Künstliche Intelligenz
Die Lehren aus dem C2PA-Debakel – Fotonews der Woche 39/2025
Mit der Firmware 2.00 für die Nikon Z6 III signiert die Kamera Bilder, die nicht mit ihr aufgenommen wurden. Das ist genau das, was die „Content Authenticity Initiative“, gegründet unter anderem von Adobe 2019, verhindern wollte: Eine Kamera, die Bilder, die nicht aus ihr stammen, als quasi „echt“ ausgibt. Denn dass ein Foto mit einer bestimmten Kamera aufgenommen wurde, von wem, wann und wo genau, und das kryptografisch zu belegen, ist die ganze Idee hinter dem, was unter Namen wie CAI, C2PA oder Content Credentials gemeint ist. Die vielen Bezeichnungen, die da seit ganzen sechs Jahren unterwegs sind, zeigen schon, wie uneinheitlich die Branche agiert – und warum CAI, bleiben wir bei diesem Namen, nicht aus dem Quark kommt.
Was insbesondere Pressefotos, die in Sekunden weltweit verteilt werden, heute fehlt, ist die digitale Provenienz, also der Herkunftsnachweis. Dabei geht es nicht um absolute Fälschungssicherheit, die kann es nicht geben. Jedes System hat Lücken, Sicherheit ist ein Prozess, nicht etwas, das man durch eine einmalige Aktion wie den Kauf einer bestimmten Kamera herstellen kann. Aber am Anfang der Kette von der Aufnahme eines Bildes muss man irgendjemandem oder irgendetwas trauen, das ist die „chain of trust“. Und bei CAI, das oft auch als „Echtheitssiegel für Fotos“ bezeichnet wird, ist das die Kamera.
Darum wiegt Nikons Firmware-Bug auch ziemlich schwer, wenn es um das System CAI an sich geht: Wenn die Vertrauenskette schon im allerersten Glied massive Schwächen hat, ist es völlig egal, wie stabil der Rest ist. Da CAI noch kaum verbreitet ist, und es Wochen dauerte, bis das Ausmaß des Problems bekannt wurde, dürfte der tatsächliche Schaden, also Fake-Fotos, zwar gering sein. Wie eine falsch signierte Aufnahmen mit der Z6 III entsteht, und was der zeitliche Ablauf war, zeigt unsere ausführliche Meldung.
Der Moment der Aufnahme ist die einzige Chance
Dass das System unausgereift ist, wurde dadurch nämlich deutlich sichtbar. Darauf weist auch Michael J. Hußmann bei Docma hin: „Man hat nur eine einzige Chance, die Entstehung eines Bildes durch eine Aufnahme mit einer bestimmten Kamera fälschungssicher zu dokumentieren, nämlich während der Speicherung der Bilddatei in der Kamera.“ Und das ist der Punkt: Der Anfang der Kette. Alles, was danach kommt, Bearbeitung, Ausschnitt, Größenänderung, lässt sich – das ist im Workflow von C2PA vorgesehen – dokumentieren. Der Ursprung ist aber die Aufnahme an sich und deren Provenienz.
Weil ein solcher Fehler, wie bei Nikon mit der Firmware verursacht, aber offenbar bisher nicht bedacht wurde, blieb dem Unternehmen nur eine drastische Reaktion: Die Prüfung der C2PA-Signatur durch Nikons Onlinesysteme ist bis auf Weiteres ganz abgeschaltet. Und zwar für alle Nikons, nicht nur die Z6 III. Andere Prüfstellen, das zeigte der Entdecker Adam Horshack auch bereits, akzeptieren die verfälschten Bilder weiterhin. Darum schrieb ganz richtig auch Petapixel: Nikon kann das Problem allein nicht lösen.
