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Künstliche Intelligenz

Anbindung ans Gesundheitsnetz und Co.: Womit Ärzte zu tun haben


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Die Telematikinfrastruktur (TI) soll Praxen, Apotheken und Kliniken sicher vernetzen, Verwaltungsprozesse vereinfachen und Behandlungen effizienter machen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass zwischen Anspruch und Alltag oft eine deutliche Lücke bleibt. Allein im September gab es zahlreiche Störungen, die die Arbeit der Ärzte behindert haben.

In den kommenden Wochen steht den Ärzten und Apothekern noch eine weitere große technische Herausforderung bevor, nämlich die Umstellung der kryptografischen Verfahren in der Telematikinfrastruktur von RSA auf ECC (Elliptic Curve Cryptography). Grund dafür sind laut Gematik „europarechtliche Vorgaben“, die verlangen, dass Komponenten der TI – darunter unter anderem Konnektoren, Heilberufsausweise (eHBA), Institutionskarten (SMC-B) – das neue Verfahren unterstützen müssen.

Da die verbleibende Zeit bis zur Umstellung knapp ist und noch zahlreiche Karten und Konnektoren getauscht werden müssen, warnen die Gematik und IT-Dienstleister bereits vor möglichen Lieferengpässen und längeren Bearbeitungszeiten. Ärztinnen und Ärzte sollten sich daher frühzeitig mit ihren IT-Anbietern in Verbindung setzen, um zu prüfen, ob ihre Praxis-Hardware von der Umstellung betroffen ist. Neue eHBAs sollten idealerweise spätestens bis zum 1. Dezember 2025 vorliegen, um einen reibungslosen Betrieb zu garantieren – SMC-Bs und gerätespezifische Sicherheitsmodulkarten (gSMC-KT-Karten) können übergangsweise erstmal noch weiter genutzt werden.

Wir haben mit einem niedergelassenen Arzt, Dr. Marius Martin, gesprochen, der die TI seit Jahren nutzt, und mit seinem Bruder, Diplom-Informatiker Marcus Dromowicz, der ihn bei der IT in der Praxis unterstützt. Im Gespräch berichten die beiden, welche digitalen Prozesse inzwischen gut funktionieren – und wo technische Hürden, hohe Kosten und organisatorische Reibungsverluste den Praxisbetrieb noch bremsen.


Marius und Marcus Dromowic

Marius und Marcus Dromowic

Marius Martin (links) ist Kinderchirurg, Allgemeinmediziner, Rettungsmediziner und Palliativmediziner. Sein Bruder Marcus Dromowicz ist Software-Entwickler und unterstützt ihn bei der Anbindung an die Telematikinfrastruktur.

(Bild: Privat)

Welche Vorteile gibt es mit der TI?

Marius Martin: Das E-Rezept – nachdem es flüssig funktionierte – war schon eine Erleichterung, da Rezepte ausgestellt werden konnten, ohne dass die Patienten persönlich in die Praxis kommen mussten – gerade in Zeiten der Corona-Pandemie war das ein großer Vorteil.

Welche Schwierigkeiten sind Ihnen im Laufe der Zeit begegnet?

Martin: Das größte Problem war zunächst, dass die gesamte TI extrem langsam war. Teilweise ließ e sich gar nicht bedienen. Besonders betroffen war ein Zusatzmodul zur Dokumentenorganisation. Dort reagierte zum Beispiel das Hochladen von Bildern überhaupt nicht mehr. Wir wussten lange nicht, ob das am PC, am Server, an falschen Einstellungen oder tatsächlich an der TI lag.

Außerdem reagierte das PVS-System sehr langsam und stürzte regelmäßig ab. Leider fühlte sich der zuständige IT-Dienstleister nicht wirklich verantwortlich, sodass wir uns letztlich entschieden haben, eine externe Drittfirma für den Telematik-Support fest zu beauftragen. Mit diesen läuft die Unterstützung deutlich zuverlässiger.

E-Rezepte und elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen konnten häufig nicht versendet werden. Das führte dazu, dass wir am Abend zahlreiche Untersuchungen nachtragen mussten und die Patientinnen und Patienten in der Zwischenzeit nur handschriftliche Rezepte erhielten. Der zusätzliche Arbeitsaufwand war enorm.

Marcus Dromowicz: 2021 haben wir im Zuge einer Praxisübernahme, bei der ein Kollege ausgeschieden ist, gleich einen Serverwechsel gemacht. Dafür haben wir rund 8000 Euro in neue Hardware investiert und auch einen externen IT-Dienstleister hinzugezogen. Leider stellte sich heraus: Mit der neuen Hardware wurde es nicht wirklich besser. Das System blieb weiterhin relativ langsam.

