Was tun, wenn der Computer nicht für Windows 11 geeignet ist?
Heute ist der letzte Tag des Supports für das Betriebssystem Windows 10. Der Anbieter Microsoft empfiehlt einen Umstieg auf Windows 11. Eine Gnadenfrist gibt es für Windows-10-Geräte noch, wenn man sich für das Programm Extended Security Updates (ESU) registriert. Aber auch dieses Programm endet unweigerlich, nämlich am 13. Oktober 2026.
Windows-10-Nutzer stehen vor einem Problem: Nach Ablauf des Software-Supports durch Microsoft erhalten sie keine Sicherheitsupdates mehr und werden dadurch unweigerlich mit erheblichen Sicherheitsproblemen konfrontiert. Denn längst nicht jeder Computer ist für ein Update auf Windows 11 tauglich. Millionen Menschen müssen daher eigentlich voll funktionsfähige Computer ersetzen, wenn sie die hohen Anforderungen des Updates nicht erfüllen.
Aber Microsoft ist nicht alternativlos. Wer sich von Windows verabschieden und dem Open-Source-System Linux schon immer mal eine Chance geben und es ausprobieren wollte, hat gerade viele Möglichkeiten, sich dabei helfen zu lassen. Denn weil das zeitliche Ende von Windows 10 gekommen ist, bieten sich mehr Gelegenheiten als sonst, dabei praktische Hilfe zu bekommen.
Das liegt an Menschen wie Harald Reingruber. Er hat Informatik an der TU Wien studiert und kümmert sich beruflich um die Entwicklung von 3D-Visualisierungsmodulen für Krankenhaussoftware. Er hilft außerdem dabei, ältere Hardware wieder benutzbar zu machen, und organisiert mit weiteren Helfern ein Repair-Café in Oberösterreich. Und er engagiert sich bei der Kampagne „End of 10“, die Umstiegswillige unterstützt, wenn sie ihren Computern mit Linux eine erste oder zweite Chance geben wollen.
Wir haben mit Harald Reingruber über den Umstieg auf Linux und über die Initiative „End of 10“ gesprochen. Er erzählt, wie er solche Veranstaltungen zur Umstiegshilfe gestaltet und was typische Fragen sind. Wie fragen ihn auch, was die Motivationen der Menschen sind, die Windows hinter sich lassen wollen.
Was ist „End of 10“?
netzpolitik.org: Harald Reingruber, wie kamst Du zu der Initiative „End of 10“ und was machst Du dabei?
Harald Reingruber: Ich bin dazugestoßen über ein Reparatur-Initiativen-Netzwerk in Deutschland. Dort war ein Webinar darüber ausgeschrieben worden, wie man mit Linux das Windows-10-Update-Problem lösen kann für die Computer, die Windows 11 nicht unterstützen. Das war speziell für Repair-Cafés, denn das ist deswegen ein Thema, weil mit Ende von Windows 10 viel Elektroschrott auf uns zukommt.
So bin ich dazugestoßen und habe gesehen, wie man mitmachen kann, und mich in den Community-Chat reingehängt. Ich habe angefangen, Workshops für Repair-Cafés zu planen, und bin dann gefragt worden, ob ich mitmachen will. So bin ich da reingewachsen, das hat super gepasst.
Harald Reingruber
netzpolitik.org: Wer steckt hinter der Initiative „End of 10“?
Harald Reingruber: Angestoßen wurde sie von KDE Eco, einer Gemeinschaft von Leuten, die Freie Software unterstützen. „End of 10“ ist Distro-unabhängig, also offen für verschiedene Linux-Varianten. Es ist der Versuch, aus dem ganzen Free-Software- und Linux-Umfeld die Kräfte zusammenzuziehen. Wir geben keine speziellen Distro-Empfehlungen ab.
netzpolitik.org: Wenn Du in einem Repair-Café Leuten Hilfe zum Umstieg auf Linux anbietest, wie gehst Du vor?
