Künstliche Intelligenz
Top 10: Der beste TV-Stick ab 40 Euro im Test – Waipu TV vor Fire TV Stick
Amazon Fire TV Cube 2022
Fire TV Cube mit integriertem Echo-Lautsprecher überzeugt nicht nur als Streaming-Lösung, sondern auch als Kommunikations- und Smart-Home-Zentrale.
- tolle Performance
- enthält alle wichtigen Streaming-Anbieter
- Dia-Shows eigener Bilder mit Musikuntermalung
- HDMI-Eingang für Blu-ray, Kabelboxen, Projektoren et cetera
- Smart-Home-Integration
- hervorragende Ton- und Bildqualität
- Bedienung per Spracheingabe einwandfrei
- Ethernet-Port und Wi-Fi 6E
- standardmäßig kein Zugriff auf Dateien, die auf einem PC oder NAS gespeichert sind
- kein HDMI-Kabel im Lieferumfang
- Werbeeinblendungen
Fast perfekte Streaming-Box mit Alexa: Amazon Fire TV Cube 2022 im Test
Fire TV Cube mit integriertem Echo-Lautsprecher überzeugt nicht nur als Streaming-Lösung, sondern auch als Kommunikations- und Smart-Home-Zentrale.
Amazon liefert mit dem neuen Fire TV Cube 2022 bereits die dritte Version seiner Streaming-Box. Die neue Variante bietet gegenüber dem Vorgänger einen leistungsfähigeren Prozessor, der bis zu 20 Prozent mehr Performance liefern soll. Außerdem integriert sie einen Ethernet-Port, der zwar maximal nur 100 MBit/s unterstützt, doch das ist für das Streamen von 4K-Inhalten mit bis zu 60 fps mehr als ausreichend. Wer die Box lieber mit WLAN an den heimischen Router verbindet, darf sich über Unterstützung von Wi-Fi 6E freuen. In Kombination mit einem entsprechenden WLAN-Router funkt Fire TV Cube 2022 im 6-GHz-Band und ist dadurch weniger anfällig gegenüber Störungen als in den häufig genutzten 2,4- und 5-GHz-Bändern. Mehr Informationen zur Entwicklung der verschiedenen Funkstandards bietet der Beitrag Warum Wi-Fi 6 besser funkt und was seine Nachfolger bringen von unseren Kollegen beim c’t Magazin.
Zudem integriert die neue Streaming-Box eine mit Super-Resolution-Technologie bezeichnete Skalierungstechnik, die niedrig aufgelöste Inhalte mit mehr Details, einer besseren Schärfe und mit mehr Kontrast auf 4K hochrechnet. Eine ähnliche Technik hatte Nvidia bereits mit der Streaming-Box Shield TV vor einigen Jahren eingeführt.
Neu ist auch ein HDMI-Eingang, über den Anwender externe Geräte wie Kabel- und Satellitenempfänger, Blu-ray-Player oder Projektoren anschließen können. Der schon vom Vorgänger bekannte Anschluss für eine IR-Fernbedienung ist auch beim neuen Modell vorhanden. Last but not least integriert die neue standardmäßig mitgelieferte Fernbedienung Tasten für Prime Video, Netflix, Disney+ und Amazon Music. Die für knapp 40 Euro erhältliche Alexa-Sprachfernbedienung Pro bietet zusätzlich eine Hintergrundbeleuchtung sowie zwei programmierbare Tasten.
Design
Die äußere Form des Fire TV Cube 2022 ähnelt der des Vorgängers. Anders, als der Name vermuten lässt, entspricht sie mit Abmessungen von 86 × 77 × 86 mm aber nicht einem Würfel, sondern einem Quader. Die für Fingerabdrücke empfängliche, in Klavierlack-Optik gehaltene Oberfläche des Vorgängers hat Amazon beim neuen Fire TV Cube nicht mehr verwendet, sondern das Gerät auf drei Seiten mit Stoff umhüllt. So erinnert die Streaming-Box nun eher an einen Echo-Lautsprecher, den sie ja tatsächlich integriert hat.
Auf der Oberseite gibt es Tasten zur Lautstärkeregulierung und Ein-/Ausschalter für die Set-Top-Box und für den Sprachdienst. An der Vorderseite signalisiert eine LED-Leiste am oberen Rand, ob Alexa aktiv ist.
