Künstliche Intelligenz
Top 8: Das beste smarte Vogelhaus mit Kamera, WLAN, KI zum Bauen oder Kaufen
Nistkästen und Futterhäuser mit Kamera zeigen spannende Tieraufnahmen im Garten – mit Livestream, KI-Vogelerkennung oder als DIY-Bausatz
Der Naturschutzbund (NABU) ermuntert schon seit Jahren dazu, neue Nistkästen in Gärten anzubringen und im Winter Futterhäuser für Vögel aufzustellen. Auch Igeln kann man laut NABU gerne eine Behausung zur Verfügung stellen. Neben zahlreichen allgemeinen Informationen bietet die Website auch konkrete Bauanleitungen. Das ist eine gute Gelegenheit, einen Nistkasten, eine Futterstelle oder ein Igelhaus mit einer Kamera auszustatten. So kann man zum Schutz der heimischen Tiere beitragen und gleichzeitig interessante Einblicke in die Natur erhalten – und auch Kinder für das Thema begeistern. Wir zeigen verschiedene Ansätze und erklären deren Vor- und Nachteile.
Dass es sich bei mit Kamera ausgestatteten Nistkästen um mehr als nur eine fixe Nerd-Idee handelt, bestätigt uns Sonja Dörfel, die Pressereferentin vom Landesbund für Vogelschutz (LBV):
„Kameras in Nistkästen ermöglichen uns einmalige Einblicke in das ansonsten eher geheime Vogelleben während Brut und Aufzucht der Jungen. Dabei können wir viel Neues über die verschiedenen Vogelarten lernen, zum Beispiel konnte mit unserer Webcam an einem Wanderfalken-Nistkasten eine Paarung gefilmt werden – eine einzigartige Aufnahme. Auch die zahlreichen anderen Nistkästen-Webcams des LBV, wie die von Meise, Star und Waldkauz, erfreuen sich großer Beliebtheit und werden täglich von zahlreichen Menschen genutzt. Die Technik ermöglicht uns neue Einblicke in die Welt der Vögel und begeistert viele Menschen für die Natur, die zuvor oft noch keine Berührungspunkte mit dem Schutz von Vögeln und anderen Arten hatten.“
Für die Tiere ist die Kamera keine Beeinträchtigung: „Wenn der Nistkasten groß genug ist und den Tieren ausreichend Platz lässt, stören sich die Vögel nicht an den Kameras und verhalten sich ganz normal.“
In den vergangenen Jahren haben wir mehrere Vogelhäuser umgebaut und verschiedene fertige Futterhäuser mit Kamera getestet. Das Ergebnis ist eindeutig: Wer dauerhaft Freude an der Tierbeobachtung haben möchte, sollte das Vogelhaus entweder selbst bauen oder etwas mehr investieren. Warum das so ist, zeigen unsere Top 8. Worauf man beim Kauf oder Selbstbau grundsätzlich achten sollte, erklären wir im Anschluss.
Welches ist das beste smarte Vogelhaus?
Wer die Gartenvögel bei der Aufzucht ihres Nachwuchses beobachten möchte – was aus unserer Sicht den größten Langzeitreiz bietet – ist mit dem DIY-Nistkasten am besten beraten. Deshalb ist diese Lösung auch unser Testsieger. Die Technik lässt sich dabei individuell anpassen, und trotz geringer Kosten von rund 50 Euro überzeugt die Bildqualität.
Hier kommt es vorwiegend auf die eigene Definition von Vogelhaus an. Wer die Vögel im Garten mit Futter versorgen will, sollte sich für das KI-Vogelhaus Birdfy 2 Pro für 290 Euro entscheiden. Hier gibt es eine automatische Erkennung und Klassifizierung der Vogelarten, und die Bildqualität ist ebenfalls sehr hoch.
Nistkasten kaufen oder bauen?
