inspirationsquellen diversifizieren und experimentieren.

Ein Vorschlag:
Lass dich weniger von Online-Plattformen wie Awwwards leiten und mehr von realen Erfahrungen, Kunst oder Architektur inspirieren. Oder entdecke heterogene Webdesigns in der Website-Galerie.

5. Testen und Feedback

Sobald du ein erstes Ergebnis präsentieren kannst, ist es an der Zeit, Feedback einzuholen. Selbst wenn zahlreiches Feedback während der Gestaltungsphase eingeflossen ist, solltest du diesen Schritt auf keinen Fall überspringen.

Denn das sogenannte Design-Review ist der perfekte Zeitpunkt, um aussagekräftiges und strukturiertes Feedback einzuholen. Zusätzlich treffen an dieser Stelle unterschiedliche Personengruppen aufeinander, was zu interessanten Diskussionen führen kann. Diese unterschiedlichen Sichtweisen tragen wiederum dazu bei, dass du das bestmögliche Ergebnis liefern kannst.

Am einfachsten gelingt ein solcher Design-Review-Prozess mithilfe von Kollaboration-Tools. In ihnen lässt sich das Feedback sammeln und anschließend systematisch organisieren. Dadurch sparst du dir Zeit, musst niemandem hinterherlaufen und hast eine Referenz für alle, die sich in den Designprozess einbringen möchten.

KI als Feedback-Tool

KI-gestützte Tools können den Feedback-Prozess erheblich optimieren, indem sie Entwürfe automatisch analysieren und Verbesserungsvorschläge machen. Anwendungen wie Uizard oder VisBug ermöglichen es, Layouts auf Schwachstellen wie schlechte Lesbarkeit, inkonsistente Abstände oder fehlende visuelle Hierarchie zu überprüfen. Zudem können KI-Modelle Simulationen erstellen, um zu zeigen, wie unterschiedliche Zielgruppen auf ein Design reagieren könnten.

Ein weiterer Vorteil ist die Automatisierung wiederkehrender Feedback-Aufgaben, wie das Prüfen von Farbkontrasten oder Responsiveness. Designer erhalten so nicht nur schneller Rückmeldungen, sondern auch eine datengetriebene Grundlage für Verbesserungen, ohne die Kreativität zu beeinträchtigen. Die finale Bewertung bleibt jedoch stets in menschlicher Hand.

Tipp:
Definiere vorab, wie das Feedback aussehen soll. Ein vordefiniertes Template erleichtert nicht nur die spätere Auswertung, sondern stellt sicher, dass du mehr Feedback bekommst.

6. Überarbeitung

Im Anschluss an die Feedbackphase ist es erforderlich, die Rückmeldungen der verschiedenen Beteiligten gründlich zu prüfen. Allerdings kann es eine Weile dauern, bis sich alle Beteiligten zu dem jeweiligen Revisionsstand geäußert haben.

Eine Deadline für die Abgabe von Feedback ist daher durchaus sinnvoll. Schließlich geraten solche Aufgaben nur zu gerne in Vergessenheit oder werden im Alltagstrott von Tag zu Tag aufs Neue verschoben.

Die Versionierung unterschiedlicher Design-Zustände kann hier hilfreich sein, um im Zweifelsfall zu einem früheren Stand zurückgehen zu können. Wenn du zu jedem Entwurf das Feedback speicherst, steigerst du die Transparenz des Entwicklungsprozesses um ein Vielfaches. Ebenfalls hilfreich ist, dass sich Entscheidungen anhand solcher Aufzeichnungen deutlich leichter nachvollziehen lassen.

Gut zu wissen:
Bei der Review- und Überarbeitungsphase reicht selten ein einzelner Durchlauf. Stattdessen sollten beide Schritte als iterativen Prozess betrachtet werden. Wiederhole diesen so lange, bis du und alle anderen Beteiligten mit dem Ergebnis zufrieden sind. Erst dann solltest du zum nächsten Schritt – der Freigabe – übergehen.

7. Freigabe

Die Freigabe ist der finale Schritt im Designprozess. Hier segnen alle Parteien das überarbeitete Design ab. Das Design kann nun in die technische Umsetzung weitergereicht werden, oder „reingezeichnet“ werden.

Größere Projekte lassen sich hingegen selten auf einmal freigeben. Stattdessen kann es notwendig sein, die Freigabe für unterschiedliche Teilaspekte einzuholen. Das ist beispielsweise bei größeren Softwareprojekten oder Apps der Fall. Hier ist es notwendig, bestimmte Funktionalitäten oder Bestandteile von unterschiedlichen Personengruppen freigeben zu lassen.

KI als Gamechanger oder Erweiterung im Designprozess

Künstliche Intelligenz revolutioniert auch den Designprozess und eröffnet Möglichkeiten, die vor wenigen Jahren undenkbar schienen. Durch den Einsatz von KI-Tools können Designer komplexe Aufgaben automatisieren, tiefere Einblicke in Nutzerbedürfnisse gewinnen und die Effizienz erheblich steigern. Doch was macht KI zu einem echten Gamechanger?

Automatisierung und Effizienz:
Routineaufgaben wie die Erstellung von Layouts, Farbschemata oder Content-Vorschlägen können durch KI-gestützte Tools wie Figma AI oder Adobe Firefly in Sekunden erledigt werden. Diese Automatisierung spart nicht nur Zeit, sondern schafft auch Freiräume für kreatives Denken und strategische Problemlösungen.

Der Designprozess neu gedacht: Kreativität, Struktur und die Rolle der KI 7Der Designprozess neu gedacht: Kreativität, Struktur und die Rolle der KI 7
KI-Tools ergänzen und erleichtern inzwischen den Designprozess.

