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Datentransfer in die USA: Klage gegen EU-Datenschutzrahmen geht vor den EuGH


Der Streit um den EU-US-Datenschutzrahmen geht in die nächste Runde. Der französische Abgeordnete Philippe Latombe hat bestätigt, dass er gegen das Urteil des Gerichts der Europäischen Union (EuG) vom September zum Bestand des Data Privacy Framework (DPF) Rechtsmittel beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) einlegen wird. Damit wird der freie transatlantische Datenfluss schon zum dritten Mal ein Fall für das höchste EU-Gericht.

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Latombe, der für die Regierungspartei Mouvement Démocrate in der französischen Nationalversammlung sitzt, öffnet mit dem Schritt die Tür für ein „Schrems III“-Urteil. So hatte der EuGH schon die Vorgängerabkommen Safe Harbor und Privacy Shield für ungültig erklärt. Das geschah auf Betreiben des österreichischen Bürgerrechtlers Max Schrems, der noch überlegt, ob er in der Sache ebenfalls noch einmal aktiv wird. Der EuGH urteilte in beiden Verfahren, dass die US-Überwachungspraktiken insbesondere mit Abschnitt 702 des Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) und der Anordnung 12333 die Datenschutzrechte der EU-Bürger verletzten.

Stein des Anstoßes ist aktuell der jüngste Angemessenheitsbeschluss für den Transfer personenbezogener Daten aus der EU in die USA der EU-Kommission. Diese erkennt damit die Rechtslage zum Schutz der Privatsphäre in den Vereinigten Staaten als vergleichbar hoch wie auf dem alten Kontinent an. Auch das EuG war in erster Instanz der Ansicht, dass die USA zum Zeitpunkt des Erlasses des Angemessenheitsbeschlusses ein im Wesentlichen gleichwertiges Schutzniveau für personenbezogene Daten gewährleisteten.

Latombe begründete seine Klage und die nun folgende Berufung hauptsächlich mit dem Argument, dass das DFP nicht mit der EU-Grundrechtecharta und der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vereinbar sei. Der Parlamentarier erläutert sein Vorgehen gegenüber Euractiv damit, dass der neu geschaffene Data Protection Review Court (DPRC) in den USA weder unparteiisch noch unabhängig von der Exekutive sei. Damit werde das Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf und ein unparteiisches Gericht nicht gewährleistet.

Zudem beklagt Latombe die massive und nicht zielgerichtete Datensammelei von US-Geheimdiensten wie der NSA. Die getroffenen Vorkehrungen im DPF seien nicht ausreichend, um diesen schweren Grundrechtseingriffen entgegenzuwirken. US-Präsident Donald Trump hat die von seinem Vorgänger Joe Biden eingeführten Schutzmaßnahmen noch aufgeweicht.

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Der Volksvertreter will mit seinem Ansatz auch die Kommission und die Mitgliedstaaten unter Druck setzen, einen dauerhaft rechtssicheren Rahmen zu schaffen. Von der neuen EuGH-Prüfung hängt etwa ab, ob in der EU ansässige Firmen rechtssicher personenbezogene Daten bei US-Cloudanbietern speichern und verarbeiten können. Es ist davon auszugehen, dass die Luxemburger Richter jenseits der Bewertung der EuG-Entscheidung auch die mit den aufgeworfenen Rechtsfragen verknüpften Tatsachen genau untersuchen und ein weiteres Grundsatzurteil fällen werden.


(vbr)



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Speicher für große BKWs und kleine PV-Anlagen: Marstek Venus E 3.0 im Test


Der Venus E 3.0 ist ein AC-gekoppelter Stromspeicher mit 5,12 kWh. Für wen sich diese Lösung eignet und wie effizient sie arbeitet, zeigen wir im Test.

Der Marstek Venus E Gen 3.0 ist wie der Hoymiles MS-A2 (Testbericht) ein AC-gekoppelter Stromspeicher, der mit 5,12 kWh eine üppige Kapazität und eine maximale Lade- sowie Entladeleistung von 2,5 kW bietet. Wem die Kapazität nicht ausreicht, kann bis zu drei Venus E 3.0 an einer Phase oder neun an drei Phasen betreiben. Damit steigt die Kapazität auf rund 15/46 kWh und die Leistung auf 7,5/22,5 kW. Somit ist die Lösung nicht nur für große Balkonkraftwerke mit einer Solarleistung von 2000 Watt, sondern auch als Speicherlösung für große PV-Anlagen geeignet. Da hiesige Stromzähler die einzelnen Phasen saldieren, ist es irrelevant, ob an der Phase, an die der Stromspeicher angeschlossen ist, ein starker Verbraucher die eingespeiste Energie auch abnimmt.

