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50 Jahre Barbarastollen: Das geheime Archiv der Bundesrepublik
Wo einst nach Silber geschürft wurde, stehen heute in einem alten Bergwerkstollen unauffällige Behälter mit Millionen von abgelichteten Dokumenten: der zentrale Bergungsort (ZBO) der Bundesrepublik Deutschland. Das einmalige Archiv wird 50 Jahre alt.
Rund 400 Meter tief ragt der Barbarastollen in den Schauinsland-Berg nahe des Örtchens Oberried bei Freiburg. Im Stollen, genauer gesagt in den parallel zu ihm verlaufenden Nebenstollen, befindet sich der ZBO. Hier stehen mehr als 1600 luftdichte, knapp 80 Zentimeter hohe Edelstahlbehälter in rund 50 Meter langen, zweigeschossigen Regalen.
Darin befinden sich Mikrofilme, insgesamt 1,3 Milliarden Ablichtungen — darunter viele einzigartige historische Dokumente wie der Vertrag zum Westfälischen Frieden von 1648, die Krönungsurkunde Ottos des Großen aus dem Jahr 936 oder die Bannandrohung von Papst Leo X. gegen einen gewissen Martin Luther, datiert vom 15. Juni 1520.
„Der Barbarastollen ist das kulturelle Langzeitgedächtnis unserer Nation“, sagt Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Das BBK ist vor allem für die Warn-App NINA bekannt und ruft sich immer dann im wahrsten Sinne des Wortes ins Gedächtnis der Bevölkerung, wenn bundesweit Probealarme durchgeführt werden.
Die Haager Konvention
„Wir sehen leider, dass in Kriegen und bewaffneten Konflikten die Zerstörung von Kulturgut gezielt geschieht, um die angegriffenen Nationen ihrer Identität zu berauben und sie damit zu demoralisieren“, erklärt Tiesler die Hintergründe für das Mikrofilm-Archiv im Barbarastollen.
Um diese Zerstörung zu vermeiden, gibt es die Haager Konvention, zu der sich über 130 Länder, darunter auch Russland, bekennen. Sie verpflichten sich damit zur „Sicherung und Respektierung“ von „beweglichem oder unbeweglichem Gut, das für das kulturelle Erbe aller Völker von großer Bedeutung ist“.
Zur Konvention gehört auch, in Friedenszeiten bedeutsame Kulturgüter gegen absehbare Folgen eines bewaffneten Konflikts abzusichern. Da das BBK in Deutschland für die Umsetzung der Haager Konvention verantwortlich ist, fällt ihr auch die Obhut über den Barbarastollen zu.
Was fehlt: In der rapiden Technikwelt häufig die Zeit, die vielen News und Hintergründe neu zu sortieren. Am Wochenende wollen wir sie uns nehmen, die Seitenwege abseits des Aktuellen verfolgen, andere Blickwinkel probieren und Zwischentöne hörbar machen.
Höchste Schutzstufe für den Barbarastollen
Der Stollen ist in ganz Deutschland der einzige Ort, der unter dem Sonderschutzstatus der Haager Konvention steht. Das verdeutlichen drei blau-weiße Rauten am Eingang zum Stollen. Neben dem Barbarastollen verfügen in Europa nur noch der Vatikan und das Rijksmuseum in Amsterdam über das dreifache Schutzkennzeichen der Haager Konvention.
Der Sonderstatus des Barbarastollens bringt es mit sich, dass er auf allen militärischen Karten eingezeichnet ist, denn über ihn herrscht striktes Flugverbot. Auch die Bundeswehr darf nicht in seine Nähe. Auf den Behältern im ZBO ist die einfache blau-weiße Raute angebracht, die man deutschlandweit auch an verschiedenen historischen Bauten, archäologischen Stätten, Museen oder Archiven findet.
Top Secret: der Bau des ZBO
Die Haager Konvention war die Reaktion auf die Schrecken der Weltkriege, vor allem der großen Vernichtung von Kulturgütern durch die Nationalsozialisten. Die Bundesrepublik Deutschland trat 1967 der Konvention bei, sicherte aber bereits seit 1961 wichtige Dokumente auf Film.
