Künstliche Intelligenz
Streeck zu Mediensucht bei Jugendlichen: „Die Dosis macht das Gift“
Während in Dänemark ein Social-Media-Verbot für Kinder unter 15 Jahren geplant wird und Australien einen ähnlichen Weg einschlug, wird auch in Deutschland die Debatte darum, wie und ob Kinder Medien und auch Social Media nutzen, immer lauter. Die Fronten sind dabei verhärtet: Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) fordert eine stärkere Regulierung durch Alterskontrollen, wie die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) sprechen sich hingegen gegen pauschale Verbote aus und pochen auf das Recht auf digitale Teilhabe.
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Prof. Hendrik Streeck ist Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung.
(Bild: David Peters)
Um in dieser Debatte zu vermitteln, hat die Politik nun die Expertenkommission „Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt“ ins Leben gerufen. Sie soll Handlungsmöglichkeiten prüfen, „notwendige Schritte für einen effektiven Kinder- und Jugendmedienschutz“ erarbeiten und die gesundheitlichen Auswirkungen von übermäßigem Medienkonsum untersuchen. Über die Ziele der Kommission und warum pauschale Verbote nicht helfen, haben wir mit dem Drogen- und Suchtbeauftragten der Bundesregierung, Prof. Hendrik Streeck, gesprochen. Er wird die Arbeit der Kommission beobachten.
Wenn wir über exzessive Mediennutzung bei Jugendlichen sprechen – welche Folgen beobachten Sie derzeit? Und was hat sich im Vergleich zu vor 20 Jahren verändert?
Zunächst einmal: Digitale Medien sind nicht per se schlecht, im Gegenteil. Sie können sehr hilfreich sein und erleichtern uns in vielen Bereichen das Leben, das kann auch für Jugendliche gelten. Aber gerade seit der Corona-Pandemie sehen wir einen massiven Anstieg des Medienkonsums bei Kindern und Jugendlichen. Während des Lockdowns war es oft die einzige Möglichkeit, sozialen Kontakt zu halten. Doch das vielfach erhöhte Nutzungsniveau hat sich nach der Pandemie nicht wieder eingependelt. Heute gilt bereits jedes vierte Kind – also rund 1,3 Millionen Kinder in Deutschland – durch „riskante Mediennutzung“ als gefährdet.
Das bedeutet konkret: Viele verbringen täglich mehrere Stunden in sozialen Netzwerken, beim Gaming oder Streaming. Am Wochenende sind es schnell vier Stunden und mehr – ohne dass schulische oder familiäre Zeit, Sport oder kreative Hobbys dagegenhalten. Die Folgen sind vielfältig: Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, aber auch eine stärkere Anfälligkeit für depressive Symptome. Hinzu kommt der Einfluss der Inhalte: Jugendliche werden mit ungesunden Körperbildern, extremistischen Botschaften oder Gewaltverherrlichung konfrontiert. Parallel steigt das Risiko, weitere Süchte zu entwickeln – etwa Kaufsucht, Glücksspielsucht oder problematischer Pornokonsum. Sprechen Sie mal mit Eltern, wie stark die Geräte den Alltag und den Umgang damit in der Erziehung dominieren – da kann es uns nicht egal sein, was hier passiert.
Lässt sich das mit klassischen Abhängigkeiten vergleichen, etwa mit Alkohol- oder Nikotinsucht?
Es gibt Parallelen, aber auch Unterschiede. Bei Substanzsüchten wirkt eine Droge im Körper, die biologische Abhängigkeit erzeugt. Bei der Mediensucht handelt es sich um eine sogenannte Verhaltenssucht. Es ist also das Verhalten selbst – etwa das ständige Scrollen, Spielen oder „Daddeln“ –, das süchtig macht. Wir orientieren uns hier am Diagnoseschlüssel ICD-11. Typisch ist dabei, dass Betroffene andere Lebensbereiche zunehmend vernachlässigen: Hausaufgaben werden nicht mehr erledigt, Hobbys aufgegeben und Familienmahlzeiten ignoriert. Manche Kinder schauen selbst beim Abendessen kaum noch vom Handy auf, was auch als „Phubbing“ bezeichnet wird. Diese Muster können langfristig zu psychischen Erkrankungen führen. Dass die Technologien dieses Potenzial haben, können wir alle an uns selbst erkennen – für Kinder und Jugendliche gilt hier umso mehr Obacht.
