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Digital Business & Startups

+++ Mirelo AI +++ Berlin Brands Group +++ Klarstein +++ BlueYard Capital +++ Soonicorns +++


#StartupTicker

+++ #StartupTicker +++ Unbedingt merken: Mirelo AI +++ Niedergang der E-Commerce-Aggregatoren: Berlin Brands Group verschwindet hinter Klarstein +++ Eine stille VC-Größe: BlueYard Capital +++ 30 Startups, die vielleicht bald ein Unicorn sein könnten +++

+++ Mirelo AI +++ Berlin Brands Group +++ Klarstein +++ BlueYard Capital +++ Soonicorns +++

+++ #StartupTicker +++ Unbedingt merken: Mirelo AI +++ Niedergang der E-Commerce-Aggregatoren: Berlin Brands Group verschwindet hinter Klarstein +++ Eine stille VC-Größe: BlueYard Capital +++ 30 Startups, die vielleicht bald ein Unicorn sein könnten +++

Was gibt’s Neues? In unserem #StartupTicker liefern wir eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Startup-Nachrichten des Tages (Donnerstag, 18. Dezember).

#STARTUPLAND: SAVE THE DATE


The next unicorn? You’ll meet it at STARTUPLAND
+++ Du hast unsere zweite STARTUPLAND verpasst? Dann trage Dir jetzt schon einmal unseren neuen Termin in Deinen Kalender ein: STARTUPLAND 2026 findet bereits am 18. März statt. Sichere Dir jetzt schon Dein Ticket zum Sparpreis

#STARTUPTICKER

Mirelo AI
+++ Unbedingt merken: Mirelo AI. Das Startup aus Tübingen, 2023 gegründet, sammelte in einer Seed-Investmentrunde gerade beachtliche 41 Millionen US-Dollar ein. Zu den Investoren der Jungfirma, die von  Carl Johann Simon-Gabriel und Florian Wenzel gegründet wurde, gehören klangvolle Namen wie Andreessen Horowitz (a16z), Index Ventures, TriplePoint Capital, Atlantic und Vela Partners. Der Berliner Geldgeber Atlantic und Vela Partners aus San Francisco investierten zuvor in der Pre-Seed-Investmentrunde bereits rund 2 Millionen in Mirelo AI. Beim Startup geht es um „hochwertige Tools für die Audiogenerierung, mit denen Content-Ersteller einfach und schnell die perfekte Musik oder den perfekten Sound für ihre Projekte und Zielgruppen erstellen können“. Mirelo AI ist somit ein weiterer KI-Superstar aus Deutschland – wie auch octonomy, Peec AI und voize. Zur Erinnerung: Mit Black Forest Labs (Freiburg), n8n (Berlin), Parloa (Berlin) und DeepL (Köln) gibt es hierzulande inzwischen vier KI-Startups mit Unicorn-Status (Bewertung: 1 Milliarde US-Dollar oder mehr). Mehr über Mirelo AI

Berlin Brands Group (BBG) – Klarstein
+++ Der Thrasio-Hype – also alles rund um E-Commerce-Aggregatoren – ist längst vorbei! Dies zeigt auch ein Blick auf die einstige Berlin Brands Group (BBG). Das Unternehmen (ehemals Chal-Tec) hört inzwischen auf den lange etablierten Markennamen Klarstein. „Von den zugekauften Marken hat nur eine Handvoll überlebt, viele wurden eingestellt, einige verkauft. Heute macht die selbst entwickelte Kernmarke Klarstein (Haushaltswaren) wieder 90 % des Umsatzes“, berichtete das Handelsblatt zuletzt. Über 40 Marken hatten die Hauptstädter während der Hype-Phase rund um Amazon-Aggregatoren aufgekauft. Das Unternehmen sah sich auf dem Weg zu einem „Global House of Brands“. Befeuert wurde der Kurs von der Privat-Equity-Unternehmen Bain Capital, die im September 2021 imposante 700 Millionen US-Dollar Eigen- und Fremdkapital in BBG investierte. Die Privat-Equity-Firma Ardian investierte wenige Monate später weitere 100 Millionen US-Dollar in das E-Commerce-Dickschiff, das damals zum Unicorn aufstieg. Doch die Zeiten änderten sich, das Marktumfeld wurde schwieriger. Anfang 2024 trat BBG- bzw. Chal-Tec-Gründer Peter Chaljawski dann überraschend ab. Seitdem führt Eben Sermon, ehemaliger Vice President Europe bei eBay, das Unternehmen. Zu Hochzeiten wirkten über 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für BBG. Der Schrumpfkurs samt Namenswechsel führte aber zuletzt zu einem „massiven Stellenabbau“. (Handelsblatt) Mehr über Berlin Brands Group

