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Pokémon Legenden: Arceus
Endlich ein echtes RPG in der Welt der Pokémon? Die Macher wagen sich mit Pokémon-Legenden: Arceus auf neues Terrain. Wir zeigen, wie gut das gelingt.
- bekannte Systeme erfrischend und zeitgerecht aufgewertet
- Nebenmissionen mit Einblicken in die Pokémon-Welt fernab der Hauptgeschichte
- Pokémon als Transportmittel stärken die Vertikalität der Hisui-Region
- ein vielschichtiges Spielerlebnis, das wir so noch nie im Pokémon-Franchise gesehen haben
- teils unschöne grafische Fehler, inklusive zitternder Texturen
Pokémon Legenden: Arceus im Test
Endlich ein echtes RPG in der Welt der Pokémon? Die Macher wagen sich mit Pokémon-Legenden: Arceus auf neues Terrain. Wir zeigen, wie gut das gelingt.
Jahrelang drückten Pokémon-Fans ihr Verlangen nach einem Rollenspiel-inspirierten Titel aus mit einer großen Welt gefüllt mit mehr als nur Kämpfen. Anfang 2021 war es dann endlich so weit: Nintendo und Game Freak kündigten Pokémon-Legenden: Arceus an, ein Pokémon-Ableger, angelehnt an die heute allseits bekannten Open-World-Rollenspiele.
Während Remakes, wie die im vergangenen November veröffentlichten Pokémon Strahlender Diamant (Testbericht) und Leuchtende Perle den Fans vergangener Klassiker gewidmet sind, so läutet Pokémon-Legenden: Arceus ein neues Zeitalter der Pokémon-Titel ein. Gelingt Nintendo der Wandel zum Neuzeit-Rollenspiel, oder sollte die Pokémon-Formel vielleicht doch lieber bei ihren alten Traditionen bleiben? Wir haben uns in das alte Sinnoh begeben und sind der Frage nachgegangen.
Eine Reise durch die Zeit
Im Grunde genommen sind viele Spieler bereits mit der Welt der Hisui-Region vertraut, denn Pokémon-Legenden: Arceus spielt ebenso wie Pokémon Diamant und Perl in der Sinnoh-Region. Die Geschichte des Spiels geht jedoch weiter zurück als jedes Pokémon-Spiel zuvor: An die Anfänge der Beziehungen zwischen Pokémon und Mensch, eine Zeit, in der die niedlichen Kreaturen noch weitestgehend gefürchtet wurden.
Mit dem namensgebenden Pokémon Arceus im Fokus dreht sich bei dem Spiel alles um Raum und Zeit. In der Intro-Sequenz offenbart sich die Prämisse: Unsere Spielfigur trifft in einer Art Traumsequenz auf Arceus, wird aus der Gegenwart herausgerissen. Kurz darauf wachen wir an einem Strand auf, an dem uns ein Mann, sowie drei Pokémon auffinden. Aus einem Riss im Himmel sollen wir gefallen sein, unsere Kleidung wird befremdlich beäugt.
Zeitgleich mit der Ankunft des Spielers, tauchen in der gesamten Hisui-Region seltsame Phänomene auf: Pokémon Könige und Königinnen (in der Region verehrte und von Wächtern beschützte Pokémon) werden plötzlich aggressiv und wild, mächtige Pokémon mit leuchtend roten Augen suchen die Welt heim und obendrauf gibt es auch noch sogenannte Raum-Zeit-Verzerrungen, zeitlich begrenzte Ereignisse, die mächtige Pokémon heraufbeschwören.
Das mysteriöse Auftreten in der Vergangenheit und dem damit verbundenen Riss im Himmel sorgt deshalb für einigen Trubel in der Welt. Glücklicherweise werden Spieler schnell von der sogenannten Galaktik Expedition aufgenommen, einer Gruppe von Forschern, die sich der Recherche der mysteriösen Pokémon widmet. Mit dabei sind Professor Laven und sein Assistent Lumius, die uns beide im Laufe der Geschichte stets begleiten. Die Verbindungen zur Geschichte von Diamant und Perl spiegelt sich ebenfalls in den beiden verfeindeten Klans, dem Diamant- und dem Perl-Klan wider, mit denen Spieler im Laufe der Geschichte immer wieder kooperieren, um die verehrten Könige und Königinnen der Region zu besänftigen.