Im Rahmen dieser Bundessicherungsverfilmung begann 1975 die Archivierung im Barbarastollen. Die Arbeiten in den Jahren zuvor vor Ort wurden im Geheimen durchgeführt. Zwar bekamen die Oberrieder mit, dass im Berg etwas vor sich ging, aber weder sie noch die kommunale Politik oder die Medien wurden damals informiert.
Ab 1978 stand der ZBO im UNESCO-Register der schutzwürdigen Kulturgüter, aber selbst dann wurde er in der Bundesrepublik noch nicht offiziell kommuniziert. Erst in den frühen 1990er-Jahren gab die Regierung den Standort offiziell bekannt – nachdem mehrere Zeitungen darüber berichteten.
Konstantes Klima, harter Stein
Der Barbarastollen eignet sich aus mehreren Gründen für den ZBO. Zum einen müssen laut Haager Konvention derlei Archive unterirdisch angelegt werden. Zum anderen gilt der Schauinsland-Berg wegen seines harten Gesteins aus Gneis und Granit als erdbeben- und atombombensicher. Außerdem bietet der Stollen ein konstantes, feucht-kaltes Klima, im Sommer wie im Winter.
In den Behältern selbst herrscht eine konstante Temperatur von 10 Grad Celsius und eine relative Luftfeuchte von 35 Prozent. Auf diese Weise können die Mikrofilme 500 Jahre lang gelagert werden, ohne dass sie Informationen verlieren. Eine längere und günstigere Archivierung bietet kein anderes Medium.
Außerdem ist das Auslesen der Informationen ziemlich einfach: Dafür braucht es auch in 500 Jahren nur Licht und eine Lupe. Dagegen fällt es heute schon schwer, an die Informationen einer 40 Jahre alten Diskette zu kommen, zu schnell wandeln sich digitale Speicher- und Abspielgeräte. Ganz abgesehen davon, dass man von außen erkennen sollte, dass es sich um einen Informationsträger handelt. Beim Mikrofilm reicht dafür ein Blick aus. Können junge Menschen heute etwas mit einer Diskette anfangen?
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50 Jahre ZBO: „Was die Identität unseres Landes ausmacht“
Zur Langzeitsicherung der Kulturgüter wird laut BBK ein weltweit einzigartiges Verfahren angewendet. An 15 Orten in Deutschland werden die ausgewählten Dokumente abgefilmt. Eine Spezialfirma übernimmt dann in einem patentierten Verfahren die Einlagerung in die Behälter. Im Jahr 2016 kam die milliardste Aufnahme hinzu: eine Ablichtung der ersten Fassung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland von 1949. So wuchs der ZBO zum inzwischen größten Langzeitarchiv Europas an.
Zum Festakt am vergangenen Donnerstag wurde eine Dokumentation der Brauchtümer im rheinischen Karneval und der alemannischen Fastnacht, die seit 2015 zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe zählen, ins Archiv aufgenommen. „Im Barbarastollen wird bewahrt, was die Identität unseres Landes ausmacht – über Generationen hinweg“, sagt BBK-Chef Tiesler.
Dazu gehören neben den Eigenarten närrischen Treibens auch die Baupläne des Kölner Doms oder die Ergebnisse der Fußballweltmeisterschaften – vor allem aber etliche auf Mikrofilm gebannte Verwaltungsvorgänge aus deutschen Amtshäusern. Wird im Barbarastollen also weniger die deutsche Kultur als vielmehr die Geschichte deutscher Bürokratie für die Nachwelt aufbewahrt?
Das Grundproblem der Archivare
Was in den Stollen kommt, entscheiden die Chefarchivare der Bundesländer – was nicht ganz einfach ist. Die Auswahl, was für die Nachwelt bewahrt werden soll, ist ein Grundproblem jeder Archivierung. In den Richtlinien zum Schutz des Kulturguts ist etwa die Rede von einem „repräsentativen Querschnitt in zeitlicher, regionaler und sachlicher Hinsicht“. Das lässt dem Archivar Interpretationsspielraum.