Unser Test zeigt, für wen sich dieser „Steckdosenspeicher“ lohnt und wo seine Stärken sowie Grenzen liegen.

Das AC-Prinzip: Funktion und die zwingende Voraussetzung

Ein AC-gekoppelter Speicher wie der Marstek Venus E 3.0 wird direkt an das Hausnetz angeschlossen. Er wird weder direkt mit den Solarmodulen noch mit den bereits bestehenden (Mikro-)Wechselrichtern verbunden. Das System agiert vollkommen unabhängig von der Art der PV-Stromerzeugung.

Seine „Intelligenz“ und damit seine Kernfunktion, der Eigenverbrauchsmodus (Automatikbetrieb), wird ausschließlich durch einen externen Smart-Meter wie den Shelly Pro 3EM ermöglicht. Dieser misst den saldierten Netzfluss am Zählpunkt auf allen drei Phasen. Nur basierend auf diesen Live-Daten kann der Speicher sekundenschnell entscheiden und regeln:

  1. Überschuss erkannt (Einspeisung): Der Venus lädt mit bis zu 2,5 kW, um den Überschuss abzufangen.
  2. Bedarf erkannt (Netzbezug): Der Venus entlädt mit bis zu 2,5 kW, um den Netzbezug zu reduzieren.

Das ständige Ziel dieser Regelung ist es, den saldierten Netzfluss konstant bei 0 Watt zu halten. Der Grund dafür ist die Maximierung der Wirtschaftlichkeit durch die zeitliche Verschiebung von Energie. Ein 0-Watt-Wert am Zähler ist der ideale „Sweetspot“, an dem der Haushalt weder teuren Strom einkauft noch wertvollen Solarstrom ungenutzt ins Netz „verschenk“:

  1. Fall 1: Vermeidung von Einspeisung (Das „Speichern“ am Tag): Ermittelt der Smart-Meter eine Einspeisung wie +1000 Watt, bedeutet dies, dass 1000 Watt Solarstrom ungenutzt (und meist unvergütet) ins Netz eingespeist würden. Um diesen Überschuss zu »retten«, lädt der Venus sofort mit 1000 Watt. Die Einspeisung am Zähler sinkt dann auf 0 Watt.
  2. Fall 2: Vermeidung von Netzbezug (Das „Sparen“ am Abend): Misst der Smart-Meter später einen Netzbezug von etwa 500 Watt, müsste der Haushalt 500 Watt teuren Strom vom Anbieter kaufen. Genau jetzt entlädt der Venus die zuvor „gerettete“ Energie aus (Fall 1) und deckt diesen Bedarf aus dem Akku. Der Netzbezug am Zähler sinkt auf 0 Watt.

Die eigentliche Ersparnis entsteht also exakt in (Fall 2): Anstatt teuren Netzstrom für beispielsweise 35 Cent/kWh einkaufen zu müssen, wird der zuvor kostenlos gespeicherte Solarstrom verbraucht.

Das 0-Watt-Ziel ist also der Indikator dafür, dass dieser Kreislauf perfekt funktioniert: Der Eigenverbrauch wird maximiert, indem der Zukauf von teurem Netzstrom durch den „geretteten” Überschuss ersetzt wird. Dies steigert den Eigenverbrauchsanteil signifikant und sorgt für die schnellstmögliche Amortisation des Speichers.

Im Test reagiert der Venus E 3.0 auf die vom Shelly Pro 3EM bereitgestellten Daten innerhalb von 2–3 Sekunden und stimmt die Einspeiseleistung präzise auf den aktuellen Verbrauch ab. In der Regel zeigt der Shelly Pro 3EM 0 Watt Gesamtverbrauch an, bei schnellen Wechseln können es auch mal kurzfristig +10 oder -10 Watt sein.

