Künstliche Intelligenz
EU-Kommission: Temu mit „hohem Risiko für illegale Produkte“
Die EU-Kommission wirft dem chinesischen Onlinemarktplatz Temu vor, seinen Pflichten aus dem Digital Services Act (DSA) unzureichend nachzukommen. Das ist das vorläufige Ergebnis einer Untersuchung, die die Kommission im Oktober 2024 eingeleitet hatte. Das Unternehmen hat noch Gelegenheit, auf die Vorwürfe zu reagieren – überzeugt das nicht, kann es teuer werden.
Im Rahmen der mehrmonatigen Untersuchung haben die EU-Beamten unter anderem auf „Mystery Shopping“ gesetzt und inkognito eingekauft. Beim Marktplatzanbieter Temu bestehe für europäische Verbraucher ein „hohes Risiko“, auf illegale Produkte zu treffen, teilte die EU-Kommission am Montag mit. So hätten die Aufsichtsbehörden bei verdeckten Käufen unter anderem Babyspielzeug und Elektronik über den Marktplatz erhalten, die nicht den EU-Regeln entsprächen.
Anfangsverdacht bestätigt
Der Vorwurf, den die EU-Kommission dem Anbieter nun macht: „Temu ist weit davon entfernt, die Risiken für die Nutzer so zu adressieren, wie es der Digital Services Act erfordert“, sagt EU-Kommissionsvizepräsidentin Henna Virkkunen. Verbraucher würden online shoppen, weil sie darauf vertrauten, dass Produkte den EU-Binnenmarkt-Regeln entsprächen, so Virkkunen.
Die EU-Kommission sieht also den Anfangsverdacht bestätigt, dass Temu Risiken nicht ausreichend adressiere. Jeder Anbieter, der mehr als 45 Millionen monatliche Nutzer in der EU hat, muss nach dem Digitale-Dienste-Gesetz prüfen, welche spezifischen Risiken von ihm ausgehen. Derzeit gelten 24 Anbieter, von Marktplätzen über Suchmaschinen bis hin zu sozialen Netzwerken und Pornoplattformen als besonders groß im Sinne des Gesetzes. Seit Mai 2024 zählt auch Temu dazu.
Die Anbieter sind unter anderem dazu verpflichtet, solche Risiken zu beschreiben und darzulegen, wie sie diesen wirksam begegnen. Temu soll dabei nach Auffassung der EU-Kommission Risiken zum einen nicht adäquat eingeschätzt haben, zum anderen aber auch nicht angemessen auf Hinweise reagiert haben. Ein Firmensprecher kündigte an, dass Temu „weiterhin uneingeschränkt mit der Kommission zusammenarbeiten“ wolle.
Nur ein Teil der Vorwürfe
Mit den nun vorliegenden vorläufigen Ergebnissen ist zumindest dieser Teil des DSA-Verfahrens deutlich näher an eine Entscheidung gerückt. Andere wichtige Aspekte des Verfahrens, etwa ob Temu unzulässig Verbraucher mit sogenannten Dark Pattern beeinflusst, werden unabhängig davon weiter untersucht. Die Ergebnisse dazu folgen.
Sollten Temus Anwälte den vorläufigen Ergebnissen der EU-Kommission nichts entgegenzusetzen haben, könnte die gegen das hinter Temu stehende Unternehmen Whaleco Technology eine Strafe in Höhe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes aussprechen. Bislang jedoch nutzte die EU-Kommission bei festgestellten DSA-Verstößen den möglichen Strafrahmen nur sehr zurückhaltend.
(vbr)
Künstliche Intelligenz
Günstiges MIDI-Keyboard mit vielen Features und DX7-Emulation
MIDI-Keyboards zur Steuerung einer Digital Audio Workstation (DAW) und von Software-Synthesizern hat nahezu jeder namhafte Hersteller im Programm. Um sich von der Masse abzusetzen, hat M-VAVE jüngst das SMK-37 Pro auf den Markt geworfen. Es ist mit einem Straßenpreis von etwa 70 Euro geradezu billig. Es punktet zudem mit einer ausufernden Lise an Funktionen. Obendrauf haben die Entwickler eine DX7-Emulation gepackt, die etwa die tausenden frei verfügbaren Patches für den FM-Synthesizer-Klassiker Yamahas nutzen kann.
