Digital Business & Startups
Ungebrochen innovativ – jetzt zeigt sich Israels ganze Stärke
Die vergangenen zwei Jahre waren für Israel alles andere als einfach. Zwischen Terror, gesellschaftlicher Polarisierung und durch ein zunehmend komplexes geopolitisches Umfeld, stand das Land vor vielfältigen Herausforderungen. Die Resilienz und Innovationskraft der Wirtschaft der “Startup Nation” wurde dabei auf eine harte Probe gestellt. Es lohnt sich daher genauer zu analysieren, warum das Land heute weiterhin Investoren anzieht, der Ausblick weiterhin positiv ist und was wir in Europa davon lernen können.
Ein Land im stetigen Aufbruch
Frühsommerliche 25 Grad erwecken in diesen Tagen das Leben in Tel Aviv. Läuft man durch die Straßen und Parks der Stadt, zeigt sich dort die gewohnte Lebensfreude – von den vielen schweren Stunden, die das Land in der letzten Zeit durchstehen musste, ist auf dem Ben-Gurion-Boulevard wenig zu spüren. Auch dies ist ein Ergebnis der starken Widerstandskraft der israelischen Wirtschaft und Bevölkerung. Getragen von Innovation, Anpassungsfähigkeit und einem tief verankerten Unternehmergeist wurde das Land vor einer tieferen Krise bewahrt.
Die sichtbare Lebendigkeit auf den Straßen täuscht jedoch nicht über das hinweg, was das Land an tiefgreifenden und wirtschaftlichen Herausforderungen in den letzten zwei Jahren durchlaufen hat. Viele Unternehmen waren gezwungen, sich neu aufzustellen, ihre Strategien zu überdenken und operative Prozesse an eine sich ständig verändernde Realität anzupassen.
Gerade in diesen Momenten zeigte sich, wie eng Innovationskraft und Pragmatismus in Israels Unternehmertum miteinander verwoben sind – ein Zusammenspiel, das nicht nur Flexibilität, sondern auch kreative Lösungsansätze fördert. Das zeigt sich auch mit Blick auf die aktuellen wirtschaftlichen Prognosen. Die OECD geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Israel im Jahr 2025 um 3,4 % und in 2026 sogar um 5,5 % wachsen wird – deutlich über dem globalen Durchschnitt. Und das in einer Zeit, in der viele andere Länder mit konjunkturellen Unsicherheiten, Inflation und Investitionszurückhaltung zu kämpfen haben. Zum Vergleich: Für den Euroraum erwartet die OECD im Jahr 2025 ein moderates Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von etwa 1,0 %. Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas wird ein BIP-Wachstum von 0,4 % im Jahr 2025 und 1,1 % im Jahr 2026 prognostiziert. Für die positive Entwicklung Israels gibt es zwei Gründe, die von Interesse sind.
Was Europa von Israel lernen kann
Grundsätzlich kann Israel auf die allgemeinen wirtschaftlichen Trends bauen. Die strategische Relevanz für den Einsatz von künstlicher Intelligenz, der erhöhte Bedarf von Cybersicherheit und Softwareentwicklung lassen Israel als Vorreiter in diesen Bereichen ökonomisch prosperieren. Die angekündigte Übernahme des israelischen Cybersecurity-Unternehmens Wiz durch Google ist ein prägnantes Beispiel dafür, welche zunehmend wichtige Bedeutung Unternehmen diesen Bereichen beimessen. . Auch die nächsten Jahre werden diesem Trend keinen Abriss tun, somit kann das Land auf dieser guten Grundlage aufbauen.
Zum Anderen zeigt es sich aber auch, dass israelische Unternehmen in den letzten Jahren weitaus sicherer durch Krisen gekommen sind als ihre europäischen Pendants. Während der Krieg in der Ukraine, Lieferketten-Problematiken und andere geopolitische Krisen europäische Unternehmen in eine Schockstarre versetzen, aus denen sie sich bis heute nicht gelöst haben, reagierten die Unternehmen und Startups Israels mit einer großen Resilienz und Anpassungsfähigkeit auf die jüngsten Ereignisse.
