Datenschutz & Sicherheit
Microsoft wirft Antivirensoftware aus dem Windows-Kernel
Im vergangenen Jahr hatte CrowdStrike Millionen Windows-Systeme mit einem Update lahmgelegt. Langsam mahlen die Mühlen der Bürokratie – doch nun dringen die geplanten Änderungen zur künftigen Vermeidung solcher Vorfälle immer weiter auf die Geräte im Einsatz vor. Nun kündigt Microsoft einen weiteren Schritt an: Antivirensoftware darf nicht mehr in den Windows-Kernel langen.
Das kündigt Microsoft in einem Blog-Post zum aktuellen Stand der auf Microsoft-Hausmesse Ignite 2024 gegründeten „Windows Resiliency Initiative“ (WRI) an. Einer der neuen Mechanismen soll den Windows-Start auch dann ermöglichen, wenn Boot-Probleme auftreten. In den Windows-Vorschau-Versionen für Insider ist die Quick Machine Recovery (QMR), die in solchen Fällen die Windows Recovery Environment (Windows RE) startet, bereits seit April des Jahres im Test.
Windows soll widerstandsfähiger werden
Die QMR soll „später im Sommer allgemein verfügbar“ werden, kündigt Microsoft dort an. Sie kommt für alle Windows-11-Geräte auf Stand 24H2 und soll auf Home-Geräten standardmäßig aktiv sein. IT-Admins behalten hingegen die volle Kontrolle darüber.
Das bedeutet jedoch auch weitreichende Änderungen für IT-Sicherheitssoftware in Windows. Eine weitere gegründete Initiative nennt Microsoft die „Microsoft Virus Initiative (MVI)“, in der die Redmonder zusammen mit Partnerunternehmen Möglichkeiten ausloten, die Windows-Plattform zu verbessern, um das Ziel der verbesserten Resilienz ohne Verluste bei der Sicherheit zu erreichen. Inzwischen sind die Teilnehmer nun beim „MVI 3.0-Programm“ angelangt, die bestimmte Aktionen seitens der Partnerunternehmen vorsehen.
Dazu gehört das Aufsetzen und Testen eines Vorfall-Reaktions-Prozesses und das Befolgen von sicheren Verteilpraktiken (Safe Deployment Practices, SDP) für Updates für Windows-Endgeräte. „Sicherheitsproduktupdates müssen schrittweise in Verteil-Ringen erfolgen und Überwachung einsetzen, um negative Einflüsse zu minimieren“, erklärt Microsoft. Das passe sich in die Microsoft-Plattformen ein – so geht etwa auch Microsoft Autopatch für Windows Updates vor. Das führe zu größerer Stabilität, schnellerer Wiederherstellung und reduzierten Risiken im Einsatz bei Enterprise-Kunden, die sich auf eine sichere und verlässliche Windows-Umgebung stützen.
Raus aus dem Kernel!
Im kommenden Monat will Microsoft eine Vorschau der Windows-Endpoint-Security-Plattform an einige MVI-Partner verteilen. Die ermöglicht es ihnen, ihre IT-Sicherheitslösungen so zu bauen, dass sie außerhalb des Windows-Kernels laufen. Software wie Antivirus und Endgeräteschutz befinden sich dann im User Mode, wie normale Apps auch. „Diese Änderung hilft IT-Security-Entwicklern, einen hohen Level an Verlässlichkeit sowie eine einfachere Wiederherstellung im Falle von unerwarteten Problemen auf Windows-Geräten zu liefern“, ist sich Microsoft sicher. Microsoft zitiert einige der Partnerunternehmen, die sich zufrieden mit der künftigen Lösung zeigen. Dazu gehören Bitdefender, CrowdStrike, ESET, SentinelOne, Trellix, Trend Micro und WithSecure.
Vor rund 20 Jahren hatte Microsoft in Windows Vista APIs eingebaut, die IT-Sicherheitssoftware den sichereren Zugriff auf den sonst streng geschützten 64-Bit-Kernel gegeben hat. Die ist damit nun wohl in Kürze Geschichte.
