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Opt-out für AI Overviews? Große Google-Änderung möglich


Demnach nennt Google vor allem sich selbst sehr oft als Quelle – was Publishern missfallen dürfte. Doch während die AI Overviews sowie nach und nach auch der konversationelle AI Mode für hochkomplexe Fragen und Unterhaltungen – jüngst auch in Indien ausgerollt – zum Alltag der Search-Erfahrung werden, könnte es sein, dass Google diese demnächst drastischen Veränderungen unterziehen muss, die Usern und Publishern mehr Kontrolle geben.


So wirst du in den AI Overviews gefunden

drei Smartphone Mockups mit AI Overviews auf Screen, violetter Hintergrund
© Google via Canva

Google soll Publisher fair behandeln: Opt-out für AI Overviews als Option

Die großen Veränderungen könnten im Vereinigten Königreich auf den Plan treten. Denn The Competition and Markets Authority (CMA) sieht vor, Google das Prädikat Strategic Market Status für das Such- und Werbegeschäft zuzuschreiben. Eine Entscheidung ist allerdings erst für den 13. Oktober anberaumt.

Die CMA sieht Googles Marktmacht allerdings als gegeben an. Über 90 Prozent aller Internetsuchen laufen über Google, über 200.000 Unternehmen bauen auf Google Ads, um Zielgruppen zu erreichen. Doch es gibt Kritikpunkte, die den fairen Wettbewerb in Zweifel ziehen. Dazu zählen die Default-Vereinbarungen mit Gerätehersteller:innen – wie Apple –, die Googles Suchdominanz zementieren, intransparente Ranking-Methoden, Googles überbordende Datensammlungen als Wettbewerbsvorteil und unklare Richtlinien bezüglich der Nutzung von Publisher-Inhalten in der Suche. Zudem erkennt die CMA die Stärke von Googles Entwicklung im Bereich der generativen KI an und erklärt:

We have carefully considered how generative AI could affect Google’s position in search. Search is changing, with use of AI assistants growing but still dwarfed by that of Google search. Google is also well-positioned to respond to competitive threats from AI assistants and is now continuously incorporating generative AI features (such as AI Overviews) into existing search products, as well as developing its own AI assistant – Gemini […].

Sarah Cardell, Chief Executive der CMA, verweist auf eine Roadmap, die Googles Suche deutlich verändern könnte:

[…] Today marks an important milestone in our implementation of the new Digital Markets Competition Regime in the UK. Alongside our proposed designation of Google’s search activities, we have set out a roadmap of possible future action to improve outcomes for people and businesses in the UK. These targeted and proportionate actions would give UK businesses and consumers more choice and control over how they interact with Google’s search services – as well as unlocking greater opportunities for innovation across the UK tech sector and broader economy.

Was sich für Google im UK ändern könnte

So sieht die Regulierungsabteilung verschiedene Schritte vor, unter anderem Choice Screens für User, mit denen diese zwischen Suchdiensten entscheiden können, darunter auch AI-Dienste wie Assistants. Google selbst bietet Usern bereits Optionen, um den AI Mode (in den USA und Indien) oder beispielsweise eine klassische Suche nur mit Blue Links (als Filter) zu nutzen.

Außerdem sollen faire und diskriminierungsfreie Rankings gefördert werden. Wie genau das aussehen kann, ist allerdings nicht weiter ausgeführt. Des Weiteren soll die Datentransfermöglichkeit ausgebaut werden, sodass beispielsweise Suchhistorien transferiert werden können. Innovative Geschäftsmodelle sollen damit ebenfalls gefördert werden. Vor allem aber möchte die CMA Publishern mehr Kontrolle ermöglichen und die Verwendung von Content in AI Overviews fakultativ machen. Bisher haben die Publisher zwar die Option, Website als noindex von der Indexierung durch Google auszuschließen, was für die Reichweite wenig förderlich ist, oder mithilfe von Google-Extended entscheiden, ob ihre Inhalte Gemini und Vertex AI unterstützen sollen oder nicht.

Allerdings können sie nicht direkt steuern, ob und wie Google Inhalte für AI Overviews heranzieht. Tauchen sie in diesen KI-Übersichten oder im AI Mode auf, werden sie zwar als Quellen genannt, doch die Click-Through-Wahrscheinlichkeit könnte geringer ausfallen, während Google ohnehin aus diesen Übersichten oft zunächst auf eigene Properties wie weiterführende Informationen aus der Suche verlinkt. Zudem befürchten manche Publisher, dass Google und andere KI-Dienste ihre Inhalte als Zusammenfassung übernehmen, ohne die Quelle in gebührendem Maße zu wertschätzen.

