Künstliche Intelligenz
KI-Update kompakt: WeTransfer, Nivdia, Conni-Memes, Unkraut-Roboter
WeTransfer macht Rückzieher bei umstrittenen Nutzungsbedingungen
WeTransfer, ein beliebter Dienst zum Versenden großer Dateien, hat seine Pläne zurückgezogen, sich weitreichende Rechte an allen hochgeladenen Inhalten zu sichern. Der Datentransfer-Dienst wird von vielen genutzt, um Videos, Fotos und Audiodateien zu verschicken, die für E-Mails zu groß sind oder bei Messenger-Diensten komprimiert würden. Die nun verworfenen Nutzungsbedingungen hätten dem Unternehmen erlaubt, die Daten für KI-Training zu nutzen oder zu verkaufen.
Nach öffentlicher Kritik ruderte WeTransfer zurück und behauptet nun, man habe lediglich einen KI-Filter zur Erkennung schädlicher Inhalte entwickeln wollen. In einer Stellungnahme versichert das Unternehmen: „Wir verwenden kein Machine Learning oder jegliche Form von KI, um über WeTransfer geteilte Inhalte zu verarbeiten.“
Uber und Baidu planen weltweite Expansion von Robotaxi-Diensten
Uber, die Fahrvermittlungsplattform, und Baidu, der chinesische Technologiekonzern, haben eine mehrjährige strategische Partnerschaft geschlossen, um Robotaxi-Dienste international anzubieten. Die Kooperation sieht vor, dass tausende autonome Fahrzeuge von Baidu weltweit über die Uber-App gebucht werden können, wobei Nutzer zwischen menschlichen Fahrern und selbstfahrenden Taxis wählen können.
Die Zusammenarbeit startet noch dieses Jahr zunächst in Asien und dem Nahen Osten, mit geplanter Expansion nach Europa. Berichten zufolge könnten Baidus Robotaxis zuerst in der Schweiz eingeführt werden.
Google erweitert NotebookLM mit kuratierten Inhalten renommierter Quellen
Google baut seine KI-gestützte Notiz-App NotebookLM zu einer Content-Plattform aus. Die neue Funktion bietet kuratierte Notizbücher mit Inhalten von angesehenen Publikationen wie The Economist und The Atlantic sowie Beiträgen von Forschern und gemeinnützigen Organisationen. Nutzer können nicht nur die Originaltexte lesen, sondern auch Fragen stellen und quellengestützte Zusammenfassungen erhalten.
Zu den Neuerungen zählen vorgenerierte Audioüberblicke und Mind Maps für schnelle Themenübersichten. Das erste Inhaltspaket umfasst Ratgeber zur Langlebigkeit, einen Yellowstone-Reiseführer, Shakespeares Werke und Unternehmensfinanzdaten. Die Funktion baut auf der bestehenden Möglichkeit auf, Notizbücher öffentlich zu teilen – laut Google wurden seit Plattformstart bereits über 140.000 Notizbücher veröffentlicht.
USA erlauben Nvidia wieder KI-Chip-Export nach China
Die US-Regierung hat überraschend eine Kehrtwende vollzogen und Nvidia die Exportlizenzen für seinen H20-KI-Beschleuniger nach China in Aussicht gestellt. Der Chip wurde speziell entwickelt, um frühere Exportbeschränkungen zu erfüllen, war aber im Frühjahr dennoch von der Trump-Regierung blockiert worden – was Nvidia nach eigenen Angaben Milliardenverluste durch unverkaufte Lagerbestände einbrachte.
Nvidia-CEO Jensen Huang hatte die US-Exportpolitik wiederholt kritisiert und sie im Mai als „Fehlschlag“ bezeichnet, der letztlich den Aufstieg des chinesischen Konzerns Huawei begünstigt habe. Nach einem persönlichen Treffen mit US-Präsident Trump vergangene Woche folgte nun die Lockerung. Neben dem H20 plant Nvidia auch den Verkauf seiner RTX PRO GPUs nach China, die unterhalb der genehmigungspflichtigen Leistungsschwellen liegen sollen.
