Künstliche Intelligenz
Haftung von Online-Marktplätzen: Anzeigen von Dritten müssen die DSGVO beachten
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in einem richtungsweisenden Urteil den Spielraum bei der Haftung von Online-Marktplätzen eingeengt. Laut dem Beschluss vom Dienstag ist der Betreiber einer solchen Plattform für die Verarbeitung der personenbezogenen Daten verantwortlich, die in Anzeigen enthalten sind, die auf seinem Portal veröffentlicht werden. Diese grundsätzliche Haftung ergibt sich direkt aus der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).
Weiterlesen nach der Anzeige
Die Verpflichtung des Betreibers als Verantwortlicher ist laut der Entscheidung in der Rechtssache C-492/23, in der es primär um die Webseite www.publi24.ro der rumänischen Verlagsgesellschaft Russmedia Digital geht, umfassend: Er muss geeignete technische und organisatorische Maßnahmen ergreifen, um insbesondere Anzeigen, die sensible Daten enthalten vor der Veröffentlichung zu identifizieren. Darunter fallen etwa Informationen zum Sexualleben, zur sexuellen Orientierung und zu politischen Einstellungen.
Dabei muss der Betreiber den Luxemburger Richtern zufolge überprüfen, ob der Inserent tatsächlich die Person ist, deren Daten in der Anzeige enthalten sind. Ist dies nicht der Fall, hat der Dienstleister zusätzlich zu prüfen, ob der oder die Betroffene ausdrücklich in die Publikation eingewilligt hat. Liegt eine solche Zustimmung nicht vor und fällt die Veröffentlichung auch nicht unter eine der anderen in der DSGVO vorgesehenen Ausnahmen wie die berechtigter Interessen, muss der Betreiber die Schaltung der Anzeige verweigern. Dies ist entscheidend, da die Verarbeitung von sensiblen Daten grundsätzlich verboten ist, sofern kein einschlägiges Privileg greift.
Präventionsmaßnahmen und Haftungsfragen
Zudem ist der Betreiber verpflichtet, Einschränkungen vorzunehmen, damit nicht Anzeigen mit sensiblen Daten, die auf seiner Plattform veröffentlicht wurden, kopiert und unrechtmäßig auf anderen Websites verbreitet werden. Dafür muss er geeignete technische und organisatorische Schutzmaßnahmen treffen.
Der EuGH hat zudem klargestellt, dass sich der Dienstleister diesen Auflagen nicht unter Berufung auf die E-Commerce-Richtlinie entziehen kann. Dieses EU-Gesetz enthält Klauseln, die unter bestimmten Umständen eine Haftungsfreistellung für Anbieter von Diensten der Informationsgesellschaft vorsehen. Der Gerichtshof betont jedoch, dass die Verantwortung gemäß der DSGVO Vorrang hat und durch die Haftungsfreistellung aus der E-Commerce-Richtlinie nicht ausgehebelt wird.
Irreführend Sexualdienste offeriert
Weiterlesen nach der Anzeige
Das Urteil geht auf einen Rechtsstreit in Rumänien zurück. Auf dem Portal publi24.ro hatte eine unbekannte Person eine irreführende Anzeige mit Fotos und der Telefonnummer einer Frau veröffentlicht, die angeblich sexuelle Dienstleistungen anbot. Obwohl Russmedia Digital die Anzeige nach Aufforderung innerhalb einer Stunde entfernte, war die Veröffentlichung bereits auf andere Websites kopiert worden und blieb dort verfügbar.
Die Betroffene klagte wegen Verletzung ihrer Rechte am eigenen Bild, auf Schutz der Ehre, des guten Rufs und des Privatlebens sowie wegen Verstoßes gegen die Datenschutzvorschriften. Nach unterschiedlichen Entscheidungen in den Vorinstanzen – in einer wurde das Unternehmen als bloßer Hosting-Anbieter von der Verantwortung freigesprochen – rief das Berufungsgericht Cluj den EuGH an, um die Verpflichtungen unter der DSGVO zu klären.
