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Syrien positioniert sich als Nation Brand und erhält eine neue visuelle Identität
„Aufbruch in eine neue Ära“. Interimspräsident Ahmad al-Sharaa persönlich hat vor wenigen Tagen in Damaskus der Öffentlichkeit ein neugestaltetes Adler-Logo und eine damit einhergehende Nation-Brand-Strategie präsentiert. Die syrische Führung verspricht sich von dieser Maßnahme, wie auch andere Staaten, die eine Nationenmarke unterhalten, positive Effekte auf die Außendarstellung des Landes. In Bezug auf ihre politische Dimension ist die Vorstellung der syrischen Nation Brand ungleich bedeutsamer.
Der Entstehungsprozess einer Nation Brand dauert meist viele Jahre – teils, aufgrund der Verflechtung von Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, auch Jahrzehnte. In Syrien steht die Einführung der Nationenmarke nicht am Ende eines langen Prozesses, sondern, und das macht diese Nation Brand besonders, in gewisser Hinsicht am Anfang.
Nach dem Sturz des Regimes von Baschar al-Assad im Dezember 2024 muss der syrische Staatsapparat zunächst neu aufgebaut werden. Die wichtigsten staatlichen Institutionen (Armee, Polizei, Justiz, Verwaltung) müssen organisiert und in die Lage versetzt werden, dass sie ihre Aufgaben erfüllen können. Weder kontrolliert die Übergangsregierung rund um Ahmad al-Sharaa als Interimspräsident derzeit das gesamte syrische Staatsgebiet, noch haben die UN, die EU und die USA die neue Übergangsregierung Syriens (syriaig.net) offiziell anerkannt.
Die politische Lage ist weiterhin fragil, auch da Teile des Landes weiterhin umkämpft sind. Der Wiederaufbau steht erst am Anfang. Von einer nationalen Identität scheint Syrien, ohnehin ein ethnisch, religiös wie kulturell ungemein vielfältiges Land, noch weit entfernt.
So ist die vorgestellte Nation Brand mehr ein Versprechen auf die Zukunft. Ein nach innen gerichteter Appell (Mobilisierung, Aktivierung, Bemühen um Einheit). Und ein nach außen gerichtetes Zeichen (Fortschrittlichkeit, Entschlossenheit, Staatlichkeit). In beide Richtungen zielt die Nation Brand vor allem darauf ab, Vertrauen in den Staat bzw. in die Übergangsregierung zu stärken. Die Vermittlung von Attraktivität als Standort (Tourismus, Wirtschaft), eines der Hauptziele im Nation Branding, steht in diesem Fall eher im Hintergrund.
Schon der Umstand, dass die Nation Brand im Volkspalast in Damaskus vor Pressevertretern, Ministern und hochrangigen Beamten präsentiert wurde, zeugt von der Bedeutung, die diesem Branding, das mehr politisches Statement denn Werbemaßnahme ist, seitens der Übergangsregierung beigemessen wird. Ein in jeder Hinsicht bemerkenswerter Schritt.
Rein optisch wirkt die Adlerdarstellung seltsam vertraut. Eine Art Crossover: deutscher Bundesadler trifft australische Nation Brand. Der Steinadler ist das Nationalsymbol Syriens – er symbolisiert Stärke, Freiheit und Würde. Die drei Sterne verkörpern das syrische Volk, und sie stehen für „Wandel, Offenheit und für die Stärkung der Bürgerbeteiligung an Entscheidungsprozessen“, so die offizielle Erklärung. Die fünf Federn im Schwanz repräsentieren die fünf geografischen Regionen Syriens: Norden, Süden, Osten, Westen und Mitte. Im Flügelpaar steht jede der insgesamt 14 Federn für einen Regierungsbezirk. Ein Design, das „Stärke und Zusammenhalt, zugleich Stabilität und Offenheit vermittelt, ohne Ausdruck von Aggressivität“, wie es anlässlich der Vorstellung heißt.
Kurzfristig kann die syrische Nation Brand für Aufmerksamkeit sorgen. Entscheidend wird sein, dass die Politik dem auf diese Weise kommunizierten Anspruch auch gerecht wird, dass sie auf Ankündigungen auch Taten folgen lässt, beispielsweise in dem freie und faire Wahlen abgehalten werden. Nur dann kann vom neuen Adler auch langfristig eine positive und verbindende Wirkung ausgehen.
Für die Kreation verantwortlich zeichnet der in Dubai lebende Designer Nihad Nadam.