BlueYard Capital
+++ Eine stille VC-Größe! Der Berliner Early-Stage-Investor BlueYard Capital, 2016 von Ciarán O’Leary und Jason Whitmire gegründet, gehört zu den eher stillen deutschen Investoren. Nur gelegentlich taucht der Name BlueYard Capital in Schlagzeilen auf. Zuletzt bei einer spannenden Personalie! Forto-Gründer und Superangel (75 Investments) Michael „Mike“ Wax heuerte kürzlich als General Partner beim umtriebigen Geldgeber an. Zum Stand der Dinge bei BlueYard: Bereits 2022 legte das Team seinen dritten Fonds (185 Millionen US-Dollar) auf. In der Regel investiert BlueYard zwischen 500.000 US-Dollar und 5 Millionen in junge Unternehmen. Im Portfolio von BlueYard (AUM: 500 Millionen) befinden sich aufstrebende Unternehmen wie Marvel Fusion, Insempra und Rapidata. Zur Investmentstrategie teilt der Venture Capitalist mit: „At BlueYard, we invest in only two kinds of technologies: those that move us toward utopia, and those that hold the line against oblivion“. Das Portfolio von BlueYard ist deswegen ein echter Hingucker. Die Hauptstädter setzen schon frühzeitig knallhart auf DeepTech-Themen wie Marvel Fusion. Mehr über BlueYard Capital 

Soonicorns
+++ Lesenswert! 14 Investoren küren bei Gründerszene 30 Startups, die vielleicht und eventuell bald ein Unicorn sein könnten. Darunter Langdock, RobCo, Arx Robotics, Peec AI, The Exploration Company und Stark Defence (Gründerszene) Mehr über Soonicorns

Customer Journey
+++ Hohe Traffic-Zahlen verleiten Firmen regelmäßig zu Optimismus. Die wirkliche Herausforderung besteht darin, neben dem Anreiz zum Besuchen einer Website auch Impulse zum Handeln zu schaffen. Mehr im Gastbeitrag von Stanley Choi

#DEALMONITOR

Investments & Exits
+++ Neobroker Trade Republic wird nun mit 12,5 Milliarden bewertet – DefenseTech Quantum Systems übernimmt Fernride +++ DefenseTech ZeroPhase sammelt 5,8 Millionen ein. Mehr im Deal-Monitor

Was ist zuletzt sonst passiert? Das steht immer im #StartupTicker

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Bing Image Creator – DALL·E 3



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Die ersten Prototypen entstanden in meiner Hobby-Werkstatt


#Interview

Die Geschichte von VitrofluidiX beginnt in der „klassischen Startup-Garage“. „Entsprechend meines unorthodoxen Werdegangs war es oft schwer Leute zu überzeugen, dass man mit Anfang 20 bereits ein Laborgerät entwickelt haben kann“, sagt Gründer David Günter.

„Die ersten Prototypen entstanden in meiner Hobby-Werkstatt“

Das Kölner Startup VitrofluidiX, von David Günter und Carlotta Altringer gegründet, bietet ein Organ-on-a-Chip-Gerät. „Dabei verwendet man menschliche Zellen, die in eine Umgebung gebracht werden, wie sie im menschlichen Körper herrscht, mit Blutfluss, Atmung und Körpertemperatur. Diese Umgebung bietet der VitroFlow, sodass die Zellen sich verhalten wie in dem Gewebe aus dem sie stammen“, erklärt Gründer Günter das Konzept hinter VitrofluidiX.

