Künstliche Intelligenz
ChatGPT aus der Delos-Cloud: SAP und OpenAI arbeiten zusammen
Der weltweit führende KI-Anbieter OpenAI und Europas größter Softwarekonzern SAP wollen künftig Verwaltungen, Schulen und Universitäten sowie andere öffentliche Einrichtungen in Deutschland mit Anwendungen der Künstlichen Intelligenz versorgen. „Deutschland wird damit einen Zugang zu den besten Technologien zu deutschen Bedingungen erhalten“, sagte die europäische OpenAI-Managerin Julie Lavet.
Der Start der Kooperation ist für 2026 geplant. „Millionen Beschäftigte in Verwaltungen, Forschungseinrichtungen und öffentlichen Institutionen sollen damit KI sicher und verantwortungsvoll nutzen können, um tägliche Aufgaben schneller zu erledigen, Aktenführung zu automatisieren und Bürgerdienste zu verbessern – und so mehr Zeit für die Arbeit am Menschen statt für Papierkram zu gewinnen“, versprachen die Unternehmen.
4000 GPUs für die Delos-Cloud
SAP wird für die Kooperation mit OpenAI seine Cloud-Infrastruktur in Deutschland bei der Tochtergesellschaft Delos auf 4.000 GPUs für KI-Anwendungen ausbauen. Je nach Nachfrage könne man auch noch weiter hochskalieren, hieß es von SAP. Die Delos-Cloud ist Teil des weitergefächerten Sovereign-Cloud-Portfolios von SAP, in das der Walldorfer Konzern dieses Jahr 20 Milliarden Euro stecken will.
Die von Delos betriebene Umgebung soll der öffentlichen Verwaltung unter anderem den souveränen Einsatz von Microsoft-Produkten wie der Kollaborationsssuite 365 ermöglichen. Die Infrastruktur basiert auf dem Azure-Stack, ist aber Eigentum der unter deutschem Recht firmierenden Delos. Der US-amerikanische Hersteller hat folglich keinen direkten Zugriff auf das System. Im Notfall soll sogar zeitweise autarker Betrieb möglich sein.
Derzeit ist das Delos-Cloud-Angebot noch im Aufbau. Vergangene Woche konnte man mit der Bundesagentur für Arbeit aber schon den ersten großen Pilotkunden bekanntgeben. Preislich dürfte das Angebot, Microsoft-Produkte ohne Ärger mit Datenschützern zu verwenden, 10 bis 20 Prozent teurer als Microsofts Public Cloud sein. Wie viel mehr OpenAIs KI aus der Delos-Cloud kostet, wird sich zeigen.
Souverän oder nicht souverän?
Kritiker verweisen oft auf den US Cloud Act und ziehen in Zweifel, ob Angebote wie Delos wirklich einen Beitrag zur digitalen Souveränität Deutschlands darstellen. Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) scheint diese Zweifel aber nicht zu teilen und begrüßte die Kooperation: „Die KI-Offensive von SAP und die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern ist ein gutes Signal für den Digitalstandort Deutschland und unterstreicht die Bedeutung von KI als Motor für Innovation und unsere Wettbewerbsfähigkeit.“
Die beteiligten Unternehmen betonen ohnehin, bei dem Projekt werde sichergestellt, dass die KI unter den strengen deutschen Vorgaben für Datensouveränität, Datenschutz und rechtliche Rahmenbedingungen eingesetzt werden kann. SAP-Manager Philipp Herzig, der in dem Konzern für die Bereiche Technologie und KI zuständig ist, sagte: „Es handelt sich um ein vollständig souveränes Angebot, das die roten Linien des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik BSI erfüllen wird und das aus Deutschland heraus betrieben wird. Auf die Daten können Unberechtigte nicht zugreifen, weil diese innerhalb der deutschen Rechenzentren verbleiben.“