Dieser stellte nun fest, dass die Anzeige nur dank der Plattform im Internet veröffentlicht und zugänglich gemacht worden sei, weshalb der Betreiber als Verantwortlicher im Sinne der DSGVO anzusehen sei. Schon im Januar urteilte das höchste EU-Gericht: Google müsse als Betreiber von Google Ads von Dritten geschaltete Anzeigen überprüfen, um unzulässige, gemeldete Phishing-Versuche auch künftig zu unterbinden. Es greift die Störerhaftung.
(wpl)
Künstliche Intelligenz
Photoshops Neural Filters: KI für kreative und präzise Bildbearbeitung nutzen
Starten wir mit einer Begriffserklärung. Die Neural Filters werden im deutschsprachigen Filter-Menü von Photoshop mit der englischsprachigen Originalbezeichnung gelistet und fälschlicherweise oft mit dem medizinischen Begriff „neural“ assoziiert. Treffender ist der Begriff „neuronale Filter“. Er deutet auf ihren Ursprung, die neuronalen Netze, hin, mit deren Hilfe Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt und trainiert wurde.
Alle Funktionen, die in der Gruppe der neuronalen Filter zusammengefasst sind, nutzen Künstliche Intelligenz. Sie arbeiten entweder mit Bilderkennung, die mit KI trainiert wurde, oder sie führen Berechnungen direkt mit KI-Unterstützung durch. Das erfordert eine enorme Rechenleistung, die nicht jeder herkömmliche Bildbearbeitungsrechner bieten kann. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die Systemanforderungen, bevor Sie die Möglichkeiten der neuronalen Filter erkunden. Empfohlen werden aktuell 16 GB RAM, fast noch wichtiger ist jedoch eine gut ausgestattete Grafikkarte mit mindestens 4 GB GPU-Speicher und 2 GB Video-RAM.

Maike Jarsetz ist eine Expertin und Trainerin für Photoshop und Lightroom. In ihren Kursen, Büchern und Artikeln verknüpft sie fundiertes Software-Know-how mit ihren beruflichen Wurzeln. Ihr aktuelles Seminarangebot finden Sie unter www.jarsetz.com
Aber selbst das reicht für einige der hier genannten Filter nicht aus. Ihre Berechnungen finden deshalb direkt auf Adobe-Servern im Netz statt, wie wir es auch schon von den generativen Retuschefunktionen oder der detaillierten Motivauswahl von Photoshop kennen. Ein Wolkensymbol im Filterfenster zeigt an, wann auf die Adobe-Cloud zugegriffen wird. Somit wird klar, dass eine Bearbeitung mit neuronalen Filtern nur im Onlinemodus möglich ist.
Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „Photoshops Neural Filters: KI für kreative und präzise Bildbearbeitung nutzen“.
Mit einem heise-Plus-Abo können Sie den ganzen Artikel lesen.
Künstliche Intelligenz
Zahlen, bitte! 85 geheimnisvolle Zeichen der Cherokee-Silbenschrift
Die Cherokee sind noch heute das größte indigene Volk Nordamerikas. Gegen die „sprechenden Blätter“ der Engländer und der abtrünnigen Kolonisten, mit denen sie Verträge schlossen, entwickelten der Cherokee Sequoyah eine eigene Schrift auf der Basis der von ihnen gesprochenen Sprache.
Weiterlesen nach der Anzeige
Seine Silbenschrift mit 85 Zeichen war schneller zu erlernen als der Buchstabensalat der englischen Sprache mit seinen 26 Zeichen und sorgte bald dafür, dass um 1828 der Großteil der Cherokee lesen konnte. Anders erging es seinen Zahlzeichen auf der Basis der gesprochenen Zahlen von eins bis neunzehn. Sie gerieten bald in Vergessenheit. Erst 2012 wurden sie wieder durch das Cherokee Language Consortium in den Unterricht an Schulen eingeführt und dabei um die Zahl 0 ergänzt.

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.
Noch in seiner Zeit als Krieger bei der Unterstützung britischer Truppen gegen die Franzosen hatte der Cherokee Sequoyah (britischer Name George Guess oder Gist) bemerkt, wie sich die Truppenteile mithilfe von Kurieren und „sprechenden Zetteln“ verständigten. Er debattierte mit seinen Gefährten, wie das funktionieren könnte. Während sie an einen Zauber im Papier glaubten, dachte er mehr an Zeichen im Sinne der Piktogramme, die die Sioux und Ojibwe verwendeten, um Geschichten zu erzählen.

