Künstliche Intelligenz
USA: Videos von Ring-Türkameras landen bald wieder bei der Polizei
Zwei Jahre war Jamie Siminoff nicht für Ring tätig, das sich durch vernetzte Türklingeln samt Kameras einen Namen machte. Seit April ist der Gründer des Unternehmens, das 2018 von Amazon übernommen wurde, wieder zurück. Seitdem ändert er US-Berichten zufolge die Ausrichtung der Firma. Das wird schon am Firmenmotto deutlich, das seit 2024 „Keep people close to what’s important“ lautete.
In einem internen Memo aus dem April 2025 soll es aber heißen, dass der Leitsatz nun, wie in Siminoffs erster Amtszeit, „Make neighborhoods safer“ lautet. Dem Business Insider liegt das Memo eigenen Angaben zufolge vor. Darin soll Siminoff unter anderem die Nutzung von Techniken der Künstlichen Intelligenz in jedem Produkt und bei der Entwicklung fordern.
Wie The Verge erfahren haben will, kehrt zudem auch das Programm „Request for assistance“ zurück. Darüber konnten Strafverfolger auf die Aufnahmen aus den Kameras direkt zugreifen. Das hatte Amazon nach Protesten und Klagen von Verbraucherschützern zunächst auf Eis gelegt. Siminoff will das Programm aber wiederaufleben lassen. Dazu will Ring dem internen Memo zufolge mit der Firma Axon zusammenarbeiten, die mit ihren Elektroschockern der Marke „Taser“ zahlreiche Behörden in den USA beliefern.
Live-Feed aus der Haustürkamera
Die Kooperation soll unter anderem vorsehen, dass Strafverfolger Live-Feeds der Ring-Kameras direkt abrufen können. Dem sollen den Berichten zufolge die Nutzer aber zustimmen müssen. Sinnvoll ließe sich das wohl nur umsetzen, wenn sie diese Genehmigung einmal pauschal erteilen, und nicht im konkreten Einzelfall – dann drängt in der Regel die Zeit. Welche Auswirkungen die strategischen Änderungen bei Ring in Europa haben, ist noch nicht abzusehen.
Der Erfolg von Ring, und die Tatsache, dass mit den Kameras an der Haustür ganze Gegenden überwacht werden können, ist auf ein insbesondere in den USA verbreitetes Problem zurückzuführen: Paketdiebstahl an der Haustür. Dort ist es seit Jahrzehnten üblich, dass Logistikdienste bei Abwesenheit auch teure Lieferungen vor der Tür abstellen, selbst wenn der Ort weithin einsehbar ist. Das lockt Diebe an, die, wenn nicht gleich abgeschreckt, durch eine Ring-Kamera immerhin vielleicht ermittelt werden können.
(nie)
Künstliche Intelligenz
Studie: Energieinfrastruktur kann Mobilfunkversorgung deutlich verbessern
Der Ausbau des Mobilfunknetzes in Deutschland könnte durch die Nutzung bestehender Infrastrukturen von Energieversorgungsunternehmen erheblich beschleunigt, kostengünstiger und umweltfreundlicher gestaltet werden. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Studie der Beratungsfirma WIK-Consult im Auftrag des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor.
Die Studie zeigt, dass über 40 Prozent der weißen und grauen Flecken – also Gebiete ohne oder mit unzureichender Mobilfunkversorgung – sowie nahezu 50 Prozent der Haushalte in den untersuchten Versorgungsgebieten durch die Errichtung von Funkantennen an Strommasten, Windkraftanlagen oder Liegenschaften der Energieversorger abgedeckt werden könnten.
Mitnutzung spart Kosten
Die Mitnutzung bestehender Infrastruktur bietet laut der Analyse eine Reihe von Vorteilen: Anstatt neue Standorte zu suchen, aufwändige Genehmigungsverfahren zu durchlaufen und neue Masten zu bauen, könnten Mobilfunkbetreiber direkt auf einen Pool nutzbarer Standorte zurückgreifen. Damit ließen sich Kosten von nahezu 400 Millionen Euro einsparen, wenn allein 50 Prozent der bestehenden Infrastruktur der Energieversorger genutzt würden.
Ein weiterer Vorteil ist die ökologische Nachhaltigkeit: Das Vermeiden neuer Eingriffe in die Natur schützt Ökosysteme. Das ist laut den Forschern auch in Zeiten des „überragenden öffentlichen Interesses“ des Ausbaus von Telekommunikationsnetzen von besonderer Relevanz, da Funklöcher und „unterversorgte Gebiete überproportional häufig in besonders schützenswerten Gebieten liegen“.
Die drei großen Mobilfunknetzbetreiber unterliegen zudem hohen Versorgungsauflagen: Sie müssen angesichts der Verlängerung ihrer Frequenznutzungsrechte etwa eine Flächenversorgung von 99,5 Prozent mit mindestens 50 MBit/s im Download ab 2030 sicherstellen. Dies könnte durch eine Mitnutzung deutlich schneller umgesetzt werden.
