Datenschutz & Sicherheit
PerfektBlue: Bluetooth-Lücke in Entertainment-Systemen von Mercedes, Skoda & VW
„PerfektBlue“ haben IT-Sicherheitsforscher eine Kombination aus Bluetooth-Sicherheitslücken in einem Bluetooth-Stack genannt, der in mehreren Auto-Entertainment-Systemen zum Einsatz kommt. Die Entdecker schreiben von „kritischen Lücken, die Over-the-Air-Angriffe auf Millionen Geräten in Autos und anderen Branchen“ ermöglichen. Die Gefahr ist jedoch im Regelfall deutlich geringer als angedeutet.
Ein IT-Forscher-Team von PCA Cybersecurity hat die Schwachstellen in dem OpenSynergy Bluetooth Protocol Stack (BlueSDK) aufgespürt und analysiert. Dieser Stack kommt etwa in der Autobranche zum Einsatz, aber auch für andere – nicht erforschte – Geräte, etwa im IoT-Bereich. Darin klafften bis in den September 2024 die vier Sicherheitslücken, die OpenSynergy mit Patches korrigiert und an die betroffenen Hersteller verteilt hat.
PerfektBlue: Vier Sicherheitslücken in Kombination
Die IT-Sicherheitsforscher haben vier Schwachstellen ausgemacht. Die gravierendste stammt daher, dass das BlueSDK die Existenz eines Objekts nicht prüft, bevor es darauf Operationen vornimmt – eine Use-after-free-Lücke. Das mündet darin, dass eingeschleuster Schadcode ausführbar ist (CVE-2024-45434 / noch kein EUVD, CVSS 8.0, Risiko „hoch„). Hier weicht PAC Security von der CVSS-Einstufung ab und behauptet, die Lücke sei gar kritisch. Eine weitere Lücke lässt sich zur Umgehung einer Sicherheitsprüfung in RFCOMM und der Verarbeitung eingehender Daten missbrauchen (CVE-2024-45433 / noch kein EUVD, CVSS 5.7, Risiko „mittel„).
Zudem nutzt das BlueSDK in der RFCOMM-Komponente eine falsche Variable als Funktionsargument, was unerwartetes Verhalten oder ein Informationsleck erzeugt (CVE-2024-45432 / noch kein EUVD; CVSS 5.7, Risiko „mittel„). Die L2CAP-Channel-ID (CID) prüft das BlueSDK nicht korrekt, wodurch Angreifer einen L2CAP-Kanal mit Null-Identifier als Remote CID anlegen können – die IT-Forscher erklären jedoch nicht, inwiefern das problematisch ist (CVE-2024-45431 / noch kein EUVD, CVSS 3.5, Risiko „niedrig„).
Die IT-Sicherheitsforscher haben die Schwachstellenkombination auf Infotainment-Systemen von Mercedes Benz (NTG6 Head Unit), Volkswagen (MEB ICAS3 Head Unit) und Skoda (MIB3 Head Unit) getestet und verifiziert. Nicht genannte OEMs sollen ebenfalls anfällig sein. Auffällig ist, dass recht alte Firmware-Stände und Geräte getestet wurden. Es seien aber auch neuere Modelle anfällig, erklären die PAC-Mitarbeiter. Laut Timeline sollten etwa ab September 2024 fehlerkorrigierende Updates von den Autoherstellern verteilt werden.
Die Sicherheitslücken erlauben den Einbruch in verwundbare Infotainment-Systeme. Die Hersteller verteilen in der Regel Aktualisierungen Over-the-Air (OTA), sofern die PKW-Besitzer entsprechende, üblicherweise mit beschränkter Laufzeit versehene Verträge unterschrieben haben. Diese Updates müssen Nutzer in der Regel aber auch aktiv akzeptieren und installieren lassen. Das sollten Betroffene jetzt gegebenenfalls nachholen. Wer keine OTA-Update-Möglichkeit hat, muss für die Aktualisierung einen Termin in der Werkstatt machen oder eine Aktualisierung über USB vornehmen.