Und wie lief es damals mit dem Konnektortausch?

CGM wollte den Austausch vornehmen, da die Zertifikate abliefen. Das sollte 2800 Euro kosten. Da wir ohnehin schon unzufrieden waren, haben wir uns für die Alternative „Konnektor in der Cloud“ entschieden. Anfangs gab es Probleme, weil sich Anbieter gegenseitig den schwarzen Peter zugeschoben haben. Mittlerweile läuft es stabiler – auch durch den Wechsel auf einen leistungsfähigeren Server.

Haben Sie die TI-Komponenten in Ihrer Praxis schon auf die neue Verschlüsselung (ECC) umgestellt?

Unsere Hauptkarte ist bereits kompatibel, bei einer zweiten Karte hoffen wir ebenfalls darauf. Auch elektronische Heilberufsausweise (eHBA) haben wir neu bestellt. Lediglich die gSMC-KT-Karten in den Behandlungszimmern laufen nächstes Jahr ab und müssen ausgetauscht werden. Ich hoffe, dass wir den Tausch selbst übernehmen können, ohne dass es wieder wochenlange Störungen gibt.

Gab es beim Kartentausch Schwierigkeiten?

Dromowicz: Ja, mit der SMC-B-Karte (Sicherheitsmodulkarte Typ B). Die wurde auf den ausgeschiedenen Kollegen registriert – mit dessen E-Mail- und sogar Privatadresse, obwohl wir nachweislich korrekte Daten eingetragen hatten. Dadurch landeten alle Aktivierungs-Mails bei ihm. Die Bundesdruckerei beziehungsweise D-Trust sagte dann, die Stammdaten in der Datenbank seien endgültig und nicht änderbar. Man bot uns nur die Aktivierung vor Ort an, was aber absurd war. Wir haben die fehlerhafte Karte inzwischen storniert – trotz bereits verschickter Mahnungen. Das sind aber nicht die einzigen Probleme.

Welche gibt es denn noch?

Martin: Bei den mobilen Kartenlesegeräten funktioniert zum Beispiel nicht einmal der Einschaltknopf zuverlässig. Um das Gerät zu starten, muss man häufig den Deckel auf der Rückseite abnehmen und die eHBA-Karte neu einsetzen. Außerdem ist der Batterieverbrauch hoch – lässt man sie im Gerät, sind sie innerhalb von zwei Tagen tatsächlich entladen.

Besonders ärgerlich war es außerdem, dass eines der mobilen Kartenlesegeräte von Ingenico nach einem eingespielten Upgrade nicht mehr funktionierte. Um mit neuen Praxisausweisen und elektronischen Heilberufsausweisen zusammenzuarbeiten, müssen diese mobilen Geräte aktualisiert werden. Eins unserer Kartenlesegeräte lieferte während des Flash-Upgrades einen Signatur-Fehler und brach das Update ab. Obwohl es nach dem Einschalten den Update-Vorgang erneut starten will und auch unsere Admin-PIN noch erkennt, kommt es jedes Mal zum gleichen Fehler.

Dromowicz: Gerade gibt es auch das nächste Problem. Eine Webanwendung eines weiteren Anbieters funktioniert gerade nicht, die wir allerdings für den gSMC-KT-Kartentausch benötigen. Darüber müssen die neuen Karten mit den Lesegeräten gekoppelt werden. Da wird die Zeit auch allmählich knapp.

Stürzen die denn inzwischen weniger häufiger ab?

Dromowicz: Das Einlesen der Versichertenkarten hat teilweise 10 bis 20 Sekunden gedauert. Klingt nicht viel, summiert sich aber bei jeder Patientin und jedem Patienten enorm. Außerdem kam es oft vor, dass Kartenlesegeräte komplett ausfielen. Dann blieb uns nur, das Gerät aus- und wieder einzustecken, was immer wieder Zeit kostete. Die Aufsätze „Orga Protect“ halfen auch nicht viel. Diese Schwierigkeiten gibt es überall. Viele Praxen kämpfen mit ähnlichen Problemen – lange Laufzeiten, Inkompatibilitäten, überteuerte Hardware oder ausbleibender Support. Wir sind da also bei Weitem kein Einzelfall.

Reicht die TI-Pauschale eigentlich für all diese Kosten?