Wieso sich die Spieler plötzlich in einer vergangenen Version Sinnohs wiederfinden, was es mit Arceus’ Auftritt auf sich hat und welche Folgen der Eintritt in die Hisui-Region hat, um all das dreht sich Pokémon-Legenden: Arceus. Dabei treffen wir wie immer auf einige ausgefallene Charaktere, sammeln Pokémon und geraten in allerlei Kämpfe.
Das Pokémon-Vermächtnis
Denn besonders die sind es, was ein Pokémon-Spiel ausmacht. Dazu kommen Franchise-Konventionen, wie die Wahl zwischen den drei Starter-Pokémon einer neuen Generation, die klassische Darstellung der rundenbasierten Kämpfe in einer von der Spielwelt abgekapselten Szenerie, sowie eine sehr simple Erzählstruktur und NPCs, die oftmals eher als Dekoration für die Spielwelt gelten.
Bereits bei der Auswahl des Starter-Pokémons fangen die Veränderungen an: statt einer neuen Generation, treffen wir in der Hisui-Region auf bekannte Pokémon, mit Ausnahme einiger neu dazukommenden Hisui-Formen.
So besteht die Wahl aus Feurigel als Feuer-Pokémon der zweiten Generation, Bauz als Pflanzen-Pokémon aus der siebten, sowie das Wasser-Pokémon Ottaro aus der fünften Spielgeneration. Kurz darauf werden bereits im ersten Kampf weitere Erneuerungen klar: Kämpfe spielen sich nun in der tatsächlichen Spielwelt ab, wobei sich Spieler zusätzlich frei umherbewegen können. Auch der Beginn eines Kampfes, sowie das Fangen eines Pokémons, wird immersiv mit einem simplen Pokéball-Wurf gelöst.
Pokémon Legenden Arceus – Bilderstrecke
Begegnen Spieler erst einmal eines der umherstreifenden Pokémon, so wird noch einmal deutlich, dass wir es in der Welt von Pokèmon-Legenden: Arceus mit wilden Pokémon zu tun haben. Je nach Gemüt des jeweiligen Pokémons, verschwinden diese schnell bei einer Begegnung, oder gehen direkt zum Angriff über. So kommt es nicht selten vor, dass wir vor einem kampfwütigen Pokémon entdeckt werden, schnell vor dem Angriff eines riesigen Onix fliehen oder uns versteckt halten müssen, um in der Spielwelt voranzukommen. Es ist fast, als hätte Game Freak den Spieß umgedreht: Zuvor wanderten Spieler durch die Weiten der Pokémon-Welt und suchten im hohen Gras nach sich versteckenden Pokémon. Nun sind wir es, die sich im Gras verstecken, um heimlich ein Pokémon zu fangen, oder uns vor besonders mächtigen Pokémon-Gegnern zu verstecken.
Zusätzlich zu den bereits erwähnten Königen und Königinnen, die es in einer Art von Boss-Sequenzen mit Opfergaben zu besänftigen gilt, treffen Spieler in der Wildnis auf allerlei Elite-Pokémon, stärkere und größere Versionen eines Pokémons, gekennzeichnet mit glühend roten Augen. Neben einem besonders hohen Level, sind diese von Grund auf mächtiger, stecken mehr Schaden ein und teilen dafür umso härter aus.
Die Hisui-Region krempelt somit die von uns zuvor etablierte Beziehung zu den Pokémon ordentlich um. Sie sind wilder, provokanter, manchmal sogar tatsächlich gefährlich und tauchen zudem in so ziemlich jeder Ecke der Spielwelt auf. Pokémon fühlen sich zum ersten Mal wie wilde Kreaturen an, mit einem eigenen Kopf und einer tatsächlichen Herausforderung verknüpft.
Fernab der Pokémon, hat auch die Inszenierung der Charaktere, sowie die allgemeine narrative Prämisse ein ordentliches Upgrade bekommen. Eines meiner persönlichen Highlights des Spiels ist die Einführung von Nebenmissionen. Wie in jedem anderen gängigen Videospiel bieten diese eine zusätzliche Unterhaltungsebene durch anekdotische Geschichten, sowie kleine Aufgaben, die es zu erledigen gilt. Zum ersten Mal erfahren wir in einem Pokémon-Spiel mehr darüber, wie sich das Zusammenleben von Mensch und Kreatur im Pokémon-Universum anfühlt und erfahren hautnah, wie die beiden Seiten zum ersten Mal in der Geschichte zueinanderfinden.
