Künstliche Intelligenz
Top 10: Das beste günstige Tablet bis 300 Euro – Xiaomi vor Samsung und Lenovo
Amazon Fire Max 11
Amazons Fire Max 11 soll mit dem schnelleren Octa-Core-Prozessor und dem verfügbaren Zubehör endlich auch Kunden aus dem Produktivitätsbereich ansprechen. Wie gut das gelingt, zeigt unser Test.
- Insgesamt gute Performance
- schönes, großes Display
- Tastaturhülle und Eingabestift an sich gelungen
- Fire-OS-Nutzeroberfläche nicht zum Arbeiten geeignet
- fehlende Produktivitäts-Apps
- wenig Arbeitsspeicher
Amazon Fire Max 11 im Test
Amazons Fire Max 11 soll mit dem schnelleren Octa-Core-Prozessor und dem verfügbaren Zubehör endlich auch Kunden aus dem Produktivitätsbereich ansprechen. Wie gut das gelingt, zeigt unser Test.
Nun wagt der US-amerikanische Versandhandel mit dem Fire Max 11 einen ersten ernsthaften Versuch, ein Tablet zu erschaffen, das ausdrücklich nicht nur zum Unterhalten, sondern auch zum Arbeiten gedacht ist. Dafür verleiht der Hersteller dem Tablet ein größeres Display, einen schnelleren Prozessor und bietet passendes Zubehör an – nämlich einen Eingabestift und eine Tastaturhülle. Im Test zeigt sich jedoch: Während das Tablet an der einen Stelle an den Einsatz auf der Arbeit angepasst wird, gibt es an vielen anderen Stellen Lücken. Welche das sind und welches Fazit wir beim Amazon Fire Max 11 ziehen, klärt unser Test.
Direkt nach dem Auspacken des Tablets aus der bunt beschrifteten, aber ansonsten eher unscheinbaren Pappverpackung werden wir von einem insgesamt sehr gut gelungenen Design des Tablets begrüßt. Das Tablet ist auf der Rückseite, die aus Aluminium besteht, in mattem Grau gehalten – es gibt keine auffälligen Muster, wie es beispielsweise beim Amazon Fire HD 8 Plus der Fall war. Die Ecken sind angenehm abgerundet, in der Mitte befindet sich in einem anderen Grauton abgesetzt das Amazon-Logo.
Die Kamera ist leider nicht mehr eben mit dem Rest des Gehäuses, wie es noch beim Fire HD 8 Plus der Fall war. Auf der kürzeren Kante, die sich rechts von der Frontkamera befindet, befinden sich alle Tasten – also die Lautstärkewippe sowie der Power-Button mit Fingerabdrucksensor – zudem der USB-C-Port, der Slot für die SD-Karte und ein Mikrofon. Diese Anordnung ist im Vergleich etwas ungewöhnlich, aber das fanden wir nicht weiter schlimm. Auf der unteren Kante befindet sich ein magnetischer Anschluss für die Tastatur sowie zwei Aussparungen zur Positionierung. Hier könnte sich Schmutz sammeln.
Der Bildschirm auf der Front hat abgerundete Ecken und vergleichsweise schmale Ränder, allerdings nicht ganz so schmal, wie es bei den neuen iPad-Modellen von Apple der Fall ist. Dennoch fanden wir die Front insgesamt sehr ansprechend – Amazon hat sich hier sichtlich Mühe gegeben, ein Tablet anzubieten, dessen Design dem Preis entspricht. Es ist hochwertig verarbeitet, fühlt sich robust an und liegt richtig gut in den Händen. Nichts knarzt oder quietscht. Das Gewicht ist mit rund 490 g im Vergleich zu anderen 11-Zoll-Modellen allerdings etwas hoch bemessen – die Konkurrenz bringt hier meistens um die 450 g auf die Waage. Die Maße des Tablets betragen 259,1 × 163,7 mm. Mit nur 7,5 mm ist das Tablet angenehm dünn – das rundet den insgesamt guten ersten Eindruck passend ab.
Display
Das im Amazon Fire Max 11 verbaute Display ist, wie der Name schon verrät, 11 Zoll groß und löst mit 2000 × 1200 Pixel auf – also etwas mehr, als Full-HD+. Das ergibt heruntergerechnet eine Pixeldichte von rund 212 ppi. Überragend ist das zwar nicht, aber auch nicht schlecht und sorgt in jedem Fall dafür, dass der Bildschirm ein insgesamt scharfes Bild hergibt. Es handelt sich um ein LCD-Panel, was in dieser Preisklasse zu erwarten ist. Im Test war das Display definitiv ausreichend hell, um auch draußen genutzt zu werden, laut Herstellerangaben wird eine Helligkeit von rund 500 cd/m² erreicht. Das ist für Tablets ein solider Wert.
Auch sonst ist das Display des Amazon Fire Max 11 wirklich gut. Die Farbdarstellung ist ziemlich akkurat, hat sich gegenüber den Vorgängern deutlich verbessert und macht das Streamen von Filmen oder Schauen von Videos angenehm. Die Blickwinkel sind gut, der Schatten, der bei LCDs an den Rändern auftritt, nicht allzu penetrant. In einem abgedunkelten Raum ist die Helligkeit auf der niedrigsten Stufe ausreichend dunkel, dass die Augen nicht wehtun. Hier hat Amazon alles richtig gemacht.