Harald Reingruber: Meistens erkläre ich ihnen, wenn sie es nicht ohnehin schon wissen, dass und warum ihr Computer nicht für Windows 11 geeignet ist. Manche interessieren sich aber einfach nur für Linux, das kommt auch manchmal vor. Ich versuche dann auch, schnell einmal ein Linux vom USB-Stick zu booten. Das ist ja das Geniale, dass man das schnell zeigen kann.
Das Erklären ist sonst oft abstrakt. Viele haben schon mal von Linux gehört, aber können sich nicht wirklich was darunter vorstellen. Man kann es in ein paar Minuten einfach direkt am Laptop sehen, dann bekommt das eine ganz andere Dimension.
netzpolitik.org: Wie vielen Leuten gleichzeitig kannst Du Hilfe anbieten?
Harald Reingruber: Wir schauen, dass es immer nur so eine Handvoll Teilnehmer sind. Je nachdem, wie die Gruppe drauf ist, schauen wir uns zwei oder drei verschiedene Distros an, also Linux-Varianten. Manche Distros haben sich schon herauskristallisiert, weil sie speziell für Windows-Umsteiger praktisch sind und auch gut funktionieren auf verbreiteter Hardware.
Ich versuche meistens, gleich einen Eindruck davon zu geben. Das hat für viele einen Wow-Effekt, dass man einfach einen USB-Stick ansteckt und dann läuft das auf ihren Rechnern und hat nichts mit dem Windows zu tun, was dort installiert ist. Manche sind überrascht, dass die Unterschiede weniger krass sind, als sie erwartet haben. Es gibt ja viele Mythen um Linux. Viele sind auch positiv überrascht, dass auch LibreOffice ziemlich vertraut wirkt.
„Fast nur Linux Mint“
netzpolitik.org: Welche Distros, also Varianten von Linux, empfiehlst Du Menschen, die gewöhnt sind, Windows zu benutzen?
Harald Reingruber: Wir haben in meinem Repair-Café fast nur Linux Mint installiert. Das hat einige Vorteile, denn es ist stark verbreitet. Das heißt, man findet leicht jemanden, der Erfahrung damit hat. Und die Oberfläche ist sehr intuitiv, die Installationsprozesse sind relativ einfach.
Linux Mint läuft auch auf älteren Geräten überraschend gut. Wenn nicht, würde ich eine MX-Linux-Variante ausprobieren. Nach dem Booten vom USB-Stick kann man einen Browser mit einer etwas anspruchsvolleren Website öffnen. Dann hat man normalerweise schon einen guten Eindruck.
netzpolitik.org: Wenn die Leute dann einen Blick auf Linux Mint oder eine andere Linux-Variante geworfen haben, was sind die typischen Fragen, die kommen?
Harald Reingruber: Die erste Frage ist oft: Wie kriegt man die Daten drauf? Da hat sich bei uns bewährt, dass wir ein paar Festplatten auf Vorrat gekauft haben. Wir bieten meistens an, gegen Selbstkosten die Festplatte zu tauschen und in ein externes Gehäuse zu geben.
Das ist relativ preiswert: Eine 250-Gigabyte-Festplatte, was für die meisten Leute reicht, kostet um die zwanzig Euro, plus etwa zehn Euro für das Gehäuse. Da kann man auch mit geringem finanziellen Aufwand ein paar Festplatten auf Vorrat kaufen. Das hat auch noch folgenden Vorteil: Falls irgendwas nicht klappt, kann man relativ rasch auch wieder die alte Festplatte benutzen.
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Wie viel Zeit braucht man?
netzpolitik.org: Wie lange dauert so ein Workshop zum Umstieg auf Linux?