Aus dieser Anpassungsfähigkeit kann Europa lernen. In einem geo-politischen und gesellschaftlichen Umfeld, welches in Zukunft noch stärker von Unsicherheiten geprägt sein wird, kann im Stillstand zu verharren keine Lösung sein. Unternehmen müssen eine dynamische Kultur implementieren, die höchst anpassungsfähig auf Krisen reagiert. Hier muss ganz nach Churchills Ansatz agiert werden: “Verbessern bedeutet, sich zu verändern; perfekt zu sein bedeutet, sich oft verändert zu haben.” Lange Prozesse, starre Hierarchien und Festhalten an gewohnten Abläufen müssen der Vergangenheit angehören – nur so besteht die Chance, als Unternehmen im neuen 21ten Jahrhundert zu erfolgreich zu agieren.
Der Standort Israel bleibt weiterhin für Investoren interessant
Israel bleibt weiterhin ein attraktiver Investitionsstandort – nicht nur wegen seiner technologischen Exzellenz, sondern vor allem wegen der einzigartigen Kombination aus Innovationsdichte, Fachkräften mit tiefem technischem Know-how und einer ausgeprägten Startup-Kultur. Als ich im vergangenen Jahr ein signifikantes Investment eines deutschen Unternehmens in Israel begleiten durfte, wurde dies auch mir wieder deutlich vor Augen geführt. Ich durfte ein Team von Ingenieuren und Entwicklern kennenlernen, die nicht nur technisch hervorragend ausgebildet waren, sondern auch durch ihren Pragmatismus und ihren Leistungswillen überzeugten
Die Entscheidung in Israel zu investieren, wurde somit unabhängig von aktuellen weltweiten Krisen getroffen, haben sie doch weniger Auswirkungen auf das tägliche Geschäft als anderswo. In einem volatilen globalen Umfeld, in welchem Unternehmen täglich vor neue Herausforderungen gestellt werden, kann die Kultur und das technische Know-how israelischer Unternehmen ein Game Changer sein.
Israel funktioniert dabei nicht nur als Innovationsquelle, sondern auch als kultureller Impulsgeber. Die tief verwurzelte Mentalität, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und flexibel auf Veränderungen zu reagieren, kann durch ein Investment auch ins eigene Unternehmen geholt werden. Durch frische Impulse für die eigene Unternehmenskultur kann ein Wettbewerbsvorteil entstehen, der über das rein Technologische hinausgeht. Auch dies war eins der Learnings der Investition des vergangenen Jahres.
Der Ausblick ist positiv
All diese Entwicklungen machen eins deutlich: Es ist nicht die Abwesenheit von Krisen, die Israel wirtschaftlich voranbringt – es ist die Fähigkeit, unter Druck zu handeln, Risiken in Chancen zu verwandeln und dabei konsequent auf Innovation zu setzen. So konnte sich das Land in der Vergangenheit stetig wirtschaftlich entwickeln und so hat es auch die Schwierigkeiten der jüngsten Vergangenheit überwunden. All dies sind Punkte, die europäische Unternehmen zum Status quo vermissen lassen.
Somit sprechen nicht nur die aktuellen technologischen Trends dafür, dass die Entwicklung in eine positive Richtung geht, auch die unsere und zahlreiche andere Investitionen zeigen, dass die Zukunft des Landes positiv ist. Europäische Unternehmen sollten diese Chance sehen und ergreifen. Ob nun als Investition oder durch eine Zusammenarbeit, die Partnerschaft mit Israel lohnt sich. Sie kann neue Impulse geben und bietet viel Potenzial. Und für wen beides nicht das richtige ist, der sollte die Lebensfreude Tel Avivs in diesen Tagen genießen, sollte durch die Straßen und Boulevards schlendern und sich kulinarisch bereichern lassen – auch das lohnt sich.