Kamera
Am meisten überrascht hat uns beim Testen des Amazon Fire Max 11 die Kamera. Insbesondere bei der Hauptkamera auf der Rückseite sparen Hersteller von günstigen Tablets oft, damit sie es an anderen Stellen, wichtiger erscheinenden Stellen nicht müssen. Das ist hier eindeutig nicht der Fall – die Hauptkamera macht bei Tageslicht wirklich schöne Fotos mit einem guten Dynamikumfang. Die Farben sind nicht übersättigt, kein Bildbereich ist über- oder unterbelichtet. Dadurch, dass die Kamera nur mit 8 Megapixel auflöst, sind die entstehenden Aufnahmen nicht außerordentlich scharf, aber das wird durch die in anderen Bereichen gute Bildqualität kompensiert.
Die Frontkamera ist auch ganz brauchbar, besonders für Videotelefonie und Ähnliches dürften viele Menschen sich mit der 8-Megapixel-Linse zufriedengeben. Videoaufnahmen sind höchstens in 1080p mit 60 fps möglich. Auch das ist in diesem Preissegment üblich. Insgesamt sehen wir bei den Kameras eine deutliche Verbesserung zu den Vorgängermodellen – da liegen wirklich Welten dazwischen.
Ausstattung
Amazon legt bei diesem Tablet einen Schwerpunkt auf die Leistung. Das kommuniziert das Unternehmen nicht nur im Werbematerial für das Fire Max 11, sondern setzt es auch um. Im Gerät ist ein neuer MediaTek-Prozessor mit acht Kernen, einer Frequenz von bis zu 2,2 GHz und der Modellbezeichnung Mediatek MT8188J. Der Chip scheint ganz neu herausgekommen zu sein und wurde bisher nur in diesem Tablet verbaut. Und er liefert gleich eine ordentliche Leistung: Nicht nur beim Work-3.0-Benchmark von PCmark macht sich der stärkere Prozessor bemerkbar, wo das Tablet mit 7100 Punkten beinahe 50 Prozent mehr Leistung liefert als das Fire HD 8 Plus. Auch im täglichen Betrieb macht sich der schnellere Chip dadurch bemerkbar, dass jegliche Vorgänge und Aktionen wesentlich flüssiger ablaufen als beim Fire HD 8 Plus.
Seiten in Apps und im Web laden schneller, das Scrollen durch Menüs wird nicht mehr von einem plagenden Ruckeln begleitet und Anwendungen öffnen schneller. Das ist ein großer Vorteil des Tablets. Klar – das rund 270 Euro teure Gerät ist bei der Leistung kein Überflieger, in einigen Bereichen sind kurze Denkpausen weiterhin Programm. Die Performance ist allerdings auf einem Niveau, das viele Nutzer zufriedenstellen wird. Für Spiele reicht der verbaute Mali-G57 M2 allerdings noch nicht ganz, außer bei Titeln wie Minecraft, Angry Birds oder Candy Crush. Ein kleines Manko bei der Performance ist, dass der Arbeitsspeicher mit 4 GByte weiterhin recht knapp bemessen ist. Dadurch schließen Apps im Hintergrund schneller. Mit einem Upgrade in diesem Bereich hätte das Tablet eine noch bessere Leistung abliefern können.
Und sonst? Das Tablet unterstützt lobenswerterweise Wi-Fi 6 (IEEE 802.11ax) mit bis zu 600 Mbit/s. Unterstützung für Mobilfunk ist leider in keinem Modell gegeben. Dafür gibt es einen Slot für Speicherkarten, mit dem der 64 oder 128 Gigabyte große interne Speicher zusätzlich erweitert werden kann – das ist gut. Außerdem erhaltet ihr mit diesem Gerät Support für Bluetooth 5.2 mit Low Energy und A2DP. Der USB-C-Anschluss ist ungünstigerweise nur ein USB-2.0-Port, was schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten ausschließt. Unterstützung für einen Eingabestift (Stylus) ist gegeben, dafür gibt es Magnete zum Festhalten auf der linken Seite. Möchte man mit dem Fire Max 11 herausfinden, wo man sich befindet, so steht GPS mit GLONASS zur Verfügung.
Zufriedenstellend sind die im Tablet verbauten Lautsprecher: Sie bieten einen recht sauberen, raumfüllenden Klang, der sich für Serien, Filme oder andere Videos hervorragend eignet. Es handelt sich um Stereo-Lautsprecher. Die Sprachqualität mit den verbauten Mikrofonen ist bei Internet-Telefonaten gut.
Software & Updates
Ein in unseren Augen recht großer Nachteil aller Amazon-Tablets ist die Bedienoberfläche Fire OS, die wir bereits an vielen Stellen bemängelt haben. Das zugrunde liegende Betriebssystem ist zwar Android, und an einigen Stellen sickert das Design des Google-Betriebssystems durch. Insgesamt sind aber viele Features, die andere Android-Tablets bieten, hier nicht vorhanden. Allen voran der Google Play Store: Er fehlt bei allen Amazon-Geräten und wird durch einen hauseigenen App Store ersetzt, in dem viele wichtige und beliebte Apps, wie der DB Navigator, fehlen. Diese müssen mühsam mit den APK-Dateien nachinstalliert werden.