Ohne einen gekoppelten Smart-Meter steht dieser Automatikbetrieb schlicht nicht zur Verfügung. Dem Nutzer bleibt dann ausschließlich der manuelle Modus. Dieser ist im Alltag praktisch nutzlos, da man hier nur feste Zeiten einstellen kann, die reale PV-Erzeugung und den Hausverbrauch aber komplett ignoriert werden. Für einen sinnvollen Betrieb ist der Smart-Meter daher zwingend erforderlich, da er die einzige Informationsquelle für Echtzeit-Regelung ist. Das gilt allerdings für alle Stromspeicher. Mehr Informationen zu diesem Thema bietet der Beitrag Balkonkraftwerk mit Nulleinspeisung: Shelly Pro 3EM & andere Smart Meter.

Marstek Venus E 3.0 im Test: Voraussetzung für einen vernünftigen Einsatz ist die Verwendung eines Smart Meters wie der Shelly Pro 3EM. Erst damit wird eine dynamische Einspeisung ermöglicht, die der Venus E 3.0 im Test schnell und präzise umsetzt.

Design, Verarbeitung und Anschlüsse: Schweres Schmuckstück

Schon beim ersten Kontakt wird der Premium-Anspruch deutlich. Marstek setzt auf ein massives Aluminium-Druckgussgehäuse, das dem Speicher eine hohe Wertigkeit verleiht und dessen Volumen im Vergleich zum Vorgänger um 38,5 Prozent reduziert wurde. Haptik und Optik überzeugen auf ganzer Linie.

Die gesamte Rückseite ist als großflächiger Kühlkörper mit vertikalen Rippen gestaltet. Diese Konstruktion ermöglicht einen komplett passiven, lüfterlosen Betrieb. Das Ergebnis: Der Betrieb ist absolut geräuschlos. Selbst unter Volllast mit 2500 Watt hört man nichts von dem Speicher, die Rückseite erwärmt sich dabei auf messbare 40 °C, was die effektive Wärmeabgabe bestätigt.

Die Verarbeitung ist präzise, ohne unschöne Spaltmaße. Die Front ziert ein vertikaler LED-Statusbalken, der Ladung und Entladung anzeigt.

Mit einem Gewicht von 60 kg ist der Marstek Venus E 3.0 für den stationären Betrieb ausgelegt.

Kritikpunkt: Gewicht und Handling

Die massive Bauweise hat ihren Preis: Mit rund 60 kg ist der Venus E 3.0 ein echtes Schwergewicht. Marstek verzichtet im Gegensatz zum Vorgänger auf Rollen und seitliche Tragegriffe. Der Transport zum Aufstellort erfordert mindestens zwei Personen oder eine Sackkarre. Das Gerät ist klar stationär ausgelegt. Eine Wandhalterung liegt bei, deren Tragfähigkeit an der Montagewand unbedingt geprüft werden muss.

Als reiner AC-Speicher besitzt er keine PV-Eingänge (MPPTs).

  • AC-Anschluss: Verbindung zum Hausnetz (Betteri auf Schuko). Das mitgelieferte Kabel ist mit 190 cm recht kurz.
  • Notstrom-Ausgang: Eine separate Schuko-Steckdose, die bei Netzausfall bis zu 2,5 kW Leistung bereitstellt.
  • Konnektivität: WLAN, LAN (Ethernet) und RS485-Ports.
  • Schutzklasse: IP65, somit auch für die geschützte Außenaufstellung geeignet, wobei ein Betrieb bei bis zu –20 °C möglich ist
Marstek Venus E 3.0: Dank Ethernet- und Modbus-Anschluss bietet der Speicher eine stabile und sichere Netzwerkanbindung. Die integrierte Notstromsteckdose versorgt bei einem Stromausfall Verbraucher mit bis zu 2500 Watt.

Installation & Inbetriebnahme

Marstek wirbt mit „Plug & Play“. Hat man das physische Hindernis des Gewichts überwunden, ist die elektrische Installation einfach: Man steckt den Speicher in eine Steckdose.