Personalisierung und Nutzerfokus:
Eine der größten Stärken von KI liegt in ihrer Fähigkeit, Daten zu analysieren und personalisierte Erlebnisse zu schaffen. Durch die Auswertung von Nutzerverhalten kann KI beispielsweise spezifische Designvorschläge unterbreiten, die genau auf die Zielgruppe zugeschnitten sind. Dies führt zu individuelleren, benutzerfreundlicheren Produkten.

Unterstützung statt Ersatz:
KI soll den Designer nicht ersetzen, sondern als unterstützendes Werkzeug dienen. Sie kann Ideen generieren, Muster erkennen und neue Ansätze vorschlagen, doch die finale Entscheidung und die kreative Feinabstimmung liegen weiterhin beim Menschen. Genau hier entfaltet sich die Stärke der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine.

Herausforderungen meistern:
Doch der Einsatz von KI bringt auch Verantwortung mit sich. Designer müssen sicherstellen, dass die Automatisierung transparent bleibt, Nutzerdaten geschützt werden und die Technologie keine Verzerrungen oder fehlerhaften Entscheidungen hervorruft.

Mit KI wird der Designprozess nicht nur effizienter, sondern auch dynamischer. Die wahre Stärke von KI liegt darin, Routine zu bewältigen und Freiräume für das zu schaffen, was Design wirklich ausmacht: Kreativität, Innovation und die Lösung von Nutzerproblemen.

Potentielle Nachteile von KI im Designprozess

Seit der Einführung von KI-generierten Designs wächst die Sorge, dass Tools wie Figma oder ChatGPT Designer ersetzen könnten. Doch die Realität sieht anders aus: KI kann zwar Inhalte generieren, aber das Verständnis für Nutzerbedürfnisse und die Fähigkeit, kreative und ethische Entscheidungen zu treffen, bleibt einzigartig menschlich.

Ein Beispiel ist das kürzlich aufgedeckte Problem von Figma AI, bei dem generierte Designs bestehende Apps wie Apple Weather kopierten. Dies zeigt, dass KI zwar schnell Ergebnisse liefert, aber oft den Kontext und die Originalität vermissen lässt.

Obwohl KI Tools wie Auto-Layout oder vorgefertigte Designsysteme bietet, besteht die Gefahr, dass Designer wichtige Grundlagen übersehen könnten. Zu viele Anfänger verlassen sich auf vorgefertigte Lösungen, anstatt ein tiefes Verständnis für Layouts und Hierarchien zu entwickeln. Dies war früher schon so, als die typischen Website-Templates und -Themes aufkamen. Und wiederholt sich nun mit KI-Designlösungen.

Dies führt zu Designs, die zwar effizient erstellt wurden, aber oft an Originalität und Nutzungsqualität verlieren. Der wahre Mehrwert eines Designers zeigt sich, wenn komplexe Probleme auftreten, die KI nicht lösen kann. Hier ist es entscheidend, die Grundlagen des Designs zu verstehen und individuelle Lösungen zu entwickeln.

Beginne mit klar definierten Zielen, um KI effektiv im Designprozess zu nutzen:
Welche Aufgaben sollen automatisiert werden, und wo kann KI den größten Mehrwert bieten?

Nutze spezialisierte Tools wie Figma AI für Layouts oder ChatGPT für Content-Ideen. Teste KI-Outputs kritisch und integriere Nutzerfeedback kontinuierlich, um sowohl die Ergebnisse als auch die KI-Modelle zu optimieren.

Erfahre mehr zu KI im Design:
KI im Webdesign: Die Zukunft der Inhalte & Gestaltung von Websites

Dein idealer Designprozess

Ein fester, strukturierter Prozess – insbesondere ein iterativ gestalteter Ablauf – bringt zahlreiche Vorteile mit sich.

Auf der einen Seite hilft er dabei, deine Arbeit gewissenhaft zu erledigen und überzeugende Ergebnisse zu liefern. Auf der anderen Seite wissen alle Beteiligten von Anfang an, welche Schritte auf sie zukommen und worauf sie sich einstellen dürfen. Im Sinne des Designs bedeutet das, dass es möglich ist, Kundenbedürfnisse besser zu erfüllen, das Budget zu schmälern und schnellere Ergebnisse zu liefern.

Zusätzlich sind deine Kunden zufriedener, wenn der Designprozess dank dieser Struktur rund läuft. Schließlich ist nichts frustrierender, als permanente Anpassungen, nachdem das Produkt eigentlich fertiggestellt ist.

Achte bei der Auswahl des passenden Prozesses unbedingt darauf, dass er zu dir und deinen Kunden passt. Oftmals unterscheiden sich die erforderlichen Schritte abhängig von der Unternehmensgröße, der Branche und dem Produkt. Es ist daher umso wichtiger, enge Absprachen zu treffen. Das kann bedeuten, dass du einige Anpassungen vornehmen oder unterschiedliche Modelle kombinieren musst. Das Ergebnis ist jedoch stets eine konsequente Verbesserung und Vereinfachung des Designprozesses.

Weiter spanennde Quellen, um die Thematik zu vertiefen:
Copying is the way design works
The End of Design?
Is ⌘ + C the new design process?
10 Best Practices for Designing with AI
Stop designing like it’s 2019: Merging AI with Design Thinking

Konzeptions Kit mit hilfreichen VorlagenKonzeptions Kit mit hilfreichen Vorlagen

Zusammenfassung – wichtige Erkenntnisse zu Designprozessen und KI

Ein systematischer Designprozess schafft Struktur und Kreativität:
Ein klarer Ablauf in sieben Schritten – von Briefing bis Freigabe – fördert innovative, nutzerzentrierte Lösungen und minimiert Anpassungen in letzter Minute.