Genereller gefasst ist Fire OS ein Betriebssystem, das zwar klar darauf aus ist, so einfach bedienbar zu sein wie möglich, das dabei aber einiges an Funktionalität abgeben muss. Die Bedienoberfläche fühlt sich in vielen Hinsichten an, als wäre sie mit Werbung vollgepackt oder als würde Amazon immerzu versuchen wollen, uns etwas zu verkaufen. Viele wichtige Apps, die in Zusammenspiel mit dem erhältlichen Zubehör Sinn ergeben würden, wie eine Notiz-App für den Stylus, sind nicht vorinstalliert. Insgesamt ist das Betriebssystem nicht dafür gemacht, dass damit gearbeitet wird. Auch bei dem auf Produktivität fokussierten Fire Max 11 steht beim Betriebssystem die Unterhaltung im Vordergrund.
Die installierte Fire-OS-8-Version basiert auf Android 11 mit einem Sicherheitspatch von April 2023, was gerade noch als aktuell genug bezeichnet werden kann. Sicherheitsupdates soll es laut Amazon mindestens drei Jahre lang geben.
Amazon Fire Max 11 – Bilderstrecke
Zubehör
Das im Vorhinein angesprochene Zubehör, das dieses Tablet überhaupt erst zu einem Arbeitswerkzeug machen soll, besteht aus einer rund 90 Euro teuren Hülle mit Tastatur sowie einem 35 Euro teuren Eingabestift. Die Tastaturhülle ist zweiteilig: Der obere Teil hält sich magnetisch an der Rückseite des Tablets fest und besitzt einen stufenlos verstellbaren Standfuß, der ausreichend fest ist und sich überdurchschnittlich tief einstellen lässt. Die Tastatur hingegen hält sich direkt am Tablet magnetisch fest und wird über den fünfpoligen Anschluss einerseits mit Strom versorgt und tauscht andererseits Daten mit dem Tablet aus. Das bedeutet, dass ihr das Tablet mit der Hülle auf drei verschiedene Weisen nutzen könnt: ganz ohne Hülle, nur mit dem oberen Teil als Standfuß oder im Gesamtpaket mit der Tastatur.
Die Verarbeitung der Tastaturhülle ist für den Preis von 90 Euro ganz okay. Die Außenseiten bestehen aus weichem Stoff, dessen Nachteil allerdings die geringe Standfestigkeit ist – bei „aggressiverem“ Tippen kommt es schonmal vor, dass das Tablet auf dem Tisch hin und her rutscht. Zusammengeklappt sieht das Gesamtpaket aber ganz schick aus, und auch die Tastatur selbst muss sich vom Aussehen her nicht verstecken. Sie ist in einem schlichten Grau mit blauen Akzenten gehalten. Das Tippgefühl ist angenehm, die Tastenanschläge sind meist präzise. Eine Tastenbeleuchtung ist nicht vorhanden. Im Vergleich zum – zugegebenermaßen deutlich teureren – Apple Magic Keyboard liegen die Tasten allerdings im „ausgefahrenen“ Zustand etwas höher, was gewöhnungsbedürftig ist. Das Touchpad hat eine Plastikoberfläche, die nicht nur für Fingerabdrücke, sondern auch für Kratzer anfällig sein dürfte und nicht so gleitfreudig ist wie eine Oberfläche aus mattem Glas.
Der Stylus ist in derselben Farbe gehalten wie die Tastaturhülle und besitzt eine austauschbare Spitze, die mit dem mitgelieferten Zangenwerkzeug entfernt werden kann und 4096 verschiedene Druckpunkte besitzt. Je nach App ist das Zubehör auch neigungsempfindlich, sodass ihr in variablen Breiten zeichnen und skizzieren könnt. Es gibt keinen wiederaufladbaren Akku; stattdessen setzt Amazon auf eine AAAA-Batterie, die im Lieferumfang enthalten ist und eine Lebensdauer von bis zu sechs Monaten hat. Sie wird eingesetzt, indem man die obere Abdeckung abschraubt. Der Stift macht in der Benutzung ziemlich gut, das Zeichnen und Erstellen von Notizen ist damit problemlos möglich. Die Latenz kommt allerdings nicht ganz an andere Spitzenmodelle wie den Apple Pencil 2 heran. Auf der flachen Seite des Stifts befindet sich ein Knopf, der in manchen Apps eine Radierfunktion erfüllt, wenn er gedrückt wird.
