Künstliche Intelligenz
Drei Fragen und Antworten: Deshalb läuft’s bei Nextcloud gerade rund
Seit Beginn des Jahres ist die Aufholjagd eröffnet: Digitale Souveränität steht für viele Unternehmen und Behörden ganz oben auf der Prioritätenliste. Unter den freien Projekten in diesem Bereich erfreut sich insbesondere Nextcloud hoher Beliebtheit – und das international und bei ganz unterschiedlichen Nutzergruppen. Doch der jüngste Enterprise-Fokus ist unverkennbar hoch. Wir haben Nextcloud-Gründer Frank Karlitschek gefragt, wie die aktuellen Entwicklungen rund um Nextcloud sind.
(Bild: Nextcloud )
Frank Karlitschek gründete 2016 das Nextcloud-Projekt und ist CEO der Nextcloud GmbH.
Nextcloud konnte in kurzer Zeit mehrere wichtige Kooperationen mit wichtigen Cloud-Anbietern schließen. Wie groß ist das Interesse seit Jahresbeginn an der freien Cloud-Plattform?
Das Interesse ist enorm gestiegen. Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres haben sich die Anfragen nach Nextcloud mehr als verdreifacht. Besonders groß ist die Nachfrage aus Europa, aber auch aus Kanada, Indien, Lateinamerika und den USA. Viele Organisationen suchen gezielt nach europäischen Lösungen – mit dem Wunsch nach Kontrolle, Sicherheit und echter digitaler Souveränität.
In fast allen Kundengesprächen werden heute die geopolitischen Entwicklungen als konkretes Risiko genannt – mit drei Hauptgründen: erstens die digitale Abhängigkeit und potenzielle Erpressbarkeit durch US-Dienste. Zweitens die steigenden und unvorhersehbaren Kosten, etwa durch Zölle oder Abo-Preiserhöhungen wie zuletzt bei Microsoft Office. Und drittens die Unsicherheit beim Datenschutz – vom Cloud Act über das Training von KI-Modellen mit Nutzerdaten bis hin zur Gefährdung des EU-U.S. Privacy Frameworks durch politische Eingriffe in die US-Datenschutzaufsicht. Die großen US-Anbieter haben diese Entwicklung erkannt – und versuchen jetzt, mit vermeintlich souveränen Angeboten Vertrauen zurückzugewinnen. Doch dabei handelt es sich oft um reines Sovereignty-Washing: Rechtliche Abhängigkeiten und intransparente Strukturen bleiben bestehen.
Lange Zeit wurde Nextcloud primär mit Projekten von engagierten Endanwendern assoziiert – jetzt steigt es zur Microsoft-365-Alternative auf. Welche Features stehen fürs Enterprise gerade ganz oben?
Organisationen wollen nicht länger auf eine Sammlung einzelner Tools zurückgreifen, die jeweils eigene Abhängigkeiten und Datenschutzfragen mitbringen. Der Bedarf richtet sich klar auf Lösungen, die alle zentralen Funktionen für digitale Zusammenarbeit bündeln: Dateien teilen, gemeinsam bearbeiten, chatten, Videokonferenzen führen, E-Mails, Kalender und Kontakte verwalten. Gleichzeitig wächst der Wunsch, die eigene Resilienz und Unabhängigkeit zu sichern und die Kontrolle über Daten zu behalten.
Wir setzen genau da an. Vergleichbar mit M365 oder Google Workspace bieten wir eine vollständige Kollaborationsplattform – aber eben souverän, transparent und vollständig unter der Kontrolle der Nutzer*innen. Wir haben erst kürzlich unsere neue Version von Nextcloud Talk veröffentlicht, die nicht nur mit neuen Funktionen kommt, sondern auch speziell darauf abzielt, die Migration von anderen Tools zu erleichtern, um der erhöhten Nachfrage nach datenschutzkonformen Lösungen zu begegnen. Talk lässt sich selbst hosten, bietet volle Kontrolle über Daten und ist die einzige hochsichere Kollaborationsplattform, die auch in Airgap-Umgebungen eingesetzt werden kann.
Nextcloud ist natürlich nicht nur unabhängig von großen Konzernen, sondern auch Open Source. Wie hat sich die Community und die Mitarbeit am Projekt in letzter Zeit entwickelt?
Die Community war schon immer ein ganz zentraler Teil von Nextcloud und trägt die Weiterentwicklung aktiv mit. In den vergangenen Jahren ist sie spürbar gewachsen: Viele Beiträge kommen heute nicht nur von Entwickler*innen, sondern auch von Menschen, die sich um Übersetzungen, Design, Dokumentation oder Community-Support kümmern.
