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Fusionsenergie: Warum Europa und die USA das Rennen verlieren könnten


Fusionsenergie hat das Potenzial, unsere geopolitische Landschaft, die sich noch immer um fossile Energieträger dreht, grundlegend zu verändern. Ein Durchbruch hier würde endlich Energieunabhängigkeit, Energiesicherheit und Energiefülle liefern, die für die modernen Industrie- und Dienstleistungssektoren erforderlich sind. Klar ist aber auch: Die Technologie wird von jenen Ländern kontrolliert werden, denen sowohl die Entwicklung der erforderlichen komplexen Lieferketten als auch der Bau entsprechender Kraftwerke in ausreichender wirtschaftlicher Größe gelingt.

Die USA und die anderen westlichen Länder müssen daher neben der Entwicklung der Grundlagen für praktische Fusionskraftwerke auch starke Lieferketten für eine Reihe neuer Technologien aufbauen. Denn Investitionen in solche Lieferketten und die Skalierung komplexer Produktionsprozesse sind zunehmend eine Stärke Chinas. Gleichzeitig sind sie seit Jahrzehnten eine Schwäche des Westens, was zur Abwanderung vieler wichtiger Industrien aus dem Westen nach China geführt hat. Mit der Fusionsenergie laufen wir Gefahr, dass sich die Geschichte wiederholt.

Eigentlich muss das nicht sein: Die USA und Europa waren die dominierenden öffentlichen Geldgeber für die Fusionsenergieforschung und sind die Heimat vieler weltweit wegweisender Projekte des Sektors aus der Privatwirtschaft. Der Westen hat also viele der grundlegenden Technologien entwickelt, die die Fusionsenergie nutzbar machen könnten. Doch China holt auf: In den vergangenen fünf Jahren wurde die Fusionsenergie mit Investitionen massiv gestärkt.

Die industrielle Basis, die Chinas aufstrebender Fusionsenergieindustrie zur Verfügung steht, könnte es dem Land nun ermöglichen, die Lernkurve viel schneller und effektiver zu nehmen als einst der Westen. Die Kommerzialisierung erfordert Know-how, spezielle Fähigkeiten und ergänzende Ressourcen, darunter besagte Lieferketten und Arbeitskräfte in angrenzenden Branchen. Insbesondere im Vergleich zu China haben die USA und Europa die für eine Fusionsindustrie erforderlichen industriellen Ressourcen – wie Dünnschichtverarbeitung und Leistungselektronik – deutlich zu wenig gefördert. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die USA, ihre Verbündeten und Partner nicht nur stärker in die Fusionsenergie selbst investieren, sondern auch in die angrenzenden Technologien, die für die industrielle Basis von entscheidender Bedeutung sind.

Chinas Weg zur Dominanz und Ideen für den Westen, wettbewerbsfähig zu bleiben, lassen sich anhand der derzeit vielversprechendsten wissenschaftlichen und technologischen Ansätze zur Erzeugung von Fusionsenergie im stromnetzrelevanten Maßstab verstehen. Dieser Weg basiert auf dem Tokamak, einer Technologie, bei der ein Magnetfeld ionisiertes Gas – Plasma genannt – einschließt und schließlich Kerne verschmilzt. Bei diesem Prozess wird Energie freigesetzt, die von Wärme in Elektrizität umgewandelt werden kann. Tokamaks bestehen aus mehreren kritischen Systemen, darunter Plasmaeinschluss und Plasmaheizung, die notwendige Brennstoffproduktion und -verarbeitung, sogenannte Blankets samt Wärmeflussmanagement sowie Energieumwandlung.

Ein genauer Blick auf die für den Bau dieser kritischen Systeme erforderlichen verwandten Branchen zeigt deutlich den Vorsprung Chinas und gibt gleichzeitig einen Einblick in die Herausforderungen beim Aufbau einer industriellen Basis für die Fusionsenergie in den USA oder Europa. China ist in drei von sechs Schlüsselindustrien für diesen Bereich führend. Der Westen läuft gleichzeitig Gefahr, in zwei weiteren Industrien seine Führungsposition zu verlieren. Chinas industrielle Stärke in den Bereichen Dünnschichtverarbeitung, großen Metalllegierungsstrukturen und Leistungselektronik bildet eine solide Grundlage für den Aufbau der vorgelagerten Lieferkette für die Fusionsenergie.