Eine kurze Einordnung, ob das Zubehör bei diesem Tablet überhaupt Sinn ergibt: Es erscheint natürlich logisch, dass Amazon ein als Produktivitätswerkzeug beworbenes Tablet mit dem passenden Zubehör versorgen möchte. Allerdings fällt nach sehr kurzer Zeit auf, dass nur der Stylus bei diesem Gerät einen Sinn ergibt. Notizen damit machen geht immer. Man muss die Tastaturhülle allerdings nicht langen nutzen, um zu merken, dass das Betriebssystem Fire OS nicht auf die Bedienung mit einer Tastatur ausgelegt ist. Es gibt keine speziellen Gesten zum Navigieren in Apps und zwischen Fenstern, es fehlt die Unterstützung für essenzielle Office-Anwendungen von Microsoft und anderen Herstellern. Wer mit diesem Gerät ein Dokument verfassen möchte, muss wohl auf die Web-Version von Microsoft Office 365 oder auf Google Docs zurückgreifen (ebenfalls in der Web-Version, es sei denn, man installiert die APK nach; im Amazon App Store ist die App nämlich nicht erhältlich).
Akku
Der im Amazon Fire Max 11 verbaute Akku ist 7500 Milliamperestunden groß – diese Akkukapazität ist bei Tablets in dieser Preisklasse die Norm. Amazon wirbt für das Tablet mit einer Akkulaufzeit von 14 Stunden. Im Praxistest hielt das Gerät tatsächlich problemlos zwei Tage intensiver Nutzung durch, ohne auf ein Ladekabel angewiesen zu sein. Das ist beachtlich und in allen Fällen ein großer Vorteil des Geräts. Ernüchternder ist die Ladedauer, die aufgrund des im Vergleich relativ langsamen 15 Watt-Laden über vier Stunden beträgt.
Preis
Das Amazon Fire Max 11 ist in der Speicherkombination 4/64 GByte bei Amazon für 270 Euro erhältlich. Bei anderen Händlern gibt es Restbestände ab 190 Euro (Preisvergleich).
Für den doppelten internen Speicher werden rund 30 Euro Aufpreis fällig, sodass man für die Speicherkombination 4/128 GByte dann auf einen Gesamtpreis von 300 Euro kommt. Die Tastaturhülle von Amazon kostet zusätzliche 90 Euro, der Eingabestift 35 Euro. Das Ganze ist auch in einem Bundle für rund 395 Euro (oder 425 Euro für die 128 GByte-Variante) erhältlich, wobei keine Preisersparnis entsteht. Die einzige verfügbare Farbe ist Grau/Silber.
Fazit
Amazons erster Versuch, mit dem Fire Max 11 ein Produktivitätswerkzeug auf den Markt zu bringen, ist ein mutiger, hat die Firma sich in der Vergangenheit doch eher auf Unterhaltungselektronik fokussiert. Dass Amazon sich um die größte Schwäche der Fire-Tablets – also das mangelhafte Betriebssystem Fire OS – nicht gekümmert und es nicht auf den vorgesehenen Einsatzbereich dieses Geräts angepasst hat, ist jammerschade und macht die Einstufung als Produkt zum Arbeiten hinfällig. Denn es ist klar, dass man mit diesem Tablet softwaremäßig nicht dazu in Stande ist, effizient Arbeit zu verrichten, ohne sich dauernd über Kleinigkeiten zu ärgern. Wer nach einem ernsthaften Arbeitsgerät sucht, sollte sich wirklich woanders umschauen.
Abgesehen davon ist das Fire Max 11 ein hervorragendes Tablet für Unterhaltung: Der Bildschirm ist klasse, die Performance deutlich besser als bei anderen Fire-Tablets von Amazon und die Akkulaufzeit schlicht hervorragend. Wer dieses Tablet zum Streamen von Serien, Schauen von Filmen oder für kleinere Spiele kauft, wird damit wunschlos glücklich. Andere eben nicht.
Künstliche Intelligenz
Europäer: Klassische Medien, KI-Detektoren und Staat müssen KI-Inhalte prüfen
Der Schutz der Demokratien in Europa vor KI-Falschnachrichten und Manipulationsversuchen kann aus Sicht der Europäer durch einen Dreiklang von prüfenden Institutionen gewährleistet werden: klassische Medien, KI-Detektoren und staatliche Regulierung. Die eigene Medienkompetenz wird als weniger wirksam eingestuft. Das geht aus einer aktuellen Studie des Vodafone Instituts hervor, der Denkfabrik des Telekommunikationsdienstleisters. KI wird demnach als große Gefahr für die Manipulation von Wahlen und auch das Untergraben des Vertrauens in politische Institutionen durch generierte Falschnachrichten beziehungsweise Desinformation gesehen.
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Bedeutung klassischer Medien hat zugenommen
Für die Studie wurden 12.086 wahlberechtigte Personen ab 18 Jahren in zwölf europäischen Ländern über computergestützte Online-Interviews im Frühjahr 2025 befragt, darunter auch 1002 Personen aus Deutschland. Der Befragung zufolge hat für mehr als die Hälfte der Europäer – unabhängig vom Alter – die Bedeutung redaktioneller Berichterstattung aufgrund der steigenden Gefahr von Falschnachrichten zugenommen. So stimmten insgesamt 53 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Bedeutung redaktioneller Beiträge aufgrund der aktuellen Lage gestiegen sei. Unter den 25- bis 34-Jährigen sind es 57 Prozent, bei den 18- bis 24-Jährigen und 35- bis 44-Jährigen mit 54 Prozent etwas mehr.