Entscheidend ist die Montage des dreiphasigen Smart-Meters im Verteiler wie Shelly Pro 3EM durch eine Elektrofachkraft. Erst danach kann der Venus sinnvoll regeln. Ist dieser Schritt erledigt, ist der Rest einfach:

  1. App-Einrichtung: Nach Erstellung eines Benutzerkontos wird der Speicher mit dem heimischen 2,4-GHz-WLAN-Netzwerk verbunden. Alternativ kann der LAN-Anschluss für maximale Stabilität genutzt werden. Beide Anbindungsarten liefen im Test stabil und reaktionsschnell.
  2. Kopplung: Der Venus wird in der App mit dem Smart-Meter verbunden über die IP-Adresse des Shellys. Die Kopplung mit dem Shelly Pro 3EM funktioniert im Test reibungslos. Hierfür muss man in der Shelly-App im Abschnitt RPC über UDP lediglich den Abhörport auf 1010 einstellen.
  3. Funktionstest: In der App muss geprüft werden, ob Bezug und Einspeisung korrekt (mit den richtigen Vorzeichen) angezeigt werden. Schaltet man eine definierte Last wie einen Wasserkocher ein, sollte der Venus innerhalb von 2–3 Sekunden gegensteuern (entladen) und den Zähler wieder nahe 0 Watt bringen.

Leistung & Effizienz: Messwerte aus dem Labor

Das Herzstück des Venus E 3.0 besteht aus langlebigen Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LiFePO₄), die vom Mutterkonzern Hamedata stammen. Marstek verspricht über 6000 Ladezyklen und gewährt eine zehnjährige Garantie.

  • Nutzbare Kapazität: Bei einer Nennkapazität von 5,12 kWh haben wir bei einer Leistungsabgabe von 500 Watt den Speicher von 100 auf 11 Prozent entladen und dabei eine nutzbare Kapazität von 4,83 kWh ermittelt. Dies entspricht ausgezeichneten 94 Prozent der Nennkapazität. Diese Energiemenge deckt typischerweise mehrere Abendstunden der Grundlast (Licht, IT, Kühlgeräte) ab oder reicht für eine größere Haushaltsaktion (Kochen plus Spülmaschine).
  • Lade-/Entladeleistung: Die hohe Leistung von bis zu 2500 Watt ist der „Sweetspot“. Damit kann der Venus Peaks aus größeren Balkonkraftwerken vollständig aufnehmen und abends auch hohe Kurzlasten wie einen Wasserkocher direkt aus dem Akku bedienen, ohne dass das Netz einspringen muss.
  • Wirkungsgrad (Roundtrip): Die notwendige doppelte Wandlung (AC↔DC↔AC) kostet systembedingt Effizienz. Der von uns gemessene Roundtrip-Wirkungsgrad lag bei genau 80 Prozent. Gemessen wurde dies mit einem geeichten Stromverbrauchsmesser (EASTRON SDM120 Modbus): Für 60 kWh entnommene Energie mussten 75 kWh eingelagert werden.
  • Standby-Verbrauch: Der Eigenverbrauch im Standby, wenn das Gerät auf Laständerungen wartet, wurde mit geringen 8 Watt gemessen.
Merkmal Herstellerangabe Praxiswerte / Eigene Messung
Nennkapazität 5120 Wh
Nutzbare Kapazität ca. 4608 Wh (bei 90% DoD) 4480 – 4810 Wh
Lade-/Entladeleistung (max.) 2500 W Ca. 2490 W
Wirkungsgrad (Round-Trip) > 93.5% (Batterie-AC) 80 % (Gesamtsystem, 60kWh Entnahme vs. 75kWh Ladung)
Standby-Verbrauch k.A. Ca. 8,4 W
Abmessungen (H x T x B) 624 x 153 x 480 mm
Gewicht 58 kg
Zellchemie Lithium-Eisenphosphat (LiFePO₄)
Batteriezellen Hamedata
Zyklenfestigkeit 6000 Zyklen (bei 80% Restkapazität)
Garantie 10 Jahre

Betriebsmodi, App und Smart-Home-Integration

  • Manuell: Ermöglicht die Einstellung fester Zeit- oder Leistungsfenster, ignoriert aber die realen PV-Erträge oder Hauslasten. Gut für Tests, im Alltag wenig sinnvoll.
  • Eigenverbrauch (Standardmodus): Der Speicher folgt intelligent den Daten des Smart-Meters, lagert Überschüsse ein und deckt Defizite, um den Netzfluss nahe 0 Watt zu halten. Dies ist die sinnvollste Variante.
  • KI-Optimierung: Ergänzt den Eigenverbrauch um variable Stromtarife. Bei günstigen Nachtpreisen wird gezielt Netzstrom geladen, um teure Morgen- oder Abendstunden aus dem Akku zu versorgen.
Dank cloudbasierter Community-Integrationen lässt sich der Marstek Venus E 3.0 auch in Home Assistant einbinden. Wünschenswert wäre aber eine Integration, die eine lokale Ansteuerung erlaubt und nicht von der Cloud abhängig ist.