So ein Keyboard kann dann nicht nur eine DAW oder andere Instrumente ansteuern, sondern stellt selbst einen vollwertigen Synthesizer dar. Nach Anschluss eines Kopfhörers können Interessierte so Melodien ausprobieren oder auch Pattern im integrierten Sequenzer aufnehmen. Der beherrscht 64 Schritte und kann acht Pattern abspeichern – das ist deutlich mehr, als viele Geräte können.
Viele Tasten, Knöpfe und Schieberegler
Die 37 Mini-Tasten sind anschlagdynamisch. Die 18 RGB-hinterleuchteten Pads hat M-VAVE sogar mit Aftertouch ausgestattet. Neben einem Pitch- und Mod-Wheel sind zudem acht Endlos-Drehknöpfe an Bord. Schließlich besitzt das Gerät auch vier Fader – die sind im Gegensatz zu den Drehknöpfen jedoch etwas wabbelig beim Anfassen. Für Fader und Drehregler gibt es jeweils einen Taster, der auf eine zweite Bank umschaltet und somit erlaubt, noch mehr Parameter einer DAW anzusteuern.
Das 1,54 Zoll (ca. 39 mm) große Display zeigt mit den Drehreglern einstellbare Parameter an. Beim Spielen von Tönen zeigt es zudem den angeschlagenen Ton, bei gleichzeitigem Drücken mehrerer Tasten sogar, welcher Akkord gespielt wird. Für Anfänger ist das sicherlich nützlich.
Die Bedienung gestaltet sich jedoch etwas hakelig. Der Arpeggiator wird durch Antippen der „Arp“-Taste aktiviert. Drückt und hält man die Taste, erscheinen im Display die mit den Knöpfen modifizierbaren Parameter, etwa Tempo, Richtung, Nutzen weiterer Oktaven und ähnliches. Der Arpeggiator ist derzeit jedoch fehlerhaft, „Random“ spielt die Töne nur in der Aufwärtsrichtung.
Das Keyboard enthält einen 2000-mAh-Akku, mit dem es sich auch ohne externe Stromquelle nutzen lässt, beispielsweise unterwegs mit Kopfhörer. Dank eingebautem Sequenzer lassen sich auch mobil Melodien einfach speichern.
Integrierter FM-Synthesizer
Den mitgelieferten Synthie aktiviert man durch Antippen der Taste „Patch“. Es gibt vier vorbelegte Bänke mit je 32 Patches, die über die Drehregler eins bis vier erreichbar sind. Um den Patch zu verstellen, muss die Taste „Patch“ gedrückt und der Drehregler der gewünschten Bank weitergedreht werden. Nach loslassen von „Patch“ ist die Auswahl dann aktiv. Das ist unnötig umständlich.
Die Patches lassen sich mit MIDI-Sysex hochladen; das klappt auch von Webseiten mit FM-Patch-Sammlungen und MIDI-Upload-Funktion. Damit können modernere oder eigene Patches einfach auf das Gerät verfrachtet und genutzt werden, etwa eine ganze Bank mit Drum-Patches. Es lassen sich eingeschränkt Parameter der Patches ändern, jedoch bietet das SMK-37 Pro keine vollumfängliche oder gar intuitive Kontrolle über die Werte der 6-Operator-FM-Patches – die zahlreichen Drehregler würden sich dafür doch eigentlich anbieten.
Eine FX-Sektion bietet Distortion, Reverb und Delay. Die Qualität ist jedoch sehr einfach.
Komplizierte MIDI-Einrichtung
Die MIDI-Verbindung stellt das SMK-37 Pro wahlweise über USB-C oder über die integrierte Bluetooth-MIDI-Schnittstelle drahtlos her. Für Windows stellt M-VAVE auf der Webseite den „Sinco Connector“ zur Verfügung. Die MIDI-Suite für macOS und Windows auf der Download-Seite erlaubt die Anpassung einiger Standardeinstellungen. Die „M-upgrade“-Software dient dem Firmware-Update. Der Hersteller hat seit Erscheinen bereits zwei neuere Firmware-Versionen veröffentlicht, die einige Probleme wie Pop- und Klickgeräusche kurz nach Patch-Wechsel beseitigen.
Um das SMK-37 Pro in einer DAW wie Studio One mittels USB-C zu nutzen, muss darin ein externes Gerät des Typs „Instrument“ angelegt und die Ports „MIDIIN3“ sowie „MIDIOUT2“ des Geräts ausgewählt werden. Dazu kommt ein weiteres externes Gerät „Keyboard“, dass für Ein- und Ausgabe den lediglich „Midi“ heißenden SMK-37-Pro-Port nutzen. Die Bluetooth-Anbindung klappt da deutlich einfacher.