Die Bedeutung der Dünnschichtverarbeitung wird im Plasmaeinschlusssystem deutlich. Tokamaks verwenden starke Elektromagnete, um das Fusionsplasma an Ort und Stelle zu halten, und die Magnetspulen müssen aus supraleitenden Materialien hergestellt werden. Seltenerd-Barium-Kupferoxid-Supraleiter (REBCO) sind die leistungsfähigsten Materialien, die in ausreichender Menge für den Einsatz in der Fusionsenergie verfügbar sind.

Die REBCO-Industrie, die auf Dünnschichttechnologien angewiesen ist, hat derzeit aber geringe Produktionsmengen, die sich auf weltweit verteilte Hersteller aufspalten. Mit dem Wachstum der Fusionsenergieindustrie wird sich die Produktionsbasis für REBCO jedoch wahrscheinlich auf diejenigen Industrieunternehmen konzentrieren, die schnell von Skaleneffekten profitieren können. China ist heute weltweit führend in der Dünnschicht-Großserienfertigung von Solarzellen und Flachbildschirmen und verfügt über die entsprechenden Fachkräfte, den notwendigen Werkzeugbau, die Infrastruktur und die vorgelagerte Materialversorgungskette. Ohne erhebliche Aufmerksamkeit und Investitionen seitens des Westens ist China hervorragend positioniert, um die Dünnschichtverarbeitung von REBCO für Fusionsenergiemagnete zu dominieren.

Das ist nicht alles: Die Elektromagnete in einem Tokamak in Originalgröße sind so hoch wie ein dreistöckiges Gebäude. Um diese Elektromagnete um den großen Vakuumbehälter herum zu halten, der das magnetisch eingeschlossene Plasma physisch enthält, sind Konstruktionen aus starken Metalllegierungen erforderlich. Ähnliche groß dimensionierte, komplexe Metallkonstruktionen werden für den Schiffbau, die Luft- und Raumfahrt, die Öl- und Gasinfrastruktur sowie für Turbinen benötigt. Für Fusionskraftwerke werden jedoch neue Legierungen notwendig, die strahlungsbeständig sind, kryogenen Temperaturen standhalten und korrosionsbeständig bleiben. Chinas Fertigungskapazitäten und seine metallurgische Forschung versetzen das Land in eine gute Position, um andere globale Anbieter bei der Herstellung der erforderlichen Speziallegierungen und deren Verarbeitung zu komplexen Strukturen für die Fusionsenergie zu übertrumpfen.

Ein Tokamak erfordert weiterhin eine gigantische Leistungselektronik. Auch hier dominiert China. Ähnliche Systeme finden sich in der Infrastruktur von Hochgeschwindigkeitsbahnzügen (HSR), in Microgrids für Stromnetze und in Lichtbogenöfen. Bis 2024 hatte China über 48.000 Kilometer HSR-Strecken in Betrieb genommen. Das ist dreimal so viel wie das europäische HSR-Netz und 55-mal so lang wie das Acela-Netz in den USA, das langsamer ist als das der Chinesen. Zwar sind auch andere Länder in diesem Bereich vertreten, doch verfügt China über neuere Fachkenntnisse, die in größerem Umfang angewendet werden. Aber: Der Westen hat noch immer die Chance, in den drei anderen für die Fusionsenergielieferkette wichtigen Branchen die Führung zu übernehmen. Das sind Kryoanlagen, Brennstoffverarbeitung und Blankets.

Die Elektromagnete in einem funktionsfähigen Tokamak müssen auf kryogenen Temperaturen von etwa 20 Kelvin gehalten werden, um ihre Supraleitfähigkeit zu halten. Dies erfordert große Kühlungsanlagen mit einer Leistung von mehreren Megawatt. Hier ist noch nicht klar, welches Land am besten aufgestellt ist, um die Branche anzuführen. Die beiden weltweit größten Anbieter von Kryoanlagen sind die europäischen Unternehmen Linde Engineering und Air Liquide Engineering; in den USA sind Air Products and Chemicals und Chart Industries vertreten. Aber sie sind nicht allein: Zu den chinesischen Marktführern im Kryobereich zählen Hangyang Group, SASPG, Kaifeng Air Separation und SOPC. Jede dieser Weltregionen verfügt bereits über eine industrielle Basis, die skaliert werden könnte, um die Anforderungen der Fusionsenergie zu erfüllen.