Einfache Nistkästen für Singvögel sind bereits für etwa 10 Euro fertig zusammengebaut erhältlich. Allerdings ist nur ein kleiner Teil für die Nachrüstung mit einer WLAN-Kamera geeignet. Das Problem ist die Höhe der Kästen. Diese muss ausreichen, um die Kamera über dem eigentlichen Nistraum zu platzieren, ohne diesen einzuschränken.
Zwar wäre es möglich, ein Loch ins Dach zu sägen, die Kamera wäre dann aber vollkommen ungeschützt und die Technik würde sich beim ersten Regenschauer verabschieden, sofern man nicht auf wetterfeste Varianten setzt. Eine Bastellösung zum Schutz der Kamera sieht nicht nur unschön aus, sondern ist außerdem ähnlich aufwendig wie der komplette Neubau des Kastens.
Für eine optimale Umsetzung bleibt deshalb oft nur der Selbstbau oder der Kauf spezieller Nistkästen mit Kameravorbereitung oder eines Modells mit ausreichend großen Abmessungen. Ein Beispiel für einen Nistkasten mit Kameravorbereitung ist etwa der Little Birds Nistkasten für die akkubetriebene Blink-Kamera für 50 Euro. Anregungen und Baupläne für DIY-Nistkästen gibt es beispielsweise beim Landesbund für Vogelschutz. Auf der Homepage sind zudem weitere Tipps und Tricks rund um das Thema zu finden.
Einige fertig aufgebaute Holznistkästen samt WLAN-Kamera sind aus unserer Sicht übertrieben teuer. Hochpreisige Beispiele sind die Modelle Reli Birddy Smart für aktuell 149 Euro und Vogelhaus Fiedler für 280 Euro. Noch teurer, aber mit gleich zwei Kameras und automatischer Vogelerkennung ausgestattet, ist der Premium-Vogelfutterstation Netvue Birdfy für 299 Euro. Trotz der hohen Kosten ist dieses Modell hochinteressant – die Bildqualität von Birdfy ist überdurchschnittlich hoch, was wir am smarten Futterhaus des Herstellers überprüfen konnten. Noch besser gefällt uns hier aber die automatische Vogelerkennung. Einen günstigen Einstieg bieten hingegen das Smart-Vogelhaus für 118 Euro und der Kamera-Nistkasten von Natural Honesty für 120 Euro.
Wer wenig investieren will und trotzdem ordentliche Bedienung und Bildqualität erwartet, sollte deshalb zur DIY-Variante greifen. Und wer auf eine WLAN-Verbindung verzichten kann, fährt mit dem Maus-Haus einwandfrei. Liegt die Investitionsbereitschaft bei über 150 Euro, greift man am besten zu den Premium-KI-Modellen von etwa Birdfy.
Wo sollte man einen Nistkasten anbringen?
Hier ein paar grundlegende Ratschläge zur korrekten Anbringung eines Nistkastens:
- Nicht in Richtung der Wetterseite aufhängen – in die Einflugöffnung sollten weder Regen noch Wind eindringen. Zu vermeiden gilt auch eine direkte Sonneneinstrahlung. Der Naturschutzbund rät zur Anbringung Richtung Südosten.
- Die Einflugschneise zur Öffnung sollte frei sein.
- Die ideale Höhe für Nistkästen heimischer Singvögel liegt zwischen 150 und 350 cm. Größere Tiere hausen gerne etwas weiter oben und bevorzugen Höhen zwischen vier und sechs Metern.
- Der Standort ist idealerweise gegen Katzen- und Marder geschützt.
- Bei größeren Bäumen hängt der Nistkasten idealerweise an einem mitteldicken Ast. Zu dünn sollten die Äste aber nicht sein, da Vögel instabile Äste mit zu viel Bewegung meiden.
- Zur Befestigung dienen entweder für die Bäume unschädliche Aluminiumnägel oder eine ummantelte Drahtschlinge.