Auch ein Audio-Interface haben die Entwickler dem Gerät spendiert. Es meldet sich als Mikrofon in Windows Audio an. Aufgrund bislang unzureichender USB-Deskriptoren taucht es jedoch nicht als Audio-Interface in der DAW auf. Hier hilft der freie ASIO4ALL-Treiber, das Interface zu nutzen. Es liefert den Audio-Stream mit 24 Bit und 44,1 kHz über das USB-C-Kabel. Das Signal ist Mono.
Für ein MIDI-Keyboard etwas enttäuschend ist das Fehlen einer MIDI-DIN-Buchse, lediglich ein TRS-A-3,5mm-Klinkenanschluss steht dafür bereit. Ein Adapterkabel liegt dem Gerät nicht bei. Dazu kommt noch ein 6,3mm-Klinkenanschluss für ein Sustain-Pedal und ein 3,5mm-Klinkenanschluss für Kopfhörer oder als Audio-Ausgang für externe Mischer oder Audio-Interfaces. Und natürlich der USB-C-Anschluss.
Viele Features, aber eingeschränkte Nutzbarkeit
Die ganzen Funktionen lesen sich zwar großartig. Die hakelige Bedienung verleidet einem öfter die Freude an dem Gerät. Was jedoch derzeit am meisten stört, ist das Lag respektive Delay, dass das Keyboard im Synthesizer-Modus abliefert. Einen kompletten Song in der DAW kann man damit zwar erstellen, allerdings ist das Timing der einzelnen Tracks dann etwas neben der Spur – für professionellen Einsatz ist das nicht zu gebrauchen.
Bis ein künftiges Firmware-Update hier Korrekturen liefert, ist der Nutzen des eingebauten Synthesizers des M-VAVE SMK-37 Pro lediglich für skizzenhaftes Herumklimpern etwa auf dem Sofa gegeben. Wer das Gerät als Synthesizer für Musikproduktion nutzen möchte, muss darauf hoffen, dass M-VAVE die Unzulänglichkeiten mit Aktualisierungen in den Griff bekommt.
Das Akai Mini Play mk3 ist da direkte Konkurrenz. Die Tasten davon sind größer und lassen sich besser bedienen. Die Drumpads davon lassen sich zudem etwa direkt für Fingerdrumming nutzen, da darauf mehrere eingebaute Drum-Samples gemappt werden, während beim SMK-37 Pro im Synthie-Modus lediglich ein Patch mit den Pads angesprochen wird.
(dmk)
Künstliche Intelligenz
Study Mode: OpenAI führt Lernmodus für ChatGPT ein
Schüler und Schülerinnen, Studierende und einfach Interessierte nutzen ChatGPT bereits zum Lernen. Nun führt OpenAI eine neue Lernerfahrung ein, wie das Unternehmen ankündigt. Im Study Mode werden Schritt für Schritt die Ergebnisse erklärt. Man wolle ein tieferes Verständnis erreichen.
Die Funktion ist ab sofort auch auf Deutsch verfügbar, man muss dafür angemeldet sein. Auch mit einem Free-Konto lässt sich der Studiermodus nutzen. Erst in den kommenden Wochen bekommen Menschen mit einem Edu-Konto Zugriff, also einem Abo aus dem Education-Bereich.
Lernen unterstützen
OpenAI will laut Mitteilung mit ChatGPT echtes Lernen unterstützen, statt einfach Lösungen anzubieten, ohne das Verständnis von Lernenden zu fördern. Die Antwort: der Study Mode. Er ist interaktiv gestaltet, man bekommt auch beim Fragestellen Hilfe. Antworten werden Schritt für Schritt gegeben, je nach Fragestellung werden diese in Zwischenüberschriften aufgeteilt. Man kann an jeder Stelle tiefer einsteigen. Wer mag, kann sein Wissen auch in einem Quiz testen. Der Modus ist multimodal, es können also auch Bilder verarbeitet werden. heise online hat eine Demo des Modus bekommen. Die Antworten sind gewohnt wie von ChatGPT gewohnt höflich, leicht zu verstehen und nachvollziehbar.