Kritikpunkt: App und Smart-Home-Integration

Die Marstek-App präsentiert sich im Test stabil, ist aber in ihrem Funktionsumfang sehr eingeschränkt. Es fehlen essenzielle Einstellmöglichkeiten, die sich Power-User wünschen, etwa manuelle SoC-Limits (Min/Max-Ladestand) oder die Anzeige von Akku-Temperaturen.

Entgegen manchen Annahmen gibt es derzeit keine offene API des Herstellers für eine sinnvolle externe Feinsteuerung. Es existieren jedoch cloudbasierte Community-Add-Ons für Smart-Home-Systeme wie „Hame“ und „hm2mqtt“ (für Home Assistant). Über diese lässt sich der Speicher überwachen und auch die Lademodi umschalten. Eine tiefergehende Steuerung, die über die Grundfunktionen hinausgeht, ist damit aktuell aber noch nicht möglich. Erweiterungen sind jedoch angekündigt. Wünschenswert wäre allerdings die Veröffentlichung einer offenen API, mit der man den Speicher lokal ansteuern kann. So erfreulich Community-Integrationen sind, eine Garantie auf eine dauerhafte Nutzung gibt es dabei jedoch nicht. Während des Tests hat die Marstek-Cloud in Verbindung mit der Home-Assistant-Integration für den Venus E plötzlich keine Daten mehr geliefert.

Für wen lohnt sich der Speicher? (Praxis-Szenarien)

Der Venus E 3.0 entfaltet sein volles Potenzial hauptsächlich in zwei Szenarien, insbesondere bei größeren PV-Set-ups.

  1. Für Besitzer größerer Balkonkraftwerke: Wer bereits eine leistungsstarke Anlage betreibt, beispielsweise mit vier Solarmodulen an einem 1600 Watt – bis 2000 Watt-Mikrowechselrichter (z. B. Hoymiles HMS-2000-4T), findet im Venus E den idealen Partner. Die hohe Ladeleistung von 2,5 kW stellt sicher, dass auch an sonnigen Tagen der reale AC-Überschuss (z. B. 1,6–2,0 kW) vollständig aufgenommen werden kann. Für kleinere Anlagen mit nur zwei Modulen (Standard 800 Watt) ist der Speicher überdimensioniert.
  2. Für ambitionierte Ausbauer & Bestandsanlagen (3–6 kWp): Der Venus ist eine exzellente Basis, um ein Balkonkraftwerk schrittweise zu einer vollwertigen PV-Anlage auszubauen oder eine kleinere Bestandsanlage nachzurüsten.
  • Szenario 4,5 kW String (einphasig, z. B. Sunny Boy 4000TL): Bei voller Sonne (bis 4,5 kW) „schluckt“ der Venus seine maximalen 2,5 kW. Der Rest (2,0 kW) geht bei fehlender Last ins Netz. Dennoch kann er durch Saldierung den Netzbezug auf den anderen Phasen neutralisieren.
  • Szenario 6 kW (z. B. vier Hoymiles HM-1500 Mikro-Wechselrichter): Auch hier ist die Wirkung dank Saldierung hausweit sichtbar. Wenn jedoch alle Phasen stark einspeisen und Last fehlt, bleibt Rest-Einspeisung, da der Venus nicht mehr als 2,5 kW aufnehmen und keine Wechselrichter drosseln kann.