Ray-Ban Meta-Brille unterstützt jetzt deutsche Sprache
Meta hat für seine smarten Ray-Ban-Brillen ein wichtiges Feature nachgeliefert: Der KI-Assistent Meta AI versteht und spricht nun auch Deutsch. Nutzer können auf Deutsch nach Informationen fragen, freihändig Fotos und Videos aufnehmen, Anrufe und Nachrichten verwalten sowie Medien und Lautstärke steuern. Bisher waren nur Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch verfügbar.
Die deutsche Sprachunterstützung gilt auch für die im Juni vorgestellte Oakley Meta HSTN, eine auf Sportler ausgerichtete KI-Brille. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Modellen liegt in der doppelt so langen Akkulaufzeit der Oakley-Variante sowie der Möglichkeit, Videos in 3K statt nur in Full-HD aufzunehmen.
Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im „KI-Update“ von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.
Windows-Insider erhalten KI-Bildbeschreibungen
In den Windows-Insider-Kanälen sind neue Vorschau-Versionen verfügbar, die interessante KI-Funktionen mitbringen. Auf Copilot+-PCs erhalten Nutzer im Developer- und Beta-Kanal die neue „Describe Image“-Funktion im Kontextmenü, die Bilder automatisch beschreiben kann. Bei der ersten Nutzung richtet Windows die benötigten Sprachmodelle ein.
Die Bildbeschreibungen werden komplett lokal erstellt, ohne Daten ins Internet zu übertragen. Zunächst ist das Feature nur für Snapdragon-basierte Copilot+-PCs verfügbar, die Unterstützung für AMD- und Intel-Prozessoren soll in Kürze folgen.
Conni-Memes: Carlsen-Verlag stellt Urheberrechtsposition klar
Die Kinderbuchfigur Conni mit ihrem charakteristischen rot-weißen Ringelpullover und der roten Schleife im blonden Haar ist zum Gegenstand zahlreicher KI-generierter Memes in sozialen Netzwerken geworden. Der Carlsen-Verlag hat nun seine Position zu diesem Phänomen präzisiert, nachdem frühere Äußerungen teilweise missverständlich interpretiert wurden.
Der Verlag stellt klar, dass er humorvolle Beiträge durchaus schätzt, ohne diese generell freizugeben. Gleichzeitig behält man sich vor, gegen menschenverachtende, pornografische oder rassistische Inhalte gerichtlich vorzugehen.
Pentagon schließt Millionenverträge mit führenden KI-Unternehmen
Das US-Verteidigungsministerium hat mit Anthropic, Google, OpenAI und xAI Verträge über die Entwicklung agentischer KI-Arbeitsabläufe abgeschlossen. Jedes der vier Unternehmen erhält bis zu 200 Millionen US-Dollar. Der KI-Chef des Pentagon begründet die Zusammenarbeit mit dem Ziel, einen strategischen Vorteil gegenüber Gegnern zu sichern und die Unterstützung für Einsatzkräfte zu verbessern.
Parallel dazu hat Elon Musks xAI ein speziell für staatliche Stellen entwickeltes Programm „Grok for Government“ vorgestellt. Die Ankündigung erfolgt nur eine Woche nach den antisemitischen Ausfällen des KI-Modells Grok 4, das sich unter anderem als „MechaHitler“ bezeichnet hatte und daraufhin auf dem Kurznachrichtendienst X für mehrere Tage abgeschaltet wurde.
Cognition AI übernimmt geschwächten KI-Konkurrenten Windsurf
Cognition AI, bekannt für seinen Softwareentwicklungs-Assistenten „Devin“, hat den Konkurrenten Windsurf übernommen. Der Kauf erfolgte, nachdem Google Ende vergangener Woche Teile von Windsurfs Technologie für 2,4 Milliarden Dollar lizenziert und mehrere Führungskräfte abgeworben hatte, was das Unternehmen erheblich schwächte.
