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Batterie-Startup Customcells meldet Insolvenz – findet aber Investoren


Ein Investorenkonsortium übernimmt große Teile von Customcells und will einen Strategiewechsel: Statt in Flugtaxis sollen die Batterien in der Rüstungsindustrie eingesetzt werden.

Die Customcells-Gründer Leopold König und Torge Thönnessen.
Customcells

Ende April hatte das Batterie-Startup Customcells für seine operativen Gesellschaften in Itzehoe und Tübingen einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Nun aber hat die Firma aber einen Investor gefunden. Es ist das Ende vom Ende – zumindest teilweise. Das berichtete das „Handelsblatt“ als erstes unter Berufung auf Quellen aus Finanz- und Verhandlungskreisen. Demnach soll am Mittwochabend ein Übernahmevertrag unterzeichnet worden sein. Der Insolvenzverwalter Malte Köster bestätigte das inzwischen auch in einer offiziellen Mitteilung: „Der Investorenprozess bei der insolventen Customcells Gruppe ist abgeschlossen“, heißt es darin.

Mister Spex-Investor federführend

Ein Investorenkonsortium um den Bestandsinvestor Abacon, das Familyoffice der Hamburger Milliardärsfamilie Büll, die etwa auch einer der größten Anteilseigner von Mister Spex ist, übernimmt wesentliche Teile des Unternehmens. Offiziell heißt es, über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Das „Handelsblatt“ berichtet aber unter Berufung auf seine Quellen, der Kaufpreis sei im einstelligen Millionenbereich gelegen und zusätzlich sei ein zweistelliger Millionenbetrag als Folgeinvestition eingeplant. Rund die Hälfte der derzeit 160 Mitarbeitenden soll ihre Jobs behalten können. Der Standort in Tübingen wird aufgegeben.

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Opfer der Lilium-Pleite

Die Beinahe-Pleite von Customcells war eine direkte Folge der Lilium-Insolvenz im vergangenen Winter: Hauptgrund für die finanzielle Schieflage seien unbezahlte Rechnungen des Flugtaxi-Entwicklers, der als größter Kunde offene Forderungen in zweistelliger Millionenhöhe nicht begleichen konnte, hieß es in einer Bekanntmachung zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Lilium war der größte Kunde von Customcells, heißt es auch in der heutigen Mitteilung. „Hinzukommend wirkte sich der hohe Wettbewerbsdruck in der Batteriebranche zusätzlich erschwerend aus“, so weiter.

Customcells hatte sich als eine Ausgründung der Fraunhofer-Gesellschaft auf die Entwicklung und Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus für unterschiedliche industrielle Zwecke – vor allem für E-Flugzeuge – konzentriert.

Neue Hoffnung: Rüstungsgeschäft

Nun soll es eine strategische Neuausrichtung geben, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Statt auf das verlustreiche Luft- und Raumfahrtsegment will Customcells künftig stärker auf Anwendungen im Verteidigungsbereich setzen. Das große Wachstumspotenzial hier liegt auf der Hand. Und Customcells hat bereits einen Vorteil: Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Batterieherstellern hat die Firma bereits eine NATO-Zertifizierung. In der Marine werden bereits Batterien von Customcells verwendet. 

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Zu den bisherigen Investoren von Customcells zählten Vsquared Ventures, 468 Capital und Porsche Ventures, die 2021 mit einer zweistelligen Millionensumme eingestiegen sind. In der größten Finanzierungsrunde 2022 sammelte das Unternehmen 60 Millionen Euro ein. Lead-Investoren dieser Serie-A-Runde waren der Climate-Tech-Wagniskapitalgeber World Fund und auch das Hamburger Family Office Abacon Capital.



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