Datenschutz & Sicherheit
Die Woche, in der wir für mehr Sicherheit geworben haben
Liebe Leser:innen,
erinnert ihr euch noch an den vergangenen Herbst?
Es war Mitte Oktober, noch vor der spektakulären Implosion der Ampel, als die vermeintliche Fortschrittskoalition die letzten Reste ihres progressiven Kerns pulverisierte. Getrieben von einem Chor aus AfD, CDU und Medien, die nach einer Reihe von Anschlägen immer schriller nach Konsequenzen schrien, brachten SPD, Grüne und FDP das sogenannte Sicherheitspaket auf den Weg. Ein großes Bündel mit zwei Teilen, einer mit vielen Maßnahmen gegen Geflüchtete und einer für den Ausbau der Überwachung.
Der zweite Teil schaffte es nicht durch den Bundesrat, einigen Ländern ging er nicht weit genug. Doch nun gibt es eine neue Regierungskoalition und die setzt den eingeschlagenen Weg fort. Mein Kollege Andre hat den Entwurf von Schwarz-Rot für ein neues Sicherheitspaket, der alle Befürchtungen wahr werden lässt, an die Öffentlichkeit gebracht.
So können nun alle nachlesen, was das Innenministerium plant. Unter anderem will es die automatisierte und biometrische Überwachung durch die Polizei ausbauen. Mit zwei Gesetzen will das Ministerium die Grundlage für die Nutzung von umstrittenen Diensten wie Palantir, aber auch für Gesichter-Suchmaschinen wie Clearview und PimEyes schaffen.
Mehr Überwachung, weniger Menschen- und Freiheitsrechte – das ist die Sicherheit, die Alexander Dobrindt, Friedrich Merz und Lars Klingbeil meinen.
Die Sicherheit, die wir brauchen
Um Sicherheit geht es auch in der neuen Kampagne von netzpolitik.org, nur ganz anders. Wenn ihr gelegentlich auf unsere Startseite klickt, dann habt ihr es vermutlich schon gesehen: Der Countdown läuft! Denn in unsrer neuen Spendenkampagne haben wir uns die Challenge gesetzt, in 30 Tagen 300 neue Spender:innen zu gewinnen, die uns monatlich durchschnittlich mit zehn Euro unterstützen.
Warum das Ganze? Weil wir mehr Stabilität in unseren Spenden brauchen. Langjährige Leser:innen wissen, dass wir zum Ende jedes Jahres mit einem großen Defizit in die Weihnachtszeit starten. Mit sehr viel Zittern und Dank überwältigender Unterstützung gelingt es uns in der Regel, die Lücke bis zum Jahresende zu stopfen. Aber das zehrt ganz schön an unseren Kräften. Wenn wir mehr Dauerspender:innen hätten, die uns auch unterjährig unterstützen, wäre der Druck zum Jahresende geringer.
Eine Dauerspende bedeutet also Sicherheit für unsere Arbeit. Sie ermöglicht uns, dass wir denen weiter kritisch auf die Finger schauen können, die eigentlich für Sicherheit zuständig wären. Und: Dass das Geld mit Sicherheit gut angelegt ist, davon könnt ihr euch jeden Tag auf unserer Seite und jedes Quartal in unserem Transparenzbericht überzeugen.
Noch schwindet beim Countdown die Zahl der Tage schneller als die der gesuchten Spender:innen. Deshalb meine Bitte an euch: Wenn ihr diesen Wochenrückblick gerne lest, wenn euch unsere Arbeit gefällt oder wenn ihr mehr Recherchen wie die zum Sicherheitspaket lesen wollt, dann unterstützt uns. Und falls das für euch persönlich gerade nicht möglich ist, dann erzählt es gern anderen weiter!
Habt Dank und ein schönes Wochenende!
Euer Ingo
Datenschutz & Sicherheit
Sicherheitspatches: Unbefugte Zugriffe auf Ivanti-Fernzugriffslösungen möglich
Angreifer können an mehreren Sicherheitslücken in Ivanti Connect Secure, Neurons for Secure Access, Policy Secure und ZTA Gateways ansetzen, um Systeme zu attackieren.
