Entwicklung & Code
Programmiersprache Perl 5.42 führt neue Listenoperatoren ein
Die schrittweise Einführung des parallelen Objektsystems Corinna setzt auch das neue Release Perl 5.42 fort. Neben der Bereinigung zahlreicher – auch sicherheitsrelevanter – Fehler liefert das Update der Programmiersprache sowohl verschiedene Erweiterungen als auch neue Funktionen. So lassen sich autogenerierte, kombinierte getter-setter-Methoden nun über die Eigenschaft :writer(...)
der field
-Variablen einrichten. Perl 5.42 behebt außerdem den gegenüber vergleichbaren Sprachen langjährigen Nachteil, keine vollständige Kapselung bieten zu können.
Weitere Schritte auf dem Weg zum Objektsystem
Mit dem experimentellen Feature class
begann vor rund zwei Jahren der Übergang zum Objektsystem Corinna. Die komplette Funktionalität von Corinna fasst das Perl-Entwicklungsteam als feature
class
zusammen. Nach den offiziellen Regeln wird es noch etliche Jahre im Status experimentell bleiben, da dieser erst mindestens zwei Jahre nach der letzten Änderung fallen darf. Da zudem noch Neuerungen wie roles
und gegebenenfalls ein Metaobjekt-System in Planung sind, wird das Feature class
frühestens 2028 als nicht mehr experimentell eingestuft werden können.
Entwicklerinnen und Entwickler, die unter Perl 5.42 ihre Programme mit use experimental ‚class‘; beginnen, dürfen field
-Variablen mit der Eigenschaft :writer(...)
kennzeichnen und somit den Namen einer autogenerierten setter-Methode festlegen, die den öffentlichen Zugriff auf das ansonsten private Objekt-Attribut erlaubt. Das ist auch der einzige Weg autogenerierte, kombinierte getter-setter-Methoden zu bekommen, da der Name der Zugriffsmethode im Regelfall aus dem Präfix set_
und dem Attributnamen besteht.
Darüber hinaus können mit method
deklarierte Methoden jetzt auch einen lexikalisch lokalen Zugriffsbereich besitzen, der – wie bei Variablen – ein my
erzwingt. Der Zugriff auf die Methode erfolgt innerhalb der Klasse mit $objekt->&methode(...)
, unter Umgehung der Vererbungshierarchie. Damit besitzt Perl nun eine vollständige Kapselung und behebt einen wesentlichen Nachteil, den es lange Jahre gegenüber vergleichbaren Sprachen besaß.
Neu sind ebenfalls zwei Listenoperatoren im Stile von map
und grep
. any
liefert ein true
, wenn die in geschweiften Klammern mitgelieferte Bedingung für einen Listenwert zu true
evaluiert – bei all
müssen es dem Operatornamen entsprechend alle sein. Beide Operatoren brechen die Berechnung ab, sobald das Ergebnis feststeht, und sie müssen derzeit noch mit use experimental 'keyword_any';
, beziehungsweise use experimental 'keyword_all';
angemeldet werden.
Gleiches gilt für die älteren Features switch
und smartmatch
, die entgegen anderslautenden Ankündigungen nicht entfernt werden. Der Vollständigkeit wegen wurde auch der selbstzuweisende xor-Operator mit hoher Präzedenz: =^^
nachgereicht und mit use source::encoding 'utf8';
hat das Entwicklungsteam einen expliziten Alias für use utf8;
gefunden. no feature "apostrophe_as_package_separator";
dient lediglich dazu sicherzustellen, dass unbekannter Code nicht den veralteten Paketnamentrenner verwendet.
Langjährige Schwachstellen behoben
Die beiden wichtigsten behobenen Fehler mit Sicherheitsrelevanz sind erstens in CVE-2024-56406 beschrieben. Demnach konnten Ersetzungen von Zeichen, die mit mehreren Bytes kodiert sind, zu Pufferüberläufen führen. Zweitens ließ sich laut CVE-2025-40909 während des Forks eines Thread Schadcode ausführen. Die Schwachstellen waren vier beziehungsweise vierzehn Jahre offen.
Eine komplette Übersicht aller in Perl 5.42 behobenen Fehler, Dokumentationsänderungen, Fehlermeldungen sowie weiterer Interna lässt sich in perldoc einsehen.
Siehe auch:
(map)
Entwicklung & Code
Software Testing: Qualität ist kein Zufall
In dieser Episode sprechen Richard Seidl und Florian Fieber über den besonderen Anlass, dass Seidl mit dem Deutschen Preis für Softwarequalität ausgezeichnet wurde. Diese Auszeichnung bietet den Rahmen, um über die Rolle des Menschen in der Technologieentwicklung nachzudenken. Richard Seidl teilt seine Sichtweise, dass Qualität weit über Testdaten und Skripte hinausgeht und dass es darum geht, ein Umfeld zu schaffen, in dem Teams Qualität aktiv leben.
Seidl und Fieber diskutieren auch die zukünftigen Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich durch die Integration von KI im Bereich Testing ergeben.
„Wenn ein Team wirklich Qualität lebt und nicht nur Testfälle schrubbt, dann ist das ganze Thema auf einem völlig anderen Level angekommen.“ – Richard Seidl
Bei diesem Podcast dreht sich alles um Softwarequalität: Ob Testautomatisierung, Qualität in agilen Projekten, Testdaten oder Testteams – Richard Seidl und seine Gäste schauen sich Dinge an, die mehr Qualität in die Softwareentwicklung bringen.
