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Künstliche Intelligenz

DJI Romo P im Test: Was kann der erste Saugroboter des Drohnen-Experten?


Mit dem Romo wagt sich DJI erstmals auf den Boden: Statt Drohnen hebt jetzt ein Saugroboter ab – technisch präzise und stark bei der Navigation.

Der Saugroboter von DJI kam nicht ganz aus heiterem Himmel. Bereits seit dem Sommer pfiffen es die Spatzen von den Dächern, und in China war er längst erhältlich. Nun ist der DJI Romo P offiziell auch in Europa gestartet – und sorgt prompt für Aufsehen. Denn der Marktführer bei Kameradrohnen überträgt seine Erfahrung in Sensorik, Hinderniserkennung und präziser Steuerung auf den Boden. Statt Ästen und Menschen erkennt der Romo Möbelbeine, Teppichkanten und Kabel, die er elegant umfährt. Damit betritt DJI ein neues Terrain, bleibt aber seinem Anspruch treu, Technik mit Intelligenz zu verbinden.

Der aktuell rund 1649 Euro (bei Ebay mit Code: SANTA) teure Roboter kommt bereits gut ausgestattet daher: Mit einer praktischen Absaugstation, integrierten Reinigungsmitteln, umfangreicher App und ordentlichen 25.000 Pascal Saugkraft startet er sofort im Premiumsegment. Ob der Romo P den etablierten Konkurrenten von Roborock, Ecovacs oder Dreame gefährlich werden kann, zeigt der Test.

Design: Wie gut ist die Verarbeitung des DJI Romo P?

Bereits bei der Optik hebt sich der Romo P von den Mitbewerbern ab. Während noch der Romo S und Romo A an den Roborock Qrevo Curv erinnern, hat sich DJI bei der P-Variante für ein transparentes Design entschieden. Das gilt sowohl für die Basis als auch für den Saug-Wisch-Roboter. Dadurch erhält man einen gänzlich neuen Einblick in die notwendige Technik, die die kleine Haushaltshilfe zum echten Wundergerät macht. In der Basis sieht man dadurch die zahlreichen Zuleitungen, Absaugrohre, Filter, den Staubbeutel, das Reinigungsmittel und vieles mehr. Das Aussehen versprüht sofort einen Hightech-Look, den man jedoch auch mögen muss. Da wir das Gerät nur wenige Wochen testen konnten, können wir nicht sagen, ob das Gehäuse und auch das Innenleben anfällig für Schmutz und Staub sind.

Gleiches gilt natürlich auch für den Romo P selbst, der eine durchsichtige Abdeckung hat, sodass man den Staubfilter und Staubbehälter sowie die Antriebe für die beiden Wischmopps sehen kann.

In der getesteten Version des Romo P ist die Station mit zwei Wassertanks für Frisch- und Schmutzwasser ausgestattet. Später sollen noch Modelle mit Festwasseranschluss folgen. Die beiden Wassertanks sind gut von oben erreichbar und herausnehmbar. Der Verschluss rastet solide ein und hält die Tanks gut verschlossen.

Auf der Vorderseite ist zudem ein Button zu finden, der die Station einschaltet und im Alltagsbetrieb auch die Reinigungsmodi starten kann. Unterhalb davon ist eine Klappe, hinter der sich Reinigungsmittel sowie der Staubbeutel befinden. Durch das transparente Design kann man auch gut den Füllstand des Beutels einschätzen, ohne die Klappe öffnen zu müssen. Insgesamt merkt man bereits der Basis an, dass DJI langjährige Erfahrung bei der Produktion von hochwertigen Produkten gesammelt hat. Die Verarbeitung ist in allen Bereichen großartig und nichts wirkt trotz des verwendeten Kunststoffs billig und sehr robust.

Beim Roboter setzt sich dieses Bild fort. Unter der transparenten Oberseite erhält man einen guten Einblick auf den integrierten Staubbehälter und kann auch von außen erkennen, wenn man den Filter reinigen oder austauschen sollte. Zudem befinden sich oben auf dem Gerät zwei Buttons: Einer dient als Ein-/Ausschalter sowie als Starttaste für die Reinigung, während der andere den Sauger zurück zur Station schickt.