Weiße und graue Flecken
Die Potenziale haben die Experten differenziert betrachtet. 833 Standorte von zwei exemplarisch untersuchten großen Energieversorgern befinden sich laut ihrer Stichprobe in unmittelbarer Nähe zu weißen Flecken – also vollständig unversorgten Gebieten – und könnten rund 400 Quadratkilometer abdecken. 113 dieser Standorte sind besonders attraktiv, da sich damit jeweils mehr als ein Quadratkilometer unversorgter Fläche, insgesamt also circa 256,5 Quadratkilometer, ausleuchten ließen.
Bei grauen Flecken, die von maximal zwei Netzbetreibern versorgt werden, besteht ein deutlich größeres Defizit. Hier geht es mit Blick auf 4G oder 5G um 14 Prozent der Fläche Deutschlands, mit weißen Flecken sind es rund 16 Prozent. Im Unterschied zu Gebieten mit Funklöchern könnten Mobilfunkbetreiber beim Ausbau grauer Flecken auch bestehende passive Infrastruktur von Konkurrenten oder Funkturmgesellschaften mitnutzen.
Besonders bei Dachstandorten in städtischen Gebieten erlaubten die Gebäudestatik sowie die verfügbare Fläche oft aber nur die Installation von Antennentechnik eines Betreibers. Zudem müssten Strahlungsgrenzwerte eingehalten werden.
Alles zusammen könnten laut den Forschern 1008 besonders attraktive Standorte der Energieversorger rund 4596 Quadratkilometer unversorgter und unterversorgter Fläche abdecken, was einem Anteil von 43,1 Prozent in den beiden einbezogenen Regionen entspricht. Die zusätzliche Abdeckung unversorgter und unterversorgter Haushalte läge bei 110.558 (48,7 Prozent), Straßen bei 42,6 Prozent, Bahnstrecken bei 50,5 Prozent und Industrie- und Gewerbegebieten bei 59,8 Prozent.
Gemauschel bei Funkturmbauern
Die Autoren verweisen auch auf Herausforderungen: Der Markt für Mobilfunkinfrastruktur sei in Deutschland stark eingeengt. So gebe es nur drei Funkturmgesellschaften, von denen zwei eng mit Mobilfunknetzbetreibern verbunden sind (Telekom/Deutsche Funkturm und Vodafone/Vantage Towers). Dies könnte das Interesse an der Nutzung fremder Infrastrukturen mindern.
Letztlich müssten die Mobilfunknetzbetreiber „aus betriebswirtschaftlichen, ökologischen und regulatorischen Gründen ein vitales Interesse haben, auf Bestandsinfrastrukturen zurückzugreifen“, ist der Studie zu entnehmen. Sofern sie nicht einmal prüften, „inwieweit vorhandene passive Infrastrukturen zur Erfüllung von Versorgungsauflagen beitragen können, wäre dies allein auf das betriebswirtschaftliche Interesse der am Markt führenden Funkturmgesellschaften zurückzuführen“. Die Bundesnetzagentur müsste dann gegebenenfalls prüfen, ob die exemplarisch betrachteten Infrastrukturen und Liegenschaften verwendbar gewesen seien.
Die Verfasser raten zu einem aktiven Austausch zwischen Energieversorgern und Mobilfunkbetreibern in Form eines Runden Tisches. Eine unabhängige, koordinierende Stelle wie die umstrittene Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG) könnte als Vermittler agieren. Über eine solche Instanz ließen sich die passiven Infrastrukturen der Stromlieferanten mit den Suchkreisen der Mobilfunker abgleichen. Dabei bliebe die Datensouveränität beider Parteien gewährleistet.
(vbr)
Künstliche Intelligenz
Chipfertiger Rapidus zeigt seinen ersten 2-Nanometer-Wafer
Der neu gegründete Chipauftragsfertiger Rapidus in Japan erfüllt einen großen Teil seines selbst gesteckten Zeitplans. Im August 2022 wurde die Firma gegründet, im September 2023 begann der Bau des ersten eigenen Halbleiterwerks und im April 2025 startete erstmals die Vorserienproduktion mit extrem-ultravioletter Belichtungstechnik (EUV). Erste Testchips sind jetzt fertiggestellt.
„Mehr als 200 der modernsten Halbleiteranlagen der Welt“ hat Rapidus laut eigener Aussage im Juni 2025 in Betrieb genommen. Das reicht von Lithografie-Systemen zur Belichtung der Chips über Ätzanlagen bis hin zu Geräten für Tests. Wahrscheinlich betreibt die Firma auch ein besonders komplexes EUV-System mit hoher numerischer Apertur (High-NA EUV). Das nötige Kapital kommt bisher größtenteils von staatlichen Förderungen. Der Kapitalbedarf bis zur Serienproduktion wird auf 34 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Rapidus‘ erstes Halbleiterwerk bei Tokio.