Unterstützte Video- und Audio-Formate
Mit dem neuen Update 7.6.1.3 unterstützt Fire TV Cube jetzt auch Dolby TrueHD, DTS und DTS-H, wenn Inhalte über den HDMI-Eingang zugespielt werden. Ansonsten verarbeitet die Streaming-Box alle relevanten Audio- und Video-Codecs wie FLAC, Dolby Digital Plus, Dolby Vision, AV1, VP9, HEVC. Für eine verbesserte Darstellung von HDR-Inhalten bietet sie wie der Vorgänger Unterstützung für HDR10, HDR10+, HLG und Dolby Vision. Eine detaillierte Auflistung sämtlicher unterstützter Audio- und Video-Formate hat Amazon auf seiner Entwickler-Seite veröffentlicht.
Installation
Das Setup ist einfach und nach wenigen Minuten abgeschlossen. Hierfür verbindet man die Streaming-Box über ein HDMI-Kabel mit dem Fernseher. Im Test hat der Anschluss auch über eine One-Connect-Box von Samsung einwandfrei funktioniert. Ein HDMI-Kabel (Ratgeber) ist im Lieferumfang leider nicht enthalten. Nach dem Anschluss der Stromversorgung meldet sich nach etwa 30 Sekunden der Installationsassistent, der durch das weitere Setup führt. Zunächst wird die mitgelieferte Fernbedienung durch ein zehnsekündiges Drücken der Home-Taste mit dem Fire TV Cube verbunden. Anschließend stellt man die Sprache ein und verbindet die Box, falls sie nicht über ein Ethernet-Kabel mit dem Router verbunden ist, über ein WLAN-Netz mit diesem. Jetzt aktualisiert sich das Gerät auf die neueste Firmware und fordert zur Anmeldung auf. Wer noch kein Amazon-Konto hat, kann dies während des Setups anlegen (siehe auch Bildergalerie).
Anschließend konfiguriert man bei Bedarf noch Soundbar und Receiver, wählt Streaming-Anbieter, TV-Mediatheken. Sport- und weitere Apps aus, die zum Startmenü hinzugefügt werden sollen. Nun ist die Basis-Einrichtung abgeschlossen, was der Installationsassistenten mit der Anzeige der Seite Willkommen bei Fire TV signalisiert. An dieser Stelle legt man bei Bedarf weitere Profile an, etwa für Familienmitglieder, die eine personalisierte Oberfläche wünschen. Das kann man aber auch später nachholen.
Nach der Basis-Einrichtung informiert der Installationsassistent über die Möglichkeit, vorhandene Echo-Geräte für ein Alexa-Heimkino zu konfigurieren. Dafür kommen maximal zwei Echo-Lautsprecher wie Echo Studio und ein Subwoofer infrage. Im Test hat die Koppelung mit Echo Studio einwandfrei funktioniert.
Fire TV Cube: Bedienoberfläche und Spracheingabe
Das Betriebssystem von Fire TV Cube (Fire OS 7.6.1.3) basiert auf Android 9 mit einer von Amazon angepassten Oberfläche. Besonders für Prime-Kunden bietet sie einige Vorteile. So erhält man etwa Benachrichtigungen über aktuelle Warensendungen und auch das von den Smart-Displays (Ratgeber) Echo Show 5, 8, 10 und 15 bekannte Smart-Home-Dashboard kann Fire TV Cube darstellen. Damit können Anwender etwa auf über Alexa eingebundene Smart-Home-Komponenten zugreifen, inklusive Livestreams von installierten Überwachungskameras. Mit dem Anschluss einer Web-Cam über die an der Rückseite der Streaming-Box angebrachte USB-A-Buchse lässt sich Fire TV Cube auch als Video-Chat-Tool verwenden.
Neben dem Zugriff auf alle gängigen Streaming-Angebote wie Prime Video, Netflix, Disney+, Amazon Music oder Apple TV können Anwender außerdem bequem auf die in Prime Video enthaltenen Live-Streams aller TV-Sender des Öffentlich Rechtlichen Rundfunks zugreifen. Hierfür und für den Programmwechsel bietet die Fernbedienung eigene Tasten. Die Bedienung ist also mindestens so komfortabel wie bei einem normalen Fernseher. Allerdings vergehen ein paar Sekunden, bis der der Livestream nach einem Senderwechsel auf dem Bildschirm erscheint.