Umstellung der Publisher ist ohnehin nötig

Nun könnte eine offiziell vorgeschriebene Opt-out-Möglichkeit für Publisher mehr Kontrolle in der Darstellung ihrer Inhalte bei Google hervorbringen. Dabei ist zu erwähnen, dass ein solcher Opt-out auch die Impressions und schließlich Klicks minimieren könnte; Publisher könnten Gefahr laufen, der Konkurrenz in den AI Overviews das Feld zu überlassen. Denn diese werden die Google-Suche zusammen mit dem AI Mode künftig prägen. Darauf deutet nicht zuletzt hin, dass Google Ads in den AI Mode bringt und die Werbung in den KI-Übersichten ausweitet. Auf diese Entwicklung müssen sich die Publisher so oder so einstellen, auch die Suche über ChatGPT, Perplexity und Co. fällt mehr denn je ins Gewicht.

Ob eine Suchregulierung wie im UK auch in anderen Ländern Erfolg haben könnte, muss sich nach der finalen Entscheidung zeigen. In der EU sind solche Regulierungsbestrebungen durchaus vorstellbar, da sie in anderen Form schon eingeführt wurden. Man denke an den Choice Screen für Android User, der Suchmaschinenalternativen zeigt. Die SEO-Welt schaut also gespannt auf die Entscheidung aus London. Bis zum Oktober wird Google wohl viel dafür tun, PR-Arbeit zu leisten, die einer solchen Einschränkung entgegenwirkt.


Google bringt Ads in den AI Mode

– und weitet Werbung in AI Overviews aus

Smartphone Mockup mit AI Mode von Google samt Ad, violett-weißer Hintergrund
© Google via Canva





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Berlinale auf TikTok: So denkt das Festival Kultur-Marketing neu


Was passiert, wenn eines der renommiertesten Filmfestivals der Welt die Plattformlogik von TikTok ernst nimmt? Im Interview erklären Kim Teys Beavers und Sara-Leona Seibert, wie die Berlinale TikTok als Resonanzraum nutzt — und was andere Kulturhäuser sich davon abschauen können.

Kein Kontrollverlust? Wäre für uns kein Erfolg.

Mit diesem Satz bringt Kim Teys Beavers, Director Communications & Brand, auf den Punkt, wie das Festival seine TikTok-Strategie versteht: Nicht als rein werbliche Maßnahme, sondern als aktiven Dialog mit neuen Communities.

Im Gespräch mit OnlineMarketing.de erklärt er gemeinsam mit Sara-Leona Seibert, verantwortlich für Digitalkommunikation und Social Media der Berlinale, wie sich das Festival auf TikTok erfolgreich positioniert – und was andere Kulturinstitutionen daraus lernen können. Denn klar ist: Hochkultur und TikTok schließen sich längst nicht mehr aus – im Gegenteil.

Wenn Oper, Wahrzeichen und Filmpreis viral gehen: Hochkultur erobert TikTok

Für Kulturhäuser und Marketing Teams wird TikTok zunehmend zum Muss-Kanal – nicht nur für kurzfristige Reichweite, sondern für langfristige Community-Bindung und Markenrelevanz. In einer Plattformökonomie, in der junge Zielgruppen klassische Medien zunehmend umgehen, bietet TikTok die Chance, Kulturinhalte im Alltag sichtbar und erlebbar zu machen.

Dennoch bestehen in vielen Kulturinstitutionen Vorurteile gegenüber der Vermarktung auf Social Media – zu flüchtig, zu jung, zu wenig seriös. Doch immer mehr Beispiele zeigen: Hochkultur und Plattformen wie TikTok ergänzen sich zunehmend.

Die Staatsoper Unter den Linden erreicht auf TikTok und Instagram mit Behind-the-Scenes-Formaten und Memes neue Zielgruppen, die Elbphilharmonie versteht ihre Formate längst als Community-Experimente.

Ebenso Erfolge wie bei #FilmTok oder den TikTok-Aktivitäten rund um die Oscars 2025 zeigen, wie stark traditionelle Kultur-Events und digitale Co-Creation inzwischen verschmelzen – und neue Formen der Teilhabe schaffen. Die Berlinale beweist: Auch ein internationales Festival kann auf TikTok nicht nur sichtbar werden – sondern echte Relevanz gewinnen.