Rechtliche Aspekte und weitere Kritikpunkte

  • Die gesetzlich festgelegte Einspeiseleistung von Balkonkraftwerken (vereinfachte Anmeldung) liegt bei 800 Watt.
  • Die Entladeleistung des Venus von bis zu 2,5 kW plus eventueller gleichzeitiger PV-Erzeugung kann darüber liegen. Auch wenn man den Venus 4 gesetzeskonform auf 800 Watt Einspeiseleistung begrenzt, kann das passieren, da er angeschlossene Wechselrichter nicht drosseln kann. Damit verlässt man den engen rechtlichen Rahmen für Balkonkraftwerke.
  • Anlagen über 800 Watt müssen beim Netzbetreiber angemeldet werden. Sinnvoll und sicher ist der Betrieb mit 2,5 kW nur, wenn der Speicher an einer eigenen, exklusiven und extra abgesicherten Stromleitung betrieben wird.
  • Zudem ist die einphasige Schieflastgrenze (z. B. 4,6 kVA/Phase) gemäß TAB des Netzbetreibers zu beachten.
Per Mitteilung in der App warnt der Hersteller vor nicht-autorisierten Händler. Der Kauf über diese kann zu Problemen mit der Garantie führen.

  • Garantie-Warnung: Marstek gewährt 10 Jahre Garantie, allerdings nur beim Kauf über autorisierte Vertriebspartner. Auf dem Markt sind immer wieder nicht autorisierte Händler aktiv, bei denen der Garantieanspruch verfallen kann.
  • Mehrgeräte-Betrieb: Derzeit nicht empfohlen. Es fehlt eine koordinierte Master-Slave-Steuerung, weshalb eine saubere Kommunikation zwischen mehreren Geräten noch nicht implementiert ist. In der Praxis drohen Ineffizienzen (z. B. dass sich die Speicher gegenseitig laden/entladen). Laut Hersteller ist eine entsprechende Funktion in Arbeit.
  • Kurzes Anschlusskabel: Das mitgelieferte AC-Kabel ist nur ca. 190 cm lang.

Alternativen & Einordnung: AC- vs. DC-Kopplung

  • AC-gekoppelt (Venus E 3.0, Zendure 2400 AC, Hoymiles MS-A2 etc.):
  • Der Speicher hängt auf der Wechselstromseite (AC) im Hausnetz.
  • Er reagiert auf den saldierten Zähler und kann Netzbezug auf anderen Phasen ausgleichen (bis 2,5 kW).
  • Bestehende PV-Anlagen bleiben unangetastet.
  • Ideal für: Nachrüstung bestehender PV-Anlagen (egal ob BKW oder String) und wenn der Netzbezug am saldierten Zähler maximiert gedrückt werden soll.
  • DC-gekoppelt (Anker Solix, Ecoflow Powerstream, Zendure Solarflow 800 (Pro), Growatt NOAH, Marstek Jupiter C Plus):
  • Der Speicher sitzt auf der Gleichstromseite (DC), typischerweise zwischen Solarmodulen und Micro-Wechselrichter.
  • Er puffert PV-Spitzen, bevor sie ins AC-Netz gelangen.
  • Die AC-Abgabeleistung ist systembedingt meist auf das gesetzliche Limit bei Balkonkraftwerken von 800 Watt begrenzt.
  • Ideal für: Kompakte All-in-One-Balkonkraftwerke, wenn die 800-Watt-Abgabe genügt.

Preis & Amortisation

Der Marstek Venus E 3.0 mit 5,12 kWh ist ab 1219 Euro erhältlich. Damit beträgt der Preis für die kWh nur 238 Euro. Erneut unterbietet Marstek mit dem Venus-Speicher viele Konkurrenten, bei denen man für die kWh nicht selten mehr als 300 Euro bezahlen muss. Zusätzliche Kosten in Höhe von etwa 80 Euro muss man für einen Smart Meter wie den Shelly Pro 3EM einkalkulieren.

Ein Haushalt kann mit einem Stromspeicher seinen Eigenverbrauchsanteil von typischerweise 30 Prozent auf über 70 Prozent steigern. Eine Beispielrechnung verdeutlicht das Potenzial:

  • Annahmen: 250 volle Ladezyklen pro Jahr, 4,83 kWh nutzbare Kapazität pro Zyklus, Strompreis von 35 Cent/kWh.
  • Verschobene Energiemenge: 250 Zyklen × 4,83 kWh/Zyklus = 1.207 kWh pro Jahr.
  • Jährliche Ersparnis (Beispiel): 1.207 kWh × 0,35 €/kWh ≈ 423 €.
  • Amortisationszeit: Bei Anschaffungskosten von etwa 1300 € (Speicher + Smart Meter) liegt die Amortisation bei etwa 3–4 Jahren, je nach individuellem Tarif und Nutzung.

