Künstliche Intelligenz
KI entwickelt erstmals Viren – und sie können bereits Bakterien töten
 
Künstliche Intelligenz (KI) kann Katzenbilder zeichnen, Krankheiten voraussagen und Phishing-Mails schreiben. Jetzt kann dieselbe Technologie ein funktionierendes Genom zusammenstellen. Kalifornische Forscher von der Stanford University und dem gemeinnützigen Arc Institute haben eine KI neue genetische Codes für bakterienfressende Viren vorschlagen lassen. Mehrere dieser sogenannten Bakteriophagen waren tatsächlich vermehrungsfähig und töteten auch Bakterien. Die Wissenschaftler sagen, dass die Keime mit KI-geschriebener DNA „das erste generative Design vollständiger Genome“ darstellten.
„Beeindruckender erster Schritt“ hin zu KI-gestalteten Lebensformen
Die in einem Preprint-Artikel beschriebenen Ergebnisse, die den wissenschaftlichen Gutachterprozess noch nicht durchlaufen haben, könnten neue Behandlungsmethoden schaffen und die Forschung an künstlich hergestellten Zellen beschleunigen. Es ist auch ein „beeindruckender erster Schritt“ in Richtung KI-gestalteter Lebensformen, sagt Jef Boeke von der NYU Langone Health, der nicht an der Veröffentlichung beteiligt war.
Dem Biologen zufolge ist die Leistung der KI überraschend gut; ihre Ideen seien unerwartet. Es gab „Viren mit neuen Genen, mit verkürzten Genen und sogar mit unterschiedlichen Genreihenfolgen und -anordnungen“, so Boeke weiter. Allerdings handelt es sich hierbei noch nicht um KI-gestaltetes Leben. Das liegt daran, dass Viren nicht lebendig sind. Sie sind eher wie abtrünnige Teile des genetischen Codes mit relativ schwachen, einfachen Genomen.
In der neuen Arbeit versuchten Forscher des Arc Institute, Varianten eines Bakteriophagen – eines Virus, das Bakterien infiziert – namens phiX174 zu entwickeln, der nur 11 Gene und etwa 5000 DNA-Buchstaben hat. Dafür nutzten sie zwei Versionen einer KI namens Evo, die nach den gleichen Prinzipien funktioniert wie große Sprachmodelle, etwa ChatGPT. Anstatt die Modelle mit Lehrbüchern und Blogbeiträgen zu füttern, trainierten die Wissenschaftler sie mit den Genomen von etwa zwei Millionen anderen bakterienfressenden Viren.
KI erstellte 302 Genome für Viren
Aber würden die von der KI vorgeschlagenen Genome überhaupt Sinn ergeben? Um dies herauszufinden, druckten die kalifornischen Forscher 302 der Genomdesigns der Software chemisch als DNA-Stränge aus und mischten diese dann mit E.-coli-Bakterien. Das führte zu einem tiefgreifenden „KI-ist-da“-Moment, als die Wissenschaftler eines Nachts Bereiche mit toten Bakterien in ihren Petrischalen entdeckten. Später machten sie Mikroskopaufnahmen der winzigen Viruspartikel, die wie unscharfe Punkte aussehen.
„Das war ziemlich beeindruckend, diese von der KI generierte Kugel tatsächlich zu sehen“, sagt Brian Hie, der das Projekt am Arc Institute leitet. Insgesamt funktionierten 16 der 302 Entwürfe – das heißt, die vom Computer entworfenen Phagen begannen sich zu vermehren, drangen schließlich in die Bakterien ein und töteten sie.
Laut Craig Venter, der vor fast zwei Jahrzehnten einige der ersten Organismen mit im Labor hergestellter DNA schuf, sind die KI-Methoden für ihn „nur eine schnellere Version von Trial-and-Error-Experimenten“. Als es beispielsweise einem von ihm geleiteten Team 2008 gelang, ein Bakterium mit einem im Labor gedruckten Genom zu schaffen, war dies das Ergebnis eines langen Prozesses des Ausprobierens verschiedener Gene. „Wir haben die manuelle KI-Version verwendet, die Literatur durchforstet und das bekannte Wissen genutzt“, sagt er.
