Social Media
Feed und Fudder Podcast 63 – Mit der neuen Agentur wird alles besser!
Auf der anderen Seite sieht das Gras aber grüner aus. Denkt sich so manche Geschäftsleitung, wenn die Zusammenarbeit mit der aktuellen Social Media Marketing Agentur nicht die gewünschten Ergebnisse bringt und sie sich nach einer neuen Agentur umsehen.
Doch ist drüben wirklich alles besser? Oder soll der Agenturwechsel nur interne Probleme überdecken? Etwa unrealistische Zielsetzungen, fehlende Kommunikation oder eine verzerrte Erwartungshaltung. Wir sprechen in der neuesten Folge, wann ein Agenturwechsel wirklich Sinn ergibt und wann es klüger ist, erst die eigenen Baustellen zu klären, bevor man sich auf dem vermeintlich grüneren Rasen nebenan umsieht.
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Feed und Fudder Podcast 59 – KPI Driven Wahnsinn
“Wir haben doch nichts zu erzählen…” – 3 Tricks für neue Social Media Content Ideen
Transkript Feed und Fudder Podcast Folge 63 – Mit der neuen Agentur wird alles besser!
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Hier gibt es das Transkript zu Folge 63 – Mit der neuen Agentur wird alles besser!
Transkript
Nicola
Und meine Stimme. Ich bin gerade drüber. Hallo und Servus zu Feed und Fudder, einer neuen Folge. Ich dachte gerade, bin ich im Stimmbruch? Die Stimme kam nicht. Ah, schön, dass ihr wieder dabei seid. Schön, dass du dabei bist, Alex. Nee, das bleibt drin. Also ich finde, das ist doch echt. Aber ich muss sagen, in dem Moment, wo ich was sagen wollte, sofort dachte ich: Oh, was ist los mit meiner Stimme?
Ja, und genauso wie manchmal die Stimme irgendwie lost ist, ist es manchmal mit den Agenturen. Und deswegen reden wir heute über eine These, die du in den Raum geworfen hast. Aber nicht nur du, glaube ich. Und zwar: Was ist deine These?
Alexander
Also erstmal bin ich voll beeindruckt, wie du von unserem Einstiegs-Fail – wenn ihr uns schon länger kennt, dann wisst ihr ja, mit dem Einstieg, da haben wir es immer – das ist ja ein bisschen so unser Running-Gag. Und wie du die Überleitung zur heutigen Folge geschafft hast, ui.
Ich habe einfach mal die These in den Raum geworfen, dass es doch voll oft passiert, dass Unternehmen sagen: Wir beenden die Zusammenarbeit mit euch, der Social-Media-Agentur. Und dann haben sie schon in der Hinterhand natürlich eine neue Agentur. Und in dem Unternehmen herrscht dann der Glaube: Mit der neuen Agentur wird alles besser. Und da bin ich der Meinung: Glaub nicht.
Nicola
Genau, erstmal reden wir hier von Glauben, nicht Wissen. Also Wissen merkt man immer danach. Aber ich kenne das auch – diese Überlegung mit einer neuen Agentur oder mit einer anderen Agentur: Es ist alles viel besser, das Gras ist viel grüner, die haben viel bessere Ideen und sowieso. Aber woher glaubst du, kommt das überhaupt? Also dieser Glaube – ist ja erstmal nur Glaube – dass es so wäre, eine Annahme.
Alexander
Genau, also wir haben jetzt natürlich keine empirische Studie für die heutige Folge aufgenommen. Es ist einfach eher mal eine Folge aus unseren Erfahrungswerten, weil wir sind ja lange schon im Social Business, da erlebt man das halt eben häufig. Wenn man selbst involviert ist, wenn man es irgendwie mitbekommt. Und ich habe halt fast immer gesehen, dass es selten an der Agentur liegt.
Es gibt natürlich auch Gründe, die dann wirklich gegen eine Agentur sprechen, wo es echt Zeit ist, die Agentur zu wechseln. Da würde ich zum Beispiel sagen: Wenn das Projektmanagement von Seiten der Agentur überhaupt nicht funktioniert, wenn zum Beispiel Deadlines nicht eingehalten werden. Aber sowas zähle ich einfach zum Standard, was eine Agentur bringen muss.
Und darum soll es jetzt auch gar nicht gehen. Es gibt natürlich sinnvolle Gründe – gehen wir später noch drauf ein – wie zum Beispiel ein Wechsel der Branche oder ein Zielgruppenwechsel. Das macht Sinn. Aber häufig habe ich erlebt, dass der eigentliche Grund darin liegt, unternehmensinterne Probleme zu kaschieren. Und auf gut Deutsch gesagt: Manchmal möchte auch das Marketing-Team auf Unternehmensseite seinen eigenen Hintern retten.
Nicola
Ja, das kann ein Grund sein, wenn man jetzt rein von faktischen Gründen absieht. Oder teilweise habe ich manchmal auch das Gefühl – oder habe es auch selbst schon erlebt – da gibt es einen Personalwechsel auf Unternehmensseite, und die neuen Kollegen oder eine neue Führungskraft sagt: Ja, ich habe halt super Erfahrungen mit der anderen Agentur, und deswegen wechseln wir. Und schaut sich vielleicht gar nicht an, was bisher gemacht wurde.
Alexander
Genau. Oder – wir hatten das ja auch schon mal in einer Folge – bevor man überhaupt die Zusammenarbeit anfängt, finde ich es ganz wichtig, dass beide Seiten ihre Ziele ganz klar definieren. Denn die Ziele entscheiden ja, welche Maßnahmen und Mittel du nutzt und ergreifst. Und ich habe es auch schon oft erlebt: Da wurde mein Auftrag zum Beispiel als Social Media Marketing definiert, aber eigentlich hat sich das Unternehmen Vertrieb oder etwas anderes gewünscht. Aber das sind dann ganz andere Methoden und Vorgehensweisen.
Und dann hat man ein, zwei, drei Jahre nebeneinander hergearbeitet – aber am Ende war niemand mehr happy. Und wenn man dann sagt, man wechselt die Agentur, aber wieder das Gleiche macht, mit der neuen Agentur die Ziele nicht klar kommuniziert und damit auch nicht die passenden Werkzeuge und Mittel auswählt, dann hast du mit der neuen Agentur genau den gleichen Effekt: Es führt zu nichts. Also deswegen: Wirklich vor jeder Zusammenarbeit ganz klar definieren – von beiden Seiten – was sind die Ziele, diese Ziele realistisch definieren und dementsprechend Maßnahmen und Werkzeuge auswählen.
Nicola
Im Grunde ist das wieder so eine klassische Kommunikationssache: Erwartungshaltung und im Idealfall eine Strategie, wie man da hinkommt. Und dann ein Commitment: Ja, wir gehen den Weg. Weil ich glaube, das ist ja oft das Problem – entweder ist das Grundbriefing nicht ordentlich, man weiß gar nicht so genau, was man will. „Wir wollen irgendwas mit Social Media machen.“ Ist es aber Awareness? Ist es Hardcore Performance? Oder was ist es eigentlich?
Und ich glaube, da beginnt es ja schon. Also wenn das Thema Abverkauf im Vordergrund steht, dann ist es eher ein Performance-Thema. Dann müsste man sich vielleicht überlegen, lieber eine Agentur zu nehmen, die sich sehr gut im Performance-Bereich auskennt. Und vielleicht auch – keine Ahnung – da gibt es ja Unterschiede: Die einen sind voll auf Meta, die anderen kennen sich mit TikTok-Shops aus und so weiter. Also auch da gibt es riesige Unterschiede. Aber oft ist das schon ein Ding.
Und ich habe mal die KI selbstironisch nach selbstironischen Punchlines gefragt. Und da war eine, die fand ich ganz witzig: „Ab jetzt wird alles besser – neue Agentur, neues Glück, gleiche Briefings.“ Und ich muss zugeben, das ist schon ein Thema. Also wenn ich eine klare Erwartungshaltung habe und die Agentur das nicht erfüllt, dann brauche ich auch Gründe. Dann ist es zum Beispiel so, dass die Methoden nicht zu dem passen, was ich als Ziel habe.
Oder – andersrum – die neue Agentur hat vielleicht neue Methoden, neue Tools, die mir helfen würden. Hat vielleicht auch wieder eine andere Motivation. Wenn man sehr lange zusammenarbeitet, kann ich verstehen, dass manchmal der Drive raus ist. Dann kann es auch sein, dass man sagt – wie bei einem Trainerwechsel – wir brauchen mal einen neuen Trainer, der frischen Wind reinbringt. Das kann auch ein Grund sein: neue Perspektiven, andere Ansätze, vielleicht andere Learnings. Auch das kann ein Grund sein.
Aber am wichtigsten ist am Ende immer die Kommunikation. Das sind Dinge, glaube ich, da sollte man sich eine kleine Checkliste machen und sich hinterfragen: „Mit einer neuen Agentur wird alles besser“ – warum macht man das? Was sind die Gründe? Sind die Ergebnisse nicht zufriedenstellend? Ist die Zusammenarbeit eingeschlafen? Keine Ahnung – man merkt einfach, es ist Business as usual und es geht nicht mehr voran.
Oder hat sich das Unternehmen weiterentwickelt und möchte, dass die Agentur auf dem neuen Niveau arbeitet? Das heißt, vielleicht wurden Prozesse verändert, die Ziele sind andere geworden, man hat sich intern neu aufgestellt und merkt: Irgendwie passt das nicht mehr mit der Agentur. Und deswegen finde ich es wichtig zu wissen: Was sind die Gründe für den Wechsel? Also warum wechselt man?
Alexander
Und auch schon während der Zusammenarbeit ist es wichtig, die Gründe herauszufinden – also generell eigentlich überall im Leben: Kommunikation ist alles. Sprecht miteinander. Ich würde mal sagen, 99 Prozent aller Probleme gehen einfach darauf zurück, dass wir zu wenig miteinander reden. Und wenn man miteinander spricht… Ich würde auch sagen, wenn man eine Agentur schon hat, sollte man nicht nur regelmäßig die Ziele bewerten, sondern auch die Zusammenarbeit an sich evaluieren.