Martin: Die Pauschalen der KV sind in der Regel so kalkuliert, dass sie die reinen Anschaffungskosten abdecken. Was jedoch nicht berücksichtigt wird, ist der erhebliche Aufwand für die Einrichtung und Wartung. Die Techniker benötigen meist deutlich mehr Zeit als geplant, und diese zusätzlichen Kosten werden weder erstattet noch übernommen.


(mack)



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Montag: Tschernobyl-Schaden durch Drohne, Taiwan gegen chinesische Lifestyle-App


Im Februar beschädigte ein russischer Angriff die Hülle des Unglücksreaktors von Tschernobyl. Die Tragweite des Schadens ist enorm, wie sich jetzt zeigt. Denn die äußere Hülle hat ihre primären Sicherheitsfunktionen verloren, einschließlich der Eindämmungsfähigkeit von Radioaktivität. Immerhin haben sich die Strahlungswerte bislang nicht geändert. In Taiwan bringen Behörden die in dem Land beliebte RedNote-App aus China mit über 1700 Betrugsfällen in Verbindung. Jetzt ist das „chinesische Instagram“ dort geblockt. Denn die RedNote-Betreiber haben auf keine Anfragen Taiwans reagiert und halten sich im Gegensatz zu Meta Platforms oder TikTok nicht an taiwanische Vorschriften, etwa zum Datenschutz. Derweil hat Intels Ex-CEO Pat Gelsinger genauer erklärt, wie durch EUV-Lichtquellen außerhalb von Chipfabriken Halbleiter feinere Strukturen bekommen sollen. Gelsinger gehört zu einer Gruppe von Investoren in xLight. Das US-Startup will die Chipproduktion vereinfachen und verfeinern, indem Belichtungsmaschinen nicht mehr mit eigenen Lichtquellen ausgestattet sein müssen – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.

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Die Schutzhülle über dem Unglücksreaktor von Tschernobyl hat ihre wesentliche Sicherheitsfunktionalität verloren. Zu diesem Schluss kam jetzt eine Delegation der Internationalen Atomenergie-Organisation, welche den Ort des Reaktorunglücks von 1986 im ukrainischen Tschernobyl inspizierte. Fertiggestellt worden war die Hülle erst 2016, um die Radioaktivität des havarierten Reaktors einzudämmen. Entstanden sind die Schäden bei einem russischen Drohnenangriff im Februar 2025, bei dem eine Drohne das Bauwerk traf und durch die äußere Schutzwand drang. Teile des Fluggeräts schlugen auch durch die innere Wand, neun Meter unterhalb. Der Vorfall verursachte einen Großbrand, welcher ebenfalls die Außenhülle der massiven Stahlkonstruktion beschädigte: Der neue Sarkophag in Tschernobyl ist nicht mehr sicher.

Taiwan hat die in dem Land sehr beliebte chinesische App RedNote für vorläufig ein Jahr gesperrt. Die Behörden werfen den Betreibern der Lifestyle-App vor, zu wenig gegen Betrugsversuche zu unternehmen, nachdem seit Anfang letzten Jahres bislang 1706 Betrugsfälle in Taiwan gezählt wurden, die auf RedNote zurückgeführt werden. Zudem haben die chinesischen RedNote-Betreiber auf keine Anfragen reagiert und auch keine der geforderten Maßnahmen zum Datenschutz der Nutzer und zur Betrugsprävention umgesetzt. Im Gegensatz zu anderen sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder TikTok haben die chinesischen RedNote-Betreiber auch keine Vertretungen im Ausland und können dadurch kaum in Rechenschaft gezogen werden: Taiwan sperrt populäre chinesische Lifestyle-App RedNote nach Betrugsvorwürfen.

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Seit Pat Gelsinger vor einem Jahr bei Intel unfreiwillig in den Ruhestand geschickt wurde, arbeitet er bei dem Investmentunternehmen Playground Global. Eines der Anlageobjekte: Das US-Startup xLight. Der Name deutet schon an, worum es dabei geht: Externes Licht für Chipfabriken. Die grundlegende Idee ist, die Lichtquelle für Belichtungsmaschinen in der Halbleiterherstellung nicht mehr in jedes der Geräte einzubauen, wie das der Lithografie-Marktführer ASML macht. Laut Gelsinger sollen die riesigen xLight-Maschinen außerhalb der Reinraum-Gebäude von üblichen Chipfabriken stehen. Die Lichtquellen sollen rund 100 mal 50 Meter groß sein, in etwa so viel wie ein kleineres Fußballfeld: Pat Gelsinger will mit neuen Lasern Moore’s Law retten.