Über den Autor
Marc Jacob ist M&A-Manager bei KARL STORZ und begleitet dort nationale wie internationale Transaktionen. Darüber hinaus ist er an der Schnittstelle von Corporate M&A, Venture Capital und Startup Building aktiv. Er unterstützt Unternehmen und Gründerteams bei Wachstumsfinanzierungen, strategischen Beteiligungen und der Integration von Start-ups. Er studierte Finance in Frankfurt, Budapest und Los Angeles mit einem Schwerpunkt auf M&A und Unternehmensfinanzierung.
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Terra One erhält 150 Millionen – Vinlivt sammelt 3,5 Millionen ein – Check Point kauft Lakera
#DealMonitor
+++ #DealMonitor +++ Batteriespeicher-Startup Terra One erhält 150 Millionen +++ FinTech Vinlivt sammelt 3,5 Millionen ein +++ Millionen-Exit: Check Point kauft Lakera +++ D-ID kauft Simpleshow +++ Teylor kauft Capetec +++

Im #DealMonitor für den 18. September werfen wir einen Blick auf die wichtigsten, spannendsten und interessantesten Investments und Exits des Tages in der DACH-Region. Alle Deals der Vortage gibt es im großen und übersichtlichen #DealMonitor-Archiv.
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INVESTMENTS
Terra One
+++ Die Asset-Management-Gesellschaft Aviva Investors stellt Terra One im Rahmen einer Mezzanine-Finanzierung 150 Millionen Euro zur Verfügung – siehe sifted. Die Berliner Jungfirma, 2022 von Thomas Antonioli und Tony Schumacher gegründet, setzt auf “KI-optimierte Batteriespeicher”, vor allem aber auf “dezentrale Stromspeicherung”. Zur Idee heißt es weiter: “Terra One kombiniert Batteriespeichertechnologie mit innovativen Machine-Learning-Lösungen, um das Stromnetz zu stabilisieren und erneuerbare Energien effizient zu nutzen”. 468 Capital, PT1, neosfer, Maximilian Tayenthal, Jan Beckers sowie die Scout Funds von Hedosophia und Andreessen Horowitz investierten zuletzt 7 Millionen Euro in Terra One. PT1 hält derzeit rund 12 % am Unternehmen. Auf 468 Capital entfallen 10 %. Mehr über Terra One
Vinlivt
+++ Nicht genannte amerikanische Investoren, das FinTech-Ökosystem Tenity, ein Family Office sowie Business Angels wie Christian Schwalb, Olaf Zöftig, Andreas Kötterheinrich und Marcus Knispel investieren 3,5 Millionen Euro in Vinlivt – siehe auch Startbase. Das Münchner FinTech (früher als Finfio unterwegs), das von Uwe Lätsch und Dariusz Borowski an den Start gebracht wurde, möchte “finanzielle Vorsorge für jeden leicht und zugänglich” machen. “Kontrolliere deine Ausgaben, sorge für den optimalen Versicherungsschutz und erreiche deine Sparziele”, heißt es zum Konzept. Business Angels wie Tim Bütecke, Torsten Oletzky, Oliver Herrmann und Daniel Feyler investierten zuletzt knapp 1 Million Euro in das Unternehmen. Mehr über Vinlivt
MERGERS & ACQUISITIONS
Check Point – Lakera