Auch der Pokédex präsentiert sich nun nicht mehr nur als simple Informations-Sammelstelle. Als Teil des Forschungstrupps der Galaktik Expedition, ist es die Aufgabe der Spieler, mehr über die Welt der Pokémon zu erfahren, anstatt sie einfach nur einzufangen. Bis zu 25 Mal sollte bei Salmagnis der Einsatz von Spukball beobachtet werden, ein Quiekel soll mehrmals mit Nahrung gefüttert werden, während bei Wadribie im Rahmen einer Nebenmission der Geschmack des Honigs erforscht werden soll. Der Pokédex dient somit nicht nur als Informationsquelle, sondern offenbart zusätzliche Aufgaben, denen es nachzugehen gilt. Neben den Haupt- und Nebenmissionen bieten die Pokédex-Aufgaben ein weiteres Level der Interaktion mit der Spielwelt.
Die Welt als Spielplatz
Auch außerhalb der Pokémon-Begegnungen gibt es demnach allerlei in Hisui zu tun. Wir müssen Rohstoffe einsammeln, um Pokébälle, Tränke und Köder herzustellen. Es gibt Pokédex-Einträge zu füllen, um den Mitgliedsrang innerhalb des Forschungstrupps zu erhöhen und jede Menge Nebenquests zu erledigen, die uns in sämtliche Ecken von Hisui schicken. Dabei kommen uns so einige Pokémon zu Hilfe, um die divers gestaltete Spielwelt meistern zu können.
So kann eine weite Landschaft schnell auf dem Rücken Damythirs als unser Reittier bezwungen werden, auf dem Wasser hilft uns Salmagnis. Steile Berge können auf dem Rücken Sniebels bezwungen werden, Washkawil lässt uns zu guter Letzt durch die Lüfte fliegen und ermöglicht dabei nicht nur einen schnellen Transport, sondern auch eine wunderbare Aussicht. Die Transport-Möglichkeiten der jeweiligen Pokémon werden mit jedem neu erforschtem Gebiet freigeschaltet, so eröffnen sich im Laufe der Zeit nicht nur neue Gebiete, auch bereits bekannte Gebiete werden durch neue Möglichkeiten, wie das Erklimmen der Gebirge, stets spielerisch erweitert.
Dabei gestaltet sich jedes der Gebiete anders und beherbergt dementsprechend eine Vielzahl verschiedener Pokémon. Das Kobalt-Küstenland präsentiert mit seinem hohen Wasseranteil, der Küste und der Feuerspei-Insel eine Mixtur aus Normal-, Wasser- und Feuer-Pokémon, das Kraterberg-Hochland wiederum verspricht jede Menge Gestein-, Boden- und Elektro-Pokémon. Atmosphärisch ist der Einfluss von Zelda: Breath of the Wild kaum zu bestreiten. Die weiten Landschaften, der meditative Soundtrack, sowie der Fokus auf die Erkundung der divers gestalteten Spielwelt entschleunigen das Spiel und machen das Ganze zu einer wahrhaftigen Open-World-Erfahrung. Auch wenn die jeweiligen Gebiete voneinander getrennt präsentiert werden.
Mit Pokémon-Legenden: Arceus habe ich das erste Mal in einem Pokémon-Spiel das Gefühl, einen tatsächlichen Gameplay-Zyklus zu erleben. Zum ersten Mal fühlt es sich an, als würden wir wahrhaftig in die Welt der Pokémon eintauchen, anstatt einfach nur in Pokémon-Kämpfe verwickelt zu werden. Es fehlt nur wenig, um den Titel zu einer perfekten Spielerfahrung für Pokémon-Fans zu machen.