Das Bild war eine Sensation: Fast sechs Tage lang hatte das Hubble Space Telescope aus der Milchstraße in einen Bereich des Sternenhimmels außerhalb der Milchstraße gespäht. Von der Erde aus betrachtet, galt dieser Himmelsbereich als leer. Genauso interessant wie das Foto selbst und die wissenschaftlichen Erkenntnisse daraus ist allerdings seine Entstehungsgeschichte. Hier war weniger die Wissenschaft als vielmehr mangelndes Qualitätsmanagement in einem US-Raumfahrtunternehmen sowie die US-Finanzpolitik in Person eines späteren Friedensnobelpreisträgers involviert. Und diese Geschichte ist mindestens so spannend wie die wissenschaftlichen Entdeckungen, die später aus dem Foto folgten, erklärt Missing Link: Hubble Deep Field – ein Foto und seine Geschichte.


Der Affenkopfnebel im Orion
(Bild: ESA/Hubble)

Am Wochenende gelangten zwei interne Memos an die Öffentlichkeit, die Metas Hardware-Fahrplan betreffen. Seit letztem Jahr kursieren Gerüchte, dass Meta an einer neuen Art von Mixed-Reality-Brille arbeitet, die Prozessor und Batterie in einen kabelgebundenen Taschencomputer auslagert und so einen besonders kompakten und leichten Formfaktor ermöglicht. Ein Techmagazin berichtete 2024 über einen Prototyp, der etwa 100 Gramm wiegen soll. Laut Wall Street Journal vom vergangenen Sommer war ein entsprechendes Produkt für 2026 geplant, mit einem Zielpreis von unter 1000 US-Dollar. Doch laut jetzt durchgesickerten Memos wurde das Gerät auf die erste Hälfte des Jahres 2027 verschoben. Die zusätzliche Zeit soll dem Team mehr Luft verschaffen, um Details auszuarbeiten: Internes Memo verspricht „großes Upgrade“ mit Meta Quest 4.

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Auch noch wichtig:

  • Die Strompreise liegen heute weit über der Einspeisevergütung für Solarstrom. Eine Studie belegt, wie schnell der Eigenverbrauch deutscher Erzeuger steigt: Immer größerer Solarstromanteil erreicht das öffentliche Netz nicht.
  • Der Ausfall eines großen Webhosters seit über zwei Wochen bringt vielen Unternehmen und Privatpersonen Hektik, Stress und Verdienstausfall: Schweizer Webhoster „Webland“ seit zwei Wochen fast vollständig offline.
  • Mit der Migration von Microsoft zu freier Software zahlt Schleswig-Holstein gut 15 Millionen Euro Lizenzkosten weniger. Die Umrüstung kommt deutlich günstiger nach Microsofts Adieu: Schleswig-Holstein setzt auf Open Source und spart Millionen.
  • Angesichts der demografischen Entwicklung sollten wir begrüßen, wenn KI künftig Jobs ersetzt, statt sie dabei zu bremsen, findet unser Autor Bertram Sändig: KI nimmt uns die Jobs weg – wenn wir Glück haben.
  • Zwar aktualisiert der iPhone-Hersteller iOS, iPadOS, macOS und Co. auch immer in älteren Versionen. Doch das deckt nicht alle Fehler ab. Warum, das erklärt unser Kommentar: Apple betreibt bei Updates Scheinsicherheit.
  • Mit neuer Bildqualität, aber sonst in Originalfassung, soll Star Wars von 1977 zum Jubiläum die Kinosäle füllen. Umstrittene Anpassungen verschwinden wieder: Nach 50 Jahren kommt Star Wars wieder im Originalschnitt ins Kino.
  • In der Nacht zum Freitag hat Microsoft mit der automatischen Verteilung des Windows-11-25H2-Updates auf 24H2-Maschinen begonnen: Weitere automatische Update-Verteilung auf Windows 11 25H2.
  • Bei längeren Flugverspätungen lassen sich Entschädigungen auch mithilfe von Internet-Portalen durchsetzen. Betreiber müssen aber auf ihre Werbeaussagen achten: Gericht weist Fluggastportal wegen Aussagen über Ryanair in die Schranken.
  • Vielen Wünschen der Community, wie dem Privatsphäre-Schalter, konnte entsprochen werden. Der Kopfhörer-Anschluss hingegen hat es nicht geschafft: Jolla startet Vorverkauf von neuem Sailfish-Phone.
  • Evelyn Palla will eine „lückenlose Aufklärung“ der Probleme bei Stuttgarts neuem Hauptbahnhof einleiten – auch bei der Software: Palla kündigt Untersuchung zu Stuttgart-21-Verzögerungen an.
  • Im Oberrheingraben sollen Geothermie-Anlagen Tiefenwasser fördern und daraus zugleich Lithium gewinnen. Das Geld für ein Milliardenprojekt steht bereit: Projekt Lionheart soll mit Tiefenwärme auch deutsches Lithium fördern.