Was kann man tun, um diese Entwicklung zu stoppen?
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Prävention ist der entscheidende Punkt. Wichtig ist: Die Dosis macht das Gift. Digitale Medien sind kein Teufelszeug, aber sie müssen in eine gesunde Lebensbalance eingebettet sein. Das heißt, Eltern sollten klare Regeln aufstellen, gemeinsam mit den Kindern Nutzungszeiten vereinbaren und diese auch durchhalten. Technische Lösungen – etwa Jugendschutzfilter oder Apps, die bestimmte Programme begrenzen – können hilfreich sein.
Allerdings sind Kinder technisch oft sehr findig und finden Schlupflöcher …
Das sind sie und das ist auch gut so, weil Kinder durch Neugier und Probieren die Welt entdecken und lernen. Umso wichtiger ist es, sie auch in der digitalen Welt von Schritt eins an zu schützen. Zumal sich die Technologien und ihre Wirkmacht einfach schneller entwickelt haben, als etwa Gesellschaft, Recht oder Pädagogik reagieren können. Daher geht es zuallererst um die Stärkung von Medienkompetenz und nachgelagert im letzten Schritt um Verbote. Kinder und Jugendliche sollen verstehen, wie digitale Welten funktionieren, welche Risiken bestehen und wie Algorithmen sie bewusst länger fesseln wollen. Eltern, Lehrer und Medienpädagogen müssen hier Hand in Hand arbeiten. In meinen Augen haben Eltern außerdem die Fürsorgepflicht, ihre Kinder vor Inhalten zu schützen, die für ihr Alter schlicht nicht geeignet sind.
Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Medienpädagogik in Schulen muss gestärkt werden. Und die Politik ist gefordert, indem sie Jugendschutz konsequent ins Netz überträgt. Wir müssen klären, welche Verantwortlichkeiten bei der Politik liegen – auch auf europäischer Ebene. Bislang gibt es klare Altersbeschränkungen im Kino oder bei der Werbung – online gelten diese Regeln nicht konsequent. Kinder wissen oft genau, wie sie Einschränkungen umgehen können, und stoßen so auf Inhalte, die sie massiv überfordern können.
Welche Rolle spielen Anbieter und Plattformen selbst?
Die kurze Antwort lautet: Beide tragen Verantwortung. Es ist eine der zentralen Fragen, mit denen wir uns beschäftigen.
In der Regel maximieren Plattformen Verweildauer und Aufmerksamkeit – denn das steigert ihren Umsatz. Sie nutzen „Dark Patterns“ – also manipulative Designs, die ständig neue Reize liefern, individuell zugeschnitten durch künstliche Intelligenz. Das kann spielerisch wirken, hat aber teils Sucht fördernden Charakter. Viele Apps kombinieren Mechanismen aus Glücksspiel und Belohnungssystemen – das macht es so schwer, sie loszulassen. Deshalb halte ich es für wichtig, dass auch Anbieter stärker in die Pflicht genommen werden. Idealerweise nicht nur durch freiwillige Selbstkontrolle, sondern durch klare europäische Standards.
Also sind Sie nicht für ein „Social-Media-Verbot“?
Wer ein pauschales Verbot fordert, macht es sich zu einfach. Meine Position ist differenzierter. Es geht nicht darum, Social Media zu verbieten, sondern einen verantwortungsvollen Rahmen zu schaffen. Wir müssen die Risiken ernst nehmen und gleichzeitig ein gesundes Maß an digitaler Teilhabe ermöglichen. Verbote sind für mich, wenn es um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen geht, immer nur die letzten aller Möglichkeiten.
