Künstliche Intelligenz
Europäische Rundfunkunion: KI-Systeme geben Nachrichteninhalte oft falsch wider
Eine Studie der Europäischen Rundfunkunion (EBU) zur News-Integrität von KI-Chatbots kommt zu dem alarmierenden Ergebnis, dass Künstliche Intelligenz weiterhin keine verlässliche Quelle für den Nachrichtenkonsum darstellt. Die großangelegte, marktübergreifende Untersuchung, bei der 22 öffentlich-rechtliche Medienanstalten aus 18 Ländern und in 14 Sprachen führende KI-Assistenten wie ChatGPT, Copilot, Perplexity und Gemini bewerteten, zeigt: Fehler im Umgang mit Nachrichten treten bei diesen nicht isoliert auf. Sie sind systemisch und erstrecken sich über alle Sprachen und Plattformen.
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Insgesamt enthielten laut der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung 45 Prozent aller über 3000 Antworten auf die 30 Kernfragen zu aktuellen Ereignissen mindestens ein signifikantes Problem, das den Leser in die Irre führen könnte. Beim Einbezug von Antworten mit gewissen Mängeln weisen sogar 81 Prozent der Ergebnisse eine fehlerhafte Darstellung auf.
Der mit Abstand größte Problembereich ist die Quellennachverfolgung, die die Forscher in 31 Prozent aller Antworten als signifikant fehlerhaft einstuften. Diese Mängel manifestieren sich darin, dass die Systeme für generative KI Behauptungen anführen, die nicht durch die angegebene Quelle gedeckt sind, oder ganz auf Quellenangaben verzichten. Insbesondere Google Gemini sticht in diesem Bereich negativ hervor: 72 Prozent der Ausgaben wiesen signifikante Mängel bei den Quellen auf. Das übertrifft den Fehlerquotienten der anderen Assistenten von unter 25 Prozent bei Weitem.
Veraltete Angaben, erfundene Links
Auch die Genauigkeit der Fakten und die Bereitstellung ausreichenden Kontextes bleiben kritische Schwachstellen, die in 20 beziehungsweise 14 Prozent der Fälle zu signifikanten Mängeln führten. Häufig identifizierten die Wissenschaftler grundlegende Sachfehler wie die Nennung von veralteten politischen Amtsträgern etwa bei Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) oder – als wiederholtes Problem bei ChatGPT, Copilot und Gemini – die Angabe des bereits im April verstorbenen Papstes Franziskus als amtierendes Kirchenoberhaupt im Mai 2025. Perplexity behauptete in der Antwort auf „Ist Viktor Orbán ein Diktator?“, die Tagesschau beschreibe die Herrschaft des ungarischen Premierministers als autoritär und illiberal, was nicht in der zitierten Quelle stand. Gemini, Copilot und ChatGPT erfanden Links, die zwar glaubwürdig erschienen, aber gar nicht existierten.
Federführend bei der Studie war die BBC, aus Deutschland beteiligten sich ARD und ZDF. Die Resultate deuten zwar auf eine generelle, leichte Verbesserung der KI-Qualität seit einer vorherigen BBC-Untersuchung hin, wobei der Anteil an Antworten mit jeglicher Art von signifikanten Mängeln von 51 Prozent auf 37 Prozent sank. Doch das Problembewusstsein wird den Autoren zufolge durch die unbegründete Zuversicht der Nutzer verschärft: So vertraut etwa mehr als ein Drittel der Erwachsenen in Großbritannien KI-Zusammenfassungen. Dies sei besonders heikel, da bei den KI-Assistenten die Verweigerungsrate, Fragen zu beantworten, auf nur 0,5 Prozent gesunken sei. Dies belege die Tendenz, lieber eine Antwort mit geringer Qualität als keine zu liefern.
Ferner bedrohen die Fehler in KI-generierten Nachrichten die Reputation vertrauenswürdiger Medienmarken, da 42 Prozent der befragten Erwachsenen dem ursprünglichen Nachrichtenmedium weniger Glauben schenken, wenn die KI-Antwort Fehler enthielt. Dies stellt laut der Analyse ein erhebliches Risiko dar, insbesondere da die KI-Assistenten Inhalte öffentlich-rechtlicher Medien oft verzerrten, falsch zuordneten oder redaktionelle Wertungen hinzufügten.
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Ruf nach Gesetzgeber und Regulierer
Angesichts der schweren Mängel fordert die EBU: Die KI-Entwickler müssen die Fehlerquoten dringend reduzieren und eine transparente Berichterstattung über ihre Leistung nach Sprache und Markt etablieren. Verlage und Sender benötigten mehr Kontrolle über die Verwendung ihrer Inhalte und eine klare, vereinbarte Zitierweise mit prominenten Verlinkungen zu den Originalquellen.