Jüngere informieren sich eher online, ältere eher in klassischen Medien, durch aktuelle Entwicklungen gewinnen redaktionelle Berichterstattungen an Gewicht, um Falschnachrichten zu vermeiden oder besser zu erkennen.
(Bild: Vodafone Institut)
Ältere Menschen konsumieren ohnehin eher klassische Medien, belegt die Studie: Im europäischen Durchschnitt und über alle Altersklassen hinweg greifen rund 60 Prozent der Befragten für politische Informationen auf klassische Medien wie Nachrichten im Fernsehen und Radio zurück. Die Nutzung von Fernsehen und Radio nimmt mit höherem Alter zu. Der Anteil in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen liegt bei gut 40 Prozent. Neben Nachrichten im Fernsehen und Radio spielen weitere Quellen eine wichtige Rolle: der persönliche Austausch innerhalb der Familie, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz (46 Prozent), redaktionelle Berichterstattung (43 Prozent) sowie politische Talkshows und Reportagen im Fernsehen (41 Prozent)
60 Prozent der 18- bis 24-Jährigen nutzen für politische Informationen soziale Medien. Instagram (61 Prozent), YouTube (57 Prozent) und TikTok (56 Prozent) sind hierbei die maßgeblichen Plattformen, die zumindest schon einmal zu diesem Zweck genutzt wurden. Mit Blick auf alle Befragten über alle Altersklassen hinweg zeigt sich ein zweigeteiltes Bild für den Nachrichtenbezug online: 47 Prozent informieren sich über Nachrichtenportale, 42 Prozent über soziale Medien.
Jüngere nehmen mehr Fake News wahr
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Wie häufig Menschen in Kontakt mit Falschnachrichten kommen, ist unter den Generationen ebenfalls unterschiedlich. Demnach gaben unter den 18- bis 24-Jährigen 38 Prozent an, in den vergangenen Monaten sehr oder extrem häufig Fake News wahrgenommen zu haben, während der Wert bei den über 64-Jährigen bei 16 Prozent liegt. Die Studie mutmaßt, dass dies unter anderem daran liegen könnte, dass junge Menschen mehr Zeit online verbringen und dadurch öfter Kontakt zu Desinformation haben. Ob sie vielleicht auch besser darin sind, Fake News zu erkennen, hat die Studie nicht untersucht. Sie kommentiert aber an anderer Stelle: „Während die meisten überzeugt sind, sich nicht von Falschnachrichten beeinflussen zu lassen, werden die Manipulationsgefahren bei anderen Personen als viel stärker eingeschätzt: 39 Prozent gegenüber 18 Prozent. Dies ist ein bekanntes Phänomen und daher wenig überraschend, dass es in allen Ländern vorzufinden ist. Es ist aber durchaus relevant, da es zu sozialer Spaltung beitragen kann. Wenn einzelne Gruppen glauben, dass „die Anderen“ durch Medien manipuliert werden, kann dies das Misstrauen in der Gesellschaft verstärken.“

In Südeuropa hat die Bedeutung von klassischen Medien aufgrund der Sorge vor Falschnachrichten zugenommen, in Nordeuropa eher weniger.
(Bild: Vodafone Institut)
Dass Falschnachrichten eine sehr große oder extreme Gefahr für die Demokratie darstellen, gaben 28 Prozent aller Befragten an. Am stärksten davon überzeugt sind Menschen aus Spanien mit 38 Prozent Zustimmung, und am wenigsten Menschen aus Finnland mit 15 Prozent. Je jünger die Befragten, desto stärker bewerten diese den Einfluss von Falschinformationen auf die Demokratie (35 Prozent bei den 25- bis 34-Jährigen vs. 21 Prozent bei den über 64-Jährigen). Wie häufig Fake News wahrgenommen werden, unterscheidet sich auch deutlich zwischen den Ländern: So wurden in Estland und Griechenland (39 und 35 Prozent) wesentlich mehr Fake News von Befragten wahrgenommen als etwa in Finnland und Schweden (20 und 19 Prozent).
KI als Brandbeschleuniger für Fake News
Da KI auch zur Erstellung von Fake News und täuschend echter Videos und Fotos im politischen Kontext genutzt werden kann, wurden Teilnehmende auch hierzu befragt: Die größten Risiken von KI für die Demokratie werden in Wahlmanipulationsmöglichkeiten im Vorfeld von Wahlen (36 Prozent) und dem Untergraben des Vertrauens in politische Institutionen durch KI-generierte Falschnachrichten (30 Prozent) gesehen. Auch überwiegt bei den befragten Europäerinnen und Europäern derzeit die Skepsis bei der Wahrnehmung von KI. Nur etwa 30 Prozent glauben, dass die Vorteile von KI insgesamt die Nachteile überwiegen. Besonders kritisch gegenüber KI-Inhalten zeigen sich Befragte aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich, während es in Südeuropa mehr Zutrauen gibt.

Gute Seiten – schlechte Seiten: KI wird eher skeptisch betrachtet, wo Vor- oder Nachteile liegen (könnten), wurde genauer abgefragt.