Und last, but not least bietet Fire TV Cube obendrein noch Zugriff auf die in der Amazon-Cloud gespeicherten Fotos. Einer Dia-Show mit eigenen Urlaubsfotos inklusive Musik-Untermalung aus dem Angebot von Amazon Music steht also nichts mehr im Weg. Streaming-Boxen mit Android TV bieten diese Funktionalität leider nicht. Hier muss man sich mit Drittanbieter-Apps aushelfen, um eigene, etwa in Google Fotos gespeicherte Aufnahmen ansehen zu können. Für Apple-TV-Anwender ist die Anzeige von Dia-Shows mit eigenen Fotos hingegen nichts Neues. Sie können über Itunes sogar auf lokale Quellen von PC und Mac zurückgreifen. Für einen Zugriff von Fire TV Cube 2022 auf PC oder Mac gespeicherte Inhalte können Anwender allerdings eine kostenlose Drittanbieter-App wie Plex verwenden.
Die Sprachsteuerung hat im Test einwandfrei funktioniert, auch wenn sich Fire TV im Standby befindet. Befehle wie „Computer, schalte den Fernseher ein“ oder „Computer, schalte um auf ZDF“ führen zum gewünschten Ergebnis. Das Kommando „Computer, zeige Kamera Garten“ führt zur Anzeige des Livestreams der entsprechenden Überwachungskamera im Vollbildmodus. Ein „Computer, schalte um auf ZDF“ bewirkt, dass der Livestream der Kamera verkleinert dargestellt wird, während der des TV-Senders im Vollbildmodus erfolgt.
Fire TV Cube 2022
Fire TV Cube 2022: Videowiedergabe 4K bei 60 fps über WLAN und Internet-Anschluss mit maximal 32 MBit/s
Performance und Darstellungsqualität
Angetrieben wird Fire TV Cube 2022 von einem Acht-Kern-Prozessor aus Amazons eigener Entwicklung, dessen schnellste Einheiten mit bis zu 2,2 GHz takten. Darin integriert ist außerdem eine Grafikeinheit auf Basis von ARM G52 MP8, die mit 800 MHz läuft. Als Arbeitsspeicher stehen 2 GByte parat und der lokale Datenspeicher bietet mit einer Kapazität von 16 GByte Platz für den einen oder anderen Film.
Mit dieser Ausstattung bietet die Set-Top-Box für die gängigen Anwendungsfälle mehr als eine ausreichende Performance. Zu keinem Zeitpunkt kam es zu irgendwelchen Rucklern, wie man sie bei einfachen Streaming-Sticks in Kauf nehmen muss. Die Benchmark-Ergebnisse zeigen zudem, dass Fire TV Cube 2022 deutlich mehr Leistungsreserven bietet als die ebenfalls in diesem Herbst erschienene. Im Geekbench erreicht sie Werte von 279 im Single-Core- und 712 im Multi-Core-Test, während die neue Streaming-Box von Nokia nur auf 147 und 454 Punkte in diesen Tests kommt. Auch im 3D-Bereich ist Fire TV Cube 2022 mit einem Wert im Sling-Shot-Test (3D Mark) von 2608 der Nokia mit 590 deutlich überlegen. Das wird auch durch den Vulkan-Test (Geekbench) mit Werten von 1368 für Fire TV und 381 für die Nokia bestätigt.
Dennoch ist Fire TV Cube 2022 nicht für High-End-Games gedacht. Schließlich bietet sie maximal nur 60 fps, was bereits Einstiegs-Spielekonsolen wie die Xbox Series S mit bis zu 120 Hertz deutlich übertreffen. Für ein gelegentliches Daddeln von Casual Games wie Tetris reicht die Leistung hingegen völlig aus. Allerdings ist das Spieleangebot im Amazon-Store begrenzt. Immerhin kann man über die App Downloader auch externe Quellen wie apkmirror.com nutzen.