So findet man zum Beispiel heraus: Hey, wir haben jede Woche ein Meeting – aber kann ja auch sein, dass die Tipps, die die Agentur da mitgibt, wie „Wir haben gesehen, das funktioniert gut, mach doch mal das“ oder „Lass uns mehr Content in diese Richtung machen“, gar nicht umgesetzt werden. Dann kann die Agentur auch wenig dafür. Und deshalb finde ich es wichtig, nicht nur die Ziele zu bewerten, sondern auch regelmäßig zu schauen: Passt die Art, wie wir zusammenarbeiten?
Nicola
Absolut. Und man darf ja auch nicht vergessen: Ein Agenturwechsel hat so ein paar Effekte. Das eine ist das Thema Einarbeitungszeit. Man muss bei einem Agenturwechsel auch immer ein bisschen darauf achten, wann man das macht. Und wie lange dauert es, bis alle wieder ongebordet sind, alle Infos haben und wirklich loslegen können? Es könnte auch da zu Reibungen kommen, wo man merkt: Irgendwie funktioniert es im Prozess nicht so gut. Und eigentlich ist auch das unser Grundproblem – vielleicht überhöhte Erwartungen.
Es ist für eine neue Agentur – oder auch für einen Freelancer – manchmal gar nicht so einfach, wenn ein Unternehmen kommt und sagt: „Wir wollen wechseln, wir wollen alles anders haben.“ Und dann guckt man – das kann ich aus eigener Erfahrung sagen – sich an, was bisher gemacht wurde, und denkt: Naja, so schlecht war das gar nicht, was die Agentur gemacht hat. Die Bewertung war vielleicht teilweise unfair. Aber die Erwartungshaltung ist, dass jetzt alles anders wird.
Und ich finde, das ist auch nicht so einfach für eine neue Agentur, je nachdem den Zahn zu ziehen und zu sagen: „Ey, die Basis, das, was ihr gemacht habt, war gar nicht so schlecht.“ Vielleicht könnte man das eine oder andere optimieren oder ein bisschen anders machen – aber es muss nicht alles neu gemacht werden. Ich finde, das ist immer ein bisschen heikel, gerade wenn man in der Situation einer neuen Agentur ist.
Alexander
Naja, da sagst du was – die Erwartungshaltung ist eigentlich fast immer das Problem. Und da muss, finde ich, das Unternehmen oder die Person, die den Freelancer oder die Agentur beauftragt, sich im Klaren sein, was sie eigentlich will. Ich habe bei diesen falschen Erwartungshaltungen fast immer das gleiche Problem erlebt: Es wird von organischen Maßnahmen und organischen Inhalten Ergebnisse wie aus dem Performance-Marketing erwartet.
Das kann möglich sein – ich will nichts ausschließen – aber dass organischer Content wirklich langfristig beim Abverkauf oder beim Reichweitenaufbau hilft, ist eine Zeitfrage. Das geht nicht von heute auf morgen. Und generell ist es ja so: Die Plattformen wollen auch Geld verdienen. Mittlerweile gibt es keine Plattform mehr, wo organischer Content den Performance-Content schlägt – denn für Performance musst du die Plattform bezahlen.
Also ich will nichts ausschließen. Man kann natürlich mit organischem Content wirklich gut seine Ziele erreichen, aber meistens nicht in der Zeit, in der es mit Performance-Maßnahmen möglich wäre. Und auch diese Erwartungshaltung, dass man mit organischen Inhalten das Gleiche schafft wie mit Performance – das erlebe ich häufig. Und dann werden auch die Ziele falsch gesetzt. Organischer Content sehe ich eigentlich eher als Maßnahmen wie PR, Social Media oder Community Building.
Das sind für mich eher Instrumente, um Reichweite, Bekanntheit und Community aufzubauen. Das sind eher Maßnahmen, die oben im Funnel angesiedelt sind. Während am Ende des Funnels – das ist dann so die Mitte – die Performance kommt. Also sprich: Es fehlt schlichtweg oft das Verständnis auf Seiten der Auftraggeber, wo Content überhaupt wirkt. Da kann dir natürlich eine Agentur helfen – sie hat das Wissen, sie hat die Erfahrung. Aber ich finde trotzdem: Ich will nicht schlecht über Auftraggeber reden, um Gottes Willen – aber beide Seiten sollten sich einfach im Klaren sein, was sie eigentlich wollen, bevor die Zusammenarbeit beginnt.
Nicola
Ja, oder beendet. Am Ende des Tages, wie immer: Erwartungshaltung. Und ich finde es grundsätzlich sinnvoll zu prüfen, ob Zusammenarbeiten und Kooperationen funktionieren. Ich glaube, es ist völlig okay, einmal im Jahr zu checken: Hey, sind wir da noch auf dem richtigen Weg? Sind wir kommunikativ noch auf einem Level? Und das wäre auch mein Tipp: Bevor man einfach sagt, mit einer neuen Agentur wird alles besser, lieber einmal checken oder einen Workshop machen und schauen, wo man eigentlich hin will.
Denn andersrum: Manche Agenturen können richtig starke Sachen machen, haben aber oft gar nicht die Möglichkeit, weil – wie du sagst – Freigaben nicht gegeben werden, die Strategie nicht umgesetzt wird oder hauspolitisch Dinge nicht gehen. Und, und, und. Das ist auch von Agenturseite nicht immer einfach. Man würde gerne Dinge umsetzen, aber es geht nicht, weil intern ein Thema ist oder das Budget nur für einen gewissen Teil ausreicht.
Auch das finde ich wichtig: Wofür zahlt man eigentlich? Was ist zum Beispiel in einem Retainer enthalten? Das ist eine wichtige Frage. Oft heißt es: Warum sind die so teuer? Das kenne ich von Unternehmensseite. Wenn du das Budget siehst, ist es ein Budgetprozess, es muss freigegeben werden, und dann heißt es: Was macht denn die Agentur? Warum ist die denn so teuer? Und das ist schwierig, wenn die Abteilungsleitungen dafür kämpfen müssen und dann gesagt wird: Nee, nee, eine günstigere Agentur.
Was auch immer das heißt. Das finde ich auch schwierig. Die Frage nach den Gründen, warum man überhaupt einen Wechsel anstrebt, ist super entscheidend. Denn ein Wechsel bedeutet immer auch Zeit – Onboarding-Zeit. Und wie du sagst: Manche Strategien brauchen einfach länger. Sie sind auf langfristige Wirkung angelegt und nicht auf kurzfristige Ergebnisse.
Alexander
Ja, und auch beim Onboarding: Ihr müsst daran denken, ihr müsst nicht einfach alle Passwörter neu aufsetzen – also nicht einfach die Zugänge, die ihr der alten Agentur gegeben habt, wieder rausrücken. Ihr braucht neue Passwörter, am besten stellt ihr das ganze Onboarding aus Sicherheitsgründen komplett neu auf – also auch die Zugänge, die Prozesse, die Integrationen. Alles muss sauber neu organisiert werden.
Nicola
Gut, es kommt natürlich darauf an, welche Plattform du nutzt. Wenn du über den Meta-Business-Manager gehst, kannst du ja Rollen verteilen – das ist kein Stress. Aber klar, wenn du direkte Zugänge verteilen musst, dann schon. Dieses ganze organisatorische Durchspielen, wieder mit Meetings und Abstimmungen – da hängen viele Fragen dran. Ich sag dir noch ein paar Punchlines, die ich ganz gut finde: „Mit der neuen Agentur wird alles besser.“ Sogar die Slides haben jetzt ein CTA.
Alexander
Das finde ich super. Da sind wir wieder ein bisschen beim Wunsch nach Performance.
Nicola
Sorry. Ja, mit der neuen Agentur wird alles besser. Die nennen Content Recycling jetzt Content Innovation.
Alexander
Das ist ja mein absoluter Liebling. Ich muss mir diesen Spruch merken – ich finde den so super.
Nicola
Das war auch so ein guter Beutelspruch, ne? Also für Konferenzen.
Alexander
Aber hey, wir bei Feed und Fudder haben immer nur frischen Content.
Nicola
Ja. Und Content Recycling – wenn du es gut machst – kann schon ordentlich Reichweite bringen. Es gibt ja auf YouTube einige Channels, die alte TV-Sendungen wieder aufleben lassen. Das ist schon krass. Ich habe letztens einen Terrence Hill und Bud Spencer Channel gesehen – die gehen ordentlich ab. Also das muss nicht schlecht sein. Naja, aber um zurückzukommen: Wird mit einer neuen Agentur alles besser? Was sagst du?
Alexander
Ich würde sagen, das ist keine perfekte Antwort, aber: Es kommt drauf an. Es kann besser werden – zum Beispiel, wie du ja auch schon angedeutet hast – wenn man sich weiterentwickelt hat. Manchmal startet man mit einem Produkt, es läuft gut, aber irgendwann stellt man fest: Wir haben damals mit einer bestimmten Zielgruppe angefangen, aber inzwischen wird unser Produkt nur noch von einer anderen Zielgruppe gekauft. Wenn du dann eine Agentur findest, die wirklich auf diese Zielgruppe spezialisiert ist, dann macht das aus meiner Sicht Sinn. Oder auch, wenn man einfach mal sagt: Wir brauchen wirklich frische Kampagnen. Dann würde ich das auch erst intern sauber bewerten, aber da kann ein Wechsel sinnvoll sein.
Was mir noch auffällt – und da macht es dann gar keinen Sinn – ist, wenn die Geschäftsleitung sagt: Wir brauchen eine neue Agentur. Ich habe oft erlebt, dass die Geschäftsleitung mit der Agentur gar nicht zusammenarbeitet, sondern jemand anderes im Unternehmen der Ansprechpartner ist. Die Agentur arbeitet dann nur mit dieser Person zusammen, und die Informationen, die sie weitergibt, werden gar nicht ins Unternehmen getragen. Dann kommen Tipps
Das stimmt. Außerdem haben wir eine Person dabei – ich glaube, die hat eine realistische Zielerwartung. Fangen wir mit dem Fail an. Und witzigerweise haben wir im Vorgespräch festgestellt, dass wir beide unabhängig voneinander genau diesen Fail gefunden haben. Normalerweise, wenn wir über Fails sprechen, wollen wir ja niemanden in die Pfanne hauen.
