Künstliche Intelligenz
Verbrenner soll nach 2034 in Neuwagen erhalten bleiben
In der EU sollen nach dem Willen der EU-Kommission auch nach 2035 Autos mit Verbrennungsmotor erstmals zugelassen werden können. Die Brüsseler Behörde schlägt eine entsprechende Änderung des sogenannten Verbrenner-Aus vor. Eigentlich hatten sich Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments vor rund drei Jahren darauf verständigt, dass Neuwagen ab 2035 kein klimaschädliches CO₂ mehr ausstoßen dürfen.
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Neues Ziel: 90 Prozent Reduzierung
Von diesem 100-Prozent-Reduktionsziel wird nun Abstand genommen. Künftig soll es Ausnahmen geben, wonach nur noch bis zu 90 Prozent CO₂ im Vergleich zum Basisjahr 2021 eingespart werden müssen. Voraussetzung ist, dass der CO₂-Ausstoß durch die Verwendung von umweltfreundlichem Stahl und mehr klimafreundlicheren Kraftstoffen ausgeglichen wird. Nach Angaben der Kommission sollen die Ausnahmen für alle Autos gelten, die Hersteller nach 2035 auf den Markt bringen wollen.
Nun müssen sich das Europaparlament und die EU-Staaten mit den Vorschlägen beschäftigen. Sie bewerten die Reform und können Änderungen vornehmen. Beide Institutionen können das Vorhaben also noch abschwächen oder verschärfen. Am Ende ist eine ausreichende Mehrheit in beiden Institutionen erforderlich. Wie lange das dauern wird, ist noch unklar.
Biokraftstoffe und E-Fuels
Künftig sollen durch Biokraftstoffe und E-Fuels Emissionen ausgeglichen werden. Bereits jetzt wird Biokraftstoff Benzin beigemischt und als E10 verkauft. Durch höhere Beimischungsquoten von etwa aus organischen Abfällen hergestellten Biokraftstoffen können die CO₂-Emissionen des bestehenden Verkehrs gesenkt werden. Eine besondere Rolle für Autos, die ausschließlich mit klimafreundlich hergestellten E-Fuels betankt werden können, soll es nicht geben.
Dienst- und Firmenwagen
Die EU-Kommission wird Vorgaben machen, wie groß der Teil von klimafreundlichen Fahrzeugen in Dienst- und Firmenwagenflotten je nach Mitgliedsland sein soll. Betroffen sind den Plänen nach Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden und mehr als 50 Millionen Euro Umsatz. Die Kommission betont, dass ein großer Vorteil sei, dass diese Fahrzeuge viel schneller auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen und somit normalen Verbraucherinnen und Verbrauchern zugänglich gemacht werden.
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Förderung bezahlbarer E-Autos
Automobilhersteller sollen von sogenannten Super-Gutschriften profitieren können, wenn sie kleine, erschwingliche Elektroautos in der EU bauen. „Dies wird Anreize für die Markteinführung weiterer kleiner Elektrofahrzeugmodelle schaffen“, so die Kommission. Als Größengrenze nannte die Brüsseler Behörde eine Länge von bis zu 4,2 m. Weitere Anreize, die zum Kauf solcher Autos motivieren sollen, können die EU-Mitgliedstaaten und lokale Behörden entwickeln.
Merz begrüßte Vorhaben
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat sich bereits positiv über den angekündigten Kurswechsel der EU-Kommission geäußert. Vergangene Woche betonte er bei einer Pressekonferenz in Heidelberg, dass die grundsätzlichen Klimaziele nicht infrage gestellt würden, jedoch ein anderer Weg zur Zielerreichung notwendig sei. Merz versicherte, dass die EU-Kommission dabei auf die Unterstützung der Bundesregierung zählen könne.