KI unterstützt Designer effizient und zielgerichtet:
Von der Ideenfindung bis zur Marktanalyse können KI-Tools wie ChatGPT oder Figma AI repetitive Aufgaben automatisieren und wertvolle Insights liefern, während die kreative Kontrolle beim Designer bleibt.

Marktanalyse wird durch KI präziser und schneller:
KI-gestützte Tools analysieren große Datenmengen, identifizieren Trends und liefern fundierte Grundlagen für Designentscheidungen.

KI generiert Inspiration, ersetzt aber keine Kreativität:
Während Tools wie Adobe Firefly visuelle Vorschläge liefern, bleibt die Feinarbeit und die kreative Differenzierung Aufgabe des Designers.

Feedback mit KI optimieren:
Automatisierte Tools analysieren Designs und geben datenbasiertes Feedback zu Lesbarkeit, Hierarchie und Zielgruppenanpassung, was Zeit spart und Ergebnisse verbessert.

Transparenz und Datenschutz sind essenziell:
Beim Einsatz von KI ist es entscheidend, Nutzerdaten zu schützen und die Automatisierung transparent zu gestalten, um Vertrauen zu schaffen.

Iterative Prozesse führen zu besseren Ergebnissen:
Regelmäßige Überarbeitung und Feedback-Schleifen stellen sicher, dass Designs den Anforderungen aller Beteiligten gerecht werden.

Die Zukunft des Designs liegt in der Kombination von KI und menschlicher Expertise:
KI ist ein Werkzeug, das den Prozess erleichtert, während Kreativität, Empathie und Problemlösungsfähigkeit weiterhin die Kernkompetenzen des Designers sind.



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Warc hat sich das Verhalten von Verbraucher:innen genau anschaut und die Ergebnisse im Report festgehalten. Es wurden einige spannende Take-aways identifiziert, die es in sich haben – und einen starken Fokus auf AI legen. Die sozialen Verbindungen bleiben dabei aber nicht auf der Strecke!

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Interessant ist auch, dass neben der AI-Entwicklungen Influencing und Content Creators in Social Media weiterhin sehr relevant sind. Verbraucher:innen informieren sich laut Report sehr stark in den sozialen Netzwerken und Kanälen – und kaufen dann auch, 47 % kaufen aufgrund von Influencer:innen-Empfehlungen. Dieser Trends setzt sich also fort, aber Konsument:innen müssen heutzutage aufpassen, denn manchmal verbirgt sich hinter einer Produktbewertung oder -information nur KI-Fake.

Anknüpfend daran kommt der Report dann auch aufs Thema Künstliche Intelligenz und die Nutzung von Agenten. Der zukünftige Umgang und die Nutzung damit wird als Paradigmenwechsel im Bereich AI User Experience bezeichnet.

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Aber auch Freizeitaktivitäten wie Brettspiele, Festivals und Events sind vor allem bei den jungen Generationen beliebt. Offenbar – so der Report – besteht der Wunsch, sich neben dem Digitalen wieder mehr offline zu connecten. Stichwort: soziale Kontakte pflegen.

Marken können darauf reagieren, indem sie beispielsweise erlebnisorientierte Aktivitäten wie Pop-ups, Workshops und Festivals schaffen. Auch für Agenturen könnte der Trend interessant sein, wenn Unternehmen in diesen Bereichen Kreativaufträge vergeben möchten.

Im Report gibt es dazu diesen Impuls:

»Die Identifizierung dieser neuen Räume und deren Einbindung in Touchpoint-Strategien kann dazu beitragen, die Sichtbarkeit und die mentale Verfügbarkeit der Marke zu steigern. Eine Zusammenarbeit mit strategischen Partnern wie sozialen Clubs und Plattformen kann helfen, die Reichweite der Marke zu vergrößern.«

Das Reporting basiert auf GWI-Umfragen in 54 Märkten, kombiniert mit WARCs eigenen Untersuchungen, Fallstudien und Analysen.



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UX/UI & Webdesign

Alles so schön zentrisch hier! – Was bedeutet „optische Mitte“, und welche Gestaltungsgrundlagen kommen heutzutage im Kommunikations- und Informationsdesign zur Anwendung?


Optische Mitte, Symmetrie, Asymmetrie und Achsen sind in der Gestaltung elementare Gestaltungsprinzipien. Diese beeinflussen maßgeblich, inwieweit wir Objekte, Zeichen und Designs als harmonisch, ausgewogen und ästhetisch ansehen, auch ob wir jemand anderen als schön empfinden.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, heißt es. Eine Redewendung, die einen Trugschluss birgt: die Existenz von objektiven Kriterien und übergreifenden, universellen Maßstäben wird dabei ausgeblendet. Ästhetik ist nicht völlig relativ. Welche Rolle hierbei Symmetrie spielt, auch welche wahrnehmungspsychologische Faktoren im Design im Zusammenhang mit der optischen Mitte und im Hinblick auf das Empfinden von Ausgewogenheit einen Einfluss haben, darum soll es in diesem Artikel gehen.

Der nachfolgende Text verhält sich asymmetrisch, gemessen an Normen der heutigen Informationsgesellschaft, denn er ist unüblich lang. Ein gewisses Durchhaltevermögen wird dem Leser also abverlangt, vor allem ein scharfer Blick. Bevor wir uns mit konkreten Designs beschäftigen, ist es notwendig zunächst die Gestaltungsgrundlagen zu kennen und zu verstehen.