Wir suchen eher nach Learnings – was kann man als Social Media Managerin oder Manager aus solchen Fällen für die eigenen Kampagnen und Inhalte mitnehmen? Aber in diesem Fall gehen wir mal auf ein LinkedIn-Ragebait ein, bei dem jemand wahrscheinlich nur etwas gepostet hat, um ein bisschen Wut zu erzeugen. Da hat jemand Sponsoring mit Performance-Marketing verglichen und behauptet, Sponsoring mache überhaupt keinen Sinn – man solle sein Investment nur in Performance stecken, weil nur Performance messbare Ergebnisse liefere, bla bla bla.
Und dann hat sich diese Person auch noch auf einem typischen lokalen Fußball-Sportplatz ablichten lassen – wie man ihn kennt, wenn man auf dem Land lebt oder in einem Stadtteil mit einem kleinen Verein. Dort sieht man oft Werbung in den Kurven oder auf den Banden, meist von lokalen Unternehmen: dem örtlichen Getränkehandel, dem Supermarkt und so weiter. Und da muss ich sagen: Ich glaube, da hat jemand echt keine Ahnung, wie das in solchen Vereinen abläuft.
Erstens: Diese Unternehmen suchen da meist kein Return on Investment. Sie wollen sich vor Ort engagieren. Sie wollen etwas Gutes für ihren Heimatverein tun. Vielleicht hat der Geschäftsführer oder die Geschäftsführerin früher selbst dort gespielt und ist noch verbunden. Es ist schön, dass Unternehmen sowas einfach machen, um ihren Verein zu unterstützen. Und gerade auf dem Land entstehen dabei auch echte Business-Deals.
Nicola
Ja, also ich glaube, die Aussage „Sportsponsoring bringt nichts“ – gut, ich komme aus dem Bereich – würde ich mal im Raum stehen lassen. Man kann das natürlich kritisch diskutieren, vielleicht auf globaler Ebene, je nach Zielsetzung. Aber das lokale Beispiel war maximal schlecht gewählt, weil genau da funktioniert es eben komplett anders.
Wir beide kommen vom Dorf. Ich lebe in einer 1200-Einwohner-Gemeinde. Und wenn ich ein lokales Unternehmen bin und die Hälfte des Dorfes jeden zweiten Sonntag auf dem Sportplatz steht, dann bin ich da präsent – und zwar nicht nur mit der Bande, sondern vielleicht auch persönlich an der Seitenlinie. Das hat definitiv einen Effekt. Und dann muss ich auch nicht den Hans in Berlin erreichen, sondern eben nur jemanden hier vom Dorf.
Deswegen war dieses Beispiel so schlecht gewählt. Denn je nachdem, was für ein Unternehmen du hast, erreichst du genau die richtigen Leute. Und zweitens ist es – wie du sagst – oft einfach ein Support für den Verein. Dann heißt es: Komm, wir nehmen dich auf die Bande. Und drittens darf man nicht vergessen: Manchmal wird das als Marketingausgabe verbucht, manchmal als Spende. Und jeder weiß: Eine Spende kann ich steuerlich absetzen.
Also das ganze Thema „Warum bin ich auf der Bande im lokalen Fußballverein?“ hat ganz unterschiedliche Gründe. Und oft ist es sehr emotional und lokal verhaftet. Ich bin auch drüber gestolpert und dachte mir: Komm, das ist jetzt wirklich… Ich glaube, die Kommentarspalte hat das dann eh schon aufgelöst.
Die These kann man machen – aber das Beispiel vor der Bande im Lokalverein war einfach so schlecht gewählt. Es war in dem Moment einfach falsch in der Kombination. Aber gut – deswegen von unserer Seite leider ein Fail. Genau, hat mir alles auch nicht so geschmeckt. Aber vielleicht hat er sich ja dann von seinen Leuten auf dem Dorf nochmal belehren lassen, warum man Bandenwerbung macht oder draufgenommen wird auf die Banden.
Alexander
Oder hat Dorfverbot bekommen.
Nicola
Ja, voll. Naja, aber es gab auch ganz viele Sachen, die uns geschmeckt haben. Und eine Sache ist: Eine 15-Jährige übertrifft Mr. Beast. Und zwar geht es darum, dass eine YouTuberin, die 15 Jahre alt ist, eine Beauty-Linie rausgebracht hat und das Ganze in einer Mall in den USA gelauncht hat. Und in dieser Mall waren 87.000 Teenies – 87.000 Teenies! Die American Dream Mall wurde zum Verkaufsstart regelrecht gestürmt. Das Verrückte ist: Mr. Beast hat ebenfalls dort Produkte gelauncht, und das wurde jetzt weit übertroffen. Sie mussten wohl auch Leute abblocken.
Verrückt ist, dass Salish Matter – so heißt die junge Dame – bekannt ist durch den YouTube-Channel ihres Vaters, Jordan Matter. Seit sie 10 ist, also in den letzten fünf Jahren, tritt sie regelmäßig in diesem Channel auf. Der hat inzwischen über 12 Milliarden Views gesammelt – also ein sehr beliebter Channel. Unter anderem mit Formaten wie „Kids vs. Adults“ bis hin zu „My Daughter’s Secret Crush“ oder „Are They Dating?“ Gut, ich meine, das sind Dinge… Eltern, die ihre Kinder als Protagonisten in YouTube-Channels nutzen – da ist immer ein bisschen Vorsicht geboten. Völlig krass ist aber, dass sie einfach sehr bekannt ist und jetzt diese Mall mit 87.000 Teenies gestürmt hat.
Alexander
Weißt du, was witzig ist? Das ist ein Win-Fail – je nach Perspektive. Für sie selbst ist es ein Mega-Win, allein diese Reichweite. Und wenn da 87.000 Teenies waren, haben die das wahrscheinlich alle auf Instagram und TikTok live gepostet – gigantische Reichweite auf Social Media. Ein Fail ist es, wenn du dir vorstellst, du bist die Person, die an dem Tag die Türen vom Supermarkt aufmachen musste.
Nicola
Absolut. Ich weiß aber auch nicht, ob es langfristig ein Win ist – das wird man noch sehen. Ich bin da immer ein bisschen vorsichtig. Aber ja, richtig krass. Du hast aber auch noch einen Win dabei, oder?
Alexander
Ich finde es sogar einen super sympathischen Win. Das ist mein Highlight der Woche, weil ich einfach finde – Social Media ist oft voll mit so viel Dreck. Und das war ein netter Feel-Good-Moment. Das Rathaus, der Bürgermeister von Braunschweig, sucht jemanden, der sich um das Social Media Marketing und Management kümmert
Und jetzt haben die ein ganz witziges Video gedreht, wo du den Bürgermeister siehst mit typischem Social Media Equipment – Licht, Mikrofon, Kamera – und er hebt das alles total in die Kamera. „Ey, bitte, ich brauche jemanden, weil sonst muss ich das machen.“ Und ihr müsst es gesehen haben – es ist einfach mega sympathisch, wie er die Kamera und das Equipment zeigt, das man für Social Media braucht. Dann sagt er: „Hey, ich bin doch schon als Bürgermeister gut ausgelastet, jetzt noch Social Media – ich brauche jemanden, melde dich bei uns.“ Fand ich ein cooles Recruitingbeispiel.
Nicola
Absolut. Und ich glaube, liebe Grüße an die Stadt Braunschweig – da haben wir wieder mal ein kommunales Thema, das zeigt: Man kann auch mit wenig Budget sympathischen Content machen, der sich ordentlich verbreitet. Also deswegen: Hat uns geschmeckt diese Woche. Und in dem Sinne würde ich jetzt auch sagen: reicht, solange die Stimme noch hält. Ich wünsche dir auf jeden Fall eine gute Woche, Alex. Wir hören uns. Ciao.
Alexander
Macht’s gut.
Social Media
Wird Meta zur Agentur? Wenn Plattformen mit KI plötzlich selbst Kampagnen bauen
Meta hat kürzlich eine Reihe neuer KI-Features im Rahmen seiner Business AI Suite vorgestellt. Ein Feature sticht dabei besonders hervor, nicht nur als funktionales Update innerhalb der Meta-Plattformen, sondern als Ausgangspunkt für die strategische Frage: Wohin entwickelt sich Social Media Marketing, wenn KI-Tools zunehmend Aufgaben übernehmen, die bis vor Kurzem noch “klassischen” Agenturen vorbehalten waren?
Alle News zu Meta: Gibt es im AllSocial Newsletter. Hier abonnieren!
Besonders eindrücklich bei der Präsentation: KI-generierte Landing-Pages, die nach dem Klick auf eine Social Ad automatisch erstellt werden, individuell zugeschnitten auf die Präferenzen der jeweiligen User*innen. Denkt man diesen Ansatz weiter, liegt der Gedanken nahe, dass Meta den gesamten Funnel auf seinen Plattformen abbilden will. Von der Ad bis zur Conversion, ohne dass die User*innen Instagram oder Facebook verlassen müssen. Damit stellt sich unweigerlich die Frage, ob Meta zunehmend klassische Agenturaufgaben übernimmt. Alles KI-basiert, alles mit einem Klick.
Agenturen unter Druck: Wenn Plattformen selbst zur Lösung werden
Für Agenturen wird es zunehmend schwieriger, ihre Alleinstellungsmerkmale zu behaupten, sowohl im Wettbewerb untereinander, als auch gegenüber KI-Systemen. Besonders herausfordernd wird es, wenn Plattformanbieter wie Meta selbst beginnen, klassische Agenturleistungen direkt in ihre Tools zu integrieren. Performance im Rundum-Paket quasi.