Harald Reingruber: Unsere Veranstaltungen dauern drei bis vier Stunden. Meistens ist die Datenmigration der aufwendigste Teil. Die Installation auf der Festplatte geht relativ flott. Falls unerwartete Probleme auftreten, etwa ein Gerät oder ein Treiber nicht unterstützt wird, kann man wieder zurückgehen. Wir geben auch dem Benutzer die Festplatte mit. Das heißt, er hat auch drei Wochen später noch die Möglichkeit, auf sein altes System zurückzugehen, wenn er das will. Bis jetzt ist das zum Glück noch nicht vorgekommen.
netzpolitik.org: Wer kreuzt bei solchen Veranstaltungen auf, was sind das für Menschen?
Harald Reingruber: Das ist wirklich ganz unterschiedlich. Altersmäßig kommen viele Ältere, weil ihnen wichtig ist, Geräte zu reparieren und lange zu nutzen. Das sind Werte, die ihnen wichtig sind, sie brauchen oft nicht immer die neuesten Gadgets. Aber Dreißigjährige kommen genauso.
Manche kommen mit einem neuen Laptop und sagen, dass sie sich sowieso schon länger für Linux interessieren und entschieden haben, es einfach auf dem neuen Gerät auszuprobieren, weil da noch keine Daten drauf sind. Einige kommen dann bei einem zweiten Termin auch noch mit einem zweiten Rechner, weil der erste Eindruck sehr gut war.
Eine neue Art zu leben
Wie kommt man auf die Website von „End of 10“?
netzpolitik.org: Auf der Website von „End of 10“ findet man eine Menge verschiedener Veranstaltungen, europaweit, eigentlich sogar weltweit, aber mit einem Fokus auf Europa. Wollte man jetzt selbst so eine Veranstaltung anbieten und Leuten helfen, auf Linux umzusteigen: Wie kommt man auf die Liste auf der Website?
Harald Reingruber: Man kann das direkt über einen Pull-Request machen, es gibt eine Anleitung dazu im Repo. Aber es gibt auch eine E-Mail-Adresse. Wer jetzt mit Git und Pull- und Merge-Requests nicht so vertraut ist, der schreibt die Daten von der Veranstaltung in eine E-Mail. Das wird innerhalb von ein paar Tagen auf die Website gestellt.
netzpolitik.org: Gibt es irgendwelche Einschränkungen? Welche Veranstaltungen sind nicht für eure Liste geeignet?
Harald Reingruber: Ein Individuum allein kann sich nicht anmelden. Man sollte sich als eine Gruppe anmelden, also etwa ein Repair-Café oder eine Linux User Group oder ein Verein. Wenn man ein Business betreibt, kann man das auch angeben.
Die Website unterscheidet zwischen „Events“, also Veranstaltungen , und „Places“, also Orten. Je nachdem, ob man einmalig spezielle Veranstaltungen anbietet oder ob man das regelmäßig anbietet, mit regelmäßigen Öffnungszeiten, kann man sich auch als Ort registrieren.
Auf Vertrauensbasis
netzpolitik.org: Generell gesprochen: Wer also dabei hilft, von Windows 10 umzusteigen, der ist bei euch richtig?
Harald Reingruber: Ja. Wir machen aber keine Qualitätssicherung, sondern setzen auf eine Vertrauensbasis. Wenn eine Veranstaltung nicht hilfreich war oder jemand unerwartet schlecht oder falsch beraten hat, dann kann man das natürlich auf der Website melden. Aber bisher gab es solche Probleme nicht.
netzpolitik.org: In den letzten Tagen gab es die Nachricht darüber, dass sich der Stichtag für das Windows-10-Ende insofern verschiebt, dass bei einer Registrierung für das Microsoft-ESU-Programm bis zum 13. Oktober 2026 nun doch noch Support für Windows 10 angeboten wird. Denkst Du, Microsoft reagiert damit auch auf solche Initiativen wie eure? Was könnte der Hintergrund sein für die Entscheidung, das Ende ein bisschen hinauszuschieben?
Harald Reingruber: Darüber kann ich natürlich nur spekulieren. Die europäischen Verbraucherschutzorganisationen haben auch Druck gemacht, was wahrscheinlich etwas bewirkt hat. Vielleicht bemerkt Microsoft, dass sich viele Leute nach Alternativen umschauen.