Zudem ist auf Wunsch die Memory-Funktion aktiviert. Das heißt, auch im Lernmodus kann ChatGPT bedenken, auf welchem Niveau ein Fragender eine Antwort benötigt. Sei es beispielsweise ein Biologiestudent, der Fragen zu einer Hausarbeit hat oder doch eher ein Abiturient, der generellere Hilfe benötigt. Memory ist das Gedächtnis von ChatGPT, das sich Fakten merkt, wenn man das möchte und diese in jede neue Frage einbezieht.
ChatGPT verändert die Lehre
Der Study Mode basiert auf angepassten Systemanweisungen, die OpenAI gemeinsam mit Lehrkräften und Wissenschaftlern sowie Pädagogen entwickelt habe. „Diese Anweisungen fördern grundlegende Lernverhaltensweisen wie aktive Beteiligung, das Management der kognitiven Belastung, Förderung von Metakognition und Selbstreflexion, Neugier und die Bereitstellung hilfreicher und konstruktiver Rückmeldungen.“
Schon jetzt ist ChatGPT für viele Lernende eine große Hilfe, Lehrende müssen sich allerdings mit den neuen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler oftmals erst noch zurechtfinden. Die Bewertung etwa von Hausarbeiten, bei denen nun ein KI-Chatbot ausgeholfen hat, ist nicht mehr mit gleichen Maßstäben zu benoten wie in Zeiten vor ChatGPT und Co. Aber auch Wikipedia war einst eine solche Herausforderung. Für Lernende ist etwa auch Youtube ein seit einiger Zeit häufig genutzter Nachhilfelehrer. Das Bildungssystem muss sich diesen neuen technischen Möglichkeiten anpassen.
(emw)
Künstliche Intelligenz
Top 10: Die besten Smartphones im Test – Xiaomi ist Testsieger der Bestenliste
Xiaomi 14 Ultra
Nachdem im vergangenen Jahr die Ultra-Serie von Xiaomi hierzulande ein limitiertes Liebhaberstück war, bringt der Hersteller das 14 Ultra im großen Rahmen zurück. Die Grenzen zwischen Kamera mit Handy oder Handy mit Kamera sind dabei fließend.
- tolle Rückseite mit Kunstleder
- super Verarbeitung
- spitzenmäßige Kamera
- richtig schnell
- viel Speicher
- optionales Photography Kit mit Zusatzakku
- sehr hoher Preis
- Kameramodul steht sehr weit vor
- fehlende Standards wie eSIM, UWB und Aura
Xiaomi 14 Ultra im Test
Nachdem im vergangenen Jahr die Ultra-Serie von Xiaomi hierzulande ein limitiertes Liebhaberstück war, bringt der Hersteller das 14 Ultra im großen Rahmen zurück. Die Grenzen zwischen Kamera mit Handy oder Handy mit Kamera sind dabei fließend.
Das Xiaomi Mi 11 Ultra (Testbericht) war seinerzeit ein herausragendes Smartphone, bei dem schon damals die Kamera im Vordergrund stand. Hinzu kamen Spielereien wie ein kleines Zusatz-Display neben der Kamera auf der Rückseite und natürlich tolle Smartphone-Hardware sowie ein schickes Design. Bei den Quasi-Nachfolgern Xiaomi 12 Pro (Testbericht) und Xiaomi 13 Pro (Testbericht) lag der Fokus neben der Kamera eher auf einem runden Gesamtpaket. Bei letzterem hat der chinesische Konzern bereits mit dem Kameraspezialisten Leica zusammengearbeitet. Das ist auch beim letztjährigen Xiaomi 13 Ultra der Fall, das allerdings erst sehr spät und dann auch nur stark limitiert in Deutschland verfügbar war.
Beim neuen Xiaomi 14 Ultra treibt es der Hersteller auf die Spitze und verpasst dem Gerät nicht nur wieder eine riesige Kameraeinheit auf der Rückseite, sondern packt die Technik in ein Kunstledergewand, das an eine Spiegelreflexkamera erinnert. Gekrönt wird dieser Eindruck vom optionalen Photography Kit, das nicht nur mit einer Schutzhülle, sondern zusätzlich mit Wechsel-Zierringen um die ohnehin schon riesige Kameraeinheit sowie einem Zusatzakku daherkommt, der die typische Form einer Kompaktkamera verstärkt. Eine Trageschlaufe ist natürlich auch dabei. Wir haben uns beides angeschaut und klären im Test, ob das Xiaomi 14 Ultra der neue heilige Gral für Smartphone-Fotografen ist.
Wie sieht das Xiaomi 14 Ultra aus?
