Datenschutz & Sicherheit
Security: CERT@VDE wird erste deutsche Schaltzentrale für Sicherheitslücken
Das Sicherheits- und Computer-Notfallteam des Elektrotechnik- und IT-Verbands VDE spielt international seit wenigen Tagen eine wichtigere Rolle. Die Branchenvereinigung teilte am Freitag mit, dass das eigene Computer Emergency Response Team CERT@VDE zur zentralen Stelle im Kampf gegen IT-Sicherheitslücken im Bereich der Industrieautomation mit Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen aufgestiegen sei. Dessen Arbeit zur Koordination von Security-Problemen in diesem Sektor erhält damit eine weltweite Bedeutung.
Sicherheitslücken in Industrieprodukten haben bereits etwa in der Strom- und Wasserversorgung, in Krankenhäusern oder in großen Fertigungsstätten für teils existenzielle Bedrohungen gesorgt. Wenn Angreifer solche Schwachstellen ausnutzen, kann das weitreichende und schwerwiegende Folgen für Mensch, Umwelt und Gesellschaft haben. Um das zu verhindern, müssen diese Lücken weltweit bekannt gemacht und behoben werden.
Schwachstellen-Datenbank
Dafür gibt es das CVE-System (Common Vulnerabilities and Exposures), das vor über 25 Jahren in den USA eingeführt wurde. Es fungiert wie eine große Datenbank, in der jede bekannte Sicherheitslücke eine eigene, eindeutige Nummer hat. Das soll dabei helfen, Missverständnisse bei der Behebung von Problemen zu vermeiden, da jeder genau weiß, welche Schwachstelle gemeint ist. Seit 1999 gilt das CVE-System als wichtiger globaler Standard, der IT-Sicherheitsexperten und Unternehmen hilft.
Doch nicht jeder soll einfach CVE-IDs vergeben können, um Chaos zu vermeiden. Dazu berechtigt sind nur bestimmte Organisationen und Firmen. Sie sind als „CVE Numbering Authorities (CNAs)“ bekannt. Diese teilen sich die Zuständigkeiten für verschiedene Produkte und Bereiche auf. CERT@VDE ist bereits seit 2020 eine solche CNA für seine Partner. Das Zentrum hat sich dafür im Rahmen von Prüfungen durch die US-Normungsbehörde NIST einen hohen Qualitätsstandard für seine CVEs erarbeitet. Die NIST betreibt auch die NVD (National Vulnerability Database), eine staatliche Datenbank, die das CVE-System um technische Details und Bewertungen ergänzt.
CERT@VDE übernimmt Spitzenposition
Über den normalen CNAs gibt es noch sogenannte Root-CNAs. Das sind die Schaltzentralen, die die Arbeit der untergeordneten Zulieferer koordinieren und überwachen. Zu diesen Root-CNAs gehören bereits große Namen wie MITRE, die US-Cybersicherheitsbehörde CISA, Google und Red Hat aus den USA, das japanische JPCERT/CC, das spanische INCIBE Cert sowie der französische Konzern Thales. Seit Mitte Juli dient nun CERT@VDE als die erste deutsche Root-CNA.
In dieser neuen Funktion wird das Notfallzentrum laut dem VDE das CVE-System für seine Partner in Deutschland strukturieren, beaufsichtigen und koordinieren. Das bedeutet konkret: Das CERT-Team sucht, selektiert und betreut neue CNAs aus dem Kreis ihrer Partner. Die Mitarbeiter schulen diese Instanzen und helfen ihnen beim Start. Sie sollen ferner sicherstellen, dass alle sich an die CVE-Regeln und -Prozesse halten. Weitere Aufgabe ist die Fortentwicklung von Abläufen und Standards für die Vergabe und Verwaltung von CVE-IDs. Bei Unklarheiten oder Streitigkeiten zwischen CNAs über Zuständigkeiten wird CERT@VDE vermitteln und die Qualität der CVE-Einträge prüfen.