Diese potenziell schnelle Amortisation, weit vor dem Ende der zehnjährigen Garantie, macht den Speicher wirtschaftlich hochattraktiv. In der Praxis kann die Amortisation sogar noch schneller erfolgen: Bei ausreichend hoher PV-Produktion glättet der Speicher an wechselhaften Tagen Wolkenphasen und absolviert so oft mehrere Teilzyklen pro Tag. Dies erhöht den Nutzen, ohne die Lebensdauer stark zu beeinträchtigen, und beschleunigt die Amortisation weiter.

Fazit

Der Marstek Venus E Gen 3.0 ist ein leistungsstarker und ästhetisch ansprechender AC-Speicher, der durch hohe Performance und ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt. Er hat im Test jederzeit zuverlässig funktioniert und überzeugt in Kombination mit dem Shelly Pro 3EM mit einer schnellen und präzisen Regelung der Einspeiseleistung.

Eine Kaufempfehlung gibt es für Anwender, die ein leistungsstarkes Balkonkraftwerk nachrüsten oder den Ertrag einer kleinen PV-Anlage optimieren möchten. Ebenso ist er ideal für Nutzer, die Wert auf eine integrierte Notstromfunktion und einen geräuschlosen Betrieb legen.

Von einem Kauf ist hingegen Betreibern von kleinen 800-Watt-Balkonkraftwerken abzuraten, da der Speicher hierfür überdimensioniert ist. Ebenso sollten alle diejenigen absehen, die mehrere Speicher parallel betreiben wollen, da hierfür die Software noch Probleme bereitet.

Im Gesamturteil erhält man eine der besten Lösungen am Markt, um die Unabhängigkeit vom Stromnetz deutlich zu steigern, sofern man die Voraussetzungen erfüllt und die Hürde des Gewichts sowie die Notwendigkeit eines Smart-Meters akzeptiert.



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Rebrand: AMD legt Ryzen 6000 zum zweiten Mal neu auf


AMD verpasst alten Mobilprozessoren erneut neue Namen. Neun vermeintlich neue Modelle aus der Ryzen-100-Serie verwenden mehrere Jahre alte Technik.

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Seit über einem Jahr fuhr AMD bei den Modellbezeichnungen für Notebookprozessoren zweigleisig: Die Spitzenprozessoren mit den Codenamen Strix Point und Krackan Point mit aktuellen Zen-5-Kernen, RDNA-3.5-Grafik und Neural Processing Unit (NPU) für KI-Anwendungen verwenden ein Namensschema mit drei Ziffern. Dazu zählt etwa der im Sommer 2024 vorgestellte Ryzen AI 9 HX 375. Ältere Chips liefen noch unter dem vorherigen Schema mit vier Ziffern, wie der Ryzen 7 7735HS. Das vereinheitlicht der CPU-Hersteller nun.

Ryzen-7035-Mobilprozessoren (Rembrandt) mit Zen-3+-Kernen und RDNA2-GPU werden jetzt zur Serie Ryzen 100. Das ist bereits die zweite Neuauflage: Ursprünglich erschienen die CPUs als Ryzen 6000U/H im Jahr 2022. Im Unterschied zu den 7000er-Bezeichnungen, wo die erste Ziffer das Vorstellungsjahr (7 für 2023) angibt und die letzten beiden Ziffern die Architektur (35 für Zen 3+) kennzeichnen, verbirgt sich hinter den aufsteigenden Modellnummern wie Ryzen 7 170 keine besondere Logik. Lediglich die Zahl der Kerne lässt sich von der einzeln stehenden Ziffer ableiten. Ryzen 7 entspricht acht, Ryzen 5 sechs und Ryzen 3 vier Kernen.