Vorne Smartphone, hinten Kamera – das ist die kurze, aber treffende Zusammenfassung des Designs beim Xiaomi 14 Ultra. Das Display ist an den Rändern etwas weniger als bei den Vorgängern gerundet, beim Übergang zum schwarzen Metallrahmen spürt man ausschließlich die ab Werk aufgebrachte Schutzfolie. Die Rückseite bietet zwei Highlights, von denen man eins sieht und eins zusätzlich fühlt. Unübersehbar ist die riesige Kameraeinheit mit Leica-Schriftzug, die satte 7 Millimeter aus dem Gehäuse hervorsteht. Darin integriert sind vier Linsen und einige Sensoren, der gesamte Aufbau der Kameraeinheit erinnert stark an das Objektiv einer „echten“ Kamera. Das fühlbare Highlight der Rückseite ist ihr Material. Denn der weiche und griffige, künstliche Werkstoff erinnert haptisch und optisch an Leder. Solches Kunstleder wird häufig bei klassischen Kameras verwendet.
Auf die Spitze getrieben wird das Auftreten des Xiaomi 14 Ultra als Kamera mit dem optionalen Photography Kit. Das besteht aus einer Schutzhülle, die ebenfalls aus dem griffigen Kunstleder besteht, aber über eine modernere, gleichmäßige Oberflächenstruktur verfügt. Zudem bietet die Hülle die Möglichkeit, einen von zwei enthaltenen Zierringen aus Aluminium zu installieren, von denen einer kupferfarben, der andere hingegen deutlich dicker als das Original ist. Letzterer betont die ohnehin riesige Kameraeinheit zusätzlich. Zusammen mit dem ebenfalls im Kit enthaltenen Zusatzakku, der dem typischen Handgriff einer Kamera nachempfunden ist, wirkt das Xiaomi 14 Ultra dann noch mehr wie eine Bridge- oder Kompaktkamera. Die Verarbeitung ist insgesamt tadellos, lediglich die Schutzhülle des Foto-Kits setzt auf Kunststoff im Metalllook statt echtes Metall – das will nicht so ganz zum hochwertigen Rest passen. Mit dem Kit wiegt das Smartphone dann übrigens satte 323 Gramm, ohne sind es „nur“ 220 Gramm. So oder so: Leicht geht anders.
Alle Bilder zum Xiaomi 14 Ultra im Test
Ist das Display des Xiaomi 14 Ultra gut?
Knapp über 6,7 Zoll misst der OLED-Screen des Xiaomi 14 Ultra, Schutz bietet Xiaomis eigenes Shield Glass. Dank LTPO-Technik unterstützt der Touchscreen eine variable Bildwiederholrate von 1 bis 120 Hz und damit eine gute Mischung aus flüssiger Bewegung, etwa beim Scrolling, und guter Energieeffizienz. Unterstützung für Dolby Vision und HDR10+ sowie entsprechend eine Darstellung von 68 Mrd. Farben ist ebenfalls dabei. Ab Werk ist eine stromsparende Full-HD+-Auflösung eingestellt, die Nutzer aber auf maximale 3200 × 1440 Pixel hochschrauben dürfen. Ohne Lupe sieht man den Unterschied aber so gut wie gar nicht.
Das Display wirkt stets knackig und kontrastreich. Farben werden auf Wunsch intensiv, aber weitestgehend realistisch dargestellt. Wie immer bietet Xiaomi dem Anwender zahllose Einstellmöglichkeiten, um die Wiedergabe noch mehr den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Dafür gibt es diverse Vorgaben, unter anderem ein Lesemodus oder eine Anpassung an das Umgebungslicht. Natürlich ist auch eine automatische Helligkeitssteuerung vorhanden, mit der das Panel des Xiaomi 14 Ultra unter Sonnenlicht auf immerhin 985 cd/m² kommt. Das ist vielleicht nicht ganz auf dem Niveau eines Samsung Galaxy S24 Ultra (Testbericht), aber trotz allem ziemlich gut und macht selbst bei direkter Sonneneinstrahlung kaum Probleme mit der Ablesbarkeit. Der Screen ist eines Spitzenhandys absolut angemessen. Das muss er für die Paradedisziplin, die Kamera, des 14 Ultra auch sein, schließlich dient er dort als Sucher.
Hat das Xiaomi 14 Ultra die beste Kamera?