Cognition verspricht allen verbliebenen Windsurf-Mitarbeitern finanzielle Vorteile: Angestellte mit Aktienoptionen erhalten vorzeitige Auszahlungen, während andere anteilige Beteiligungen bekommen sollen. Die Übernahme spiegelt den zunehmenden Wettbewerb großer Technologiekonzerne wie OpenAI, Meta und Google um Talente und Expertise im KI-Bereich wider.
Solarbetriebener Roboter bekämpft Unkraut ohne Chemie
Das Start-up Eigen hat einen umweltfreundlichen Roboter entwickelt, der Unkraut ohne Herbizide bekämpft. Der autonom fahrende, solarbetriebene Roboter nutzt KI und Kameras, um Unkraut zu erkennen und es mit präzisen mechanischen Hacken zu entfernen. Die Bilder werden an ein Kontrollzentrum übermittelt und von einer KI ausgewertet, die auf Amazon Cloud Services basiert.
Die Roboter arbeiten tagsüber, wenn ihre Batterien durch Solarzellen aufgeladen werden können. Sie schwingen drei unabhängig voneinander elektromotorisch angetriebene Hacken, die das Unkraut nahezu in Echtzeit abschneiden. Mit rund 50.000 Dollar pro Roboter ist die Technologie nicht billig – für eine 65-Hektar-Fläche werden etwa fünf Geräte benötigt. Eigen plant, die Roboter vermutlich als Service leihweise anzubieten, ähnlich wie andere saisonale Landmaschinen.
Gemini verweigert Schachspiel gegen Atari 2600
Googles KI-Modell Gemini hat sich geweigert, gegen einen Atari 2600 Schach zu spielen, nachdem es von den schlechten Ergebnissen anderer Chatbots erfahren hatte. Entwickler Robert Caruso hatte zuvor ChatGPT und Copilot gegen den alten Rechner antreten lassen, wobei beide KI-Systeme kläglich versagten. Obwohl sie die Regeln gut wiedergeben konnten, scheiterten sie im tatsächlichen Spiel – sie konnten sich weder Spielzüge merken noch wussten sie immer, wo ihre Figuren standen.
Geminis Resignation ist jedoch nicht unbedingt negativ zu bewerten. Caruso betont: „Bei diesem Realitätscheck geht es nicht nur darum, amüsante Schachfehler zu vermeiden. Es geht darum, die KI zuverlässiger, vertrauenswürdiger und sicherer zu machen – vor allem an kritischen Stellen, wo Fehler echte Konsequenzen haben können.“
(igr)
Künstliche Intelligenz
Von-der-Leyen-Flug: Litauen warnt EU vor massiven GPS-Störungen
Der Vorfall um das Flugzeug von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU), bei dem unter anderem über Bulgarien das GPS-Signal gestört worden sein soll, rückt eine bereits bekannte Bedrohung stärker in den Fokus: Offensichtlich russische Störmanöver im Bereich der Satellitennavigation. Für Litauen und andere Staaten vor allem im Baltikum, die an Russland angrenzen, sind solche Angriffe längst keine Seltenheit mehr. Sie stellen Regierungsvertretern zufolge eine tägliche Realität und Teil einer systematischen, hybriden Kriegsführung dar.
Der litauische Außenminister Kęstutis Budrys hat die Begebenheit als klare Illustration der Bedrohung bezeichnet. Er betont laut Politico, dass es sich nicht um Einzelfälle, sondern um gezielte, andauernde Aktionen handele. Diese gefährdeten nicht nur den zivilen Luft-, See- und Landverkehr, sondern auch kritische Infrastrukturen. Er wirft Russland vor, damit gegen seine internationalen Verpflichtungen zu verstoßen.
Obwohl die genauen Umstände der Ereignisse um von der Leyens Flugzeug von den Behörden in Sofia und Brüssel aktuell widersprüchlich dargestellt werden, ist die Botschaft aus Litauen eindeutig: Die GPS-Störungen sind Teil einer langfristigen Strategie Russlands. Der litauische EU-Botschafter Nerijus Aleksiejūnas hebt hervor, dass die Anrainerländer schon seit Jahren damit zu kämpfen haben.