Vorteile für deutsche Unternehmen und Kritik
Laut dem Abteilungsleiter von CERT@VDE, Andreas Harner, hat die Beförderung Vorteile für deutsche Firmen: Das Zentrum sei damit nicht nur die direkte Kontaktstelle in derselben Zeitzone für Mitstreiter in Mitteleuropa, sondern auch Teil des internationalen CVE-Systems. Angeschlossene könnten ihren Kunden so noch besser zeigen, dass sie ein ausgereiftes Sicherheitsmanagement haben. Zugleich behielten sie die Kontrolle darüber, wann und wie CVEs für Schwachstellen in ihren Produkten veröffentlicht werden.
Die CVE-Datenbank stand im Frühjahr wegen Unstimmigkeiten zwischen CISA und MITRE aufgrund Sparvorgaben aus dem Umfeld der Trump-Regierung kurzzeitig vor dem Aus. Die EU beteiligte sich an der Suche nach Alternativen. Das mit CVE eng verknüpfte Schwachstellenbewertungssystem CVSS (Common Vulnerability Scoring System) steht generell in der Kritik wegen seiner Anfälligkeit für Fehleinschätzungen. Die CISA gelobte voriges Jahr, den Informationsrückstau bei der von der NIST geführten Mutter aller Schwachstellendatenbanken mit einem flexibleren Ansatz anzugehen.
(vbr)
Datenschutz & Sicherheit
IT-Einbruch bei Telecom-Konzern Orange | heise online
Am Donnerstag hat die Orange-Tochter Orange Cyberdefense die Übernahme des schweizerischen Mitbewerbers Ensec verkündet; einen Tag später hat Orange einen erfolgreichen IT-Angriff auf die eigene Infrastruktur bemerkt. Als Reaktion hat der französische Telecom-Konzern infizierte Bereiche isoliert, was Störungen bei „bestimmten Management-Diensten und Plattformen für einige unserer Geschäftskunden sowie einigen Diensten für Verbraucher, vorwiegend in Frankreich“ verursache.
Das hat Orange am Montag bekanntgegeben. An dem Tag hat der Konzern auch Anzeige erstattet. Bis Mittwochvormittag sollen wieder alle Systeme laufen. „In diesem Stadium der Untersuchung gibt es keinen Beweis, der darauf hindeutet, dass irgendwelche internen Daten oder Kundendaten ausgeleitet worden sind“, teilt das Unternehmen noch mit.
Aus vermeintlich „offensichtlichen“ Gründen lehnt Orange jeden weiteren Kommentar ab. Damit bleibt unklar, ob Orange überhaupt Systeme hatte, die die Ausleitung von Daten bemerken und Alarm schlagen würden. Auch können andere Unternehmen nicht aus Oranges Fehlern lernen, was für die Täter von Vorteil sein mag.
Zukauf in der Schweiz
Seit 2022 ist Orange Cyberdefense in der Schweiz tätig und bietet dort insbesondere proaktive Sicherheitslösungen feil. Zum Stichtag 23. Juli hat der Unternehmen den Zürcher Anbieter Ensec mit 40 Experten für IT-Sicherheit übernommen. Sie stoßen nun zu den rund 100 schweizerischen IT-Mitarbeitern der Orange Cyberdefense hinzu.
Das soll laut Mitteilung die Marktposition des Unternehmens in der Deutschschweiz stärken. Finanzielle Details der Übernahme verraten die Beteiligten nicht.
Orange ist einer der größten Telecom-Konzerne der Welt. Stand Dezember 2024 betreuten 127.000 Mitarbeiter 291 Millionen Kunden in 26 Ländern.
(ds)
Datenschutz & Sicherheit
Die fossile Industrie liebt KI
Deutschland soll „KI-Nation“ werden und dadurch ungeahnte „Wirtschaftskräfte freisetzen“ – zumindest, wenn es nach der neuen Bundesregierung geht. Dafür sollen deutlich mehr Rechenzentren gebaut werden, was einen rapide ansteigenden Energiebedarf einschließt.