And the Oscar goes to …
TikTok! Wie #FilmTok 2025 die Kinowelt umkrempelt

Oscars 2025 auf TikTok
Oscars 2025 auf TikTok, © TikTok

TikTok statt Feuilleton? Wer heute die Reichweite für Kultur schafft

TikTok selbst fördert diesen Wandel aktiv: Mit dem Programm #OnStage unterstützt TikTok Deutschland seit 2022 gezielt Kulturinstitutionen beim Einstieg. Zu den teilnehmenden Häusern gehören unter anderem die Wiener Staatsoper, der Friedrichstadt-Palast, das Lucerne Festival, die Elbphilharmonie Hamburg und die Deutsche Oper Berlin. Das Ziel: den Einrichtungen helfen, ihre Community und Plattformsprache zu entwickeln. Der Hashtag #OnStage wurde bereits über 325 Millionen Mal aufgerufen.

Dass dieser Plattformwandel längst tief in die globale Kulturproduktion hineinwirkt, zeigt auch die Forschung: Das interdisziplinäre Projekt CEDITRAA (Cultural Entrepreneurship and Digital Transformation in Africa and Asia), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, untersucht seit 2021, wie Plattformen wie TikTok, YouTube oder Spotify neue kulturelle Formate und globale Communities prägen. In der aktuellen Projektphase analysiert das Team gezielt, wie digitale Vertriebswege selbst zum Produktionsfaktor werden – und wie sich dadurch die Machtverhältnisse in der internationalen Kulturwirtschaft verschieben.

Denn längst kontrollieren nicht mehr nur klassische Kulturindustrien oder Verlage, was global sichtbar wird – sondern zunehmend Plattformen und Communities. Künstler:innen und Kulturunternehmer:innen nutzen TikTok und Co. heute nicht nur als Marketing-Kanal, sondern von Beginn an als Produktions- und Distributionsraum. Wer diese digitalen Kanäle beherrscht, gestaltet damit auch maßgeblich die Wahrnehmung und Reichweite von Kulturformaten. Das verändert die Kräfteverhältnisse in der weltweiten Kulturproduktion – weg von traditionellen Gatekeepern, hin zu plattformgetriebenen und community-basierten Prozessen.

Diese Dynamik zeigt sich auch exemplarisch am Beispiel der Berlinale: Statt auf lineare Top-Down-Kommunikation setzt das Festivalteam bewusst auf Co-Creation und fragmentierte Distributionswege. Der Auftritt der Berlinale auf TikTok macht deutlich, wie Plattformen heute nicht nur Distributions-, sondern auch Produktionsräume für kulturelle Inhalte werden – ein Wandel, der die gesamte Kulturszene zunehmend prägt.

Das spiegelt einen größeren Trend wider: Creator-getriebene Inhalte überholen klassische Medien zunehmend an Reichweite und wirtschaftlicher Bedeutung. Laut einer aktuellen Studie von WPP Media, ausgewertet von der Press Gazette, werden Creator und Influencer 2025 weltweit erstmals mehr Werbeerlöse erzielen als klassische Publisher – rund 169,6 Milliarden US-Dollar. Bis 2030 dürften sich diese Umsätze sogar verdoppeln.

Gerade Gen Z vertraut eher Persönlichkeiten als Institutionen — und überspringt dabei gezielt „boring journalism“. Ob klassische Berichterstattung im Creator-First-Zeitalter noch ausreichend Relevanz behaupten kann, bleibt offen.

Die Berlinale auf TikTok: starke Community, starke Zahlen

Dass sich Filmkultur auf TikTok längst fest etabliert hat, zeigen aktuelle Zahlen: Besonders beliebt sind in Deutschland Inhalte unter den Hashtags #FilmTikTok (233.000+ Beiträge), #FilmFakten (über 10.000 Beiträge), #WhatToWatch (über drei Millionen Beiträge) oder #Kino (über 515.000 Beiträge). Dazu haben TikTok-Nutzer:innen in Deutschland klare Genre-Vorlieben: Am beliebtesten sind Actionfilme (47 Prozent), Komödien (43 Prozent) und Thriller (43 Prozent).

2024 waren zudem 19 der 20 erfolgreichsten Kinofilme in Deutschland auch auf TikTok virale Hits – mit durchschnittlich mehr als 54 Millionen Aufrufen. Entscheidend dabei: Durch Co-Creation zwischen Filmstudios, Creatorn und Fans wird Content emotional verstärkt und ein engagiertes Publikum erreicht. 80 Prozent der TikTok-Nutzer:innen haben mit ihren Lieblingsfilmen und -serien auf der Plattform interagiert.