1033 litauische Störfälle nur im August
Die Auswirkungen sind weitreichend und betreffen unterschiedlichste Bereiche des täglichen Lebens. So gab es Berichte, dass große Schiffe aus Sicherheitsgründen die Einfahrt in den Hafen von Klaipėda verweigerten, nachdem ihre GPS-Signale manipuliert wurden. Piloten stehen unter Stress, weshalb die litauischen Behörden verstärkt Schulungen für Landungen unter solchen Bedingungen anbieten. Selbst Landwirte beklagen wirtschaftliche Verluste, da die Störungen ihre GPS-gestützten Geräte, etwa für Entwässerungssysteme, beeinträchtigen.
Die litauische Kommunikationsregulierungsbehörde RRT dokumentierte allein im August mehr als 1000 litauische Flugzeuge und 33 Schiffe, die von Navigationssignalstörungen betroffen waren.
Systematische Eskalation
Die Lage spitzt sich dem Bericht nach zu. Die Nachbarländer befürchten eine weitere Eskalation. Aleksiejūnas weist darauf hin, dass Russland verstärkt in diese Aktivitäten investiere. Die Daten der RRT zeigten eine alarmierende Zunahme auch von Spoofing-Quellen aus der russischen Exklave Kaliningrad. Während es im Februar noch drei davon gegeben habe, seien es im August bereits 29 gewesen. Diese hätten eine beträchtliche Reichweite von bis zu 400 Kilometern und könnten theoretisch auch Regionen wie Berlin und Brandenburg treffen.
Diese Entwicklung macht GPS-Jamming, bei dem das Funksignal der Satelliten gestört wird, und Spoofing zu einem gesamt-europäischen Problem. Bei Letzterem werden zuvor aufgezeichnete echte oder falsche Satellitensignale von einem Dritten ausgesendet. Litauische Offizielle warnen, dass Russland Technologien entwickelt, die bald voraussichtlich weit über das Baltikum hinaus eingesetzt würden.
Mit Unterstützung anderer Mitgliedstaaten hat Litauen die Problematik bereits im Juni auf die EU-Agenda gesetzt, um eine kollektive Antwort zu fordern. Nötig seien Maßnahmen wie eine verbesserte Überwachung, gezielte Schulungen und Investitionen in widerstandsfähige Technologien, heißt es. Zusätzlich sollen diplomatische Bemühungen unternommen werden, um Russland zur Einhaltung des Völkerrechts zu zwingen. Budrys drängt auch auf die Verhängung strenger Sanktionen und die Einleitung internationaler Schritte durch die Internationale Fernmeldeunion (ITU).
Von der Leyens GPS-Problem über Estland
Für die spätestens seit Ende 2023 beklagten massiven Störungen von Systemen für die Satellitennavigation sind auf der östlichen Ostsee fahrende Schiffe in der Region zumindest mitverantwortlich. Das legt eine Studie polnischer Forscher nahe. Als Ursache machten sie vor allem Jamming aus. Anderen Erkenntnissen zufolge befindet sich etwa eine als „Baltic Jammer“ bezeichnete Störanlage im früheren Königsberg, die vor allem auf den Flugverkehr ausgerichtet ist.
Das Portal Flightradar24 verweist darauf, dass der bulgarische Vorfall noch untersucht werden müsse. Von der Leyens Flugzeug, das am 30. August von Helsinki über einen estnischen Luftwaffenstützpunkt nach Warschau unterwegs gewesen sei, habe aber nachweislich schon auf dieser Strecke über dem Südwesten Estlands auf Höhe des Rigaischen Meerbusens mit GPS-Störungen zu kämpfen gehabt. Diese seien erst aus der Analyse der ursprünglichen ADS-B-Daten (Automatic Dependent Surveillance – Broadcast) erkennbar geworden.