+++ Das amerikanische Security-Unternehmen Check Point übernimmt das Schweizer AI-Startup Lakera. “With this acquisition, Check Point sets a new standard in cyber security, becoming able to deliver a full end-to-end AI security stack designed to protect enterprises as they accelerate their AI journey”, teilt das Unternehmen mit. Der Kaufpreis soll bei rund 300 Millionen US-Dollar liegen – siehe Ctech. Lakera, 2021 von David Haber, Matthias Kraft und Mateo Rojas-Carulla gegründet, positioniert sich als “The Real-Tme AI Security Company”. Atomico, Citi Ventures, Dropbox und Altinvestoren wie Redalpine investierten zuletzt 20 Millionen US-Dollar in Lakera. Zuvor flossen rund 10 Millionen in das Unternehmen. Auch der Frühphasen-Investor Fly Ventures aus Berlin war bei Lakera an Bord. Mehr über Lakera
D-ID – Simpleshow
+++ Der israelische Video Creation-Dienst D-ID übernimmt das 2008 gegründete Berliner Video-Startup Simpleshow. “The combined company unites D-ID’s cutting-edge interactive AI Visual Agents and AI avatar technologies with simpleshow’s industry-leading explainer video maker. It will offer the most comprehensive, enterprise-grade platform for human-like, two-way video communication”, heißt es in einer Pressemitteilung zur Übernahme. In den vergangenen Jahren flossen laut Crunbase wohl rund 20 Millionen US-Dollar in das Unternehmen, das von Jens Schmelzle, Adrian Thoma und Kai Blisch gegründet wurde. Verbürgt ist ein Investment über 15 Millionen – vom Luxemburger Geldgeber BIP. Zu den Kundinnen und Kunden von Simpleshow gehören rund 1.500 Unternehmen. Der Kaufpreis ist nicht bekannt. Mehr über Simpleshow
+++ Das schwedische Werbetechnologie-Unternehmen Verve Group übernimmt die Dortmunder Couponing-Firma Acardo Group. “Mit der Übernahme erweitern wir Verve um einen technologisch führenden Partner im Bereich der Verbraucheraktivierung, der perfekt zu unserer Strategie passt. Acardo stärkt unser internationales Wachstum in Europa erheblich”, teilt Verve mit. Der Kaufpreis liegt bei 24,5 Millionen Euro. Seit 2023 gehörte acardo zum Unternehmen Vectron Systems, das unter anderem Kassensysteme entwickelt. Mitte 2024 wurde Vectron vom US-Konzern Shift4 übernommen. Kurz danach stand acardo dann zum Verkauf. Über 100 Mitarbeitende arbeiten derzeit für acardo, das 2000 gegründet wurde. Zum Unternehmen gehören Marken wie couponplatz und Scondoo. Mehr über Acardo Group
Teylor – Capetec
+++ Das Schweizer Kredit-FinTech Teylor übernimmt das 2024 gegründete Düsseldorfer Unternehmen Capetec, das Finanzvermittler:innen bei ihrer Arbeit unterstützt, – siehe auch Finance Forward. Teylor, 2018 von Patrick Stäuble in Zürich gegründet, vermittelte zunächst Kredite an Mittelständler. Inzwischen bietet das Unternehmen seine Kredit-Technologie auch Banken an. Barclays, M&G Investments und weitere Geldgeber investierten zuletzt 275 Millionen Euro in Teylor. Die Übernahme von Capetec ist bereits die dritte Übernahme innerhalb der vergangenen 18 Monate. Zuletzt hatte das Team die “gesamte Factoring-Sparte der grenke AG” übernommen. Davor kaufte Teylor im Rahmen eines Asset-Deals den insolventen Kreditmarktplatz Creditshelf. Mehr über Teylor
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„Jeder hat Ja gesagt“ – wie ein deutsches KI-Startup im Silicon Valley durchstartete

Geldbeschaffung in Deutschland für ein KI-Startup? Sehr schwierig. Mehrere Millionen in einer Woche im Silicon Valley auftreiben? Einfach. Das sagt Kevin Wu, Mitgründer und CEO von Leaping AI.