Creator bringen die Berlinale-Community auf TikTok zusammen

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die große filmbegeisterte Community auf der Plattform inzwischen auch unmittelbar an der Berlinale teilnimmt – mit direktem Zugang zu Stars, Filmen und Festivalmomenten. Möglich macht das die enge Kooperation zwischen der Berlinale und TikTok als Entertainment-Plattform. Wie stark die Community rund um die Berlinale auf TikTok inzwischen gewachsen ist, zeigen die aktuellen Zahlen:

Der Berlinale-Account, gestartet Ende November 2024, ist in kurzer Zeit stark gewachsen: über 190 Videos, mehr als 60.000 Follower, mehr als 30 Millionen Views und 1,4 Millionen Likes. Zu den erfolgreichsten Videos zählen:

  • Throwback – Vier Millionen Views, 2.000 Kommentare:
  • Interview – Zwei Millionen Views:
  • Pressekonferenz – Eine Million Views, 737 Kommentare:
  • Red Carpet – Eine Million Views, 847 Kommentare:

Creator pushen Reichweite und Relevanz rund um die Berlinale

Auch das allgemeine Interesse auf der Plattform wächst: 2025 haben sich die Posts mit dem Hashtag #Berlinale auf über 1.500 Beiträge verdoppelt. Die Views unter dem Hashtag stiegen um 2000 Prozent im Vergleich zu 2024.

Ein zentraler Faktor dabei: Creator bringen ihre Communities aktiv ins Festivalgeschehen — mit kreativen Formaten wie Filmfakten, Interviews, Behind the Scenes oder Film-Reviews.

Über 15 Creator erhielten exklusive Zugänge zu Premieren, roten Teppichen und Filmschaffenden — darunter @felixfilmreviews, @janines.space, @noahbasic, @nikflixplus, @xnerdzika, @levihallo und @morethangossip. Einige wurden sogar presseakkreditiert.

Highlights aus der Creator Community:

Für andere Kulturinstitutionen lohnt sich der Blick auf die Formate, die bei der Berlinale am besten funktionieren: Spontane Behind-the-Scenes-Einblicke, persönliche Interviews und Fan-nahe Formate wie Film-Reviews oder Memes schaffen am meisten Nähe und Engagement. Typische Fehler, die es zu vermeiden gilt: Überproduktion, reine Hochglanzinhalte ohne Community-Bezug oder eine zu starre Kampagnenlogik.

TikTok als Resonanzraum: „An Orte gebracht, an die sie sonst nicht kommen kann“

TikTok verstehe man bei der Berlinale vor allem als Möglichkeit, neue und diverse Gruppen zu erreichen, sagt Sara-Leona Seibert. Dabei gehe es nicht nur um Reichweite, sondern auch darum, Communitys für Filmkultur und Festivals zu begeistern und ihnen digitale Teilhabe zu ermöglichen:

Unser Publikum, wo es jetzt schon stattfindet, aber eben auch von morgen anzusprechen,

so die Social-Media-Verantwortliche für die Berlinale. Für Beavers war früh klar:

Wir versuchen quasi Berührung zu schaffen, Emotionen zu schaffen (…) um die Relevanz zu erzeugen für eine Zielgruppe, die gegebenenfalls sonst keine Berührungspunkte mit der Berlinale hat.

TikTok bringe die Berlinale „an Orte, an die sie sonst nicht kommen kann“, ergänzt er.

Gerade TikToks algorithmusgetriebene Discovery-Logik und die starke Remix-Kultur bieten für Hochkultur neue Ansätze für organisches Wachstum. So können Inhalte schnell Reichweite erzielen, auch ohne zuvor mühsam Communities aufgebaut zu haben.

Was funktioniert auf TikTok für die Berlinale?

Starpower funktioniere auf der Plattform natürlich gut, erklärt Seibert. Man nutze diese jedoch bewusst, um auch andere Themen oder weniger bekannte Filmschaffende ins Licht zu rücken.

Am besten performten Inhalte, „die aus der echten Festivaldynamik heraus entstanden sind“, als spontane Reaktion und mit echten Momenten, die Nähe erzeugen. Weniger gut funktionierten dagegen Inhalte, die zu fertig produziert seien und wenig Raum für die Plattformdynamik ließen.

Warum Filme und Festivals auf TikTok 2025 viral gingen, liest du auch in unserem Artikel zur Berlinale 2025 auf TikTok.