(nie)
Künstliche Intelligenz
Valerion stellt Laser-Projektor mit 3500 Lumen vor
Trotz einer drögen Vorstellung im Rahmen der IFA ist ein Merkmal des Triple-Laser-Projektors von Valerion dann doch bemerkenswert: Das Objektiv des VisionMaster Max lässt sich wechseln, um zusammen mit Lens-Shift und optischem Zoom für eine noch größere Flexibilität bei der Wahl des Aufstellungsortes zu sorgen. Das native Projektionsverhältnis von 0,9 bis 1,5:1 lässt sich per Aufsatzlinse bis auf 2,0:1 erweitern; das reicht für kleinere Räume ebenso wie für sehr große Projektionsabstände. Das Gerät hatte auf Kickstarter über 10 Millionen US-Dollar eingespielt.
Auch die restlichen Eckdaten können sich sehen lassen. Der 4K-Projektor mit 3840 × 2160 Bildpunkten soll per NoirScene einen Dynamikumfang von 50000:1 erreichen. Den beeindruckenden Kontrast erzielt das System mit einer dynamischen Blende, Streulichtschutz und verbessertem Schwarzwert (Enhanced Black Level, EBL). Am hell ausgeleuchteten Messestand ließ sich das erwartungsgemäß nicht überprüfen. Als maximalen Lichtstrom nennt Valerion 3500 Lumen.
Der gefürchtete Regenbogen-Effekt von DLP-Beamern fiel uns dort nicht übermäßig auf. Ob es an dem vom Hersteller genannten Anti-Rainbow-Effect lag, wird ein späterer Test beweisen müssen.
Unter der Haube liefert der Laser-Projektor dank Google TV diverse Streamingdienste, darunter Netflix, Prime Video und Disney+. Überdies unterstützt der VisionMaster Max die HDR-Formate Dolby Vision, HDR10+, HDR10, HLG und IMAX Enhanced nebst DTS:X Immersive Audio.
Die aus 14 Elementen bestehende Optik des Valerion VisionMaster Max.
(Bild: Ansgar Kossowski / heise medien)
Valerion sieht seinen Projektor auch im Gaming-Bereich gut aufgestellt. Mit dem niedrigen Input Lag von vier Millisekunden bei 1080p und 240 Hertz sollen selbst Hardcore-Gamer zufriedengestellt werden. Davon, dass der Projektor die Variable Refresh Rate (VRR) beherrscht, wie beispielsweise die neuen XGIMI-Projektoren der Horizon-20-Serie, war aber keine Rede. Wir gehen nicht davon aus.
Für rund 5000 Euro ist der VisionMaster Max ab sofort bei Händlern vorbestellbar, darunter auch auf der Seite des Herstellers.
(aki)
Künstliche Intelligenz
Vorstellung Mercedes GLC EQ: Konservativ zum Erfolg?
Beginnen wir die Vorstellung des GLC EQ brutal – mit einem Rückblick. Die bisherigen Versuche von Mercedes, mit Elektroautos global zu reüssieren, sind mit „wenig erfolgreich“ geradezu euphorisch beschönigend umschrieben. EQC und EQE SUV waren technisch keineswegs schlechte Autos, den Geschmack der Kunden trafen sie offenkundig aber nicht. Nun wagt Mercedes mit dem GLC EQ einen Neuanfang, der technisch an der Spitze mitspielen soll und gleichzeitig klassische Werte, die der Marke zugeschrieben werden, vermitteln möchte. Das E-SUV steht damit vor großen Aufgaben.
Wuchtig statt glatt
Der GLC EQ beerbt den seit 2022 gebauten GLC mit Verbrenner nicht, sondern ergänzt das Angebot. Die auf einer Plattform basierende C-Klasse und der GLC werden im kommenden Jahr überarbeitet und nicht etwa eingestellt. Statt einer sehr glatt-förmigen Front bekommt der elektrische GLC einen wuchtigen Grill verpasst. Das Gesicht der Marke sei „neu definiert“ worden, indem man eines der „ikonischsten Designelemente der Automobilgeschichte neu interpretiert und bewahrt“ habe, meint Gorden Wagener, Chief Design Officer Mercedes. Nun, dazu werden die Ansichten sicher auseinandergehen. Wie bei einem der Hauptkonkurrenten, dem neuen BMW iX3, sind auch beim GLC EQ die Rückleuchten schneller gewachsen, als die Ästhetik mithalten konnte – das ist freilich nur eine persönlich gefärbte Sicht auf die Dinge.