Einen weiteren Schritt im Rahmen der WRI macht Microsoft beim Bluescreen of Death. Das wurde dem Unternehmen wohl zu bunt. Künftig wird der Absturzfehlerbericht daher schwarz.
(dmk)
Datenschutz & Sicherheit
Angreifer können auf Servern mit Supermicro-Boards Hintertüren verankern
Server-Motherboards und Rechenzentrumshardware von Supermicro sind verwundbar. Nach erfolgreichen Attacken können Angreifer sich dauerhaft über eine Hintertür Zugriff verschaffen. Admins sollten ihre Instanzen zeitnah absichern.
Unvollständiger Patch
Wie aus einem Beitrag hervorgeht, sind Sicherheitsforscher von Binarly auf zwei Sicherheitslücken (CVE-2025-7937 „hoch„, CVE-2025-6198 „hoch„) gestoßen. In beiden Fällen können Angreifer Sicherheitsprüfungen des Baseboard Management Controllers (BMC) umgehen und mit Schadcode präparierte Firmwareimages installieren. Im Anschluss sind Systeme dauerhaft vollständig kompromittiert.
Supermicro listet die Schwachstellen, die betroffenen Motherboards und die Sicherheitsupdates in einer Warnmeldung auf. In dem Beitrag versichern sie, dass sie bislang keine Hinweise auf laufende Attacken entdeckt haben.
Die erste Lücke geht auf eine Schwachstelle (CVE-2025-10237 „hoch„) von Anfang dieses Jahres zurück. Wie die Sicherheitsforscher eigenen Angaben zufolge herausfanden, war der Sicherheitspatch unvollständig und sie konnten den Schutz umgehen. Die zweite Schwachstelle haben sie neu entdeckt.
Hintergründe
Aufgrund von Fehlern bei der Überprüfung von Firmwareimages ist es nach wie vor möglich, Images mit Schadcode zu versehen, ohne dass Sicherheitschecks anschlagen. Den Sicherheitsforschern zufolge stuft der BMC manipulierte Images als korrekt signiert und gültig ein und installiert sie.
Durch das erfolgreiche Ausnutzen der neuen Lücke können Angreifer zusätzlich die BMC-Sicherheitsfunktion Root of Trust (RoT) umgehen. Die prüft beim Booten, ob die Firmware legitim ist. Wie das im Detail abläuft, führen die Sicherheitsforscher in einem Beitrag aus.
(des)
Datenschutz & Sicherheit
Jetzt patchen! Schadcode-Attacken auf ASA/FTD-Firewalls von Cisco
Derzeit nutzen unbekannte Angreifer zwei Sicherheitslücken in Cisco Secure Firewall Adaptive Security Appliance (ASA) Software und Cisco Secure Firewall Threat Defense (FTD) Software aus. Darüber verschaffen sie sich Zugriff auf eigentlich geschützte Bereiche oder führen sogar Schadcode aus. Sicherheitsupdates sind verfügbar.
In welchem Umfang die Attacken ablaufen, ist zurzeit unklar. Um passende Patches zu finden, müssen Admins in den unterhalb dieses Beitrags verlinkten Warnmeldungen bestimmte Rahmenbedingungen in Formularfelder eingeben, sodass als Ergebnis das jeweils passende Update angezeigt wird.
Root-Attacken
Die beiden ausgenutzten Schwachstellen (CVE-2025-20333 „kritisch„, CVE-2025-20362 „mittel„) betreffen die VPN-Web-Server-Komponente von ASA und FTD. In beiden Fällen sind Attacken aus der Ferne möglich, zum Ausnutzen der kritischen Lücke müssen Angreifer aber bereits authentifiziert sein.
Verfügt ein Angreifer über gültige VPN-Zugangsdaten, kann er präparierte HTTP(S)-Anfragen an verwundbare Instanzen schicken. Im Anschluss ist die Ausführung von Schadcode mit Root-Rechten möglich. Das führt in der Regel zu einer vollständigen Kompromittierung von Systemen.