Kritik an den Plänen
Aus dem SPD-geführten Bundesumweltministerium heißt es, alle wüssten, dass die Zukunft elektrisch sei. „Wer immer glaubt, dass es einen anderen Ausweg gibt, ist, glaube ich, falsch gewickelt“, sagte Staatssekretär Jochen Flasbarth. Deshalb sei es wichtig, dass es weiter ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität gebe. Kritik am Inhalt des Vorschlags kommt aus dem EU-Parlament von den Grünen. „Wer den Verbrennungsmotor ewig weiterfahren will, fährt Wettbewerbsfähigkeit, Planungssicherheit und die heimische Industrie gegen die Wand“, so der Grünen-Abgeordnete Michael Bloss. Begrüßt wird die Entscheidung unter anderem vom CDU-Europaabgeordneten Peter Liese. Dieser betont jedoch, die Industrie müsse aufhören, den schwarzen Peter für eigene Fehler nach Brüssel zu schieben.
Auf Kritik stößt auch das Vorgehen des Chefs der EVP-Fraktion, Manfred Weber (CSU). Er hatte bereits Ende der Woche per Interview das Ergebnis der Kommissionsvorschläge vorweggenommen. Die Vorsitzende der liberalen Renew-Fraktion, Valérie Hayer, sagte, es sei inakzeptabel, dass Weber bereits über die Presse einen Sieg erkläre, obwohl die Entscheidung da noch gar nicht endgültig festgestanden habe.
Lesen Sie mehr zum Ende der Verbrenner
(mfz)
Künstliche Intelligenz
IRIS2: Köln wird zum Herzstück der europäischen Weltraum-Sicherheit
Die europäische Souveränität im Weltraum soll durch einen neuen Netzwerkknoten auf deutschem Boden abgesichert werden. Mit der Unterzeichnung einer Verwaltungsvereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt sowie dem Land Nordrhein-Westfalen (NRW) ist der Startschuss für ein Infrastrukturprojekt von strategischer Reichweite gefallen. In Köln-Porz entsteht damit – planmäßig auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) – der neue Govsatcom-Hub. Dieses Koordinationszentrum soll künftig das Rückgrat für die sichere behördliche Kommunikation übers All in Europa bilden.
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NRW unterstreicht die Bedeutung des Vorhabens mit einer Investition von 50 Millionen Euro. Diese Mittel fließen in eine Anlage, die als zentrale Schaltstelle für das sogenannte Pooling und Sharing von Satellitendienstleistungen dienen soll. In einer Zeit, in der hybride Bedrohungen zunähmen und die Abhängigkeit von funktionierenden Datenströmen wachse, biete die neue Infrastruktur eine lebenswichtige Rückfallebene, betonten die Beteiligten. Wenn terrestrische Netze bei Naturkatastrophen versagten, in Krisengebieten zerstört würden oder durch gezielte Störungen ausfielen, garantiere der Hub, dass Einsatzkräfte, Sicherheitsbehörden und diplomatische Vertretungen handlungsfähig blieben.
Technologisch ist das Projekt eng mit den großen Raumfahrtprogrammen der EU verzahnt. Neben dem namensgebenden Programm für hoheitliche Satellitenkommunikation wird der Hub auch eine Schlüsselrolle für die geplante „Infrastruktur für Resilienz, Interkonnektivität und Sicherheit durch Satelliten“ (IRIS2) übernehmen. Mit dieser Offensive will die EU hunderte Satelliten in den Orbit bringen, um eine lückenlose und hochsichere Breitbandversorgung zu gewährleisten. Der Kölner Standort wird dabei die Schnittstelle zwischen den Endnutzern und der Weltraum-Infrastruktur bilden.
„Zukunft wird auch im All verteidigt“
Für die Bundesregierung ist das Projekt auch ein klares Signal in Richtung europäischer Eigenständigkeit. „Ohne Deutschland ist europäische Raumfahrt und Satellitentechnologie nicht denkbar – unsere Zukunft wird auch im All verteidigt“, erklärte Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU).