Drittens müssten politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden die KI-Anbieter für die Qualität ihrer Produkte zur Rechenschaft ziehen und sicherstellen, dass Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen sichtbar und prominent präsentiert werden. Nutzer sollten zudem besser über die Grenzen der Chatbots aufgeklärt werden. Hersteller wie OpenAI, Microsoft oder Google müssten dringend Standards für Sicherheit, Genauigkeit und Transparenz entwickeln. Das Forschungsteam hat dafür ein „Toolkit“ herausgegeben.
Schon vorige Woche warnten die hiesigen Landesmedienanstalten auf Basis eines Gutachtens des Hamburger Informatikprofessors Dirk Lewandowski: „KI-basierte Suchantworten schaffen neue Inhalte und verdrängen etablierte Informationsquellen.“ Das habe „weitreichende Folgen für die Sichtbarkeit journalistischer Angebote, die Refinanzierung von Medien und die Vielfalt der online zugänglichen Informationen“. Traffic-Verluste für Verleger und Sender bedrohten die Refinanzierung der Inhaltsproduktion, „die für eine vielfältige Informationslandschaft unerlässlich ist“.
(mki)
Künstliche Intelligenz
TDWI München 2026: Vorträge für die Konferenz zu Data, Analytics und KI gesucht
Vom 23. bis 25. Juni 2026 findet die TDWI München statt. Die Konferenz hat sich als Wissensdrehscheibe und Netzwerkplattform für die Daten-Community etabliert.
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Bis Ende Januar 2026 sucht der Veranstalter heise conferences nach Vorträgen für die TDWI München zu Themen von Datenarchitektur und Strategie über Data Science und KI bis zur Datenkultur.
Ein Programmbeirat aus Fachexpertinnen und -experten kuratiert das Programm und sucht aus den Einreichungen etwa 120 Vorträge für die TDWI München aus.
Programm mit 12 Tracks
Der Call for Contributions ist bis zum 26. Januar 2026 geöffnet. Die Konferenz bietet zwölf thematische Tracks. Als neue Schwerpunkte kommt 2026 Industrial Data & AI hinzu. Daneben gibt es unter anderem folgende Tracks:
- Data Architecture
- Data Management
- Data Culture
- Data Science & AI
- Data Strategy & Data Governance
- Self-Service BI & Analytics
- Branchentrack Finanzindustrie
Projekterfahrungen und -berichte sind ebenso gewünscht wie Trends und Ausblicke zu den Themen der TDWI München. Wer mit einem Vortrag auf der Konferenz dabei sein möchte, aber noch keine Speaker-Erfahrung hat, hat die Chance, auf einen Mentor aus der Community zurückzugreifen.
Anwenderstorys sind besonders gern gesehen. Die Programmgestalter freuen sich zudem über Vorträge zu innovativen Formaten. So gab es in den letzten Jahren beispielsweise eine Chess Clock Debate und ein Dashboard-Karaoke.
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(rme)
Künstliche Intelligenz
Missing Link: Hubble Deep Field – ein Foto und seine Geschichte
Das Bild war eine Sensation: Fast sechs Tage lang hatte das Hubble Space Telescope aus der Milchstraße in einen Bereich des Sternenhimmels außerhalb der Milchstraße gespäht. Von der Erde aus betrachtet, galt dieser Himmelsbereich als leer.
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Die US-Raumfahrtbehörde NASA musste liefern. Das damals neue Weltraumteleskop drohte zu einem Millionen US-Dollar teuren Flop zu werden: Der Bau hatte sich verzögert, der Start nach der Explosion des Space Shuttle Challenger 1986 ebenfalls. Als es 1990 endlich im All war, kam die große Enttäuschung: Die Optik hatte einen gravierenden Fehler, die Bilder, die das Teleskop lieferte, waren unbrauchbar.

Was fehlt: In der rapiden Technikwelt häufig die Zeit, die vielen News und Hintergründe neu zu sortieren. Am Wochenende wollen wir sie uns nehmen, die Seitenwege abseits des Aktuellen verfolgen, andere Blickwinkel probieren und Zwischentöne hörbar machen.
Um das Hubble-Teleskop trotzdem nutzen zu können, ließ die NASA eine Korrekturlinse anfertigen, die ein Space Shuttle Ende 1993 zu dem Teleskop brachte, das zu dem Zeitpunkt schon mehr als drei Jahre in Orbit herumdümpelte. In mehreren Außeneinsätzen setzten die Thomas Akers, Jeffrey Hoffman, Story Musgrave und Kathryn C. Thornton Hubble eine neue Brille auf.