Die Brennstoffproduktion ist ein noch junger Teil der Technik, der Verarbeitungstechnologien für leichte Isotopengase – Wasserstoff, Deuterium und Tritium – erfordert. Einige Verfahren werden bereits in kleinem Maßstab in der Medizin, bei der Herstellung von Wasserstoffwaffen und in der wissenschaftlichen Forschung in den USA, Europa und China eingesetzt. Der für die Fusionsenergieindustrie erforderliche Maßstab ist jedoch in der heutigen industriellen Basis nicht vorhanden, was eine große Chance für Erstentwickler der erforderlichen Fähigkeiten darstellt.

Ebenso bieten Blankets und Wärmeflussmanagement eine Chance für den Westen. Blankets sind das Medium, mit dem Energie aus der Fusionsreaktion absorbiert und Tritium erzeugt wird. Für Blankets im kommerziellen Maßstab wird eine völlig neue Technologie erforderlich. Bislang verfügt keine der angrenzenden Branchen über relevante kommerzielle Fachkenntnisse in den Bereichen flüssiges Lithium, Lithium-Blei-Eutektika oder fusionsspezifische Schmelzsalze, die für die Blanket-Technologie erforderlich sind. Einige sich überschneidende Verfahren befinden sich in der frühen Entwicklungsphase in der Atomindustrie. Als weltweit größter Produzent von Beryllium haben die USA die Chance, hier eine Führungsrolle zu übernehmen, da dieses Element ein Schlüsselelement in führenden Konzepten für Fusionsenergieblankets ist. Die Verwendung von Beryllium muss jedoch mit Technologieentwicklungsprogrammen für die anderen Spezialkomponenten einhergehen.

Die sechs genannten Branchen werden für die Skalierung der Fusionsenergie von entscheidender Bedeutung sein. In einigen Bereichen, wie der Dünnschichtverarbeitung und großen Metalllegierungsstrukturen, hat China bereits einen beträchtlichen Vorsprung. Entscheidend ist, dass die Volksrepublik die Bedeutung dieser angrenzenden Branchen erkannt hat und sie aktiv für seine Fusionsenergiebemühungen nutzt.

So hat China beispielsweise ein Konsortium ins Leben gerufen, dem Industriegiganten aus den Bereichen Stahl, Werkzeugmaschinen, Stromnetze, Stromerzeugung und Luft- und Raumfahrt angehören. Für den Westen wird es äußerst schwierig sein, in diesen Bereichen aufzuholen. Politische Entscheidungsträger und Wirtschaftsführer müssen aufmerksam sein und versuchen, robuste, alternative Lieferketten aufzubauen.

Als industrielles Kraftzentrum könnten Kryoanlagen weiterhin eine Chance für die Führungsrolle des Westens sein. Die Stärkung der westlichen Kryoanlagenproduktion etwa durch die Schaffung einer Nachfrage nach mehr Erdgasverflüssigung wäre ein großer Segen für die zukünftige Lieferkette für Kryoanlagen, die die Fusionsenergie unterstützen.

Die USA und die europäischen Länder haben auch die Chance, in den aufstrebenden Industriebereichen der Brennstoffverarbeitung und der Blanket-Technologien eine Führungsrolle zu übernehmen. Dazu müssen die politischen Entscheidungsträger mit den Unternehmen arbeiten, um sicherzustellen, dass öffentliche und private Mittel für diese wichtigen neuen Lieferketten bereitgestellt werden. Die Regierungen müssen möglicherweise als Erstkunden fungieren und Fremdkapital für bedeutende Kapitalinvestitionen bereitstellen.