Wirtschaftspolitisch soll das Vorhaben Impulse für die Region setzen. Neben der unmittelbaren Stärkung des Luft- und Raumfahrtclusters erwartet die Landesregierung eine Sogwirkung für weitere Innovationen und die Schaffung hochqualifizierter Arbeitsplätze.
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Nach einem verhandlungsreichen Jahr wird die konkrete Aufbauphase jetzt starten. Mittel- bis langfristig soll der Hub auch die Planung und Steuerung neuer Quantenkommunikationsdienste über Satelliten im Rahmen der Initiative für eine europäische Quantenkommunikationsinfrastruktur (EuroQCI) übernehmen.
Das IRIS2-Programm zählt zu den wichtigsten Raumfahrtprojekten der EU. Die Starlink-Alternative soll den staatlichen europäischen Bedarf im Sinne der angestrebten digitalen Souveränität gewährleisten und kommerziell tragfähig sein.
(wpl)
Künstliche Intelligenz
Sapphire-PR-Manager: Speicherkrise könnte sich in halbem Jahr stabilisieren
Die Liefersituation rund um Arbeitsspeicher, SSDs und HDDs könnte sich früher entspannen als angenommen. Das jedenfalls glaubt Edward Crisler, seit fast 13 Jahren PR-Manager beim Grafikkarten- und Mainboard-Hersteller Sapphire. „Es herrscht große Unsicherheit auf dem Markt“, sagte Crisler in einer Podcast-Runde mit dem Youtube-Kanal Hardware Unboxed. „Ich denke, dass diese Unsicherheit für uns als Gamer in den nächsten sechs Monaten oder so schmerzhaft sein wird. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass sich der Markt innerhalb von sechs bis acht Monaten stabilisieren wird.“
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„Vielleicht werden die Preise nicht ganz unseren Vorstellungen entsprechen, aber ich denke, dass ein Teil der Unsicherheit verschwinden und sich eine Stabilisierung einstellen wird“, so Crisler weiter. „Deshalb sage ich den Leuten, sie sollen nicht gleich in Panik verfallen und denken: ‚Der Himmel stürzt ein, der Himmel stürzt ein, PC-Gaming wird aussterben.‘ Das sagen sie schon seit Ewigkeiten, aber es ist nie passiert.“
Crisler vergleicht die aktuelle Situation mit dem Beginn der sich häufig ändernden US-Zölle: Damals haben auch Hardware-Hersteller panisch Komponenten gekauft, um den Zöllen zuvorzukommen, und so die Preise hochgetrieben. Jetzt schießen die Preise hoch, weil alle möglichst viel Speicherprodukte sichern wollen.
Den Hardware-Hunger durch Künstliche Intelligenz verurteilt Crisler derweil genauso wie seinerzeit den Boom vom Krypto-Mining: „[KI] ist wie ein Schwarzes Loch in der Mitte eines Sonnensystems, das alles um sich herum in sich hineinzieht und dem nichts entkommt.“
Spielen mit dem, was man hat
Bis sich die Lage bessert, empfiehlt Crisler, vorhandene PCs weiterzunutzen, soweit möglich: „Wir befinden uns derzeit in einem 3- bis 4-jährigen Upgrade-Zyklus. Die meisten Leute, die einen Computer haben, der erst drei oder vier Jahre alt ist, den sie selbst zusammengebaut haben, können noch ein oder zwei Jahre damit spielen, ohne Probleme zu haben. Du wirst das Spielerlebnis genießen können. Gerate nicht in Panik, geh nicht los und kauf nichts, nur weil du etwas kaufen musst. Leg dein Geld beiseite, entspann dich, spiel ein paar Spiele und genieß das System, das du derzeit hast. Und wenn sich die Lage beruhigt hat, kannst du eine fundierte Entscheidung darüber treffen, wie es weitergehen soll. Und glaub mir, wenn du mit dem Upgrade wartest, bis du es wirklich brauchst, sparst du Geld und das Upgrade ist sinnvoller und wirkungsvoller, wenn du es durchführst.“
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Sein Fazit: „Leute, keine Panik, beruhigt euch, entspannt euch, lasst uns abwarten, wo wir in sechs Monaten stehen.“
(mma)
Künstliche Intelligenz
Visuelles Feuerwerk mit dünner Story: „Avatar: Fire and Ash“
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In „Avatar: Fire and Ash“ muss sich der ehemalige Marinesoldat Jake Sully (Sam Worthington), mittlerweile Clanmitglied der Na’vi, zusammen mit seiner Frau Neytiri (Zoe Saldaña) und ihren Kindern in der fantastischen Welt von Pandora ein weiteres Mal gegen den bösartigen Colonel Quaritch (Stephen Lang) behaupten.