Leaping AI ist ein Unternehmen, das Sprach-KI-Agenten für Callcenter, Kundenservice und andere Anwendungsbereiche entwickelt. Wu gründete das Unternehmen 2023 in Deutschland, gemeinsam mit Arkadiy Telegin. Auch er ist Mitgründer und CTO von Leaping AI. Anfang dieses Jahres schloss das Unternehmen nach seiner Teilnahme am Y Combinator eine Finanzierungsrunde ab.
Leaping AI erhielt eine Seed-Finanzierung in Höhe von 4,7 Millionen US-Dollar (ca. vier Millionen Euro) unter der Leitung von Nexus Venture Partners. Zu den weiteren Investoren gehörten Y Combinator-Mitbegründer Paul Graham und Shopify COO Kaz Nejatian. Sowie Ritual Capital, Pioneer Fund, Orange Collective und die Gründer der Sprach-KI-Plattform Cartesia.
Die Inspiration kam nach einem undankbaren Arbeitstag bei Amazon
Wu, der derzeit in San Francisco lebt, gab seine Stelle als Berater bei der Boston Consulting Group in Berlin auf, um das Unternehmen zu gründen. Er sagte, er sei unter anderem durch eine Erfahrung inspiriert worden, die er Jahre zuvor als Praktikant bei Amazon gemacht hatte. Damals musste er einen Tag lang im Callcenter arbeiten, Telefonate annehmen und mit Kunden sprechen.
„Es war ein so undankbarer Job“, sagt Wu und erklärt damit, warum es Zeit für eine Veränderung ist.
Die Kunden von Leaping AI kommen aus verschiedenen Branchen: Reisen, Haushaltsdienstleistungen, Krankenversicherungen oder Immobilien. Die Voice-Agenten des Startups bearbeiten nach eigenen Angaben derzeit 10.000 Anrufe pro Tag.
Für einen Kunden, ein großes Reiseunternehmen, können laut Leaping AI rund 50 Prozent der sich wiederholenden, buchungsbezogenen Anrufe ohne menschliche Hilfe abgewickelt werden. Die KI-Agenten haben außerdem eine Kundenzufriedenheit von über 90 Prozent erreicht, so das Unternehmen.
Die Startfinanzierung plant Leaping AI zu nutzen, um seine Produkt- und Markteinführungsteams zu erweitern, seine Agentenfähigkeiten zu verbessern und die Nachfrage zu befriedigen.
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Geldbeschaffung in Deutschland vs. Silicon Valley
Zunächst versuchten die Gründer von Leaping AI, in Deutschland, wo Wu aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, Geld zu beschaffen. Das gelang jedoch nicht.
„Es ist so schwer, in Deutschland ein Unternehmen zu gründen. Es gibt kein Risikokapital für technische Gründer mit unerprobten Geschäftsmodellen in der Frühphase“, so Wu.
Ende 2024 wurde Leaping AI nach zwei vorherigen Absagen in das Programm von Y Combinator aufgenommen und zog nach San Francisco.
„Unsere Einnahmen verdoppelten sich innerhalb der ersten zwei Monate, in denen wir hier waren. Wir haben also in zwei Monaten mehr Umsatz gemacht als in einem Jahr in Deutschland“, sagte er.
Leaping AI hat nach eigenen Angaben kürzlich die Marke von einer Million Dollar (ca. 857.000 Euro) an jährlich wiederkehrenden Einnahmen überschritten.
Als es nach der Teilnahme am Y Combinator darum ging, in Silicon Valley Kapital einzuwerben, sagte Wu, er habe fünf Tage hintereinander täglich 14 Meetings in 30-Minuten-Blöcken ohne Pause absolviert. Am Ende der ersten Woche hätten sie 4,7 Millionen Dollar (ca. vier Millionen Euro) eingesammelt und sogar noch mehr Angebote erhalten. Die für die zweite Woche geplanten Treffen habe er daraufhin abgesagt.
„Hier hat so ziemlich jeder ‚Ja‘ gesagt“, sagt Wu.