Selbst Microsoft-Chef Satya Nadella betonte, wie souverän die Lösung sei: Damit könnten öffentliche Institutionen in Deutschland die KI zielgerichtet und verantwortungsvoll anwenden. Auch OpenAI-Chef Sam Altmann stimmte mit ein: „Mit OpenAI für Deutschland werden wir gemeinsam mit lokalen Partnern daran arbeiten, dieses Potenzial auf den öffentlichen Sektor auszuweiten – um Dienstleistungen zu verbessern und sicherzustellen, dass die Vorteile von KI im ganzen Land ankommen, und zwar im Einklang mit wichtigen Werten wie Vertrauen und Sicherheit.“
(axk)
Künstliche Intelligenz
Nach dem Aus von Adobe Aero und Meta Spark: Trace startet als „Canva für AR“
Mit dem Aus von Adobe Aero und Meta Spark AR fehlt vielen Kreativen ein Werkzeug für Augmented Reality. Das von ehemaligen Magic-Leap-Mitarbeitenden gegründete Start-up Trace will diese Lücke mit einer neuen No-Code-Plattform füllen und verspricht einfache Tools für komplexe Inhalte. Ihre Software soll es ermöglichen, interaktive Augmented-Reality-Erlebnisse ohne technische Vorkenntnisse zu gestalten und plattformübergreifend auf Mobilgeräten, AR-Brillen und Headsets zu veröffentlichen. AR-Inhalte sollen dadurch kostengünstig, schnell und ohne externe Unterstützung umgesetzt werden können.
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Eine Plattform, drei Komponenten
Die Trace-Plattform besteht aus drei zentralen Komponenten: einer mobilen App zur Inhaltserstellung, einem webbasierten Studio zur Projektverwaltung und einem Viewer für die Veröffentlichung und Nutzung der Inhalte. In der Creator App lassen sich 3D-Modelle, Videos, Texte und eigene Avatar-Aufnahmen direkt in reale Umgebungen einfügen. Das soll entweder frei platzierbar oder ortsgebunden möglich sein, etwa über GPS oder Bilderkennung.
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Trace AR Content & Experiences — Immersive Augmented Reality
Trace Studio dient als zentrale Verwaltungsstelle für Szenen, Projekte, Teams und Assets. Inhalte lassen sich per Drag-and-drop verwalten, mit anderen teilen und veröffentlichen. Über die Trace Viewer App können veröffentlichte Inhalte schließlich konsumiert werden. Unterstützt werden iOS, Android, Apple Vision Pro sowie Meta Quest und Microsofts nicht mehr weiterentwickeltes Industrie-AR-Headset Hololens 2.
Inhalte lassen sich geräteübergreifend ausspielen und sollen sich laut Hersteller automatisch an unterschiedliche Endgeräte anpassen. Für die Darstellung ortsabhängiger Szenen werden Bildanker verwendet, die als visuelle Referenzpunkte für die Platzierung digitaler Objekte dienen. Auch einfache Interaktionen mit der Umgebung sind möglich, etwa durch Kollisionsabfragen und Tiefenerkennung.
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Zielgruppe: Kreative, Marken, Unternehmen
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Trace richtet sich laut CTO Martin Smith an ein breites Publikum – von Einzelpersonen über Künstler hin zu Unternehmen. Erste Firmenkunden sind bereits an Bord, darunter T-Mobile, Telefónica, Qualcomm, Lenovo und die Deutsche Telekom. Die Veröffentlichung erfolgt zu einem strategisch günstigen Zeitpunkt: Adobe Aero wurde am 6. November eingestellt, Meta Spark AR bereits Anfang des Jahres. Trace setzt sich also direkt in die entstandene Lücke.
Um den Umstieg zu erleichtern, bietet das Unternehmen ehemaligen Nutzern von Aero und Spark deshalb drei Monate Premium-Zugang kostenlos an. Die Trace Creator App ist in der Basisversion kostenlos für iPhone und iPad im App Store erhältlich und die Web-Plattform unter studio.trace3d.app zugänglich. Für die Premium-Version verlangt Trace rund 20 US-Dollar monatlich.