Es ist nach „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ aus dem Jahr 2009 und der Fortsetzung „Avatar: The Way of Water“ von 2022 mittlerweile der dritte Film der Science-Fiction-Reihe von Regisseur James Cameron. Der Debütfilm führt die Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten auf Platz 1 ein. Er spielte inflationsbereinigt 4,2 Mrd. US-Dollar an. Das Sequel von 2022 folgt auf Platz 3 mit 2,4 Mrd. US-Dollar. Dementsprechend dürfte sich auch der dritte Film in die Erfolgsgeschichte einreihen.
Die Handlung in Kürze
Zu Beginn von „Avatar: Fire and Ash“ begibt sich Familie Sully auf die Reise mit den Luftschiffen der Windhändler, um den Menschenjungen Spider (Jack Champion) ins Exil zu begleiten: Er sei weder Teil der Familie noch Teil des Clans. Spider kämpft konstant mit seiner Atemmaske, bis er in der Not von der Naturgöttin Eywa mit der Fähigkeit ausgestattet wird, ohne Maske auf Pandora zu atmen. Colonel Quaritch nimmt den Jungen alsbald gefangen und lässt ihn in der Minenkolonie des Bergbaukonzerns RDA untersuchen.
Quaritch tut sich mit dem bisher nie gesehenen Mangkwan-Clan zusammen, beginnt mit der verschlagenen Anführerin Varang (Oona Chaplin) eine Liebesaffäre und versorgt die „Ascheleute“ mit Feuerwaffen. So ausgerüstet konfrontiert er Familie Sully, die wieder zurück beim Metkayina-Clan am Riff ist. Unter Einsatz seines Flammenwerfers sperrt er den sich opfernden Jake Sully ein. Neben Spider sitzt der nun auch in der Kolonie ein.
Ständig werden Figuren gefangen genommen und wieder befreit, gehen auf Reisen und kehren zurück – man kann kaum folgen. Viele Elemente wirken wie aus den vorigen Filmen kopiert: der strenge, sich sorgende Vater Sully, der ungehorsame, aber mutige Sohn, das von Quaritch entführte Nesthäkchen und die in auswegloser Lage rettende Eywa als Deus ex Machina.
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Quaritch nimmt Kontakt zum Mangkwan-Clan auf. Deren Heimat gibt sich aschgrau.
(Bild: © 2024 20th Century Studios. All Rights Reserved.)
Da sich vermutlich nur wenige an die Handlung der erfolgreichsten Filme aller Zeiten erinnern, hier eine Zusammenfassung beider bisher erschienenen Avatar-Filme.
Avatar – Aufbruch nach Pandora
In Avatar von 2009 unterhält der Bergbaukonzern RDA Minen in inudstriellem Ausmaß, um Unobtainium abzubauen, ein Raumtemperatur-Supraleiter, der wichtig für die Überlicht-Kommunikation ist – und wie der Name sagt: sehr schwer zu erlangen. Unobtainium wird nie wieder erwähnt.