Wie TikTok das Kino erobert:
Von Berlinale-Kooperation bis zu viralen Filmhits

TikTok ist offizielle:r Partner:in der Berlinale
TikTok ist offizielle:r Partner:in der Berlinale, © TikTok

Plattformkompetenz statt Kampagnenlogik

Auf die Frage, ob noch klassisch in Kampagnen gedacht werde, antwortet Seibert:

Also wir lassen beides auf jeden Fall auch zu. Kampagne spezifisch aus der Branche auch immer direkt für die Commons zu gestalten.

Dabei gehe es nicht darum, bestehende Inhalte einfach zu recyceln, sondern gezielt Content für die Plattform entstehen zu lassen, erklärt sie. Zwar gebe es weiterhin klassische Kampagnen, doch am besten funktioniere der Ansatz, mit mehr Erfahrungswerten „sehr spontan und pro“ zu arbeiten.

Creator: Kuratieren ja, kontrollieren nein

2025 habe die Berlinale mit rund 15 Creatorn zusammengearbeitet, so Seibert. Fünf davon seien presseakkreditiert gewesen, während andere eher aus dem komödiantischen oder Entertainment-Bereich kamen. Dabei setzte das Filmfestival-Team bewusst auf Vertrauen. Sie erklärt:

Kuratieren ja, kontrollieren nein. (…) Es geht bei der Zusammenarbeit um die Freiheit, sie machen zu lassen, ihr Ding machen zu lassen, damit sie eben auf ihre eigene soziale, echte Art und Weise ihre Inhalte authentisch vermitteln können.

Für Seibert ist das Ziel klar:

Das Kuratieren ist hier kein Korridor, sondern eher ein Sprungbrett für uns.

Wie Film-Marketing auf TikTok mit Creatorn funktioniert, zeigt auch unser Gespräch mit Sony Pictures.


„Wenn TikTok es empfiehlt, schau ich’s mir an“:
Wie #FilmTok das Film-Marketing aufmischt
– und wie Sony Pictures und TikTok den Tend strategisch nutzen

Karsten Samland von TikTok, Carolin Beer von Sony Pictures und eine Popcorntüte vor rotem Hintergrund mit TikTok- und Sony-Logos – Symbolbild für die Zusammenarbeit von TikTok und Sony in der Filmvermarktung.
© TikTok und Sony Pictures Entertainment via Canva

Kontrollierter Kontrollverlust als Strategie

Wie das Team mit User Generated Content umgeht, der nicht geplant war? Für Beavers steht dabei ein klares Ja zum Kontrollverlust im Mittelpunkt. Es gehe darum, zu beobachten, was diese Inhalte mit den eigenen Erfahrungen machen und welcher Content als Leinwand wahrgenommen werde. Gerade TikTok biete dafür Potenziale. Er erklärt:

Memes und diese in kontrollierbaren, spontanen Kontexten, polierten – genau das ist es, was uns eigentlich als authentisch wahrnehmen lässt.

Hochkultur auf TikTok? Kein Widerspruch mehr

Noch vor wenigen Jahren galten Plattformen wie TikTok in vielen Kulturhäusern als „zu unseriös“ für Hochkultur – ein Vorurteil, das mancherorts bis heute anhält. Häufig genannte Bedenken: oberflächliche Formate, Verlust der Inszenierungskontrolle oder mangelnde Diskurstiefe.

Doch gerade auf TikTok entstehen längst neue, niedrigschwellige Formen von Kulturkritik – jenseits der klassischen Gatekeeper. Medienjournalist Marcus Bösch beschreibt TikTok-Kulturkritik im Deutschlandfunk als „inklusiv, divers und interaktiv“. Statt elitärer Distanz oder sperriger Textformate entstehe auf der Plattform ein „erweiterter Kulturbegriff“, der nicht nur Oper und Ballett, sondern auch Phänomene der Alltags- und Popkultur verhandelt. Das Publikum bleibt dabei nicht bloße:r Zuschauer:in, sondern wird zur aktiven Community, die Inhalte bewertet, kommentiert und selbst weiterentwickelt. „Statt mäanderndem sprachverliebtem Texten“ gebe es dort „komprimiert und sehr dicht Einschätzungen zu allem Möglichen“ – und das auf Augenhöhe.