Xiaomi verwendet für die Hauptkamera einen Sensor mit 50 Megapixel von Sony. Der LYT 900 bietet eine große Fläche von 1 Zoll, dazu eine variable Blende von Leica mit f/1.63 bis f/4.0. Ein optischer Bildstabilisator (OIS) ist ebenfalls dabei. Hinzu kommen drei weitere Linsen mit je ebenfalls 50 Megapixel: Weitwinkel mit f/1.8 (Sony IMX858), ein Teleobjektiv mit 3facher optischer Vergrößerung, OIS und f/1.8 sowie ein weiteres Teleobjektiv mit 5facher Vergrößerung, OIS und f/2.5.
Das Zusammenspiel von Leica-Optik und Sony-Sensoren liefert erstklassige Resultate. Fotos sehen bei Tag und Nacht mit jeder der vier Linsen richtig gut aus, erstaunlich gelungen ist die Abstimmung der vier Kameras untereinander. So sind Farb- und Helligkeitseinstellungen sehr ähnlich – ein Umstand, der sicherlich auch durch die Wahl von vier Kameras mit identischer Megapixelzahl begünstigt wird. Natürlich gibt es im Detail Qualitätsunterschiede. So sinkt die Qualität der fünffachen Vergrößerung bei sehr wenig Licht stärker als etwa bei der sehr lichtstarken Hauptkamera. Zudem bietet der Ultraweitwinkel die typischen Verzerrungen und weniger scharfen Bereichen an den Rändern, die diese Linsenart fast immer hat. Licht oder dessen Abwesenheit sind wie gewohnt ein grundsätzliches Problem. In Relation zu fast allen anderen Smartphones schlägt sich das Xiaomi 14 Ultra aber hervorragend.
Besonders beeindruckend ist die Hauptlinse. Bildschärfe, Kontraste und Farben gefallen, hinzu kommt ein schön natürlicher Look. So schafft die Linse auch ohne Zusatzeinstellungen ein schön sämiges, natürliches Bokeh im Hintergrund. Wer mehr will, kann eine der zahllosen Zusatzeinstellungen nutzen, die von Leica-Filtern über „Straßenfotografie“ (in der Kamera-App Schnellschuss genannt) bis zu stufenloser Einstellbarkeit der Tiefenschärfe dank der variablen Blende im Porträt-Modus gehen. Nachts knipst die Hauptlinse ebenfalls sehr natürliche Bilder. Hier sorgt der Nachtmodus nicht für übertriebene Aufhellung, sondern zusätzliche Schärfe, sofern die Hand beim Auslösen halbwegs ruhig gehalten wird. Weitwinkel und 5-fach-Zoom lassen gerade bei wenig Licht bei der Bildschärfe in der Vergrößerung erkennbar nach, liegen aber immer noch im Spitzenfeld. Im Vergleich mit Nachtchampion Google Pixel 8 Pro (Testbericht) liegt das Xiaomi 14 Ultra qualitativ mal leicht vorn, mal hinter dem Pixelphone. Die Unterschiede sind aber nicht gravierend.
Bei Tageslicht ist hingegen gerade der 5-fach-Zoom beeindruckend. Details und Kontraste werden scharf abgebildet, ohne zu stark nachbearbeitet zu wirken. Das ist schon fast erschreckend gut. Die Schärfe bleibt auch bei leichtem digitalem Zoom noch ordentlich. Der 120-fache Zoom ist zwar ähnlich wie bei Samsungs 100-fachem Spacezoom beeindruckend, wirklich scharfe Aufnahmen sollte da aber niemand erwarten.
Beeindruckend sind nicht nur Fotos, auch Videos punkten mit toller Qualität und vielen Einstellmöglichkeiten. So sorgt der Master-Cinema-Modus für eine enorme Bildstabilisation und einen besonders großen Dynamikumfang, im normalen Videomodus sind Aufnahmen mit 8K und (spannender) 4K/120 drin. Das bieten kaum andere Smartphones. Der Ton gefällt bei Videos ebenfalls, vier Mikrofone nehmen dabei Surround-Sound und „Aufnahmen in Studioqualität“ auf – das ist natürlich eine Übertreibung des Herstellers, aber der Ton klingt einfach gut.
Alle Originalaufnahmen mit der Kamera des Xiaomi 14 Ultra
Fotos mit der Selfiekamera sehen beim Xiaomi 14 Ultra ebenfalls richtig gut aus. Bei halbwegs ordentlichem Licht ist der Detailgrad der Aufnahmen klasse, der Hintergrund geht in ein leichtes Bokeh über, das im Porträt-Modus angepasst und auf Wunsch dramatisch verstärkt werden darf. Im Vergleich zum Xiaomi Mi 11 Ultra (Testbericht) ist das ein großer Schritt nach vorn. Videos nimmt die Frontcam mit 4K/60 auf.
