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Asiatische Online-Plattform: Temu drängt ins Food-Geschäft


Alles, billig, von weit weg: Viele Waren fliegt Temu aus Asien ein.

Mit Nonfood-Waren aus Asien hat Temu den Handel aufgewirbelt. Nun will die Plattform auch Anbieter für Lebensmittel werden, mit Waren aus Europa für Europa. Angesprochene Lieferanten sind skeptisch, dass Temu sein Billig-Image ablegen kann.

Die chinesische Handelsplattform Temu will ein Stück des deutschen und europäischen Lebensmittelmarktes abhaben. Mit einem neu formierten Team spricht das Unternehmen Lieferanten von Lebensmitteln, Kosmetik, Gartenartikeln und anderen FMCG-Produkten an. Diese berichten von „aggressivem“ Werben auf mehreren Kanälen.

Auf Linkedin etwa erteilt Marlena Hien, Gründerin des Nahrungsergänzungsmittelanbieters Bears with Benefits, Temu öffentlich eine Absage. Es sei „brandgefährlich, wie asiatische Billig-Plattformen den europäischen Markt fluten“, schreibt sie. „Oft an Regulierungen vorbei, unter Missachtung von Produktsicherheit, Nachhaltigkeit oder Arbeitsstandards“. Die Diskussion dazu und Recherchen der LZ zeigen, dass derzeit vor allem kleinere Unternehmen umworben werden, etwa aus dem Süßwaren- oder dem Beauty-Bereich.

Was Hersteller fürchten

In diesen Kategorien verspricht sich Temu offenbar schnelle Abverkäufe und Differenzierungsmöglichkeiten, Hersteller fürchten hingegen die schnelle Kopie durch den Händler. Ein Sprecher teilte auf Anfrage mit, Temu verfüge über ein Team, das auf Konsumgüter des täglichen Bedarfs spezialisiert sei. Dessen Ziel sei es, „das lokale Angebot auszubauen und den Service für europäische Kunden zu verbessern“. Das Food-Team ist neu: Die Mitarbeiter, die Lebensmittelhersteller ansprechen, sind nach LZ-Informationen erst seit Mai bei Temu angestellt und haben in den vergangenen Tagen ihre Werbeaktivitäten erhöht.

Temu gehört zum chinesischen Handelskonzern PDD (Pinduoduo). Das Handelsvolumen auf der Plattform Temu lag 2024 laut dem Marktforschungsunternehmen ECDB bei rund 54 Mrd. US-Dollar. Mit sehr günstigen Waren, die per Dropshipping nach Europa oder in die USA geliefert werden, hat Temu für Aufruhr gesorgt. Am Gamification-Stil des Einkaufs in der App – mit virtuellem Glücksrad oder Rubbel-Los – haben sich seither viele Plattformen orientiert. Der Zollstreit zwischen China und den USA führt allerdings zu Absatzdruck bei dem Unternehmen, zuletzt verlangsamte sich das Wachstum. Erst Anfang 2023 in Deutschland gestartet, führt NIQ Temu jüngsten Zahlen zufolge auf Platz sechs der Online-Händler in Deutschland, gemessen am Umsatz. Damit dürfte dieser bei über 1 Mrd. Euro liegen.

Lieferanten, die ihren Sitz in Europa haben, kennzeichnet Temu mit dem Begriff „lokal“. Temu verspricht sich davon „schnellere Lieferungen“ und „Produkte, die den lokalen Geschmack und die Präferenzen besser widerspiegeln“. Lieferanten, mit denen die LZ gesprochen hat, vermuten auch, dass Temu daran arbeitet, das Geschäftsmodell in Europa neu aufzustellen. Mit dem Wegfall der Zollfrei-Grenzen geht die Rechnung, günstige Ware in kleinen Paketen aus Fernost zu liefern, nicht mehr auf. Zu den Konditionen macht Temu keine Angaben, dem Vernehmen nach sind sie auf Augenhöhe mit Amazon.

FMCG-Anbieter auf der Plattform

Die Anzahl an FMCG-Anbietern auf der Plattform, deren Sitz nachvollziehbar in Deutschland ist, ist begrenzt. Markenprodukte lassen sich nur vereinzelt finden, etwa Nussriegel der Marke Mr. Tom. Als Erfolgsbeispiel für einen deutschen Lebensmittelanbieter nennt Temu die Firma Wurstbaron, die seit zweieinhalb Monaten auf der Plattform verkauft. Diese soll mit Party-Wurstprodukten „starke Verkaufszahlen auf der Plattform erzielt“ haben, teilte Temu mit.

Wurstbaron gibt an, zufrieden zu sein, ohne konkret zu werden. Das Umfeld, in dem die Produkte präsentiert werden, lasse „Luft nach oben“, dafür überzeuge Temu gegenüber dem Lieferanten mit gutem Service. Ein Süßwarenhersteller, dessen Produkte über einen Zwischenhändler auf der Plattform gelandet sind, gibt an, „Plattform-offen“ zu sein. Angesichts der weit verbreiteten Bedenken zu Verbraucherschutz, Nachhaltigkeit und „manipulativen Verkaufspraktiken“ beobachte der Hersteller die Präsenz aber.

Juristische Bedenken äußert der Online-Händlerverband BEVH. Die Kennzeichnungen und Verbraucherhinweise für Lebensmittel auf den Produktseiten seien nicht immer vollständig, teilte der Verband mit. Fachanwälte, die dies stichprobenartig für die LZ geprüft haben, erkannten keine Verstöße und verwiesen zudem darauf, dass unvollständige Deklarationen auf allen Plattformen zu finden seien.

Dieser Text erschien zuerst auf www.lebensmittelzeitung.net.



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