Arbeiten für Kreativprojekte ohne Projektmanagement › PAGE online
Wie und warum es gut funktioniert, ohne Projektmanagement zu arbeiten, hat uns das Digital-Produktstudio okay bueno aus Wien verraten. Die Impulse sind vielversprechend.
Von starren Prozessen und langen Entscheidungswegen hatte das Team von okay bueno irgendwann genug. Kleine Projekt-Teams seien besser, weil mehr persönliche Verbindungen bestehen, die direkte Kommunikation besser funktioniert oder weil es weniger »Zwischenschicht-Pingpong« gibt. Ein Lead könne helfen, die passende Richtung in Projekten beizubehalten, also den Fokus nicht zu verlieren.
Die Kreativen haben sich im PAGE-Interview aber auch zur Rolle von Designer:innen und den zukünftigen Core-Skills geäußert – und die sind eng mit den Arbeitsweisen verbunden, vor allem, wenn es darum geht, mit AI-Agents zu arbeiten.
PAGE: Ihr arbeitet bei okay bueno in kleinen Teams. Und das ohne Projektmanagement. Wie funktioniert das? Und warum habt ihr euch entschieden, so zu arbeiten?
okay bueno: Wir glauben, dass gute Produkte entstehen, wenn die Menschen, die sie gestalten, Verantwortung übernehmen. Nicht nur für die eigene Arbeit, sondern für das Produkt.
Als wir okay bueno vor fast acht Jahren gegründet haben, wollten wir einiges anders machen. Unser erstes Motto war »We don’t fulfill tasks, we achieve goals«. Nach vielen Jahren in großen Organisationen mit starren Prozessen und langen Wegen war uns klar: Der Output ist wichtiger, als das minutiöse Planen von Tasks und das Abchecken von To-do-Listen.
Daher arbeiten wir immer in kleinen Projekt-Teams mit einem Lead als »Spieler:innen-Trainer«. Das Team plant zusammen, die Partner:innen übernehmen das strategische Steering. Jede:r Projektbeteiligte arbeitet hands-on aktiv am Produkt ohne Zwischenschicht-Pingpong.
Was sind die Vorteile? Was sind manchmal Nachteile?
Der größte Vorteil ist die direkte Kommunikation. Ideen und Feedback lassen sich einfacher austauschen. Persönliche Bindungen entstehen. Alle Team Member haben die nötige Expertise, um Probleme frühzeitig zu erkennen, anzusprechen und gemeinsam zu lösen. So lassen sich Entscheidungen schnell treffen und Kurse korrigieren.
Das ist nicht immer bequem, klar. Projekt-Manager:innen agieren oft als Buffer zwischen Kunden und Kreativen. Wir sehen uns aber als ein Team mit unseren Auftraggebern. Da braucht man dann keinen Buffer mehr. Ehrliches Feedback ist für uns kein Angriff, sondern ein Zeichen von Vertrauen. In der Zusammenarbeit gilt immer: Kein Ego.
Der konstante Blick auf die Planung als Team lenkt ihn auch immer aufs Wesentliche zurück. Was braucht das Produkt, um wirklich gut zu werden? Wie schaffen wir das in Zeit und Budget? Das ist für uns wichtiger als das nächste To-do.
Kreative Projekte planen ist nicht einfach: Wann ist das Produkt eigentlich fertig? Schwierige Frage, einfache Antwort: wenn’s funktioniert. Dafür ist auch viel Kommunikation nötig, damit alle dieselben Ziele und Ideale verfolgen. Deshalb nehmen wir uns ausreichend Zeit für präzise Formulierungen, für Kontexte, Details und Wiederholungen – damit nicht Interpretation entscheidet, sondern Klarheit.
Was wir auch gelernt haben: Qualität lässt sich auch nicht auf die Minute time-boxen. Dafür haben wir eine 1.5x Regel eingeführt. Jeder Task darf auch mal 1.5x so lange brauchen, wie geplant – wenn es die Qualität rechtfertigt. Manchmal nehmen wir bewusst Tempo raus, um welches zu gewinnen. Und es braucht Partner:innen, die sich auf diese offene Form der Zusammenarbeit einlassen.
Könnt ihr anderen Kreativstudios empfehlen, das auch so zu machen wie ihr?
Das ist natürlich immer eine Frage des Teams und der Teamdynamik. Eine Empfehlung wäre, einfach das Team zu fragen, ob sie Bock drauf haben – und wenn ja, dann den Rahmen schaffen und machen lassen.
Wir sehen das auch als ein Investment in die Zukunft: Die Rolle von Kreativen wird künftig immer stärker von typischen Managementprozessen bestimmt sein: Wer mehrere AI-Agents zeitgleich gezielt einsetzen will, muss managen können. Delegieren, planen, multitasken, klar kommunizieren. Das sind Core-Skills für Designer:innen und Engineers.