Optisch fällt auf, dass DJI auf einen kleinen Lidar-Turm verzichtet, der bei anderen Modellen zur Orientierung und Hinderniserkennung dient. Obwohl dieser fehlt, gehört der Romo P mit 9,8 Zentimeter Höhe mittlerweile schon fast zu höheren Geräten, da Dreame, Roborock und Co. bereits bei unter acht Zentimetern angekommen sind.

Der DJI-Neuling verzichtet allerdings nicht auf die lasergestützte Lidar-Technologie, sondern hat sie in der Front mit einem Dual-Kamera-Fisheye-Design verbunden, das zusätzlich von einem LED-Licht unterstützt wird, um auch in dunklen Räumen ordentlich reinigen zu können.

Auf der Unterseite gibt es weitere spannende Designentscheidungen. Dabei fällt ins Auge, dass DJI auf zwei Seitenbürsten setzt, während Konkurrenten davon abgerückt sind und nur noch eine mit ausschwenkbarem Arm verbauen. Auch der Romo P hat einen solchen Arm, um auch die letzte Ecke zu erreichen. Beide Seitenbürsten (Ersatz liegt übrigens im Lieferumfang bei) arbeiten der mittig liegenden Hauptbürste zu.

Das Design ist bewusst gewählt, um ein Verheddern von Haaren zu verhindern. Diese werden dank des cleveren Designs zum offenen Zwischenraum in der Mitte „transportiert“. An den Seitenbürsten bleiben dennoch vereinzelte Haare hängen. Die Bürsten lassen sich jedoch durch das einfache Klicksystem leicht entfernen.

Das gilt übrigens auch für die beiden Wischpads, die sich leicht entfernen lassen. Auch hier ist nur ein Wischpad auf einem ausschwenkbaren Arm gelagert, wobei die runde Form nicht sonderlich für Ecken geeignet ist. Andere Hersteller mit den Padlösungen setzen daher abgewandelte Formen, während Wischwalzen auf dem Vormarsch sind.

Einrichtung: Wie schnell ist der DJI Romo P betriebsbereit?

Die Verpackung ist angenehm klein. Noch vor dem Öffnen lässt sich ein QR-Code scannen, der zu einer Website führt. Darauf findet man die notwendige App, die digitale Bedienungsanleitung sowie Tutorials zur Einrichtung. Im Karton selbst ist der Inhalt überschaubar. Neben der typischen Schnellanleitung liegen dem Romo und seiner Station nur ein Stromkabel sowie die beiden Reinigungsmittel bei.

Daher gestaltet sich der Aufbau denkbar einfach. In die Station klickt man noch das Auffahrpanel ein, steckt den Strom ein und zieht die diversen Schutzfolien ab. Ähnlich ist es auch beim Saugwischer. Dort muss man jedoch nur die Folien entfernen. Ein kurzer Druck bei beiden Geräten auf den jeweiligen Einschalter lässt den typischen Startton erklingen, den man bereits von den Drohnen und Powerstations kennt.

Danach geht es in der App weiter. Diese führt Schritt für Schritt durch den Einrichtungsprozess. Vor der ersten Reinigung muss man den Romo einmal durch die Wohnräume fahren lassen, um die Räumlichkeiten zu kartieren. Für 70 Quadratmeter dauert das nur zehn Minuten.

Danach führt noch eine kurze Anleitung durch alle wichtigen Funktionen und erklärt die verschiedenen Anzeigen und Symbole. In der App sind alle grundlegenden Funktionen bereits vorhanden, sodass man Reinigungsmodi auswählen und anpassen kann. Dazu gehören Wassermengen, Saugkraft, Reinigungspfade, Raumreihenfolgen sowie Zeitpläne. Dabei können auch Verbotszonen und sogar Haustierbereiche eingerichtet werden. Insgesamt ist die App sehr übersichtlich und intuitiv gestaltet.

Navigation: Wie gut erkennt der DJI Romo P Hindernisse?