Denn wie auch andere digitale Sicherheitsmechanismen basiert C2PA auf Zertifikaten. Das kennt man, vereinfachtes Beispiel: Wenn sie diese Kolumne gerade mit einem handelsüblichen Browser lesen, stellt der irgendwo ein kleines Schloss dar. Das sagt, dass die Verbindung zwischen Ihrem Gerät und dem Server – heise.de – tatsächlich zu unserem Angebot führt. Die Verbindung ist zwischen dem Gerät und uns verschlüsselt. Dafür hat der Server ein Zertifikat, das wir regelmäßig erneuern müssen, und das auch zurückgerufen werden kann. Wie gesagt, alles etwas vereinfacht.
Und ein globaler Rückruf dieser Zertifikate ist wohl bei C2PA nicht vorgesehen. Ebenso, dass die Kamera selbst darauf hinweist, dass ihr Zertifikat vielleicht ungültig oder veraltet ist. Das ist, neben Nikons eigenem Problem, das, was die ganze Allianz für C2PA, eben die CAI, lösen muss. Dass Nikon ein Firmware-Update bringt, und Fotos aus einer Z6 III mit Firmware 2.00 nirgendwo mehr akzeptiert werden, ist zwingend nötig.
Die CAI muss enger zusammenarbeiten
Sinnvoll wäre aber auch noch, und da werden wir dann endlich mal konstruktiv, wenn die zahlreichen Mitglieder der CAI im Verbund neue Firmware-Versionen auf solche Lücken prüfen. Konkurrenz unter den Firmen muss da beiseitegelegt werden, auch wenn die Markteinführung einer neuen Kamera oder ein Update für C2PA-Funktionen länger dauert. Die Zerfaserung der CAI, die wir schon vor gut anderthalb Jahren festgestellt haben, muss endlich aufhören. Das ganze System muss so sicher wie möglich sein, und nicht schon bei der Aufnahme ausgehebelt werden können.
Um es auszuhebeln, reicht es im Übrigen nicht, wie vielfach behauptet, einen Monitor, eine Leinwand oder einen Ausdruck abzufotografieren. Es geht, siehe oben, um die komplette Provenienz: Wer hat das Bild wo, wann und mit welchem Gerät gemacht? Das wird verschlüsselt mit den Bilddaten in der Kamera bei Aufnahme gespeichert. Und später mit Servern abgeglichen. Wenn Max Mustermann ein Foto des US-Präsidenten, aufgenommen von seinem Monitor in Hintertupfing, veröffentlicht, dann hat das wenig Glaubwürdigkeit. Und gar keine, wenn solche Daten fehlen.
Wenn dagegen ein namentlich bekannter Berufsfotograf von einer großen Agentur dieses Bild veröffentlicht, aufgenommen vor dem Weißen Haus, dann ist allein das schon ein Hinweis auf Authentizität. Und erst recht, wenn die Daten der Aufnahme kryptografisch gesichert sind. Ein Grund, warum es C2PA braucht, ist ja, dass sich EXIF-Daten beliebig verändern lassen, ohne dass der Verlauf nachprüfbar festgehalten würde. Im Übrigen speichern C2PA-Kameras oft auch viel mehr Daten als per EXIF, teilweise auch Informationen des Autofokus für die Tiefe der Elemente in einem Bild. Darauf wies kürzlich Sony hin.
Preise für den Blick ins All
Nach diesem schwierigen Thema ist ein bisschen Entspannung angesagt. Also blicken wir doch in den Himmel, oder vielmehr, lassen Astrofotografen das tun. Denn der „Astrophotography Prize 2025“ wurde in der vergangenen Woche vergeben. Wenn man die Galerie der Bilder bei DPreview im Vollbild ansieht – unser Long Click zum Wochenende – stehen da auch die Aufnahmedaten, natürlich nicht per C2PA signiert, aber mit Namen der Fotografen. Alternativ gibt es einen Long Watch von knapp einer Stunde auf YouTube von der Preisverleihung mit Kommentaren der Juroren zu den wunderschönen Bildern.