Gibt es Länder, die bereits Vorbilder in der Regulierung sind?
Das Thema brennt den Menschen in vielen Ländern unter den Nägeln, und das finde ich richtig. Einen goldenen Weg, der wissenschaftlich evidenzbasiert ist, gibt es bisher nicht. Auch Australien und andere Staaten, in denen etwa ein TikTok-Verbot diskutiert wurde, sind wieder zurückgerudert. Solche pauschalen Lösungen greifen zu kurz. Schon die Definition, was „Social Media“ ist, ist kompliziert – zählt etwa eine Kommentarspalte unter einem Online-Artikel bereits dazu? Wir müssen tragfähige und praktikable europäische Lösungen entwickeln. Eine wichtige Grundlage dafür ist der Digital Services Act (DSA), der klare Pflichten für Plattformen und den Schutz der Nutzer vorsieht. Ergänzend sorgt der Data Act für bessere Transparenz und Kontrolle über die Datennutzung, was dazu beitragen kann, Algorithmen nachvollziehbar und überprüfbar zu machen.
Was erhoffen Sie sich letztlich von der neuen Expertenkommission?
Ich hoffe, dass wir am Ende ein System haben werden, das auf zwei Säulen basiert. Auf der einen Seite brauchen wir einen Schutz von Kindern und Jugendlichen – ein Schutz vor Sucht fördernder künstlicher Intelligenz, die gezielt in eine Abhängigkeit hineintreiben, ebenso wie vor problematischen Inhalten. Auf der anderen Seite dürfen digitale Teilhabe und informationelle Selbstbestimmung nicht beschnitten werden. Kinder und Jugendliche sollen ja lernen, wie das funktioniert, und einen gesunden Umgang entwickeln.
Glauben Sie, dass es gelingen kann, einen gesunden Ausgleich zu schaffen?
Ja, das glaube ich. Aber nur, wenn wir das nicht länger laufen lassen. Wir müssen hinschauen, wo Gefahren lauern, und Eltern, wie sie Kinder befähigen, um kritisch mit Medien umzugehen. Es ist nicht leicht, weil digitale Angebote immer dominanter werden. Aber wenn wir jetzt klare Regeln, pädagogische Begleitung und verbindliche Standards schaffen, können wir Jugendlichen helfen, Medien sinnvoll zu nutzen – ohne in eine Abhängigkeit hineinzurutschen.
Kinder haben gemäß Artikel 17 der UN-Kinderrechtskonvention ein Recht auf Teilhabe an Medien – diese sind nun mal digital. Und diese Teilhabe muss auch in der Debatte gelten. Wir müssen die jungen Menschen in die politische Konsultation einbinden und voneinander lernen. Ich habe ansonsten Bedenken, dass Boomer der Gen Alpha Aspekte des Internets erklären, mit denen Sie selbst nicht viel zu tun haben.
(mack)
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Erwachsenenmodus: ChatGPT kann bald auch Erotik
Erst kam der Jugendschutz und die Verschärfung der Leitplanken für Gespräche mit ChatGPT. Nun rudert OpenAI in gewisser Hinsicht zurück und erlaubt sogar erotische Inhalte. Dafür muss man allerdings erwachsen sein. Insgesamt reagiert der Chatbot offenbar künftig ausdifferenzierter auf die jeweiligen Gegenüber.
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Sam Altman, CEO von OpenAI, schreibt über die Änderungen bei X: „Im Dezember werden wir im Rahmen der umfassenderen Einführung von Altersbeschränkungen und gemäß unserem Grundsatz ‚Erwachsene Nutzer wie Erwachsene behandeln‘ noch mehr Inhalte zulassen, beispielsweise Erotika für verifizierte Erwachsene.“ Wie weit „Erotik“ geht, ob nur ein bisschen Flirt oder sogar Sexting möglich sein wird, ist unklar.