Wie bereits erwähnt, setzt DJI auf eine Hybrid-Technologie aus Lidar-Sensorik und Kameras, um die Umgebung wahrzunehmen. Schon während der Kartierung merkt man, dass DJI das Know-how, das man bei den Drohnen perfektioniert hat, auch am Boden gekonnt einzusetzen weiß. Die Karte wirkt deutlich präziser und kommt ohne „Ausreißer“ daher. Auch Teppiche werden äußerst genau im Raum erkannt und eingezeichnet. Die Präzision spürt man auch bei der Navigation. Wenn man den Roboter mehrere Räume von der Station entfernt zurückschickt, fährt er ohne größere Korrekturen schnurstracks zurück und parkt mit nur einem Zug ein. Die gleiche Genauigkeit ist auch bei einer Bereichsreinigung zu beobachten.

Ein echtes Highlight ist jedoch die Hinderniserkennung. DJI selbst verspricht, dass sogar Spielkarten oder zwei Millimeter starke Kabel auf dem Boden erkannt werden. In unserem Test stellten wir fest: Das stimmt! Kabel und andere flache Dinge werden einwandfrei erkannt und umfahren. Dabei fährt der Romo sogar in vergleichsweise geringem Abstand vorbei. In der App werden auf Wunsch die Hindernisse nicht nur markiert, sondern auch mit einem Foto belegt. Dabei erkannte er sogar Kabel unter einem flachen Schrank (weniger als fünf Zentimeter).

In der App kann man noch einen Schritt weitergehen. So können sogar Flüssigkeiten erkannt werden, was besonders Haustierbesitzer freuen dürfte. Man kann festlegen, ob der Romo die Flüssigkeit umfahren, reinigen oder ignorieren soll. Mit einem Schluck Cola klappt das Umfahren wunderbar.

Allerdings hat die präzise Erkennung auch ein paar Schattenseiten, die sich im Laufe der Zeit durch Softwareupdates beheben lassen sollten. Innerhalb der DJI-Home-App kann man die Klippenerkennung (Treppenerkennung) deaktivieren. Laut DJI kann dies sinnvoll sein, wenn es nur eine Etage gibt. Durch die Deaktivierung wird die Hindernisüberwindung verbessert – etwa von Türschwellen. Allgemein sollten diese nicht allzu hoch sein. Während neue Dreame-Modelle bereits vier Zentimeter steigen können, ist hier schon bei gut zwei Zentimetern Schluss, aber optional gibt es von DJI Auffahrrampen zu kaufen. Eventuell reicht DJI noch ein Update nach, um Hindernisse gleichzeitig besser überwinden zu können und gleichzeitig Treppen zu erkennen.

Reinigung: Wie gut saugt und wischt der DJI Romo P?

Der DJI Romo ist ein Meister im Erkennen und Vermeiden von Hindernissen, aber wie steht es um die Kerndisziplinen des Saug-Wisch-Roboters? Dazu haben wir ihn auf feinem Büroteppich, mittellangen Teppich, Laminat, Klickvinyl, Linoleumboden sowie Fliesen fahren lassen. Mit einer maximalen Saugkraft von bis zu 25.000 Pa gehört der Romo direkt zu den aktuell leistungsstärksten Modellen am Markt und diese Stärke spielt er im Alltag tatsächlich aus – allerdings mit Bedacht. Wenn sich die Bodendrohne über Hartböden bewegt und nur kleinere Schmutzpartikel herumliegen, dann ist er mit unter 60 Dezibel sehr leise. Nur bei gröberem Schmutz oder längerem Teppich tourt er etwas auf, aber erreicht nie mehr als 70 Dezibel. Das ist in der Wohnumgebung sowie im Homeoffice nie wirklich störend. Die geringe Lautstärke stresst auch Haustiere weniger.

Die Saugleistung lässt sich allgemein als sehr ordentlich beschreiben, da sie sich an die Verschmutzung anpasst und Kaninchenstreu, Haare und kleinere Dreckklumpen, die von den Schuhen abbröckeln, problemlos aufnimmt. Die Seitenbürsten passen ihre Geschwindigkeit ebenfalls an die Verhältnisse an, um Dreck nicht unnötig aufzuwirbeln respektive ihn zu verteilen. Die Bürsten holen den Schmutz zudem zuverlässig von den Sockelleisten und aus den Ecken weg. Interessant ist auch, dass die Station bei Bedarf auch die Staubbox trocknet und sie anschließend mit UV-Licht desinfiziert – ein dickes Hygiene-Plus.