Prognosen für die EU zeigen, dass dieser so groß werden könnte, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien nicht mithalten kann – doch die fossile Industrie steht bereits in den Startlöchern.
Der Hype um generative KI liefert ihnen die perfekte Begründung für den Ausbau fossiler Infrastruktur. Tech- und Fossilkonzerne investieren massiv in neue Gaskraftwerke für energiehungrige Datenzentren. Wir erleben derzeit eine fossile Gegenoffensive im Gewand digitaler Versprechen.
Fossile Industrie in den Startlöchern
RWE-CEO Markus Krebber freut sich öffentlich über die steigende Stromnachfrage durch KI und kündigt an, das Stromangebot auch durch neue Gaskraftwerke liefern zu wollen. Der Energiekonzern E.ON realisiert bereits mit dem Rechenzentrumsentwickler CyrusOne ein gasbetriebenes Stromversorgungssystem für ein Rechenzentrum in Frankfurt am Main.
Und Siemens Energy bietet neuerdings gemeinsam mit dem Maschinenbau-Unternehmen Eaton Rechenzentren im Paket mit Gasturbinen an, die nur optional mit erneuerbaren Energien ausgestattet werden. Derweil meldet Siemens Energy einen neuen Verkaufsrekord für Gasturbinen – allein im laufenden Fiskaljahr wurden 100 davon in den USA unter anderem zur Stromversorgung von Datenzentren installiert oder reserviert.
Siemens-Energy-CEO Christian Bruch bekräftigte den hohen Stellenwert eines ausreichenden Stromangebots für KI vor kurzem in einem Spiegel-Interview: „Eines der wichtigsten Ziele der Amerikaner ist die Marktführerschaft bei künstlicher Intelligenz. Dafür werden die USA viel Strom brauchen.“ Dort nimmt der Ausbau von gasbetriebenen Datenzentren richtig Fahrt auf.
Ein Beispiel dafür ist das Projekt Homer City Energy Campus in Pennsylvania, in dessen Rahmen 4,4 Gigawatt an Gaskraftwerkskapazität geschaffen werden sollen, um den dortigen KI-Stromhunger zu stillen – fast ein Achtel der gesamten installierten Gaskraftwerkskapazität Deutschlands.
Auch die Techkonzerne selbst rücken immer häufiger in den Fokus der Recherchen für die Global Oil & Gas Exit List (GOGEL), eine Industriedatenbank von urgewald, die unter anderem Expansionspläne in der Öl- und Gasindustrie erfasst. So wurde Microsoft auf der GOGEL 2024 von urgewald als fossiler Konzern gelistet, weil er ein eigenes 170-Megawatt-Gaskraftwerk für den Betrieb eines Rechenzentrums in Irland gebaut hat.
Wirtschaftswunder KI?
Für die neue Bundesregierung mit ihrem im Koalitionsvertrag erklärten Ziel, Deutschland zur „KI-Nation“ zu machen, spielen die ökologischen Kosten von KI offenbar keine Rolle. Das Energieeffizienzgesetz soll „vereinfacht und auf EU-Recht“ zurückgestutzt werden.
Mit Blick auf Rechenzentren drohen Vorgaben für die Erhebung von Energieverbrauch, Abwärme und Energieeffizienz auf Kosten des Klimaschutzes verwässert zu werden. KI-Investitionen sollen unterdessen den „Wohlstand für alle mehren“. Unter dieser Losung sind massive Investitionen in die Cloud- und KI-Infrastruktur sowie eine Förderung von KI-Start-ups und eine „Verwaltungsrevolution“ durch „KI-Sprunginnovation“ geplant.