Ein gutes Beispiel liefert die Leipziger Buchmesse: Sie setzt seit 2023 gezielt auf TikTok, um jüngere Zielgruppen für Literatur zu begeistern. Unter dem Hashtag #BookTok – der mittlerweile über 4,4 Milliarden Views zählt – werden Bücher, Rezensionen und persönliche Lesetipps gefeiert. Die Messe organisiert dazu eigene Workshops und Panels für Verlage und Autor:innen und versteht TikTok heute als zentralen Resonanzraum.

Gerade dieser Community-getriebene Zugang macht TikTok zunehmend attraktiv für Hochkultur. Formate wie #BookTok oder #BalletTok zeigen, wie stark solche Mechanismen schon wirken — und wie offen Kulturinstitutionen heute denken müssen.

„Man muss sowieso anders denken und weniger über seine Identität“, sagt Beavers. Denn: „Bedeutung hat der Konsument als Zielgruppe, der die ordnet und die interpretiert sich ohnehin.“

Seibert ergänzt, dass man bei der Berlinale gezielt neue Zugänge geschaffen habe, um solche Perspektiven einzubinden.

Auch international wird TikTok längst als wichtiger Resonanzraum für Hochkultur genutzt: Festivals wie Cannes oder Sundance setzen gezielt auf die Plattform, um neue Fan-Gruppen anzusprechen und virale Momente rund um Filme und Stars zu schaffen — und experimentieren dabei mit neuen Formen der Fanbeteiligung.

Markenführung im Wandel: Fragmentieren statt monolithisch auftreten

Langfristig setzt Kim Teys Beavers auf eine offene, flexible Markenführung, die sich an den Dynamiken und Erwartungen der Plattform-Communities orientiert. Die Idee einer starren, in sich geschlossenen Markenidentität sei im digitalen Zeitalter zunehmend überholt.

Gerade auf Plattformen wie TikTok funktioniere Markenkommunikation heute nur, wenn sie fragmentierte, fluide Ausdrucksformen zulasse und unterschiedliche Zielgruppen emotional anspreche. Beavers formuliert es so: Es gehe darum, „wie können wir eigentlich unser Vokabular als Marke immer transformieren, transponieren“, um „immer unterschiedliche Emotionen herzustellen“.

Statt also auf ein einheitliches Bild zu setzen, das auf allen Kanälen gleich wirkt, braucht es variierende Formate und Tonalitäten, die sich flexibel an den jeweiligen Plattform- und Community-Kontext anpassen. Für ein Festival wie die Berlinale bedeutet das: Nähe und Nahbarkeit auf TikTok — und durchaus andere Inszenierungen in klassischen Medien oder etwa im Kinokontext.

Was rät die Berlinale anderen Kulturinstitutionen?

Skepsis sei durchaus wichtig, betont Beavers, doch letztlich gehe es darum, die Chancen zu erkennen und sich nicht allein von der Notwendigkeit zur Kommunikation leiten zu lassen. Auch Seibert unterstreicht: Entscheidend sei, konsequent im Sinne von Community-first zu denken, denn so werde man von der Community auch wahrgenommen.

Ein typisches Beispiel für einen viralen Moment beschreibt Seibert am Valentinstag, als Timothée Chalamet im rosa Sweatshirt über den roten Teppich lief und später zusammen mit Kylie Jenner im Saal gesichtet wurde.

Solche Momente gelte es schnell aufzugreifen und auszuspielen. Entscheidend sei dabei ein gutes Verständnis für die Plattform-Community: zu beobachten, wie die Nutzer:innen dort agieren, und sich aktiv einzubringen – denn die Themen seien auf der Plattform längst vorhanden. Es komme darauf an, „einfach reinzugehen und dann dabei auch mitzumachen“, so Seibert.

3 Learnings aus der Berlinale für Kulturinstitutionen

  1. Plattformlogik verstehen statt nur bespielen: Erfolgreicher TikTok Content entsteht aus Community und Moment — nicht aus klassischen PR-Mustern oder Kampagnenvorgaben.
  2. Mut zum kontrollierten Kontrollverlust: Wer Plattformdynamiken zulässt und nicht alles durchkontrolliert, erzeugt authentische Relevanz.
  3. Community first statt Kampagne first: Inhaltliche Nähe und Interaktion stehen im Vordergrund — Formate wie Behind-the-Scenes, spontane Interviews oder Creator-Kooperationen eignen sich ideal zum Einstieg. Überproduktion und reine Hochglanzinhalte sind eher kontraproduktiv.