Wir wollen klar sagen: Ein Jahr ist es nur aufgeschoben. Man muss auch seinen Windows-10-Rechner mit dem Microsoft-Konto verknüpfen, damit man den „Gratis Extended Support“ bekommen kann. Die Frage ist, warum man warten sollte, denn ein Jahr später kommt das Problem ja wieder. Es lohnt sich also, auf eine mittelfristige oder langfristige Lösung hinzuarbeiten. Aber es nimmt vielleicht ein bisschen den Druck raus. Man kann sich ein bisschen Zeit nehmen, wenn man die Möglichkeit mit dem Microsoft-Konto nutzen will, und sich Linux einmal genau anschauen und ausprobieren.
Sehr viele Geräte müsste man aus dem Verkehr ziehen
netzpolitik.org: Hat die Verschiebung durch Microsoft auch eine Auswirkung auf Leute, die beim Umstieg auf Linux helfen wollen?
Harald Reingruber: Diejenigen, die sich jetzt auch engagieren wollen in ihrem Hackspace oder in ihrem Repair-Café oder vielleicht auch an der Uni, wenn sie dafür Räume haben, um sowas anzubieten, könnten natürlich jetzt die Chance nutzen. Denn die Frist ist verlängert, ich sehe das jetzt mal positiv.
Das Windows-10-Problem verschwindet nicht mit dem 14. Oktober von der Bildfläche. Es ergibt auch im nächsten Jahr noch Sinn, Umstiegsveranstaltungen anzubieten, wahrscheinlich auch darüber hinaus.
netzpolitik.org: Du hast vorhin Elektroschrott erwähnt. Siehst Du darin das größte Problem durch das Support-Ende von Windows 10 oder was ist aus Deiner Sicht das Übelste daran?
Harald Reingruber: Bei jeder Windows-Version wurde nach einigen Jahren der Support eingestellt. Das größte Problem ist diesmal eigentlich, dass die neuen Windows-Anforderungen so hoch gesetzt sind und Rechner, die gerade mal fünf Jahre alt sind, diese Anforderungen schon nicht mehr erfüllen. Das ist Elektroschrott quasi, denn sehr viele Geräte müsste man einfach aus dem Verkehr ziehen. Der größte CO²-Verbrauch entsteht ja in der Produktion und nicht in der Nutzung von einem Laptop. Kollegen von unserer „End of 10“-Kampagne haben herausgefunden, dass man ein Gerät eigentlich zwanzig oder dreißig Jahre nutzen müsste.
IT-Sicherheit als Argument zum Umstieg
netzpolitik.org: Ich würde jetzt vermuten: Du bist ein langjähriger Linux-Nutzer, nicht wahr?
Harald Reingruber: Ja, ich bin aber berufsbedingt und teilweise auch privat noch viel mit Windows unterwegs. Ich bin ein bisschen wie ein Raucher, der eigentlich schon weiß, dass er aufhören will.
netzpolitik.org: Das heißt aber auch: Du kennst auch beide Systeme. Das ist ja vielleicht ein Vorteil bei der Umstiegshilfe, oder?
Harald Reingruber: Ja, das ist schon ein Vorteil. Ich bin auch nicht „religiös“, was Linux oder Windows angeht, ich finde die Open-Source-Vorteile aber sehr groß. Auch aus politischer Sicht ist in öffentlichen Institutionen Open-Source-Software zu bevorzugen, auch mit Blick auf die Lizenzkosten. Würde man diese Gelder in die Weiterentwicklung von offener Software investieren, dann würde auch viel mehr Wertschöpfung in Europa bleiben.
netzpolitik.org: Hast Du den Eindruck, dass die Leute, die zu Dir kommen und denen Du hilfst, auch ein ökonomisches Problem lösen wollen, weil die Kosten eines Neugeräts oder generell die Kosten, die mit Windows und dem Update verbunden sind, ihnen zu hoch sind? Kommen sie auch, weil sie es einfach nicht bezahlen können oder wollen?