Ebenfalls offen ist, wie man sich verifizieren kann. Die Einhaltung und Kontrolle von Altersgrenzen haben im Internet bisher noch immer für Diskussionen gesorgt. In der Regel basiert die Einstufung auf Selbstauskunft der Nutzenden. Social-Media-Plattformen wie Instagram kontrollieren zudem konsumierte Inhalte und das online-Verhalten und stufen bei Verdacht Konten als Teen-Konten ein.
ChatGPT soll persönlicher werden
OpenAI hat offenbar aber auch die Klagen vieler Menschen gehört, die Beziehungen mit dem Chatbot führen möchten. Nach der Einführung von GPT-5 gab es Beschwerden, der Chatbot reagiere wesentlich weniger menschlich und sei weniger nahbar. Daraufhin brachte OpenAI bereits das vorherige Modell GPT-4o zurück in den Chat. Nun hat Altman eine neue Version angekündigt, die erneut eher einer Persönlichkeit entspricht sowie „dem Verhalten, das den Menschen bei 4o gefiel“. ChatGPT solle auf Wunsch wie ein Freund reagieren und beispielsweise sehr menschlich antworten oder zig Emojis benutzen. In Abgrenzung zu Social Media betont Altman jedoch, dass man damit nicht das Ziel verfolge, Menschen auf der Plattform zu halten. Noch verdient OpenAI ja auch kein Geld mit Werbung, die den Nutzern angezeigt wird.
Hintergrund für die strengeren Leitplanken und die Einführung eines Jugendschutzes waren Berichte über Menschen, die ungesund enge Beziehungen zu einem Chatbot führen. Besonders dramatisch ist der Fall eines 16-Jährigen, der Suizid begannen haben soll. Die Eltern klagen gegen OpenAI wegen einer Art von Mithilfe durch den Chatbot. Doch laut Altman haben die strikteren Leitlinien dazu geführt, dass „einige Menschen ohne mentale Gesundheitsprobleme“ ChatGPT als weniger hilfreich und spaßig empfanden. Wie auch immer sei OpenAI nun in der Lage, schwerwiegende psychische Probleme zu erkennen und dank neuer Instrumente die Beschränkungen in den meisten Fällen zu lockern. Auch hier wird Altman bisher nicht konkreter, wie genau die Reaktionen des Chatbots gesteuert werden.
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OpenAI ist nicht alleine mit dem Feldversuch, Erwachsenen erotische Chatbots an die Hand zu geben. Auch Elon Musks Grok hat explizit flirty Persönlichkeiten in petto. Character.ai ist ein Anbieter, bei dem man sich KI-Freunde erstellen kann.
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Da solche Beziehungen Gefahren bergen, gibt es in Kalifornien bereits ein KI-Gesetz, das Transparenz und Sicherheitsvorkehrungen vorschreibt. Zudem müssen Zusammenhänge mit Straftaten gemeldet werden. Ein weiterer Gesetzesentwurf beschäftigt sich mit KI-Chatbots, die explizit einen Freundschaftsmodus haben. Auch andere US-Bundesstaaten arbeiten an ähnlichen Gesetzen.
(emw)
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Volkswagen im Umbruch: Blume sieht Konzern auf gutem Kurs
Die Krise in der Autoindustrie macht auch vor einem der größten in der Branche nicht halt. Der Volkswagen-Konzern mit all seinen Marken hat sich nach zähem Ringen im vergangenen Jahr ein hartes Sparprogramm zur Sanierung verordnet. Ein Jahr nach dessen Verabschiedung sieht Konzernchef Oliver Blume sein Unternehmen in vielen Bereichen auf Kurs. Doch der Riese hat noch etliche Baustellen zu bearbeiten, darunter den Absturz von Porsche.