Hochkultur muss sich bewegen – sonst bleibt sie womöglich unsichtbar

Das Beispiel der Berlinale zeigt: Erfolgreiche Kommunikation auf TikTok funktioniert nicht über klassische Kampagnen oder Hochglanzformate. Es braucht die Bereitschaft, Plattformlogiken zu verstehen, Nähe herzustellen — und mit der Community zu interagieren, statt nur für sie zu senden. Oder wie Beavers es beschreibt:

„Nähe bedeutet ja auch Ehrlichkeit und Authentizität – auf unserer Seite und in der Plattform.“

Kulturinstitutionen, die sich auf diese Dynamik einlassen, können neue Reichweiten und Zielgruppen erschließen — jenseits der traditionellen Kanäle.

Denn längst geht es nicht mehr nur darum, Festivals digital sichtbar zu machen — TikTok selbst entwickelt sich zunehmend zum Ort neuer Filmformate und hybrider Festivalerlebnisse. Creator-getriebene Narrative, interaktive Storytelling-Konzepte oder plattformnative Kurzfilme könnten künftig fester Bestandteil von Filmkultur werden.





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Interview mit Maike Abel: Diese Themen rückt die neue OWM-Chefin in den Fokus


Maike Abel ist Vorstandsvorsitzende der OWM

Maike Abel, Digital & Corporate Marketing Director bei Nestlé Deutschland, ist seit Mai die neue Vorstandsvorsitzende der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM). Im Exklusiv-Interview mit HORIZONT spricht sie erstmals über die Themen ihrer noch jungen Amtszeit. Dazu gehören eine Einigung bei der crossmedialen Werbewirkungsmessung und die stärkere Implementierung von künstlicher Intelligenz in die Marketingprozesse der rund 160 OWM-Mitgliedsfirmen.

Welches Thema werden Sie als neue Vorstandsvorsitzende der OWM als allererstes angehen?
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Stop Scrolling: Diese viralen Social-Media-Kreativtrends sollte man kennen


Die Social-Media-Content-Landschaft ist kreativ. Von KI-Content über 3D-Kunst bis zu viralen Humorformaten: In einer regelmäßigen Kolumne beleuchtet Lara Daniel, CEO von Pulse Advertising, welche Kreativtrends im Netz für Marken Sinn machen und wie man sie authentisch und wirkungsvoll adaptiert.

TikTok, Instagram & Co sind längst keine Spielwiesen mehr – sie sind Taktgeber der Popkultur und Spiegel gesellschaftlicher Stimmungen. Wer heute im Feed auftaucht, prägt mit, was morgen Mainstream wird. Dabei setzen die erfolgreichsten Creator und Marken nicht auf Perfektion, sondern auf Haltung, Humor und das richtige Gespür für kulturelle Codes. Drei Trends zeigen, was aktuell wirklich zählt – und was Marken daraus lernen können.

Military Tok

„Military Tok“ ist die neueste Ecke von TikTok, in der die typische Ironie der Gen Z auf den Ernst globaler Konflikte trifft. Während täglich neue Schlagzeilen über Kriege die Medien dominieren, posten junge Soldat:innen aus Militärbasen, Schützengräben oder privaten Momenten ihres Dienstes. Doch hier geht es nicht um klassische Darstellungen von Pflicht und Opferbereitschaft – stattdessen sieht man Kampftrainings mit angesagten Sounds, ironische Tänze in Uniform oder trockene Witze über Szenen voller Anspannung.

Es ist ein verstörender, zugleich aber aufschlussreicher Blick auf eine Generation, die mit Dauerkrisen wie Klimakatastrophen, Pandemien, wirtschaftlicher Unsicherheit und nun auch Krieg aufgewachsen ist. Für Gen Z ist Humor kein Zeichen von Respektlosigkeit, sondern ein Überlebensmechanismus. Das Ergebnis: eine seltsam ambivalente Mischung realer Traumata in Algorithmus gerechte snackable Content Formate. Military Tok verharmlost Konflikte nicht. Es verarbeitet sie in einer Form, die jungen Menschen ein Gefühl von Kontrolle gibt, und in der Absurdität manchmal der einzige Ausweg ist.

Justin Bieber’s Crash Out

Was ursprünglich ein Moment echter Überforderung war – Justin Bieber, bedrängt von Paparazzi, am Rande eines emotionalen Zusammenbruchs – ist auf TikTok längst ein virales Meme. Der Crash Out-Clip wird ironisch neu aufgelegt, oft als CapCut-Frame, universell einsetzbar als Signal: Ich bleibe bei meiner Meinung – genau wie Bieber, der im Clip sagt: „I’m standing on business“.