Harald Reingruber: Den Eindruck habe ich nicht, die Motivation ist schon eher politisch oder ökologisch. Ich beobachte, dass die Leute es oft so sehen: Das Gerät funktioniert ja noch, das will ich eigentlich nicht wegwerfen. Teilweise wissen sie auch noch gar nicht, ob sie es dann selber weiternutzen oder andere Verwendungszwecke dafür finden, sei es jetzt für Kinder oder Bekannte oder als Zweitgerät.
netzpolitik.org: Ist IT-Sicherheit auch ein Argument für die Leute?
Harald Reingruber: Die Fragen nach IT-Sicherheit kommen, das können Laien aber nicht so gut einschätzen. Dass Linux sicherheitsmäßig Vorteile hat und eine sehr sichere Umgebung ist, das ist den meisten vorher nicht klar. Ich glaube, das ist schon ein starkes Argument.
Beim Anblick der die Hollywood-Version von Leonidas und seiner legendären „300“ überkommt mich die Lust nach einem Work-out. Und wenn König Théoden und der Waldläufer Aragorn, beides Charaktere aus „Herr der Ringe“, auf die feindliche Ork-Armee losstürmen, stellen sich Zuschauern die Nackenhaare auf.
Todesverachtenden Heldenmut zeigt auch Achilles in der amerikanischen Adaption der Troja-Sage, als er seinen Myrmidonen vor dem selbstmörderischen Angriff auf die Stadt die „Unsterblichkeit“ verspricht. Etwas feingeistiger, doch nicht weniger archaisch, nimmt Feldherr Julius Cäsar durch seinen viel zitierten Spruch „Ich kam, ich sah, ich siegte“ einen Platz in der Geschichte verwegener Männer ein.
„WARNING: watching this will increase your testosterone level by 300%”, lautet der Top-Kommentar für Leonidas auf YouTube. Auch im Silicon Valley, wo der Bedarf an Testosteron offenbar besonders hoch ist, fallen die Heldenerzählungen auf überaus fruchtbaren Boden. Dort lassen sich Tech-Jünger von ihren Idolen gar zu neuen Unternehmen inspirieren.
Fantasy als Vorbild
Palmer Luckey ist Erfinder der Virtual-Reality-Brille Oculus Rift. Gemeinsam mit Trae Stephens, ehemals Mitarbeiter beim Überwachungsunternehmen Palantir, hat er 2017 das Verteidungs-Start-up „Anduril“ gegründet. Benannt ist es nach Aragorns Schwert Andúril. Übersetzt aus der fiktiven Quenya-Sprache bedeutet der Name „Flamme des Westens“.
Peter Thiel, Mitgründer von Palantir, dessen Name ebenfalls aus dem Herr-der-Ringe-Kosmos stammt, investiert in Technologie für „Unsterblichkeit“, sich selbst stilisiert er zum furchtlosen Kämpfer gegen den „Antichristen“. Curtis Yarvin, ein im Silicon Valley beliebter Blogger, wünscht sich gar einen „neuen Cäsar“ an der Spitze der USA.
Mark Zuckerberg, Leser und Bewunderer von Yarvin, hat seiner Frau Priscilla „nach römischem Brauch“ eine Statue im hauseigenen Garten gewidmet. Die Namen ihrer Kinder – Maxima, August, Aurelia – sind an römische Kaiser angelehnt.
Schwarz-weiße Welt
Fantasy-Epen wie 300 oder Herr der Ringe zeichnen sich durch eine verlässliche Einteilung der Welt in Gut und Böse aus. „Wir lieben die alten Geschichten wegen ihrer Unveränderlichkeit“, stellte die Fantasy-Autorin Ursula K. Le Guin einst fest. Hier finden Menschen Beständigkeit und alte Weisheiten – seltene Schätze in unserer flüchtigen Gegenwart.