Aber genau wegen dieser Geschwindigkeit setzen die Menschen darauf, dass KI die Biologie verändern wird. Die neuen Methoden wurden bereits 2024 mit dem Chemie-Nobelpreis für die Vorhersage von Proteinstrukturen ausgezeichnet. Und Investoren setzen Milliarden darauf, dass KI neue Medikamente finden kann. Mitte September sammelte das Bostoner Unternehmen Lila 235 Millionen US-Dollar ein, um automatisierte Labore zu bauen, die mit künstlicher Intelligenz laufen.
Entwicklungen zum Schutz vor Bakterien
Vom Computer entworfene Viren könnten auch kommerziell genutzt werden. So probieren Ärzte manchmal Phagentherapien aus, um Patienten mit schweren bakteriellen Infektionen zu behandeln. Ähnliche Tests werden derzeit durchgeführt, um Kohl mithilfe von spezialisierten Phagen vor Schwarzfäule zu schützen, die ebenfalls Bakterien verursachen.
„Diese Technologie hat definitiv viel Potenzial“, sagt Samuel King, der Student, der das Projekt in Heis Labor geleitet hat. Er merkt an, dass die meisten Gentherapien mit Viren arbeiten, um Gene in den Körper von Patienten zu transportieren, und KI möglicherweise effektivere Viren entwickeln könnte.
Das Stanford-Team betont, dass es seiner KI bewusst keine Informationen über Viren vermittelt hat, die Menschen infizieren können. Diese Art von Technologie birgt jedoch das Risiko, dass andere Wissenschaftler – aus Neugier, mit hehren Absichten oder böswillig – die Methoden auf menschliche Krankheitserreger anwenden und neue Dimensionen von todbringenden Fähigkeiten erforschen könnten.
„Ein Bereich, in dem ich zu äußerster Vorsicht rate, ist jede Forschung zur Virusverstärkung, insbesondere wenn sie zufällig erfolgt, sodass man nicht weiß, was man bekommt“, mahnt Venter. „Wenn jemand dies mit Pocken oder Anthrax machen würde, hätte ich große Bedenken.“
Von einfache auf komplexe Genome
Ob eine KI ein echtes Genom für einen größeren Organismus erzeugen kann, bleibt eine offene Frage. Beispielsweise hat E. coli etwa tausendmal mehr DNA-Code als phiX174. „Die Komplexität würde von atemberaubend auf weit mehr als die Anzahl der subatomaren Teilchen im Universum ansteigen“, sagt Boeke.
Außerdem gibt es noch keine einfache Möglichkeit, KI-Entwürfe für größere Genome zu testen. Während einige Viren allein aus einem DNA-Strang „hochfahren“ können, ist dies bei Bakterien, Mammuts oder Menschen nicht der Fall. Wissenschaftler müssten stattdessen eine bestehende Zelle schrittweise durch Gentechnik verändern – ein nach wie vor mühsamer Prozess.
Trotzdem hält Jason Kelly, CEO des Cell-Engineering-Unternehmens Ginkgo Bioworks in Boston, genau solche Anstrengungen für notwendig. Er glaubt, dass dies in „automatisierten“ Laboren durchgeführt werden könnte, in denen Genome vorgeschlagen und getestet und die Ergebnisse zur weiteren Verbesserung an die KI zurückgemeldet werden. „Dies wäre ein wissenschaftlicher Meilenstein von nationaler Bedeutung, da Zellen die Bausteine allen Lebens sind“, sagt Kelly. „Die USA sollten sicherstellen, dass wir als Erste dieses Ziel erreichen.“
Dieser Beitrag ist zuerst auf t3n.de erschienen.
(jle)
Künstliche Intelligenz
c’t-Story: Das Ende der perfekten Vermessung
 
