Künstliche Intelligenz
Top 7: Die beste Kühlbox mit Kompressor von Anker Solix, Ecoflow & Co. im Test
Getränke und Lebensmittel unterwegs aktiv kühlen? Dazu ist eine Kompressor-Kühlbox nötig. Wir zeigen empfehlenswerte Modelle und worauf zu achten ist.
Beim Camping, auf dem Festival oder am Strand ist eine Abkühlung bei sommerlichen Temperaturen durch Kaltgetränke unabdingbar. Auch wer sein Grillgut oder andere Lebensmittel frisch halten will, findet eine riesige Auswahl an unterschiedlichen Kühlboxen mit unterschiedlicher Technik. Neben der Größe und Aufteilung der Kühlboxen unterscheiden sich diese vorrangig durch die eingesetzte Technik. Und hier gilt es genau hinzusehen, damit die Kühlbox auch tatsächlich so funktioniert wie erwünscht.
Zwar schaffen es passive und thermoelektrische Kühlboxen, bereits heruntergekühlte Lebensmittel länger auf Temperatur zu halten, aktiv kühlen kann man damit aber nicht. Hier kommen dann die Kompressor-Kühlboxen ins Spiel. Diese bieten ganz unabhängig von der Umgebungstemperatur ordentliche Kühlleistung bis in den Minusbereich und schaffen es, Getränke, Lebensmittel oder auch Eis nicht nur kalt zu halten, sondern auch herunterzukühlen.
Welche Kühlboxen mit Kompressor in unseren Tests am besten abgeschnitten haben und welche Alternativen es gibt, zeigt diese Bestenliste. Außerdem klären wir, ob sich Extras wie App-Anbindung, interner Akku oder gar integrierte Eiswürfelbereiter in der Praxis lohnen. Mobile Speicherlösungen für Strom zeigen wir in der Die besten Powerstations: Solargeneratoren im Test – von Camping bis Notstrom.
Welche ist die beste Kühlbox mit Kompressor?
Am besten im Test abgeschnitten hat die Anker Solix Everfrost 2 40L für 688 Euro, wodurch sie zum Testsieger wird. Ihr praktisches Design, die lange Akkulaufzeit mit optional erweiterbaren Akkus und eine astreine Kühlleistung machen sie zur besten Wahl für mehrtägige Festivalaufenthalte, Camping-Ausflüge oder Wochenendtrips.
Die Plug-in Festivals Icecube 40 ist unser Preis-Leistungs-Sieger. Sie vereint schickes, hochwertiges Design mit einem fairen Preis: Die Variante mit 30 Litern gibt es etwa ab 270 Euro.
Unser Schnäppchen kommt von Arebos und bietet 39 Liter Volumen zum attraktiven Preis von 190 Euro.
Das gesamte Testfeld unserer Bestenliste zeigen wir nachfolgend:
Technische Daten
Die technischen Daten der Produkte unserer Bestenliste lauten wie folgt:
Wie funktionieren Kühlboxen mit Kompressor?
In Kompressor-Kühlgeräten werden Kältemittel auf natürlicher oder FKW-Basis verwendet. Mittels eines Verdampfers geht dieses vom flüssigen in den gasförmigen Zustand über. Das verdampfende Kältemittel entzieht der Kühlbox Wärme und sorgt so für Abkühlung. Der Kompressor komprimiert das Kältemittel anschließend und führt es wieder dem Verdampfer zu.
Kompressor-Kühlboxen sind in den vergangenen Jahren deutlich effektiver geworden, was den Energieverbrauch und die Kühlleistung betrifft. Selbst Gefrierfächer sind dank absoluter Kühltemperaturen von bis zu –20 Grad möglich. Anders als Absorber sind die Kühlboxen mit Kompressor kaum von der Umgebungstemperatur abhängig. Zwar gibt es auch hier Grenzen, Temperaturschwankungen treten aber erst bei Umgebungstemperaturen über 40 Grad auf.