Das Streaming von hochaufgelösten Inhalten mit 4K und 60 fps stellt Fire TV Cube 2022 vor keine Probleme. Eine ruckelfreie Darstellung gelingt der Set-Top-Box dabei nicht nur mit einem 100-MBit/s-Internetanschluss und einer Nettodatenrate von 89,4 MBit/s, sondern auch mit einem 32-MBit/s-Anschluss über WLAN. Dabei spielt sie 4K-Inhalte mit 60 fps ab, ohne dass dabei einzelne Frames ausgelassen werden (siehe auch Bildergalerie).
Die Bild- und Tonqualität von Videos ist hervorragend. Durch das kürzlich ausgelieferte Update auf Version 7.6.1.3 hat Amazon die Super-Resolution-Technologie optimiert, sodass niedrig aufgelöste Inhalte in 4K jetzt noch besser aussehen. Auch die Darstellung von Fotos ist klasse.
Preis
Aktuell bekommt man den Fire TV Cube 2022 für knapp 105 Euro (Code: YDEFSIXK5PQM6MCM).
Wer die Alexa-Fernbedienung mit Hintergrundbeleuchtung und zwei programmierbaren Tasten verwenden möchte, muss dafür zusätzlich 40 Euro zahlen. Mit dem Kommando „Computer, wo ist die Fernbedienung“ ertönt aus ihr ein Pfeifton, sodass man sie schneller findet, wenn sie nicht auffindbar ist.
Fazit
Fire TV Cube 2022 bietet nicht nur Zugriff auf alle relevanten Streaming-Dienste und eine exzellente Bild- und Tonqualität, sondern kann auch als Kommunikations- und Smart-Home-Zentrale dienen. Mit einer angeschlossenen Webcam funktionieren auch Videochats. Die Steuerung per mitgelieferter Fernbedienung funktioniert tadellos. Allerdings bietet die für 40 Euro erhältliche Alexa-Sprachfernbedienung Pro hintergrundbeleuchtete Tasten, sodass diese bei Dunkelheit besser ablesbar sind als bei der Standard-Fernbedienung. Zudem integriert sie zwei programmierbare Tasten, die Anwender für den Schnellzugriff auf Funktionen wie das Smart-Home-Dashboard oder für den Start von Apps nutzen können. Noch leichter lässt sich Fire TV Cube per Spracheingabe bedienen, was im Test zuverlässig und zügig funktioniert hat. Nützlich ist auch die Möglichkeit, den Livestream einer über Alexa eingebundenen Überwachungskamera anzuzeigen und auch andere Smart-Home-Komponenten wie LED-Lampen und smarte Steckdosen zu steuern.
Neben Streaming und dem besonders gut gelungenen Zugriff auf TV-Sender der Öffentlich Rechtlichen Sendeanstalten kann Fire TV auch in der Amazon-Cloud gespeicherte Fotos darstellen, inklusive Dia-Show mit Hintergrundmusik aus dem Angebot von Amazon Music. Die Anzeige lokaler Inhalte, die sich auf PC oder Mac befinden, gelingt hingegen nur mit einer Drittanbieter-App wie Plex.
Der insgesamt hervorragende Gesamteindruck wird allerdings etwas durch die Anzeige von Werbung geschmälert. Und ein HDMI-Kabel hätte Amazon ruhig auch in die Box packen können. Fire TV Cube 2022 ist besonders für Prime-Kunden optimal geeignet, – immerhin zählen dazu in Deutschland etwa die Hälfte aller Haushalte –, da er diese auch über anstehende Lieferungen aus dem Amazon-Warenlager informiert.
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ThinkBook Plus G6: Notebook mit ausrollbarem OLED-Bildschirm im Test
Lenovos ThinkBook Plus G6 Rollable ist ein Hingucker, weil es nur auf den ersten Blick ein normales Notebook ist. Drückt man eine Sondertaste neben F12, so fährt das Notebook seinen Bildschirm motorisiert nach oben aus. Er gewinnt dadurch in etwa nochmal die Hälfte an zusätzlicher Höhe. Das funktioniert dank eines flexiblen OLED-Displays.
Anders als herkömmliche Monitore benötigt es keinen mehrlagigen Schichtaufbau mit starrer Hintergrundbeleuchtung, sondern lässt sich auf flexiblen Folien fertigen. Gerätehersteller benutzen diese technische Besonderheit für Smartphones mit faltbaren Displays, aber auch für Gaming-Bildschirme, die man jederzeit zwischen planer und gekrümmter Oberfläche umbauen kann. Das ThinkBook Plus G6 Rollable hat auch keine nervige Unterbrechung der Bildfläche, die man bei bisherigen Dual-Display-Notebooks zwangsläufig antrifft.