(fds)



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Taiwan sperrt populäre chinesische Lifestyle-App RedNote nach Betrugsvorwürfen


Taiwan hat die in dem Land sehr beliebte chinesische App RedNote für vorläufig ein Jahr gesperrt. Die Behörden werfen den Betreibern der Lifestyle-App vor, zu wenig gegen Betrugsversuche zu unternehmen, nachdem seit Anfang letzten Jahres bislang 1706 Betrugsfälle in Taiwan gezählt wurden, die auf RedNote zurückgeführt werden. Zudem haben die chinesischen RedNote-Betreiber auf keine Anfragen reagiert und auch keine der geforderten Maßnahmen zum Datenschutz der Nutzer und zur Betrugsprävention umgesetzt.

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Die App RedNote heißt eigentlich Xiaohongshu, was wörtlich übersetzt „kleines rotes Buch“ bedeutet. Das dürfte eine Anspielung auf die Mao-Bibel sein – ein kleines rotes Buch, das während der Kulturrevolution und auch in Deutschland der 1968er verbreitet war. Nachdem lange Zeit nicht klar war, ob TikTok in den USA gesperrt wird, haben sich Anfang 2025 viele Creatoren von TikTok verabschiedet und sind zu RedNote gewechselt. Denn auch diese App bietet kurze Videos, Bilder sowie Textbeiträge (Notes). RedNote fokussiert sich auf Lifestyle, Mode, Reisen, Essen und Schönheitstipps – einschließlich Shopping-Empfehlungen.

Das macht RedNote auch in Taiwan zu einer beliebten Online-Plattform. Xiaohongshu zählt in dem Land rund 3 Millionen Nutzer. Bei einer Gesamtbevölkerung von insgesamt 23,3 Millionen ist das ein erheblicher Anteil von fast 13 Prozent aller in Taiwan lebenden Menschen. TikTok respektive die chinesische Version Douyin ist allerdings noch beliebter. Nach einer Studie des taiwanischen Digitalministeriums hat mehr als ein Fünftel der taiwanischen Erwachsenen diese Plattform im Jahr 2024 genutzt, schreibt Taiwanpolitics.org. Regierungsbeamte dürfen TikTok und Douyin allerdings nicht auf ihren dienstlichen Smartphones installieren.

Ende letzter Woche erklärte die taiwanische Kriminalpolizei, dass RedNote im Vorjahr in 950 Betrugsfällen in Taiwan verwickelt war, wodurch taiwanische Nutzer laut Taiwan News insgesamt 132,9 Millionen Taiwan-Dollar verloren haben (umgerechnet rund 3,65 Millionen Euro). Von Januar bis November dieses Jahres haben die Behörden 756 Betrugsfälle auf RedNote gezählt, wodurch ein Schaden von 114,77 Millionen Taiwan-Dollar entstanden ist (3,15 Millionen Euro). Das würde einen ungebrochenen Trend dieser App zeigen.

Da RedNote keine ausländischen Vertretungen besitzt und der Betreiber (Xingin Information Technology Co, Ltd.) ausschließlich in China sitzt, hätten die Geschädigten keine Möglichkeiten, an Entschädigungen zu kommen. Taiwanische Behörden haben die RedNote-Betreiber im Oktober aufgefordert, die App an taiwanisches Recht anzupassen, berichtet Bloomberg. Allerdings haben sie keine Antwort erhalten. Auch auf Anfragen von Medien wie BBC hat das Unternehmen bislang nicht reagiert.

Deshalb hat das taiwanische Innenministerium das TWNIC (Taiwan Network Information Center) angewiesen, hunderte IP-Adressen zu sperren, die auf RedNote zurückzuführen sind. Nutzer würden entweder lange Wartezeiten erdulden müssen oder eine Fehlermeldung bekommen, dass der Inhalt nicht geladen werden kann. Allerdings ist Xiaohongshu auch in Taiwan derzeit immer noch erreichbar, wie ein ein Selbstversuch zeigte. Offenbar ist die Sperre weniger streng als angenommen oder es sind noch nicht alle Nutzer betroffen.