Ein Lichtblick: Der Mensch dürfte im Social Media Marketing nach wie vor unersetzlich bleiben. Mehr dazu hörst du auch im Feed und Fudder Podcast, wenn uns Social Media Expert*innen verraten, wo der Mensch noch die Nase vorn hat gegenüber der KI. Die Herausforderung liegt eher darin, genau jene Bereiche klar zu benennen, in denen menschliche Kompetenz unverzichtbar bleibt und sie überzeugend ins eigene Angebot zu übersetzen.
Mensch oder KI: Wer überzeugt Kunden und Zielgruppen?
So schmerzhaft es auch sein mag: Demnächst werden harte Entscheidungen nötig sein. Welche Aufgaben bleiben beim Menschen und welche übernimmt künftig die KI? Entscheidend ist, diese Grenze bewusst zu ziehen und klar zu kommunizieren, wo menschliche Stärken unverzichtbar sind.
Aus diesen Überlegungen gilt es, konkrete Angebote zu entwickeln und regelmäßig zu überprüfen, ob Zielgruppen tatsächlich menschliche Erfahrung und Inhalte schätzen oder erwarten. Oder ob es ihnen letztlich egal ist, man denke an die teils enormen Follower-Zahlen von KI-Influencern. Vielleicht zählt am Ende der günstige Preis der KI mehr als die Qualität des Ergebnisses?
Zukunftskompetenzen für Agenturen: KI verstehen, Trends erkennen
Welche Kompetenzen brauchen Agenturen künftig? Auf diese Frage gibt es natürlich keine allgemeingültigen Antworten. Dafür ist der Agenturmarkt zu vielfältig und deckt zahlreiche Nischen und Branchen ab, die zu unterschiedlich sind für eine einzige Antwort. Zwei Kompetenzen dürften allerdings elementar werden und alles weitere wird sich darauf aufbauen.

Der souveräne Umgang mit KI und die Fähigkeit, neue Trends blitzschnell zu erkennen und einzuordnen. Denn die Algorithmen der Feeds verändern sich rasant und mit ihnen die Spielregeln für Reichweite und Relevanz. Und Entwicklungen wie der Entertainment-Shift warten nicht auf diejenigen, die erst mühsam ihre Strategie nachjustieren müssen.
Mehrwert durch Kontext: Welche Chancen haben Agenturen?
Ähnlich entscheidend wie der souveräne Umgang mit KI ist ein tiefes Verständnis für die Logiken der Plattformen. Denn wenn Anbieter wie Meta versuchen, die gesamte Customer-Journey selbst abzubilden und dafür alle nötigen Tools anzubieten, stellt sich zwangsläufig die Frage: Wo ist externer Input überhaupt noch nötig und wie lässt sich dieser sinnvoll positionieren?
Externer Input bleibt dort wertvoll, wo Plattformen an Grenzen stoßen, etwa bei strategischer Markenführung, kreativer Differenzierung oder ethischer KI-Nutzung. Hier dürfte dann auch eine tiefgehende KI-Expertise gefragt sein. Schließlich sollte sich im Social Media Marketing der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, nicht aufs Bedienen von KI-Tools beschränken.
KI ist nur dann sinnvoll, wenn sie einen tatsächlichen Mehrwert liefert. Und diesen Mehrwert zu bieten, ist sowohl Herausforderung als auch Chance für Agenturen. Zum Beispiel wenn es darum geht, KI-Resultate mit menschlichem Kontext und persönlicher Erfahrung zu verknüpfen.
Alles nur “Stand jetzt”: Warum KI-Expertise wirklich zählt
Allerdings gilt es, bei KI dem Trugschluss zu widerstehen, man sei dauerhaft unverzichtbar. Denn hier ist alles „Stand jetzt“ und kann sich morgen schon ändern. Auch deshalb sollte KI-Expertise zum unverzichtbaren Skill für Agenturen werden. Gemeint ist dabei nicht nur die Anwendung einzelner Tools, sondern vor allem die Fähigkeit, KI strategisch ins Social Media Management und in Social Media Marketing Prozesse zu integrieren. Dazu gehört auch, den Überblick zu behalten, welche Entwicklungen für die Branche wirklich relevant sind.
Social Media
Feed und Fudder Podcast 68 – LinkedIn für Unternehmen. Sichtbarkeit Fehlanzeige?
Neue Features waren auf LinkedIn meist eher Mangelware. Plötzlich legt Microsoft los und spendiert der Business-Plattform im Wochentakt ein neues Feature nach dem anderen. Nach bezahlbaren Boosts für Content folgen LinkedIn Ads für User-Generated-Content.
Die ein oder andere neue Zahl gibt es auch. Richard van der Blom hat seinen LinkedIn Algorithm Report aktualisiert und gewährt ein paar spannende Einblicke in den LinkedIn-Algorithmus. Wir schauen uns im Podcast die spannendsten Insights für Social Media Manager*innen an und verraten euch, warum ihr auf LinkedIn fleißig kommentieren sollt und wie es wirklich um Unternehmensseiten steht.
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LinkedIn Feature-Update: UGC wird jetzt zum Ad-Format
Ist LinkedIn die letzte wahre “Social” Media Plattform?
Feed und Fudder Podcast 37 – LinkedIn Wow (Theresa Steinbauer)
Transkript Feed und Fudder Podcast Folge 68 – LinkedIn für Unternehmen. Sichtbarkeit Fehlanzeige?
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Hier gibt es das Transkript zu Folge 68 – LinkedIn für Unternehmen. Sichtbarkeit Fehlanzeige?
Transkript
Nicola
Hallo und Servus zu einer neuen Folge Feed & Fudder mit Alex und mir, Nici.
Alexander
Hallo, herzlich willkommen!
Nicola
Heute steigen wir direkt in ein Update ein, und zwar in den neuen Bericht – oder besser gesagt das Update – zum Richard van der Blom Report. Der sollte euch allen da draußen ein Begriff sein, wenn ihr mit LinkedIn zu tun habt. Ich glaube, bei dem Namen klingelt es bei vielen.
Alexander
Oder wenn man regelmäßig unseren Podcast hört und den Blog liest.
Nicola
Genau. Oder wenn man Theresa Steinbauer auf irgendeiner Bühne sieht – sie zitiert den Report sehr gerne, weil er umfassende LinkedIn Insights enthält und jährlich analysiert, was sich auf der Plattform verändert hat.
Jetzt ist es so: Es gab ein Update. Der Bericht ist eigentlich im Februar 2025 erschienen. Ich habe nochmal nachgeschaut – wir haben eine Podcast-Folge, Folge 37 mit Theresa, da ging es genau um LinkedIn. Die Folge war im März, also kurz nach Veröffentlichung des Reports. Deshalb ist es spannend, jetzt im Herbst ein Update zu haben. Wenn du bereit bist, würde ich dir ein paar Punkte rüberschieben, die ich für Unternehmen auf LinkedIn interessant finde.
Alexander
Ja, dann schieß mal los.
Nicola
Du weißt ja: Seit Februar – du warst ja selbst auf der AllSocial und hast Theresa wahrscheinlich auch gehört – war dieses Thema mit der 2-Prozent-Sichtbarkeit von Unternehmensseiten sehr präsent. Dass man nur 2 Prozent der Posts überhaupt sieht, hat für großen Unmut gesorgt. In der Branche und vielleicht auch bei euch, die im Social arbeiten, ist das ein echtes Ärgernis. Unternehmensseiten haben einfach extrem wenig Sichtbarkeit.
Und leider gibt es keine Entwarnung: Im Februar lag die Sichtbarkeit noch bei 2,1 Prozent, jetzt im September nur noch bei 1,6 Prozent. Wir haben also sinkende Reichweiten in einem ohnehin schon sehr kleinen Bereich. Es ist leider immer noch ein Thema.
Alexander
Aber trotzdem ein Tipp von uns: Macht eine Unternehmensseite – allein schon, damit es keine Fake-Seite von euch gibt. Es gibt Spaßvögel, die sich einfach Unternehmensnamen schnappen. Also sichert euch den Namen für eure Seite. Und es gibt ja trotzdem Leute, die gerne solchen Seiten folgen. Wenn ich Unternehmensseiten folge, dann mache ich das mit Absicht.
Man kann so eine Seite auch als Hub sehen. Wenn ihr mit Personal Creators oder Employer Brands zusammenarbeitet oder Mitarbeitende posten, kann man immer auf die Unternehmensseite verlinken. Im Profil steht dann: arbeitet bei XY und dahinter ist eine Präsenz. Ich sehe das als Schnittstelle zwischen den persönlichen Profilen. Gesehen wird sie zwar kaum, aber sie ist trotzdem wichtig.
Nicola
Auf jeden Fall. Ich sehe das ähnlich. Es hat etwas mit Professionalität zu tun, dass man eine ordentliche Seite hat. Klar, aus Ressourcensicht muss man überlegen: Wie viele Ressourcen stecke ich rein? Wie viel Content produziere ich? Wie aktiv bin ich?
Und da kommen wir zum nächsten Punkt: Man kann Sichtbarkeit erreichen, aber rein organisch gibt es keine Entwarnung. LinkedIn pusht Unternehmensseiten weiterhin nicht. Im Gegenteil: Die Sichtbarkeit ist sogar gesunken. Es bleibt ein Ärgernis, aber man muss ein bisschen um die Ecke denken.
Spannend finde ich, dass Mitarbeitenden-Posts oder Corporate-Influencer-Postings weiterhin hohe Reichweiten haben – im Schnitt 180 Prozent mehr Impressions als die dazugehörigen Unternehmensseiten. Ich glaube, das überrascht niemanden. Aber das Thema Kolleginnen, Kollegen, Corporate Influencer, Kunden, Partner – das ist nach wie vor entscheidend. Es geht ums Netzwerk.