(Bild: Vodafone Institut)
Ein Dreiklang aus Maßnahmen hat den Befragten zufolge das größte Zukunftspotential, dem zu begegnen: KI-Detektoren, klassische Medien und staatliche Regulierungen. 45 Prozent sehen vor allem eine Überprüfung durch klassische Medien als relevant an, was besonders von Älteren genannt wurde. Als weniger zukunftsrelevant werden Erkennungsalgorithmen in sozialen Medien (35 Prozent), medienkompetente Nutzer (31 Prozent) und die Förderung des Austauschs von Best Practices durch internationale Organisationen (23 Prozent) gesehen.
Die Befragten sprechen sich dementsprechend für Maßnahmen wie das Kennzeichnen von KI-generierten Inhalten (65 Prozent), Faktenchecks (59 Prozent) sowie den Einsatz nationaler Aufsichtsbehörden (58 Prozent) aus. Teilnehmende aus Portugal befürworten in diesem Zusammenhang die verschiedenen Aspekte des DSA und des AI Act mit 70 Prozent am stärksten, während das Menschen aus Polen mit 50 Prozent am wenigsten tun. Zudem steigt die Zustimmung zu regulatorischen Maßnahmen mit dem Alter und der formalen Bildung. So werden beispielsweise Faktenchecks und die Unterbindung von Hassrede von knapp der Hälfte der formal niedrig Gebildeten (47 Prozent) befürwortet, bei den formal höher Gebildeten sind es zwei Drittel (65 Prozent).
Des Weiteren betrachten 43 Prozent aller Befragten Tools zur Erkennung von künstlich erstellten oder veränderten Videos, Bildern oder Audiodateien (KI-Detektoren) als zukunftsträchtige Lösungen. Bisher nutzen nur 14 Prozent der Befragten solche Detektoren, das Interesse sei aber bei jungen und formal höher gebildeten Menschen größer. Die Nutzungsbereitschaft variiert zwar zwischen den Ländern, aber fast ein Drittel der Europäer kann sich deren Einsatz zur Verifizierung politischer Inhalte gut vorstellen. Insgesamt zeigt die Studie: Ältere Befragte setzen mehr auf staatliche Regulierungen und Überprüfung mit klassischen Medien (49 Prozent bzw. 56 Prozent der über 64-Jährigen), Jüngere halten KI-Detektoren für geeigneter (50 Prozent der 18- bis 24-Jährigen).
KI mehr ein Thema für Jüngere
Der Studie zufolge sind Jüngere aber ohnehin diejenigen, die sich mehr mit KI-Tools auseinandersetzen und diese auch schon für politische Themen genutzt haben. Je jünger die Befragten sind, desto größer ist die Bereitschaft für die (zumindest einmalige) Nutzung. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es 79 Prozent, bei den über 64-Jährigen nur 24 Prozent.
Mit Abstand Spitzenreiter bei den KI-Tools ist ChatGPT, das bereits von einem Drittel im politischen Kontext mindestens einmal genutzt wurde, gefolgt von Google Gemini, Meta AI, Copilot und DeepSeek. Überbewertet werden dürfen diese Daten allerdings nicht, denn wie die Studie auch klarmacht, liegt die Nutzung von KI-Tools für die politische Meinungsbildung im Vergleich zu klassischen Medien oder Nachrichtenportalen und Social Media weit zurück: Insgesamt nur 11 Prozent der Befragten nutzen regelmäßig ChatGPT oder anderen KI-Tools, wenn es um die Beschaffung von politischen Informationen geht.

Parteienwerbung hat einen noch schlechteren Ruf als soziale Medien oder KI-Tools.
(Bild: Vodafone Institut)
Und auch wenn jüngere Befragte von 18 bis 24 Jahren zu 48 Prozent die Meinung vertreten, dass KI mehr Vor- als Nachteile bringt, hinterfragen diese Altersgruppen KI-generierte Inhalte mit 43 Prozent sogar leicht überdurchschnittlich. Über alle Altersgruppen hinweg sind 40 Prozent der Befragten KI-Inhalten gegenüber misstrauisch, ähnlich wie auch gegenüber Social-Media-Inhalten mit 41 Prozent. Mit 43 Prozent schneidet nur noch die Werbung von Parteien unter den Befragten schlechter ab.
(kbe)
Künstliche Intelligenz
software-architektur.tv: DiversIT(y) – Diversität in der IT
Wie erleben Menschen, die in der IT unterrepräsentiert sind, ihren Arbeitsalltag wirklich? In diesem Livestream bringen Liam Bergh, Sabine Wojcieszak und Eberhard Wolff ungefilterte Stimmen direkt auf die Bühne der IT-Tage.
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Im Vorfeld haben sie persönliche Erfahrungsberichte gesammelt – von Mikroaggressionen im Team-Meeting bis zu strukturellen Hürden beim Karrierestart. Diese anonymisierten Geschichten lesen sie vor und diskutieren gemeinsam: Was läuft schief? Was funktioniert bereits gut? Und vor allem: Was kannst du selbst, dein Team oder deine Organisation morgen konkret anders machen?
Aus der Praxis für die Praxis: Diese Session richtet sich an alle, die Diversität nicht nur als HR-Thema verstehen, sondern als strategischen Erfolgsfaktor für ihre IT-Organisation. Ob CTO, Teamlead oder Entwickler:in – hier erhältst du ungefilterte Einblicke aus dem Projektalltag, die sonst oft unsichtbar bleiben, und kannst konkrete Impulse direkt in deinen Alltag mitnehmen.