- Damit es zu keinen Nachbarschaftsstreitigkeiten kommt, sollen die Nistkästen mindestens im Abstand von zehn Metern hängen.
Bilderstrecke – Nistkasten Erfahrungen
Unser neuester DIY-Nistkasten mit WLAN-Kamera und Solarpanel wird so mittlerweile auch in fertig konfektionierten Sets angeboten.
Unser neuester DIY-Nistkasten mit WLAN-Kamera und Solarpanel wird so mittlerweile auch in fertig konfektionierten Sets angeboten.
Unser erster DIY-Kasten erfreut sich noch immer großer Beliebtheit, man sieht ihm das Alter aber langsam an.
Unser erster DIY-Kasten erfreut sich noch immer großer Beliebtheit, man sieht ihm das Alter aber langsam an.
Für unseren Nistkasten brauchen wir entweder eine Solar-Überwachungskamera oder eine WLAN-Kamera, Solarpanel und Pass-Through-Powerbank. Die zweite Variante ist aber teurer.
Für unseren Nistkasten brauchen wir entweder eine Solar-Überwachungskamera oder eine WLAN-Kamera, Solarpanel und Pass-Through-Powerbank. Die zweite Variante ist aber teurer.
Hier haben wir einen Kasten mit Indoor-Kamera, Pass-Through-Powerbank und Solarmodul ausgestattet. Günstige Solarkameras sind nach unserer Erfahrung aber besser geeignet.
Hier haben wir einen Kasten mit Indoor-Kamera, Pass-Through-Powerbank und Solarmodul ausgestattet. Günstige Solarkameras sind nach unserer Erfahrung aber besser geeignet.
Nistkasten: Hier wurde die Kamera auf dem Nistkasten aufgesetzt und mit einer Kunststoffbox geschützt.
Nistkasten: Hier wurde die Kamera auf dem Nistkasten aufgesetzt und mit einer Kunststoffbox geschützt.
Die verklebte Box ist nicht schön, erfüllt aber ihren Zweck. Das mit dem Laser bearbeitete Holz fand aber wenig Anklang bei den Vögeln.
Die verklebte Box ist nicht schön, erfüllt aber ihren Zweck. Das mit dem Laser bearbeitete Holz fand aber wenig Anklang bei den Vögeln.
Nistkasten: Die kompakte Kamera passt ins Innere des Kastens.
Nistkasten: Die kompakte Kamera passt ins Innere des Kastens.
Zum fixieren der Kamera haben wir hier etwas Heißkleber benutzt. Alternativ kann man die Kamera auch auf einem Bettchen lagern, sie festschrauben oder per Magnet befestigen.
Zum fixieren der Kamera haben wir hier etwas Heißkleber benutzt. Alternativ kann man die Kamera auch auf einem Bettchen lagern, sie festschrauben oder per Magnet befestigen.
Dieser 3D-gedruckte Nistkasten war ebenfalls für die Nutzung mit einer Kamera ausgelegt. Inzwischen ist er aber nicht mehr erhältlich – Kästen aus Holz werden erfahrungsgemäß besser angenommen.
Dieser 3D-gedruckte Nistkasten war ebenfalls für die Nutzung mit einer Kamera ausgelegt. Inzwischen ist er aber nicht mehr erhältlich – Kästen aus Holz werden erfahrungsgemäß besser angenommen.
Hier hatten wir das Panel unter einer Plexiglasscheibe auf der Oberseite des Nistkastens befestigt. In der Praxis muss der Kasten dann aber voll in der Sonne hängen, damit die Stromversorgung funktioniert. Externe Panels mit langer Zuleitung sind besser geeignet.
Hier hatten wir das Panel unter einer Plexiglasscheibe auf der Oberseite des Nistkastens befestigt. In der Praxis muss der Kasten dann aber voll in der Sonne hängen, damit die Stromversorgung funktioniert. Externe Panels mit langer Zuleitung sind besser geeignet.