Nur wenige Tage später wird derselbe Moment neu inszeniert, etwa kombiniert mit dem „I’m a mom, mamacita“-Sound aus Love Island USA. Zwei eigentlich ernste Szenen – ein nervlicher Zusammenbruch hier, ein unbeholfenes Reality-Geständnis mit Absurdität-Quote da – verschmelzen zu einem lustigen TikTok-Mash-up. Dramatische Musik, harte Schnitte, ein Soundbite, der sitzen soll. Das Ergebnis: TikTok-Gold.
Der Trend zeigt, wie Social Media ernste Situationen entlädt – nicht durch Analyse oder Mitgefühl, sondern durch Überinszenierung. Was früher Schlagzeilen wie „Britney 2007“ hervorrief, wird heute kaum noch als Krisenmoment erkannt, sondern direkt als Content verwertet. Content wird neu erfunden und ästhetisiert. Alles wird zur Vorlage für den nächsten viralen Gag, der für Entertainment Zwecke dient. Die Grenze zwischen echter Emotion und Internet-Unterhaltung verschwimmt. Nicht, weil das Publikum unsensibel ist, sondern weil der digitale Raum kaum noch zwischen Krise und Clip unterscheidet. Das Meme ist schneller als der Kontext.

Das Unterhaltungspotenzial von KI

Dann ist da noch KI-generierter Content – immer hyperrealistischer, und gleichzeitig oft urkomisch falsch. Was ursprünglich als technologische Meisterleistung gedacht war, geht heute viral – gerade weil es so daneben ist. Der neueste Trend: User kombinieren KI-Bilder mit völlig absurden, überdrehten oder Nonsense Erzählungen. Je bizarrer, desto besser. Nicht die visuelle Perfektion sorgt für Reichweite – sondern die unerwartete Pointe, wie z.B. KI-generierte „Szenen“ durch Google’s AI tool werden von Nutzer:innen genutzt, um schräge Storylines mit sarkastischem Unterton zu erzählen – und trifft damit den Nerv von Millionen.

Der Trend zeigt einen Paradigmenwechsel: Neue Technologien werden nicht mehr ehrfürchtig behandelt, sondern ironisch. TikTok macht aus KI kein Tool, sondern einen Kommentar. Selbst im Zeitalter perfekter Bilder sind es Unterhaltung und Humor, die Reichweite bringen.
Auffällig ist dabei, wie selbstverständlich Gen Z mit KI umgeht. Sie nutzen sie kreativ, ironisch, manchmal auch bewusst absurd – und zeigen damit, dass sie nicht nur die Tools beherrschen, sondern auch die Mechanismen dahinter durchschauen. Es geht nicht um blinden Fortschrittsglauben oder technologische Überschätzung. Im Gegenteil: Indem sie KI in Memes, Satire oder bewusst fehlerhafte Outputs einbauen, setzen sie sich kritisch mit ihr auseinander – auf ihre eigene, kulturell geprägte Art.

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Diese viralen Social-Media-Kreativtrends sollte man kennen

Die Social-Media-Content-Landschaft ist kreativ. Von KI-Content über 3D-Kunst bis zu viralen Humorformaten: In einer regelmäßigen Kolumne beleuchtet Lara Daniel, CEO von Pulse Advertising, welche Kreativtrends im Netz für Marken Sinn machen und wie man sie authentisch und wirkungsvoll adaptiert.

Statt Angst vor Kontrollverlust dominieren Neugier, Aneignung und ein spielerischer Umgang. Sie erkennen die Potenziale, benennen aber auch die Grenzen. Der Diskurs findet dort statt, wo ihre Realität verarbeitet wird: auf Social Media. Für Marken ergibt sich daraus eine klare Botschaft: KI ist nicht nur ein innovatives Produktionstool. Richtig eingesetzt wird sie zum kreativen Auslöser, zur kulturellen Referenz oder zum Storytelling-Device. Aber dafür braucht es Selbstironie und ein feines Gespür für den Ton der Zielgruppe.

Fazit

Alle diese Trends führen zur gleichen Erkenntnis: Entertainment ist die neue Währung der Aufmerksamkeit. Doomscrolling allein reicht nicht mehr. Das Publikum verlangt nach Reiz, Überraschung und kreativer Schärfe. In einer fragmentierten, ruhelosen Medienwelt ist das eine riesige Chance für Marketer: Marken, die die kulturellen Codes von Humor, Absurdität und Selbstbewusstsein verstehen, erreichen Relevanz – nicht durch Perfektion, sondern durch Teilhabe.



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