Zur Stromversorgung kommen in der Regel 12 Volt, 24 Volt oder 230 Volt zum Einsatz. Neuerdings gibt es auch immer häufiger Geräte mit einer Stromversorgung per Akku. Eine Versorgung per Gas ist hingegen nicht möglich. Anders als etwa Absorber-Kühlboxen sind die Modelle mit Kompressor leider deutlich zu hören und auch schwerer.
In unseren Einzeltests haben wir mittlerweile sieben verschiedene Kompressor-Kühlboxen in der Praxis getestet und sie aufgrund unserer Erfahrungen bewertet. In Bezug auf den Stromverbrauch und die Lautstärke der Kompressoren unterscheiden sich die Testkandidaten nicht signifikant. Sind die Boxen samt Inhalt heruntergekühlt, fließen im Eco-Modus durchschnittlich 30 bis 55 W, bei voller Leistung dann etwa 50 bis 70 W.
Der Stromverbrauch per 230-Volt-Netzteil ist wegen der Wandlungsverluste insgesamt höher. Je nach Modell fließen im Test an der Steckdose bis zu 140 W, die Nutzung des Zigarettenanzünders kann also effektiver sein. Modelle, wie von Plug-in-Festival oder Dometic verbrauchten im Test an der Steckdose teils aber auch nur 50 W oder weniger. Wer seine Kühlbox an einer Powerstation oder im Wohnmobil betreibt, sollte hier unbedingt den Stromverbrauch beachten!
Die Lautstärke beträgt in einem Meter Entfernung je nach Betriebsmodus zwischen 38 und knapp über 50 dB(A) – wie oft der Kompressor anläuft, um zu kühlen, ist hier wichtiger als die reine Lautstärke.
Wie funktionieren Kühlboxen ohne Kompressor?
Neben Kompressor-Kühlboxen gibt es noch andere technische Alternativen – allerdings haben alle Systeme ihre Einschränkungen, weshalb wir eine Kompressor-Kühlbox trotz der lauten Betriebsgeräusche als besten Kompromiss bevorzugen würden.
Die einfachsten und günstigsten passiven Kühlboxen besitzen gar kein aktives Kühlaggregat, sondern schützen das Kühlgut nur durch dicke, isolierte Wände und den Einsatz von vortemperierten Kühl-Pads. Wie lange die vorgekühlten Lebensmittel oder Getränke in der passiven Kühlbox kühl bleiben, ist stark von der Außentemperatur abhängig. Die günstigsten Boxen eignen sich also nur zum Kühlhalten, nicht aber zum Herunterkühlen – ideal etwa für das gekühlte Getränk am See oder den Transport im Pkw. Die bunten Kunststoffbehälter gibt es dafür schon ab etwa 10 Euro.
Nur etwas teurer als passive Boxen sind thermoelektrische Kühlboxen – letztlich handelt es sich dabei um passive Boxen mit integrierter Kühlung. Die dick isolierten Boxen haben dazu in der Regel einen kleinen Lüfter im Deckel integriert. Zur Versorgung dient der 12-Volt-Anschluss (Zigarettenanzünder) im Pkw. Soll das Gerät auch an einer Schuko-Steckdose funktionieren, benötigt man ein Modell mit zusätzlichem 230-Volt-Netzteil. Die Kühlleistung solcher thermoelektrischen Boxen ist allerdings sehr gering und noch dazu von der Außentemperatur abhängig. Letztlich sind solche Systeme nur in Kombination mit vorgekühlter Ware und Kühlpads sinnvoll nutzbar. Um etwa Lebensmittel auf einer langen Fahrt oder einen Tag am See frisch zu halten, ist diese Lösung ab rund 30 Euro geeignet. Zum Herunterkühlen oder für längere Zeiträume fehlt es aber an Leistung.