Marinesoldat im Ruhestand Jake Sully übernimmt einen Avatar-Körper, um den Planeten zu erkunden und die Interessen der RDA gegenüber den Ureinwohnern Na’vi durchzusetzen – sie gelten als recht naiv. Jake schließt sich ihnen an, lernt Häuptlingstochter Neytiri kennen und lernt deren Kultur kennen und schätzen. Zunehmend wendet sich gegen die zerstörerische Ausbeutung durch die Menschen.
Die RDA, nun eine Militärorganisation, bereitet unter Führung von Colonel Miles Quaritch einen groß angelegten Angriff auf den Hometree der Na’vi vor. Jake wird nach Zähmung eines Drachen als Toruk Makto anerkannt und führt die Na’vi in den entscheidenden Kampf. Die Na’vi gewinnen die Schlacht und Jake tötet den Antagonisten Quaritch. Das Minenunternehmen wird zurückgedrängt und die Menschen verlassen den Planeten. Jake bleibt im Avatar und bei den Na‘vi.
Avatar: The Way of Water
Jake Sully und Neytiri leben mit ihren Kindern auf Pandora ein beschauliches Familienleben. Doch die RDA kehrt zurück und mit ihr Colonel Quaritch, der als Na’vi-Replikant irgendwie wieder aufersteht. Der Heerführer vom anderen Ende der Galaxis sinnt auf Rache am einfachen Soldaten Sully.
Die Sully-Familie flieht zu den Meerbewohnern namens Metkayina und lernt deren Kultur kennen und schätzen. Die RDA bereitet unter Führung von Colonel Miles Quaritch einen groß angelegten Angriff übers Meer vor. Es kommt in der Folge zum Kampf und die Sully-Familie erwirbt sich den Respekt der Metkayina.

Neuer Charakter: Oona Chaplin verkörpert Varang, die Anführerin des Mangkwan-Clans.
(Bild: © 2024 20th Century Studios. All Rights Reserved.)
Eine Story wie eine Wanderdüne
Spiders medizinischem Geheimnis auf die Spur zu kommen, würde einer großangelegten Kolonisation von Pandora Tür und Tor öffnen. Und genau das wäre ein guter roter Faden für eine stringent erzählte Story in normaler Spielfilmlänge gewesen. Der über 3:20 Stunden dahinmäandernde Film hangelt sich stattdessen mit Flucht, Kidnapping, Befreiung und Kampf von Actionszene zu Actionszene.
Szenen wirken aneinandergereiht, als betrachte man Missionen eines Videospiels. Der Film hat Schnittpotenzial: Viele Sequenzen nehmen Tempo aus dem Film, ohne die Geschichte voranzubringen. Die Vorbereitung zur Endschlacht handelt der Film wiederum als Montage mit Erzähler aus dem Off ab. Es wäre ohnehin dasselbe wie in Avatar 1 und 2 gewesen.
Spannung kommt auch deshalb nicht auf, weil die Figuren unsterblich scheinen, zumindest alle vor der Dreistundenmarke und insbesondere jene mit Nachnamen Sully. Seit der Wiederauferstehung von Quaritch ist schließlich selbst der Tod reversibel.

Die Flugdrachen des bisher nie gesehenen Mangkwan-Clan gehören zu den visuellen Neuzugängen von „Avatar: Fire and Ash“.
(Bild: © 2024 20th Century Studios. All Rights Reserved.)
Spektakuläre visuelle Effekte
Die visuellen Effekte sind spektakulär. 3132 von 3382 Einstellungen stammen vom neuseeländischen Studio Wētā FX. Nur 11 Sekunden zeigen reinen Realfilm. Anders als der zweite Teil fügt der dritte aber kaum etwas Neues hinzu. Ein Drittel der Effektszenen hat Feuer als wichtiges Element. Wenn der Mangkwan-Clan den Ton angibt, ändert sich die Farbpalette ins Rötliche, das sich vor einem im Übrigen aschfahlen Grundton abhebt. Auch deren eindrucksvolle Flugdrachen waren bisher nicht gesehen.