Der Westen könnte auch mehr tun, um Anreize für privates Kapital und Eigenkapitalfinanzierung zu schaffen, beispielsweise durch eine günstige Besteuerung von Kapitalerträgen aus Fusionsenergie. In den Bereichen der Dünnschicht- und Metalllegierungsproduktion werden die USA und Europa wahrscheinlich Partner wie Südkorea und Japan benötigen, die über die industrielle Basis verfügen, um weltweit mit China konkurrieren zu können.

Die Notwendigkeit, mehrere Branchen und Lieferketten miteinander zu verbinden und zu kapitalisieren, erfordert langfristiges Denken und eine klare Führung. Ein Fokus auf die Nachfrageseite dieser komplementären Branchen ist unerlässlich. Die Fusionsenergie ist, schätzen Beobachter, noch gut ein Jahrzehnt von der Industriereife entfernt, daher muss ihre Lieferkettenbasis risikolos gestellt und kurzfristig rentabel gestaltet werden, indem man sich auf andere primäre Nachfragemärkte konzentriert, die zu unserer wirtschaftlichen Vitalität beitragen. Um nur einige zu nennen: Die Politik kann die Modernisierung des Stromnetzes unterstützen, um die Binnennachfrage nach Leistungselektronik und die heimische Halbleiterfertigung zur Unterstützung der Dünnschichtverarbeitung anzukurbeln.

Der Westen muss sich auch auf die Nachfrage nach Energieerzeugung selbst konzentrieren. Als weltweit größter Energieverbraucher wird China die Nachfrage seines riesigen Binnenmarktes nutzen, um die Lernkurve schnell zu nehmen und nationale Marktführer zu stärken. Diese Strategie hat China lange mit großem Erfolg eingesetzt, um die globale Fertigung zu dominieren, zuletzt in der Elektrofahrzeugindustrie. Insgesamt waren Investitionen sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite eine erfolgreiche Strategie für China.

Der Wettbewerb um die Zukunft der Fusionsenergie hat also begonnen. Jetzt ist es an der Zeit, dass die USA und ihre westlichen Verbündeten in das grundlegende Innovationsökosystem investieren, das für eine dynamische und resiliente industrielle Basis erforderlich ist, um uns diese Zukunft zu sichern.

Dieser Beitrag ist zuerst bei t3n.de erschienen.


(jle)



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Tolles Design & super Klang: Over-Ear-Kopfhörer Nothing Headphone 1 im Test


Die Nothing Headphone 1 fallen mit ihrem transparenten Design sofort ins Auge. Ob die Over-Ear-Kopfhörer auch klanglich überzeugen, zeigt unser Test.

Mit den Nothing Headphone 1 wagt sich der Smartphone-Hersteller Nothing an seinen ersten Over-Ear-Kopfhörer. Das transparente Design polarisiert, die Technik verspricht Hi-Res-Audio und langes Durchhaltevermögen. Ob die 299 Euro (Amazon) teuren Kopfhörer gegen etablierte Konkurrenz bestehen können, klären wir im Test.

Design, Verarbeitung und Komfort der Nothing Headphone 1

Nothing bleibt seiner charakteristischen Designsprache treu: Die Headphone 1 setzen auf ein transparentes, retro-futuristisches Gehäuse mit sichtbaren inneren Komponenten. Die rechteckigen Ohrmuscheln aus Aluminium wirken wie kleine Kunstwerke und stehen im krassen Kontrast zu optisch fast schon langweiligen Modellen wie dem Sony WH-1000XM6 oder JBL Tour One M3.

Beim ersten Öffnen der Verpackung schockierte uns das gewagte Design schon fast. Die Kopfhörer sehen aus wie ein Prototyp aus einem Science-Fiction-Film. Aufgesetzt gefallen sie jedoch deutlich besser – sie liegen eng an und wirken hochwertig. Das polarisierende Aussehen zieht garantiert Blicke auf sich. Wer unauffällig in der U-Bahn verschwinden möchte, sollte zu anderen Modellen greifen. Die Headphone 1 sind das Gegenteil von diskret. Wer es nicht ganz so auffällig will, greift zur schwarzen statt zur uns vorliegenden weißen Variante.