Anders als dort muss man obendrein keine Kompromisse bei den Eingabegeräten hinnehmen. Sie sind in gängiger Position fest im Rumpf verbaut: Tastatur hinten, Touchpad mittig davor. Dies ist bei Notebooks mit ungewöhnlichen oder mehreren Bildschirmen keinesfalls selbstverständlich. Dort sind abnehmbare Bluetooth-Tastaturen gängig oder welche, die ganz nach vorne gezogen sind und die Handballenablage verdrängen.
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heise+ Update vom 05. Dezember 2025: Lesetipps zum Wochenende
Liebe Leserinnen und Leser,
die dunkle Jahreszeit ist für viele von uns keine besonders angenehme Zeit. Oftmals stehen wir im Dunkeln auf und kommen erst im Dunkeln wieder heim. Zum Entspannen flüchten sich dann einige in Streaming und Gaming, andere kultivieren ihren Winterblues.
Aufhellen lässt sich die Stimmung relativ einfach – nämlich mit Licht. Eine passende Beleuchtung hilft, dass weder die Augen noch der Kopf zu schnell ermüden. Das Licht sollte mindestens 500 Lux hell und flimmerfrei sein. Und dann kommt es auf den konkreten Einsatz an: Für Videokonferenzen eignet sich neutralweißes Licht, während Tageslichtlampen mit hochintensivem Kaltweiß stimmungsaufhellend wirken. Ein umfangreicher Ratgeber erklärt alles, was Sie dazu wissen müssen und gibt außerdem ein paar Kaufempfehlungen.
Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „heise+ Update vom 05. Dezember 2025: Lesetipps zum Wochenende“.
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Arbeitsmarkt für Informatiker: Keine besseren Aussichten
Die Zahl der arbeitslos gemeldeten IT-Fachkräfte ist im September 2025 gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent gestiegen. 57.665 Informatiker und andere IT-Fachkräfte waren Ende September dieses Jahres arbeitslos gemeldet. Zum Vergleich: vor zehn Jahren sind es mit 27.910 weniger als die Hälfte gewesen. Diese Zahlen stammen von der offiziellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Ist dieser starke Anstieg ein triftiger Grund dafür, dass sich Beschäftigte Sorgen um ihren Job im IT-Bereich machen müssen?
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Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verneint, schließlich sei im Zehn-Jahresvergleich von 2014 bis 2024 die Erwerbstätigkeit der sozialversicherungspflichtig IT-Beschäftigten um 463.000 gestiegen. Das ist ein bemerkenswerter Zuwachs von 70 Prozent. Im gleichen Zeitraum erreichte die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insgesamt dagegen ein mageres Plus von 13 Prozent, steht im Bericht der Bundesagentur für Arbeit unter dem Titel ‚Der Arbeitsmarkt für IKT-Berufe im Kontext der Transformation‘, mit Stand vom Juni 2025. „Dass die Arbeitslosenquote dennoch steigt, zeigt, dass das IT-Fachkräftepotenzial derzeit größter ist als der Markt aufnimmt“, sagt eine BA-Sprecherin auf Nachfrage.
Somit könnte es derzeit schwierig werden für Berufseinsteiger – zumal es immer mehr davon gibt und noch mehr geben wird. Seit 2008 steigen die Studierendenzahlen im Studiengang Informatik kontinuierlich an. Im Studienjahr 2023/24 gab es mit rund 258.000 Studierenden einen Höchststand. Auch deren Arbeitsmarktchancen bewertet die BA-Sprecherin positiv: „Die Arbeitsmarktchancen für Berufseinsteiger in der IT sind prinzipiell gut, der IT-Sektor bietet trotz allen eine sehr große Zahl an Beschäftigungsmöglichkeiten.“
Trotzdem noch Fachkräftemangel
Schwieriger sehe es jedoch für IT-Fachkräfte mit Berufsausbildung aus. Sie sind überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen. „Die Daten der Statistik legen nahe, dass sie es schwerer haben am Arbeitsmarkt als Akademiker“, sagt die BA-Sprecherin. 2024 wurden 19.800 neue Ausbildungsverträge in den vier IT-Ausbildungsberufen abgeschlossen. Demgegenüber stehen rund 35.000 Absolventen in den Informatikstudiengängen. Die Arbeitslosenquote in der IT lag zum Jahresende 2024 bei 3,7 Prozent. Insgesamt hat sie 6,0 Prozent betragen.