Oft sind es gerade jüngere Menschen, die sich an der Vorstellung von glorreichen Königen oder unbezwingbaren Herrschern – und damit auch an antidemokratischen Erzählungen – ergötzen. Schließlich waren es Cäsar und sein Nachfolger Augustus, die das Ende der Republik besiegelten und den Weg zum römischen Kaiserreich ebneten. Und in Sparta, das im Film 300 als „freies Griechenland“ porträtiert wird, herrschte eine kleine Elite über den Großteil der Bevölkerung. Nachdem der Staat im Peloponnesischen Krieg seinen langjährigen Rivalen Athen besiegt, bricht dort umgehend die Oligarchie an.
Im zahlen- und umsatzgetriebenen Silicon Valley können die Unternehmer so ihre vergleichsweise kurze Kulturgeschichte erweitern und dabei etwaige Komplexe ausgleichen. Womöglich suchen sie auch einen passenden ideologischen Rahmen für ihre aggressiven Geschäftsmodelle – oder streben genau danach, was ihre Idole ihnen vorleben: Ruhm, Oligarchie, Sixpack.
Uns fehlen dieses Jahr noch 302.429 Euro.
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Die glatte Tech-Welt sehnt sich offenbar nach den rauen Erfahrungen, die das analoge Leben noch bereithielt. Dafür muss sie „Kämpfe“ inszenieren, die eigentlich keine sind. Elon Musk etwa bekämpft die eigenen Komplexe mit Haartransplantationen, Botox und Wangenknochenverstärkung. Derweil hat Zuckerberg sich zum Kampfsportler hochpäppeln zu lassen. Beim Podcaster Joe Rogan spricht er betont „männlich“ über Jagd, Töten und Mixed Martial Arts.
Widersprüche und Allmachtsfantasien
Führen Heldensagen ins nächste Fitnessstudio, ist das erst mal keine schlechte Sache. Die Weltanschauung und das eigene Unternehmen rund um ambivalenzbefreite Allmachtsfantasien aufzubauen, ist hingegen brandgefährlich.
Dabei ist es Zuckerberg selbst, der mit seinen Unternehmen und „sozialen“ Medien unermüdlich das Fundament einer schönen Welt ruiniert und ihre Bewohner in die digitale Entfremdung treibt. Den Erfolg Zuckerbergs garantiert ein werbe- und effizienzorientiertes System, das sich durch die wachsende Unzufriedenheit seiner Mitglieder und den Ruf nach „alter“ Stärke schließlich gewaltsam selbst abschafft.
Und was passiert, wenn eine kleine Gruppe in Widersprüchen gefangener Männer die Macht übernimmt und die Wut der Menschen für ihre eigenen Zwecke instrumentalisiert, zeigt die Geschichte. Dass ebenjene nur als Karikaturen ihrer verherrlichten antiken Ideale dienen, ist ein kleiner, überaus bitterer Witz. Denn das große Leid tragen später wie üblich die Schwächsten einer Gesellschaft und nicht die Profiteure an der Spitze.
Die Woche, in der wir zurück ins Jahr 1986 reisten
Liebe Leser:innen,
das Wort des Jahres ist „KI-Ära“. Das Thema Künstliche Intelligenz „ist aus dem Elfenbeinturm der wissenschaftlichen Forschung herausgetreten und hat die Mitte der Gesellschaft erreicht“, begründet die Gesellschaft für deutsche Sprache ihre Wahl.
Die Bundesdruckerei hockt derweil in ihrer ganz eigenen Abgeschiedenheit. Sie setzt den Datenatlas um, der „souveräne Datenkatalog für die Bundesverwaltung“. Mitarbeitende verschiedener Ministerien und Behörden sollen hier nachschlagen können, wo welche Daten liegen.
Eigentlich eine gute Sache. Doch das Projekt ist offenbar Lichtjahre von der technischen Gegenwart, geschweige denn von irgendeiner „KI-Ära“ entfernt. Zu diesem Schluss kommt zumindest der Wissenschaftler David Zellhöfer in einem Gutachten, über das meine Kollegin Esther diese Woche berichtet hat. Demnach biete der Datenatlas weniger Funktionen als Datenbanken aus dem Jahr 1986, so das markige Urteil. Damals war das Wort des Jahres übrigens „Tschernobyl“. So lange ist das her.