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Stellenabbau
Angesichts der Krise in der Autoindustrie sollen bei der Kernmarke VW Pkw mehr als 35.000 Stellen wegfallen, 7500 bei Audi und rund 4000 bei Porsche. Hinzu kommen Sparpläne bei weiteren Marken und Töchtern. „Damit kommen wir gut voran“, sagt Konzernchef Oliver Blume in einem Interview der dpa. Was nach nüchterner Effizienz klingt, steht für eine Branche, die sich radikal neu ordnet. Blume, der seit drei Jahren neben Porsche auch den Volkswagen-Konzern führt, spricht von „stürmischen Zeiten“.
Nach Jahren des Wachstums und aufgeblähter Strukturen steht die deutsche Autoindustrie vielleicht vor der härtesten Phase ihrer Geschichte: Die Branche hat mit einer Absatzflaute, wachsender Konkurrenz aus China und Problemen beim Wandel zur Elektromobilität zu kämpfen. Hinzu kommen EU-Klimaschutzvorgaben für weniger CO₂-Emissionen und Zölle auf dem US-Markt. „Wir müssen die Kapazitäten an die Realität anpassen“, sagt Blume. Der Absatz auf dem europäischen Markt sei in den vergangenen fünf Jahren um gut ein Fünftel gesunken. „Wir passen unsere Kapazitäten schrittweise an. Bei der Marke Volkswagen beispielsweise um über 700.000 Fahrzeuge pro Jahr.“
Zunehmende Konkurrenz in und aus China
Zur Schwäche des Heimatmarkts kommt ein Preiskampf in China. Die dortigen Hersteller machen den europäischen Autokonzernen auch in der EU zunehmend Konkurrenz. Zusätzlich belasten hohe Investitionen in die Transformation – und der Fakt, dass sich E-Autos bislang schlechter verkaufen als erwartet. Bei Volkswagen reagiert man mit neuen Modellen und einer Rosskur. Ganze Fertigungslinien werden überprüft, Verwaltungsapparate verschlankt, Entwicklungsprozesse neu geordnet. „Um eine erfolgreiche Zukunft dieses Unternehmens zu sichern, ist die Kostenarbeit entscheidend“, sagt Blume. Der finanzielle Druck ist hoch: Obwohl sich der Umsatz des Konzerns zum Halbjahr annähernd auf Vorjahresniveau bewegte, sank der Gewinn um gut 38 Prozent.
Für den Industriestandort hat der Umbau auch Symbolkraft. Jahrzehntelang galt Deutschland als Wiege der automobilen Wertschöpfung: Hier wurde entwickelt, produziert, exportiert – mit hoher Qualität und hohen Löhnen. 2024 hingen an der stark exportorientierten Autobranche 770.000 Jobs und ein Jahresumsatz von gut 540 Milliarden Euro. Branchenvertreter klagen vor allem über die hohen Energie- und Lohnkosten, die im weltweiten Vergleich hohen Steuern und die Bürokratie. Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, sagte kürzlich, dass es dem Produktionsstandort an internationaler Wettbewerbsfähigkeit mangele.
Hoffen auf die Kleinen
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Die neuen, günstigeren Elektro-Kleinwagen, auf die der Konzern vor allem in Europa große Hoffnungen setzt, werden daher aus Kostengründen auch nicht im Stammwerk gefertigt, sondern in Spanien. Darunter der ID. Polo, dessen Preise bei knapp 25.000 Euro beginnen sollen. Auch der noch günstigere ID.Every1 für 20.000 Euro, der für 2027 angekündigt ist, wird deshalb in Portugal gebaut. Diese Werke „können in den Fabrikkosten mit den Standorten in Osteuropa absolut mithalten – und sogar mit vielen chinesischen Werken“, sagt Blume.