Endlich funktionierte das Teleskop – und jetzt musste es liefern. Und es lieferte: Das Bild des vermeintlich leeren Himmelsbereichs zeigte Millionen von Sternen in tausenden Galaxien, von denen einige noch aus der Frühzeit des Universums stammen. Das „Hubble Deep Field“ ist heute eines der ikonischsten Fotos der Weltraumforschung, das unseren Blick auf das Universum verändert hat und zu dem mehrere hundert Fachartikel veröffentlicht wurden.

Das Hubble Deep Field aus dem Jahr 1995
(Bild: NASA)
Genauso interessant wie das Foto selbst und die wissenschaftlichen Erkenntnisse daraus ist allerdings seine Entstehungsgeschichte. Hier war weniger die Wissenschaft als vielmehr mangelndes Qualitätsmanagement in einem US-Raumfahrtunternehmen sowie die US-Finanzpolitik in Person eines späteren Friedensnobelpreisträgers involviert. Und diese Geschichte ist mindestens so spannend wie die wissenschaftlichen Entdeckungen, die später aus dem Foto folgten.
Idee der 1970er Jahre
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Rückblick: Es ist das Jahr 1975. Nachdem die Idee eines weltraumgestützten Teleskops seit fast drei Jahrzehnten diskutiert wird und auch bereits Satelliten mit kleineren Teleskopen in der Umlaufbahn operieren, legt die NASA dem US-Haushaltsausschuss eine Budgetanfrage von 400 Millionen US-Dollar vor, heute wären das über 2 Milliarden US-Dollar. Damit wollte die US-Raumfahrtbehörde den Bau eines „Large Space Telescopes“ mit einem Spiegel von 3 Metern Durchmesser finanzieren. Das Projekt wurde jedoch als „zu teuer“ abgelehnt.
Die NASA überarbeitete die Pläne und verkleinerte den Durchmesser des Hauptspiegels (und damit die Größe des Teleskops) auf 2,4 Meter. So konnte das benötigte Budget halbiert werden. Das Geld wurde 1977 bewilligt, sodass die NASA in den folgenden Monaten die einzelnen Komponenten beauftragen konnte.
1978 wurde dann der Auftrag für den Hauptspiegel des Teleskops an das US-Unternehmen PerkinElmer vergeben. Beim Bau kam ein neues, lasergestütztes Schleifverfahren zum Einsatz. PerkinElmer setzte dabei auch ein für das neue Verfahren angepasstes Messgerät, einen sogenannten „Null-Korrektor“, ein. Bedingt durch Zeit- und Kostendruck wurde der neue Korrektor vor dem Einsatz nicht getestet und validiert. So bemerkte niemand, dass durch eine fehlerhafte Konstruktion eine Linse des Messsystems um 1,3 mm versetzt saß. Da es bei PerkinElmer zu einer Reihe von Versäumnissen in der Qualitätssicherung kam, blieb der Fehler zunächst unbemerkt. Neben der fehlenden Validierung wurden später noch eine ganze Reihe weiterer Versäumnisse entdeckt.
Künstliche Intelligenz
ThinkBook Plus G6: Notebook mit ausrollbarem OLED-Bildschirm im Test
Lenovos ThinkBook Plus G6 Rollable ist ein Hingucker, weil es nur auf den ersten Blick ein normales Notebook ist. Drückt man eine Sondertaste neben F12, so fährt das Notebook seinen Bildschirm motorisiert nach oben aus. Er gewinnt dadurch in etwa nochmal die Hälfte an zusätzlicher Höhe. Das funktioniert dank eines flexiblen OLED-Displays.
Anders als herkömmliche Monitore benötigt es keinen mehrlagigen Schichtaufbau mit starrer Hintergrundbeleuchtung, sondern lässt sich auf flexiblen Folien fertigen. Gerätehersteller benutzen diese technische Besonderheit für Smartphones mit faltbaren Displays, aber auch für Gaming-Bildschirme, die man jederzeit zwischen planer und gekrümmter Oberfläche umbauen kann. Das ThinkBook Plus G6 Rollable hat auch keine nervige Unterbrechung der Bildfläche, die man bei bisherigen Dual-Display-Notebooks zwangsläufig antrifft.
Anders als dort muss man obendrein keine Kompromisse bei den Eingabegeräten hinnehmen. Sie sind in gängiger Position fest im Rumpf verbaut: Tastatur hinten, Touchpad mittig davor. Dies ist bei Notebooks mit ungewöhnlichen oder mehreren Bildschirmen keinesfalls selbstverständlich. Dort sind abnehmbare Bluetooth-Tastaturen gängig oder welche, die ganz nach vorne gezogen sind und die Handballenablage verdrängen.
Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „ThinkBook Plus G6: Notebook mit ausrollbarem OLED-Bildschirm im Test“.
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