Was du mitnimmst: Echte Erfahrungen statt Theorie, Verständnis für Barrieren im IT-Alltag und Handlungsfelder für inklusive Teams – so konkret wie möglich, so anonym wie nötig.
Lisa Maria Schäfer malt dieses Mal keine Sketchnotes.
Livestream am 9. Dezember
Die Ausstrahlung findet am Dienstag, 9. Dezember 2025, live ab 13:00 Uhr statt. Die Folge steht im Anschluss als Aufzeichnung bereit. Während des Livestreams können Interessierte Fragen via Twitch-Chat, YouTube-Chat oder anonym über das Formular auf der Videocast-Seite einbringen.
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software-architektur.tv ist ein Videocast von Eberhard Wolff, Blogger sowie Podcaster auf iX und bekannter Softwarearchitekt, der als Head of Architecture bei SWAGLab arbeitet. Zum Team gehören außerdem Lisa Maria Schäfer (Socreatory) und Ralf D. Müller (DB Systel). Seit Juni 2020 sind über 250 Folgen entstanden, die unterschiedliche Bereiche der Softwarearchitektur beleuchten – mal mit Gästen, mal Wolff, Schäfer oder Müller solo. Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren bindet iX (heise Developer) die über YouTube gestreamten Episoden im Online-Channel ein, sodass Zuschauer dem Videocast aus den Heise Medien heraus folgen können.
Weitere Informationen zu den Folgen finden sich auf der Videocast-Seite.
(mdo)
Künstliche Intelligenz
Vorstellung Mercedes GLB EQ: Im zweiten Anlauf erfolgreich?
Mercedes überrascht mit dem zweiten GLB gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen erinnert gerade die hintere Seitenlinie ziemlich an den Smart #5. Zum anderen hält der Konzern am Konzept fest, zwei ähnlich große SUV-Modelle anzubieten. Bisher gab es mit primärem Hinterradantrieb und Wandlerautomatik auf der einen Seite – der des GLC – und primärem Frontantrieb und Doppelkupplungsgetriebe im EQB/GLB Unterschiede, die das Fahren prägten. Das wird mit dem Modellwechsel beseitigt. Der GLB EQ bekommt wie der GLC EQ Hinterradantrieb.
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Zugelegt
Der neue GLB wird etwas größer als sein Vorgänger. In der Länge legt er um 4,8 cm auf 4,73 m zu, in der Breite sind es mit 1,86 m 2,7 cm mehr. Der Radstand wächst um 6 cm auf 2,89 m. Standardmäßig ist der GLB ein Fünfsitzer, gegen Aufpreis gibt es zwei weitere Sitze in dritter Reihe. Dann allerdings wird der Kofferraum nicht viel mehr als eine kleine Ablage sein – Mercedes nennt dieses Volumen nicht einmal. Als Fünfsitzer fasst dieser Teil des Gepäckraums 540 Liter im Fünfsitzer. Wer die dritte Reihe bestellt hat, aber gerade nicht nutzt, kann 480 Liter einladen. Bemerkenswert üppig ist mit 127 Litern das Fach unter der vorderen Haube. Auch die maximale Anhängelast ist mit zwei Tonnen großzügig ausgelegt.

Mercedes-Benz
)
Im Innenraum erwartet den Fahrer und seine Gäste das nun schon aus einigen Neuvorstellungen dieses Jahres bekannte Design. Es gibt ein von Bildschirmen dominiertes Armaturenbrett, optional auch mit Beifahrer-Display. Als Betriebssystem dient MB.OS. Eine erste Ausfahrt mit dem CLA EQ zeigte, dass die Sprachsteuerung nochmals verbessert wurde. Es sei allen empfohlen, ihr zumindest eine Chance zu geben, denn sie erleichtert den Zugang wirklich deutlich. Anders als bisher ist ein großes Glasdach serienmäßig, doch es gibt keine Chance mehr, es auch öffnen zu können.
Auch wieder mit Verbrenner
Ursprünglich sollte der Verbrenner mit diesem Modellwechsel Vergangenheit sein, doch während der Entwicklung steuerte Mercedes um. Zusätzlich zu den batterieelektrischen Antrieben, die die Verantwortlichen in den Fokus der Aufmerksamkeit schieben möchten, sind drei Mild-Hybride geplant. Die Leistungsdaten verrät Mercedes für das SUV noch nicht, sie sollen erst im kommenden Jahr kommuniziert werden. Denkbar, ja sogar wahrscheinlich ist ein Angebot wie im CLA, wo die Hybride mit 100, 120 und 140 kW angeboten werden. Anders als im E-Auto ist hier der Frontantrieb der primäre, die Hinterachse wird in dem Allradmodell nur bei Bedarf hinzugeholt. Ein Doppelkupplungsgetriebe mit acht Stufen ist Standard.