Nicht immer sind die Aufnahmen der Kameras richtig scharf. Grund hierfür ist die kurze Distanz zwischen Kamera und Objekt. Wer es sich zutraut, kann den Fokus per Hand nachjustieren. Hier einmal mit nachjustiertem Fokus und der Fokussierung im Auslieferungszustand.
Nicht immer sind die Aufnahmen der Kameras richtig scharf. Grund hierfür ist die kurze Distanz zwischen Kamera und Objekt. Wer es sich zutraut, kann den Fokus per Hand nachjustieren. Hier einmal mit nachjustiertem Fokus und der Fokussierung im Auslieferungszustand.
Für das händische Fokussierung muss das Gehäuse aufgeschraubt werden.
Für das händische Fokussierung muss das Gehäuse aufgeschraubt werden.
Beim Nachjustieren muss man die Linse etwas hinein- oder herausdrehen. Dieses Objektiv ist mit einem Sicherungslack gesichert, welchen man zuerst entfernen muss.
Beim Nachjustieren muss man die Linse etwas hinein- oder herausdrehen. Dieses Objektiv ist mit einem Sicherungslack gesichert, welchen man zuerst entfernen muss.
Der Lautsprecher dieser Kamera ist nur gesteckt und kann so auch bequem deaktiviert werden.
Der Lautsprecher dieser Kamera ist nur gesteckt und kann so auch bequem deaktiviert werden.
Diese Überwachungskamera ist komplexer aufgebaut, was die Fokussierung erschwert. Letztlich kommt man aber doch an die Linse und an das gewünschte Ergebnis.
Diese Überwachungskamera ist komplexer aufgebaut, was die Fokussierung erschwert. Letztlich kommt man aber doch an die Linse und an das gewünschte Ergebnis.
Ist das Futterhaus oder der Nistkasten spannender?
Futterhäuschen mit WLAN-Kamera gibt es in deutlich größerer Auswahl und zu niedrigeren Preisen als Nistkästen, was gut ist. Auch wenn die Futterhäuser primär im Winter eingesetzt werden, kann man diese ganzjährig betreiben. Was man bei der sommerlichen Fütterung beachten muss, zeigt etwa der Naturschutzbund auf seiner Homepage.
Bei den Futterhäusern mit Kamera geht es bereits ab 26 Euro los – viel erwarten sollte man sich hier aber nicht. Die Low-Budget-Modelle bestehen meist nur aus dünnem Acrylglas und beherbergen eine Mini-WLAN-Kamera mit Akku mit kurzer Akkulaufzeit. Anders als bei der Langzeitbeobachtung im Nistkasten kann das ausreichen. Wir raten trotzdem zu einem Markenmodell. Selbst die Bildqualität der von uns getesteten Noname-Varianten zwischen 90 und 120 Euro war enttäuschend.
Günstiger und besser ist der Griff zur vorhandenen Überwachungskamera. Wir haben es uns einfach gemacht und unser Futterhaus mit der Outdoorkamera von Blink nachgerüstet. Diese wird zwar per Batterie mit Strom versorgt und die Laufzeit beträgt fast ein Jahr. Zudem ist die Ausstattung mit einem Solarpanel möglich. Bei der Befestigung kann man es sich einfach machen – wir haben die Kamera mit einer Holzleiste am Dach befestigt.
Die Einrichtung und Bedienung der Kamera sind deutlich bequemer als bei günstigen No-Name-Geräten. Zudem ist die Anzeige nicht nur per App, sondern auch etwa per Amazon-Show & Co. möglich. Der Schärfebereich der Blink-Outdoor-Kamera ist für den Zweck übrigens ab Werk auch für Nahaufnahmen geeignet – hier muss der Fokus nicht per Hand nachjustiert werden. Im Vergleich zum Nistkasten ist beim Futterhaus zwar jede Menge los, aber letztlich sieht man nur ein Kommen und Gehen. Beim Nistkasten kann man hingegen über Wochen kontinuierlich den Fortschritt beim Brüten und die Entwicklung der Jungvögel beobachten, was wir spannender finden. Im Zweifel kann man auch im Sommer den Nistkasten und im Winter das Futterhaus betreiben. Das funktioniert etwa mit der Blink-Überwachungskamera plus Solarpanel und herkömmlichen Futterhäusern und hohen Nistkästen.