Die Kamera des Xiaomi14 Ultra ist im Hinblick auf Qualität und Funktion vielleicht nicht in allen Bereichen immer zweifelsfrei neue Nummer Eins, insgesamt aber immer ganz oben mit dabei und stellt in einigen Teilbereichen die neue Messlatte dar.
Hardware – wie schnell ist das Xiaomi 14 Ultra?
An der Geschwindigkeit des Xiaomi 14 Ultra wird niemand ernsthaft etwas auszusetzen haben. Denn Antrieb ist der aktuell schnellste Chip für Android-Phones, der Snapdragon 8 Gen 3 von Qualcomm. Der ist im Gegensatz zur eigentlich gleichen Lösung im Samsung Galaxy S24 Ultra (Testbericht) nicht speziell angepasst und erreicht in Benchmarks wie Work 3.0 bei PCmark oder Wildlife bei 3DMark dank Spitzentakt bis 3,3 GHz fast identische Ergebnisse wie der Konkurrent aus Korea. In PCmark sind das 17.650 Punkte, in 3Dmark fast 5000.
Im Zusammenspiel mit dem tollen Display mit 120 Hz ist das Xiaomi 14 Ultra in jeder Lebenslage eine Wucht. Scrolling durch Listen oder Menüs, Multitasking, Browser mit zahllosen offenen Tabs – es gibt nichts, was das 14 Ultra an seine Grenzen bringen könnte. Warm wird das Gerät dabei höchstens in Benchmarks. Anteil an der hohen Leistung hat natürlich auch der schnelle Speicher des Smartphones. Der Hersteller installiert stolze 16 GB DDR5X-RAM und 512 GB UFS-4.0-Speicher für Daten – beides ist ziemlich fix. Die Stereolautsprecher sind insgesamt recht laut und klar, ihnen fehlt es wie immer etwas an Tieftönen. Der Fingerabdrucksensor reagiert schnell und zuverlässig. Weitere Daten lassen sich der Tabelle entnehmen:
Während das Meiste auf höchstem Niveau liegt, überrascht das Gerät an anderer Stelle. Denn es bietet zwar Dual-SIM-Fähigkeit, setzt dabei allerdings auf zwei physische Karten statt wenigstens eine eSIM wie der Rest der Smartphone-Elite. Auch neue Standards wie UWB (Ultra Wide Band) oder Auracast fehlen. UWB dient der präzisen Ortung und schnellen Datenübermittlung im Nahbereich, Auracast ist ein Bluetooth-Standard, der die Kopplung von vielen Geräten gleichzeitig erlaubt. Wie wichtig einem das ist, sollte sich jeder Interessent daher vor dem Kauf gut überlegen.
Grundsätzlich finden wir das Fehlen solcher „Kleinigkeiten“ nicht weiter dramatisch, zumal das im Alltag nur unter ganz speziellen, seltenen Umständen auffallen dürfte. Mit Blick auf die sehr hohe UVP des Gerätes von knapp 1500 Euro und dafür, dass es sich eben um das absolute Spitzenmodell des Herstellers handelt, finden wir es allerdings etwas schade.
Welche Software verwendet Xiaomi im 14 Ultra?
MIUI ist tot, es lebe HyperOS. Genau damit wird das Xiaomi 14 Ultra ausgeliefert und stünde kein anderer Name des auf Android 14 basierenden Betriebssystems in den Einstellungen des Handys, so würden das vermutlich nur die wenigsten bemerken. Denn erwartungsgemäß fallen die vom Hersteller versprochenen Entschlackungen und Beschleunigungen des neuen OS bei der Spitzen-Hardware des Smartphones nicht ins Gewicht, das 14 Ultra rennt ohnehin in jeder Lebenslage.
Nervig sind hingegen die häufigen Werbeeinblendungen von HyperOS (und zuvor MIUI). Wer etwa den Musikplayer von Xiaomi angewählt hat, bekommt ständig Vorschläge für Titel – oben in der Benachrichtigungsleiste, wo eigentlich wichtige Dinge aufploppen sollten. Bisweilen gibt es sogar formatfüllende Werbung, die erst nach Ablauf eines mehrsekündigen Timers weggeklickt werden dürfen – das ist aufdringlich und nervig und sollte dem Käufer eines 1500 Euro teuren Spitzenmodells nicht zugemutet werden. Ein Unding! Immerhin lässt sich die Werbung in den erweiterten Einstellungen der jeweiligen Apps deaktivieren.