Welche KI-Systeme die Bundesregierung auf dem Weg zur „KI-Nation“ konkret im Auge hat, bleibt – wie im gesamten politischen Diskurs – vage. Es könnten etwa generative KI-Modelle gemeint sein, die enorme Rechenkapazitäten benötigen. Auch wie die freigesetzten „Wirtschaftskräfte“ wirken sollen, bleibt nebulös.
Die bisherige wirtschaftliche Bilanz großer KI-Unternehmen ist durchwachsen: OpenAI verzeichnete 2024 Verluste in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar, KI-Unternehmen wie Perplexity gelten zunehmend als überbewertet.
Hohe Gewinne mit dem KI-Hype fahren vor allem andere ein: Der Chip-Hersteller Nvidia etwa gilt mit seinen Hochleistungschips als Flaschenhals der Industrie und ist aktuell der größte Profiteur des Hypes – 2024 machte Nvidia 72,9 Milliarden US-Dollar Gewinn.
Gleichzeitig profitieren Cloud-Anbieter von den energieintensiven Modellen, allen voran Microsoft, Amazon und Google, deren Computing Power in der Cloud die Grundlage für die Entwicklung und Betrieb der großen KI-Modelle bilden. Allein im ersten Quartal 2025 machte Microsoft über 25 Milliarden US-Dollar Gewinn mit seiner Cloud-Infrastruktur.
Steigender Energiebedarf – steigende Emissionen
Während der konkrete gesellschaftliche Nutzen der generativen KI-Systeme bislang unklar ist, hat der Energieverbrauch durch generative KI wie GPT 4, Gemini oder Claude 3 bereits schwindelerregende Höhe erreicht.
Laut einer aktuellen Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace werden sich die globalen Treibhausgasemissionen von KI-gestützten Rechenzentren von 2023 bis 2030 fast versechsfachen – von 29 auf 166 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente.
Die EU-Kommission kündigte indes jüngst eine KI-Kontinent-Strategie an, die eine Verdreifachung der Rechenzentrumskapazitäten vorsieht.
Die europäische NGO Beyond Fossil Fuels warnt deshalb vor einer Beschleunigung dieser Entwicklungen. Der hohe Energiebedarf der Rechenzentren Europas gefährde die angestrebte Klimaneutralität, da der Ausbau der erneuerbaren Energien hier nicht mithalten könne.
Gasausstieg statt Gas für KI
Wenn die benötigte Energie stattdessen fossil erzeugt wird, ist das fatal: Die Betriebsdauer von Gaskraftwerken etwa beträgt 25 bis 40 Jahre. Wer also heute baut, schreibt fossile Abhängigkeiten bis in die 2050er-Jahre fest. Auch eine häufig von Industrie und Politik vorgebrachte spätere potenzielle Umstellung auf ebenfalls fossilen „blauen Wasserstoff“ bringt wegen hoher vorgelagerte Emissionen aus Produktion und Transport keine Besserung.
Die Umstellung auf durch erneuerbare Energieträger erzeugten „grünen Wasserstoff“ ist zweifelhaft, denn dieser wird absehbar nur in sehr geringen Mengen verfügbar sein. Hinzu kommt, dass die Verbrennung von Wasserstoff zur Stromerzeugung äußerst ineffizient ist.
Unter dem Strich bedeutet der Bau neuer Gaskraftwerke also eine langfristige Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Dabei muss die EU bereits bis 2035 aus fossilem Gas aussteigen, um das 1,5 °C-Limit einzuhalten.
Statt die rasante Entwicklung der Stromnachfrage zum Anlass für mehr Einsparmaßnahmen sowie massive Investitionen in Speichertechnologien, Netzausbau und Effizienz zu nutzen, setzt die Bundesregierung aktuell – ganz im Sinne der fossilen Industrie – auf Vollgas.
Das Wirtschaftsministerium unter Katherina Reiche, Ex-Cheflobbyistin des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU) und Ex-CEO des Strom- und Gasnetzbetreibers Westenergie, plant zurzeit die Ausschreibung von 20 Gigawatt neuer Gaskraftwerkskapazität bis 2030. Offizielle Begründung: die Absicherung der Energiewende. Ein denkbarer weiterer Grund: die Förderung von Big Tech.