Mediengalerie
- Syria Logo, Quelle: Nihad Nadam
- Syria Nation Branding Visual. Quelle: Syrian Arab News Agency, YouTube
- Syria Nation Branding Visual. Quelle: Syrian Arab News Agency, YouTube
- Syria Nation Branding Visual. Quelle: Syrian Arab News Agency, YouTube
- Syria Nation Branding Visual. Quelle: Syrian Arab News Agency, YouTube
- Syria Nation Branding Visual. Quelle: Syrian Arab News Agency, YouTube
- Syria Nation Branding Visual. Quelle: Syrian Arab News Agency, YouTube
- Syria Nation Branding Visual. Quelle: Syrian Arab News Agency, YouTube
- Syria Nation Branding Visual. Quelle: Syrian Arab News Agency, YouTube
- Syria Nation Branding Visual. Quelle: Syrian Arab News Agency, YouTube
- Syrien Wappen / Logo – vorher und nachher, Quelle: Wikipedia, Nihad Nadam
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Fordham University präsentiert neues visuelles Erscheinungsbild
Die Fordham University, eine private, katholische Hochschule in New York City, hat ihr visuelles Erscheinungsbild erneuert, erstmals seit Jahrzehnten. Das neue Design sei von der neugotischen Architektur der Hochschule inspiriert, vereine jedoch gleichzeitig moderne, dynamische visuelle Elemente und verbinde so Tradition mit der pulsierenden Energie New Yorks, wie es anlässlich der Vorstellung heißt.
Die Fordham University ist eine private Jesuiten-Forschungsuniversität in New York City. Gegründet 1841 als St. John’s College vom katholischen Bistum New York, entwickelte sie sich von einem Priesterseminar zu einer Universität und wurde 1907 in Fordham umbenannt. Sie ist die älteste katholische Universität im Nordosten der Vereinigten Staaten und die drittälteste in New York, mit Standorte in der Bronx, Manhattan und Westchester.
Zu den Absolventen der Fordham University zählen zahlreiche bekannte Personen, darunter der Schauspieler Denzel Washington, der legendäre NFL-Coach der Green Bay Packers Vince Lombardi, die Sängerin Lana Del Rey, der ehemalige Gouverneur von New York Andrew Cuomo und der derzeitige US-Präsident Donald Trump*, der in den Jahren 1964 bis 1966 an der Fordham University studiert hatte, bevor er an die University of Pennsylvania wechselte.

Das bisher genutzte visuelle Erscheinungsbild der Uni stamme noch aus der Zeit vor dem Internet, erklärt die Uni. Die seit Jahrzehnten unveränderte Wortmarke in Serifen sei in kleineren Größen oder auf digitalen Plattformen nicht gut darstellbar. Darüber hinaus gelte es für die Universität, jene Botschaften und jesuitischen Werte, für die Fordham stehe, auf unverwechselbare Weise sowie in einer zeitgemäßen, verständlichen Sprache zu vermitteln.
Auszug der Pressemeldung
“This rebrand builds on our rich history as the Jesuit University of New York, explaining why that matters to a new generation,” said Fordham President Tania Tetlow. “It comes at a key moment, as we prepare to share a new strategic plan this fall that will shape Fordham’s direction through 2030.”

Das Logo der Universität wurde von Grund auf neu gestaltet. Die in der Schriftart Bernhard Modern gesetzte Wortmarke – entworfen wurde diese Schrift im Jahr 1932 vom deutschen Grafiker und Schriftgestalter Lucian Bernhard, welcher im gleichen Jahr in die USA migrierte und bis zu seinem Tod in New York City lebte – macht nach mehreren Jahrzehnten Platz für eine Wortbildmarke.
Die Wortmarke besteht weiterhin aus Versalien, allerdings ist der Name nun zweizeilig angelegt – hierbei ist „Fordham“ in der Schrift Cenzo Flare (Magdalena Arasanz, W Type Foundry) gesetzt und „University“ in der Commuters Sans (Dharma Type).
Dem Namen ist eine Bildmarke vorangestellt, die ein in Fraktur gesetztes „F“ im Schild enthält. Die seitens der Hochschule als „Gothic F“ bezeichnete Bildmarke sei vom historischen Universitätssiegel inspiriert und greife die Architektur der Universität auf. Das Siegel soll erhalten bleiben und zukünftig ausschließlich im Kontext von feierlichen Veranstaltungen und offiziellen Universitätsdokumenten (Zeugnis, Diplom) verwendet werden. Das neue Markendesign verbinde Tradition mit Zukunftsorientierung.