Bei Updates hat sich Xiaomi nun auf 5 Jahre neue Android-Versionen und Sicherheitsupdates festgelegt. Das kommt nicht ganz an die 7 Jahre von Google und Samsung heran, ist aber trotzdem ordentlich.
Wie lange hält der Akku des Xiaomi 14 Ultra durch?
Xiaomi baut in das 14 Ultra einen 5000-mAh-Akku ein, der sich mittels des mitgelieferten (!) Netzteils mit 90 Watt per Kabel und satten 80 Watt per Induktion laden lässt. Diese volle Leistung liegt allerdings nur an, wenn der Nutzer im Unterpunkt Akku des Hauptmenüs den Punkt „Ladegeschwindigkeit erhöhen“ aktiviert. Xiaomi spricht hierbei keine Warnung wegen schnellerem Altern des Akkus aus, sondern erwähnt lediglich, dass sich das Smartphone während der Nutzung der vollen Ladegeschwindigkeit erwärmen könnte. Warum ist diese Funktion dann nicht ab Werk aktiviert, wenn es keinen echten Nachteil gibt?
Mit dieser Boostfunktion lädt das Xiaomi 14 Ultra in wenig mehr als einer halben Stunde von null auf 100 Prozent, kabellos dauert es rund eine Dreiviertelstunde. Im Akkutest von PCmark, dem Battery Test, stürzte die Software des Benchmarks leider mehrfach ab, sodass wir an dieser Stelle keinen konkreten Wert nennen können. Während des Tests verhielt sich das Smartphone aber unauffällig, die Akkulaufzeit schien weder besonders hoch, noch schlecht zu sein. Einen typischen Tag übersteht das 14 Ultra problemlos, wer auf ausufernde Fotosessions geht, sollte definitiv über das Photography Kit nachdenken, das einige Extra-Stunden Akkulaufzeit verspricht.
Da wir optisch keinen nennenswerten Unterschied bei der Bildschärfe ausmachen konnten, haben wir die voreingestellte Full-HD+-Auflösung beibehalten. Bei aktivierter 1440p-Auflösung dürfte die Akkuausdauer noch einmal etwas weiter sinken.
Preis
In Deutschland bietet Xiaomi das 14 Ultra in Schwarz und Weiß zur UVP von knapp 1500 Euro an. Im Handel ist es für 1400 Euro erhältlich. Dafür gibt es 16/512 GB Speicher, eine andere Version wird hierzulande nicht angeboten. Das Photography Kit mit integriertem 1500-mAh-Akku gibt es für knapp 200 Euro (Preisvergleich).
Fazit
Das Xiaomi 14 Ultra ist zwar nicht in allen Belangen immer und überall die Nummer eins, aber das Gesamtpaket ist besonders (aber nicht nur) für die Zielgruppe (Hobby)Fotograf einfach klasse. Zu den wenigen Negativpunkten gehören fehlende Standards wie eSIM, UWB und Auracast, außerdem trägt die riesige Kameraeinheit wortwörtlich ziemlich dick auf. Das ist eigentlich alles kein Beinbruch, bei einem Spitzenmodell für stolze 1500 Euro hätte das aber ruhig dabei sein dürfen.
Auf der Habenseite stehen aber nahezu alle anderen Bereiche des Kamera-Smartphones. Dazu gehören schickes Design mit außergewöhnlicher Kunstlederrückseite, tolle Verarbeitung, enorm schnelle Hardware mit viel Speicher und nicht zuletzt die grandiose Kamera. Auch auf sie trifft zwar zu, dass sie nicht in allen Details unangefochten Spitzenreiter ist, insgesamt ist sie aber richtig klasse.
Gute Smartphones gibt es natürlich auch für weniger Geld. Wir haben Bestenlisten für nahezu alle relevanten Preisbereiche, die wir in regelmäßigen Abständen aktualisieren.
Wer zu seinem neuen Smartphone einen passenden Tarif sucht, wird vielleicht im Tarifrechner von heise.de fündig. Hier gibt es verschiedene Vergleichsrechner für Prepaid, monatlich kündbare und sogar kostenlose Tarife. Der Rechner umfasst dabei übergreifend alle Angebote, die derzeit in Deutschland verfügbar sind.
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