Symmetrie

Warum ist Symmetrie wichtig? Symmetrie entspricht einer klaren, einfachen Struktur, die das Gehirn leichter verarbeitet und als angenehm empfindet. Symmetrische Formen und Zeichen interpretieren wir als Ordnung, Stabilität und Ruhe, auch als Gesundheit (Biologie). Bei der Einteilung von Flächen in links, rechts, oben, unten und mittig spielt die selbst-bezogene Raumvorstellung des Menschen eine wesentliche Rolle. „Der Mensch macht sich selbst zum Maß seiner Wahrnehmung“ 1. Wir empfinden Symmetrie als harmonisch, da diese auf uns selbst verweist und uns als Individuum bestätigt (Abb. Mensch als Bezugspunkt).

Wenn im Design, in der Grafik, in der Fotografie Objekte als zentrisch dargestellt werden sollen, ist die mathematische Symmetrie nicht entscheidend. Vielmehr geht es in der Gestaltung darum, einen visuellen Eindruck von Symmetrie zu erzeugen. Entscheidend ist, wie es wahrgenommen wird, nicht wie es ist. Was als symmetrisch, harmonisch und ausgewogen wahrgenommen wird, ist verschieden. Auch das Empfinden der optischen Mitte ist individuell verschieden.

Optische Mitte

Eine optische Mitte ist keine objektive Größe, sondern ein wahrnehmungspsychologischer Kompromiss, der für möglichst viele Menschen eine ausgewogene, harmonische Wirkung erzeugen soll. Es geht bei der Bestimmung der optischen Mitte um eine Lösung, die konsensfähig ist.

Im Kommunikations- und Informationsdesign wird empfohlen, wichtige Gestaltungselemente eher an der optischen Mitte als an der geometrischen Mitte zu platzieren, um so ein harmonisch ausgewogenes Gesamtbild zu erzeugen. Je nach Objekt und Format können optische Mitte und geometrische Mitte identisch sein (Beispiel Zielscheibe) – in vielen Fällen jedoch unterscheiden sich diese.

Die optische Mitte betrifft beide Achsen, die horizontale wie die vertikale, jedoch nicht im gleichen Maße. In Bezug auf die vertikale Achse müssen Objekte häufiger händisch positioniert werden. Dies hat wahrnehmungspsychologische Gründe.

Geometrische Mitte versus optische Mitte
Geometrische Mitte versus optische Mitte

In der vertikalen Achse gilt:

Geometrisch mittig platzierte Objekte wirken in einem umgebenden Format (A4, Smartphone im Porträtmodus, u.a.), als seien sie aus der Mitte nach unten verschoben, obwohl sie geometrisch perfekt zentriert sind.

Je höher das Format, um so stärker der Effekt.

Der wahrnehmungspsychologische Grund hierfür ist folgender: Das menschliche Orientierungssystem nutzt die Schwerkraftrichtung als Hauptbezugspunkt im Raum. Da Schwerkraft immer nach unten wirkt, sind wir evolutionär darauf geprägt, den unteren Bereich als den stabilen Boden wahrzunehmen. Wissenschaftler vermuten, dass die Gravitation auch der Grund dafür ist, weshalb wir die Länge von vertikalen Objekten grundsätzlich überschätzen (Horizontal-vertikal Täuschung).

In der horizontalen Achse gilt:

Geometrisch zentrisch platzierte Objekte können, je nach Form, in einem umgebenden Format so wirken, als seien sie aus der Mitte verschoben, obwohl sie geometrisch perfekt zentriert sind. Ein geometrisch zentrisch platziertes Dreieck in einem Kreis wirkt optisch nach links verschoben (siehe Abb. unten). In diesem konkreten Fall wird die optische Ausrichtung dadurch erleichtert, dass sich der Mittelpunkt des gleichseitigen Dreiecks sehr leicht durch das Einzeichnen von Winkelhalbierenden ermitteln lässt (blaue Linien). Da die Kreisfläche nach oben und unten begrenzend wirkt, ist der so ermittelte Mittelpunkt des Dreiecks im Prinzip gleichbedeutend mit der optischen Mitte.

Das Dreieck links wirkt, obwohl geometrisch zentriert, optisch nach links verschoben. Das Dreieck rechts wirkt optisch mittig und harmonisch
Das Dreieck im linken Kreis wirkt, obwohl geometrisch zentriert, optisch nach links versetzt. Das Dreieck im rechten Kreis wirkt hingegen harmonisch positioniert

Außerdem gilt für beide Achsen:

Je unregelmäßiger die Form des Objektes, umso stärker der Effekt. Das menschliche Auge tut sich sehr schwer, wenn es darum geht, bei unregelmäßigen Objektformen die exakte Mitte zu finden. Ein achsensymmetrisches Objekt erfordert bei der Gestaltung in der Regel eine geringere Verschiebung, mitunter keine.

Eine Headline, die in Versalien gesetzt ist, bedarf in der Regel, bedingt durch die geringere Unregelmäßigkeit von Versalien, auch einer geringeren Verschiebung als eine Headline, die in Gemischtschreibweise gesetzt ist.

Das umgebende Format beeinflusst die Wahrnehmung des Objektes. Wie auch andere umgebende Objekte die Wahrnehmung eines Objektes beeinflussen (Ebbinghaus’sche-Täuschung).

Dasselbe Objekt kann in Abhängigkeit vom Hintergrund heller oder dunkler erscheinen (Simultankontrast), und somit den Effekt ebenfalls beeinflussen. Innerhalb der Gestaltpsychologie ist dokumentiert, dass bei der Perzeption von grafischen Zeichen und Symbolen viele verschiedene Faktoren und Gestaltgesetze eine Rolle spielen.

