Künstliche Intelligenz
Unterirdischer See auf dem Mars ist wohl kein Wasser
Vor einigen Jahren jubelten italienische Forscher, sie hätten flüssiges Wasser im Boden in der Südpolarregion des Mars gefunden. Neue Daten, die die Sonde Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) gesammelt hat, widerlegen diese Annahme, wie die US-Raumfahrtbehörde National Aeronautics and Space Administration (NASA) mitgeteilt hat.
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Ein Team um Roberto Orosei vom italienischen Nationalen Institut für Astrophysik in Bologna berichtete 2018, es habe flüssiges Wasser auf dem Mars gefunden. Das Instrument Mars Advanced Radar for Subsurface and Ionospheric Sounding (MARSIS) der europäischen Raumsonde Mars Express habe See etwa 1,5 Kilometer unter dem Eis des Mars-Südpols ausgemacht.
Ein Team um die US-Planetenforscher Gareth Morgan und Than Putzig hat die Region Ende Mai dieses Jahres erneut untersucht. Die Daten sammelte das Instrument SHARAD der US-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter (MRO). SHARAD ist ein Radar, das erforschen soll, wie es unter der Marsoberfläche aussieht. SHARAD arbeitet in einem anderen Frequenzbereich als MARSIS und hat deshalb eine höhere Auflösung.
Gestein und Staub
Die MRO-Daten lassen Morgan und Putzig zu einem ganz anderen Schluss kommen als die italienischen Forscher: Danach handele es sich bei der von MARSIS entdeckten Struktur eher um eine Schicht aus Gestein und Staub, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters.
Morgan und Putzig glauben, das starke Signal könne von einer glatten Formation stammen, einem Lavastrom etwa. Der Südpol des Mars ist von Kratern übersät, die von einer Eisschicht bedeckt sind. Die meisten Radarbilder zeigen viele Gipfel und Täler. MARSIS könnte dort ein glattes Gebiet gefunden haben, wie es in dieser Region nur selten vorkommt.
Das Zielgebiet ist etwa ein rund 20 Kilometer große Wassereisfläche, die etwa 1,5 Kilometer dick ist. Darunter verborgen liegt die Struktur, die das italienische Team für einen See aus flüssigem Salzwasser gehalten hat.
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Starkes Signal
Viele Materialien lassen Radarsignale durch oder absorbieren sie. Dadurch erzeugen sie nur eine sehr schwache Reflexion. Wasser hingegen erzeugt ein sehr starkes, klares Signal. Das gilt erst recht für flüssiges Wasser. MARSIS empfing ein solches starkes Signal, das Oroseis Team für eines von flüssigem Wasser hielt. Dass es bei den in der Region herrschenden Temperaturen flüssig sein könne, erklärte das Team damit, dass es sich um sehr salzhaltiges Wasser handele, das einen niedrigeren Gefrierpunkt habe.
Um das Zielgebiet auf dem Mars untersuchen zu können, war laut NASA ein spezielles Manöver notwendig, da die Radarantenne auf der Rückseite von MRO montiert ist. So versperrt der Rumpf der Sonde dem Instrument die Sicht. Indem MRO um 120 Grad gedreht wurde, wurde die Leistung von SHARAD verbessert.
Morgan und Putzig wollen künftig weitere dieser Very-Large-Roll-Manöver durchführen, um auch in anderen Gebieten des Mars besser unter die Oberfläche schauen zu können. Dazu gehört die Formation Medusae Fossae am Äquator des Mars. Dort werden unterirdische Eisvorkommen vermutet.
(wpl)