Um die Auswahl zu erleichtern, wurden drei Dringlichkeitsstufen eingeführt. Sobald alle Dokumente der Stufe 1 am ZBO archiviert sind, können sich die Archivare um Dokumente der Dringlichkeitsstufe 2 und dann um die der Stufe 3 kümmern. Das Problem: Zur Stufe 1 gehören auch Dokumente, die auf die Zeit nach 1800 datieren. Logischerweise steigt deren Zahl permanent an, sodass die Archivare gar nicht hinterherkommen, um überhaupt alle Dokumente der Stufe 1 zu archivieren.
32.000 Kilometer Mikrofilm und kein Ende in Sicht
Die grundsätzliche Diskussion darüber, ob sich der Aufwand rund um den Barbarastollen überhaupt lohnt, ist jedenfalls seit 2009 verstummt – seit dem spektakulärem Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Unzählige Dokumente fielen dem Schlamm einer U-Bahn-Baustelle zum Opfer. Im Barbarastollen lagerten seinerzeit rund zehn Millionen Aufnahmen aus dem Kölner Stadtarchiv, die zumindest auf diese Weise bewahrt werden konnten. Trotzdem musste kein einziger Behälter geöffnet werden, denn inzwischen werden Dokumente zunehmend auch digital archiviert.
Kann eine Lebensdauer von etwa 500 Jahren erreichen: Mikrofilme wie dieser lagern millionenfach im Barbarastollen – als Archiv für die Nachwelt.
(Bild: BBK)
In Zeiten der dezentralen, digitalen Datenspeicherung kommt daher die Frage auf, ob eine zentrale Archivierung wie im Barbarastollen noch zeitgemäß ist. Immerhin ist die Speicherdichte eines Mikrofilms nicht allzu hoch. Bereits jetzt lagern im Schauinsland-Berg Mikrofilme mit einer Gesamtlänge von über 32.000 Kilometern. Auch wenn die Filme 500 Jahre lang gelagert werden können, reicht der Platz im Stollen überhaupt aus?
Rolle rückwärts bei der Archivierung rein digitaler Dokumente
Wäre also ein digitales Backup nicht günstiger? Brächte es nicht zusätzlich mehr Sicherheit? Schließlich steigt auch die Zahl der Dokumente, die nur digital existieren. Wie soll man die auf Mikrofilm bannen? Und vor allem warum? Wäre das technisch gesehen nicht eine Rolle rückwärts?
Zu guter Letzt schicken sich auch die Bundesländer an, die digitale Archivierung voranzutreiben – etwa über das Onlinezugangsgesetz (OZG) zur Schaffung digitaler Verwaltungsleistungen. So zählt etwa Nordrhein-Westfalen zu diesen Verwaltungsleistungen auch die Bereitstellung von Archivgut.
Über ein digitales Backup des ZBO wäre es zudem prinzipiell möglich, die Dokumente weltweit öffentlich zugänglich zu machen, um etwa die historische Forschung zu fördern. Dabei müssten natürlich gesetzliche Vorgaben wie Persönlichkeitsrechte oder Verjährungsfristen beachtet werden – ganz zu schweigen vom Aufwand, die Mikrofilme, deren Quellen nur analog vorliegen, zu digitalisieren und einen einheitlichen Onlinezugriff zu ermöglichen.
Aber vielleicht möchte ja auch der eine oder andere geneigte Fußballfan gerne einmal im „Online-ZBO“ nachschauen, wer 1954 im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft neben Helmut Rahn stürmte.
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Schlankheitswahn: Apple iPhone Air vs. Samsung Galaxy S25 Edge im Vergleich
Extra flache und leichte Smartphones, die den Fokus stärker auf die Optik und das Gewicht legen als auf so manche Kernkompetenz eines Mobiltelefons – hatte danach wirklich jemand gefragt? Zumindest in Umfragen, Kommentaren und Leserzuschriften stehen meist eher Aspekte wie ein starker Akku, eine Spitzenkamera und eine gewisse Robustheit im Vordergrund, am besten noch zu einem günstigen Preis.