Soweit die Gestaltungsgrundlagen. Nachfolgend wird auf die unterschiedlichen Designdisziplinen eingegangen.

Schriftgestaltung

In der Typographie gibt es unzählige Methoden und Techniken, um auf mikro- und makrotypographischer Ebene für ein harmonisches Schriftbild zu sorgen: Überhang (Overshoot), Unterschneidung (Kerning), Ligaturen, Laufweite, Strichstärkenkontrast, Inktrap, und vieles mehr. So werden beispielsweise vertikale Striche (Stems) oft minimal dicker gestaltet als die horizontalen Striche (Bars), damit beide optisch gleich kräftig wirken. Im Typolexikon und unter typografie.info wird in aller Ausführlichkeit auf die vielen Facetten der Schriftgestaltung eingegangen. Kurt Weidemann hat die Vertikalen im Logo der Deutschen Bahn minimal dicker angelegt als die Horizontalen. Die Grundlage hierfür bildet auch in diesem Fall die Gestaltpsychologie.

Doch Logogestaltung ist eine eigene Designdisziplin. Es wäre ein Fehler, wie es KI-Sprachmodelle vielfach tun, wie sich im Rahmen der Recherche zu diesem Artikel gezeigt hat, Bedingungen, Regeln, Anforderungen und Ziele aus einem Teilbereich in einen anderen zu übertragen. Auch deshalb, weil KI-Sprachmodelle wie ChatGPT, GoogleGemini und Perplexity nach wie vor sehr viel Unsinn produzieren, wodurch sie entscheidend zur Verbreitung von Desinformation beitragen, soll mit diesem Artikel der Versuch der Klarstellung unternommen werden.

Denn es ist so: Während bei der Gestaltung von Schriftzeichen die harmonische Eingliederung in ein Alphabet, in ein Font-System im Vordergrund steht, liegt der Fokus bei der Gestaltung eines Logos auf dessen individuellem Ausdruck. Im Kontext Logodesign spielen Prägnanz, Individualität, Emotionalisierung und Story-Telling eine viel größere Rolle. Mit dem Design eines Logos sind ganz andere Ziele verknüpft.

Typologos wie jene von Coca-Cola oder Tempo sind mehr als ein reiner Textkorpus. Ein Typologo hat eine über das geschriebene Wort hinaus gehende semiotische Bedeutung – es repräsentiert etwas: eine Marke. Logos haben eine kommunikative Qualität. Sie werden (von der Erstwahrnehmung einmal abgesehen) weniger wie ein Wort gelesen, sondern mehr wie ein bildhaftes Zeichen erfasst und wahrgenommen, zumeist flüchtig, als Repräsentant einer Marke.

Um die Unterschiedlichkeit der Disziplinen an einem konkreten Beispiel zu veranschaulichen: Bei der Wortmarke des finnischen Glasherstellers Iittala ließen sich die Zeichenzwischenräume unter dem Gesichtspunkt der Schriftgestaltung zweifellos harmonisieren. Doch eben jene unregelmäßigen, geradezu verstörend unruhig wirkenden Zeichenzwischenräume sind es, die der Wortmarke Unverwechselbarkeit verleihen, und die den künstlerischen Anspruch der Marke Iittala artikulieren, und diesen im Visuellen bestätigen. So wie in der Musik eine Pause einem Ton Ausdruckskraft verleiht, ist es im Design der Zwischenraum, der einem Zeichen (Linie, Buchstabe, Farbfläche, u.a.) Geltung und Bedeutung verschafft.

Das bewusste Spiel mit Unregelmäßigkeiten wie auch die gezielte Asymmetrie können in der Gestaltung ungemein effektvoll sein, im Design ebenso wie in der Architektur oder in der Kunst. So wie die ineinander gelegten Hände des Arnolfini-Brautpaares (Jan van Eyck, 1434), leicht rechts der Mittelachse versetzt, Spannung erzeugen und die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen. Auch das von Paula Scher im Jahr 1995 entworfene Plakat „The Public Theater“ ist deshalb besonders aufmerksamkeitsstark, weil die Gestaltung den gezielten Bruch mit traditionellen Gestaltungsprinzipien wie Symmetrie, Goldener Schnitt, Raster und Achsen beschreibt und dabei tradiertes Harmonieverständnis auf die Probe stellt.

Unregelmäßigkeiten und Asymmetrien im Logodesign

Auch andere namhafte Grafikdesigner, etwa Saul Bass oder Paul Rand, haben für ihre Designs oft asymmetrische Kompositionen gewählt. Das Logo von Continental Airlines (Saul Bass, 1968) besteht nicht, wie so viele andere Airline-Logos, aus einem Kreis als Grundform, sondern aus einer Ellipse. Zudem ist die Bildmarke nicht achsensymmetrisch, obwohl sie dem Anschein nach so wirkt.

Auch Paul Rand, der unter anderem Logos für IBM, UPS und ABC entworfen hat, stattete 1959 das Logo von Westinghouse Electric (Abb. unten links) mit mehreren Unregelmäßigkeiten aus: der Ring ist auf der linken Seite dicker; zudem sind die An- und Abstriche im W minimal verschoben. Das Zeichen ist also nicht zu 100 Prozent achsensymmetrisch.

100 Prozent achsensymmetrisch ist auch die Sirene im Starbucks-Logo nicht (Abb. oben rechts). Die Kontur der Nase unterscheidet sich minimal links- und rechtsseitig der Mittelachse. Verleiht die rechtsseitig längere Schattenkontur der Figur eine natürlichere Anmutung, ein menschlicheres Antlitz? Würden einheitliche Schattenkonturen die Qualität und den Ausdruck des Zeichens verschlechtern? Dies mag jeder für sich bewerten.