Deutschland schreibt der Volkswagen-Chef nicht ab: Nach vorn geblickt habe man auch große Chancen. „Technologien entwickeln sich, und wir haben in Deutschland sehr motivierte, hoch qualifizierte Menschen und wir haben eine tolle Berufsausbildung“, sagt Blume. „Wir haben es selbst in der Hand, unser Land zu alter Stärke zurückzuführen. Das ist immer eine Gemeinschaftsaufgabe von Politik, Unternehmen und der Gesellschaft.“ Zugleich sei er überzeugt, dass Europa den eigenen Markt passend fördern müsse.
Chef unter Druck
Die vielen Baustellen im Volkswagen-Konzern sind für Blume auch eine persönliche Belastungsprobe. Mit Rückendeckung der Milliardärsfamilien Porsche und Piëch ist der Manager seit gut drei Jahren in doppelter Funktion unterwegs. Denn als der Aufsichtsrat ihn 2022 zum Volkswagen-Boss machte, behielt er seinen Chefposten bei Porsche. Seit dem Börsengang der Marke wenig später ist er CEO von zwei großen börsennotierten Unternehmen, aktuell eine einzigartige Konstellation in der deutschen Wirtschaftslandschaft.
Bereits damals, als Porsche immer neue Erfolge vermeldete und dem Volkswagen-Konzern einen großen Teil des Gewinns in die Kassen spülte, dürfte die Arbeitsbelastung riesig gewesen sein. Nun läuft es dort aber auch nicht mehr rund. „In China ist der Luxusmarkt komplett eingebrochen“, sagt Blume. Ein Viertel des vorherigen Porsche-Gesamtvolumens sei allein dadurch nicht mehr vorhanden. Außerdem belasten die US-Zölle und der schleppende Hochlauf der E-Mobilität auch Porsche.
Hinter der Marke liegt ein turbulentes Jahr: Die ambitionierten Elektro-Ziele wurden kassiert und die geplante Batteriefertigung gleich mit. Auch neue E-Modelle wurden verschoben. Richten soll es angesichts der „Marktrealitäten und Kundenbedürfnisse“ stattdessen ein Verbrenner-Comeback bis weit ins nächste Jahrzehnt. Die Maßnahmen kosten Porsche Milliarden. Deshalb soll weiter gespart werden. Ein zweites Paket wird gerade zwischen dem Unternehmen und Arbeitnehmervertretern ausgehandelt. Dabei dürfte nach dpa-Informationen neben zusätzlichen Stellenstreichungen auch die Jobsicherung zur Debatte stehen. Auch der Vorstand wurde zuletzt mehrfach umgebaut. Zu allem Überfluss flog Porsche nach drei Jahren aus dem deutschen Aktien-Leitindex Dax.
Doppelrolle in der Kritik
Investoren werfen Blume vor, ein „Teilzeitvorstandsvorsitzender“ zu sein. Angesichts der Krise mehren sich die kritischen Stimmen. Dem stellte sich Blume im Interview erneut entgegen: „Diese Doppelrolle wurde bewusst gewählt“, sagt der Top-Manager. Bei der Restrukturierung des Konzerns habe das enorme Vorteile: „In einem Unternehmen die Verantwortung zu tragen für die Technik, für die Prozesse, dort tief in das operative Geschäft involviert zu sein. Und zusätzlich übergeordnet im Volkswagen-Konzern richtige, strategische Entscheidungen zu treffen.“ Wie lange Blume an beiden Chefposten festhalten will, ließ er aber offen: „Ich habe immer gesagt: Meine Doppelrolle ist nicht für die Ewigkeit ausgelegt.“ Den Generationswechsel im Porsche-Vorstand habe man bereits ganz bewusst begonnen. Er sei langfristig vorbereitet gewesen. „Am Ende entscheiden die Aufsichtsräte (…) in der Frage der Doppelrolle.“
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(mfz)
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Totgeglaubter Internet Explorer wird zur Sicherheitslücke: Microsoft reagiert
Der Internet Explorer ist noch immer nicht tot. Jedenfalls nicht richtig. Angreifer nutzen seit August 2025 aktiv Zero-Day-Schwachstellen in der veralteten Chakra-JavaScript-Engine aus. Jetzt hat Microsoft reagiert und den IE-Kompatibilitätsmodus in Edge grundlegend umgebaut. Wie das Edge-Sicherheitsteam mitteilt, kombinierten die Angreifer Social Engineering mit einer Exploit-Kette, um vollständige Kontrolle über Zielsysteme zu erlangen.