Welche Technik steckt im smarten Vogelhaus?
Die technische Ausstattung der Kamera-Nistkästen ist schnell erklärt. Letztlich sind nur eine Stromversorgung und eine WLAN-Kamera mit Nachtsichtfunktion nötig – diese muss allerdings gegen Feuchtigkeit geschützt werden. Am bequemsten ist die Nutzung einer günstigen Kamera mit 5-Volt-Stromversorgung per USB. Diese hängt entweder an einem Netzteil oder direkt an einer Powerbank (Bestenliste). Noch bequemer sind kabellose Lösungen. Überwachungskameras mit Akku und Solarpanel sind im Laufe der letzten Monate wieder deutlich günstiger geworden und ab unter 40 Euro erhältlich. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Outdoor-Überwachungskameras mit Akku. Die von uns genutzte Blink-Outdoor-Kamera hält mit einer Batterieladung knapp ein Jahr lang durch.
Allerdings eignen sich nicht alle Kameras für das Vorhaben. Grundvoraussetzung für eine gelungene Umsetzung: Die WLAN-Kamera muss einen geeigneten Fokus haben, um den Nahbereich scharf darstellen zu können. Der normalerweise übliche Schärfebereich liegt weiter weg als die benötigten 15 bis 20 cm. Bei vielen günstigen Kameras klappt das Ändern durch Hinein- oder Herausschrauben der Kameralinse. Bei einigen Kameras muss vorher allerdings der Sicherungslack entfernt werden. Das kann aufwendiger sein, klappt aber meist ebenfalls problemlos. Bei anderen Kameras wie der Blink-Outdoor-Kamera passt der Schärfebereich bereits im Auslieferzustand.
Die Kamera sollte bei Verwendung in Nistkasten oder etwa Igelhaus über einen IR-Nachtsichtmodus verfügen. Die meisten Kameras speichern Videos auf einer Speicherkarte und versenden bei Bewegungserkennung eine Benachrichtigung auf das Smartphone. Wichtig ist, dass die Kameras eine Livebild-Funktion haben. Unterstützt das Modell außerdem Amazon Alexa, kann man sich das Video auch auf Echo Show (Ratgeber) und ähnlichen Devices ansehen. Wer die Idee mit der automatischen Vogelerkennung gut findet, bekommt die Kamera des Herstellers auch einzeln ab rund 60 Euro.
Kann man auch ein Igelhaus mit Kamera ausstatten?
Wer kein Interesse an gefiederten Gartenbewohnern hat, kann seine Kamera natürlich auch in jede andere Tierbehausung integrieren. Wer etwa Igeln eine gemütliche Behausung für die kalten Wintermonate zur Verfügung stellen will, bekommt bei Nabu eine passende Anleitung.
Fazit
Ein Nistkasten mit integrierter Kamera ist ein schönes Garten- und Bastelprojekt mit echtem Mehrwert. Zum einen schafft er dringend benötigte Brutmöglichkeiten für heimische Vogelarten, zum anderen liefert er interessante Einblicke in deren Tagesabläufe und Verhaltensweisen.