Zwei Logos mit versteckten, kaum wahrnehmbaren Unregelmäßigkeiten. Inwieweit derlei Unregelmäßigkeiten dafür sorgen können, dass eine Form einen harmonischeren Ausdruck erhält, ist fraglich. Hinzu kommt, dass die Details schon bei der üblichen Darstellungsgröße eines Logos (App-Symbol, Website, Briefpapier) kaum zur Geltung kommen.

Auch bei dem kürzlich hier im dt vorgestellten Logo der Verbraucherzentrale wurde die Binnenform, das V, absichtlich leicht nach rechts verschoben (siehe Logo-Konstruktion). Die Anpassung diene, so die Erklärung seitens der Verbraucherzentrale, der „optischen Zentrierung in der Gesamtkombination mit der Wortmarke“. Der Umstand, dass das verschobene V auch in der alleinstehenden Verwendung der Bildmarke beibehalten wird, begründet die Pressestelle der Verbraucherzentrale damit, dass „die Bildmarke insbesondere im digitalen Einsatz (z. B. in Social Media) häufig zusammen mit Text dargestellt“ wird. Die leichte Verschiebung unterstütze demnach auch dort die visuell ausgeglichene Gesamtwirkung. Doch kann ein Design dies leisten? Die Begründung ist wenig plausibel.

Aufgrund der hohen Anzahl von Medienanwendungen, Touchpoints und Anwendungskontexten, die im Rahmen von Markenkommunikation heutzutage bestehen, lassen sich die zahlreichen Kombinationen, bestehend aus Logo plus Textumfeld, unmöglich in der beschriebenen Weise harmonisieren. In einigen Fällen ist die „Verbraucherzentrale“-Wortmarke rechts der Bildmarke platziert, mal steht der Name darunter, mal ist der Name einzeilig, mal zweizeilig, mal in schwarz gehalten, mal in weiß (siehe Screen). Zudem sind Abstände, Farbschemata und Typographie unterschiedlich. All diese Bedingungen können darüber hinaus durch Anwender individuell angepasst werden (Schriftgrößen, Dark-Mode, Zoom, etc.).

Diese Unterschiedlichkeit und Varianz gilt es bei der Gestaltung von Logos sicherlich im Hinterkopf zu haben. Allerdings ist es weder technisch möglich diese Varianz auszugleichen, quasi über eine Art Framework, das eine adaptive, kontextsensitive Bildmarke passend zum Umfeld ausspielt –, noch gibt es ein Design, das über eine derartige Qualität verfügt, dass es diese Varianz ausgleichen könnte. Kein wie auch immer manipuliertes Logodesign vermag diese Varianz zu harmonisieren. Design kann vieles leisten, doch nicht alles.

Tatsächlich sind gestalterisch in dieser Weise frisierte Logos verbreiteter als man annehmen könnte. Beispielsweise ist auch das Volkswagen-Logo 2 nicht zu 100 Prozent achsensymmetrisch. Auch an der Target-Bildmarke, im Prinzip eine 100 Prozent symmetrische Form, wurde Hand angelegt und die Symmetrie moduliert (Abb. unten). Wer das Bullseye richtig ins Visier nimmt, wird erkennen: dies ist gar kein Kreis!

Die Verschiebungen sind minimal. Beim VW-Logo ist der Ring auf der linken Seite etwas stärker, dafür sind die Anstriche von V und W etwas dünner. Beim Target-Logo sind der weiße Ring und die rote Kreisfläche innen minimal seitlich verschoben und verbogen.

Auch vom Mercedes-Stern sind Logoversionen in Umlauf, bei denen Stern- und Ringform in ähnlicher Weise seitlich verschoben dargestellt sind. Im Brand-Design-Hub von Mercedes wie auch im Webauftritt unter mercedes-benz.de ist ein 100 Prozent achsensymmetrisches Stern-Signet hinterlegt – auf mehreren Facebook-Profilen sowie im Geschäftsbericht 2024 kommt hingegen eine Version mit minimal verschobenen Zacken zum Einsatz. Erst in stark vergrößerter Darstellung sind die Abweichungen zu erkennen. An dieser Stelle muss betont werden, dass es sich hierbei keinesfalls um eine Art von Darstellungsfehler oder technischem Defekt handelt, verursacht durch Bildkompression oder Dateikonvertierung. Die Logos wurden mit Absicht in der dargestellten Form gestaltet.

Schön zentrisch, schön symmetrisch

Um zu verstehen, was es mit derlei Unregelmäßigkeiten innerhalb von Bildmarken auf sich hat, müssen wir auf den oben genannten Aspekt zurückkommen: Wir empfinden Symmetrie als harmonisch. Doch 100 Prozent perfekte Symmetrie kann auch unheimlich wirken, bezogen auf den menschlichen Körper und das Gesicht. Im Rahmen von anatomischen Studien wurde festgestellt: je symmetrischer ein Körper aufgebaut ist, desto positiver wird dieser bewertet 3. Als schön und gesund wird angesehen, wer ein möglichst symmetrisches Gesicht hat. Auffällige Asymmetrien werden als Zeichen von Erkrankung gedeutet. Perfekte Symmetrie gibt es in der Anatomie allerdings nicht.

Und dieser Aspekt spielt in unterschiedliche Designdisziplinen mit hinein, die Natur gewissermaßen zum Vorbild nehmend. Das Ergebnis sind mikroskopisch kleine Abweichungen, die das Gesamtbild einer als symmetrisch angesehenen Form in positiver Weise unterstützen sollen. Das menschliche Gehirn sucht nach Mustern, und ist in der Lage fehlende Elemente imaginär zu ergänzen – so können wir Konturen sehen, wo keine sind (Scheinkonturen). Paul Rand, einer der einflussreichsten und profiliertesten Gestalter seiner Zeit, war zudem der Meinung, dass eine perfekte Symmetrie zu offensichtlich wäre 4.