Alexander
Wir haben ja schon ein paar Mal darüber gesprochen: Ist LinkedIn das letzte echte Social Network? Auf LinkedIn sieht man tatsächlich noch relativ häufig persönlichen Content im Feed. Natürlich ist die Frage, wie dieser Content gestaltet ist. Aber ich sehe auf meinem Profil viele Leute, die ich kenne. Sei es durch die Social-Konferenz, durch Real-Life-Kontakte oder durch Interaktion auf LinkedIn. Wir kommentieren ja auch viel untereinander, teilen und liken unsere Beiträge. Deshalb sehe ich dich auch recht häufig. Das hast du auf anderen Plattformen nicht mehr so stark wie auf LinkedIn.
Nicola
Definitiv, das kann ich bestätigen. Gerade strategisch ist es wichtig, weiterhin zu schauen: Welche Menschen, welche Personal Accounts können Unternehmensinhalte teilen? Und in diese Richtung weiterzudenken.
Denn neu – und das finde ich tatsächlich interessant, vielleicht wird da ein Schuh draus – ist, dass LinkedIn UGC Ads testet. Bei Meta kennt man das als Partnership Ads: Postings von anderen Personen und Accounts können von Unternehmensseiten gepusht werden.
Das wird gerade getestet über den Partnership-Hub-Kanal. Dort kann man einsehen, welche Postings das Unternehmen erwähnen, und dann anfragen, ob man sie pushen darf. Ich finde, das ist ein ganz netter Hebel. Das LinkedIn-Feature-Update findet ihr auch bei uns auf dem Blog auf AllSocial.de – sehr aktuell. Ich finde das spannend, vor allem in der Kombination.
Alexander
Da finde ich interessant: Wird es da einen Qualitätsfilter geben? Stand jetzt sehe ich das ein bisschen wie PR – Paid Media versus unbezahlte PR. Bei Paid Media bezahlt man, um eine Anzeige zu platzieren. Bei PR reicht man Themen ein, die so überzeugend sind, dass Redaktionen freiwillig darüber berichten.
Ich denke, beim Partnership Hub geht es aktuell darum, gute Beiträge zu finden. Aber man kann das auch forcieren: Man haut jeden Tag 50 Posts raus, in denen man eine Marke erwähnt, in der Hoffnung, dass sie aufmerksam wird. Ich bin gespannt, ob und wie dieses Partnership Hub einen Qualitätsfilter einbaut – oder ob es das überhaupt tut.
Nicola
Wenn man jetzt Meta als Vorbild nimmt, wird es wohl keinen Qualitätsfilter geben. Aber ich glaube, das reguliert sich recht schnell selbst, weil Unternehmen ja nicht einfach unnötig Geld raushauen. Und das wäre jetzt auch ein Appell an alle da draußen: Wenn ich als Unternehmensseite organisch nicht gesehen werde, aber weiß, dass die Personal Accounts organische Reichweiten haben, und das forciere, eine gute Strategie habe und dann auch Partnership-Ads oder UGC-Ads gezielt einsetze, um Themen zu pushen – dann ist das eine schöne Mechanik.
Und das funktioniert bei Meta ja auch recht gut. Beide gewinnen: die Creator, weil sie mehr finanziellen Spielraum haben, und die Unternehmen, weil sie durch diesen – in Anführungszeichen – authentischeren Content pushen können. Es hat einen anderen Vibe, einen anderen Geschmack, einen positiven Geschmack. Es ist nicht so klassisch Corporate.
Alexander
Ich finde das ein sehr interessantes Feature und bin gespannt, wie es sich entwickelt.
Nicola
Auf jeden Fall. Wir bleiben dran und schauen, wann es komplett ausgerollt wird. Es wird gerade getestet. Aber in der Kombination – Unternehmensseiten haben wenig Reichweite, Personal Accounts haben mehr Reichweite – und ich kann hier eine Verbindung schaffen, finde ich das relativ interessant.
Und damit sind wir beim zweiten Punkt: Sponsored Posts und Reichweiten. Wir haben letzte Woche in der Podcast-Folge schon darüber gesprochen, ob man durch Personal Post Pushing zu mehr Social Trust kommen kann. Etwas sperriger Begriff, aber ihr wisst, was gemeint ist.
Alexander
Ja, ja, LinkedIn beschäftigt uns gerade.
Nicola
Boosting oder nicht – das ist die kritische Frage. Der Report sagt, dass 26 Prozent aller Feed Impressions inzwischen aus werblichen Postings stammen. Im Februar waren es noch 24 Prozent. Wir haben also einen leichten Anstieg.
Alexander
Über die Push-Funktion haben wir in der letzten Folge gesprochen – hört da gerne rein. Was uns heute interessiert, ist die Reichweitenfrage. Hilft das wirklich? Ich frage mich: Kann das am Ende nur über den Preis geregelt werden? Der Feed ist zwar endlos, aber man scrollt ja nicht unendlich.
Nicola
Nicht endlos.
Alexander
Wenn jeder seine eigenen Posts boosten möchte, kann es eigentlich nur der Preis sein, der regelt, was am Ende angezeigt wird. Ich bin gespannt, wie lange oder wie teuer es wird, sich seine eigenen Posts boosten zu lassen.
Nicola
Einmal das – dieses Personal Post Boosting funktioniert ja aktuell noch nicht besonders gut. Aber das werden wir sehen. Grundsätzlich ist es so: Durch die super niedrige organische Reichweite für Unternehmensseiten sind Sponsored Posts ein wichtiges Feature, um Themen zu platzieren.
Da müsste man tiefer reingehen: Wo wird eigentlich am meisten Geld verdient? Welche Art von Ad bringt den Umsatz? Ist es eine Ad, die irgendwo hinlinkt? Eine Ad, die Daten sammelt? Sponsor-Posts haben verschiedene Feature-Möglichkeiten – da hat man Spielraum. Das ist spannend.
Aber auch hier: Ist der Feed voll mit zu viel Werbung, wird es uninteressant. Ich habe mich in letzter Zeit oft dabei ertappt, dass ich immer wieder dieselbe Werbung sehe. Zum Beispiel eine Ad von Mediamarkt oder Saturn – die war nicht schlecht, aber ich habe sie zu oft gesehen. Irgendwann habe ich draufgeklickt, weil ich sie einfach zu oft gesehen habe. Eigentlich eine gute Ad, aber es war zu viel. Immer die gleiche. Das nervt.
Alexander
Grüße raus an AXA. Ich sehe die ganze Zeit AXA-Werbung auf LinkedIn.
Nicola
Ja, ist krass, oder? Wir haben uns ja schon mal abgeglichen, dass wir nicht dieselben Ads sehen. Obwohl wir ähnliche Themen haben. Witzigerweise ist die Variabilität der Ads, zumindest bei mir, nicht besonders hoch. Vielleicht liegt das an den Buchungen und der Höhe der Budgets. Mal sehen, wie sich das entwickelt.
Grundsätzlich finde ich es krass, wenn man sagt: 26 Prozent der Feed Impressions sind Sponsored Posts. Das ist schon ein Thema.
Alexander
Ich habe bei LinkedIn gerade das Gefühl, sie wissen nicht so ganz, in welche Richtung sie wollen. Du hast immer noch viele Social-Elemente – zum Beispiel einen recht hohen Vernetzungsfaktor. Man bekommt regelmäßig Vernetzungsanfragen, stellt selbst welche. Und trotzdem werden immer mehr Elemente eingebaut, die man eher von anderen Plattformen kennt – wie Instagram. Wo wird LinkedIn am Ende landen? Wird es LinkedIn bleiben oder eine weitere Meta-Plattform?
Nicola
Ich muss sagen: LinkedIn und Microsoft legen gerade eine krasse Geschwindigkeit hin. Jahrelang ist da gar nichts passiert. Ich füttere ja das LinkedIn-Feature-Update bei uns auf dem Blog. Und es war mühselig, dass mal ein neues Feature gelauncht wurde. In letzter Zeit ist mehr los. Es wird mehr getestet, neue Features kommen. Nicht weltbewegend, aber es passiert mehr.
Für LinkedIn ist das eine krasse Geschwindigkeit, was da gerade passiert. Mal schauen. Aber Thema Geschwindigkeit und Involvement – Punkt drei: Neben der geringen Sichtbarkeit von Unternehmensseiten und den Sponsored-Reichweiten gibt es das Thema Engagement und Kommentare.
Und über Kommentare wollte ich sowieso mal mit dir reden – das finde ich super spannend. Aber zu den Fakten: Die Engagement-Rate pro Post ist weiterhin stabil.
Alexander
Das ist doch eine gute Nachricht.
Nicola
Die Engagement-Rate ist stabil – das sind gute Nachrichten. Finden wir beide einfach gut. Ein gutes Zeichen, oder?
Alexander
Gleicher Gedanke. Aber da gibt es auch eine Warnung: Man sollte nicht mit einem Unternehmensprofil kommentieren. Das senkt die Sichtbarkeit und auch die Engagementrate wird wahrscheinlich nicht so hoch gewertet. Wenn ein persönliches Profil kommentiert, hat das mehr Einfluss auf das Engagement als ein Unternehmensprofil.
Das ist keine schlechte Nachricht für alle, die Brandbeef in ihrer Strategie haben. Was wir aber auch ein bisschen schade finden – denn bei Feed & Fudder mögen wir Brandbeef, gerade wenn Dr. Oetker bei Aldi Süd kommentiert oder so.
Nicola
Ja, absolut. Aber irgendwie bin ich auch froh darüber. Diese Strategie, dass Brands überall kommentieren und ein Endless-Feed entsteht, wo Brands mit Brands sprechen – das ist schon irgendwie nervig. Unternehmensprofile sind bei Kommentaren nicht direkt betroffen, aber wenn ihr als Social-Media-Managerinnen sagt: Meine Unternehmensseite hat organisch schlechte Reichweite, also kommentiere ich einfach überall – schwierig.
Grundsätzlich sind die Engagement Rates unter den Posts stabil. Es ist weiterhin gutes Engagement da. Und aus meiner Sicht – das beobachte ich schon länger – ist es spannend, dass Kommentare Standalone echt gute Reichweiten bringen. Ich merke das bei mir persönlich: Ich habe lange nichts mehr im Feed gepostet, aber trotzdem gute Reichweiten, weil ich regelmäßig kommentiere.