Gefährdungseinschätzung von PerfektBlue
Sofern Firmen, die das BlueSDK nutzen und ein sehr niedriges Sicherheitsprofil oder „Just Works“-SSP-Modus dafür konfigurieren, ließen sich die Lücken ohne vorheriges Pairing missbrauchen. Das machen aber zumindest die PKW-Hersteller nicht. Dort ist Bedingung, dass ein Angreifer-Gerät mit dem Infotainment-System gekoppelt wird.
In einer Stellungnahme gegenüber heise online nennt VW das auch als eine der großen Hürden, die ein Ausnutzen der Schwachstellen unwahrscheinlich macht. Das Infotainment-System muss zunächst in den Pairing-Modus versetzt werden. Das passiert in der Regel lediglich einmalig. VW unterstellt zudem, dass Angreifer maximal fünf bis sieben Meter vom angegriffenen Wagen entfernt sein dürften. Diese Zahl lässt sich jedoch mit diversen Ansätzen weiter dehnen. Ein Start-up aus den USA will angeblich Bluetooth-Verbindungen zu Satelliten hergestellt haben.
Dann müssen potenzielle Opfer außerdem der Kopplung des Angreifer-Geräts zustimmen. In der Regel findet eine Kopplungsanfrage unter Anzeige einer Nummer an, die dann mit dem eigentlich in dem Moment zum Koppeln vorgesehenen Gerät nicht übereinstimmt.
Hürdenlauf
Wenn diese Hürden genommen sind, ist der Einbruch in die verwundbaren Infotainment-Systeme möglich. Angreifer können eigenen Code darauf ausführen. Volkswagen schreibt dazu: „Die Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass die Fahrzeugsicherheit zu keinem Zeitpunkt betroffen ist, ebenfalls hat es keine Auswirkungen auf die Integrität des Autos. Eingriffe auf Fahrzeugfunktionen, die über das Infotainment hinausgehen, sind nicht möglich, z.B. also keine Lenkeingriffe, keine Eingriffe in Fahrerassistenzsysteme oder Motor- oder Bremsfunktionen. Diese liegen im Fahrzeug auf einem anderen Steuergerät, welches über seine eigenen Sicherheitsfunktionen ggü. Eingriffen von außen geschützt ist“. Es gebe zudem keine Hinweise, dass die Lücken in freier Wildbahn missbraucht würden.
Der Teil der Einschätzung ist zumindest fragwürdig. Bislang bekannt gewordene Angriffe auf Fahrzeugtechnik gelangen oftmals etwa über einen initialen Einbruch in das Infotainment-System, das mit CAN-Bus/RS485 an weitere Kfz-Elektronik und Steuergeräte angebunden ist. Über den CAN-Bus lassen sich etwa auch Autos starten.
In dem Kontext mit „PerfektBlue“ ist es jedoch weitgehend müßig, über solche Auswirkungen zu sinnieren. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass die Bedingungen für einen erfolgreichen Angriff vorherrschen. Dennoch sollten PKW-Besitzer sicherstellen, dass sie die Firmware ihrer Head-Units auf den aktuellen Stand bringen.
(dmk)
Datenschutz & Sicherheit
Qantas: Erste Details nach Cyber-Vorfall bekannt
In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass es einen Cyberangriff auf die australische Fluggesellschaft Qantas gegeben hat. Dabei haben sich Cyberkriminelle Zugang zu Daten von Millionen Qantas-Kunden verschafft. Jetzt hat die Airline erste Zwischenergebnisse der Untersuchung des Vorfalls veröffentlicht.
Auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite liefert Qantas einen aktualisierten Status. Demnach hat die Fluggesellschaft Fortschritte bei der forensischen Analyse der Kundendaten auf dem kompromittierten System gemacht. Das Unternehmen bekräftigt, dass weder Kreditkarteninformationen, noch persönliche finanzielle Informationen oder Ausweis-Details auf dem System gespeichert wurden und daher auch nicht zugreifbar waren.
Daten von Qantas-Vielfliegern seien nicht betroffen – Passwörter, PINs und Log-in-Details wurden weder abgegriffen noch kompromittiert. Die Daten, die die Angreifer kompromittiert haben, seien nicht ausreichend, um Zugriff auf die Vielfliger-Accounts zu erlangen. Es gebe zudem keine Hinweise, dass die gestohlenen Daten veröffentlicht wurden. Qantas beobachtet mit der Unterstützung von Cyber-Sicherheitsexperten die Lage weiter.