Wie sieht das in der Praxis aus, wenn ihr im Team an einem Projekt arbeitet? Wie viele Menschen sind da in welchen Positionen »normalerweise« in einem Team und wie funktioniert die Zusammenarbeit, wenn die Entscheidungswege kurz sind?
Wir sind meist zwei bis fünf Leute – Designer:innen, Strateg:innen, Engineers. Unsere Kund:innen nennen wir Partner:innen, weil sie von Tag eins mit uns als Team arbeiten. Diskussionen sind wichtig, unterschiedliche Meinungen genauso. Aber irgendwann braucht es eine Richtung. Deshalb hat jedes Projekt einen klaren Lead – jemand, der im Zweifel das letzte Wort hat und in eine klare Richtung lenkt. Nicht weil andere Stimmen weniger zählen, sondern weil Entscheidungen uns weiterbringen.
Ist man da agiler, flexibler?
Auf jeden Fall. Je kleiner das Team, desto effizienter und agiler agiert man. Entscheidungen werden genau dort getroffen, wo das Wissen sitzt und die Arbeit umgesetzt wird.
Karl Anders setzt für Wilhelmsburg auf Liebe › PAGE online
Wil wie Wilhelmsburg, damit begleitet Karl Anders die Stadtentwicklung in Hamburgs einzigartigen Ortsteil. Im Mittelpunkt der Kampagne für die IBA stehen die Leute dort, porträtiert von einer Fotografin, die nicht perfekter sein könnte.
Weht irgendwo in Hamburg ein multikulturelles Flair, wie man es aus London oder New York kennt, dann ist das auf jeden Fall in Wilhelmsburg.
Auf Deutschlands größter Flussinsel geht es seit Jahrzehnten sehr divers zu – und jetzt werden Tausende neuer Wohneinheiten gebaut.
Fast 5.000 Wohneinheiten sind geplant und das von der IBA, einer 100 Prozentigen Tochter der Freien und Hansestadt Hamburg, die nach Abschluss der Internationalen Bauausstellung IBA 2014 als Stadtentwicklungsgesellschaft tätig ist.
Drei neue Quartiersentwicklungen wird es in Wilhelmsburg geben und das klare Ziel dabei ist, die Identität des Stadtteils zu stärken.
Persönlich und authentisch
Begleitet wird die Stadtentwicklung von der Agentur Karl Anders, die wie keine andere in Hamburg das Bild der Hansestadt prägt – und das von der Clubkultur über den FC St. Pauli zum hvv – mit einer Kampagne. Und mit jeder Menge Love.
»Ja, ich wil«, ist diese überschrieben, mit einem Wortspiel, das die Eheschließung mit Wilhelmsburg verbindet und dabei die Menschen und das Quartier in den Mittelpunkt stellt.
Seit vielen Jahren arbeiten die Kreativen bereits mit der IBA zusammen, setzen auf Vertrauen, auf beteiligendes Storytelling und Authentizität.
Bewohner:innen im Fokus
»Stadtentwicklung lebt vom Dialog – am besten, wenn er von innen kommt«, sagt Claudia Fischer-Appelt, Gründerin und Executive Creative Director von Karl Anders.
Und so lassen sie die Wilhelmsburger:innen selbst erzählen. Und das von besonderen Orten ihres Stadtteils wie dem Energiebunker oder der Sternenbrücke und darüber, wie sie den Wandel begleiten möchten.
Fotografiert hat sie Katja Ruge, bekannt für ihre Musiker:innen-Porträts von Peaches über Beth Ditto zu Björk, für ihre Arbeiten für den Golden Pudel Club und für eine starke und authentische Fotografie und einen so offenen wie genauen Blick auf die Menschen vor ihrer Kamera.
Ab Herbst 2025 werden die Motive, die mit den IBA-Farben arbeiten, dem leuchtenden Blau, Gelb, Pink, im öffentlichen Raum, in Social Media und in lokalen Medien zu sehen sein. Und es werden beständig neue hinzukommen. Darüber hinaus wird eine begleitende Website ihre Geschichten vertiefen.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bringt eine neue Banknotenserie heraus: 12 Kreativteams haben jetzt ihre Konzepte vorgelegt. Und die sind so aufregend und eindrücklich, dass die Entscheidung, an der auch die Bevölkerung teilnimmt, schwerfallen muss.
Im Oktober letzten Jahres hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) angekündigt, eine neue Banknotenserie herauszugeben.
Diese ist mit den neuesten Funktionalitäts- und Sicherheitsstandards versehen und mit einer Gestaltung, die sich dem Thema »Die Schweiz und ihre Höhenlagen« widmet.