DJI Romo P – Wischmopps

Beim Wischen geht DJI bekanntlich noch alte Wege, indem man auf Wischpads anstatt einer Walze setzt. Die runden Pads haben dabei den großen Nachteil, dass sie zwar sehr gut die Ränder wischen können, aber leider nur bedingt in die Ecken reichen. Außerdem werden sie nur in der Station, nicht aber während der Reinigungsfahrt, gereinigt.

Die Bereiche, die sie jedoch erreichen, reinigen sie sehr gut. Das liegt einmal am smarten Reinigungspfad, aber auch an drei weiteren Faktoren. In der App lässt sich beispielsweise einstellen, dass der Wischvorgang automatisch wiederholt werden soll, bis der Schmutz restlos entfernt ist. Daneben werden gleich zwei Reinigungsmittel mitgeliefert. Die Reinigungslösung wirkt dabei entfettend und hilft dabei, Flecken besser zu entfernen. Auf Wunsch wird danach nochmals nur mit Wasser nachgewischt. Zusätzlich kann auch ein Mittel zur Desinfektion und Geruchsneutralisierung auf den Boden aufgebracht werden – perfekt für Haushalte mit Haustieren. Im Test konnten damit sogar angetrocknete Flecken entfernt werden, die andere Modelle bislang nicht schafften.

Akkulaufzeit: Wie lange arbeitet der DJI Romo P?

Der Akku des Romo P ist mit 5.000 mAh kleiner als bei der Konkurrenz (oft mehr als 6.000 mAh), hält aber bei moderater Saugleistung auf Hartboden dennoch etwa die versprochenen drei Stunden Laufzeit durch. Das entspricht in etwa auch der Ladezeit.

Preis

Die UVP des Herstellers für Deutschland liegt bei knapp 1.900 Euro. Der Straßenpreis liegt bereits deutlich darunter. Am günstigsten ist er derzeit bei Ebay für 1649 Euro (Code: SANTA), bei Amazon sind es 1699 Euro. Zunächst war er direkt ausverkauft, ist nun aber wieder verfügbar. Der Sauger mit der Reinigungsstation mit festem Hauswasseranschluss soll später erscheinen. Beide Versionen gibt es nur in Transparent.

Fazit

DJI gelingt mit dem Romo P ein bemerkenswertes Debüt im Bereich der Saug-Wisch-Roboter. Vor allem die Navigation und Hinderniserkennung setzen Maßstäbe und zeigen, wie viel Erfahrung aus der Drohnentechnik hier eingeflossen ist. In puncto Reinigungsleistung und Alltagstauglichkeit liegt der Romo P auf Augenhöhe mit den besten Modellen von Roborock oder Dreame, beim Wischen und in der App-Feinabstimmung bleibt jedoch Luft nach oben. Überdies ist der Preis für das transparente Gerät mit über 1600 Euro wahrlich hoch. Wer Wert auf innovative Technik und hohe Präzision legt, findet im DJI Romo P jedoch einen spannenden Neuzugang der Premiumklasse. Wer auf transparente Optik und die Reinigungsmittel verzichten kann, sollte jedoch zum Romo S oder Romo A greifen.



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ThinkBook Plus G6: Notebook mit ausrollbarem OLED-Bildschirm im Test


Lenovos ThinkBook Plus G6 Rollable ist ein Hingucker, weil es nur auf den ersten Blick ein normales Notebook ist. Drückt man eine Sondertaste neben F12, so fährt das Notebook seinen Bildschirm motorisiert nach oben aus. Er gewinnt dadurch in etwa nochmal die Hälfte an zusätzlicher Höhe. Das funktioniert dank eines flexiblen OLED-Displays.

Anders als herkömmliche Monitore benötigt es keinen mehrlagigen Schichtaufbau mit starrer Hintergrundbeleuchtung, sondern lässt sich auf flexiblen Folien fertigen. Gerätehersteller benutzen diese technische Besonderheit für Smartphones mit faltbaren Displays, aber auch für Gaming-Bildschirme, die man jederzeit zwischen planer und gekrümmter Oberfläche umbauen kann. Das ThinkBook Plus G6 Rollable hat auch keine nervige Unterbrechung der Bildfläche, die man bei bisherigen Dual-Display-Notebooks zwangsläufig antrifft.