Große Datenmenge zugreifbar
Nachdem die Analysten die Dubletten entfernt haben, blieben noch 5,7 Millionen Kunden-Datensätze übrig. Einzelne spezielle Datenfelder variieren von Kunde zu Kunde, aber die Daten setzen sich offenbar folgendermaßen zusammen: 4 Millionen Datensätze beschränken sich auf den Namen, die E-Mail-Adresse und Qantas-Vielflieger-Details. Davon bestanden 1,2 Millionen Datensätze lediglich aus Namen und E-Mail-Adresse und bei 2,8 Millionen war auch die Vielflieger-Nummer enthalten; die Tier-Ebene war bei einem Großteil verzeichnet, bei einigen Kunden auch Punktestand und Status-Credits.
Die restlichen 1,7 Millionen Kundendaten bestehen aus einer Kombination von einigen der vorgenannten Datenfelder und zusätzlich noch einem oder mehreren der folgenden Punkte: Adressen (1,3 Millionen), Geburtsdatum (1,1 Millionen), Telefonnummern (900.000), Geschlecht (400.000) sowie Essensvorlieben (von 10.000 Kunden).
Qantas will nun vom Datenleck betroffene Kunden mit E-Mails kontaktieren und sie darüber informieren, welche Daten in dem kompromittierten System über sie abgelegt waren. Die Kunden sollten jedoch aufmerksam bleiben und insbesondere bei E-Mails, Textnachrichten oder Telefonanrufen angeblich von Qantas Vorsicht walten lassen. Das Unternehmen frage Kunden niemals nach Passwörtern oder persönliche und finanzielle Informationen. Die Identität sollten sie dadurch prüfen, dass sie sie auf einer Nummer zurückrufen, die auf offiziellen Qantas-Kanälen angegeben ist. Zudem sollten Betroffene Zwei-Faktor-Authentifizierung etwa für persönliche E-Mail- und Online-Konten aktivieren.
(dmk)
Datenschutz & Sicherheit
EU unterstützt Initiative für Unabhängigkeit von Big Tech
Ob Rechenzentren, Websuche, soziale Medien oder Betriebssysteme – digitale Infrastruktur ist so wichtig für das Funktionieren von Alltag und Demokratie, ähnlich wie Straßen, Brücken oder Stromnetze. Menschen verlassen sich jeden Tag darauf. Doch was ist, wenn die Infrastruktur sich dem Einfluss der Öffentlichkeit entzieht?
Spätestens mit Beginn der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump ist die Frage nach Europas Abhängigkeit in Sachen digitale Infrastruktur drängender denn je. Die Gesellschaft für Informatik spricht gar von der Gefahr eines Killswitchs, wonach Trump die Macht besäße, Big-Tech-Unternehmen wie Microsoft dazu zu bringen, ihren Support für Software in Deutschland einzustellen – und damit ganze Behörden lahmzulegen.
Doch auch, wenn dieses Szenario nicht eintritt, birgt der Einfluss von Tech-Riesen wie Microsoft und Oracle in EU-Staaten wie Deutschland zunehmend Risiken. Gut 96 Prozent der Behörden auf Bundesebene nutzen in Deutschland etwa die Bürosoftware von Microsoft und sind damit auch der Preispolitik des Konzerns ausgeliefert. Zudem sind viele Datenbanken des Bundes auf Software von Oracle angewiesen.
Vier EU-Staaten wollen Kräfte bündeln
Gegen diese Übermacht regt sich Widerstand, etwa in Schleswig-Holstein. Das Bundesland hat mit seiner Open-Source-Strategie Microsoft abgeschworen. Und auch die Region Lyon in Frankreich hat den Wechsel zu Linux gewagt.
Um gemeinsam eine digitale Infrastruktur aufzubauen, die sich von US-Herstellern unabhängig macht, wollen die EU-Mitgliedstaaten Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Italien Kräfte bündeln. Diese Woche haben sie das Papier zur Gründung eines neuen europäischen Konsortiums unterschrieben. Es geht um Digitale Infrastrukturen für digitale Gemeingüter, auf Englisch: „European Digital Infrastructure Consortium for Digital Commons“ (DC-EDIC).