Der Cherokee Sequoyah, litographiert um 1828 herum. Entstanden ist das Bild beim Besuch des Indigenen in Washington bei der Preisverleihung für seine Verdienste um die Verschriftlichung der Cherokee-Sprache, weshalb er in dem Bild in der Hand eine Cherokee-Silbenliste hält sowie eine dafür verliehene Silbermedallie um den Hals trägt..
(Bild: Lehman and Duval, es ist eine 1850 erstellte Kopie: Das von Charles Bird King gemalte Original aus dem Jahr 1828 ging bei einem Brand unwiederbringlich verloren. )
Nach einer Knieverletzung kampfunfähig geworden, begann Sequoyah mit der Entwicklung einer solchen Schrift, brach sie aber ab, nachdem er etwa 2000 Zeichen entwickelt hatte. Erst die Konzentration auf die Silben der gesprochenen Cherokee-Sprache brachte den Durchbruch. Mit Unterstützung seiner besser hörenden Tochter Akoya entwickelte er 86 Zeichen (PDF-Datei), die er dem Cherokee Council präsentierte. Sie wurden 1825 akzeptiert und verbreiteten sich schnell dank der ab 1818 erscheinenden Zeitung Cherokee Phoenix. Nach Berechnungen von Brad Montgomery-Anderson konnten vor dem Trial of Tears, der gewaltsamen Umsiedlung der Cherokee nach Oklahoma, 90 Prozent der Cherokee lesen.
Die Sprache der Cherokee besitzt einzelne Worte für die Zahlen Eins bis Neunzehn, bei zwanzig geht es mit Doppel-Zehn weiter. Dementsprechend entwarf Sequoyah einzelne Zeichen für die Grundzahlen und eine additive Darstellung für höhere Zahlen. Von diesem System ist nur ein einziger Entwurf erhalten geblieben, den der US-amerikanische Dichter John Howard Payne angefertigt hatte. Payne setzte sich sehr für die Belange der Cherokee ein, die er für einen der zehn verlorenen Stämme Israels hielt. Zwar akzeptierte der Rat der Cherokee die Zahlen von Sequoyah (PDF-Datei), doch konnte sich der Vorschlag nicht durchsetzen. Das System (PDF-Datei) geriet in Vergessenheit und wurde erst mit dem Vorhaben, Cherokee-Silbenschrift komplett in Unicode darzustellen, wieder aufgenommen und um Zahlen wie Null, Milliarde und Trillion erweitert. Sequoyas Systematik endete bei einer Million.
Weiterlesen nach der Anzeige

Zahlensystematik bis 1.000.000 in der Darstellung der Cherokee-Silbenschrift:
Zeile 1: 1–20 Zeile
2: 30, 40, 50, … 100
Zeile 3: 250, 360, 470, 590
Zeile 4: 1,200, 2,500, 10,000
Zeile 5: 20,000, 50,000, 100,000 Zeile 6: 500,000, 1,000,000
(Bild: CC BY-SA 4.0, MichaelSchoenitzer)
Die Sprachforscherinnen Ruth Bradley Holmes und Betty Sharp Smith erklären das damit, dass die Cherokee seit ihrem Erstkontakt mit den Spaniern arabische und römische Zahlen kannten und diese bei ihren Warengeschäften mit den Europäern nutzen mussten. Der Anthropologe Stephen Chrisomalis verwies darauf, dass die Schriftkultur (Literacy) der Cherokee akzeptiert werden konnte, während die eigene Rechenkultur (Numeracy) die Cherokee sie als rückständig in einem Amerika brandmarkte, das sich seinerzeit um Aufbruch befand.
Unter den rund 100 Zahlsystemen der Menschen, die seit Beginn schriftlicher Aufzeichnungen entwickelt wurden, waren die Zahlen der Cherokee eine Randerscheinung, so Chrisomalis. „Anstatt solche Versuche als ‚Sackgassen‘ (gegenüber dem westlichen Zahlensystem) zu bezeichnen, sollten wir sie lieber als Beweis für die Innovationsfähigkeit unserer Spezies sehen, sich die Welt zu erschließen.“
(mawi)
Künstliche Intelligenz
Forscher bauen Robotergreifer aus Langustenschwänzen
Ein Wissenschaftsteam des Computational Robot Design and Fabrication Lab (Create Lab) der École Polytechnique Fédérale de Lausanne hat einen alternativen Weg für einen Robotergreifer eingeschlagen und biologische mit synthetischen Komponenten miteinander kombiniert. Die Forscher benutzten die Exoskelette von Langustenschwänzen und verstärkten sie mit synthetischen Bauteilen, um daraus einen Robotergreifer zu erstellen, der Objekte mit bis zu 500 g Gewicht anheben kann.