Dahinter steht eine Designphilosophie, die nach Rands Verständnis dem Betrachter ein „intellektuelles Vergnügen“, eine Art ästhetische Befriedigung bietet. Otl Aicher, der nicht nur ein akribischer, detailversessener Gestalter war sondern darüber hinaus als Designtheoretiker in der Entwicklung des modernen Designs in Deutschland eine Schlüsselrolle einnimmt, hat ebenfalls an die unter seiner Leitung entstandenen Werke eine philosophische Dimension geknüpft, auch eine moralische. Aicher bezeichnete Symmetrie als „Syntax der Macht“, in Anspielung auf die Architektur von Repräsentationsbauten, wie jene des Weißen Hauses.

Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was ästhetisch, schön, harmonisch ist. Die Wissenschaft kann bestimmte Muster und Faktoren identifizieren, die bei der Wahrnehmung von Designs eine Rolle spielen. Doch inwieweit eine solche von Gestalterhand herbeigeführte Symmetriemodulation einen positiven Effekt auf die Wahrnehmung eines Logos hat, dürfte schwierig zu ermitteln sein. Hinzu kommt, dass die benannten wahrnehmungspsychologische Faktoren innerhalb der Designwelt unterschiedlich, teils gegensätzlich ausgelegt und interpretiert werden. Im Westinghouse-Logo ist der Ring links dicker, während die Ringdicke bei VW und Target in der Höhe variiert.

Vielleicht, so eine These, hat man in den 1960er-, 1970er-Jahren, in einer Zeit, in der die Disziplinen Branding und Corporate Design immer noch in den Kinderschuhen steckten, namhaften Gestaltern mehr Vertrauen und Glauben geschenkt. Design ist heute demokratischer – Wissen und Werkzeuge sind jederzeit verfügbar. Zudem sind die Anforderungen im Bereich der Markenkommunikation heute wesentlich komplexer. Hersteller, die falsche Versprechen machen, bekommen den Zorn der Internetgemeinde zu spüren. Wenn ein Unternehmen im Leitbild Werte wie Integrität, Ehrlichkeit, Transparenz, Klarheit und Authentizität betont, dann braucht es heute mehr denn je ein visuelles Erscheinungsbild, das dieses Selbstbild auch bestätigt. Daher gilt für Marken: „Macht euch ehrlich!“ 5.

Das von Anton Stankowski gestaltete Logo der Deutschen Bank, der „Schrägstrich im Quadrat“, ist ehrlich, echt, frei von Verformungen und Verschiebungen. Die streng geometrische Konstruktion visualisiert einen damit einhergehenden Anspruch: Präzision. Ein Zeichen, das nach wie vor funktioniert.

Das Kranich-Signet der Lufthansa, im Jahr 1918 von Otto Firle erdacht und zuletzt von der Münchner Agentur Martin et Karczinski überarbeitet, ist, anders als die Binnenfläche im VW-Logo, auch im mathematischen Sinne ein Kreis. Der Kranich umgebende Ring verfügt über eine gleichmäßige Stärke. Auch der Ring im Logo des Chemiekonzerns Bayer und die Audi-Ringe sind gleichmäßig. Das von Thomas Miller in den 1950er-Jahren entworfene Logo von Motorola ist ebenso zu 100 Prozent achsensymmetrisch wie die von William Golden 1951 gestaltete CBS-Bildmarke. Auch auf die kreisrunden Logos von Bosch, Yamaha und vielen anderen Marken trifft dies zu.

Informationsdesign

Auch im Informationsdesign ist Symmetrie bedeutsam. Achsen- und punktsymmetrisch gestaltete Verkehrszeichen sorgen dafür, dass wir die entsprechenden Informationen schnell und eindeutig erkennen. Ein intellektuelles Vergnügen muss die Betrachtung eines Einbahnstraßenschildes nicht bereiten.

Im Flaggendesign sind Formen, die nur dem Anschein nach symmetrisch sind, völlig unüblich. Symmetrie ist bei Flaggen laut North American Vexillological Association (NAVA) kein absolutes Muss, wird jedoch häufig als unterstützendes ästhetisches Element genutzt. Gutes Flaggendesign ist vor allem simpel und klar. So wie die südkoreanische Nationalflagge (Taegeuk), deren Konstruktion einem strengen symmetrischen Prinzip folgt. Beides, Flaggen und Verkehrszeichen, sind so gestaltet, dass diese aus der Entfernung und in unterschiedlicher Ausrichtung gut erkennbar sind. Kriterien, die auch im Logodesign relevant sind.

Flagge Südkorea – symmetrische Konstruktion, Quelle: Wikipedia, Ersteller Ksiom
Flagge Südkorea – symmetrische Konstruktion, Quelle: Wikipedia, Ersteller Ksiom

Doch Unregelmäßigkeiten und Asymmetrien finden sich auch in der Welt des Informationsdesigns, so zum Beispiel in den GHS-Gefahrenkennzeichen („Globally Harmonized System of Classification and Labelling of Chemicals“), die seit 2012 in Europa als Kennzeichnung für alle gefährlichen Chemikalien Pflicht sind.