Die Initiative wird vom Europäischen Konsortium für digitale Infrastruktur (EDIC) unterstützt und hat zuvor von der EU-Kommission grünes Licht bekommen. Das DC-EDIC finanziert sich aus den Beiträgen der Mitglieder und soll digitale Gemeingüter entwickeln, pflegen und nachhaltig finanzieren. Zudem soll es die Community rund um digitale Gemeingüter zu stärken.
Alternativen zu Microsoft
Konkrete Projekte sind beispielsweise Microsoft-Alternativen wie La Suite Numerique aus Frankreich oder die Kollaborationssoftware openDesk, ein Projekt des öffentlich finanzierten Zentrums für digitale Souveränität (ZenDiS). Das ZenDiS hat die Initiative für das neue DC-EDIC selbst mitangestoßen, zusammen mit der ebenso vom Bund finanzierten Sovereign Tech Agency (STA).
Die gemeinnützige europäische Organisation Open Future setzt sich für digitale Gemeingüter ein und begrüßt die Initiative. Europa mangele es derzeit unter anderem an einer interoperablen Cloud-Infrastruktur, Tools zur Wahrung der Privatsphäre und offenen Protokollen für soziale Netzwerke. Nur auf dieser technologischen Basis könne man „das öffentliche Interesse schützen und Konzentration von Macht verhindern“. Das Konsortium könne künftig eine entscheidende Rolle spielen.
Gemeinsam mit den Partnern wolle man nun das DC-EDIC zügig errichten, heißt es von der STA auf Anfrage. In Deutschland werde die STA diesen Prozess zusammen mit dem Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung und dem ZenDiS voranbringen.
Datenschutz & Sicherheit
Kritische Codeschmuggel-Lücke in Wing FTP wird angegriffen
In der Datentransfersoftware Wing FTP klafft eine Sicherheitslücke, die Angreifern aus dem Netz das Einschleusen und Ausführen von Schadcode ermöglicht. Sie erhält die höchstmögliche Risikobewertung „kritisch“. IT-Forensiker haben den Missbrauch der Schwachstelle bereits am 1. Juli beobachtet.
Laut Schwachstellenbeschreibung behandelt das User- und Admin-Webinterface „\0“-Bytes fehlerhaft, die das Ende von Zeichenketten anzeigen. Ohne in die Details zu gehen, soll das Angreifern ermöglichen, beliebigen LUA-Code in User-Session-Files zu schleusen. Damit lassen sich wiederum beliebige Systembefehle mit den Rechten des FTP-Servers – standardmäßig „root“ oder „SYSTEM“ – ausführen. „Das ist daher eine Remote-Code-Execution-Lücke, die die vollständige Server-Kompromittierung garantiert“, schreiben die Melder der Lücke. Sie lasse sich auch mit anonymen FTP-Konten ausnutzen (CVE-2025-47812 / EUVD-2025-21009, CVSS 10.0, Risiko „kritisch„).
Lücke bereits attackiert
Über die beobachteten Angriffe auf die Sicherheitslücke berichten IT-Sicherheitsforscher von Huntress in ihrem Blog. Sie beschreiben Details der beobachteten Angriffe und liefern am Ende eine Liste von Indizien für Angriffe (Indicators of Compromise, IOCs).
Die Schwachstelle betrifft Wing FTP vor der aktuellen Fassung 7.4.4, die seit dem 14. Mai 2025 zum Herunterladen bereitsteht. Das Changelog nennt explizit die Sicherheitslücke, die damit geschlossen wird. Wing FTP steht auf der Download-Seite für Linux, macOS und Windows bereit. IT-Verantwortliche sollten zügig die Updates anwenden.
Datentransfersoftware ist für Cyberkriminelle interessant, da sie durch Schwachstellen darin oftmals auf sensible Daten zugreifen können, mit denen sie Unternehmen dann um Lösegeld erpressen können. So ging die Cybergang Cl0p auch vor, um Daten von vielen namhaften Unternehmen und gar von US-Behörden durch Schwachstellen in der Datenübertragungssoftware Progress MOVEit abzugreifen.
(dmk)
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