(nie)
Künstliche Intelligenz
Microsoft investiert Milliarden in portugiesisches KI-Rechenzentrum
Auf der Suche nach Rechenkraft für Künstliche Intelligenz und die Cloud ist Microsoft in Portugal fündig geworden. In der Hafenstadt Sines, etwa 90 Kilometer Luftlinie südlich der Hauptstadt Lissabon, entsteht ein Campus, der 1,2 Gigawatt Leistung ziehen soll. Eine von insgesamt sechs geplanten Anlagen steht bereits. Nun verspricht Microsoft zehn Milliarden US-Dollar, rund 8,6 Milliarden Euro, beizusteuern.
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Das hat Microsofts President Brad Smith der portugiesischen Tageszeitung Jornal de Negócios anlässlich des in Lissabon stattfindenden Web Summits erzählt. Wie viel des Geldes Miete oder Nutzungsgebühren sind, und wie viel Kapital in Aktien oder andere Beteiligungsformen fließt, ist undeutlich. Auch der Zeitraum für den Geldfluss ist bislang nicht bekannt. Nicht weniger als 12.600 High-End-GPUs der nächsten Generation Nvidias sollen eines Tages in Sines rechnen.
Partner Microsofts sind der britische Hyperscaler Nscale sowie das portugiesische Unternehmen Start Campus. Es hat sich Bau und Betrieb von Rechenzentren im KI-Maßstab verschrieben. Die Anlagen in Sines sollen ausschließlich mit Strom aus erneuerbarer Energie betrieben werden. Zur Kühlung der enormen Anlagen wird das Meer gewärmt. Auch Start Campus hält sich mit Details bislang bedeckt. Es begrüßt Microsofts Ankündigung und hält fest, dass diese sowohl den bestehenden Campus-Teil als auch die geplanten Erweiterungen betrifft.
Neben Zugang zu Meereswasser hat der Standort Sines weitere strategische Vorteile: Ein Unterseekabel führt von dort nach Brasilien sowie bald Französisch Guyana; wohl mehr Einfluss hat, dass Google kommendes Jahr eine Nuvem genannte Glasfaserverbindung an die US-Ostküste eröffnen wird. Unterdessen wälzt die portugiesische Regierung Pläne, Sines zu einem wichtigen NATO-Standort auszubauen. Es ist schon jetzt der größte künstliche Hafen des Atlantiklandes.
(ds)
Künstliche Intelligenz
Wikipedia wird kostenpflichtig für KI-Bots
Die Wikipedia und verwandte Projekte der Wikimedia-Stiftung sind ein gefundenes Fressen für KI-Firmen. Sie grasen die wertvollen Daten laufend ab, um damit ihre großen Sprachmodelle zu füttern. Das verursacht Wikimedia erhebliche Kosten, weshalb sie die KI-Bots bremsen wollte. Da sich die Bots zunehmend als Menschen tarnen, hat das nur bedingt funktioniert. Jetzt versucht Wikimedia es mit einer separaten Schnittstelle (API).
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Sie wird als Wikimedia Enterprise vermarktet und erlaubt die automatisierte, strukturierte Abfrage der Inhalte. Gelegentliche Nutzung ist gebührenfrei, für intensive Nutzung hingegen fallen Gebühren an. Diese Einnahmen sollen den Serverbetrieb und laufend notwendige juristische Verteidigung finanzieren helfen.
Die exakten Tarife sind offenbar Verhandlungssache und hängen davon ab, ob der Kunde alle Updates in Echtzeit, in stündlichen oder täglichen Zusammenstellungen oder nur auf aktiven Abruf erhalten möchte. Auch Zusagen hinsichtlich Verfügbarkeit und Geschwindigkeit der Antwort auf Unterstützungsanfragen sind relevante Faktoren.
Mit Geld alleine ist es nicht getan: Die Kunden müssen, wenn sie die von zahllosen Freiwilligen zusammengetragenen und strukturierten Daten nutzen, die Quelle angeben. Tantiemen für die Inhalte selbst fallen nicht an.