Instanzen absichern
Über die Fernzugriffslösungen regeln Admins etwa den VPN- und Netzwerkzugriff in Unternehmen. Damit keine unberechtigten Zugriffe auf Firmennetzwerke stattfinden, sollten Admins die zum Download stehenden Sicherheitsupdates zeitnah installieren. Bislang gibt es noch keine Berichte über laufende Attacken.
Wie aus einer Warnmeldung hervorgeht, sind mehrere Lücken mit dem Bedrohungsgrad „hoch“ eingestuft (CVE-2025-55145, CVE-2025-55147, CVE-2025-55148, CVE-2025-55141, CVE-2025-55142). Sind Attacken erfolgreich, können Angreifer unter anderem eigene Befehle ausführen, die Kontrolle über HTML5-Verbindungen erlangen oder Einstellungen verbiegen. Für Letzteres muss ein Angreifer aber bereits Admin sein.
Wie Attacken konkret ablaufen könnten, ist bislang unklar. Die Entwickler versichern, dass die folgenden Ausgaben gegen die geschilderten Attacken abgesichert sind:
- Connect Secure 22.7R2.9 oder 22.8R2
- Policy Secure 22.7R1.5
- Neurons for Secure Access Sicherheitsproblem wurde in der Cloud gelöst. Admins müssen an dieser Stelle nichts tun.
- ZTA Gateways 22.8R2.3-724
Im Mai dieses Jahres kam es zu Attacken auf Ivantis Endpoint Manager Mobile (EPMM).
(des)
Datenschutz & Sicherheit
Druck auf Bundesregierung: Schleswig-Holstein drängt auf Digitalabgabe
Schleswig-Holstein will frischen Wind in die zuletzt abgeflaute Debatte zur Digitalabgabe bringen. Mit einer Initiative im Bundesrat will das Land sehr große Online-Dienste wie Alphabet oder Meta zur Kasse bitten, um mit den Einnahmen die heimische Medienlandschaft zu fördern, gab gestern die Staatskanzlei bekannt.
„Die immer weiter zunehmende Marktdominanz internationaler Großplattformen stellt unsere lokalen und regionalen Medien vor existenzielle Herausforderungen“, sagte Dirk Schrödter (CDU), Digitalminister und Chef der Staatskanzlei, in einer Pressemitteilung. Gerade auch die jüngste Entscheidung der EU-Kommission im Fall Google, der wichtigsten Unternehmenstochter von Alphabet, habe einmal mehr gezeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht, so Schrödter.
Vergangene Woche hat Brüssel eine knapp 3 Milliarden Euro schwere Geldbuße gegen den US-Werbekonzern verhängt, zudem muss Google binnen 60 Tagen seine Interessenskonflikte auf dem Markt für Online-Werbung auflösen – womöglich sogar durch eine Entflechtung, wie EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera angedeutet hatte. Laut EU-Kommission hat der Konzern über ein Jahrzehnt lang seine Marktmacht missbraucht und damit dem Wettbewerb und letztlich auch den Medien geschadet, die sich traditionell über Anzeigen finanzieren.
Übermächtige Digitalkonzerne
Alphabet zählt zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt und hat allein im vergangenen Quartal einen Gewinn von über 31 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von fast 97 Milliarden US-Dollar eingefahren. Wie viele andere große Digitalkonzerne bedient sich Alphabet nicht nur fragwürdiger Geschäftspraktiken, sondern zahlt auch unterdurchschnittlich wenig Steuern. Auf eine faire Besteuerung solcher Unternehmen konnte sich die EU jedoch schon vor Jahren nicht einigen. Seitdem sind einzelne EU-Länder, darunter Frankreich, Österreich und Italien, mit eigenen Modellen vorgeprescht und besteuern etwa Online-Werbeanzeigen.