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Taiwans Oppositionspartei, die eher China-freundliche KMT, kritisierte die RedNote-Sperre und fragte die Regierung, warum nur Xiaohongshu betroffen ist und keine andere Plattform wie Facebook, Instagram, TikTok oder Threads. Schließlich kommt es auch dort immer wieder zu Betrugsfällen. Die taiwanische Kriminalpolizei erklärte laut Focus Taiwan am Wochenende, dass alle Plattformen gleich behandelt werden. So wurde Meta Platforms allein in diesem Jahr dreimal bestraft, etwa für nicht offen gelegte Werbung und Versäumnisse bei der Entfernung von Scam-Versuchen. Das Bußgeld hat insgesamt 18,5 Millionen Taiwan-Dollar betragen (knapp 508.000 Euro).

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Zudem würden die anderen Social-Media-Plattformen auch den taiwanischen Gesetzen folgen und haben im Gegensatz zu Xiaohongshu einen rechtlichen Vertreter in Taiwan. Diese können sich daher um Streitigkeiten kümmern und Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung umsetzen, etwa die obligatorische Identitätsprüfung. Das macht die Plattformen vollumfänglich rechenschaftspflichtig. RedNote ist dagegen nicht greifbar. Zudem ist Xiaohongshu bei einer Sicherheitsprüfung des nationalen Sicherheitsbüros von fünf chinesischen Apps im Juli durchgefallen. RedNote würde demnach exzessiv persönliche Daten sammeln und von den Nutzern eingeräumte Erlaubnisse missbrauchen. Das wirft auch Sicherheitsfragen auf, so die taiwanischen Behörden.


(fds)



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Kindle Scribe Colorsoft: Amazon liefert Tablet ab 10. Dezember in den USA aus


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Amazon veröffentlicht seine neuen Kindle Scribe-Modelle am 10. Dezember – allerdings erstmal nur in den USA. Dies bestätigte ein Sprecher Amazons auf Anfrage von heise online. Bei der Ankündigung Ende September ließ das Unternehmen zunächst offen, wann sein erstes Stift-Tablet Kindle Scribe Colorsoft und die neuen Scribe-Versionen erscheinen. Lediglich beim neuen Kindle Scribe ohne Frontlicht ist Geduld gefragt. Die günstigste Version soll erst im Jahr 2026 erscheinen.

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Für Deutschland und Österreich gibt es indessen noch keinen Auslieferungstermin. Interessierte können sich sich nach Angaben des Unternehmens aber auf den jeweiligen Produktseiten anmelden und erhalten eine Benachrichtigung, sobald diese vorbestellt werden können.

Der Kindle Scribe Colorsoft soll mehrere Wochen mit einer Akkuladung durchhalten. Das Tablet kostet 649,99 Euro. Im Lieferumfang ist auch der Eingabestift. Bei der Vorstellung hob Amazon hervor, dass das Gerät auf übliche Ablenkungen durch Apps oder Benachrichtigungen verzichtet. Dadurch sollen sich Nutzer besser fokussieren können.

Technisch kommen laut Hersteller Lichtleiter mit Nitrid-LEDs und ein Farbfilter zum Einsatz. Dadurch sollen die Farben optimiert dargestellt werden, ohne dass Details verwaschen aussehen. Hinzu kommt eine neue Rendering-Engine. Auch sie soll die Farbdarstellung verbessern und Geräteeingaben flüssiger und natürlicher wirken lassen.

Der Kindle Scribe hat einen neuen Quad-Core-Chip bekommen, der 40 Prozent schneller sein soll. Das Gerät ist 5,4 mm dick und 400 Gramm schwer. Die Benutzung des Scribe mit 11-Zoll-Display ohne Spiegeleffekt soll sich wie das Schreiben auf Papier anfühlen. Der Kindle Scribe kostet mit Frontlicht 519,99 Euro und ohne 449,99 Euro.

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Die neuen Scribe-Modelle bieten erweiterte Produktivitätsfunktionen: Nutzer können Dokumente über Google Drive und Microsoft OneDrive importieren und annotierte PDFs exportieren. Notizen lassen sich auch zu OneNote übertragen. KI-Features ermöglichen die Suche in Notizbüchern in natürlicher Sprache sowie einfache Zusammenfassungen. Zum Schreiben stehen zehn Stiftfarben und fünf Textmarkerfarben zur Verfügung, ein neues Schattierungstool erlaubt fließende Übergänge.


(mki)



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