(joe)
Künstliche Intelligenz
Missing Link: Wie es bei Linux ohne Linus Torvalds weiterginge
Niemand ist vor Flugzeugabsturz, Terrorakt oder fatalem Herzversagen gefeit – auch Linus Torvalds nicht, der bei der Entwicklung seines Linux genannten Kernels nach wie vor das letzte Wort spricht. Das bereitet vielen Sorgen, denn nirgends ist öffentlich niedergeschrieben, wer oder was im Fall der Fälle die Leitung übernimmt.
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Das führt immer wieder zu Spekulationen in Foren und Artikeln großer Medien; kein Wunder, schließlich ist es ein typisches „Bike Shedding“-Thema, zu dem jeder eine Meinung haben kann. Vieles davon ist allerdings abwegig, weil außerhalb von Entwicklerkreisen kaum jemand die Nachfolgeregelung kennt. Die ist zwar nicht niedergeschrieben, aber de facto gibt es eine.
Nachfolger steht bereit
Ein von Torvalds und unter den Betreuern wichtigster Teilbereiche des Linux-Kernels angesehener Entwickler übernimmt die Leitung. Diese Rückendeckung braucht die Person auch, schließlich kann jeder jederzeit den aktuellen Linux-Code nehmen und damit einen direkten Konkurrenten starten.

Was fehlt: In der rapiden Technikwelt häufig die Zeit, die vielen News und Hintergründe neu zu sortieren. Am Wochenende wollen wir sie uns nehmen, die Seitenwege abseits des Aktuellen verfolgen, andere Blickwinkel probieren und Zwischentöne hörbar machen.
Wer der designierte Nachfolger ist, war Kennern der Szene im vergangenen Vierteljahrhundert auch immer ziemlich klar. Zur Jahrtausendwende war das Alan Cox; rund um die Einführung von Linux 2.6 im Jahr 2004 wurde es für einige Jahre Andrew Morton. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist es mittlerweile Greg Kroah-Hartman.
Kroah-Hartman kann die Zügel jederzeit in die Hand nehmen
Vollends deutlich wurde das 2018, als sich Linus Torvalds nach Schimpftiraden eine Auszeit nahm: Damals übernahm Kroah-Hartman für einige Wochen die Entwicklungsleitung. Dieser hat auch heute noch Zugriff auf Torvalds‘ Git-Depot mit dem Hauptentwicklungszweig von Linux, wie der leitende Admin von kernel.org jüngst dem Autor gegenüber erwähnte.
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Ohnehin ist es schon länger Kroah-Hartman und nicht mehr Torvalds, der in der Regel die neuen Versionen von Linux signiert, die Kernel.org als Archiv verteilt. Das schließt neue Releases des vom Linux-Vater betreuten Hauptentwicklungszweigs ein, denn er veröffentlicht diese nur noch über das Quellcodeverwaltungssystem Git.
Das macht er zumeist am Sonntagnachmittag im amerikanischen Oregon; auf Kernel.org erscheinen sie oft erst sechs bis neun Stunden später am europäischen Montagmorgen, nachdem der in den Niederlanden wohnende Kroah-Hartman sie signiert hat. Nicht bekannt ist, ob vor oder nach dem ersten Kaffee.

Was fehlt: In der rapiden Technikwelt häufig die Zeit, die vielen News und Hintergründe neu zu sortieren. Am Wochenende wollen wir sie uns nehmen, die Seitenwege abseits des Aktuellen verfolgen, andere Blickwinkel probieren und Zwischentöne hörbar machen.
Unterschiedliche Flugwege und unabhängig arbeiten
Kroah-Hartman könnte somit jederzeit die Entwicklung übernehmen, falls Torvalds was passiert oder er abtritt. Ersterer erwähnte gegenüber dem Autor auch mal, dass er und der Linux-Gründer schon seit Jahren nicht mehr in denselben Flieger steigen sollen. Dass sie mittlerweile auf unterschiedlichen Kontinenten und damit unterschiedlichen Staaten leben, dürften viele ebenfalls begrüßen.