(Bild: Rapdius)
2 Nanometer mit Unterstützung aus dem Westen
Rapidus will initial Silizium-Wafer mit 2-Nanometer-Strukturen belichten. Der schnelle Prozessfortschritt ist nur dank Kooperationen möglich: Das Start-up arbeitet etwa mit IBMs Entwicklungsabteilung, Fraunhofer und japanischen Forschungseinrichtungen zusammen. IBM selbst betreibt zwar keine Halbleiterwerke mehr, unterhält aber weiterhin ein angesehenes Forschungsteam.
Einen ersten 2-nm-Wafer zeigte Rapidus jüngst in einer Mitteilung. Zu den elektrischen Eigenschaften und der Ausbeute schweigt sich der Chipfertiger aus. Letztere dürfte zum aktuellen Zeitpunkt aber noch niedrig sein. Typischerweise handelt es sich bei ersten Testläufen um kleine Chips mit simplen SRAM-Zellen.
In der Halbleiterwelt sind Prozessnamen nur Schall und Rauch, die keine realen Maße widerspiegeln. Sofern sich Rapidus nah an IBMs Vorschlag für Gate-All-Around-Transistoren (GAAFETs) alias Nanosheets hält, könnten die Transistoren selbst im Vergleich zur Konkurrenz eng gepackt sein. Samsung hat GAAFETs mit seiner wenig genutzten 3-nm-Generation eingeführt, TSMC folgt mit seiner 2-nm-Generation und Intel mit 18A.
Spezialisierung auf Custom-Chips
Rapidus will 2027 die Massenproduktion von 2-nm-Chips beginnen. Chips könnte die Firma aber schon vorher in Kleinserie verkaufen. Rapidus will sich zunächst auf Kundschaft konzentrieren, die Bedarf an Custom-Chips in kleiner Auflage hat.
Dafür fokussiert sich der Chipfertiger auf eine „vollständige Single-Wafer-Prozesslinie“, die jeden Wafer einzeln nacheinander abarbeitet. Statt etwa Dutzende belichtete Wafer durch ein Säurebad zu schicken, macht Rapidus das mit jedem Wafer einzeln.
Dadurch will der Hersteller Variationen im Fertigungsprozess minimieren und zuverlässigere Produktionsdaten erhalten, die wiederum zur weiteren Optimierung nützlich sein können. Weil der Prozess so nicht auf die Fertigung großer Wafer-Mengen abgestimmt werden muss, kann Rapidus seine Produktionsanlagen häufiger umstellen als Branchengrößen wie TSMC. Das ermöglicht die Produktion vieler verschiedener Custom-Chips.
(mma)
Künstliche Intelligenz
Exploit für CrushFTP: Ältere Versionen können Admin-Zugriff gewähren
Wer CrushFTP für den Datentransfer nutzt, sollte die verwendete Version auf Aktualität prüfen. Das Entwicklerteam hat am vergangenen Freitag Angriffe in freier Wildbahn auf ältere Ausgaben entdeckt, die schlimmstenfalls zu einer Übernahme des Admin-Accounts durch Angreifer führen könnten.
Verwundbar sind laut Advisory der CrushFTP-Entwickler vor Anfang Juli erschienene Versionen. Konkret: die Versionen 10 bis exklusive 10.8.5 sowie Versionen ab 11 bis exklusive 11.3.4_23. Abgesichert sind dementsprechend alle Versionen ab 10.8.5 beziehungsweise 11.3.4_23 aufwärts. Bei aktiviertem DMZ-Proxy-Feature sei die Software grundsätzlich nicht verwundbar.
Die angegriffene Schwachstelle mit der ID CVE-2025-54309 hat einen CVSS-v3-Basescore von 9.0 (kritisch). Sie fußt laut knapper Beschreibung auf einem Validierungsfehler und kann via HTTPS missbraucht werden, um Admin-Zugriff zu erlangen. Laut CVSS-Vektorstring ist für einen Angriff weder eine Nutzerinteraktion noch eine vorherige Authentifizierung seitens des Angreifers erforderlich; allerdings wird die Angriffskomplexität als hoch beschrieben.
Weitere Hinweise und frühere Angriffe
Wer die schützenden Updates versäumt hat und bereits kompromittiert wurde beziehungsweise dies annimmt, findet im CrushFTP-Advisory Kompromittierungsindikatoren, Handlungsempfehlungen sowie einige präventive Maßnahmen für die Zukunft.
Die sehr knappe Angriffsbeschreibung erinnert übrigens an frühere Angriffe auf CrushFTP Ende letzten sowie im Laufe des aktuellen Jahres. Zuletzt sorgten aktive Angriffe auf CrushFTP im April für Schlagzeilen bei heise Security: Auch damals konnten (bei ausgeschalteter DMZ-Funktion) Authentifizierungsmechanismen umgangen werden.
(ovw)
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