Bereits im Voraus machte sich Verwunderung, bei einigen sogar Erschrecken über die Grafik des Spiels breit. Besonders mit Zelda: Breath of the Wild als Nintendo Switch-Aushängeschild in Sachen Grafik, ist die Kritik durchaus verständlich. Während eines Rundflugs mit Washkawil werden die nachladenden Objekte in der Ferne offensichtlich, auch die Texturen kommen an einigen Stellen zu kurz und sorgen für Fehler wie zitternde Gräser. In Sachen Gameplay fehlt es grundsätzlich an nichts, etwas mehr Fokus auf die Interaktion mit den eigenen Pokémon hätte die Erfahrung dennoch noch einmal verstärkt. Während Spieler in Pokémon Schwert und Schild mit ihrem Pokémon-Team zelten, kochen und sogar spielen konnten, fehlt hier jegliche Interaktion mit den eigenen Pokémon außerhalb des Kampfes. Zu guter Letzt fehlt es dem Spiel an einer im Jahr 2022 recht gängigen Genre-Konvention für Open-World-Rollenspiele: Einen dedizierten Fotomodus. Doch wer weiß, vielleicht kriegen wir diesen noch in einem kommenden Update nachgeliefert.
Preis
Fazit
Pokémon-Legenden: Arceus liefert vielen Spielern genau das, was sie bereits seit Jahren von Game Freak verlangen: etwas Neues. Ein Pokémon-Ableger, der sich von den manchmal einengenden Traditionen des Franchise befreit, und seinen Blick stattdessen auf Titel wie Zelda: Breath of the Wild richtet. Es ist ein positiv behaftetes Problem, dass ich im Rahmen dieses Textes nicht auf alle Elemente des Spiels eingehen kann. Zum ersten Mal offenbart sich ein vielschichtiger Gameplay-Zyklus aus Erkunden, Ausbauen und dem Erfüllen von Missionen, wobei die klassischen Komponenten der Pokémon-Kämpfe und dem Sammeln der Pokémon noch einmal besser in Szene gesetzt werden.
Auch in Zukunft werden Nintendo und Game Freak vermutlich einen zweigleisigen Ansatz verfolgen, um beiden Sparten der Pokémon-Community gerecht zu werden. Während Puristen mit Remakes oder eher klassischen Ansätzen in Form von Titeln wie Pokémon Let’s Go Pikachu und Evoli bedient werden, so läutet Pokèmon-Legenden: Arceus ein neues Zeitalter der Pokémon-Spiele ein.
Mit dem Enthüllungs-Trailer der kommenden Pokémon Karmesin– und Purpur-Editionen wird bereits klar, dass der Spielstil von Pokémon-Legenden: Arceus die Richtung der kommenden Teile vorgeben wird. Wir sind gespannt, inwieweit die Entwickler die nun gelernten Erkenntnisse von Arceus umsetzen werden, um das Franchise auch weiterhin voranzutreiben und uns neue Einblicke in die Welt der Pokémon zu gewähren.
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„Civilization 7“: Take-Two hofft nach schwachem Launch auf Aufholjagd
Take-Two-CEO Strauss Zelnick hat im Gespräch mit IGN bestätigt, dass „Civilization 7“ einen „langsamen Marktstart“ hatte. Bisher hat der US-Publisher keine Verkaufszahlen des Strategiespiels veröffentlicht. Allerdings lassen Zahlen des inoffiziellen Steam-Analysetools SteamDB einen eher missratenen Launch vermuten.
Auf SteamDB kann man nachschlagen, wie viele Personen ein Spiel aktuell auf Steam zocken. Zudem zeigt das Tool die Spieler-Höhepunkte. Daraus lässt sich grob auf die aktuelle Beliebtheit eines Spiels schließen. „Civilization 7“ wurde in den vergangenen 24 Stunden von maximal 7.700 Spielern gleichzeitig gespielt – deutlich weniger als bei den beiden Vorgängern. „Civ 6“ kommt auf einen 24-Stunden-Peak von 42.000, sogar „Civ 5“ schafft mit 16.000 mehr als doppelt so viele Spieler wie „Civ 7“.
„Civ war schon immer ein ‚Slow Burn'“
Die aktuellen Spielerzahlen lassen nicht unbedingt auf Verkaufszahlen schließen, aber ein gewisser Zusammenhang dürfte dennoch bestehen. Alarmierende Spielerzahlen zudem, weil auch der Verkauf von Zusatzpaketen und Erweiterungen zum „Civilization“-Geschäftsmodell gehört. Ohne die entsprechende Spielerschaft wird das Take-Two-Studio Firaxis nicht viele DLCs verkaufen können.