Die Verarbeitung überzeugt größtenteils: Der Aluminium-Rahmen verleiht Stabilität, das Kunstleder an den Ohrmuscheln fühlt sich wertig an. Die Memory-Foam-Polster sorgen für einen guten Abschluss und passen sich der Kopfform an. Die IP52-Wasserresistenz macht die Kopfhörer schweiß- und spritzwassergeschützt – ideal für Sport oder den Alltag.

Mit 329 Gramm wiegen die Nothing Headphone 1 mehr als die meiste Konkurrenz. So bringt etwa der Sony WH-1000XM6 nur 254 Gramm auf die Waage. Richtig schwer sind dagegen die Apple Airpods Max mit 385 Gramm. Das höhere Gewicht der Nothing-Kopfhörer kann bei längerem Tragen spürbar werden. Dazu kommt ein hoher Anpressdruck durch den straffen Bügel – ein Punkt, der den Tragekomfort schmälert.

Die Weitenverstellung des Bügels wirkt etwas uninspiriert und steht im Kontrast zur sonst fast perfekten Verarbeitung der Ohrmuscheln. Große Ohren könnten im Inneren der Ohrmuscheln anstoßen.

Die Ohrmuscheln lassen sich für den Transport im Case wegdrehen. Das Case selbst besteht überwiegend aus einem Filz. Sein Reißverschluss hakt gelegentlich. Die Ohrpolster sind nicht ohne Werkzeug tauschbar. Der JBL Tour One M3 zeigt, wie es besser geht: Dort lassen sich die Polster magnetisch abnehmen.

Technische Spezifikationen

In den Nothing Headphone 1 arbeiten 40-mm-Dynamic-Driver mit Nickel-beschichteter Membran, die von KEF abgestimmt wurden. Der Frequenzbereich reicht von 20 bis 20.000 Hz bei einer Impedanz von 32 Ohm – Standardwerte für moderne Over-Ear-Kopfhörer.

Die Kopfhörer unterstützen Hi-Res-Audio über LDAC mit bis zu 990 kbps sowie USB-C-Lossless. Zusätzlich stehen AAC und SBC zur Verfügung.

Die Bluetooth-Verbindung erfolgt über Google Fast-Pair- und Swift-Pair-Unterstützung. Das Pairing geht schnell von der Hand, auch wenn sich der Bluetooth-Button gut versteckt innen am rechten Cup befindet. Multipoint-Connection ermöglicht die simultane Verbindung mit zwei Geräten.

Das Hybrid-ANC arbeitet mit vier Mikrofonen. Sechs Mikrofone sorgen für klare Telefonate durch effektive Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen. Die Mikrofon-Ausstattung ist üppig, schlägt aber keine Rekorde. Der JBL Tour One M3 nutzt acht Mikrofone.

Nothing Headphone 1

Nothing Headphone 1 TechStage.de

Bedienung und App der Nothing Headphone 1

Nothing setzt auf physische Bedienelemente statt Touch-Gesten – eine Wohltat für alle, die versehentliche Eingaben hassen. Der Roller regelt Lautstärke und ANC-Wechsel, ein Druck pausiert die Wiedergabe. Das Paddle springt zwischen Tracks (vor/zurück), längeres Halten spult vor. Ein separater Button ruft den Voice Assistant auf oder lässt sich benutzerdefiniert belegen.

Die unterschiedlichen Formen und Materialien der Buttons sorgen für eine selbsterklärende und damit schnell erlernbare Bedienung. Es macht richtig Spaß, an den Bedienelementen herumzuspielen. Ein echter Pluspunkt gegenüber den oft frustrierenden Touch-Systemen anderer Hersteller. Die Kopfhörer-Erkennung pausiert die Musik automatisch bei Abnahme. Ein Power-Schiebeschalter sitzt neben USB-C- und 3,5-mm-Anschluss.

Die Nothing X App gefällt mit minimalistischem Interface im typischen Nothing-Stil. Der 8-Band-Advanced-EQ ermöglicht Feinjustierung in allen Frequenzbändern von 20 bis 20.000 Hz. Presets wie Balanced, Bright oder Bass Heavy stehen zur Verfügung, Custom-EQ-Einstellungen kann man abspeichern. Ein Vorteil gegenüber dem Sonos Ace, dessen Equalizer nur Bass und Höhen regelt.