Anders als dort muss man obendrein keine Kompromisse bei den Eingabegeräten hinnehmen. Sie sind in gängiger Position fest im Rumpf verbaut: Tastatur hinten, Touchpad mittig davor. Dies ist bei Notebooks mit ungewöhnlichen oder mehreren Bildschirmen keinesfalls selbstverständlich. Dort sind abnehmbare Bluetooth-Tastaturen gängig oder welche, die ganz nach vorne gezogen sind und die Handballenablage verdrängen.


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heise+ Update vom 05. Dezember 2025: Lesetipps zum Wochenende


Liebe Leserinnen und Leser,

die dunkle Jahreszeit ist für viele von uns keine besonders angenehme Zeit. Oftmals stehen wir im Dunkeln auf und kommen erst im Dunkeln wieder heim. Zum Entspannen flüchten sich dann einige in Streaming und Gaming, andere kultivieren ihren Winterblues.

Aufhellen lässt sich die Stimmung relativ einfach – nämlich mit Licht. Eine passende Beleuchtung hilft, dass weder die Augen noch der Kopf zu schnell ermüden. Das Licht sollte mindestens 500 Lux hell und flimmerfrei sein. Und dann kommt es auf den konkreten Einsatz an: Für Videokonferenzen eignet sich neutralweißes Licht, während Tageslichtlampen mit hochintensivem Kaltweiß stimmungsaufhellend wirken. Ein umfangreicher Ratgeber erklärt alles, was Sie dazu wissen müssen und gibt außerdem ein paar Kaufempfehlungen.


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Arbeitsmarkt für Informatiker: Keine besseren Aussichten


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It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Zahl der arbeitslos gemeldeten IT-Fachkräfte ist im September 2025 gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent gestiegen. 57.665 Informatiker und andere IT-Fachkräfte waren Ende September dieses Jahres arbeitslos gemeldet. Zum Vergleich: vor zehn Jahren sind es mit 27.910 weniger als die Hälfte gewesen. Diese Zahlen stammen von der offiziellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Ist dieser starke Anstieg ein triftiger Grund dafür, dass sich Beschäftigte Sorgen um ihren Job im IT-Bereich machen müssen?

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Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verneint, schließlich sei im Zehn-Jahresvergleich von 2014 bis 2024 die Erwerbstätigkeit der sozialversicherungspflichtig IT-Beschäftigten um 463.000 gestiegen. Das ist ein bemerkenswerter Zuwachs von 70 Prozent. Im gleichen Zeitraum erreichte die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insgesamt dagegen ein mageres Plus von 13 Prozent, steht im Bericht der Bundesagentur für Arbeit unter dem Titel ‚Der Arbeitsmarkt für IKT-Berufe im Kontext der Transformation‘, mit Stand vom Juni 2025. „Dass die Arbeitslosenquote dennoch steigt, zeigt, dass das IT-Fachkräftepotenzial derzeit größter ist als der Markt aufnimmt“, sagt eine BA-Sprecherin auf Nachfrage.

Somit könnte es derzeit schwierig werden für Berufseinsteiger – zumal es immer mehr davon gibt und noch mehr geben wird. Seit 2008 steigen die Studierendenzahlen im Studiengang Informatik kontinuierlich an. Im Studienjahr 2023/24 gab es mit rund 258.000 Studierenden einen Höchststand. Auch deren Arbeitsmarktchancen bewertet die BA-Sprecherin positiv: „Die Arbeitsmarktchancen für Berufseinsteiger in der IT sind prinzipiell gut, der IT-Sektor bietet trotz allen eine sehr große Zahl an Beschäftigungsmöglichkeiten.“

Schwieriger sehe es jedoch für IT-Fachkräfte mit Berufsausbildung aus. Sie sind überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen. „Die Daten der Statistik legen nahe, dass sie es schwerer haben am Arbeitsmarkt als Akademiker“, sagt die BA-Sprecherin. 2024 wurden 19.800 neue Ausbildungsverträge in den vier IT-Ausbildungsberufen abgeschlossen. Demgegenüber stehen rund 35.000 Absolventen in den Informatikstudiengängen. Die Arbeitslosenquote in der IT lag zum Jahresende 2024 bei 3,7 Prozent. Insgesamt hat sie 6,0 Prozent betragen.

