Entwicklung & Code
KI-Agenten: „Tisch reservieren“ ist lahm
Es war einmal eine Zeit, da hieß es, Plug-ins für ChatGPT würden sich durchsetzen. Dann waren es GPTs – das sollten Apps für ChatGPT sein. Ein Treppenwitz: Denn weder Plug-ins noch GPTs werden in irgendeiner Weise von der breiten Masse genutzt.
Damit könnte die Geschichte an dieser Stelle ein Ende nehmen. Doch wenn es um Künstliche Intelligenz geht, überschlagen sich bekanntlich die Neuigkeiten. Und so kommt es, dass die vermeintlich leistungsfähigen Erweiterungen durch neue KI-Funktionen ersetzt werden. Konkret sind nun KI-Agenten die Treiber des Hypes. Sie sollen lästige Aufgaben für uns übernehmen, auf die wir keine Lust haben.
Welche Aufgaben das sind? Es geht bei den Präsentationen von neuen KI-Funktionen nahezu immer um dasselbe Anwendungsbeispiel. Denn anscheinend ist das größte Problem der Menschheit, einen Urlaub oder auch nur einen Tisch in einem Restaurant zu buchen. Ob OpenAI oder Google, das Können von KI wurde immer wieder damit angepriesen, dass es künftig die Reiseplanung erleichtern werde.
„Tisch reservieren“ als Best Practice
Und wie gut klappt das? Offenbar bis heute so schlecht, dass inzwischen nur noch die Rede davon ist, dass KI-Agenten einen Tisch im Restaurant für einen buchen können. Dieses Beispiel hat OpenAI gerade erst bei einer Präsentation des ChatGPT Agent bemüht. Ihm kann man also sagen, dass er bitte ein Restaurant heraussucht, das eine Terrasse hat und pochierte Eier auf Avocadobrot zum Frühstück serviert. Und weil das ja auch Google Maps oder TripAdvisor oder ChatGPT selbst und Perplexity könnten, ist der Agent noch dazu befähigt, in einem Kalender einen freien Termin herauszusuchen. Und am Ende kann er auf meinen Wunsch hin auf einer Webseite gleich den Tisch reservieren.
Eva-Maria Weiß hat an der Universität Wien Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienpsychologie studiert und arbeitet seither als Journalistin.
Die Krux: Damit sich diese Funktion durchsetzt, müssten wir alle einen perfekt geführten Kalender haben. Und wir müssten unser Leben entsprechend planen. Die Wahrheit aber ist, dass die meisten von uns nur wenige wichtige Termine im Kalender stehen haben, selten Tische reservieren und meist eher spontan in ein Restaurant um die Ecke gehen, das sie schon kennen. Und selbst, wenn der Agent die Urlaubsplanung übernehmen könnte: Die meisten Menschen verreisen ein- bis zweimal im Jahr.
Nun könnte man meinen, bald werde ein solcher Agent viel mehr können und vor allem im Arbeitsumfeld hilfreich sein. Aber genau vor dieser Nutzung warnt Sam Altman selbst. Zugriff auf Mails? Zu unsicher, sagt der OpenAI-Chef. Bösartige Akteure könnten den Agenten angreifen, ihn per simpler Mail dazu bewegen, Informationen preiszugeben. Man solle dem ChatGPT-Agenten nur möglichst wenig Zugriff erlauben.
Es bleibt also dabei: Das richtige Restaurant heraussuchen und womöglich Termin und Reservierung müssen als Best Practice reichen. Ob das die Kosten eines solchen KI-Agenten rechtfertigt? Nicht für mich.
(emw)
Entwicklung & Code
Flexibel und pflegeleicht: Testing ohne Mocks
Robuste, automatisierte Tests sind feste Bestandteile der agilen Softwareentwicklung. Da Anforderungen und Rahmenbedingungen sich stetig ändern, müssen Entwicklerinnen und Entwickler kontinuierlich in der Lage sein, ihre Architektur anzupassen. Ihr Code muss wachsen und sich weiterentwickeln können. Sie müssen laufend bestehende Features erweitern, anpassen, umsortieren, zusammenführen oder aufteilen. Dazu benötigen sie die Unterstützung einer schnellen, verlässlichen und robusten Testsuite, die bestehende Funktionen der Software nicht beeinträchtigt.
Martin Grandrath ist Software-Developer und entwickelt seit über 15 Jahren Applikationen mit Web-Technologien. Seine Schwerpunkte sind neben Frontend-Architektur vor allem Software-Craftsmanship und testgetriebene Entwicklung. Seit 2023 arbeitet er als Senior IT-Consultant bei codecentric.