Ryzen-Mobilprozessoren
Neuer Name Bisheriger Name Kerne Takt / Turbo GPU TDP
Ryzen 7 170 Ryzen 7 7735HS 8 × Zen 3+ 3,2 / 4,75 GHz RDNA2, 12 CU 35-54 W
Ryzen 7 160 Ryzen 7 7735U 8 × Zen 3+ 2,7 / 4,75 GHz RDNA2, 12 CU 15-30 W
Ryzen 5 150 Ryzen 5 7535HS 6 × Zen 3+ 3,3 / 4,55 GHz RDNA2, 6 CU 35-54 W
Ryzen 5 130 Ryzen 5 7535U 6 × Zen 3+ 2,9 / 4,55 GHz RDNA2, 6 CU 15-30 W
Ryzen 3 110 Ryzen 3 7335U 4 × Zen 3+ 3,0 / 4,3 GHz RDNA2, 4 CU 15-30 W
Ryzen 5 40 Ryzen 5 7520U 4 × Zen 2 2,8 / 4,3 GHz RDNA2, 2 CU 15 W
Ryzen 3 30 Ryzen 3 7320U 4 × Zen 2 2,4 / 4,1 GHz RDNA2, 2 CU 15 W
Athlon Gold 20 Athlon Gold 7220U 2 × Zen 2 2,4 / 3,7 GHz RDNA2, 2 CU 15 W
Athlon Silver 10 Athlon Silver 7120U 2 × Zen 2 2,4 / 3,5 GHz RDNA2, 2 CU 15 W
CU: Compute Units, TDP: Thermal Design Power

Unterhalb davon tritt die 10er-Serie Mendocino an, die AMD bis dato als Ryzen 7020 und Athlon 7020 bezeichnete. Sie verwenden ein Halbleiter-Die mit betagter Zen-2-Architektur von 2019 und RDNA2-Grafik. Dabei kommt ein bunter Mix aus Produktnamen wie Ryzen 5 40, Ryzen 3 30, Athlon Gold 20 und Athlon Silver 10 zum Einsatz.

Die früheren Ryzen 8040 (Hawk Point) mit Zen-4-Kernen, RDNA-3-GPU und NPU laufen bereits seit Anfang 2025 im neuen Schema als Ryzen 200. Damit hat AMD den Namenswechsel fast abgeschlossen. Lediglich die von den Desktopprozessoren abgeleiteten High-End-Mobilchips Fire Range wie der Ryzen 9 9955HX3D mit 16 Zen-5-Kernen und aufgestapeltem 3D-V-Cache nutzen noch das vierstellige System.

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(chh)



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Internetpionier: Bending Spoons aus Italien übernimmt jetzt auch AOL


Das italienische Unternehmen Bending Spoons kauft AOL von Yahoo und übernimmt damit seine wohl bislang bekannteste Internetmarke. Der Kauf umfasse die Website aol.com und den gleichnamigen E-Mail-Provider, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns. Wenn die zuständigen Wettbewerbsbehörden zustimmen, soll der Deal bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Zum Kaufpreis machten beide Seiten keine Angaben, Bending Spoons erklärt aber, erfolgreich ein Paket zur Finanzierung von 2,8 Milliarden US-Dollar an Schulden abgeschlossen zu haben. AOL sei ein „legendäres, beliebtes Unternehmen, das sich in guter Verfassung befindet“, versichert der künftige Eigentümer noch.

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AOL hat eine bewegte Geschichte hinter sich, zuletzt war es um den Internetpionier aber ruhiger geworden. 2021 war das Unternehmen unter anderem mit Yahoo für mehr als vier Milliarden US-Dollar an den US-Investor Apollo Global Management verkauft worden. Dort meint man nun, AOL mit verschiedenen Maßnahmen deutlich gestärkt zu haben, für die nächste Phase in der Firmengeschichte sei AOL jetzt gut positioniert. Nach acht Jahren trennen sich damit jetzt wieder die Wege von Yahoo und AOL. Letzterer sei noch immer einer der zehn größten E-Mail-Provider der Welt, die Website komme auf acht Millionen User pro Tag und 30 Millionen im Monat, schätzt man bei Bending Spoons.

Das italienische Unternehmen setzt mit dem Schritt seine Einkaufstour fort, erst vor einem Monat wurde die Übernahme der Videoplattform Vimeo angekündigt. Vorher wurden bereits die Wander-App Komoot, der Filesharing-Dienstleister WeTransfer und die Streaming-Software Streamyard übernommen. Schon seit 2023 gehört die Notizen-Anwendung Evernote zu den Italienern. Man habe noch nie ein übernommenes Unternehmen wieder verkauft und freue sich darauf, der großen und loyalen Nutzerschaft von AOL für viele Jahre zu dienen, erklärt CEO Luca Ferrari. Bei Komoot hat das Unternehmen erst vor wenigen Wochen deutlich gemacht, dass übernommene Dienste weiterentwickelt werden sollen.


(mho)



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