Trotz der schwachen Zahlen sieht Take-Two-CEO Strauss Zelnick „Civilization 7“ noch auf Kurs. „Civ war schon immer ein ‚Slow Burn'“, sagte Zelnick dem Spielemagazin. „Derzeit entsprechen unsere Prognosen für den Lifetime Value des Titels sehr genau unseren ursprünglichen Erwartungen für den Titel.“
Das Spiel verbessere sich stetig, führte Zelnick gegenüber IGN aus. „Obwohl wir einen langsamen Start hatten und Änderungen vornehmen mussten – und weitere Änderungen bevorstehen –, habe ich das Gefühl, dass die Akzeptanz bei den Verbrauchern immer besser wird.“ Take-Two habe bei „Civilization 7“ daher ein gutes Gefühl.
Nur 47 Prozent empfehlen „Civ 7“
Der jüngste Teil der „Civilization“-Reihe war im Februar zu mittelmäßigen Kritiken auf den Markt gekommen. Häufig kritisiert wurde neben dem Interface das Zeitalter-System von „Civ 7“: Ein Spieldurchlauf besteht nicht mehr aus ununterbrochenem Spielfluss mit ein und derselben Fraktion. Zeitalter unterteilen einen „Civ 7“-Spieldurchlauf stattdessen in drei Kapitel: die Antike, das Zeitalter der Erkundung, und die Moderne. Spieler wählen beim Übergang in ein neues Zeitalter unter anderem eine neue Zivilisation aus.
Nutzer sehen „Civilization 7“ deutlich kritischer: Auf Steam empfehlen den Titel nur 47 Prozent, ein für eine Großproduktion vernichtender Wert. Derzeit ist „Civ 7“ auf Steam um 30 Prozent auf 49 Euro rabattiert. „Civilization 6“ gibt es derweil für 6 Euro, „Civilization 5“ kostet 7,50 Euro.
(dahe)
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Effiziente Perowskit-Solarzellen ersetzen Wegwerf-Batterien in Indoor-Geräten
Ein Forschungsteam des University College London (UCL) hat in Kooperation mit chinesischen und Schweizer Wissenschaftlern eine Solarzelle auf Perowskit-Basis für Innenräume entwickelt, die bis zu sechsmal effektiver arbeitet als bisherige Indoor-Solarzellen. Vorhandenes Kunstlicht in Innenräumen könnte genutzt werden, um damit etwa Fernbedienungen, Rauchmelder und Sensoren mit Energie zu versorgen, sodass diese keine Wegwerf-Batterien mehr benötigen.
Aktuelle Innenraum-Solarzellen vereinen derzeit noch viele negative Eigenschaften. So sind sie vor allem teuer und ineffizient. Das macht sie untauglich für die Massenanwendung. Dabei gibt es genügend Anwendungsbereiche, um ohnehin anfallendes Kunstlicht dafür zu nutzen, über Solarzellen kleinere Elektronikgeräte mit Strom zu versorgen. Das Problem der massenhaft anfallenden Wegwerf-Batterien in privaten Haushalten, Büros und Produktionsanlagen könnte so gelöst werden.
Das Forschungsteam nutzt Perowskit als Ausgangsmaterial für ihre Solarzellen. Perowskit ist ein recht häufig zu findendes Mineral und entsprechend preisgünstig. Bei Solaranlagen für den Außenbereich hat es sich bereits als vielversprechend erwiesen, solange es keine strukturellen Defekte aufweist. Im Vergleich zu herkömmlicherweise für Solarzellen verwendetes Silizium kann das Mineral so gezüchtet werden, dass es bestimmte Wellenlängen des Lichts absorbiert. Dadurch ist es für den Einsatz in Räumen mit weniger Licht besser geeignet als Silizium-basierte Solarzellen.
Verbesserung der Perowskit-Kristalle
Das Problem bei Perowskit-Solarzellen ist jedoch, dass das Material in seiner Kristallstruktur kleine Defekte, Traps genannt, aufweisen kann, die den Fluss der Elektroden behindern können. Die Forscher fanden jedoch eine Lösung dafür, wie sie in der Studie „Enhancing Indoor Photovoltaic Efficiency to 37.6% Through Triple Passivation Reassembly and n-Type to p-Type Modulation in Wide Bandgap Perovskites“ schreiben, die in Advanced Functional Materials erschienen ist.