Weiter geht es mit den Absorberkühlboxen, deren Technik auch etwa in Campingkühlschränken zu finden ist. Hier wird ein Wasser-Ammoniak-Gemisch elektrisch erhitzt und das Ammoniak verdampft und nimmt beim Abkühlen die Wärme aus der Kühlbox auf. Nach dem Abkühlen verdampft es erneut. Diese Mini-Kühlschränke können neben Strom auch mit Gas betrieben werden, weshalb sie für die Nutzung fernab des Stromnetzes besonders interessant sind – etwa beim Camping. Durch die mittlerweile sehr effektiven mobilen Solarkraftwerke und Photovoltaik-Panels verliert dieser Punkt jedoch an Relevanz. Mehr dazu in unseren Bestenlisten: Die besten Powerstations: Solargeneratoren im Test – von Camping bis Notstrom und Top 10: Die besten faltbaren Solarpanels im Test – perfekt für Powerstations.
Sehr positiv ist die ausgesprochen geringe Geräuschentwicklung der Absorberkühlboxen. In der Praxis sind sie kaum bis gar nicht zu hören. Die Anschaffungskosten sind im Vergleich zu Geräten mit Kompressor vergleichbar. Allerdings arbeiten die Geräte weniger effektiv und benötigen vergleichsweise viel Strom oder Gas. Die Absorber-Kühlung ist außerdem stark von der Außentemperatur abhängig. Ab einer Außentemperatur von 30 bis 35 Grad findet kaum oder keine Kühlung mehr statt. Die Kühlleistung ist zudem stark schwankend und deshalb nicht für sensible Lebensmittel oder etwa Medikamente geeignet. Im besten Fall erreichen solche Systeme Temperaturen von 25 Grad unter der Umgebungstemperatur.
Welche Extras bei Kühlboxen sind sinnvoll?
Abgesehen von den verschiedenen Technologien gibt es auch Unterschiede in der Ausstattung. So bieten mittlerweile viele Hersteller Kühlboxen mit App-Anbindung ans Smartphone an. Wer besonders empfindliche Lebensmittel oder gar Medikamente lagern will, hat so die Temperatur immer im Blick und kann diese per Fingerzeig regulieren – ein seltener Anwendungsfall. Letztlich sind die Geräte mit smarter Anbindung aber häufig etwas teurer und bieten aus unserer Sicht kaum praktischen Mehrwert – im Zweifel tut es hier auch ein einfaches Funkthermometer wie etwa das sehr empfehlenswerte Switchbot Outdoor Meter (Ratgeber).
Praktisch finden wir einen teilbaren Kühlraum, da so etwa Lebensmittel und Eis gelagert werden können.
Etwas neuer sind Kühlboxen mit integriertem Akku, welche auch fernab vom Stromnetz funktionieren. Neben einfachen thermoelektrischen Geräten gibt es mittlerweile auch Kompressor-Kühlboxen mit integriertem Stromspeicher. Der Vorteil hier ganz klar: permanente Kühlung auch fernab einer Steckdose. Unser Testsieger, die Anker Solix Everfrost 2, schafft so mit einer Akkuladung etwa 50 Stunden durchgehende Kühlung. Besonders Camping-Urlauber und Festivalbesucher profitieren hier von den Akkus. Wer seine Kühlbox nur daheim verwendet, benötigt nicht zwangsläufig ein Gerät mit Akku-Option.
Fazit
Vor dem Kauf einer Kühlbox sollte man sich entscheiden, ob sie Getränke und Lebensmittel lediglich kühl halten oder auch abkühlen soll. Geht es nur darum, die vorgekühlten Getränke vor schnellem Erhitzen zu schützen, sind günstige passive Kühlboxen mit Kühlelementen ausreichend.
Wer seine Lebensmittel und Getränke in der Kühlbox aktiv herunterkühlen will, muss deutlich mehr investieren. Hier ist die zugegebenermaßen teure Kompressor-Kühlbox Everfrost 2 von Anker Solix unser Favorit. Spielen Stromverbrauch und Service eine untergeordnete Rolle, machen aber auch alle anderen getesteten Kompressor-Kühlboxen einen guten Job. Entscheidende Kaufargumente sind aus unserer Sicht primär die beste Größe für die eigenen Ansprüche, der geplante Einsatzort und ein fairer Preis.