Auf Mocks basierende Tests verursachen häufig zusätzlichen Pflegeaufwand beim Refaktorieren, also Änderungen an der Codestruktur, die die Arbeit mit dem Code insgesamt vereinfachen, das Verhalten des Systems aber nicht verändern. Die Art und Weise, wie Mocks in der Praxis meist zum Einsatz kommen, führt zu einer Kopplung von Tests und Implementierungsdetails. Änderungen an diesen Details erfordern Anpassungen der Tests, was zulasten der Entwicklungsgeschwindigkeit geht.
Dieser Artikel zeigt auf, welche Kompromisse mit auf Mocks basierenden Tests verbunden sind und stellt mit dem Nullable-Entwurfsmuster von James Shore eine Alternative vor.
Isolierte, interaktionsbasierte Tests
Mock-Objekte oder kurz Mocks (englisch für „Attrappe“) sind eine Unterkategorie der Test-Doubles, die in Unit Tests als Platzhalter für Produktionsobjekte dienen. Der Begriff Test-Double ist angelehnt an das Stunt-Double in Filmen. Weitere Arten von Test-Doubles sind Stubs, Spies oder Fakes.
Mocks zeichnen während eines Testlaufs auf, wie die Software mit ihnen interagiert: Welche ihrer Methoden ruft die Anwendung in welcher Reihenfolge und mit welchen Argumenten auf? Anschließend verifiziert der Unit-Test, ob die beobachteten Interaktionen mit den erwarteten übereinstimmen. Auf diese Weise werden die Interaktionen zwischen den Objekten zu einem integralen Bestandteil der Implementierung und der Tests. Diese Art von Tests wird als Interaction-based bezeichnet.
Gleichzeitig isolieren Mocks das zu testende Objekt von seinen Abhängigkeiten. Während des Tests wird also nur der Code eines einzelnen Objekts ausgeführt, während alle Interaktionspartner durch Mocks ersetzt werden. Tests, die Objekte in Isolation testen, nennt man solitary.
Auch wenn Solitary Interaction-based Tests ihre Vorzüge haben und sich im Laufe der Zeit zum Standard entwickelt haben, sind sie nicht frei von Nachteilen. Dass Tests an die Interaktionen zwischen Objekten gekoppelt sind, erschwert Refaktorierungen. Diese sind jedoch ein unverzichtbares Werkzeug, um die Qualität der Codebasis dauerhaft aufrechtzuerhalten.
Refaktorierungen, die die Interaktionen zwischen Objekten verändern, können zu False Positives führen: Tests schlagen fehl, obwohl das Programm als Ganzes keine Fehler enthält. Lediglich die Objektinteraktionen weichen von den Erwartungen der Tests ab. Eine Suite aus Interaction-based Tests macht die Codebasis dadurch insgesamt weniger flexibel, da die Tests die Implementierungsdetails fixieren.
Zudem kann es vorkommen, dass Solitary Tests Fehler nicht erkennen, wenn zwar alle Objekte in Isolation erwartungsgemäß arbeiten, es aber im Zusammenspiel der Objekte zu unerwünschtem Verhalten kommt. Um dem vorzubeugen, sind neben den Unit Tests zusätzliche Integrationstests erforderlich, die gezielt das Zusammenspiel mehrerer Objekte testen.
Eine Alternative stellen Sociable, State-based Tests dar.
Echte Abhängigkeiten und sichtbares Verhalten
In Sociable Tests interagiert das zu testende Objekt nicht mit Test-Doubles, sondern mit den echten Abhängigkeiten, die auch im Produktivbetrieb existieren. Fehler, die durch die Interaktion zwischen den Objekten entstehen, fallen im Test sofort auf. Separate Integrationstests sind nicht erforderlich.
State-based Tests verifizieren das sichtbare Verhalten von Objekten und ignorieren die darunter liegenden Interaktionen. Diese Tests reagieren daher sehr viel robuster gegenüber Refactorings, da sie sich nur für das Endergebnis interessieren und nicht für die Implementierungsdetails.
Der Elefant im Raum
Die echten Produktionsobjekte in den Tests zu verwenden, statt sie durch Mocks zu ersetzen, führt zunächst zu einem Problem: Der zu testende Code muss mit APIs, Datenbanken oder dem Dateisystem kommunizieren. Diese Nebenwirkungen (Side Effects) würden zu nicht deterministischen Tests führen, da sie vom globalen Zustand abhängig sind, unter anderem von Drittsystemen. So könnte etwa ein Test fehlschlagen, weil eine Fremd-API mit anderen Daten antwortet, als es der Test erwartet.