Erfahrungsgemäß sind die Vögel froh um jede Futterstelle und um jede Nistgelegenheit. Material, Aufbau und Größe spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Künstliche Intelligenz
Arbeitsmarktanforderungen 2030: Menschliche Kompetenzen vor KI-Skills
Menschliche Fähigkeiten wie Kreativität, kritisches Denken und Empathie verlieren auf dem Arbeitsmarkt keinen Wert, sondern sollen laut dem Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) im Jahr 2030 sogar an erster Stelle stehen – noch vor KI-Kompetenzen. Das geht aus einem aktuellen Whitepaper hervor, das Teil der Serie „New Economy Skills“ des WEF ist. In dieser werden fünf vom WEF identifizierte Kernkompetenzen für das Jahr 2030 beleuchtet, die von Unternehmen und Volkswirtschaften zur Aus- und Weiterbildung ihrer Fachkräfte priorisiert werden sollten.
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Nicht automatisierbare Kompetenzen
Auf Platz zwei der fünf Kernkompetenzen im Jahr 2030 stehen KI-, Daten- und Digitalkompetenzen. Auf Platz drei folgen Umwelt- und Nachhaltigkeitskompetenzen, auf Platz vier fachliche und berufliche Kompetenzen und auf Platz fünf betriebswirtschaftliche Kompetenzen.
Die menschlichen Kompetenzen umfassen unter anderem kreative und problemlösende Fähigkeiten wie kritisches, analytisches, systemisches sowie mathematisches Denken, um komplexe Herausforderungen zu bewältigen und neue Ideen zu entwickeln. Auch Motivation und Selbstwahrnehmung, lebenslanges Lernen, Coaching, Neugier, Detailgenauigkeit, Resilienz, Flexibilität und Agilität sowie emotionale Intelligenz werden zu ihnen gezählt. Laut Bericht befähigen sie Menschen, sich selbst zu managen, weiterzubilden, zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten und ihr Wohlbefinden zu erhalten. Zudem wird prognostiziert, dass Kompetenzen wie Empathie, Resilienz, Führungsqualitäten und Lehrfähigkeit sowie höhere kognitive Fähigkeiten, wie analytisches und kreatives Denken und Neugierde, „nur ein 13-prozentiges Potenzial für eine KI-Transformation [haben], da sie auf menschlichem – nicht maschinellem – Urteilsvermögen, Kontext und Lebenserfahrung beruhen.“

Vier Kategorien menschlicher Kompetenzen weist der Bericht aus: Kreativität und Problemlösung, emotionale Intelligenz, Lernen und Wachstum, Kollaboration und Kommunikation.
(Bild: WEF)
Im Gegensatz dazu unterlägen mathematisches und statistisches Denken, Systemdenken, Sprechen, Schreiben und Sprachen sowie Zuverlässigkeit und Detailgenauigkeit einer fast sechsmal höheren Wahrscheinlichkeit einer hybriden oder vollständigen Transformation. Hier könne generative KI einen Großteil der Routinearbeit übernehmen. Eine menschliche Aufsicht bleibe aber weiterhin unerlässlich. Insgesamt gebe es nur wenige Fähigkeiten mit Potenzial für eine vollständige Transformation, bei der KI ganze Aufgaben mit minimaler menschlicher Interaktion bewältigen könne. Menschenzentrierte Kompetenzen blieben also „die Brücke zwischen technologischem Fortschritt und sinnvollen organisatorischen und gesellschaftlichen Ergebnissen.“

Aktuelle Kompetenztransformationskapazität von generativer KI (%) nach Kompetenzgruppe.
(Bild: WEF)
Nicht qua Geburt ausgebildet oder beständig
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Auch macht der Bericht darauf aufmerksam, dass für den Arbeitsmarkt benötigte menschliche Kompetenzen weder ab Geburt ausreichend entwickelt, noch unbeeinflusst von äußeren Bedingungen vorhanden sind. So wird zum einen unterstrichen, dass menschliche Kompetenzen wie etwa Zusammenarbeit, kritisches Denken, Anpassungsfähigkeit, Neugier und emotionale Intelligenz in Bildungssystemen bisher zu wenig gefördert werden. Zum anderen werden die menschenzentrierten Fähigkeiten als „unsichtbar“ und „fragil“ beschrieben. Unsichtbar, weil sie oft als gegeben gesehen und somit ihre Ausprägungen nicht wie andere Fähigkeiten gemessen oder gewürdigt werden. Fragil, weil etwa wirtschaftliche Abschwünge, Krisen und soziale Umbrüche Menschen belasten und damit auch ihre gut entwickelten Fähigkeiten negativ beeinflussen. Dementsprechend müssten menschliche Kompetenzen für zukünftigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg als wertvoll und zusätzliches Bildungsziel mit aussagekräftigen Qualifikationen anerkannt werden und Menschen möglichst Stabilität und Sicherheit erleben, um sie auch abrufen zu können.