Kaum jemand kennt Ferdinand Ichendorf, dabei war sein Abgang aus dieser Welt spektakulär und geschah vollends im Dienste der … na, sagen wir mal: Wissenschaft.
Seine Schriften zeigen einen Geist von Brillanz und unerbittlicher Logik, zugleich aber auch eine tragische Unbeholfenheit, die ihn letztlich ins Desaster führte.
Das Unheil, in das er geraten sollte, begann an einem Tag, der schon durch Düsternis, Regen und herbstliche Kälte dazu mahnte, lieber im Bett zu bleiben.
          
            Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „c’t-Story: Das Ende der perfekten Vermessung“.
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Künstliche Intelligenz
Rolls-Royce testet sauberen Schiffsantrieb mit Methanol
 
Rolls-Royce hat einen schnelllaufenden Schiffsmotor entwickelt, der mit einem sauberen Kraftstoff betrieben wird. Ein Test verlief laut Hersteller erfolgreich.
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Die Maschine läuft ausschließlich mit Methanol. Es ist der erste schnelllaufende, reine Methanolmotor. Er basiert auf der Baureihe 4000 der Rolls-Royce-Tochter MTU Friedrichshafen, die normalerweise mit Diesel betrieben wird, der aber durch Drop-In-Kraftstoffe wie hydriertes Pflanzenöl (HVO) oder synthetische Kraftstoffe ersetzt werden kann.
„Das ist eine echte Weltneuheit“, sagte Jörg Stratmann, Chef von Rolls-Royce Power Systems AG. „Bislang gibt es keinen anderen schnelllaufenden Motor dieser Leistungsklasse, der rein mit Methanol betrieben wird. „Ein Schnellläufer erreicht auch Drehzahlen mehr als 2000 Umdrehungen in der Minute.
2 Megawatt Leistung
Die mit Methanol betriebene Version hat eine Leistung von 2 Megawatt. Damit ist sie nicht leistungsfähig genug für die großen Containerfrachter. Die Baureihe 4000 wird etwa in Fregatten, Schleppern, Binnenschiffen oder in großen Yachten verbaut.
Da Methanol kein Drop-In-Kraftstoff ist, musste der Motor dafür umgebaut werden. Unter anderem haben die Ingenieure ein neues Einspritzsystem entwickelt, da das Methanol nicht wie Diesel selbst zündet. Auch andere Funktionen wie die Gemischbildung und die Aufladung mussten angepasst werden.
Das galt nicht nur für den Motor selbst: Auch der Prüfstand in Friedrichshafen musste für den Methanolantrieb modifiziert werden. „Die ersten Tests zeigen: Der Motor läuft stabil – jetzt geht es um die Feinabstimmung“, sagte Johannes Kech, der die Entwicklung der Leiter der Methanolmotor geleitet hat.
Tests in Friedrichshafen
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Das Antriebssystem ist seit 2023 im Rahmen des Projekts meOHmare entwickelt worden. Beteiligt sind neben Rolls-Royce nach das Stuttgarter Maschinenbauunternehmen Woodward L’Orange und das gemeinnützige Wissenschaftlich-Technisches Zentrum (WTZ) für Motoren- und Maschinenforschung Roßlau in Dessau. Der Motor wurde auf dem Prüfstand in Friedrichshafen getestet.
Das Konzept sieht vor, den Motor mit grünem Methanol zu betreiben, also mit Methanol, das aus Wasserstoff hergestellt wird, der mit Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt worden ist, und abgeschiedenem oder atmosphärischem Kohlendioxid. Dann ist der Kraftstoff klimaneutral. Als Übergangslösung arbeitet Rolls-Royce zudem an einem Dual-Fuel-Motor, der mit Methanol und mit Diesel betrieben werden kann. Die sei „eine Brückentechnologie, solange grünes Methanol noch nicht flächendeckend verfügbar ist.“
Etwa 90 Prozent des Welthandels werden auf dem Seeweg abgewickelt. Der Schiffsverkehr macht knapp 3 Prozent der Kohlendioxidemissionen aus, 13 Prozent der Schwefel- sowie etwa 30 Prozent der Stickoxidemissionen. Hinzu kommen Rußpartikel und Feinstaub. Bis 2050 müssen Schiffe klimaneutral sein.
(wpl)
Künstliche Intelligenz
Video-Management: Rohmaterial verlustfrei kürzen und clever organisieren
 
Die einst klare Trennlinie zwischen Foto- und Videokameras ist längst verschwommen. Digitale Systemkameras, Actioncams, Drohnen und Smartphones beherrschen beides. Wie sie genutzt werden, hängt stark von den Vorlieben und Fähigkeiten ab, die Anwender mitbringen.
Dieser Beitrag widmet sich der effizienten Verwaltung von Videodateien, zeigt die Unterschiede zur Organisation von Fotos auf und hilft, die wachsende Datenflut zu beherrschen.
Ein fundamentaler Unterschied liegt im Speicherbedarf. Während ein Archiv mit 100.000 JPEG-Fotos (je 5 – 10 Megabyte) problemlos auf eine SSD mit einem Terabyte (TB) Speicher passt, wären für dieselbe Anzahl an Bildern im TIF-Format bereits rund acht TB erforderlich. Eine Stunde Videomaterial in 4K-Auflösung beansprucht je nach Bitrate zwischen 30 und 100 Gigabyte (GB). Eine solche Datenmenge kann bereits bei einem einzigen Familienausflug in den Zoo anfallen.
          
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