Auf Platz 2 kam vor knapp vierzig Jahren das Wort „Havarie“, was so viel wie Fehler oder Schaden bedeutet. Den will die Bundesdruckerei nun offenbar noch vergrößern. Als wir sie mit den Ergebnissen des Gutachtens konfrontieren, schrieb die bundeseigene GmbH zurück, gegebenenfalls rechtliche Schritte gegen Zellhöfer einzuleiten.
Zellhöfer nahm sein Gutachten daraufhin offline, um sich rechtlich abzusichern. „Ich war unmittelbar eingeschüchtert“, sagte er gegenüber netzpolitik.org, „obwohl die Antwort der Bundesdruckerei in keiner Weise sachlich nachvollziehbar ist.“
Inzwischen ist das Gutachten wieder abrufbar. Und Zellhöfer kann mit mehr Humor auf die Sache schauen. Positiv gesehen könne der Datenatlas auch „als Projekt eines Retro-Computing-Enthusiasten“ durchgehen, sagt er.
Ein bisschen mehr Humor wünsche ich auch der Bundesdruckerei. Dann trägt sich die Atlas-Last gleich leichter.
Habt ein schönes Wochenende!
Daniel
Uns fehlen dieses Jahr noch 303.302 Euro.
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Weltweites CDN: Offenbar wieder Störung bei Cloudflare
Am Freitagvormittag gibt es offenbar erneut Probleme beim CDN-Anbieter Cloudflare. Verschiedene Webseiten sind nicht verfügbar – sie liefern lediglich einen HTTP-Fehler 500 aus. Die Ursache ist unklar, der Anbieter spricht von „API-Problemen“.
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Fehler 500 beim Besuch von cloudflare.com
Stichproben einiger Webseiten wie cloudflare.com, aber auch die beliebten Störungsmelder downdetector.com und allestoerungen.de sind fehlerhaft oder komplett defekt: Mal fehlt die Startseite komplett, in anderen Fällen lediglich die per Cloudflare-CDN ausgelieferten Assets wie Bilder und Stylesheets
API-Probleme?
Cloudflares Statusseite hingegen ist, anders als beim vorherigen Ausfall im November, noch immer verfügbar. Sie spricht von Fehlern bei der Cloudflare API und dem Dashboard. „Customers using the Dashboard / Cloudflare APIs are impacted as requests might fail and/or errors may be displayed.“
Wie Cloudflare nun erläuterte, handelte es sich beim Ausfall um eine Auswirkung der kürzlich bekannt gewordenen kritischen „React2Shell“-Sicherheitslücke im React-Framework. Das Unternehmen habe für die Web Application Firewall, die neben Kundendomains offenbar auch die eigene Webseite schützt, eine Änderung eingespielt, um vor CVE-2025-55182 zu schützen. Was genau schiefgegangen sei, werde man später bekanntgeben, so das Unternehmen. Ein Cyberangriff liege nicht vor.
Vorgestern DNS-Probleme für Telekom-Kunden
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Der Cloudflare-eigene DNS-Resolver 1.1.1.1 war für viele Telekom-Kunden offenbar am Abend des 3. Dezember nicht erreichbar. Wie Betroffene auf Reddit beklagten, führte das zu Internetausfällen – weil auch die Alternative 1.0.0.1 nicht funktionierte. Mittlerweile scheint diese Störung jedoch behoben, die Ursache ist unklar.
Am Abend des 3. Dezember erreichte keiner der 150 Messpunkte des Monitoringnetzes „RIPE Atlas“ im Netz der Telekom den DNS-Server 1.1.1.1.
(Bild: Reddit-User lordgurke)
Update
05.12.2025,
10:16
Uhr
Cloudflare hat laut eigenen Angaben Problembehebungen vorgenommen und beobachtet die Störung weiter.