An den Bedürfnissen des Marktes orientieren sich Apple mit dem iPhone Air zu Preisen ab 1199 Euro und Samsung mit 1249 Euro zum Start des Galaxy S25 Edge schon mal nicht. Bleibt die Frage, ob die beiden das Zeug zum Trendsetter haben oder als Untersetzer enden. Das Edge etwa kostet nach nicht einmal einem halben Jahr schon nur noch gut die Hälfte. Wir haben die beiden Flundern ausgiebig getestet.
Sowohl das Galaxy S25 Edge als auch das iPhone Air sind Smartphones, die ihre Anziehungskraft schon beim ersten In-die-Hand-nehmen entfalten. Noch mehr als die flachen Gehäuse beeindruckt das Gewicht, denn mit 163 (Samsung) beziehungsweise 165 Gramm (Apple) liegen beide für ihre Größe so federleicht in der Hand, dass man glauben könnte, man habe eine Attrappe in den Fingern statt eines voll ausgestatteten Smartphones. Auch beim Transport in der Hosentasche ist das geringe Gewicht angenehm.
Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „Schlankheitswahn: Apple iPhone Air vs. Samsung Galaxy S25 Edge im Vergleich“.
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Neue Eskalation im Handelsstreit: China droht den USA
Im Handelsstreit zwischen den USA und China haben sich die Fronten zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt deutlich verhärtet. Nach der Ankündigung von Präsident Donald Trump, weitere Zölle in Höhe von 100 Prozent gegen chinesische Importe zu erheben, warf Peking den USA „Doppelmoral“ vor und drohte mit Gegenmaßnahmen.
„Wenn die USA stur an ihrem Kurs festhalten, wird China entschlossen entsprechende Maßnahmen ergreifen, um seine legitimen Rechte und Interessen zu schützen“, teilte das Handelsministerium in Peking mit. Washington verallgemeinere seit Langem das Prinzip der nationalen Sicherheit, missbrauche Exportkontrollen, wende diskriminierende Maßnahmen gegen China an und dehne einseitig seine Gerichtsbarkeit bei Produkten wie Halbleitern oder Computerchips aus, so der Vorwurf.
China fordert Dialog
China hielt den USA zudem vor, mit den Maßnahmen globale Lieferketten zu stören. Peking fordere die USA auf, ihr „falsches Vorgehen“ zu korrigieren, die Ergebnisse aus den vergangenen Handelsgesprächen zu wahren und die gegenseitigen Bedenken durch Dialog zu lösen, hieß es. Trump hatte zuvor angekündigt, wegen Chinas jüngster Handelspolitik ab dem 1. November zusätzliche Zölle verhängen zu wollen und drohte zudem Exportkontrollen für jegliche wichtige Software an, ohne genauere Details zu nennen. Auch ein geplantes Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) Ende Oktober in Südkorea stellte er infrage.
Was war passiert?
Verärgert hatte Trump Pekings Ankündigung vom 9. Oktober, in der die Chinesen mitgeteilt hatten, unter anderem den Export weiterer seltener Erden nur nach Genehmigung zu erlauben. Ausfuhren für militärische Zwecke oder an Armeen würden grundsätzlich nicht zugelassen, betonte das Handelsministerium. Die Behörde argumentiert, die Maßnahmen seien legitim, weil damit das Exportkontrollsystem in Übereinstimmung mit dem Gesetz verbessert werde. Das Ministerium verwies auf die Bedeutung seltener Erden für militärische Zwecke und wiederkehrende Konflikte auf der Welt. „Ziel ist es, den Weltfrieden und die regionale Stabilität zu sichern“, hieß es.
Die Genehmigungsverfahren für seltene Erden gelten nicht nur für US-Firmen. Auch europäische und deutsche Firmen sorgen sich seit Monaten wegen des komplizierten Antragsprozesses und langer Wartezeiten um die rechtzeitige Lieferung der wichtigen Rohstoffe. Der Handelskammer der EU in China zufolge blieb bei einzelnen Firmen deshalb bereits die Produktion kurzzeitig stehen.