Weitere App-Features: die gleichzeitige Verbindung zweier Geräte, Low-Lag-Mode fürs Gaming, Spatial Audio mit Head-Tracking und ANC-Anpassung in drei Stufen (Adaptive, High, Low). Firmware-Updates erfolgen ebenfalls über die App. Der umfangreiche Equalizer ist essenziell, da der Sound ohne Anpassung unspektakulär bleibt.

Klangqualität

Die Nothing Headphone 1 liefern einen ausgeglichenen Sound mit deutlichem Bass, klaren Mitten und detaillierten Höhen. Der von KEF abgestimmte Klang wirkt erwachsen und ausgewogen. Standardmäßig ist die Abstimmung neutral – profitiert aber deutlich von EQ-Anpassungen für mehr Dynamik.

Der tiefe, kontrollierte Bass beeindruckt, ohne zu überlagern. Die Mitten bleiben klar und präzise, Stimmen werden natürlich wiedergegeben. Die Höhen sind detailliert aufgelöst, ohne zu scharf zu werden. Ohne Equalizer wirkt der Klang jedoch unspektakulär – hier verschenkt Nothing Potenzial. Mit entsprechenden Anpassungen in Bass und Höhen wird er deutlich dynamischer und lebendiger.

Nothing Headphone 1

Nothing Headphone 1 TechStage.de

Im Vergleich zum Sony WH-1000XM6 fehlt den Nothing-Kopfhörern die Leichtigkeit und Luftigkeit. Der JBL Tour One M3 klingt in den Grundeinstellungen ausgewogener. Die Apple Airpods Max bieten mehr Präzision und Detailauflösung. Dennoch: Mit dem richtigen EQ-Setup können die Headphone 1 durchaus mithalten.

ANC

Das Hybrid-ANC reduziert Umgebungsgeräusche um bis zu 42 dB, arbeitet aber nicht auf dem Niveau der besten unserer Top-Liste. Bei niedrigen Frequenzen (20-200 Hz) werden 15-25 dB gedämpft – ausreichend für Verkehrslärm oder Klimaanlagen. Im Mitteltonbereich liegt die Dämpfung bei 20-30 dB, was nur Mittelmaß bedeutet. Stimmen und klirrendes Geschirr dringen noch durch.

Das ANC reagiert windempfindlich und kann bei starkem Wind unangenehm rauschen. Hier zeigt sich der Unterschied zum Bose Quietcomfort Ultra, der auch bei widrigen Bedingungen zuverlässig arbeitet. Die drei ANC-Stufen (Adaptive, High, Low) können die grundsätzlichen Schwächen nicht kaschieren.

Der Transparency-Mode klingt natürlich, neigt aber zu einem boomigen Klang bei der eigenen Stimme. Windgeräusche können stören. Insgesamt bewegt sich die ANC-Leistung im oberen Mittelfeld.

Akku: Marathonläufer mit Schnelllade-Funktion

Hier trumpfen die Headphone 1 richtig auf: Die 1040-mAh-Batterie liefert laut Nothing bis zu 80 Stunden ohne ANC bei AAC-Codec und 50 Prozent Lautstärke. Mit aktiviertem ANC sind es noch 35 Stunden, mit LDAC ohne ANC 54 Stunden. Die Nothing-Kopfhörer spielen hier in der Oberliga. In der Praxis halten sie locker mehrere Tage durch, selbst bei intensiver Nutzung.

Die Fast-Charge-Funktion mit 4 Watt sorgt für beeindruckende Ladezeiten: 5 Minuten für 5 Stunden ohne ANC, 2,5 Stunden mit ANC. Ein voller Ladevorgang dauert nur etwa eine Stunde via USB-C.

Praktisch: Die Kopfhörer lassen sich auch per 3,5-mm-Kabel betreiben, allerdings nicht bei leerem Akku. USB-C funktioniert hingegen auch ohne Strom. Auto-Off nach Inaktivität schont den Akku zusätzlich.

Preis: Was kosten die Nothing Headphone 1?