KI als Klimaretter?
Open-AI-Chef Sam Altman verharmlost den hohen Energieverbrauch generativer KI durch Rechenzentren immer wieder mit Argumenten wie: KI werde selbst eine Lösung für den Klimawandel finden oder der Nutzen der KI übersteige ihre ökologischen Risiken. Für beide Aussagen gibt es aus heutiger Sicht keine Belege.
Bei spezifischen KI-Anwendungen in kontroversen Bereichen wie der fossilen Industrie ist der gesamtgesellschaftliche Nutzen ohnehin mehr als fraglich, die Profiteure jedoch eindeutig. So kooperiert Microsoft beispielsweise seit längerem mit dem US-amerikanischen Öl- und Gaskonzern ExxonMobil zur Optimierung der Ölförderung mittels KI.
Erst seit kurzem unterstützt Microsoft auch den deutschen Konzern Uniper etwa bei der KI-gestützten Steuerung fossiler Kraftwerke. Zu befürchten ist, dass solche KI-Projekte dem Klimaschutz nicht helfen, sondern höhere Profitmargen ermöglichen und letztlich noch mehr Anreiz für fossile Projekte bieten.
Auf der anderen Seite fordern Open-Source-Initiativen wie Small-Scale AI oder Projekte wie Green AI Effizienz und Bedarfsgerechtigkeit statt Wachstumslogik um jeden Preis. Schon seit Jahren gibt es vielfältige sinnvolle Anwendungsfälle für KI-Modelle, von denen der Umwelt- und Klimaschutz profitiert. Dabei handelt es sich selten um große generative Sprachmodelle, sondern um kleine Berechnungen mit vergleichsweise überschaubarem Energiebedarf, um beispielsweise Umwelt-, Verkehrs- oder Energiedaten auszuwerten.
Aber auch wenn diese Datenauswertung das Monitoring, die Steuerung und Prognosen vereinfacht, kann die Technologie ambitionierte politische Entscheidungen nicht ersetzen: Gute Daten zu Verkehrsströmen sind noch keine Mobilitätswende und Prognosen zum Sterben der Korallenriffe kein ambitionierter Meeresschutz.
Suffizienz statt Superintelligenz
Zoom-Out zum Big Picture: Die Pläne der Bundesregierung Deutschland zur KI-Nation zu machen, stehen auf wackligen Füßen: Es ist mehr als fraglich, ob die Hoffnung auf KI als Wirtschaftswunder Realität wird. Sicher ist jedoch, dass der Hype hohe Kosten hat.
Global regen sich bereits Proteste gegen Hyperscale-Rechenzentren – zuletzt verklagten beispielsweise Umweltorganisationen in der US-Metropole Memphis Elon Musks Unternehmen xAI, weil die Gasturbinen des dortigen Rechenzentrums die Luft stark verschmutzen.
Auch in Deutschland und Europa gibt es Proteste von Umweltgruppen, beispielsweise gegen ein geplantes Microsoft-Rechenzentrum im Rheinischen Braunkohlerevier.
Wir brauchen einen grundlegend neuen Ansatz: Wer Energie mit KI verbraucht, muss den dafür nötigen Ökostrom selbst erzeugen. Eine Verpflichtung zur zusätzlichen Produktion erneuerbarer Energie für KI-Betreiber wäre ein wichtiger Schritt, um Verdrängungseffekte zu vermeiden. Denn aktuell wird produzierter grüner Strom oft nicht zusätzlich bereitgestellt, sondern anderen Sektoren entzogen – mit verheerenden Klimaeffekten.
Statt unreflektiert den KI-Hype mit fossilem Strom zu bedienen, müssen Bundesregierung und Unternehmen Lösungen finden, die sich dem klimagerechten Umbau der Volkswirtschaften unterordnen. Denn fossil erzeugter Strom ist NI – nicht intelligent.