Ein weiteres Problem sind die Auswirkungen, die API-Aufrufe haben können. Dass jede Ausführung der Warenkorbtests eine Kreditkarte belastet, ist nicht wünschenswert. Darüber hinaus muss es möglich sein, zu testen, wie sich ein Programm verhält, wenn eine Dritt-API mit unterschiedlichen Formaten, mit Fehlern oder gar nicht antwortet. Und schließlich verlangsamt die API-Anbindung die Tests.
Integrationstests sind zwar für den Übergang des zu implementierenden Systems mit der Außenwelt notwendig, aber die Nebenwirkungen sind für die Tests innerhalb des Systems unerwünscht.
Entwicklung & Code
Mein Scrum ist kaputt #140: Shape Up statt Scrum – zur Produktentwicklung
ShapeUp ist ein willkommener Gegenentwurf zum klassischen Scrum und bringt frischen Wind in die agilen Diskussionen. Es ist ein Ansatz zur Produktentwicklung, den Basecamp, heute 37 Signals, entwickelt und den Ryan Singer im gleichnamigen Buch beschrieben hat.
Es versteht sich nicht als Framework wie Scrum, sondern als Set an Prinzipien und Praktiken, um fokussierter, selbstorganisierter und mit weniger Overhead zu arbeiten. Über dieses Thema sprechen Ina Einemann und Sebastian Bauer mit Klaus Breyer.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externer Inhalt geladen.
Weitere Hinweise
(Bild: Katsiaryna/stock.adobe.com)
Das Programm der zweitägigen Agile Leadership Conference 2025 steht fest: Der Leadership Day (27.11.25) behandelt das Führen von Teams und Organisationen, während sich der Self Leadership Day (3.12.25) mit Selbstführung und dem aktiven Selbst als Führungskraft beschäftigt.
(mdo)
Entwicklung & Code
software-architektur.tv: Webperformance mit Lucas Dohmen und Lisa Maria Schäfer
In dieser Folge des Videocasts software-architektur.tv sprechen Lucas Dohmen und Lisa Maria Schäfer über Webperformance. Sie klären, was sich dahinter verbirgt und warum das Thema wichtig ist – und zwar für alle, die Webseiten entwickeln. Des Weiteren stellen sie Tools zum Messen der Webperformance vor und geben Impulse, wie man seine Website schneller machen kann.
Lisa Maria Schäfer malt dieses Mal keine Sketchnotes, da sie vor der Kamera ist.
Livestream am Freitag, 5. September
Die Ausstrahlung findet am Freitag, 5. September 2025, live von 13 bis 14 Uhr statt. Die Folge steht im Anschluss als Aufzeichnung bereit. Während des Livestreams können Interessierte Fragen via Twitch-Chat, YouTube-Chat, Bluesky, Mastodon, Slack-Workspace oder anonym über das Formular auf der Videocast-Seite einbringen.
software-architektur.tv ist ein Videocast von Eberhard Wolff, Blogger sowie Podcaster auf iX und bekannter Softwarearchitekt, der als Head of Architecture bei SWAGLab arbeitet. Seit Juni 2020 sind über 250 Folgen entstanden, die unterschiedliche Bereiche der Softwarearchitektur beleuchten – mal mit Gästen, mal Wolff solo. Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren bindet iX (heise Developer) die über YouTube gestreamten Episoden im Online-Channel ein, sodass Zuschauer dem Videocast aus den Heise Medien heraus folgen können.
Weitere Informationen zur Folge finden sich auf der Videocast-Seite.
(mdo)
-
Datenschutz & Sicherheitvor 3 Monaten
Geschichten aus dem DSC-Beirat: Einreisebeschränkungen und Zugriffsschranken
-
UX/UI & Webdesignvor 3 Wochen
Der ultimative Guide für eine unvergessliche Customer Experience
-
Apps & Mobile Entwicklungvor 3 Monaten
Metal Gear Solid Δ: Snake Eater: Ein Multiplayer-Modus für Fans von Versteckenspielen
-
UX/UI & Webdesignvor 1 Woche
Adobe Firefly Boards › PAGE online
-
Online Marketing & SEOvor 3 Monaten
TikTok trackt CO₂ von Ads – und Mitarbeitende intern mit Ratings
-
Social Mediavor 3 Wochen
Relatable, relevant, viral? Wer heute auf Social Media zum Vorbild wird – und warum das für Marken (k)eine gute Nachricht ist
-
Entwicklung & Codevor 3 Wochen
Posit stellt Positron vor: Neue IDE für Data Science mit Python und R
-
Entwicklung & Codevor 5 Tagen
EventSourcingDB 1.1 bietet flexiblere Konsistenzsteuerung und signierte Events