Die Nothing Headphone 1 kosten 299 Euro (Amazon).

Für 299 Euro bekommen Käufer einen unverwechselbaren Kopfhörer mit solider Ausstattung. Die Konkurrenz ist hart: Der Sony WH-1000XM5 kostet aktuell 275 Euro, der JBL Tour One M3 350 Euro. Nothing positioniert sich geschickt im Mittelfeld.

Fazit

Die Nothing Headphone 1 sind ein mutiger Wurf mit polarisierendem Design und solider Technik. Das transparente Gehäuse macht sie zum Hingucker, die Verarbeitung überzeugt größtenteils. Die physischen Bedienelemente funktionieren präzise und selbsterklärend – deutlich besser als Touch-Systeme vieler Konkurrenten.

Klanglich bieten die Kopfhörer eine solide Basis, die jedoch den umfangreichen Equalizer benötigen, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Ohne EQ-Anpassung wirken sie unspektakulär. Das ANC bewegt sich im Mittelfeld und kann nicht mit der Klassenspitze mithalten. Die hervorragende Akkulaufzeit von bis zu 80 Stunden ohne ANC entschädigt für kleinere Schwächen.

Der hohe Anpressdruck und das hohe Gewicht trüben den sonst sehr guten Tragekomfort. Große Ohren könnten Probleme bekommen. Die windempfindliche ANC-Funktion zeigt Schwächen bei Outdoor-Nutzung.

Für 299 Euro (Amazon) bekommen Käufer einen unverwechselbaren Kopfhörer mit guter Grundausstattung. Wer das auffällige Design schätzt und bereit ist, am Equalizer zu feilen, findet hier einen interessanten Begleiter. Die Nothing Headphone 1 sind kein Alleskönner, aber ein charakterstarkes Nischenpro­dukt für Design-Liebhaber.



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Klein, aber günstig: Plant Apple ein Billig-MacBook?


Kommt im Oktober oder November ein billiges MacBook? Die Gerüchteküche glaubt daran und behauptet, dass Apple eine Renaissance des 12-Zoll-Geräts aus Intel-Zeiten plant – nur diesmal mit kostengünstigem, aber dennoch schnellem Apple-Silicon-Prozessor. Es soll sich angeblich um ein auf 13 Zoll leicht vergrößertes Einsteigermodell handeln, das womöglich zusammen mit einem iPad Pro M5 erscheint.

Abseits des Billigmodells soll die zweite Jahreshälfte im Hinblick auf Macs eher uninteressant werden: Laut Angaben des üblicherweise gut informierten Bloomberg-Journalisten Mark Gurman hat Apple seine ersten M5-Macs ins kommende Jahr verschoben. Das betrifft insbesondere die MacBook-Pro-Modelle, die zuletzt im Herbst 2024 überholt worden waren. Als denkbar galten aber auch ein Mac mini M5 oder ein iMac M5, während ein MacBook Air mit dem neuen SoC nicht vor Mai 2026 zu erwarten ist. Doch nun scheint es wohl nur einen einzigen neuen Mac bis Ende 2025 zu geben.

Um den Preis niedrig zu halten, hat Apple der Gerüchteküche zufolge vor, zum zweiten Mal überhaupt einen iPhone-Chip in einen Mac einzubauen. Der im Backend-Code von Apple Intelligence als „Mac17,1“ bezeichnete Rechner kommt offenbar mit dem A18-Prozessor aus dem iPhone 16, das im September 2024 erstmals auf den Markt kam. Ob es sich um die Pro-Version aus den Pro- und Pro-Max-Modellen handelt, ist noch unklar. Diese kommt mit insgesamt he sechs CPU- und GPU-Kernen – möglicherweise reduziert Apple für das neue MacBook deren Anzahl (sogenanntes Binning). Es ist weiterhin damit zu rechnen, dass Apple mindestens 16 GByte RAM verbaut. (Apples erster iPhone-Chip in einem Mac war im Mac mini für Entwickler, kurz nachdem Apple Silicon angekündigt worden war.)