Trotz des deutlichem Anstiegs der Arbeitslosigkeit verkündete der IT-Branchenverband Bitkom im August einen IT-Fachkräftemangel: In Deutschland fehlen weiterhin mehr als 100.000 IT-Fachkräfte. 109.000 sollen es gewesen sein. Obwohl das deutlich weniger waren als noch vor zwei Jahren mit 149.000, würden die Unternehmen keine wirkliche Abmilderung des Fachkräftemangels sehen, teilte der Verband mit und nennt eine Befragung unter Betrieben als Quelle. Danach erwarten fast 80 Prozent, dass sich der IT-Fachkräftemangel in Zukunft sogar weiter verschärfen wird.



Adél Holdampf-Wendel

Wie passt zusammen, dass einerseits die Arbeitslosigkeit beim IT-Personal stark steigt, andererseits ein hoher Fachkräftemangel herrschen soll? Adél Holdampf-Wendel, Bereichsleiterin Future of Work & Arbeit beim Bitkom ordnet die scheinbar widersprüchliche Situation ein: „Vor dem Hintergrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und geopolitischen Unsicherheiten halten sich Unternehmen mit Neueinstellungen grundsätzlich zurück und bauen teilweise sogar Stellen ab.“ Das sei aber eine konjunkturelle und keine strukturelle Veränderung.

Zugleich ändere sich der Personalbedarf in den IT-Profilen. „Die Nachfrage in klassischen IT-Aufgaben wie Softwareentwicklung oder Anwendungsbetreuung ist nach wie vor hoch. Zunehmend gefragt sind aber auch spezielle Fachkenntnisse in Künstlicher Intelligenz, IT-Sicherheit und Cloud-Diensten.“ Davon gibt es nicht oder noch nicht ausreichend Fachkräfte. Wenn die Qualifikationen von Arbeitssuchenden nicht zu den Anforderungen der Unternehmen passen, kann das zu einem Mismatch am Arbeitsmarkt führen. „Das heißt: Ein Fachkräftemangel kann bei vorhandener und sogar steigender Arbeitslosigkeit bestehen.“ Dieser Mangel herrscht dann in besonders begehrten Profilen. Andere sind weniger gefragt.

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So sinken die Stellenangebote nahezu im Gleichschritt, wie die Arbeitslosigkeit steigt. Laut der Statistik der Arbeitsagentur ging das Angebot offener Stellen für Informatiker und andere IT-Berufe im September 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 22,3 Prozent auf knapp 12.000 zurück. Bei der BA wird jedoch nur etwa jede zweite offene Stelle gemeldet, informiert das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Personaldienstleister, Beratungshäuser und Wirtschaftsinstitute betrachten in ihren Studien ausgeschriebene Stellen von Unternehmen oder führen Befragungen in Betrieben durch, um daraus Schlüsse über Veränderungen bei der Nachfrage nach IT-Personal abzuleiten.

So stellt der Personaldienstleister Hays stellt in seinem Fachkräfte-Index im dritten Quartal 2025 einen Rückgang von 20 Prozentpunkten in der gesamten Nachfrage nach Fachkräften in Deutschland im Vergleich zum Vorquartal fest. Im Bereich IT weist der Index mit einem Minus von sieben Prozentpunkten einen nur geringen Rückgang auf. Mit einem Plus von 34 und 19 Prozentpunkten würden SAP- und Datenbank-Entwickler am stärksten nachgefragt.

In einer Umfrage des Beratungshauses Kienbaum im August dieses Jahres geben knapp 60 Prozent der IT-Unternehmen an, dass es ihnen leichter als im Vorjahr fällt, offene Stellen zu besetzen. Die angespannte Situation am Arbeitsmarkt hat sich somit entspannt. Jedoch kündigen 28 Prozent einen Personalabbau an.