Mit dem Release von Nextcloud Talk „Munich“ erreichen wir einen wichtigen Meilenstein von über 15.000 Pull Requests und Issues. Allein in den vergangenen zwei Jahren wurde rund ein Drittel davon bearbeitet. Das zeigt nicht nur die wachsende Nachfrage nach souveräner Kommunikation, sondern auch, wie engagiert die weltweite Community mitwirkt.
Ein wichtiger Baustein dafür ist unsere jährliche Community Conference. Menschen aus der ganzen Welt kommen dort zusammen, um gemeinsam an Nextcloud zu arbeiten, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Die Atmosphäre – in den Sessions, in Gesprächen und auch abends beim Essen – ist jedes Jahr etwas Besonderes. Genau das macht diese Community aus.
Frank, vielen Dank für die Antworten.
In der Serie „Drei Fragen und Antworten“ will die iX die heutigen Herausforderungen der IT auf den Punkt bringen – egal ob es sich um den Blick des Anwenders vorm PC, die Sicht des Managers oder den Alltag eines Administrators handelt. Haben Sie Anregungen aus Ihrer tagtäglichen Praxis oder der Ihrer Nutzer? Wessen Tipps zu welchem Thema würden Sie gerne kurz und knackig lesen? Dann schreiben Sie uns gerne oder hinterlassen Sie einen Kommentar im Forum.
(fo)
Künstliche Intelligenz
Content Scraping: BBC droht Perplexity mit rechtlichen Schritten
Die British Broadcasting Corporation (BBC), die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt des Vereinigten Königreichs, hat der KI-Suchmaschine Perplexity mit rechtlichen Schritten gedroht. Perplexity würde, so vermutet es die BBC, die Online-Inhalte des Rundfunks nutzen, um seine KI-Systeme weiterzuentwickeln. Perplexity bestreitet das.
Die Financial Times zitiert aus einem Brief der BBC an Perplexity-Chef Aravind Srinivas, welcher der Zeitung vorliegt. Darin behauptet die BBC, Beweise zu haben, dass Perplexity sein „Standard-KI-Modell“ mit Inhalten der BBC trainiert. Hierfür soll Perplexity demnach Content Scraping betreiben – also automatisiert große Teile von Internetinhalten herunterladen, unabhängig von den Wünschen der Urheber.
BBC macht erhebliche Vorwürfe
Weiter soll Perplexity die BBC-Inhalte, zum Beispiel frisch erschienene Online-Artikel, im genauen Wortlaut in seinen eigenen Textantworten an Perplexity-Nutzer wiedergeben. Zwar tauchen dabei offenbar häufig auch BBC-Links als Quelle auf, doch auch das scheint dem Rundfunkhaus nicht zu gefallen.
In ihrem Brief spricht die BBC demnach von einer möglichen einstweiligen Verfügung gegen Perplexity, wenn das Unternehmen die von der BBC behaupteten Aktivitäten nicht einstellt. Auch die Löschung jeglichen BBC-Materials aus den von Perplexity genutzten KI-Systemen und eine finanzielle Entschädigung für bereits erfolgte Verletzungen des geistigen Eigentums seien für die BBC denkbar.
Perplexity: BBC als Google-Scherge
Perplexity betrachtet die Vorwürfe dagegen als „manipulativ und opportunisitsch“, teilte das Unternehmen der Financial Times mit. Das britische Rundfunkhaus hätte ganz grundsätzlich ein falsches Verständnis „von Technologie, dem Internet und dem Recht auf geistiges Eigentum“. Perplexity sieht eine andere Absicht hinter dem Brief: Die jetzigen Behauptungen würden zeigen, wie weit die BBC bereit zu gehen sei, „um Googles illegales Monopol aus eigenem Interesse zu erhalten“.
Damit spielt Perplexity offenbar auf Vereinbarungen an, die Google weltweit mit zahlreichen Medienhäusern getroffen hat, um diese für die Verwertung ihrer Inhalte in den eigenen Nachrichtenaggregatoren zu vergüten. Doch Google setzt mittlerweile selbst auf KI-Zusammenfassungen à la Perplexity – und hiesige Verleger laufen dagegen Sturm. Denn die Klicks auf den Webseiten der Medienhäuser gehen dadurch massiv zurück.
Perplexity beruft sich zudem darauf, dass das US-Unternehmen ja gar kein eigenes KI-Modell betreibe, sondern seinen Nutzern andere große LLMs wie von Google, OpenAI oder Anthropic zur Verfügung stelle. Das einzige wirklich „eigene“ Modell basiere auf Metas Llama-KI und diene dazu, die Präzision der Suchergebnisse und Negativ-Effekte wie Halluzinationen zu verringern.
Studie der BBC soll Probleme belegen
Die BBC sieht durch Perplexity hingegen ihre Reputation und ihre Vertrauenswürdigkeit beschädigt. Darüber hatte sie sich auch schon früher beklagt.