Friederike Hildebrandt ist Ökonomin, beschäftigt sich mit Klima- und Stadtpolitik und koordiniert das „Bits & Bäume“-Bündnis. Das Bündnis hat Anfang des Jahres Forderungen zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit vorgelegt und wird auf dem diesjährigen System Change Camp einen Vortrag zu Rechenzentrumsausbau & Klimagerechtigkeit halten.
Moritz Leiner ist Sozialwissenschaftler und organisiert bei der Umwelt- und Menschrechtsorganisation urgewald Kampagnen zu deutschen Energie- und Finanzkonzernen. Auf urgewalds öffentlich zugänglicher Industriedatenbank „Global Oil and Gas Exit List“ spielen neue Gaskraftwerksprojekte für Datenzentren eine zunehmende Rolle. Moritz nimmt hierzu gerne Hinweise entgegen.
Datenschutz & Sicherheit
Was darf die Polizei mit einkassierten Handys machen?
Wenn die Polizei ein Handy einzieht, darf sie dann alle Daten darauf auslesen? Unter anderem um diese Frage geht es bei einer Verfassungsbeschwerde, die der Journalist Hendrik Torner mit seiner Anwältin Gül Pinar und der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) erhoben hat.
Anlass bietet das, was Torner im Jahr 2023 passiert ist: Am Rande einer Klima-Demo in Bamberg dokumentierte er eine polizeiliche Maßnahme. Dazu gehörten auch die Äußerungen der Polizist:innen. Torner nahm eine Sprachnachricht auf, die er sich selbst schickte. Die Polizist:innen sahen dadurch die Vertraulichkeit ihres Gesprächs verletzt. Sie beschlagnahmten sein Gerät und analysierten es mit einer Forensik-Software des Herstellers Cellebrite.
Dabei fanden sie jedoch mehr als die Sprachnachricht, an der sie ursprünglich Anstoß genommen hatten. Anhand von Fotos und Chatnachrichten auf dem Telefon erstellte die Polizei einen Bericht über Torners politische Aktivitäten. Das geht zu weit, findet der Journalist.
„Dass die Polizei meine Fotos gespeichert und ein Profil meiner politischen Aktivitäten erstellt hat, war ein massiver Eingriff in meine Privatsphäre und durch nichts gerechtfertigt,“ kritisiert er in einer Pressemitteilung. Als Journalist müsse er sich darauf verlassen können, dass vertrauliche Informationen dies auch blieben.
Grenzenlose Auswertung
Wann die Polizei Handys beschlagnahmen darf, ist genau geregelt. Beim Umgang mit den auf den Geräten befindlichen Daten fehlen laut der GFF jedoch Grenzen. „Wenn die Polizei bei einem beschlagnahmten Handy alle Daten auslesen darf, kann sie die gesamte Persönlichkeit und das Privatleben der Betroffenen erfassen – obwohl bislang nur ein strafrechtlicher Anfangsverdacht besteht“, sagt der Jurist Davy Wang, der das Verfahren bei der GFF koordiniert.
Im Jahr 2023 hatten Recherchen von netzpolitik.org ergeben, dass kaum etwas bekannt ist über polizeiliche Beschlagnahmen von Handys – verlässliche Statistiken fehlen in den meisten Bundesländern. Ebenso fehlt eine Übersicht dazu, wie lange die Gerät einkassiert werden. Betroffene müssen teils einige Tage bis zur Auswertung und Rückgabe warten oder auch mehrere Monate. Immer wieder kritisierten Jurist:innen unklare Regelungen zu der Maßnahme.
Torner selbst musste von September 2023 bis August 2024 auf sein Smartphone warten. Dass das zu lang war, wurde bereits gerichtlich bestätigt. Nach einer Beschwerde urteilte das Landgericht Bamberg, die Beschlagnahme sei nur in den ersten drei Monaten rechtmäßig gewesen.
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