Das Institut der deutschen Wirtschaft IW hat sich die Entwicklung des Stellengebots für IT-Personal im Vergleich der Jahre 2023 mit 2024 genau angeschaut und stellt fest, dass seit die deutsche Wirtschaft ihren Schwung verloren hat: Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach IT-Personal sind demnach rasant – insbesondere nach hochqualifizierten Experten. Laut IW-Untersuchung sank die Zahl offener Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte im genannten Vergleichszeitraum um 4,3 Prozent, die für IT-Tätigkeiten um 26,2 Prozent und damit sechsmal so stark. In absoluten Zahlen gingen die offenen Stellen um 16.500 auf 46.431 zurück. Der Rückgang in den IT-Berufen ist damit überdurchschnittlich groß und ein Effekt sinkender Investitionen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten: wenn weniger investiert wird, gibt es weniger Projekte und somit wird weniger Personal gebraucht.

Am stärksten betroffen ist der Stellenrückgang laut IW für IT-Experten, die üblicherweise einen Masterabschluss oder ein Diplom haben. Stellenausschreibungen für sie reduzierten sich zwischen 2023 und 2024 um rund ein Drittel auf nur noch 26.753 Offerten. Besonders drastisch sind Stellenangebote für Experten der Informatik (minus 46,2 Prozent) und der Wirtschaftsinformatik (minus 38,2 Prozent) eingebrochen. „Dass gerade in diesen hochspezialisierten Berufen die offenen Stellen deutlich gesunken sind, dürfte auch daran liegen, dass Unternehmen zurückhaltender in der Umsetzung hochkomplexer IT-Projekte geworden sind, für deren Umsetzung oft Experten benötigt werden“, sagt Studienautor Jurek Tiedemann, Economist für Fachkräftesicherung beim IW.



Jurek Tiedemann

Trotz einer insgesamt rückläufigen Nachfrage nach IT-Fachkräften gab es Branchen, die mehr Stellen ausschrieben als im Vorjahr. So gab es in der ‚Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung‘ ein offenes Stellen-Plus von 518 Prozent auf ein Allzeithoch von 1.770 Offerten. „Zuletzt wurde der Fokus dort verstärkt auf die Implementierung neuer digitaler Lösungen gesetzt, um so beispielsweise Teile der Steuerberatung sowie Wirtschaftsprüfung zu digitalisieren – auch mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz KI“, sagt Tiedemann.

Auch im Tiefbau, der Energieversorgung und der Versicherungswirtschaft gab es zuletzt einen erhöhten Stellenbedarf für IT-Fachkräfte. Doch der fiel eher gering aus.

Apropos KI: in welchem Maß könnte Künstliche Intelligenz IT-Personal ersetzen? „Wir gehen davon aus, dass KI die Anforderungen an IT-Beschäftigte verändert und kompetenter Umgang mit KI stärker in den Fokus rückt“, sagt Tiedemann vom IW. So könnten Routineaufgaben von KI übernommen werden und IT-Beschäftigte sich hochspezialisierten Aufgaben widmen. „Daher wird Erfahrung und Spezialisierung immer wichtiger, um eine passende Stelle in einer IT-Tätigkeit zu finden.“

Kienbaum wollte in seiner Umfrage von den Unternehmen wissen, ob sie als Mittel gegen steigende Lohnkosten in Künstliche Intelligenz investieren, um Effizienzen zu steigern. Fast die Hälfte hat das bejaht. Laut Bitkom kostet KI Arbeitsplätze, schafft allerdings auch neue. Welche Auswirkungen KI unter dem Strich auf den IT-Arbeitsmarkt haben wird, lasse sich noch nicht sagen.

Was alle Gesprächspartner unisono sagen: Wenn die Wirtschaft wieder anzieht, kommt auch der IT-Arbeitsmarkt wieder in Schwung.

Für 2026 erwarten die Bundesregierung und Wirtschaftsinstitute ein verhaltenes, aber positives Wirtschaftswachstum um die 1,3 Prozent. Weltweit geht der Internationale Währungsfonds von 3,1 Prozent aus. Daher wird es mit dem Schwung in Deutschland höchstwahrscheinlich im nächsten Jahr noch nichts.


(mho)



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