Trotz des deutlichem Anstiegs der Arbeitslosigkeit verkündete der IT-Branchenverband Bitkom im August einen IT-Fachkräftemangel: In Deutschland fehlen weiterhin mehr als 100.000 IT-Fachkräfte. 109.000 sollen es gewesen sein. Obwohl das deutlich weniger waren als noch vor zwei Jahren mit 149.000, würden die Unternehmen keine wirkliche Abmilderung des Fachkräftemangels sehen, teilte der Verband mit und nennt eine Befragung unter Betrieben als Quelle. Danach erwarten fast 80 Prozent, dass sich der IT-Fachkräftemangel in Zukunft sogar weiter verschärfen wird.

Adél Holdampf-Wendel
Wie passt zusammen, dass einerseits die Arbeitslosigkeit beim IT-Personal stark steigt, andererseits ein hoher Fachkräftemangel herrschen soll? Adél Holdampf-Wendel, Bereichsleiterin Future of Work & Arbeit beim Bitkom ordnet die scheinbar widersprüchliche Situation ein: „Vor dem Hintergrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und geopolitischen Unsicherheiten halten sich Unternehmen mit Neueinstellungen grundsätzlich zurück und bauen teilweise sogar Stellen ab.“ Das sei aber eine konjunkturelle und keine strukturelle Veränderung.
Zugleich ändere sich der Personalbedarf in den IT-Profilen. „Die Nachfrage in klassischen IT-Aufgaben wie Softwareentwicklung oder Anwendungsbetreuung ist nach wie vor hoch. Zunehmend gefragt sind aber auch spezielle Fachkenntnisse in Künstlicher Intelligenz, IT-Sicherheit und Cloud-Diensten.“ Davon gibt es nicht oder noch nicht ausreichend Fachkräfte. Wenn die Qualifikationen von Arbeitssuchenden nicht zu den Anforderungen der Unternehmen passen, kann das zu einem Mismatch am Arbeitsmarkt führen. „Das heißt: Ein Fachkräftemangel kann bei vorhandener und sogar steigender Arbeitslosigkeit bestehen.“ Dieser Mangel herrscht dann in besonders begehrten Profilen. Andere sind weniger gefragt.
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Nachbesetzung fällt leichter
So sinken die Stellenangebote nahezu im Gleichschritt, wie die Arbeitslosigkeit steigt. Laut der Statistik der Arbeitsagentur ging das Angebot offener Stellen für Informatiker und andere IT-Berufe im September 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 22,3 Prozent auf knapp 12.000 zurück. Bei der BA wird jedoch nur etwa jede zweite offene Stelle gemeldet, informiert das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Personaldienstleister, Beratungshäuser und Wirtschaftsinstitute betrachten in ihren Studien ausgeschriebene Stellen von Unternehmen oder führen Befragungen in Betrieben durch, um daraus Schlüsse über Veränderungen bei der Nachfrage nach IT-Personal abzuleiten.
So stellt der Personaldienstleister Hays stellt in seinem Fachkräfte-Index im dritten Quartal 2025 einen Rückgang von 20 Prozentpunkten in der gesamten Nachfrage nach Fachkräften in Deutschland im Vergleich zum Vorquartal fest. Im Bereich IT weist der Index mit einem Minus von sieben Prozentpunkten einen nur geringen Rückgang auf. Mit einem Plus von 34 und 19 Prozentpunkten würden SAP- und Datenbank-Entwickler am stärksten nachgefragt.
In einer Umfrage des Beratungshauses Kienbaum im August dieses Jahres geben knapp 60 Prozent der IT-Unternehmen an, dass es ihnen leichter als im Vorjahr fällt, offene Stellen zu besetzen. Die angespannte Situation am Arbeitsmarkt hat sich somit entspannt. Jedoch kündigen 28 Prozent einen Personalabbau an.