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Der IE-Modus ermöglicht es Edge-Nutzern, Webseiten in der alten Internet-Explorer-Umgebung zu laden – gedacht für Legacy-Anwendungen, die auf veraltete Technologien wie ActiveX oder Flash angewiesen sind. Obwohl der Internet Explorer am 15. Juni 2022 offiziell sein Lebensende erreichte, bleibt der Kompatibilitätsmodus für Unternehmensanwendungen und Behördenportale verfügbar. Es ist nicht das erste Mal, dass Überreste des als Sicherheitsrisiko verrufenen Microsoft-Browsers zum Sicherheitsproblem werden.
In drei Schritten zur Systemübernahme
Die aktuelle Angriffskette begann mit gefälschten Webseiten, die legitime Dienste imitierten. Über ein Flyout-Element forderten die Angreifer ihre Opfer auf, die Seite im IE-Modus neu zu laden. Dort nutzten sie zunächst eine ungepatchte Schwachstelle in der Chakra-Engine für das Einschleusen und Ausführen von Schadcode (Remote Code Execution). Ein zweiter Exploit ermöglichte anschließend den Ausbruch aus dem Browser heraus, um das gesamte System zu kompromittieren (Privilege Escalation).
Microsoft hat dazu weder CVE-Nummern veröffentlicht noch einen expliziten Patch für die Chakra-Lücke bereitgestellt. Stattdessen entfernte das Unternehmen als Antwort auf die Angriffe kurzerhand alle einfachen Zugangswege zum IE-Modus: Die dedizierte Toolbar-Schaltfläche, der Kontextmenü-Eintrag und die Option im sogenannten Hamburger-Menü sind verschwunden. Ob das im September veröffentlichte Kumulative Update für IE die Sicherheitslücken selbst beseitigt, ist somit weiterhin unklar.
Umständlicher Weg als Sicherheitsmaßnahme
Wer den IE-Modus künftig nutzen möchte, muss ihn explizit in den Edge-Einstellungen unter edge://settings/defaultBrowser
aktivieren und jede einzelne URL manuell zu einer Allowlist hinzufügen. Erst nach einem Browser-Neustart können die gelisteten Seiten im IE-Modus geladen werden. Microsoft setzt darauf, dass dieser umständliche Prozess Nutzern mehr Zeit gibt, gefälschte URLs zu erkennen und die Entscheidung bewusster zu treffen.
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Für Unternehmenskunden mit zentral verwalteten IE-Modus-Richtlinien ändert sich nichts – sie können den Kompatibilitätsmodus weiterhin per Group Policy konfigurieren. Microsoft betont jedoch erneut, dass Organisationen ihre Migration von Legacy-Technologien beschleunigen sollten, um von den Sicherheitsarchitekturen moderner Browser zu profitieren. Wer Wert auf Sicherheit legt, lässt den IE abgeschaltet.
Die Entscheidung, als Reaktion auf akute Angriffe anstelle dezidierter Patches den Zugang zu beschränken, ist bemerkenswert. Offenbar hält selbst Microsoft Internet Explorer für nicht mehr wartbar und das Risiko weiterer Zero-Days für zu hoch. Dass ein offiziell seit fast drei Jahren totes Produkt noch immer als Angriffsvektor dient, illustriert das Dilemma der Abwärtskompatibilität: Was als Brücke für den Übergang gedacht war, wird zur dauerhaften Sollbruchstelle. Unternehmen, die 2025 noch auf ActiveX-Steuerelemente angewiesen sind, sollten diese Warnung als letzten Weckruf verstehen.
(ju)
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