Grafische Objekte wie Flamme, Totenkopf und Ausrufezeichen sind im roten Korpus in Form einer Raute nicht nur leicht aus der Mittelachse nach rechts versetzt, ihre Form selbst ist ebenfalls asymmetrisch. Inwieweit die für die Gestaltung verantwortlichen Personen auch in diesem Fall eine harmonischere Gesamtwirkung verfolgen, ist nicht bekannt. Auch in diesem Fall ist der Versatz gezielt herbeigeführt, und nicht etwa ein Darstellungsfehler.

 

Als Maßstab für gutes Design können diese Zeichen kaum gelten, ganz unabhängig von ihrer schlechten Darstellungsqualität. Zudem sind die Objekte wie der Totenschädel im GHS06-Piktogramm viel zu weit oben platziert, als dass diese als mittig im Rautenkorpus wahrgenommen werden könnten. Der Kopf sitzt schlichtweg zu weit oben, lässt sich, bedingt durch die Knochen, in dieser Form auch nicht mittig positionieren.

Auch das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN), unter anderem verantwortlich für die Gestalt der Sicherheitszeichen, ist, was die Ausrichtung der grafischen Objekte betrifft, kein verlässlicher Maßstab und Orientierungspunkt. Zu inkonsistent ist die Gestaltung der Zeichen.

Zeichen wie das für „Sammelstelle“ (E007) oder jenes für Augenschutz (M004) sind zu 100 Prozent achsensymmetrisch; hier sind die Objekte zentrisch platziert. Wohingegen in Zeichen mit gleicher Machart, wie beim „Atemschutz“-Zeichen (M017), Objekte von der Mittelachse rechts verschoben abgebildet werden. Eben für jene Zeichen der ISO-Norm ISO 7010 bestehen dezidierte gestalterische Vorgaben, um so das perzeptuelle Erleben der Sicherheitszeichen zu optimieren. Auch die Einheitlichkeit der Gestaltung soll so gewährleistet werden. Doch wie sich zeigt, gelingt dies nicht immer.

Symbole & Piktogramme

Die von der Designorganisation AIGA herausgegebenen „Symbolzeichen“ sind in dieser Hinsicht konsistent, auch sonst ist gestalterische Qualität besser. Wie viele der über 8 Millionen Icons auf thenounproject.com mit einer Scheinsymmetrie ausgestattet sind, wäre mal interessant zu wissen. Vielleicht mag sich ein KI-Modell der Sache annehmen. Jedenfalls ist diese Art der Verformung von Piktogrammen völlig üblich, auch im Kontext User Interface ist diese keine gängige Praxis.

Markenlogos und Symbole haben als Bedingung gemein, dass sie in zigtausend unterschiedlichen Anwendungskontexten funktionieren müssen. So wie das vom britischen Künstler und Designer Gerald Holtom im Jahr 1958 entworfene „CND-Symbol“ (Campaign for Nuclear Disarmament), allgemein als „Peace-Zeichen“ bekannt. Jeder Mensch, der es einmal gesehen hat, kann das Symbol aus der Erinnerung nachzeichnen. Selbst mit einem einfachen Flachpinsel aus dem Baumarkt oder einer Sprühdose lässt sich das Symbol in sekundenschnelle auf Pappschild, Transparent, T-Shirt und Beutel übertragen.

CND / Peace Symbol, Quelle: cnduk.org, Grafik: dt
CND / Peace Symbol, Quelle: cnduk.org, Grafik: dt

Die Größe der Winkel, die Breite der Striche oder der Grad der Symmetrie sind dabei ebenso nachrangig wie eine exakte Linienführung des Kreises. Ein Kind kann mit Fingerfarben das Zeichen auf Papier malen – und jeder erkennt es. Die Qualität des Zeichens besteht in der Einfachheit der Struktur, in der Symmetrie der Form. Ein pures, ungeschöntes, dabei ästhetisches, langlebiges, nicht-artifizielles Design.

Konzeptionelle Reinheit und Minimalismus sind auch im Logodesign gefragt. „Im Design sollte man keine Angst vor den allereinfachsten Lösungen haben, wenn sie die Sache treffen“, schreibt Aicher in „Die Welt als Entwurf“ 6. Die Welt ist ohnehin kompliziert genug. ☮

Wer es bis zu dieser Stelle des Artikels geschafft hat, sieht Logodesign und verwandte Gestaltungsdisziplinen womöglich mit anderen Augen. Die Dinge sind zuweilen nicht so wie sie scheinen. Visuelle Gestaltung ist zudem nicht allein eine Frage des persönlichen Geschmacks. Viele Designprinzipien fußen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Vielleicht kann dieser Artikel dazu beitragen etwas mehr Licht in die optische Mitte zu führen. Das würde mich freuen. Wie immer gilt im dt: Kommentare, Anregungen und Ergänzungen sind sehr willkommen.

Fußnoten

  1. Monika Heimann, Michael Schütz: Wie Design wirkt – Psychologische Prinzipien erfolgreicher Gestaltung. Rheinwerk Verlag, 2016
  2. Beim Volkswagen-Logo wurde, nachdem es 2019 öffentlich präsentiert und eingeführt wurde, der Strichstärkenkontrast zwischen „VW“ und dem umgebenden Ring nachträglich durch die verantwortlichen Designer angepasst und verringert, siehe dt-Beitrag
  3. Vera Spillner: Symmetrische Schönheit, spektrum.de
  4. Maria Popova, Thoughts on Design: Paul Rand on Beauty, Simplicity, the Power of Symbols, and Why Idealism Is Essential in Creative Work, The Marginalian
  5. Lucas von Gwinner, Dirk von Gehlen: Macht Marke – Orientierung, Sinn, Vertrauen. Wie Kreative Zukunft gestalten, Verlag Hermann Schmidt, 2024
  6. Otl Aicher, Die Welt als Entwurf, Ernst & Sohn, 1991



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