Weiterlesen nach der Anzeige
Die Exoskelette von Langusten bestehen aus mineralisierten Schalen mit Gelenkmembranen. Sie sind besonders steif und widerstandsfähig bei zugleich hoher Flexibilität. Sie bestehen aus einzelnen Segmenten, die sich unabhängig voneinander bewegen lassen. Dadurch können sich die Langusten im Wasser schnell fortbewegen. Die Wissenschaftler der EPFL haben deshalb angenommen, dass sich die Exoskelette der Krebstiere auch dazu eignen, um sie in der Robotik einzusetzen. Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler in der Studie „Dead Matter, Living Machines: Repurposing Crustaceans‘ Abdomen Exoskeleton for Bio-Hybrid Robots“ zusammengefasst, die in Advanced Science erschienen ist.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.
Das Video zeigt, wie sich unterschiedliche Exoskelette von Langustenschwänzen sauf die Greiffähigkeit auswirken können.
Die Wissenschaftler betteten ein Elastomer in das Exoskelett der Langustenschwänze ein, um darüber jedes einzelne Segment über eine motorisierte Basis ansteuern zu können. Das Exoskelett überzogen die Forscher zusätzlich mit einer Silikonbeschichtung, um es zu verstärken und dessen Lebensdauer zu erhöhen.
Roboterfinger aus Langustenschwänzen
Zwei dieser modifizierten motorisierten Exoskelette fügten die Forscher zu einem Robotergreifer mit zwei Fingern zusammen. In dieser Kombination ist der Greifer in der Lage, viele verschiedene Objekte unterschiedlicher Form und Größe bis zu einem Gewicht von 500 g anzuheben, darunter Textmarker und Tomaten.
Eingeschränkt wird das System lediglich durch die einzigartige biologische Form jedes Langustenschwanzes, da sich der Greifer auf jeder Seite etwa anders biegen kann. Die Wissenschaftler sehen jedoch die Möglichkeit, dieses Problem durch den Einsatz weiterer synthetischer Komponenten in den Griff zu bekommen.
„Obwohl die Natur nicht unbedingt die optimale Form liefert, übertrifft sie dennoch viele künstliche Systeme und bietet wertvolle Erkenntnisse für die Konstruktion funktionaler Maschinen, die auf eleganten Prinzipien basieren“, sagt Josie Hughes, Leiterin des Create Lab.
Weiterlesen nach der Anzeige
Die Forscher sind der Ansicht, dass sich mit fortschrittlichen synthetischen Erweiterungsmechanismen für biologische Strukturelemente etwa biomedizinische Implantate oder Plattformen zur Überwachung von Biosystemen herstellen lassen.
(olb)
-
UX/UI & Webdesignvor 2 MonatenIllustrierte Reise nach New York City › PAGE online
-
Datenschutz & Sicherheitvor 3 MonatenJetzt patchen! Erneut Attacken auf SonicWall-Firewalls beobachtet
-
Künstliche Intelligenzvor 2 MonatenAus Softwarefehlern lernen – Teil 3: Eine Marssonde gerät außer Kontrolle
-
Künstliche Intelligenzvor 2 Monaten
Top 10: Die beste kabellose Überwachungskamera im Test
-
UX/UI & Webdesignvor 3 MonatenFake It Untlil You Make It? Trifft diese Kampagne den Nerv der Zeit? › PAGE online
-
UX/UI & Webdesignvor 2 MonatenSK Rapid Wien erneuert visuelle Identität
-
Entwicklung & Codevor 3 WochenKommandozeile adé: Praktische, grafische Git-Verwaltung für den Mac
-
Social Mediavor 3 MonatenSchluss mit FOMO im Social Media Marketing – Welche Trends und Features sind für Social Media Manager*innen wirklich relevant?