Und das von den tiefsten Tälern zu den höchsten Gipfeln, von der Jura zu den Alpen, durch dich besiedelte Gebiete hindurch. So soll ein Porträt des vielfältigen Lebens in der Schweiz und auf den unterschiedlichen Höhenlagen entstehen, wie es von der Nationalbank heißt.
In den vergangenen Monaten haben zwölf Schweizer Kreativteams, Agenturen, Studios und Gestalter:innen an den Konzepten gearbeitet – und die Ergebnisse sind herrlich verblüffend.
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Das Festival of Animation Berlin ist zurück! › PAGE online
Ende September findet das Festival of Animation Berlin erneut statt. Und das samt Wettbewerben, Symposium, einer Ausstellung und einem Fokus auf Japan. Und noch kann man auch eigene Arbeiten einreichen.
Aufgrund von Budgetkürzungen musste das Festival of Animation Berlin (FAB) aussetzen – und ist jetzt zurück.
Und das vom 26. bis 28. September 2025 und im wunderbaren Silent Green und im City Kino Wedding. Erneut konzentriert das Festival sich ganz auf die Kunst der Animation in ihren ganz unterschiedlichen Formen, auf Kurz- und Langformate, 2D, 3D, Stop-Motion, Mixed Media und handgezeichnete Arbeiten.
Es findet ein Stop-Motion-Symposium und die FAB Dimensional Ausstellung statt und dazu wird ein besonderer Fokus auf Japan gelegt, das seit jeher eine der aufregendsten Animations-Szenen der Welt hat.
Deshalb wird das Animationsfestival, das jetzt zum achten Mal stattfindet, mit einem Konzert des Animanga-Chors und Melodien aus Animefilmen und -serien eröffnet. Schon dieses besondere Erlebnis sollte man sich nicht ergehen lassen.
Was darauf folgt, ist ein spannendes Programm, zu dem gleich sechs Wettbewerbe gehören. Sie reichen von einem internationalen und einem deutschen Wettbewerb zu den Arbeiten neuer Talente, zu Auftragsarbeiten, Langfilmen und Produktionen speziell für Kinder. Insgesamt werden dabei 132 Filme aus 33 Ländern gezeigt.
Immer auch ist das Festival of Animation ein Treffpunkt der Szene, ein Ort, um sich auszutauschen. Und das kann man in diesem Jahr auch mit zahlreichen Animationskünstler:innen aus Japan tun, die eingeladen wurden.
Darunter Lina Machida, von der auch der Festival-Trailer stammt, in dem sie einen Charakter auf eine rasante Autofahrt schickt und der bald in ganzer Länge veröffentlicht wird.
Wie andere Gäste auch bietet die Animations-Künstlerin einen Workshop an. Sie widmet sich darin raumbasierter Animation und arbeitet gemeinsam mit den Teilnehmenden mit Projektoren.
Zusammen mit Sawako Kabuki, die sich in ihren leuchtenden und farbstarken Animationen immer auch eher tabuisierte Themen anzusprechen, hat sie eine Reihe mit Anime-Langfilme zusammengestellt, die bisher nur selten außerhalb Japans zu sehen waren. Der Stop-Motion-Künstler Takeshi Yashiro wird eine Masterclass zur authentischen Materialgestaltung geben und mit Kōji Yamamura, vielfach preisgekrönt und für einen Oscar nominiert, wird zwei Impro-Workshops zum Verhältnis von Animation und Sound anbieten.
Darüber hinaus werden Levent Kotil und Ihabo Azzamo erzählen, wie das ist, von dem viele träumen: von Deutschland aus für japanische Produktionen zu arbeiten. Und das sind nur einige der Angebote. Zu dem auch ein Best-of des Londoner FAFF (Factual Animation Film Festival) gehört, das auf dem FAB so sein zehnjähriges Bestehen feiert.
Und man kann auch selber mit einer Arbeit an dem Festival teilnehmen. Wenn man seinen besten Walkcycle eingereicht hat und damit für den ersten »Walk the Walkcyle« ausgewählt wurde.
Ausgerüstet mit einem Handwagen und zwei LED Panels findet der auf der Festival-Ausstellung statt und präsentiert die besten eingereichten Arbeiten. Und: Je schneller der Anhänger gezogen wird, desto schneller läuft euer Character hinterher.
Noch bis zum 1. September 2025 kann man seinen Walkcycle hier einreichen, Mitte September bekommt man Bescheid, ob die eigene Arbeit ausgewählt wurde.
Festival of Animation Berlin (FAB), 26. bis 28. September 2025, Silent Green und City Kino Wedding. Im Laufe des Augusts wird das gesamte Programm nach und nach veröffentlicht.