Welche Rolle spielen seltene Erden in dem Streit?
China ist für seltene Erden ein globaler Hauptproduzent und nutzt dies als Hebel in den Verhandlungen mit den USA. Die Rohstoffe und daraus gefertigte Magnete werden in Industrie sowie der Hightech- und Rüstungsbranche benötigt. Seltene Erden stecken in Smartphones, Fernsehern aber auch in Elektromotoren, Halbleitern oder Turbinen.
In China kommen die Bodenschätze in starker Konzentration vor. Zwar sind seltene Erden, anders als ihr Name vermuten lässt, nicht unbedingt rar. Doch die Gewinnung der Bodenschätze ist schwierig und umweltschädlich, weil sie in anderen Rohstoffen gebunden sind. China hat sich auf das Verfahren spezialisiert. Laut US-Erhebungen (PDF) werden rund 70 Prozent aller seltenen Erden in China gefördert.
Was nun folgen könnte
Seit der Zoll-Eskalation im April hatten beide Seiten viermal in europäischen Großstädten verhandelt. Seitdem gelten deutlich niedrigere Zölle. Auch schienen sich die Streitparteien bei Themen wie dem Deal zum Verkauf der Videoplattform TikTok angenähert zu haben. Doch nun spitzt sich der Handelsstreit erneut zu.
Sollte Trump seine Drohung wahr machen, würden auf chinesische Importe an der US-Grenze zusammengerechnet mit den derzeit bestehenden Aufschlägen Zölle von 130 Prozent fällig, was den Handel wohl zum Erliegen brächte. China dürfte laut Experten dann ähnlich hart zurückschlagen.
Streit über weit mehr als Zölle und Rohstoffe
Längst geht es in dem Kräftemessen der beiden Großmächte aber nicht mehr nur um Zölle und Rohstoffe. China kauft schon länger kein Soja mehr von US-Landwirten – eine Kernwählerschaft Trumps, der damit ihr Hauptkunde verloren ging. Washington schneidet China indes von wichtiger Spitzentechnologie im Chipbereich ab, welche die Chinesen für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz benötigen. Auch hier gab es kürzlich erste Annäherungen vonseiten der USA.
„Die neue Eskalation ist möglicherweise Ausdruck von Fehleinschätzungen beider Seiten“, analysiert Gabriel Wildau von der Beratungsfirma Teneo. China könnte mit seinen Maßnahmen bei seltenen Erden versucht haben, seine Verhandlungsposition für das Treffen mit Trump in Südkorea zu verbessern. Das Land könnte laut Wildau auch die Ende September um chinesische Firmen erweiterte Exportkontrollliste des US-Handelsministeriums als Eskalation verstanden haben. US-Beamte hatten darin lediglich eine technische Anpassung gesehen.
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Biometrisches Einreisesystem EES startet an Europas Flughäfen
Tiefgreifende Umstellung bei den EU-Grenzkontrollen: Am heutigen Sonntag startet nach jahrelangen Verzögerungen das automatisierte Ein- und Ausreisesystem (EES). Es soll das manuelle Abstempeln von Pässen durch eine digitale, biometrische Erfassung von Reisenden aus Drittstaaten ersetzen. Doch Branchenvertreter und nationale Behörden befürchten zum Auftakt lange Wartezeiten und Chaos an den Flughäfen und Grenzen.
Vor allem Airlines warnen eindringlich vor den Folgen. Montserrat Barriga, Generaldirektorin des Verbandes der europäischen Regionalfluggesellschaften, hob gegenüber Politico hervor, dass selbst wenige Minuten Verzögerung bei der Grenzkontrolle an den großen Drehkreuzen die Anschlussflüge ganzer Netzwerke gefährden könnten.
Das EES ist laut EU-Migrationskommissar Magnus Brunner als „digitales Rückgrat unseres neuen gemeinsamen europäischen Migrations- und Asylrahmens“ konzipiert. Es soll künftig automatisch erkennen, wenn Reisende aus Ländern außerhalb der Gemeinschaft die zulässige Aufenthaltsdauer überschreiten.