Ein weitgehend aus dem zweiten Teil übernommener Subplot rollt indes die komplette Walfangstory wieder auf. Zweidrittel der Effektszenen spielen im Meer mit den bekannten Tieren und Vehikeln über und unter Wasser.
Man merkt dem Film an, dass Wētā FX lediglich Wochen nach Fertigstellung des zweiten Teils mit der Arbeit am dritten begann. Die Szenen in der Luft samt gelbrotem Flugdrachen stammen wiederum aus dem ersten Teil. So fühlt sich „Avatar: Fire and Ash“ streckenweise nicht wie eine Fortsetzung an, sondern eher wie ein Remake.

Weite Teile des Films kopieren Einstellungen und Handlung des zweiten Teils „Avatar: The Way of Water“.
(Bild: © 2024 20th Century Studios. All Rights Reserved.)
Kulturelle Relevanz: überschaubar
Man sollte meinen, dass eine finanziell derart durch die Decke gehende Reihe die Popkultur beherrscht wie einst der Krieg der Sterne: mit Filmplakaten und Spielzeug in jedem Kinderzimmer, Parodien und Verweisen in Comedysendungen, mit Comics, Romanen, Fan-Fiction und wilden Spekulationen auf Reddit und dem Schulhof über die weniger hell beleuchteten Ecken des Avatar-Universums. Aber nichts dergleichen.
Absolut jeder kennt Darth Vader. Selbst eingefleischte Kinogänger können aber vermutlich nicht die Avatar-Protagonisten auf Anhieb mit Namen nennen, geschweige denn deren Kinder, den bösen Colonel und seine Schergen. Welche Rolle die von Sigourney Weaver verkörperte Figur spielt, muss „Fire And Ash“ noch einmal aus einem früheren Film kopieren.
Das hat Gründe. Die Handlung der Filme dient lediglich dazu, die effektgeladenen Actionsequenzen lose zu verbinden. Die Charaktere sind so schablonenhaft wie möglich und haben nicht mehr Tiefe als eine Regenpfütze. Das Publikum passt sich an, genießt die Bilder und rollt bei den Dialogen gelegentlich mit den Augen. Avatar ist in der Konsequenz kulturell wenig.

Die Wale habens satt und halten Kriegsrat mit den Metkayina.
(Bild: © 2024 20th Century Studios. All Rights Reserved.)
Trauriger Fisch: Der Soldat Jake Sully
Der erste Avatar-Film setzt mit virtueller Produktion, dem Verbinden von Realfilm und digitalen Effekten live am Set, Maßstäbe für kommende Blockbuster. Mehr Rechenleistung als je zuvor und nicht zuletzt die künstlerische Virtuosität der Effektspezialisten brachten im Jahr 2009 eine fremde Welt Pandora auf die Leinwand, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte. In den Star-Wars-Prequels waren digitaler Hintergrund und reale Schauspieler noch seltsam getrennt voneinander. Technisch war Avatar ein Meilenstein.
Die vollständig digitale Fortsetzung fügt dem wenig Neues hinzu. Das Publikum hat sich an das 3D-Spektakel gewöhnt. Zwar machen alle Oh und Ah, als hätte man einen Aquarienbildschirmschoner vom Grabbeltisch des Warenhauses mitgebracht, und die Familie sieht erstmals hübsche Fische statt „3D Pipes“.
Wie der blaue Fisch heißt, was er vom Leben will, worum er sich sorgt und wieso er traurig ist, interessiert kaum. Er berührt das Publikum nicht und regt seine Fantasie nicht an. Das Spektakel steht für sich. So rauscht es vorbei und ist bald vergessen. Nur die hübschen Bilder bleiben.
(akr)
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