Bei unserer zweiten STARTUPLAND Conference kam Vitrofluidix gut an: Das Team sicherte sich den ersten Platz im Segment HealthTech. Die nächste STARTUPLAND findet am 18. März statt. Auch 2026 bieten wir wieder über 20 Startups die Chance, ihre Idee direkt vor millionenschweren Investoren zu pitchen. Jetzt bewerben

Im Interview mit deutsche-startups.de stellt der VitrofluidiX-Macher sein Unternehmen einmal ganz genau vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Dein Startup erklären?
Stell dir vor, Medikamente könnten ohne Tierversuche entwickelt werden und die Medikamente die dir verschrieben werden sind speziell auf dich getestet. Das ermöglicht VitrofluidiX mit Organ-on-a-Chip (kurz OoC). Dabei verwendet man menschliche Zellen, die in eine Umgebung gebracht werden, wie sie im menschlichen Körper herrscht, mit Blutfluss, Atmung und Körpertemperatur. Diese Umgebung bietet der VitroFlow, sodass die Zellen sich verhalten wie in dem Gewebe aus dem sie stammen. Da die Daten, die Organ-on-a-Chip liefert, näher an den Menschen kommen als Tierversuche, überarbeiten Zulassungsbehörden wie die FDA gerade ihre Richtlinien, sodass OoC bald Tiere ersetzen kann und es teilweise sogar schon tut. Auch kann man mit der Technologie bspw. einer:m Patient:in eine Biopsie entnehmen, diese als OoC kultivieren und daran, im Schnellverfahren, testen, welches Medikament die beste Wirkung mit den geringsten Nebenwirkungen zeigt. So beschleunigt VitrofluidiX die Forschung, Medikamentenentwicklung und Patientenversorgung mit weniger Tierversuchen, schnelleren Experimenten, genaueren Ergebnissen und das alles bei geringeren Kosten.

Wie genau funktioniert Euer Geschäftsmodell?
VitrofluidiX erzeugt ein Ökosystem für Organ-on-a-Chip Experimente, mit dem VitroFlow als Kern, Partnerschaften aus Wissenschaft und Industrie in denen wir kundenspeziefische Lösungen wie bspw. neue Chips & Sensoren entwickeln, sowie ein breites Portfolio an Consumables für verschiedenste Anwendungen unserer Technologie. So ist VitrofluidiX der erste OoC One-Stop-Shop, der es den Nutzer:innen offen lässt, welche Anwendung sie konkret realisieren wollen. So bieten wir eine größtmögliche Adaptivität mit Blick auf Organ-Modell, Chip-Modell, Readout und Durchsatz der Anwender:innen.

Wie ist die Idee zu Vitrofluidix entstanden?
Mein Werdegang ist etwas unorthodox: Mit 14 habe ich im Rahmen des Projekts „Schüler-an-der-Uni“ angefangen Chemie an der Uni Köln zu studieren, mit 15 habe ich in die Biologie gewechselt, wo ich mit 16 Jahren ein Forschungsprojekt in der Ökologie bei Prof. em. Dr. Hartmut Arndt hatte. Hierbei habe ich meinen ersten mikrofluidischen Chip für ein Ecosystem-on-a-Chip entwickelt. Dabei ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass es sehr viele solcher mikrofluidischen Chips „von der Stange“ erhältlich gibt, aber kein einheitliches System um diese zu steuern. So entstand um 2018/2019 die Idee den VitroFlow zu entwickeln. Die ersten Prototypen entstanden damals in meiner Hobby-Werkstatt – also die klassische Startup-Garage. Carlotta und Peter waren dabei von der Idee ab Tag 1 begeistert und haben mich in der Entwicklung sehr unterstützt – Carlotta in den Bereichen Biologie und Businessdevelopment und Peter in den Bereichen Elektronik und Mechanik. So ist VitrofluidiX über die letzten Jahre zu einem sehr harmonischen Team von sechs Personen gewachsen, und deckt die Expertisen Biologie, Ingenieurswissenschaften und Betriebswirtschaft ab.

Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Entsprechend meines unorthodoxen Werdegangs war es zu Anfang oft schwer Leute zu überzeugen – weniger die Wissenschaftler:innen eher die Investor:innen -, dass man mit Anfang 20 bereits ein Laborgerät entwickelt haben kann. So wurde die anfängliche Finanzierung zu einer unerwarteten Herausforderung, da wir im Gegensatz zu vielen Startups in dem Bereich, bereits zur Pre-Seed einen funktionalen Prototypen hatten. Hier kam uns sozusagen die hiesige Haltung ungelegen, die eine Erfindung wie den VitroFlow erst nach dem PhD und mit ersten grauen Haaren für möglich hält. Dennoch haben wir uns davon nicht beirren lassen und konnten tolle Investoren für uns gewinnen, die sich von unserer tatsächlichen Expertise, unabhängig von Titeln und Anschlüssen, überzeugen ließen.

Welches Projekt steht demnächst ganz oben auf Eurer Agenda?
CE ist ein Siegel, dass zwar trivial wirkt, da es auf allem steht, was wir alltäglich benutzen, doch ist es mit einem extrem großen administrativen und technischen Aufwand verbunden, den kein Startup unterschätzen sollte. Entsprechend der Notwendigkeit der CE-Zertifizierung für unseren offiziellen Market-Launch, ist diese unser momentanes Projekt mit Prio 1 auf Seiten der Technik. Seitens der Biologie haben wir mehrere sehr spannende Projekte und Anträge am laufen, die uns neben den spannenden Ergebnissen auch immer wieder sehr darin bestätigen, dass der VitroFlow ein echter Game-Changer in der biomedizinischen Forschung ist. Ein weiterer Punkt, der bei uns sehr hohe Priorität hat, ist unsere Seed-Finanzierung, die wir bis Mai 2026 abschließen wollen. Hier sind wir sehr zuversichtlich, da uns von den gesuchten 2,3 Millionen Euro bereits rund 1 Million  zugesagt wurden, aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Wo steht VitrofluidiX in einem Jahr?
Bis dahin ist unser Markteintritt für den VitroFlow.Bio längst realisiert, sodass wir mit der Entwicklung des VitroFlow.Expert – für höheren Durchsatz und auch prä-klinische Anwendungen – beginnen. Hierfür stellen wir einige neue Kolleg:innen ein und vertiefen unsere bestehenden Partnerschaften. So werden wir uns noch stärker im OoC-Markt etablieren. Das gesamte VitrofluidiX-Team sprudelt an Innovationen und Erfindungen auf Papier – In einem Jahr werden wir „endlich“ die nötige Finanzierung – aus Seed und Sales – und Wo:man-Power haben um diese zu realisieren.

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Foto (oben): VitrofluidiX



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Was sich hinter dem Megatrend 2026 genau verbirgt


Was sich hinter dem Megatrend 2026 genau verbirgt

Dieser Roboter-Arm ist anders – nicht programmiert, sondern mit KI ausgestattet.
Robco

2026 wird das Jahr, in dem die Künstliche Intelligenz die Bildschirme verlassen und in der echten Welt wirken wird, sagen viele. „Physical AI“ gilt als ein Megatrend der näheren Zukunft. Sie verbindet Künstliche Intelligenz und Verkörperung, oder wie man in der Branche sagt: Embodiment.

Die neue Art der KI sitzt also in einem Körper, einer Maschine und verbindet Wahrnehmung, beispielsweise per Kamera, Lidar, Sensoren oder Mikrofon, mit autonomen Entscheidungen, mittels Machine oder Deep Learning, und darauffolgende Aktionen. Greifen, fahren, lenken.

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Anders als reine Software-KI in Form von beispielsweise Chatbots interagiert Physical AI direkt mit der realen Welt.

Bislang waren die Maschinen immer neu programmiert

Nicht, dass es das noch gar nicht gäbe – nur in Deutschland kommt uns das neuer vor als anderswo. Physical AI steckt bereits in Humanoiden oder in Industrie-Robotern, in unbemannten Drohnen und in autonom fahrenden Autos. „Wenn man in San Francisco oder in Beijing ein Taxi ruft, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass da kein Fahrer mehr drin sitzt und es auch nicht ferngesteuert ist.“ Und schon habe man es hautnah mit Physical AI zu tun.