Spannend ist auch, dass man neue Reichweiten bekommt. Ich kommentiere manchmal bei anderen, nicht direkt bei Kontakten, und sehe, dass das einen Impact hat – aufs Netzwerk, auf Anfragen, auf Sichtbarkeit. Ich lande in der Suche bei Unternehmen oder in Netzwerken, und ich kann genau sehen: Das kam über diesen Kommentar. Ich finde, da hat sich LinkedIn weiterentwickelt.
Alexander
Also kommentiert fleißig – aber sinnvoll. Nicht einfach nur „Finde ich gut“ oder „Sehe ich genauso“.
Nicola
Ja, genau. Einfach stupide kommentieren bringt nicht viel – ich habe keine validen Zahlen, aber das würde ich nicht empfehlen. Sinnvoll kommentieren, idealerweise so, dass Menschen reagieren und eine Diskussion entsteht. Das ist eine Win-Win-Situation, weil dadurch das Engagement forciert wird.
Wenn ich über einen Kommentar Reichweite bekomme, bin ich auch motiviert zu kommentieren. Sind wir ehrlich – wir wollen auch belohnt werden.
Spannend ist, dass die Reichweite über Kommentare nicht direkt mit der Posting-Frequenz oder dem Algorithmus verknüpft ist. Normalerweise ist es so: Wenn ich nicht regelmäßig poste, habe ich wenig Sichtbarkeit. Aber hier habe ich das Gefühl, das ist nicht gekoppelt. Vielleicht habt ihr da draußen andere Erfahrungen – ich finde das jedenfalls gut.
Alexander
Jetzt haben wir viel über Reichweite gesprochen – was wir in den Feeds sehen. Und jetzt hast du uns einen ganz spannenden Fail mitgebracht.
Nicola
Genau. Hier machen wir einen kurzen Mini-Cut. Wer mehr zum Thema wissen will: LinkedIn Insights, der Report von Richard van der Blom – kann ich jedem empfehlen. Der wird oft zitiert, und wir behalten den Blick darauf.
Was hat mir diese Woche nicht geschmeckt? Wir sind ja immer noch ein Food-Podcast. Ich habe eine Meldung gesehen, die mich überrascht hat – aber auch nicht überrascht. Meta verdient an Scam. Reuters hat einen Artikel veröffentlicht, in dem behauptet wird, dass etwa 10 % des gesamten Anzeigenumsatzes laut interner Unternehmensschätzungen aus betrügerischen Werbeanzeigen stammen. Meta weist diese Zahl zurück und sagt, sie sei überhöht. Man habe die Scam-Ads 2025 um 58 % reduziert – das sei gar nicht so.
Alexander
Ich finde das schon krass. 10 % vom Umsatz – das ist eine Menge. Kann man das überhaupt in den Griff kriegen? Ich weiß nicht. Aber es ist sehr viel. Bei Scam denke ich an ein Netzwerk wie X.
Nicola
Ja, Scam muss man doch krass unterbinden. Keine Ahnung.
Alexander
Das schafft ein Anzeigeumfeld, das unattraktiv ist. Und du willst ja die restlichen 90 % halten.
Nicola
Ja, mal sehen. Meta hat sich direkt geäußert und meinte, sie hätten 58 % der Scam-Ads reduziert. Aber auch das finde ich krass – 58 % zu reduzieren heißt ja, wie viele Scam-Ads waren da? Muss man sich mal anschauen. Wenn 10 % des Anzeigenumsatzes über Scams eingenommen würden – das ist alarmierend. Das hat mir persönlich nicht geschmeckt. Und ich glaube, das ist nicht gut für die Plattform – langfristig. Meta tut sich da schwer. Sie wollen natürlich Geld verdienen. Aber das einzudämmen ist richtig schwer. Langfristig muss man da ran. Das geht nicht anders.
Alexander
Aber du hast auch einen schönen Win mitgebracht. Endlich mal wieder Feel-Good auf Social Media. Und es zeigt, dass gutes Storytelling auch in einer Welt funktioniert, in der Social Media oft nur noch mit Hass und Hetze verbunden wird – was ja leider durch populistische Parteien extrem zugenommen hat. Es ist schön zu sehen, dass man auch mit positiven Botschaften Wahlen gewinnen kann.
Nicola
Ja, das ist eine Entwicklung, die wir in zwei Ländern gesehen haben: die Bürgermeisterwahl in New York und die Ministerpräsidentenwahl in den Niederlanden. Ich glaube, wirklich niemand auf Social Media kam an Soren Memdani und seiner Kampagne vorbei. Ich habe mit New York nichts am Hut – nicht böse gemeint – aber die Kampagne ist richtig gut. Es gibt wahnsinnig viele Postings, die sie aus verschiedenen Perspektiven analysieren.
Was da interessant ist: Social Media hatte einen extrem wichtigen Anteil. Deshalb reden wir auch darüber. Auch im niederländischen Wahlkampf – Rob Jetten, 38 Jahre alt, jetzt der jüngste Ministerpräsident – setzt total auf Social Media und Videocontent. Auch Soren Memdani arbeitet fast ausschließlich mit Videocontent. Sehr geiler Style, wenn ich das so sagen darf. Mein Geschmack – aber sehr durchdacht. Der passt zu New York, ist lässig, erinnert ein bisschen an Friends. Hat einen Vibe. Und diese alten, glorreichen Seiten von New York – mit den Schriftzügen und dem Look – finde ich richtig gut.
Alexander
Das ist richtig viel Popkultur.
Nicola
Richtig viel Popkultur.
Alexander
Sind wir wieder bei dem Thema, das wir oft sagen: wie wichtig Popkultur im Social Media Marketing ist.
Nicola
Voll. Schaut euch die Kampagne an. Die SZ hat dazu geschrieben – Bürgermeisterwahl in New York: „Wieso macht das so viel Spaß?“ Und so ist es. Es war eine Feel-Good-Kampagne. Gegenüber den Wettbewerbern hart in der Konfrontation, aber nicht beschönigend – und grundsätzlich wahnsinnig positiv. Zitat: „Die Deutsche, Katzen streicheln, sechs New Yorker Clubs in einer Nacht besuchen, ein Video auf Arabisch. Der Bürgermeister-Wahlkampf von Zohran Mamdani war ein einziger Feel-Good-Clip.” Und ich glaube, so kann man das sagen. Sehr positiv. Er ist zu den Taxifahrern gegangen, hat sich eine ganze Nacht lang bedankt und mit ihnen gesprochen. Geschnitten wie eine kleine Mini-Doku – To My Entertainment, wie wir vorhin gesagt haben.
Alexander
Klar, das war eine professionelle Kampagne, mit Team und allem. Aber ich finde es trotzdem positiv. Ein Politiker sagt ganz klar: Ich mache ausschließlich Wahlkampf mit positiven Botschaften. Ich will New York nicht schlechtreden, sondern den Menschen aus der Seele sprechen. Die haben ein starkes Heimatgefühl. Die Stadt ist multikulturell, jung, dynamisch. Dieses Lebensgefühl hat er zur Botschaft gemacht – statt Social Media für Hetze zu nutzen.
Das finde ich auch bei Rob Jetten aus den Niederlanden stark. Sein Spruch war: „Het kan wel“ – es geht doch. Rein optimistisch. Und ich finde es toll, dass die Wähler das honoriert haben. Dass sie gesagt haben: Meine Stimme ist eine Stimme gegen Hass und Hetze – ich gebe sie einem Politiker, der positiv kommuniziert. Das zeigt auch den Charme und die Besonderheit von Social Media. In klassischen Medienformaten kannst du solche Storys und Formate nicht machen.
Nicola
Absolut. Und sie haben die Plattform verstanden – welcher Content funktioniert, wie Communities funktionieren. Auch bei Zohran: Der Collab-Post war stark. So viele Videos von anderen Creators und Projekten, New Yorker Persönlichkeiten, Podcasts, Clubs – Content, den er gar nicht selbst erstellt hat. Da sieht man die Power des Netzwerks.
Schaut euch die Kampagne an. Man kann viel lernen. Ein tolles Beispiel für optimistischen, selbstbewussten, nach vorne gerichteten Content. Kampagnen, die nicht nur schön sind, sondern auch ein eindeutiges Wahlergebnis bringen.
Alexander
Das ist eine tolle Botschaft. Haben wir schon oft gesagt – aber man kann es nicht oft genug wiederholen. Gerade in Zeiten von Hass und Hetze, befeuert durch politische Akteure, ist es wichtiger denn je, dass solche Botschaften Anklang finden. Und dass Politiker, die so kommunizieren, gewählt werden.
Nicola
Absolut. Und was wir lernen können: Diese Art der Kommunikation funktioniert nicht nur politisch – sie funktioniert auch im kommunalen Kontext oder für Unternehmen. Es lohnt sich, das anzuschauen. Ich glaube nicht, dass es Zufall ist, dass zwei Kandidaten so erfolgreich sind, obwohl die Prognosen nicht gut standen. Das hat schon diesen Obama-Vibe – aber es ist auch sehr professionell.
Deshalb lohnt es sich für Social-Menschen, sich das anzuschauen. Es sind sehr professionelle Kampagnen, bei denen Vernetzung eine große Rolle spielt. Vielleicht machen wir mal eine ganze Folge dazu – ich finde es sehr interessant.
Alexander
Wie du sagst – aus unserer Social-Management- und Marketing-Sicht sind das Top-Kampagnen. Es lohnt sich, sie anzuschauen – unabhängig von den Wahlen. Einfach gucken: Wie haben sie die Kampagnen gemacht? Welches Storytelling, welche Formate, welche Geschichten?
Nicola
Absolut. Ich habe mir die Tage viele Videos direkt im Feed angeschaut, weil ich spannend fand, was er an Content produziert hat. Die Perspektiven – ich war sehr begeistert. Es ist sehr unterhaltsam, auch wenn ich mit der New Yorker Bürgermeisterwahl nichts zu tun habe. Aber der Content ist gut. Toller Content. Und das begeistert die Menschen. Social Media hat da eine enorme Power.