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„In einer Welt, die immer mehr in KI untergeht, ist das menschliche Wissen der Wikipedia für die Welt wertvoller denn je“, heißt es in Wikimedias Vorstellung des Enterprise-Angebots. Sie hebt hervor, dass KI ohne von Menschen bereitgestellte Information sterben würde; mit der Zeit müssten überwiegend KI-generierte Inhalte zum KI-Training herangezogen werden, was zum Zusammenbruch der KI-Modelle führte.
Menschen trügen zur Schaffung von Wissen in einer Weise bei, die nicht durch KI ersetzbar sei. Während aktuelle KI-Werkzeuge Zusammenfassungen schreiben könnten, seien sie zu Diskussion und Konsensbildung, wie freiwillige Wikipedia-Mitarbeiter es täglich tun, unfähig. Künstliche Intelligenz „ist nicht in der Lage, etwas in einem Archiv Vergrabenes aufzustöbern, noch kann sie ein Foto einer Veranstaltung oder eines nicht erfassten Ortes schießen, um Wissen zu verbessern.“
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Überdies sei die Wikipedia in über 300 Sprachen online, häufig von Muttersprachlern geschrieben. Diese Vielsprachigkeit unterstütze die Entwicklung inklusiver KI-Modelle mit Kulturkompetenz.
(ds)
Künstliche Intelligenz
Gigawattstunden-Netzspeicher wird in Brandenburg gebaut
Vom fossilen zum erneuerbaren Energieort: Im Jänschwalde bei Cottbus soll ein riesiger Stromspeicher entstehen. Er wird zu den größten Akkumulator-Anlagen dieser Art weltweit gehören.
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Die GigaBattery Jänschwalde 1000 soll Strom aus Solar- und Windkraftanlagen speichern und in Zeiten, wenn beide nicht zur Verfügung stehen, ins Netz speisen. Die Speicherkapazität soll vier Gigawattstunden betragen. Das reiche aus, um über 1,6 Millionen Haushalten vier Stunden lang mit Strom zu versorgen, teilt der Energieversorger LEAG mit. Der Speicher soll eine Leistung von 1 Gigawatt liefern, die Hälfte dessen, was das nahegelegene Braunkohlekraftwerk Jänschwalde bereitstellt.
Das Projekt ist eine Kooperation von LEAG und Fluence Energy GmbH. Die deutsche Tochter des US-Unternehmens liefert Smartstack-Speichermodule, die Lithium-Eisenphosphat-Zellen nutzen, und richtet ihn ein. Zudem übernimmt Fluence die Systemintegration der elektrotechnischen Anlagen. Siemens schließlich liefert die Schaltanlage für den Anschluss an das 380-Kilovolt-Stromnetz.
LEAG baut Energieinfrastruktur in der Lausitz
Die Anlage gehört zu LEAGs Projekt GigawattFactory: Der Energieversorger will an seinen alten Kraftwerks- und Tagebaustandorten in der Lausitz eine neue Energieinfrastruktur im Gigawattmaßstab aufbauen, mit Wind-, Solaranlagen, Gaskraftwerken und Speichern. Der Braunkohleabbau in Jänschwalde wurde erst Ende 2023 eingestellt. Auf der rekultivierten Fläche des Tagebaus entsteht ein Solarpark, dessen erster Bauabschnitt eine Spitzenleistung von rund 133 Megawatt haben wird.
Baubeginn für den neuen Speicher ist voraussichtlich im Mai oder Juni 2026. Ende 2027 oder Anfang 2028 könnte der Speicher in Betrieb gehen, wie eine LEAG-Sprecherin dem PV Magazine gesagt hat.
Der Speicher in Jänschwalde könnte vorübergehend der mit Abstand größte in Deutschland werden. Die aktuell größten Netzakkus haben Kapazitären von rund drei Gigawattstunden. Größere sind in Bau. In Förderstedt in Sachsen-Anhalt entsteht ein Stromspeicher mit einer Kapazität von 714 Megawattstunden. Wenn er fertig ist, wird er der größte deutsche Akkumulator sein.
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(wpl)
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