Die Rückleuchten sind recht wuchtig geraten.
(Bild: Mercedes)
Gegenüber dem GLC mit Verbrenner wächst das E-SUV, und zwar dort, wo der Kunde etwas davon hat: zwischen den Achsen. Acht Zentimeter legt er dort zu und misst damit 2,97 m. Das sollte für fürstliche Platzverhältnisse genügen. Der Kofferraum fasst 570 bis 1740 Liter, was ungefähr dem entspricht, was ein rund 20 cm kürzerer Skoda Enyaq auch fasst. Hinzu kommt ein Fach unter der vorderen Haube mit 128 Litern. Eine Maximierung des Platzangebots stand im Lastenheft des Mercedes also nicht an erster Stelle, doch Grund zum Klagen wird man kaum haben. Die Anhängelast liegt bei 2,4 Tonnen, auch das dürfte viele Ansprüche abdecken.
Dieses Werksbild ist kein Zufall, sondern wurde bewusste in die erste Auswahl an freigegebenen Fotos gesteckt. Kommuniziert werden soll: Der GLC EQ kann bis zu 2,4 Tonnen an den Haken nehmen.
(Bild: Mercedes)
„Rolloartige Inszenierung“
Die ersten Bilder des Innenraums zeigen nur eine von zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten, die bis zu einer veganen Auskleidung reichen. Der fast einen Meter breite Bildschirm wird eine Sonderausstattung, Bilder von Grundausstattung gibt es noch nicht. Ohne Aufpreis dabei ist ein Glasdach, das gegen Zuzahlung um ein paar bunte LEDs erweitert werden kann. Eine elektrochemische Verschattung ist immer dabei: Liegt eine Spannung an, richten sich Kristalle so aus, dass das Dach transparent wird. Öffnen lässt es sich, unabhängig davon, nicht. Ob es da alle in der Zielgruppe tröstet, dass LEDs und Verschattung auch per Sprachbefehl bedient werden können und das System eine „rolloartige, rund sechs Sekunden lange Inszenierung“ (O-Ton-Mercedes) aufführen kann?
Ein Glasdach ist serienmäßig, ein mit LEDs illuminierter Sternenhimmel aufpreispflichtig.
(Bild: Mercedes)
Zurück sind jedenfalls Wippe und Walze auf dem Lenkrad, auf vielfachen Wunsch von Kunden, wie Mercedes schreibt. Komplett verabschiedet hat sich die Marke von Wischflächen auf dem Steuer allerdings noch nicht, wobei genau das nach einigen Erfahrungen, die wir mit Testwagen gemacht haben, eine ausgezeichnete Idee gewesen wäre. Denn die winzigen Touchflächen nervten nachhaltig.
Laden: Nicht ganz vorn dabei
Das sind freilich Petitessen, denn überzeugen soll GLC EQ selbstverständlich mit anderen Werten. Auf dem Papier bleibt er dabei hinter dem, was BMW im iX3 auffährt, etwas zurück. Die 94 kWh netto dürften allerdings ebenfalls viele Interessenten zufriedenstellen. Die maximale Ladeleistung liegt bei 330 kW und das Fenster zwischen 10 und 80 Prozent soll in 22 Minuten gefüllt sein. Daraus ergibt sich in diesem Bereich eine durchschnittliche Nettoladeleistung von 179 kW. Verglichen mit den bisherigen Elektroautos der Marke ist das ein hervorragender Wert, markenübergreifend allerdings kann der GLC EQ mit den derzeit besten Elektroautos nicht ganz mithalten.
