Künstliche Intelligenz
Bürgerinitiative von „Stop Killing Games“ droht zu scheitern
Vor knapp einem Jahr war eine Initiative gestartet, die zunächst „Stop Destroying Videogames“ hieß, und sich inzwischen griffiger „Stop Killing Games“ nennt. Sie setzt sich dafür ein, dass Publisher Spiele nicht mehr einfach abschalten dürfen. Auslöser war der Fall des MMO-Rennspiels „The Crew“, dem Ubisoft am 1. April 2024 nach zehn Jahren den Stecker gezogen hatte. Da es als reines Onlinespiel ganz auf seine Server angewiesen ist, kann „The Crew“ seitdem nicht mehr gespielt werden.
Solche Praktiken will die Initiative am besten verbieten lassen, als Mindestmaßnahme sollen die Spielefirmen eine Art Ablaufdatum vor dem Kauf mitteilen. Besser noch: Vor einem Abschalten soll ein Titel in eine Form gebracht werden, durch den die Community ihn selbst erhalten kann. Im Falle eines reinen Online-Spiels wie „The Crew“ könnte das etwa eine Spielmöglichkeit im lokalen Netzwerk sein. Bei Titeln, die online wie offline funktionieren, soll wenigstens das Solospiel weiterhin möglich sein. Die Initiative verlangt ausdrücklich nicht, dass Publisher Spiele für immer mit Support versorgen sollen müssen, es geht nur darum, dass sie auch ohne deren Zutun noch nutzbar sind.
Kern der Aktion sind zwei förmliche Petitionen, eine auf Ebene der Europäischen Union, eine in Großbritannien. Beide hatten bis Anfang dieser Woche nicht annähernd die Mindestzahl an Unterschriften erreicht, die dafür nötig sind, dass sich die Parlamente mit dem Thema beschäftigen. Bei der EU sind das eine Million Stimmen, in Großbritannien 100.000. Der YouTuber Ross Scott, welcher das Projekt mit einigen Mitstreitern angestoßen hatte veröffentlichte daher ein alarmistisches Video mit dem Titel „The end of Stop Killing Games“ – das war jedoch mehr als letzter Versuch zu sehen, die nötigen Unterschriften noch zu bekommen. Dies sagte Scott sowohl in seinem Video, wie auch einem späteren Interview mit Gamers Nexus.
Mehr Unterschriften, aber bei Weitem nicht genug
Das brachte einigen Erfolg: Einige andere große YouTube-Kanäle nahmen sich der Sache an, zum Teil erneut. Bei der Eingabe an die EU kann nachvollzogen werden, dass seitdem rund 200.000 Unterschriften hinzugekommen sind. Dennoch ist das Ziel noch nicht erreicht. Zum Zeitpunkt dieser Meldung steht die Zahl bei knapp 643.000 Mitzeichnern, in Großbritannien sind es knapp 46.000. Dort ist nur noch bis zum 14. Juli 2025 Zeit, bei der EU bis zum 31. Juli 2025. Für die EU-Petition gibt es auch eine Ausfüllhilfe.
Das Verschwinden von Spielen ist nicht nur bei reinen Online-Titeln ein Problem. Auch viele Klassiker, die keine Internetverbindung benötigen, sind nicht mehr zugänglich. Eine Untersuchung der Video Game History Foundation fand 2023 in den USA heraus, dass 87 Prozent aller vor 2010 veröffentlichten Titel nicht mehr neu gekauft werden konnten. 1500 Spiele wurden dabei betrachtet. Damit verschwinden Spiele schneller als Stummfilme.
(nie)