Und in dem Sinne finde ich es schön, dass wir mit einem positiven Thema abschließen. Ich wünsche dir eine gute Woche – und wir hören uns wieder.
Alexander
Macht’s gut. Ciao.
Nicola
Ciao.
Social Media
Feed und Fudder Podcast 67 – Durch Personal Post Pushen zu mehr Social Trust?
Trust im Social Media Marketing: Zählt Vertrauen noch zu den relevanten Größen für Social Media Manager*innen oder regieren längst Reichweite und Sichtbarkeit allein, wenn es um die Wahrnehmung von Marken, Unternehmen und persönlichen Accounts geht?
Zumindest Letztere dürfen sich freuen: LinkedIn führt die Boost-Funktion für persönliche Beiträge ein, gegen Bezahlung wohlgemerkt. Wir fragen uns: Wie sinnvoll ist das Feature wirklich? Und hat organischer Content überhaupt noch eine Chance oder zählt am Ende nur noch Performance?
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LinkedIn Feature-Update: LinkedIn testet Boosting für Personal Posts
Alle Social Media Verifizierungen im Überblick
Feed und Fudder Podcast 17 – Verify Baby!
Du bist grad irgendwo, wo es still sein muss, schmöckerst lieber in Texten oder möchtest unsere Folge barrierefrei mit deinem Screenreader lesen? Kein Problem!
Hier gibt es das Transkript zu Folge 67 – Durch Personal Post Pushen zu mehr Social Trust?
Transkript
Nicola
Hallo und Servus zu einer neuen Folge Feed und Fudder.
Alexander
Ihr seht es zwar nicht, aber du bist heute richtig top gekleidet.
Nicola
Ja, ich habe den Feed und Fudder Hoodie in Blau an. Den habe ich ganz selten an, ist mir aufgefallen. Aber jetzt lohnt sich das mal. Und ich schaue auf ein Feed und Fudder Poster bei dir. Also wir sind hier voll im Look. Heute geht es auch wirklich um Feed und Fudder. Das machen wir in letzter Zeit nicht immer.
Alexander
Ja.
Nicola
Wir haben es ein bisschen schleifen lassen.
Alexander
Wir haben heute sogar richtigen Fudder-Content dabei.
Nicola
Ja, tatsächlich. Aber lass uns mal einsteigen. LinkedIn Feature Update. LinkedIn testet Boosting für Personal Posts. Hört sich nicht so spektakulär an. Einzelposts kannst du selbst boosten. Wird gerade getestet, die Funktion. Nicht nur Unternehmensseiten, sondern auch Einzelpersonen können ihre Beiträge kostenpflichtig bewerben.
So, jetzt können wir… Also ich muss zugeben, ich habe es nicht getestet. Ich finde es auch nicht besonders relevant für mich persönlich. Ich weiß, für viele, die selbst Reichweite wollen und wachsen wollen, ist das tatsächlich spannend – also für selbstständige Personal Brands und Menschen, die ihre Reichweite boosten wollen. Vor allem, weil die organische Reichweite ja auch stückweise gesunken ist. Was sagst du dazu?
Alexander
Ich finde es okay. Wenn es dir was bringt, dann gerne.
Nicola
Gut oder nicht gut?
Alexander
Hm… Aber nach und nach müssen wir uns die Frage stellen: Macht es überhaupt noch Sinn, auf Social Media organischen Content zu produzieren?
Nicola
Wenn man keine Reichweite mehr hat. Ich glaube, das ist die Frage der Fragen. Anscheinend ist das Feature selbst auch noch nicht richtig ausgereift. Aber natürlich ging schon wieder die Diskussion los: Wie vertrauenswürdig ist der Content, wenn er gepusht wird? Und überhaupt und sowieso.
Ich glaube, das ist eine alte Leier. Auf Meta hatten wir das Thema ja auch schon vor langer Zeit. Wenn es Sinn macht, also wenn ich eine Personal Brand habe oder ein Buch geschrieben habe und das pushe, um den Verkauf anzuregen, kann das sehr viel Sinn machen.
Alexander
Aber das ist dann eigentlich eine weitere Anzeigenmöglichkeit. Ein organisches Posting sollte ja organisch sein. Aber wenn du dafür Geld ausgibst, willst du auch, dass es konvertiert. Dementsprechend wird es formuliert, dementsprechend wird der Inhalt sein. Es ist eigentlich eine Anzeige – nur heißt sie anders.
Nicola
Und damit kommen wir zum nächsten Thema: Social Trust. Eigentlich ist das unser Überthema. Wie wir darauf kamen, war die Frage: Verkaufen oder Vertrauen? Dieses LinkedIn-Feature-Update über das Boosting von Personal Brands ist ein mega Aufhänger dafür. Verkaufe ich etwas oder will ich Vertrauen aufbauen? Ich glaube, das ist eine Gretchenfrage. Wenn ich über eine Anzeige pushe – je nachdem, wie sie aussieht – kann das Vertrauen stark mindern. Muss nicht. Kann aber.
Alexander
Und da ist die Frage: Wie kann man auf Social Media noch vertrauen? Wir hatten ja eine ähnliche Diskussion, als wir über Authentifizierung gesprochen haben. Früher hieß Authentifizierung: Es ist wirklich die echte Person oder das echte Unternehmen. Mittlerweile kannst du dir das kaufen. Unterschiedlich stark reglementiert, von „völlig egal, wer dahinter steckt“ bis zu X und Meta, wo es noch etwas anders ist.
Ich würde sagen: Vertrauen geht auf Social Media immer mehr verloren. Da muss man sich fragen – wir haben ja in letzter Zeit öfter über Entertainment gesprochen – ist Vertrauen überhaupt noch wichtig? Zählt es noch als Währung? Oder ist es den Leuten mittlerweile egal, was im Feed auftaucht? Es scrollt ja eh durch.
Nicola
Absolut. Ich finde, Social Trust muss nicht absolut sein. Vor Jahren hätte ich gesagt: Social Trust ist ganz wichtig für die Strategie. Und das ist es grundsätzlich auch. Ich bin immer noch ein großer Fan von Social Trust, aber nicht mehr zwingend.
Ich glaube, wenn du reinen E-Commerce machst, brauchst du bis zu einem gewissen Grad keinen Social Trust. Wenn du ein richtig gutes Angebot hast. Wenn du Entertainment machst und die Leute sind unterhalten, muss ich da krass vertrauen? Weiß ich nicht. Vielleicht entsteht eine gewisse Bindung, aber ich brauche keinen krassen Social Trust, um einen guten Kinofilm zu sehen.
Ich glaube, Social Trust ist für Creators sehr wichtig. Aber auch da, bei Comedy-Creators, bei unterhaltsamen Formaten, ist es vielleicht weniger entscheidend. Es wäre spannend, eine Skala zu machen: von wenig bis viel Social Trust. Und dann einordnen, wer braucht das stark und wer nicht. Ich denke, bei Newscreators ist es wichtig, dass sie ein gewisses Vertrauen genießen.
Alexander
Das glaube ich auch. News auf jeden Fall. Auch Journalisten oder journalistische Formate im Social Web, für viele ist Social Media mittlerweile die Hauptinformationsquelle. Und da finde ich: Trust ist wichtig. Es sollte verifiziert sein. Gerade wegen KI, damit es keine gefälschten Inhalte sind.
Gleichzeitig leben wir in Social-Media-Bubbles oder Echokammern, in denen die Leute eher hören wollen, was sie hören wollen. Das ist auch das Problem bei Fake News. Fake News sind deswegen so erfolgreich, weil sie genau das ansprechen, was die jeweilige Bubble hören will.
Nicola
Ja, deswegen: Wenn man das für sich oder sein Unternehmen oder aus Agentursicht einordnen will – wie wichtig ist Social Trust – muss man sich das wirklich auf einer Skala anschauen. Was bringt mir das Vertrauen? Was müsste ich investieren, um es zu bekommen? Und dann abwägen.
Ich glaube, für schnell abverkaufte Produkte brauchst du es nicht so stark. Für leichten Konsum wahrscheinlich auch nicht. Für KI-generierte Slideshows auch nicht wirklich. Aber je mehr es darum geht, Vertrauen als Mehrwert zu haben, desto mehr muss ich investieren.
Deswegen kann man das Thema Social Trust nicht pauschal beantworten. Man muss es im Detail betrachten. Und wie passt es zur Brand? Ist es für die Brand wichtig, loyale Kunden zu haben? Also: Was bringt mir das Vertrauen? Du hattest mir vor längerer Zeit mal ein Zitat geschickt – ich weiß gar nicht, ob Steve Jobs das wirklich gesagt hat – aber es geistert durch LinkedIn und wird immer wieder aufgegriffen.
„If your customer buys once, you made a sale…“ Und da ging es um Vertrauen. Nicht um Social Media Trust, sondern allgemein. Der einmalige Kauf ist einfach ein Verkauf, ein Sale. Dafür braucht man kein großes Vertrauen. Das ist ein Abschlussgeschäft. Beim wiederkehrenden Kauf kommen wir dann zum Vertrauen. Ein Kunde, der wiederholt bei dir kauft oder bei uns im Social Inhalte konsumiert, Watchtime lässt, Aufmerksamkeit schenkt, glaubt an den Wert deines Angebots. Er hat ein positives Erlebnis, eine Erfahrung – und daraus entsteht Vertrauen. Das bedeutet es. Und die höchste Stufe ist dann die Weiterempfehlung. Wenn du weiterempfohlen wirst, die Leute immer wieder kommen – was für Creator super wichtig ist – und du empfohlen wirst, dann entsteht Markenbildung.
Alexander
Das glaube ich auch. Trust ist nicht nur Vertrauen, sondern auch Mehrwert. Wenn Inhalte Mehrwert bieten, hilft es beiden Seiten. Du bekommst die Inhalte, die du suchst, und der Creator bekommt Likes, Abonnenten, Reichweite. Vielleicht ist Trust nicht mehr nur Vertrauen, sondern auch Mehrwert. Und wenn du nur Entertainment suchst, ist das auch ein Mehrwert. Der bleibt bestehen.