Unternehmen haben für das Jahr 2025 eingeschätzt, wie stark die vier Kategorien der menschlichen Kompetenzen in ihrer Arbeitnehmerschaft entwickelt sind, aufgeteilt nach Weltregionen.
(Bild: WEF)
Welche Kompetenzen global wie ausgebildet sind, sei kulturell unterschiedlich und auch Geschlechterrollen in den jeweiligen Kulturen spielten eine Rolle. Dies habe etwa die PISA-Studie von 2022 gezeigt. Nur die Hälfte der Schülerinnen und Schüler in OECD-Ländern war in der Lage, in vertrauten Kontexten originelle Ideen zu entwickeln, und in über 20 Ländern erreichten sie meist kein grundlegendes Niveau an kreativer Kompetenz. Überdies zeigte die Erhebung, dass Schüler aus höheren sozioökonomischen Schichten durchweg besser abschnitten und Mädchen besser als Jungen.
Dem Bericht zufolge besteht bei Unternehmen schon heute eine Nachfrage nach qualifzierten menschlichen Kompetenzen in ihrer Belegschaft, während das Angebot nicht mithalten kann. Das gehe etwa aus dem „Executive Opinion Survey 2025“ des WEF hervor, das zeige, dass nur jeder zweite Arbeitgeber seine Mitarbeiter als kompetent in den Bereichen Zusammenarbeit und Kreativität einschätzt, und noch weniger in den Bereichen Resilienz, Neugier und lebenslanges Lernen. Dies deute darauf hin, dass Teamarbeit und Zusammenarbeit zwar relative Stärken darstellen, die Denkweisen und Gewohnheiten, die kontinuierliches Wachstum und selbstgesteuertes Lernen fördern, jedoch weltweit weiterhin schwach ausgebildet seien. Nicht alle Beschäftigten seien in dieser Hinsicht aber untätig. Laut Daten des Weiterbildungsanbieters Coursera sei ein stetiger Anstieg der Lernstunden für menschenzentrierte Kompetenzen von 2020 bis 2025 zu erkennen. Seit 2022 sei ein starkes Wachstum im analytischen und systemischen Denken zu verzeichnen, und seit 2024 auch für Lerneinheiten zu kreativem Denken, Resilienz, Empathie, Neugier und dem lebenslangen Lernen.

Das US-Unternehmen Coursera hat Daten zu Lernstunden für menschliche Kompetenzen von 2020-2025 bereitgestellt.
(Bild: WEF)
(kbe)
Künstliche Intelligenz
Sonys neue Ober-Alpha und Sonys Firmware-Problem – Fotonews der Woche 49/2025
Machen wir´s auch in dieser Woche kurz, denn zur neuen Sony Alpha 7 V ist schon fast alles gesagt – aber eben auch nur fast. Wir konnten die Kamera bereits kurz ausprobieren, wenn auch ohne Labormessungen und nicht mit Fremdobjektiven, das wird gleich noch wichtig. Das vorläufige Fazit des Kolumnisten lautet: Sony hat da genau an den richtigen Schrauben gedreht.