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Mit Verweis auf den österreichischen Ansatz hat Kulturstaatsminister Wolfram Weimer im Mai einen Vorstoß in Richtung einer Digitalabgabe gestartet. Zur Debatte steht ein Abgabesatz von 10 Prozent für große Tech-Unternehmen, welcher der deutschen Medienbranche zugutekommen soll. Innerhalb der Regierung war der Anlauf jedoch offenkundig nicht abgestimmt: Es hagelte Absagen unter anderem von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD). Öffentlich hält der parteilose Konservative Weimer bislang an einer zweckgebundenen Digitalabgabe fest, ein konkreter Gesetzentwurf soll im Herbst vorgestellt werden.
Digitalabgabe für sehr große Unternehmen
Von einem Gesetz ist die Initiative aus Schleswig-Holstein noch weit entfernt, könnte aber zumindest den Druck auf die Bundesregierung erhöhen. Inhaltlich enthält der gestern im Bundesrat eingebrachte Entschließungsantrag, der netzpolitik.org vorliegt, jedenfalls nicht mehr als die Pressemitteilung der Staatskanzlei. Grundsätzlich soll sich die Abgabe an bestimmten EU-Vorgaben orientieren, insbesondere was die davon erfassten Anbieter betrifft: Gelten soll die Abgabe ausschließlich für sehr große Plattformen, sogenannte VLOPs (Very Large Online Plattforms) beziehungsweise VLOSEs (Very Large Online Search Engines) mit monatlich mehr als 45 Millionen Nutzer:innen in der EU.
Wann genau die Länderkammer den Antrag behandeln wird, ist noch nicht bekannt. Unklar ist auch, ob und wie viele Länder sich dem nördlichen Bundesland anschließen werden. Auf Anfrage gibt sich die Staatskanzlei optimistisch und sieht den weiterführenden Beratungen im Bundesrat „positiv“ entgegen, teilt ein Pressesprecher mit. „Alle Bundesländer haben ein großes Interesse daran, die Medienvielfalt in Deutschland zu erhalten“, so der Sprecher.
Die Debatte spielt sich vor dem Hintergrund des weiter andauernden Zollstreits mit der US-Regierung von Donald Trump ab. Zwar hat sich die EU im Sommer auf ein Abkommen mit dem rechtsnationalistischen US-Republikaner geeinigt, inzwischen steht dieses jedoch wieder auf der Kippe – nicht zuletzt wegen der jüngsten Kartellstrafe gegen Alphabet, die laut Trump „nicht fair“ sei und US-Investitionen sowie Jobs bedrohe. Ob die unilateral von Trump verhängten und erneut angedrohten Zölle überhaupt legal sind, bleibt derweil offen: Ein Gerichtsverfahren ist mittlerweile vor dem Supreme Court gelandet, eine Anhörung vor dem Verfassungsgericht soll Anfang November stattfinden.
Datenschutz & Sicherheit
Kritische Schadcode-Sicherheitslücke bedroht Google Chrome
Googles Chrome ist unter Linux, macOS und Windows angreifbar. Eine reparierte Version steht zum Download bereit.
Zwei Gefahren gebannt
In einer Warnmeldung listen die Entwickler zwei nun geschlossene Sicherheitslücken (CVE-2025-10200 „kritisch„, CVE2025-10201 „hoch„) auf. Der knappen Beschreibung zufolge betrifft die kritische Schwachstelle die Serviceworker-Komponente. Hier können Angreifer auf einem nicht näher ausgeführten Weg Speicherfehler (Use after free) auslösen. In solchen Fällen gelangt üblicherweise Schadcode auf Systeme und kompromittiert sie.
Die konkreten Auswirkungen nach erfolgreichen Attacken auf die zweite Lücke sind bislang unklar. Gegen die geschilderten Angriffe sind die Chrome-Ausgaben 140.0.7339.127 (Linux), 140.0.7339.132/.133 (macOS) und 140.0.7339.127/.128 (Windows) gerüstet.
Standardmäßig aktualisiert sich der Webbrowser automatisch. Um die installierte Version zu prüfen und manuell ein Update anzustoßen, muss man unter „Hilfe“ den Punkt „Über Google Chrome“ aufrufen.
(des)
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