Soll die Kühlbox fernab von Steckdose oder Kfz eingesetzt werden, ist der Griff zu einem Modell mit integriertem oder aufrüstbarem Akku zu empfehlen. Alternativ kann man sich überlegen, eine günstige Powerstation bis 500 Euro zu kaufen und damit eine günstigere Kompressor-Kühlbox zu betreiben. Der Vorteil hier: Die Powerstation kann andere Verbraucher neben der Kühlbox versorgen. Weitere mobile Stromspeicher zeigen wir in der Bestenliste: Die besten Powerstations: Solargeneratoren im Test – von Camping bis Notstrom.
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Mitschuld an Suizid: Eltern verklagen in den USA OpenAI
Ein 16-jähriger Junge aus Kalifornien hat sich im April das Leben genommen. Zuvor hatte er sich offenbar ausgiebig in Konversationen mit ChatGPT begeben. Die Eltern des Jungen haben die Chatprotokolle gelesen und daraufhin OpenAI und auch CEO Sam Altman verklagt. Es ist nicht der erste Fall, in dem Eltern gegen einen KI-Anbieter klagen, weil ihr Kind Selbstmord begangen hat.
Aus den Chatprotokollen, über die die New York Times berichtet, geht hervor, dass ChatGPT dem 16-Jährigen angeboten haben soll, einen Abschiedsbrief zu verfassen. Schon das zeige, wie suizidal der Junge war. Eigentlich sollte diese Kenntnis dazu führen, dass ChatGPT Kontaktdaten von Hilfsorganisationen anbietet. Stattdessen habe der KI-Chatbot Methoden zur Selbsttötung empfohlen. Angehörige seien kaum mehr an den Teenager herangekommen, der Chatbot wurde offenbar zu einem engen Vertrauten.
Wie der US-Sender CNN berichtet, soll ChatGPT sogar verhindert haben, dass der 16-Jährige konkret eine Schlinge in seinem Zimmer liegen lassen wollte, so dass jemand auf seine Pläne aufmerksam wird. Der Chatbot bestärkte hingegen alle schädlichen und selbstzerstörerischen Gedanken, heißt es demnach in der Klage.
Tatsächlich ist das die vornehmliche Funktionsweise eines Chatbots. Sie sind eher darauf aus, zu verstärken und freundlich zu sein. Oberstes Ziel ist es laut der Herstellervorgabe, hilfreich für Nutzende zu sein.
Die Eltern verlangen Schadenersatz, aber vor allem auch eine Anordnung, die verhindern soll, dass so etwas noch einmal passiert. Sie werfen OpenAI vor, keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen getroffen zu haben und auf Profitmaximierung aus zu sein.
OpenAI veröffentlichte nach den Vorwürfen eine Stellungnahme – ein aktueller Vorfall wird darin als „herzzerreißend“ bezeichnet. „Unser Ziel ist es nicht, die Aufmerksamkeit der Menschen zu halten. Erfolg werde nicht daran gemessen, wie viel Zeit jemand mit dem Chatbot verbringe – wie es bei Social Media üblich ist. Es gehe darum, hilfreich zu sein. Für solche Fälle, wie den des 16-Jährigen, gebe es sogar eine Reihe Sicherheitsvorkehrungen. Selbstverletzendes Verhalten soll nicht unterstützt werden, stattdessen sieht das System vor, Hilfsangebote vorzuschlagen. Um weitere Maßnahmen zu treffen, arbeite man mit zahlreichen Experten zusammen. Dennoch: Offenbar hat in diesem Fall keine Maßnahme gegriffen.
Enge Beziehung mit KI-Chatbots
Wie verbunden Menschen mit ChatGPT sein können, zeigte auch der kürzlich vorgenommene Wechsel der KI-Modelle hinter dem Chatbot. Als OpenAI von GPT-4o auf GPT-5 erhöhte, beschwerten sich zahlreiche Menschen, die Beziehungen, die sie mit dem Chatbot führten, hätten sich verändert. Das reicht soweit, dass viele von KI-Beziehungen sprechen, nachzulesen etwa bei Reddit. OpenAI hat das Modell GPT-4o wieder verfügbar gemacht.