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Industrie-Startups scheitern nicht an Ideen – sondern an der Fertigung


Ein Startup in der Industrie zu gründen, ist ein Marathon mit Hürdenlaufanteil. Wer in diesem Segment etwas aufbauen will, braucht mehr als eine gute Idee. Im Vergleich zu klassischen Gründungen im Software-, Marketing- oder Dienstleistungsbereich, hängt es in der Industrie, genau genommen in der Produktion oft von äußeren Faktoren ab, während für andere Businessmodelle eher gezieltes und oft digitales Know-How gefragt ist. Ganz ohne geht es aber natürlich auch in der Fertigungsbranche nicht: Man muss Maschinen verstehen, Materialeigenschaften einordnen, Fertigungstechniken kennen. Dazu kommen regulatorische Vorgaben, lange Vertriebszyklen und Kunden, die auf Sicherheit und Verlässlichkeit achten, nicht auf schnelle Features.

Gerade in Deutschland ist die Industrie geprägt von etablierten Strukturen. Mittelständische Hidden Champions, große OEMs, langjährige Lieferketten. Der Einstieg für junge, dynamische Unternehmen ist alles andere als einfach – und dennoch notwendig. Denn die Industrie braucht frische Impulse. Laut einer McKinsey-Analyse wächst der Markt für industrielle Automatisierung bis 2025 um jährlich knapp 4?% und erreicht ein Volumen von über 115 Milliarden US-Dollar. Cloud- und IIoT-Lösungen treiben den Technologieschub, und das Bewusstsein für Automatisierung als Antwort auf Herausforderungen wie den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, Risiken in Lieferketten und ESG-Vorgaben nimmt in Vorstandsetagen deutlich zu. Doch diese Transformation kommt nicht von innen – sie braucht neue Player.

Industriegründung heißt: langsam Vertrauen aufbauen, aber schnell Lösungen liefern

Ein typischer Industrie-Startup-Kunde ist nicht der impulsive Early Adopter, sondern ein erfahrener Einkäufer, Ingenieur oder Geschäftsführer. Er erwartet belastbare Prozesse, klare Kalkulationen und technisches Verständnis. Viele Gründungen scheitern hier, weil sie mit B2C-Denkweise auf B2B-Realität treffen. Wer in der Industrie überzeugen will, braucht Geduld – und eine sehr gute Vorbereitung.

Als wir gründeten, war uns genau das bewusst. Wir wollten nicht nur eine Plattform bauen, sondern ein Fertigungsmodell, das die bestehenden Strukturen nicht nur digitalisiert, sondern neu denkt. Heute ermöglichen wir es Unternehmen, vom Prototyp bis zur Serie komplett digital und in wenigen Wochen zu fertigen – mit einem Netzwerk aus über 500 geprüften Produktionspartnern weltweit. Unsere Kunden sparen dadurch im Schnitt 85 Prozent Prozesskosten im Beschaffungsprozess, 40 Prozent günstigere Produktkosten und eine um 50 Prozent kürzere Time-To-Market.

Was viele Gründer unterschätzen: Fertigung ist kein nachgelagertes Problem

Viele Startups im industriellen Bereich legen den Fokus zunächst auf Produktentwicklung und Investorensuche – aber kaum auf die Frage, wie das Produkt überhaupt produziert werden kann. Ein fataler Fehler. Denn ohne skalierbare Fertigung bleibt jede Hardware-Innovation ein Konzept.

Drei häufige Denkfehler

Die Serienproduktion zu früh denken
Wer direkt auf 10.000 Stück plant, ohne je 10 verkauft zu haben, wird Kapital und Flexibilität verlieren. Besser: Schrittweise Skalierung mit iterativen Feedbackschleifen und Fertigern, die Kleinserien anbieten. Die Realität zeigt: Über 70 % aller Industrie-Startups ändern ihr Produkt nach Markteintritt noch einmal grundlegend. Wer da schon in einer starren Produktionsstruktur steckt, verliert Monate.

Die Fertigung als Blackbox behandeln
Viele Gründer sprechen früh mit Design-Agenturen, aber selten mit Fertigungsexperten. Dabei sind es gerade Fertigungstoleranzen, Materialverfügbarkeiten und Automatisierungspotenziale, die über Machbarkeit und Marge entscheiden. Unsere Erfahrung: Ein Gespräch mit einem guten Fertigungspartner ersetzt fünf Produktworkshops.