Nicola
Absolut. Das ist die grundsätzliche Frage. Vertrauen war früher stark geprägt durch Qualität und Empfehlung. Heute entsteht Vertrauen auch durch Sichtbarkeit. Es entsteht durch Konsistenz, algorithmische Präsenz, durch Empfehlung. Das ist spannend. Da kann man noch tiefer reingehen. Wollen wir jetzt nicht, aber: Entsteht Vertrauen nur, weil mir etwas ständig im Feed angezeigt wird? Das hat sich verändert.
Alexander
Da könnten wir eine gute Zitate-Kachel mit dir machen. „Vertrauen durch Sichtbarkeit“ – gefällt mir.
Nicola
Ja, Vertrauen durch Sichtbarkeit. Das ist ein cooler Slogan. Ich glaube, in der Awareness-Welt, in der wir leben, spielt es eine deutlich größere Rolle, ob du sichtbar bist oder nicht. Ob du regelmäßig im Feed bist – und damit bist du abhängig von Algorithmen. Und jetzt kommen wir wieder zum Boosting-Thema. Ich muss sichtbar sein, ein Stück weit, und wieder gesehen werden. Damit über viele Postings, über lange Zeiträume Vertrauen entsteht. Ob das qualitativ so super ist, kann ich manchmal gar nicht beurteilen.
Zum Beispiel ganz aktuell: Ich habe bei einigen Creatorinnen auf Instagram gesehen, die für Leluns – das war so Leggings-Zeug – geworben haben. Klassisches Influencer-Marketing, mit kleinen und großen Influencern, prozentuales Modell. Und sie haben sich beschwert, dass sie seit Monaten nicht bezahlt werden. Ich habe mir die Kommentarspalten angeschaut – da waren viele Creatorinnen, die kommentiert haben: „Ich wurde auch nicht bezahlt“, „Ich warte seit Monaten“, „Die stehen kurz vor der Insolvenz.“
Das fand ich krass. Denn in dieser Diskussion haben auch die User geantwortet – also die Follower: „Ihr macht das ja auch vor allem wegen der Kooperation, weil ihr Geld verdienen wollt.“ Und ich fand das interessant – diese Kommentarspaltenwelt. Den Usern ist sehr bewusst, dass Empfehlungen nicht nur aus Überzeugung kommen, sondern auch aus kommerziellem Interesse. Diese Abstraktion verstehen viele. Deswegen: Thema Markenbildung. Ich glaube, du kannst trotzdem Vertrauen zu einem Creator haben, auch wenn die empfohlenen Produkte qualitativ nicht so toll sind.
Alexander
Das ist auf jeden Fall so. Markenbildung ist wichtig. Und wie du sagst: Du kannst eine Marke auch ruinieren. Wenn die Marke ruiniert wird – durch so etwas wie du beschrieben hast – spielt Trust eine Rolle. Denn ein Shitstorm will niemand abkriegen.
Nicola
Ja, und ich glaube, das sind zwei Arten von Trust. Die User, die der Creatorin folgen, verlieren nicht das Vertrauen in sie, nur weil die Kooperation schiefgeht. Aber sie verlieren das Vertrauen in die Marke, die empfohlen wurde.
Alexander
Genau.
Nicola
Ein spannender aktueller Fall. Mal sehen, wie es weitergeht – ob sie irgendwann zahlen. Aber ich fand das gerade sehr spannend, weil es so aktuell ist. Und zum Thema Vertrauen kommen wir jetzt zu unserer Lieblingskategorie: Was hat uns geschmeckt und was hat uns nicht so gut geschmeckt? Wir haben wirklich mal wieder Food-Content dabei.
Alexander
Lecker. Und das erste ist wirklich richtig lecker. Er ist sowohl auf Instagram als auch auf YouTube aktiv. Und bei ihm schmeckt es sehr gut.
Nicola
Hoffentlich.
Alexander
Er nennt sich „Tasting History with Max“. Sein Handle, falls ihr ihn besuchen wollt, ist „Tasting History with Max Miller“ – alles zusammengeschrieben. Ich finde das richtig cool: Er kocht sowohl historische Gerichte nach als auch fiktive Gerichte. Die letzten Sachen auf seinem Account waren zum Beispiel der Original-Kaiserschmarrn von irgendeinem damaligen Kaiser und das Paprikahendl aus Bram Stokers Dracula. Und er kocht das nicht einfach mit heutigen Zutaten nach, sondern versucht, wenn möglich, die damaligen Zutaten aufzutreiben. Oder er sagt: Gibt’s nicht mehr, aber das kommt dem relativ nahe.
Und dann erzählt er, wie die Leute damals gekocht haben, wie Rezeptbücher geschrieben wurden. Er erzählt auch historisch: Wie kam es zu diesem Gericht? Wie sah die ungarische Küche aus zur Zeit, als Bram Stoker das Paprikahendl geschrieben hat? Man lernt richtig viel. Ich finde das einen richtig leckeren Account.
Nicola
Absolute Empfehlung: Tasting History with Max. Wer das 1:1 ins Deutsche adaptieren würde – ich glaube, das würde sofort funktionieren. Öffentlich-rechtlich hat mal jemand in die Richtung angefangen. Ich glaube, hier spielt natürlich Max Miller selbst eine Rolle, weil es sein Account ist und er aus Eigeninteresse gewisse Themen forciert. Aber ich finde, es ist richtig gut, um mit Food Inhalte zu vermitteln.
Und es sind viele Gerichte, die Nationalgerichte geworden sind oder einen historischen Kontext haben. Zum Beispiel: Was hat die Fregatte in der U-Bahn – ich meine natürlich im U-Boot – gegessen? Was gab es im U-Boot im Zweiten Weltkrieg? Das sind Fragen, bei denen mein Historikerinnenherz aufgeht. Du kannst ganz simpel, unterhaltsam Wissen mit einem total leckeren Thema verbinden.
Und das Coole ist: Während er dir die Geschichte erzählt, kocht er auch. Also er kocht live – aufgezeichnet natürlich – aber du siehst, wie er nach und nach das Gericht zubereitet. Und dann redet er auch.
Nicola
Ich würde jetzt mal vermuten, er kocht gerne. Aber du hast auch noch einen, ich würde sagen, Fail mitgebracht. Denn: „Kochen ist kein Hobby“ – zitiere ich mal aus einem Post, den du mir geschickt hast. Was war da los?
Alexander
Normalerweise gehen wir auf solche klassischen Ragebait-Posts auf LinkedIn gar nicht mehr ein. Die werden ja nur verfasst, um möglichst viel Reichweite zu bekommen – also negativer Trust, Hauptsache Aufmerksamkeit. In der Hoffnung, dass sich Leute so sehr aufregen, dass sie kommentieren.
Durchs Kommentieren und Teilen geht die Reichweite natürlich hoch. Aber wir haben es diesmal genommen, weil es auch Food-Content ist – mehr oder weniger. Da schreibt jemand: „Kochen ist kein Hobby, sondern eine der romantischsten Selbstlügen unserer Generation.“ Und: Wer kocht, verschwendet so viel Lebenszeit, die man doch viel besser ins Business stecken könnte.
Nicola
Er schreibt, er hat in den letzten elf Wochen kein einziges Mal gekocht und in dieser Zeit keinen einzigen Moment Fokus verloren. „Kochen ist kein Hobby. Zeit ist das wertvollste Kapital.“ Die Rechnung sei brutal einfach, sagt er. Und dann rechnet er hoch, wie viele Stunden er gewonnen hat, weil er nicht gekocht hat. Er hat auch nicht eingekauft, musste keine Entscheidungen treffen. Ich muss zugeben: Manche Menschen kochen einfach gerne. Und manche müssen auch kochen – aus gesundheitlichen Gründen, weil sie sich bewusst ernähren wollen. Deswegen finde ich das schon sehr einseitig. Das aufs Business anzuwenden, dass er so viel Zeit gespart hat, weil er nicht kocht – da geht eine ganze Zeitschriftensparte für Hauswirtschaft kaputt.
Alexander
Wir beleuchten hier im Podcast ja oft kritisch die Entwicklungen auf Social Media. Aber ich muss auch sagen: Die Kommentare unter diesem Post – das ist pures Social-Media-Gold. Für genau solche Sachen lieben wir Social Media. Die Leute haben kommentiert, worauf man noch alles verzichten könnte, um sich nur noch ums Business zu kümmern.
Nicola
Um so viel Zeit zu sparen.
Alexander
Einer hat geschrieben: „Einmal im Monat Katzenwäsche reicht.“ Duschen sei auch Lebenszeit, die man nicht braucht. Ist ja nur noch Business. Und dann wurde es richtig witzig, was die Leute alles vorgeschlagen haben, worauf man noch verzichten könnte, um mehr Zeit fürs Business zu haben. Das finde ich pures Social-Media-Gold.
Nicola
Absolut. Die Kommentare waren echt überragend. Auch: „Online-Betreuung aus Thailand – richtig gut, weil die Unternehmen dann die unangenehmen Gerüche vom Nicht-Waschen nicht mitbekommen.“ Also, richtig gut. Ja, damit schließen wir ab. Ich sehe den Punkt, dass man vielleicht nicht gerne kocht und das als Zeitverschwendung empfindet – das ist in Ordnung. Aber schaut mal bei Tasting History with Max vorbei, der sehr gerne kocht, historisch kocht und das mit Wissen verbindet. Ich finde, das ist ein richtiges Schmankerl. Und was wir daraus lernen – wenn wir nochmal LinkedIn zitieren und mit dem Post abschließen – ist: Macht das, was euch Spaß macht, und macht es richtig gut.
Alexander
Egal, ob es boostet oder nicht. Habt einfach Spaß dran.
Nicola
Und braucht kein Learning.
Alexander
Ja, macht’s gut.
Nicola
Wir brauchen kein Learning dafür. Und dann kommt der Trust auch von allein – weil es gibt Menschen, die glauben euch das. In diesem Sinne wünsche ich dir eine sehr schöne Woche, Alex. Ciao.
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