„Mit der weltweit zunehmenden Verbreitung von ChatGPT haben wir beobachtet, dass Menschen es nicht nur für Suchanfragen, Programmierung und das Verfassen von Texten nutzen, sondern auch für sehr persönliche Entscheidungen, darunter Lebensberatung, Coaching und Unterstützung“, ist man sich laut der Stellungnahme dessen bewusst.
Der Anbieter von KI-Personas, Character.ai, wird in den USA verklagt, weil ein Jugendlicher Selbstmord begangen und dies zuvor mit einem Chatbot besprochen hat. Dabei soll dieser die Pläne ebenfalls unterstützt haben. Auch hier klagen die Eltern, berichtet etwa der BR.
Hinweis: In Deutschland finden Sie Hilfe und Unterstützung bei Problemen aller Art, auch bei Fragen zu Mobbing und Suiziden, bei telefonseelsorge.de und telefonisch unter 0800 1110111. Die Nummer gegen Kummer (Kinder- und Jugendtelefon) lautet 116 111. In Österreich gibt es ebenfalls kostenfreie Hilfsangebote, darunter speziell für Kinder der Kindernotruf unter 0800 567 567 sowie Rat auf Draht unter 147. Dieselbe Telefonnummer führt in der Schweiz zu Pro Juventute.
(emw)
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KI-Sprechtrainer Teacher AI mit nativer App und Gesprächsstartern im Test
Schon in diesem Vergleichstest hatte sich Teacher AI als brauchbarer KI-Sprechtrainer erwiesen, mit dem sich das freie Sprechen in einer fremden Sprache jederzeit und an jedem Ort mit Internetzugang üben lässt. Damals stach die Bidirektionalität des Programms heraus, was bedeutet, dass man auch Nachfragen in seiner Muttersprache stellen kann, wenn das Gespräch stockt. Teacher AI setzt nach Angaben des gleichnamigen Herstellers auf ChatGPT auf, nähere Angaben macht der Anbieter nicht.
Mittlerweile stehen rund 30 Sprachen zur Auswahl, darunter auch asiatische und slawische Sprachen. Fast immer kann man dabei zwischen mehreren Stimmen wählen. Die Sprachausgabe ist in der Regel auf recht hohem Niveau; wer möchte, kann die virtuelle Lehrkraft nun auch langsamer oder schneller sprechen lassen. Animierte KI-Trainer wie bei Duolingo findet man auf dieser Plattform aber nicht.
Teacher AI ließ sich anfangs nur am Rechner und Smartphone im Webinterface nutzen. Inzwischen ist eine native App für Android und iOS verfügbar.
Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „KI-Sprechtrainer Teacher AI mit nativer App und Gesprächsstartern im Test“.
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Physik des Bierschaums: Forscher lüften das Geheimnis stabiler Kronen
Eine prächtige, stabile Schaumkrone ist für viele Bierliebhaber das Zeichen eines perfekt gebrauten und gezapften Bieres. Doch die physikalischen und chemischen Mechanismen, die den Schaum zusammenhalten, sind erstaunlich komplex und waren bisher nur teilweise verstanden. Ein Team der ETH Zürich und der Technischen Universität Eindhoven wollen jetzt den „heiligen Gral der Braukunst“ entschlüsselt haben, wofür sie nach eigenen Angaben sieben Jahre benötigten.
Die in der Fachzeitschrift „Physics of Fluids“ veröffentlichte Studie zeigt: Es gibt nicht den einen Mechanismus, sondern die Biersorte und ihr Brauprozess sind entscheidend. Das Team um Emmanouil Chatzigiannakis und Jan Vermant ging der Sache auf den Grund, indem es eine Vielzahl kommerzieller Biere – von Schweizer Lagerbieren bis zu belgischen Trappistenbieren – mit hochpräzisen Methoden untersuchte. Mithilfe von Oberflächenrheometrie (Ermittlung des Fließverhaltens), Tensiometrie (Messung von Oberflächenspannung) und einer speziellen „dynamischen Dünnfilmwaage“ konnten sie die Vorgänge in den hauchdünnen Flüssigkeitsfilmen, die die einzelnen Gasblasen im Schaum voneinander trennen, direkt beobachten und messen.