Ähnlich wie Morton zuvor bezieht Kroah-Hartman genau wie Linus Torvalds ein Einkommen als „Fellow“ bei der Linux Foundation. Das macht die beiden wichtigsten Linux-Entwickler weitgehend unabhängig: Wären sie bei viel zu Linux beitragenden Firmen wie ARM, AMD, Alphabet/Google, Intel, Microsoft, Nvidia oder IBM/Red Hat angestellt, entstünde bei strittigen Themen sonst schnell der Verdacht, sie würden die Kernel-Entwicklung zugunsten ihres jeweiligen Arbeitgebers beeinflussen.
Neue Entwicklungsleitung, alte Probleme
An wen der Staffelstab übergeht, ist natürlich enorm wichtig. Noch viel wichtiger ist am Ende aber, dass die Person das Vertrauen der wichtigsten Entwickler genießt – allen voran der Betreuer der wichtigsten Subsysteme des Kernels. Denn wenn denen die neue Nase an der Spitze nicht passt, könnten sie jederzeit einen Fork von Linux lostreten; derlei wäre sogar das wahrscheinliche Resultat, wenn die Linux-Foundation oder die Amazons, Googles, Metas und IBMs dieser Welt irgendwie die Kontrolle über die Linux-Entwicklung an sich reißen würden.
Im Unterschied zu anderen Projekten kann so ein Fork womöglich sogar ohne sofortige Namensänderung starten: Den Begriff „Linux“ hat Torvalds zwar geschützt, aber er wird schon seit jeher für damit gebaute Betriebssysteme und ihre Kernel genutzt, selbst wenn Letztere sich massiv von dem via Kernel.org verteilten unterscheiden. Das ist insbesondere bei Android oder den Distributionen von Canonical/Ubuntu, Red Hat oder Suse der Fall.
Vor fast 25 Jahren hat ein Entwickler-Fork sogar angefangen, dem Original ungeplant Konkurrenz zu machen: Im ersten Jahr der Linux-2.4er-Serie galten die „linux-ac“-Kernel von Alan Cox zeitweise als die besseren und stabileren Linux-Kernel. Vereinzelt verwenden Distributionen sie daher standardmäßig; nach Feinschliff für eine größere und umstrittene Kurskorrektur auf Torvalds Seite flossen die beiden Stränge dann aber wieder zusammen.
Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen
Wie ein neuer Firmen-Chef würde Torvalds Nachfolger natürlich auch neue Ideen mitbringen. So könnte sich die Person ein oder zwei Entwickler an die Seite holen und die Linux-Entwicklung als Team leiten. In den vergangenen fünf bis zehn Jahren sind schon einige der größeren Subsysteme des Kernels dazu übergegangen, die Last auf zwei oder drei Schultern zu verteilen. Über derartiges lässt sich viel spekulieren. Was wirklich passiert, wird sich erst zeigen, wenn jemand anders das Ruder in die Hand nimmt. Derzeit deutet aber nichts darauf hin, dass Torvalds es in nächster Zeit abgibt.
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(dmk)
Künstliche Intelligenz
heise+ Update vom 7. November 2025: Lesetipps fürs Wochenende
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
kennen Sie das auch? Der Schreibtisch ist übersät mit Post-its, das Smartphone quillt über mit Notiz-Apps, und im Kopf schwirren noch weitere Aufgaben, die dringend erledigt werden müssten. Manchmal fühle ich mich wie eine Dirigentin, die versucht, ein Orchester aus lauter ungestimmten Instrumenten zu leiten. Die Digitalisierung verspricht ja eigentlich Ordnung – bei mir sorgt sie aber eher für noch mehr Chaos.
Zum Glück gibt es clevere Werkzeuge, die da helfen können. Mein Kollege Daniel Berger hat dafür drei Organisations-Apps analysiert und verglichen. In seinem Ratgeber erfahren Sie, ob das flexible, cloudbasierte Notion, das lokale und datenschutzfreundliche Obsidian oder der Newcomer Anytype am besten zu Ihnen passt und wie Sie Ihr digitales Wissen und Ihre Projekte clever organisieren.
Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „heise+ Update vom 7. November 2025: Lesetipps fürs Wochenende „.
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