Der Gründer äußerte, dass der Abschluss bei Y Combinator und die Unterstützung durch Graham den entscheidenden Unterschied gemacht hätten. Dadurch habe sich ihr Netzwerk sofort erweitert und das Startup sei für Investoren attraktiv geworden.
„Paul Graham ist der Kobe Bryant der Startups“, sagt er. „Wenn Paul Graham investiert, sehen die Leute das normalerweise als ein sehr gutes Zeichen“.
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Leaping AI hat es seit seinem Sitz in den USA einfacher
Y Combinator hat stark in KI investiert. Die letzten Jahrgänge des Startup-Accelerators wurden von KI-Startups dominiert, die von jungen Gründern geleitet wurden. Y Combinator investiert 500.000 Dollar (ca. 428.500 Euro) in jedes Unternehmen, das es aufnimmt. Zu seinen ehemaligen Mitgliedern gehören Airbnb, Coinbase und der US-amerikanische Lieferdienst Doordash.
Leaping AI habe auch davon profitiert, dass es bereits seit einem Jahr existiere, sagte Wu. Er fügte hinzu, dass das Unternehmen mehr Zugkraft habe als einige der anderen Unternehmen in ihrer Y Combinator-Kohorte, die von jungen Hochschulabsolventen geführt wurden.
Laut eigenen Aussagen sei es für Informatikabsolventen in Deutschland wie ihn ein Traum, es ins Silicon Valley zu schaffen, und er würde andere Gründer ermutigen, dies zu tun. Wenn man es nicht zu Y Combinator schaffe, könne man sein Glück auch selbst in die Hand nehmen.
„Man könnte buchstäblich für einen Monat hierherfliegen, Investoren kennenlernen und versuchen, eine Finanzierung zu bekommen, mit dem Versprechen, dass man nach San Francisco zieht. Und sobald man das Geld der Investoren hat, ist es viel einfacher“, sagte er.
„Ich denke, YC ist ein guter Weg, um in die USA zu kommen“, sagt er.
„Aber es ist nicht der einzige Weg“.
Wu äußerte, dass es für Leaping AI jetzt, da es in den USA ansässig ist, einfacher ist, sein Produkt in Deutschland zu verkaufen.
„Man wird als Unternehmen mit deutschen Wurzeln gesehen. Eines, das die Sprache der Deutschen spricht. Man ist jedoch ein Unternehmen aus dem Silicon Valley“, sagte er und fügte hinzu: „Man wird als Vorreiter für Innovationen gesehen“.
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Wir haben Transporter vom Viehzüchter gemietet
Das Berliner Unternehmen Saflux, 2021 von Christopher Drywa, Marc Ziller und Benny Luth gegründet, hilft Unternehmen mit Hilfe von Beleuchtungs- und Photovoltaikanlagen Energiekosten zu sparen. Zu den Kunden der Jungfirma, die bisher komplett ohne externe Geldgeber ausgekommen ist, gehören unter anderem die Schwarz Gruppe, HEM und Paulaner. Nach eigenen Angaben erwirtschaftete das Team zuletzt einen siebenstelligen Umsatz.
Der Weg zum heutigen Konzept war für das Team ein langer Marsch: “Ganz am Anfang wollten wir einfach LED-Leuchten bei Amazon verkaufen und damit schnell ein bisschen Geld verdienen. Dann wollten wir LED-Panels in Banken tauschen – die alten quadratischen Deckenleuchten gegen neue. Danach kam die Idee, Leuchten zu vermieten – damals hat gefühlt jedes dritte Startup irgendwas vermietet. Inzwischen bauen wir mit eigenen Ingenieuren und Montageteams hochkomplexe Lichtsysteme für die Industrie”, sagt Gründer Luth.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht das Saflux-Team einmal ganz ausführlich über den Stand der Dinge in ihrem Unternehmen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Saflux erklären?