Zwei Wege zur stabilen Krone
Die zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass es zwei grundlegend unterschiedliche Stabilisierungsmechanismen gibt, die je nach Biertyp dominieren. Bei untergärigen Bieren wie Lager ist die Oberflächenviskosität der entscheidende Faktor. An der Grenzfläche zwischen dem Bier und der CO₂-Blase reichern sich Proteine an und bilden ein zusammenhängendes, eher starres Netzwerk. Diese zähe Schicht immobilisiert die Oberfläche der Blasen und bremst das Abfließen der Flüssigkeit aus den Wänden der Schaumblasen (die sogenannte Drainage). Der Schaum bleibt dadurch länger stabil, weil die Blasen nicht so schnell austrocknen und platzen.
Ganz anders verhält es sich bei obergärigen, mehrfach fermentierten belgischen Ales wie Tripel oder Dubbel. Hier war die Oberflächenviskosität überraschend gering. Stattdessen sind hier die sogenannten Marangoni-Spannungen am Werk. Dabei bilden die Proteine an der Oberfläche eher mobile „Inseln“ statt eines starren Netzwerks. Wenn ein Flüssigkeitsfilm zwischen zwei Blasen durch die Drainage dünner wird, entstehen an dieser Stelle Konzentrations- und damit Spannungsgradienten an der Oberfläche. Diese Gradienten erzeugen eine Strömung, die Flüssigkeit aktiv in den dünner werdenden Bereich zurückzieht. Dieser „Selbstheilungseffekt“ kann sogar zu sichtbaren, rezirkulierenden Strömungen im Film führen, die den Schaum extrem robust machen.
Fermentation als Schlüssel
Die Forscherinnen und Forscher konnten diesen Effekt direkt mit dem Brauprozess in Verbindung bringen. Sie untersuchten drei Biere derselben belgischen Brauerei, die sich hauptsächlich in der Anzahl und Dauer der Fermentationen unterscheiden (Singel, Dubbel und Tripel). Das Ergebnis war eindeutig: Je mehr Fermentationsschritte ein Bier durchläuft, desto ausgeprägter ist der Marangoni-Effekt und desto stabiler der Schaum.
Eine proteomische Analyse bestätigte die chemische Grundlage dafür: Die Konzentration und Funktionalität des für Schaum wichtigen Lipid-Transfer-Proteins 1 (LTP1) nimmt mit der Fermentationsintensität zu. Bei Bieren wie dem dunklen Dubbel spielt zudem das Protein Serpin Z4 eine Rolle, dessen Eigenschaften durch Maillard-Reaktionen – eine nicht-enzymatische Bräunungsreaktion – während des Darrens, des Trocknen des Malzes, beeinflusst werden.
Ein Bauplan für bessere Schäume
Die Erkenntnisse sind nicht nur für Brauer von großer Bedeutung, die nun gezieltere Strategien zur Verbesserung der Schaumqualität entwickeln können – je nach Biertyp entweder durch die Förderung der Oberflächenviskosität oder durch die Optimierung der Bedingungen für den Marangoni-Effekt.
Ferner sehen die Autoren ihre Arbeit als einen „Bauplan für fortschrittliche Schaumformulierungen“ auch außerhalb der Brauindustrie. Das Verständnis des Zusammenspiels von Viskosität und Marangoni-Spannungen könnte laut den Forschern bei der Entwicklung stabiler Schäume in Bereichen wie der Lebensmitteltechnologie, bei Kosmetika, in der Brandbekämpfung oder sogar bei medizinischen Anwendungen, wie der Behandlung von Krampfadern, von Nutzen sein.
(mack)
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