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Die neue Alpha ist nicht nur fast so schnell wie manche Sportboliden (30 fps mit elektronischem Verschluss, 10 mit mechanischem), was der neue teilweise gestapelte Sensor mit 33 Megapixeln Auflösung ermöglicht. Solche Bildwandler mit Logik und RAM darauf lassen sich schneller auslesen, und mildern auch Rolling-Shutter-Effekte. Ganz ohne diese kommt nur ein Sensor mit Global Shutter aus – den behält Sony weiterhin seinem Tempomonster A9 III vor.
Aber die spielt auch in einer anderen Preisklasse, für die A7 V sind „nur“ 3000 Euro gefordert. Das ist eben die neue Oberklasse, Sony hat hat die Kamera ebenfalls „nur“ 200 Euro teurer als den Vorgänger vor vier Jahren gemacht. Unsere ausführliche Meldung verrät mehr, auch, was bei den Videofunktionen alles fehlt. Das schaffen andere, wie Canon mit der R6 III, in dieser Preisklasse inzwischen besser.
Sony zieht Firmware für A7 IV zurück
Nämlicher Vorgänger, die A7 IV von Ende 2021, hat kurz vor der Vorstellung des neuen Modells ein großes Firmware-Update erhalten, auf Version 6.00. Selbst definierbare Fokusfelder, dauerhafte Anzeige des Audiopegels beim Filmen und weitere Funktionen lockten. Doch darauf muss man nun weiter warten, denn Sony hat das Update zurückgezogen, wie ein aktueller Hinweis auf der Downloadseite erklärt. Zuvor gab es unter anderem bei Reddit Berichte über „Bricks“ nach dem Update – also funktionslose Kameras, die in die Werkstatt müssen.
Das bestätigt wieder einmal, dass man gerade bei Firmware-Updates für Kameras nicht jede neue Version sofort einspielen sollte. Zu sehr häufen sich in der letzten Zeit die teils schwerwiegenden Bugs, hier nur eine Auswahl: Sony bei der A1 vor anderthalb Jahren, Canon und Nikon bei mehreren Kameras Mitte 2025. Ebenso darf man nicht mehr erwarten, dass altes Zubehör bei einer brandneuen Kamera sofort funktioniert.
Neue Alpha vorerst nicht für Fremdobjektive
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Das führt dann zurück zur neuen A7 V, denn die ist nicht unbedingt mit jedem Objektiv von Drittherstellern kompatibel, wie ein YouTube-Video samt Statement von Sony zeigt. Das ist dann auch unsere Empfehlung für einen Long Watch zum Sonntagabend oder dem Start in die neue Woche. Und, trotz all der Ärgernisse in dieser Ausgabe der Fotonews: Firmware lässt sich fixen. Bleibt nur zu hoffen, dass Sony das auch gründlich tut.
(nie)
Künstliche Intelligenz
Im November wieder fast jeder zweite Fernzug unpünktlich
Die Situation für Fahrgäste der Deutschen Bahn hat sich im November kaum verbessert. Erneut war nahezu jeder zweite Fernzug des bundeseigenen Konzerns verspätet unterwegs. 54,5 Prozent der Züge kamen ohne größere Verzögerung ans Ziel, wie vorläufige Zahlen zeigen, die die Bahn nun veröffentlicht hat.
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Das waren zwar etwas mehr als im Vormonat, als die Pünktlichkeit 51,5 Prozent betrug. Dennoch kann der bundeseigene Konzern mit der Qualität des Bahnbetriebs weiterhin nicht zufrieden sein. Als verspätet gilt ein Zug ab einer Verzögerung von sechs Minuten. Zugausfälle sind dabei nicht berücksichtigt.
Die Gründe sind lange bekannt: Aufgrund des schlechten Zustands des Schienennetzes wird so viel gebaut wie noch nie. Die Baustellen bremsen den Fernverkehr aus. Hinzu kommen die überlasteten Fernverkehrsknoten, vor denen sich die Züge immer wieder stauen. Diese Verzögerungen wirken sich schnell aufs gesamte Netz aus.
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