Im Fall der anderen attackierten Lücke ist keine Authentifizierung vonnöten, und Angreifer können über einen identischen Angriffsweg auf eigentlich abgeschottete URL-Endpoints zugreifen.
Weitere Sicherheitsupdates
Weiterhin haben die Entwickler noch eine weitere „kritische“ Schwachstelle (CVE-2025-20363) in ASA, FTD, IOS, ISO XE und IOS XR geschlossen. Auch hier werden HTTP-Anfragen nicht ausreichend überprüft, sodass Schadcode auf Instanzen gelangen kann.
Erst kürzlich sorgten Root-Sicherheitslücken in Ciscos Netzwerkbestriebssystem IOS und IOS XE für Schlagzeilen.
Liste nach Bedrohungsgrad absteigend sortiert:
(des)
Datenschutz & Sicherheit
Zu unsicher: IT-Dienstleister NTT Data trennt sich wohl von Ivanti-Produkten
Der IT-Dienstleister NTT Data will künftig nicht mehr mit dem Hersteller für Security-Appliances Ivanti zusammenarbeiten. Das schreibt das Unternehmen in einer internen E-Mail, die heise security auszugsweise vorliegt. Der Dienstleister geht hart mit seinem Lieferanten ins Gericht und bezeichnet dessen Geräte dank verschiedener Sicherheitslücken als „inakzeptables Risiko“.
In der Nachricht, die offenbar NTT-Data-intern versandt wurde, heißt es wörtlich: „Trotz kontinuierlicher Überwachung und Kontaktaufnahme konnten wir keine wesentliche Verbesserung der Sicherheitslage feststellen. Daher stellt die weitere Nutzung ein inakzeptables Risiko für unseren Betrieb, die Datenintegrität und das Vertrauen unserer Kunden dar“.
Unsicherheit jahrelang bekannt
Ivanti fällt immer wieder durch teilweise schwere Sicherheitslücken in seinen Security Appliances auf, zuletzt vor zwei Wochen. Im vergangenen Jahr hatte die US-Cybersicherheitsbehörde CISA gar angeordnet, dass ihr unterstellte Behörden bestimmte Ivanti-Geräte abschalten müssen. Der CEO des Unternehmens hatte dann in einem offenen Brief Besserung gelobt. Die ist jedoch offenbar nur teilweise eingetreten: Zwar hat Ivanti im Vorjahresvergleich etwa zwei Drittel weniger CVE-Nummern für Sicherheitslücken veröffentlicht. Das kann an weniger Fehlern, aber auch weniger Fehlersuche liegen. Doch auch im Jahr 2025 musste die CISA vor einer Schadsoftware warnen, die sich direkt auf den Geräten des Herstellers einnistet – dessen eigenes Sicherheitsteam übersah eine kritische Sicherheitslücke und stufte sie als normalen Programmfehler ein.
Die Sicherheitsprobleme bei Ivanti sind also bereits seit Jahren bekannt, dennoch ist die nun angeblich erfolgende Auslistung bei NTT Data ein ungewöhnlicher Schritt. Das Unternehmen will künftig, so die interne Mitteilung weiter, auf alle Ivanti-Produkte verzichten. Das gelte nicht nur für die eigenen Systeme, sondern insbesondere auch für den Weiterverkauf an Dritte. Auch Verlängerungen für bestehende Verträge sollen unterbleiben und interne Security-Spezialisten würden bei der Umstellung unterstützen, so das Memo. Die japanische NTT Data ist mit ihrer Tochterfirma in Deutschland an mehreren Standorten aktiv und bietet unter anderem Security-Dienstleistungen wie „Managed SOC“ an.
Eine offizielle Bestätigung des Unternehmens steht noch aus. Auf die E-Mail angesprochen, versprach eine Sprecherin des Unternehmens am gestrigen Mittwoch interne Klärung – sowie diese erfolgt ist, werden wir diese Meldung aktualisieren. Ivanti war kurzfristig nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
(cku)
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