Drywa: Oma, wir sind eigentlich kein klassisches Startup – eher ein richtiges Unternehmen! Kurz gesagt: Firmen zahlen oft viel zu viel für Energie. Wenn die Preise steigen, wird’s schnell eng. Wir helfen ihnen, ordentlich Kosten zu sparen – indem wir moderne Lampen einbauen, die weniger Strom verbrauchen, und Solaranlagen, die den eigenen Strom liefern. Quasi wie deine Anlage auf dem Dach – nur halt 250-mal größer.
Hat sich das Konzept oder Geschäftsmodell seit dem Start verändert?
Luth: Definitiv. Ganz am Anfang wollten wir einfach LED-Leuchten bei Amazon verkaufen und damit schnell ein bisschen Geld verdienen. Dann wollten wir LED-Panels in Banken tauschen – die alten quadratischen Deckenleuchten gegen neue. Danach kam die Idee, Leuchten zu vermieten – damals hat gefühlt jedes dritte Startup irgendwas vermietet – das war wohl gerade “in”. Inzwischen bauen wir mit eigenen Ingenieuren und Montageteams hochkomplexe Lichtsysteme für die Industrie. Vom einfachen Lichtpunkt, über intelligente Steuerungen und Sensorik bis hin zu “Human Centric Lighting”. Wir entwickeln viele Komponenten sogar selbst. Kein Sexy-Thema, aber für jedes Gewerbe absolut essenziell. Und es geht weiter – unser Ziel ist, Unternehmen ganzheitlich beim Energiesparen zu unterstützen. Deshalb haben wir unser Angebot strategisch erweitert und sind auch in den gewerblichen Photovoltaikmarkt eingestiegen – von der Planung bis zur Umsetzung alles aus einer Hand. Das ist aber nur der Anfang. Es gibt noch viele Produkte und Lösungen, die wir in den nächsten Jahren angehen wollen. Das Potenzial im gewerblichen Bereich ist riesig – aber keine Sorge, wir werden keine Wärmepumpen machen.
Wie genau hat sich Saflux seit der Gründung entwickelt?
Ziller: Gut, würde ich sagen. Klar, es gibt viele Tech-Unternehmen mit externem Kapital, die noch schneller wachsen – aber wir legen seit vier Jahren jedes Jahr um 200 bis 400 % zu. Wir haben ein starkes Team aufgebaut und wachsen weiter. Rückblickend: Am Anfang saßen wir zu dritt am Tisch – mit einer klaren Idee, aber noch ohne fertige Strukturen. Heute zählen einige der größten Unternehmen Deutschlands zu unseren Kunden. Ziemlich wild, ehrlich gesagt. Das Wichtigste aber, wir haben extrem viel gelernt – nicht nur geschäftlich, sondern vor allem auch persönlich. Als Gründerteam sind wir durch diese Zeit richtig zusammengewachsen.
Ihr habt Saflux bisher ohne Fremdfinanzierung aufgebaut. War das von Anfang an so geplant?
Drywa: Auf keinen Fall. Wir hatten selbst kein Startkapital, die Banken haben uns nichts gegeben, und die VCs wollten auch nicht ran. Wir haben gefühlt täglich Sätze gehört wie: “Spannend – sagt uns Bescheid, wenn es läuft, aber wir investieren nur in SaaS – wollt ihr nicht Software machen?” Vielleicht haben wir uns anfangs auch nicht wirklich geschickt angestellt. Aber wir haben es trotzdem geschafft – mit unserer eigenen Art von Fundraising. Wir haben einfach hart gearbeitet, uns lange nichts ausgezahlt und alles wieder ins Unternehmen gesteckt. Kein schneller Weg, aber man lernt brutal viel dabei.
Wie war der Start ohne fremdes Geld – was ging einfach, was war schwierig?