Sich zu stark auf einen Partner verlassen
Die Welt ist geopolitisch instabil. Abhängigkeit von einem Lieferanten – ob in Shenzhen, Turin oder Thüringen – ist ein Risiko. Diversifizierung ist nicht nur ein Schlagwort, sondern ein Muss. Deshalb ist es wichtig, mit mehreren Fertigungspartnern pro Bauteiltyp zusammenzuarbeiten – in Europa, Asien und zunehmend auch in Nordafrika.

Großes Potenzial für Innovation

Ein Blick auf die Zahlen zeigt das Potenzial: Der weltweite Markt für Auftragsfertigung liegt laut Deloitte bei über 2,4 Billionen Euro – Tendenz steigend. Doch 80 % der Fertigungsprozesse laufen heute noch weitgehend manuell, mit intransparenten Angeboten, Excel-Listen und E-Mail-Kommunikation. Das eröffnet Raum für neue Ansätze.

Plattformen wie unsere, aber auch andere Anbieter im Markt, setzen hier an: mit digitaler Angebotserstellung, KI-gestützter Lieferantenauswahl und automatisierter Produktionsplanung. Das Ziel ist nicht, die Industrie zu disrupten – sondern sie anschlussfähig zu machen für die nächsten 20 Jahre.

Worauf es ankommt: Industriefähigkeit trifft Startup-Tempo

Startups müssen lernen, mit industrieller Präzision zu denken – und die Industrie muss lernen, mit der Geschwindigkeit von Startups umzugehen. assemblean sieht sich genau an dieser Schnittstelle. Wir sprechen mit Serienfertigern und mit Gründern. Mit Chief Procurement Officers und mit Produktentwicklern im Prototypenstatus. Unser Ziel ist es, beiden Seiten ein gemeinsames Betriebssystem zu bieten.

Aus den vielen Jahren Praxiserfahrung und unzähligen Gesprächen in der Branche habe ich wertvolle Insights mitgenommen, die ich gerne mit euch teilen möchte.

5 konkrete Tipps für Industriegründer:innen

Fertigung mitdenken – ab Tag 1. Nicht erst beim Markteintritt, sondern schon beim MVP.

Auf kleine, flexible Stückzahlen setzen. Lieber fünf Mal 100 Stück als einmal 10.000.

Lieferantennetzwerke aufbauen. Mindestens zwei Optionen pro Bauteiltyp, am besten in unterschiedlichen Regionen.

Digitalisierung ernst nehmen. Excel ist kein Tool für skalierbare Produktion.

Transparenz schaffen. Wer zeigen kann, wie er produziert, schafft Vertrauen – bei Kunden und Investoren.

Die Industrie ist bereit – aber sie braucht Startups, die sie verstehen

„Made in Germany“ hat immer noch einen Wert – aber der Weg dorthin muss neu gedacht werden. Produktion darf kein Hindernis mehr sein, sondern ein strategischer Vorteil. Wer heute ein Industrie-Startup gründet, steht vor vielen Herausforderungen – aber auch vor einer riesigen Chance: die Zukunft der Fertigung aktiv mitzugestalten.

Und das – so zeigt sich immer deutlicher – funktioniert auch abseits der großen Tech-Hubs. Wir bauen unser Startup aus Paderborn heraus auf. Weil es nicht den Ort braucht, sondern die Haltung: Industrie muss schneller, flexibler und zugänglicher werden. Dann wird sie auch wieder global wettbewerbsfähig.

Über den Autor
Alexander Pöhler ist Mitgründer von assemblean, einer digitalen Produktionsplattform, die Unternehmen dabei unterstützt, innovative Produkte schneller und effizienter zur Marktreife zu bringen. Mit seiner Expertise in Fertigung, Digitalisierung und Unternehmensentwicklung treibt er die Mission von assemblean voran, die industrielle Auftragsfertigung neu zu denken und für die deutsche Wirtschaft zugänglich zu machen.

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Foto (oben): KI



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