Anfang des Jahres veröffentlichte der Rundfunk eine Studie, die belegen soll, dass die Nachrichtenzusammenfassungen, die Perplexity und Co anbieten, häufig BBC-Informationen falsch oder in falschem Kontext wiedergeben. Hierfür forderten die Verantwortlichen der Studie die KI-Dienste auch proaktiv dazu auf, BBC-Inhalte als Quelle zu nutzen und erlaubten auch hierfür das Durchsuchen der Webseiten über die Datei robots.txt. Insgesamt stellten sie 100 verschiedene Fragen zu aktuellen nachrichtlichen Themen.
Unter anderem kamen sie zu dem Schluss: 23 Prozent der Perplexity-Antworten waren in „erheblichem“ Ausmaß unpräzise („significant issues“). Zugutehalten kann man Perplexity hier aber, dass der Anteil der Probleme „erheblichen“ Ausmaßes geringer ausfällt als bei den meisten anderen KI-Suchmaschinen.
Ende vergangenen Jahres beschwerte sich die BBC auch bei Apple über eine Falschmeldung von deren Dienst Apple Intelligence. Apple deaktivierte die Zusammenfassungen daraufhin. Wie sich die Situation mit Perplexity weiter entwickelt, bleibt abzuwarten.
(nen)
Künstliche Intelligenz
Dashcam fürs Fahrrad: Garmin Varia Vue im Test
Mit der Varia Vue verheiratet Garmin eine Fahrradlampe mit einer Kamera. Das spart Platz am Lenker, wo man sonst Licht und Actioncam separat spazieren fahren würde. Mit einem Preis von 549 Euro ist die Varia Vue jedoch kein Schnäppchen.
Das robuste Gehäuse aus Kunststoff und Metall ist sauber verarbeitet und nach IPX7 zumindest gegen Wasser geschützt. USB-Anschluss und Speicherkartenslot versteckt Garmin hinter zwei Kläppchen. An der Oberseite hat die Vue die von Actioncams bekannte Standardaufnahme. Eine Lenkerhalterung samt Adapter legt Garmin mit in den Karton. Daran dockt die Vue unten an, oben lässt sich ein Radcomputer einklicken.
Zur Einrichtung braucht es die Varia-App. Die Geräte der Varia-Serie, dazu gehören auch die mit der Vue kompatiblen Rücklichter mit Radar, werden dort gesammelt. Radcomputer, Uhren und anderes Gerät findet man in der normalen Connect-App von Garmin. Die Kopplung über Bluetooth ist schnell erledigt, die App selbst braucht man danach nur noch, um Aufnahmen einzusehen und zu speichern.
Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „Dashcam fürs Fahrrad: Garmin Varia Vue im Test“.
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Künstliche Intelligenz
Pornografie: Was sich für OnlyFans und Online-Sexarbeit ändert
Pornografie ist weder in Deutschland noch in Schweden illegal. Zumindest noch nicht. In Schweden gilt ab 2025 ein Gesetz, das die Nutzung von Online-Diensten wie ManyVids und OnlyFans teilweise unter Strafe stellt. Dann droht bis zu einem Jahr Haft, wenn man sexuelle Inhalte im Internet kauft.
Dahinter steckt das „Nordische Modell“. Dieser Ansatz kriminalisiert nicht das Anbieten, sondern das Bezahlen für sexuelle Dienstleistungen. Bislang waren solche „Sexkaufverbote“ auf echten Körperkontakt begrenzt. Jetzt schwappt es erstmals in den digitalen Raum. Droht nun also, dass auch digitale Formen der Sexarbeit in Europa illegal werden?
- Am 1. Juli 2025 ist es in Schweden strafbar, sexuelle Online-Dienstleistungen wie Webcam-Shows oder personalisierte Pornovideos zu kaufen.
- Sexarbeiterinnen kritisieren die Gesetzgebung als kontraproduktiv: Frauen würden nicht geschützt, dafür aber von seriösen Online-Plattformen vertrieben.
- Auch deutsche Politiker befürworten Sexkaufverbote nach dem „Nordischen Modell“, eine Anpassung des Prostituiertenschutzgesetzes steht noch aus.
Wir haben bei Parteien und Verbänden nachgefragt, ob eine ähnliche Gesetzgebung in Deutschland droht – schließlich befürworten auch CDU und CSU das Nordische Modell. Außerdem erklärt eine Vertreterin der schwedischen Sexarbeiterinnen-Organisation Red Umbrella, welche negativen Folgen sie nicht nur für Anbieterinnen und Anbieter, sondern alle Internetnutzer in Europa befürchtet.
Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „Pornografie: Was sich für OnlyFans und Online-Sexarbeit ändert“.
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