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Die Pufferbatterie hat bis zu 1,3 kWh, schreibt Mercedes. Bei sehr geringer Lastanforderung sei sogar elektrisches Fahren möglich. Das ist natürlich bestenfalls Beiwerk, denn im Kern geht es um eine variable Lastpunktverschiebung: Der Verbrenner soll, sooft es eben möglich ist, nahe seines besten Wirkungsgrades arbeiten. Die Einlassventile schließen früher als gewöhnlich, um im sogenannten “Miller-Brennverfahren” eine bessere Nutzung der Expansion zu ermöglichen und damit die Effizienz weiter zu erhöhen. Verbrauchswerte nennt Mercedes noch keine.
Zwei E-Antrieb zum Start des Verkaufs
Ohnehin stehen die drei Mild-Hybride im Schatten der batterieelektrischen Antriebe. Zum Start gibt es ein Heckantriebsmodell (GLB 250+ EQ) mit 200 kW und 335 Nm und ein Allradler, der dem noch einen Elektromotor mit 80 kW an der Vorderachse hinzufügt. Der GLB 350 4Matic kommt damit auf eine Systemleistung von 260 kW und ein maximales Drehmoment von 515 Nm. Viele Hersteller nutzen für den sekundären Antrieb einen Asynchronmotor, der sich ohne Last energieeffizienter mitschleppen lässt, dafür aber andere Nachteile hat. Mercedes verbaut dagegen zwei Synchronmotoren und schreibt sich nebenbei auf die Fahnen, den Anteil schwerer seltener Erden massiv reduziert zu haben.
Langsam, sehr langsam verschiebt sich der Fokus des Interesses bei Elektroautos von der reinen „Und-wie-weit-kommst-du-Debatte“ in eine etwas breitere Betrachtung. Im WLTP nennt Mercedes für den 250+ eine Reichweite zwischen 542 und 631 km, im 350 4Matic sollen es 521 bis 614 km sein. In beiden Fällen ist eine NMC-Batterie (Nickel-Mangan-Cobalt) mit nutzbaren 85 kWh eingebaut. Mercedes macht beim Laden einen riesigen Schritt nach vorn, der manche Bedenken zumindest etwas Wind aus den Segeln nehmen könnte. In der Spitze lädt der GLB mit bis zu 320 kW. Innerhalb von 10 Minuten sollen bis zu 260 km WLTP-Reichweite nachgefüllt sein. Einen Wert für die Aufladung von 10 auf 80 Prozent bleibt die erste Pressemeldung noch schuldig, doch wir gehen davon aus, dass dieser Wert identisch mit dem im CLA EQ sein wird. Dort sind es 22 Minuten. Das wären im Schnitt netto rund 162 kW Ladeleistung.
620 km auf der Autobahn
Eine spekulative Beispielrechnung zur Veranschaulichung: Man startet mit 100 Prozent und fährt die Batterie bis auf 10 Prozent herunter. Das dürften auf der Autobahn, sofern man es nicht auf einen besonders hohen Verbrauch anlegt, mit etwas zusätzlichem Puffer wenigstens rund 350 km sein. Nach der Aufladung auf 80 Prozent kämen wieder etwa 270 km hinzu. Mit einer Pause von 22 Minuten wären somit rund 620 km möglich – wie gesagt, mit etwas Puffer gerechnet. Auch der GLB wird damit nicht jene abholen, die 1000 km ohne jeglichen Stopp absolvieren wollen, aber möglicherweise ein Teil der restlichen Interessenten.

Mercedes-Benz
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Einschränkungen beim Laden
Zwei Einschränkungen beim Laden gibt es: Wie schon im CLA EQ wird auch der GLB EQ an DC-Ladesäulen mit 400 Volt nur laden können, wenn eine entsprechende Zusatzausstattung geordert wurde. Das trifft zwar nicht auf alle öffentlichen Gleichstromlader zu, kann aber unter Umständen ziemlich unangenehm sein. Hoffentlich hat ein aufmerksamer Programmierer daran gedacht, in GLB-Modellen ohne dieses Extra die inkompatiblen Ladesäulen im Navi auszublenden. Bedenken sollte der Interessent auch, dass serienmäßig nur ein 11-kW-AC-Lader eingebaut ist. Wer an Wechselstrom mit 22 kW laden möchte, muss das ebenfalls ab Werk ordern.
Weniger teuer als der GLC
Vielleicht tröstet es den ein oder anderen, dass der GLB EQ weniger kostet als der GLC EQ. Von preiswert ist dabei selbstverständlich nicht die Rede. Das vorläufige Basismodell ist mit 59.048 Euro angepriesen, der 350er mit 62.178 Euro. Das ist eine überaus selbstbewusste Ansage, denn der GLB-Einstieg liegt damit erheblich oberhalb von Elektroautos wie Skoda Enyaq, BMW iX1 (Test) oder dem Smart #5. Ein Basismodell für etwas weniger Geld soll folgen, doch auch hier sollte sich der Interessent keine übertriebenen Hoffnungen machen: Mit der von den meisten wohl gewählten Ausstattung wird kein GLB EQ wesentlich weniger als 60.000 Euro kosten. Der erste Anlauf von Mercedes in die Welt der Elektromobilität war nicht besonders erfolgreich. Der zweite ist gleichwohl mit einer mutigen Preisgestaltung versehen.
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