Betroffene müssen sich beim Grenzübertritt länger als bisher vor einem Grenzbeamten oder an Self-Service-Kiosken an Flug- und Seehäfen sowie internationalen Bahnhöfen aufhalten, um vier Fingerabdrücke abzugeben und ein Foto machen zu lassen. Diese biometrischen Daten werden in der Regel für drei Jahre im System gespeichert und bei späteren Schengen-Überquerungen zur digitalen Registrierung von Ein- und Ausreise verwendet.
Das System soll in allen Schengen-Ländern einschließlich Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz genutzt werden. Lediglich Irland und Zypern sind unter den EU-Mitgliedern ausgenommen.
Angst vor Abfertigungsstau
Die Einführung des EES erfolgt schrittweise über sechs Monate. Die beiden Systeme – Stempel und EES – werden in dieser Zeit bis zur vollen Einsatzfähigkeit am 10. April koexistieren, was die Wartezeiten zusätzlich verlängern könnte.
Insbesondere Länder mit hohem Touristenaufkommen sind alarmiert. Ein Beamter des französischen Innenministeriums äußerte anonym gegenüber Politico Bedenken: Müssten etwa die Passagiere eines Langstreckenflugs aus China durch das EES geschleust werden, würde sich die Wartezeit an der Grenze verdreifachen. Paris habe mit der Einstellung von 230 zusätzlichen Grenzbeamten an seinen 120 Schengen-Einreisepunkten reagiert.
Um das Risiko chaotischer Zustände zu minimieren, hat die Kommission vorgesehen, das EES in den ersten sechs Monaten bei überlangen Wartezeiten oder technischen Problemen vorübergehend auszusetzen. Henna Virkkunen, Kommissionsvizepräsidentin für technologische Souveränität, unterstreicht: Mit dem EES mache Europa „einen digitalen Sprung nach vorne“. Durch die enge Zusammenarbeit mit der für das Management von IT-Großsystemen zuständigen Agentur EU-Lisa, den EU-Staaten und dem Verkehrssektor „schaffen wir ein sicheres, effizientes und reisefreundliches System, das Spitzentechnologie mit Europas Engagement für Sicherheit und Innovation kombiniert“, sagt die Vizepräsidentin.
Uneinheitlicher Start und unzureichende Vorbereitung
Die Einführung verläuft zum Start aber höchst inkonsistent. Nur drei Länder – Estland, Luxemburg und Tschechien – sollen das EES am Sonntag an allen Ankunfts- und Abflugstellen betriebsbereit haben. Andere große Staaten starten verzögert oder nur an einzelnen Standorten. Deutschland beginnt probeweise nur am Flughafen Düsseldorf. München und Frankfurt folgen später vor dem geplanten Volleinsatz im April. Italien legt am Montag in Rom Fiumicino und Mailand Malpensa los. Die Niederlande führen EES Ende Oktober und Anfang November in Rotterdam und Amsterdam Schiphol ein. Spanien nutzt das System am Sonntag nur für einen einzigen Flug nach Madrid.
Die Lobby der Flughafenbetreiber „Airports Council International Europe“ (ACI) äußert seit Monaten Bedenken. Direktor Federico Bonaudi moniert vor allem die Ungewissheit über die Systemleistung, da bisher nur Teilstudien durchgeführt worden seien. Weitere Kritikpunkte sind die anhaltende Unterbesetzung der Grenzpolizei in einigen Mitgliedstaaten und die zu spät gestartete Kommunikationskampagne für die Reisenden.
Nur Schweden hat bislang die Anwendung einer von der Kommission bereitgestellten Voranmelde-App bestätigt, die Grenzkontrollen beschleunigen soll. Trotz der kritischen Anlaufphase betont Bonaudi sehr spezifisch, dass „alle notwendigen rechtlichen Vorkehrungen und Instrumente getroffen wurden, um Störungen und Verzögerungen am ersten und den folgenden Tagen zu minimieren“.
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