Die Reichweite im WLTP gibt Mercedes mit 571 bis 713 km an. 70 Prozent davon wären also rund 400 bis 500 km Reichweite. Nehmen wir für ein gedankliches Experiment den niedrigen Wert und starten mit voller Batterie, die wir bis auf 10 Prozent runterfahren und anschließend auf 80 Prozent wieder aufladen, um ein Ziel mit 10 Prozent Restladung zu erreichen. Dann sind mit einer Pause von 22 Minuten mehr als 900 km möglich. Verfahren hat man dann netto etwa 150 kWh, zu denen die Ladeverluste noch hinzugezählt werden müssen. Zu einer hohen Effizienz soll ein Zweigang-Getriebe beitragen. Der erste Gang ist mit 11:1 sehr kurz übersetzt, der zweite mit 5:1 deutlich länger. Im WLTP verspricht Mercedes Werte zwischen 14,9 und 18,8 kWh/100 km.
Zweimal synchron
Zum Start der Baureihe wird zunächst nur das stärkste Modell zu haben sein. Mit einer Systemleistung von 360 kW beschleunigt der GLC EQ 400 4Matic in 4,3 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und erreicht in der Spitze 210 km/h. Interessant ist, dass Mercedes sowohl vorn als auch hinten auf permanenterregte Synchronmaschinen (PSM) setzt. Viele Hersteller nutzen diese Bauform nur für die primäre Antriebsachse und schalten einen Asynchronmotor im Bedarfsfall an der sekundären Achse dazu. Im kommenden Jahr wird Mercedes weitere Ausführungen nachreichen, darunter auch Modelle mit Hinterradantrieb.
Mercedes war bestrebt, das klassische Design wieder stärker zu betonen, wenngleich ein E-Auto einen Kühlergrill in der hier angedeuteten Größe nicht mehr nötig hat.
(Bild: Mercedes)
Vorbereitet auf Level 3
Dreistufig aufgebaut ist das Angebot an Assistenten. In Europa ist gegen Aufpreis assistiertes Fahren auf Level 2 möglich. Der GLC EQ unterstützt den Fahrer, der hier stets allein in der Verantwortung bleibt, also beim Spur- und Abstandhalten. Später soll es einen erweiterten Spurwechsel-Assistenten geben, der auch im Stadtverkehr funktioniert. Vorerst nur in China und den USA kann der Kunde ein „nahtloses und sicheres Point-to-Point-Fahrerlebnis“ (Mercedes) buchen. Der Hersteller schreibt es nicht explizit, doch damit dürfte Level 3 gemeint sein. Das würde bedeuten: Der GLC EQ könnte in mindestens einem exakt definierten Szenario selbstständig fahren, sofern der Fahrer bereit ist, innerhalb von ein paar Sekunden einzugreifen.
Diese breite Displayfront wird nur gegen Aufpreis eingebaut.
(Bild: Mercedes)
GLC EQ als Sensenmann
Noch steht nicht genau fest, ab wann der GLC EQ bei den Händlern stehen wird – Mercedes bleibt in diesem Punkt vage und spricht vom ersten Halbjahr 2026. Auch einen Preis mag der Konzern noch nicht nennen. Nicht mehr als eine grobe Orientierung mögen interne und externe Konkurrenten aufzeigen. Ein Mercedes GLC mit Plug-in-Hybrid (Test) und der BMW iX3 kosten rund 69.000 Euro. Der GLC EQ wird sich in diesem Umfeld einfinden müssen, und Ausführungen mit Heckantrieb und weniger Leistung dementsprechend darunter. Damit lässt sich zweierlei absehen: Für den GLC mit Verbrenner wird es finanziell deutlich ungemütlicher. Und das EQE SUV (Test), das ähnlich voluminös wie der neue GLC EQ ist, dürfte binnen Jahresfrist vom Markt verschwinden. Denn auf dem Papier ist der Neue in allen wesentlichen Belangen überlegen, und in der Praxis dürfte dies kaum anders sein.
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(mfz)
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