Zeitgleich mit der Einführung des neuen Erscheinungsbild hat die Uni ein Markenportal gelauncht, in dem alle Merkmale des neuen Designs dokumentiert sind: Fordham University Brand Standards. Mit „For What Matters“ legt sich die Uni zudem einen Claim zu, der das Wesentliche der Universität betonen soll: Leben durch Bildung und Engagement zu verbessern. Ein rötlicher Dunkelbraunton (Maroon) bleibt auch weiterhin die Hausfarbe der Uni.
Im Rahmen des Designprozesses habe die Uni Tausende von Beteiligten involviert, Alumni, Studierende, Lehrkräfte, Verwaltungsangestellte, Spender und Arbeitgeber. Entstanden ist das Design in einer Zusammenarbeit des Marketing- und Kommunikationsteams von Fordham mit der Agentur Ologie (Columbus, Ohio), einer Strategie- und Markenagentur, die bereits mit der Purdue University, der Texas A&M University und der Marquette University zusammengearbeitet hat.
Kommentar
Wer „private Jesuiten-Forschungsuniversität in New York City“ hört, hat mit Sicherheit zunächst ein anderes Bild vor Augen als dieses Typo-Konzept. Ein wirklich energiegeladenes, optisch ansprechendes, zeitgemäßes Markendesign, das sich die Fordham University zugelegt hat.
Interessant auch zu sehen, wie in anderen Gesellschaften gebrochene Schriften (z.B. Fraktur) wahrgenommen und innerhalb von Markenkommunikation eingesetzt werden, nämlich vielfach unbelasteter als hierzulande, befreit von nationalsozialistischer Ideologie und Konnotation. In den USA kommen gebrochene Schriften im Kontext Markendesign seit mittlerweile drei Jahrzehnten verstärkt zur Anwendung, sei es in der Mode (Juicy Couture, Palm Angels, u.a.), in der Musik (Cypress Hill, NAS, u.a. ) oder im Sport (LA Clippers, u.a.).
Im Umfeld von US-Universitäten begegnet man diesen Schriften noch selten. Die University of Chicago nutzt eine „Gothic UChicago Wordmark“, allerdings nicht als primäres Uni-Logo, sondern lediglich in wenigen Anwendungsfällen, etwa für die Sport-Teams der Uni. Insofern ist die Schild-Bildmarke („Gothic F“) der Fordham University schon besonders, da sie als Hauptabsender der Universität fungiert. In dieser Form ist die Bildmarke in jedem Fall ein Alleinstellungsmerkmal. Zusätzlich zur Bildmarke nutzt die Uni überdies die moderne Frakturschrift Mighty Empire für bestimmte Fälle (Callouts).
Hier ist es freilich kein Bad-Boy-Image, das über die Formensprache transportiert wird, vielmehr wird über die Typographie in Zusammenspiel mit den Farben akademische Autorität, hochschulische Exzellenz, Verlässlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Geschichte und Tradition kommuniziert. Ein visuelles Erscheinungsbild, mit dem sich, anders als in Marburg, Lehrende, Mitarbeiter und Studierende gleichermaßen identifizieren können. Exzellent ist zudem nicht nur das begleitende Brand-Manual, das die Uni unter live.standards.site/fordham-university/ veröffentlicht hat, auch die Aufbereitung der FAQ rund um das neue Markendesign ist vorbildlich.
Mediengalerie
- Fordham University Campus Logo, Quelle: Fordham University
- Fordham University Campus Corporate Design Print, Quelle: Fordham University
- Fordham University Campus Corporate Identity, Quelle: Fordham University
- Fordham University Keating Hall – Banner, Quelle: Fordham University
- Fordham University Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Fordham University, Bildmontage: dt
- Fordham University Logos, Quelle: Fordham University
- Fordham University Print, Quelle: Fordham University
- Fordham University Logo: Gothic F with Shield, Quelle: Fordham University
- Fordham University Merchandising, Quelle: Fordham University
- Fordham Universitätssiegel, Quelle: Fordham University
Weiterführende Links
Fußnoten
- * Im Zusammenhang mit den vom US-Präsidenten erlassenen Exekutivverordnungen, etwa zur Einschränkung von Diversity, Equity, and Inclusion (DEI)-Programmen, äußerte sich die Leitung der Fordham University mehrfach kritisch. Die Universität ist Teil einer Koalition von Hochschulen, die sich gegen die Auswirkungen solcher Maßnahmen auf Studierende, speziell internationale und undokumentierte, wenden. Fordham unterstützt rechtliche Schritte gegen die Regierung, die den Zugang von bestimmten Studierendengruppen erschweren und so ein Klima der Angst schaffen.
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