Luth: Wir haben in den ersten Monaten Transporter vom Viehzüchter gemietet, das war halt günstiger. Im tiefsten Winter haben wir in unbeheizten Airbnbs auf dem Boden geschlafen, weil nicht genug Betten da waren. Das war halt billig und wir konnten nah beim Kunden sein. Rückblickend gute Storys – aber damals war das echt richtig hart. Gleichzeitig lernt man super viel über Geld, über Entscheidungen und Prioritäten. So hast du aber die Freiheit, alles selbst zu gestalten. Das war schwer, gerade die ersten Schritte: Aufträge vorfinanzieren, Gehälter zahlen, den Vertriebszyklus durchhalten. Teilweise mussten wir sechs bis acht Monate in Vorleistung gehen, bevor es sich überhaupt gerechnet hat. Aber trotz allem, wir würden es wahrscheinlich wieder so machen – Aufgeben gibt es nicht!
Gab es Dinge, die Ihr nicht umsetzen konntet, weil das Geld gefehlt hat?
Ziller: Klar. Gehälter zum Beispiel – die haben wir öfter mal aus privater Tasche zahlen müssen – das Firmenkonto war halt einfach leer. Als Gründer wirst du automatisch zum Generalisten. Du hast viele Aufgaben, aber kein Team dafür. Also lernst du alles selbst. Auch das parallele Wachstum mehrerer Projekte ist schwierig. Wir hätten gerne schneller skaliert – vor allem im Vertrieb. Der funktioniert bei uns gut, aber wir konnten nicht einfach mal eben 50 Leute einstellen. Mit VC-Geld wäre das sicher schneller gegangen.
Was rätst Du anderen Gründer:innen, die bootstrappen wollen?
Drywa: Besorg dir ein dickes Fell – es gibt ordentlich Gegenwind. Behalte deine Finanzen im Griff und bau dir so schnell wie möglich einen Puffer auf. Zahlungsziele mit Lieferanten können Gold wert sein. Ganz wichtig!! Redet miteinander, mit Kunden, Lieferanten – oft findet man gemeinsam bessere Lösungen. Klingt banal, ist aber in der Realität oft die größte Hürde. Grüße an der Stelle an unsere Lieferanten.
Was ist in den letzten Jahren so richtig schiefgelaufen?
Ziller: Wir haben an einem Punkt zu viele Vertriebler auf einmal eingestellt – und waren dann mehr mit Einarbeitung beschäftigt als mit Vertrieb. Das ist uns ein halbes Jahr später ziemlich auf die Füße gefallen. Das hätte uns beinah das Genick gebrochen. Dazu kamen ein paar echt unglückliche Personalentscheidungen. Leute, die nicht ins Team gepasst oder nicht geliefert haben. Wir haben daraus gelernt, gute Leute kosten manchmal mehr – aber lohnen sich am Ende. Wir haben aber auch zu spät auf unsere Vertriebs-KPIs geschaut. Das Loch haben wir erst bemerkt, als es schon da war.
Und wo habt Ihr alles richtig gemacht?
Luth: Wir sind drangeblieben – immer. Unser Anspruch war immer, dem Kunden mehr zu geben, als er erwartet. Bei uns nennen wir das #EXTRAMEILE. Lieber verzichten wir auf ein paar Prozent Marge, wenn dafür eine langfristige Beziehung entsteht. Noch ein wichtiger Punkt, wenn etwas wirklich wichtig war, haben wir es selbst gemacht. Wir haben unsere Kernthemen nie aus der Hand gegeben. Uns wurde oft viel versprochen, aber wir haben gelernt, dass es sich lohnt, auf die eigenen Standards zu vertrauen.
Wo steht Saflux in einem Jahr?
Drywa: Wir werden unseren Umsatz nochmal knapp verdreifachen und wir bringen neue Produkte – zum Beispiel unsere eigene Industrieleuchte mit der aktuell längsten Garantiezeit am Markt. Zudem bauen wir weiter unseren Standort in Italien aus. Wir haben echt viel vor! Uns wird garantiert nicht langweilig.
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