Das Institut der deutschen Wirtschaft IW hat sich die Entwicklung des Stellengebots für IT-Personal im Vergleich der Jahre 2023 mit 2024 genau angeschaut und stellt fest, dass seit die deutsche Wirtschaft ihren Schwung verloren hat: Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach IT-Personal sind demnach rasant – insbesondere nach hochqualifizierten Experten. Laut IW-Untersuchung sank die Zahl offener Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte im genannten Vergleichszeitraum um 4,3 Prozent, die für IT-Tätigkeiten um 26,2 Prozent und damit sechsmal so stark. In absoluten Zahlen gingen die offenen Stellen um 16.500 auf 46.431 zurück. Der Rückgang in den IT-Berufen ist damit überdurchschnittlich groß und ein Effekt sinkender Investitionen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten: wenn weniger investiert wird, gibt es weniger Projekte und somit wird weniger Personal gebraucht.
Situation für Hochspezialisierte besonders schwierig
Am stärksten betroffen ist der Stellenrückgang laut IW für IT-Experten, die üblicherweise einen Masterabschluss oder ein Diplom haben. Stellenausschreibungen für sie reduzierten sich zwischen 2023 und 2024 um rund ein Drittel auf nur noch 26.753 Offerten. Besonders drastisch sind Stellenangebote für Experten der Informatik (minus 46,2 Prozent) und der Wirtschaftsinformatik (minus 38,2 Prozent) eingebrochen. „Dass gerade in diesen hochspezialisierten Berufen die offenen Stellen deutlich gesunken sind, dürfte auch daran liegen, dass Unternehmen zurückhaltender in der Umsetzung hochkomplexer IT-Projekte geworden sind, für deren Umsetzung oft Experten benötigt werden“, sagt Studienautor Jurek Tiedemann, Economist für Fachkräftesicherung beim IW.

Jurek Tiedemann
Trotz einer insgesamt rückläufigen Nachfrage nach IT-Fachkräften gab es Branchen, die mehr Stellen ausschrieben als im Vorjahr. So gab es in der ‚Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung‘ ein offenes Stellen-Plus von 518 Prozent auf ein Allzeithoch von 1.770 Offerten. „Zuletzt wurde der Fokus dort verstärkt auf die Implementierung neuer digitaler Lösungen gesetzt, um so beispielsweise Teile der Steuerberatung sowie Wirtschaftsprüfung zu digitalisieren – auch mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz KI“, sagt Tiedemann.
Auch im Tiefbau, der Energieversorgung und der Versicherungswirtschaft gab es zuletzt einen erhöhten Stellenbedarf für IT-Fachkräfte. Doch der fiel eher gering aus.
Apropos KI: in welchem Maß könnte Künstliche Intelligenz IT-Personal ersetzen? „Wir gehen davon aus, dass KI die Anforderungen an IT-Beschäftigte verändert und kompetenter Umgang mit KI stärker in den Fokus rückt“, sagt Tiedemann vom IW. So könnten Routineaufgaben von KI übernommen werden und IT-Beschäftigte sich hochspezialisierten Aufgaben widmen. „Daher wird Erfahrung und Spezialisierung immer wichtiger, um eine passende Stelle in einer IT-Tätigkeit zu finden.“
Kienbaum wollte in seiner Umfrage von den Unternehmen wissen, ob sie als Mittel gegen steigende Lohnkosten in Künstliche Intelligenz investieren, um Effizienzen zu steigern. Fast die Hälfte hat das bejaht. Laut Bitkom kostet KI Arbeitsplätze, schafft allerdings auch neue. Welche Auswirkungen KI unter dem Strich auf den IT-Arbeitsmarkt haben wird, lasse sich noch nicht sagen.
Was alle Gesprächspartner unisono sagen: Wenn die Wirtschaft wieder anzieht, kommt auch der IT-Arbeitsmarkt wieder in Schwung.
Für 2026 erwarten die Bundesregierung und Wirtschaftsinstitute ein verhaltenes, aber positives Wirtschaftswachstum um die 1,3 Prozent. Weltweit geht der Internationale Währungsfonds von 3,1 Prozent aus. Daher wird es mit dem Schwung in Deutschland höchstwahrscheinlich im nächsten Jahr noch nichts.
(mho)
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