Die aktuelle Ausgabe ist auch auf Richard Seidls Blog verfügbar: „Qualität ist kein Zufall – Richard Seidl“ und steht auf YouTube bereit.
(mai)
Entwicklung & Code
Apple übernimmt Entwickler des Open Policy Agents
Open Policy Agent (OPA) ist eine Software, die Regeln (formuliert in der Sprache Rego) und Datenobjekte entgegennimmt und auf dieser Grundlage Entscheidungen trifft – Haupteinsatzgebiet sind Autorisierungsregeln, die die Frage beantworten, ob ein Nutzer eine Aktion ausführen darf. Weil OPA Open-Source-Software ist (Apache License 2.0) und vergleichsweise leicht in andere Anwendungen integriert werden kann, erfreut er sich großer Beliebtheit in der Cloud-Native-Community: OPA wird unter anderem genutzt, um über Anfragen ans Kubernetes-API zu entscheiden, trifft in Banken aber auch Entscheidungen, wer welche Anfragen an interne Systeme stellen darf.
Erfunden wurde OPA vom Unternehmen Styra, das mit Zusatzprodukten und Dienstleistungen rund um OPA Geld verdient hat. Auf der Homepage findet man die Logos von Zalando, CapitalOne und dem Europäischen Patentamt. Auch Goldman Sachs und Netflix gehört zu den OPA-Nutzern. Der Code von OPA selbst liegt aber nicht mehr in der Hand von Styra: 2018 wurde OPA als Incubating-Projekt von der CNCF (Cloud Native Computing Foundation) akzeptiert, seit 2021 hat es den höchsten Status „Graduated“ erreicht und hat insgesamt 485 Contributors.
Jetzt steht der nächste Umbruch an: Die Erfinder von Open Policy Agent sowie weitere Mitarbeiter des Unternehmens Styra wechseln den Arbeitgeber: Apple, ebenfalls OPA-Nutzer, übernimmt Styra-CTO Tim Hinrichs und weitere Entwickler. Das hat Hinrichs im OPA-Blog verkündet. „Apple ist ein enthusiastischer OPA-Nutzer, der es als zentrale Komponente seiner Autorisationsinfrastruktur nutzt, um ein großes Portfolio globaler Clouddienste zu verwalten.“
Mehr Open Source
Weil der Code bereits in der Hand der CNCF liegt, ändert sich das Open-Source-Projekt nichts. Der Code bleibt Open Source und wird wie zuvor von der CNCF verwaltet. Auch die Liste der Maintainer soll sich nicht ändern. Neu ist vielmehr, dass Zusatzprodukte aus dem Styra-Portfolio ebenfalls Open Source werden und ins öffentliche Repository umziehen: die kommerzielle OPA-Distribution EOPA, die Verwaltungsoberfläche „OPA Control Plane“, mehrere SDKs sowie der Rego-Linter namens Regal.
Website und Rego-Playground (eine Website, um Rego-Regeln zu testen) sollen wie gewohnt weiterlaufen und auch die Entwicklung soll weitergehen. Unklar hingegen ist, in welcher Form das Unternehmen Styra weiterarbeiten wird. Dazu macht der Blogpost keine Angaben. Große Organisationen, die gehofft haben, bei Styra die Autorisierungsexpertise und Beratung von Tim Hinrichs und den anderen OPA-Kernentwicklern einkaufen zu können, gehen leer aus: Diese Expertise nutzt jetzt Apple.
(jam)
Entwicklung & Code
software-architektur.tv: Netflix ohne Bounded Contexts
In der Softwarearchitektur gilt: Systeme lassen sich besser warten und flexibler gestalten, wenn man sie in mehrere Bounded Contexts aufteilt – und das ist gerade bei Microservices-Systemen entscheidend. Doch nun hat ausgerechnet Netflix, ein Pionier der Microservices-Bewegung, einen Blogpost veröffentlicht, der einen ganz anderen Weg propagiert: „Model Once, Represent Everywhere: UDA (Unified Data Architecture)„.
In dieser Episode nimmt Eberhard Wolff den Ansatz von Netflix genauer unter die Lupe und diskutiert, ob die Zeit gekommen ist, die Idee klar getrennter Bounded Contexts infrage zu stellen – und stattdessen auf ein zentrales Modell zu setzen.
Lisa Maria Schäfer malt dieses Mal keine Sketchnotes.
Livestream am 22. August
Die Ausstrahlung findet live am Freitag, 22. August 2025, 13 bis 14 Uhr statt. Die Folge steht im Anschluss als Aufzeichnung bereit. Während des Livestreams können Interessierte Fragen via Twitch-Chat, YouTube-Chat, Bluesky, Mastodon, Slack-Workspace oder anonym über das Formular auf der Videocast-Seite einbringen.
software-architektur.tv ist ein Videocast von Eberhard Wolff, Blogger sowie Podcaster auf iX und bekannter Softwarearchitekt, der als Head of Architecture bei SWAGLab arbeitet. Seit Juni 2020 sind über 250 Folgen entstanden, die unterschiedliche Bereiche der Softwarearchitektur beleuchten – mal mit Gästen, mal Wolff solo. Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren bindet iX (heise Developer) die über YouTube gestreamten Episoden im Online-Channel ein, sodass Zuschauer dem Videocast aus den Heise Medien heraus folgen können.
Weitere Informationen zur Folge finden sich auf der Videocast-Seite.
(mdo)
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