Sie fügten beim Züchten der Perowskit-Kristalle Rubidiumchlorid hinzu. Damit konnte ein gleichmäßigeres Wachstum der Kristalle erzielt und die Anzahl der Traps verringert werden. Doch das reichte den Wissenschaftlern nicht aus. Zur Stabilisierung der Ionen des Materials und zur Verhinderung deren Aufspaltung fügten sie zwei organische Ammoniumsalze hinzu: N, N-Dimethyloctylammoniumiodid (DMOAI) und Phenethylammoniumchlorid (PEACl). Beide sorgen dafür, dass die Effizienz weniger beeinträchtigt wird.
Effizientere Solarzellen
Mit den modifizierten Perowskit-Material erstellten die Forscher Indoor-Solarzellen, die in der Lage sind, 37,6 Prozent des Lichts bei rund 1000 Lux in hellen Räumen in Strom umzuwandeln. Nach Angaben der Forscher gelinge dies sechsmal besser als bei den derzeit besten kommerziell erhältlichen Indoor-Solarzellen.
Die Forscher ließen ihre Perowskit-Zellen verschiedene Stresstests durchlaufen. Nach 100 Tagen wiesen die Zellen noch 92 Prozent ihrer Leistung auf, bei herkömmlichen Perowskit-Zellen sind es lediglich 76 Prozent. Die Wissenschaftler errechneten daraus eine potenzielle Nutzungsdauer in kleinen Elektronikgeräten. Bis zu fünf Jahre lang könnten die Solarzellen solche Geräte mit Energie versorgen.
Die Forscher sind von ihren modifizierten Perowskit-Solarzellen für die Nutzung in Innenräumen überzeugt. Es laufen bereits Gespräche mit möglichen industriellen Partnern, um eine kommerzielle Nutzung und eine Massenproduktion zu ermöglichen.
(olb)
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Von KI-Crawlern genutzt: Reddit sperrt die Wayback Machine weitestgehend aus
Reddit hat damit begonnen, die Wayback Machine des Internet Archive auszusperren, das soll künftig nur noch Screenshots der Startseite des beliebten Social-News-Aggregators archivieren dürfen. Das hat der Sprecher des Onlineportals gegenüber verschiedenen US-Medien angekündigt und den Schritt demnach mit dem Vorgehen gegen unautorisierte KI-Crawler begründet. Die hätten das Internetarchiv benutzt, um an Inhalte von Reddit zu gelangen, auf die sie auf der Seite selbst nicht zugreifen durften, fasst The Verge die Kritik zusammen. Reddit hat mit einigen KI-Unternehmen Verträge abgeschlossen, denen das Training ihrer Modelle mit den benutzergenerierten Inhalten erlaubt ist. Anderen wird das entsprechend untersagt.
Nicht nur wegen der KI-Crawler
Welche KI-Firmen den Umweg über die Wayback Machine ausgenutzt haben sollen, um an die begehrten Reddit-Inhalte als KI-Trainingsmaterial zu gelangen, hat der Firmensprecher nicht gesagt, ergänzt Ars Technica. Er habe aber erklärt, dass das Internet Archive Schritte unternehmen könne, um wieder Zugriff zu bekommen. Dabei gehe es um eine bessere Verteidigung gegen die Crawler, aber auch um mehr Respekt vor den Rechten der Reddit-User. So sei die Wayback Machine teilweise auch dafür genutzt worden, um auf Reddit gelöschte Einträge einzusehen, die von dem Internetarchiv vorgehalten wurden. Das Internet Archive hat die Ankündigung demnach nicht kommentiert und lediglich auf die lange Zusammenarbeit mit Reddit verwiesen. Man spreche über das Thema KI-Crawler.
Für die verschiedenen KI-Firmen ist Reddit eine besonders wertvolle Quelle für das Training ihrer Modelle mit von Menschen verfassten Inhalten. Das Portal hat vor anderthalb Jahren damit begonnen, Geld für die Erlaubnis einzufordern, diese Daten dafür zu verwenden. Im Gegenzug wurden die Crawler von Suchmaschinen und KI-Techniken ausgesperrt, von denen kein Geld fließt. Dass die sich daran aber nicht immer halten, behauptet Reddit schon länger. Erst Anfang Juni hat das Portal eine Klage gegen das KI-Start-up Anthropic eingereicht, das die Plattform und Daten unrechtmäßig nutzen soll. Anthropic sei der Meinung, ungestraft jeden beliebigen Inhalt beliebig nehmen und verwenden zu dürfen: „Dem ist nicht so.“
(mho)
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