Der A18 Pro ist ausreichend schnell: Er schlägt Apples M1, der bei Erscheinen vor fünf Jahren vielfach gelobt wurde, im Geekbench-Mehrkern-Benchmark um immerhin knapp 800 Punkte. Im Einkern-Benchmark sind es sogar über 1000 Punkte mehr. Das sollte für gängige Standardanwendungen auf einem MacBook genügen. Das gilt insbesondere, wenn man sich an das alte 12-Zoll-MacBook erinnert. Die lüfterlosen Core-M-Chips von Intel (später auch abgespeckte i5- und i7-Prozessoren) kamen schnell ins Schwitzen.

Vom Preis her könnte Apple bei unter 1000 US-Dollar landen, selbst 800 oder 900 Dollar wären drin (Euro-Preise wie üblich darüber), wenn der Konzern das möchte. Die Hardware muss sich vom MacBook Air unterscheiden, das ebenfalls vergleichsweise kompakt ist und auch als 13-Zoll-Modell verkauft wird.

Das heißt: Das neue MacBook müsste wohl flacher und insgesamt kompakter sein. Beim 12-Zoll-MacBook hatte Apple auf die besonders dünne, aber auch unzuverlässige Butterfly-Tastatur gesetzt. Das dürfte der Konzern nicht wiederholen. Allerdings könnte er sich an der Bauweise orientieren, bei der die Tastatur nahezu randlos im Gehäuse steckte. Der verbaute LC-Bildschirm dürfte ein Standard-Screen von der Stange sein. Mit einem matten Nanotextur-Display ist eher nicht zu rechnen.


(bsc)



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Heimische Produktion: Apple kauft für eine Halbe Milliarde US-Magnete


Im Konflikt mit der Trump-Regierung um eine mögliche iPhone-Produktion in den USA will Apple offenbar nicht nachgeben – zu teuer und aufwendig scheint dies für den Lieferketten-optimierten Konzern zu sein. Intern glaubt Apple augenscheinlich nicht, dass die Verlagerung der Produktion aus China oder Indien eine realistische Option ist. Trotzdem will das Unternehmen stärker in den USA investieren. Am Dienstag kündigte Apple einen großangelegten Deal über Komponenten an. Es geht, so Apple in einer Mitteilung, um Neodym-Magnete im Wert von einer halben Milliarde US-Dollar.

Apple will demnach zusammen mit dem Spezialanbieter MP Materials eine neuartige Recycling-Fabrik aufbauen, die Magnetmaterialien aus seltenen Erden aus Geräten und Komponenten zurückgewinnt und daraus dann fertige Magnete herstellt. Diese kommen in diversen Apple-Produkten vor – vom MacBook über das iPhone bis zu MagSafe-Zubehör.

MP Materials ist laut Apples Angaben der einzige vollständig integrierte Hersteller seltener Erden in den Vereinigten Staaten. Die Produktionsanlage steht in Fort Worth, Texas, eine weitere Recyclingfabrik soll in Mountain Pass, Kalifornien entstehen. Apple will mit MP Materials außerdem neuartige Magnetmaterialien entwickeln sowie „innovative Verarbeitungstechnologien, um die magnetische Leistung zu steigern“.

Die 500 Millionen Dollar sollen laut Mitteilung „über mehrere Jahre“ ausgegeben werden. Ob es sich um Kaufverträge oder auch Produktionszuschüsse handelt, blieb zunächst unklar. In China bezahlt Apple Fertigern teilweise ihre Maschinen beziehungsweise finanziert diese vor.

Apple nutzt seit längerem „fast“ nur noch Magneten aus Recyclingmaterial, um den Kauf von teurer Neuware zu vermeiden – zudem tut man dies laut eigenen Angaben aus Umweltschutzgründen. Erstmals hatte Apple im Jahr 2019 in der Taptic-Engine (Vibrationsmotor) des iPhone 11 Recycling-Magnete verbaut, die Nutzung seither gesteigert. MP Materials soll mit seinen Magneten die gesamte Apple-Lieferkette versorgen, also auch die Fertiger in China oder Indien. Das dürfte der US-Regierung gefallen. Apple will laut eigenen Angaben in den kommenden vier Jahren bis zu 500 Milliarden Dollar in den USA investieren.


(bsc)



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