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39C3: Kritik an der CUII und Netzsperren in Deutschland


Auf dem 39C3 beleuchtete der Talk „CUII: Wie Konzerne heimlich Webseiten in Deutschland sperren“ einen weiterhin wenig transparenten Mechanismus der Internetregulierung in Deutschland. Northernside und Lina zeigten, wie über die Clearingstelle Urheberrecht im Internet (CUII) in Zusammenarbeit von Rechteinhabern und Internetanbietern Websites gesperrt werden – meist freiwillig, häufig ohne richterliche Entscheidung und weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Sie selbst betreiben die Webseite „CUII Liste“, die eine möglichst umfassende Liste der durch die CUII in Deutschland gesperrten Webseiten vorhält.

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Zu den beteiligten Rechteinhabern der CUII zählen unter anderem die Film- und Musikindustrie (zum Beispiel GEMA, Filmstudios) sowie die Fußballbranche (DFL, Sky), während die teilnehmenden Internetanbieter nach eigenen Angaben rund 85 Prozent der deutschen Internetanschlüsse abdecken. Über die CUII können Rechteinhaber Sperranträge für mutmaßlich rechtsverletzende Websites stellen. Diese werden intern geprüft und anschließend an die beteiligten Provider weitergeleitet, die die Seiten meist per DNS-Sperre blockieren. Die Bundesnetzagentur war zeitweise eingebunden, betonte jedoch, nicht über die Rechtmäßigkeit der Inhalte zu entscheiden. Kritiker bemängeln, dass es sich um ein intransparentes, privatisiertes Verfahren ohne klare rechtliche Kontrolle handelt.

Besondere Aufmerksamkeit erregte die Veröffentlichung interner Sperrlisten infolge einer Fehlkonfiguration bei einem Provider. Dadurch wurde bekannt, dass zahlreiche Domains gesperrt waren, obwohl die beanstandeten Inhalte teils seit Jahren nicht mehr verfügbar waren. Analysen zeigten laut Kritikern erhebliche Defizite beim Monitoring: Ein erheblicher Teil der Sperren sei veraltet oder unberechtigt gewesen. Zudem änderten einige Anbieter ihre Sperrmechanismen, sodass Nutzer nicht mehr erkennen können, ob eine Seite gezielt gesperrt wurde oder lediglich nicht erreichbar ist. Diese erschwerten Transparenz- und Crowdsourcing-Projekte, die Sperrmaßnahmen dokumentieren wollen.

Mit dem 2024 vorgestellten „Kodex 2.0“ kündigte die CUII an, sich künftig stärker auf Gerichtsurteile zu stützen. Laut Lina wirke das Ganze wie ein PR-Stunt. „Es scheint nämlich so, als würden die Internetanbieter oft einfach nicht vor Gericht auftauchen. Dann gibt es ein sogenanntes ‚Versäumnisurteil‘, wodurch der Richter die ganze Sache also gar nicht inhaltlich tief prüft. Und dieses eine Urteil kann die CUII jetzt vorzeigen, und somit sperren dann alle anderen Internetanbieter in der CUII die Seite freiwillig“, sagt Northernside. Wie das genau ablaufe, sei sehr schwer zu sagen, von der CUII aus gebe es leider nicht viele Informationen. „Die Informationen mussten wir uns aus IFG-Anfragen [IFG: Informationsfreiheitsgesetz, Anm.d.R] und Anfragen an Gerichte zusammenpuzzeln. Wir wissen daher auch, dass die Bundesnetzagentur selbst um kontradiktorische (’richtige’) Urteile gebeten hat, keine Versäumnisurteile“.

Lina ergänzt: „Man sieht hier einfach, wie milliardenschwere Firmen Internetanbieter dazu bringen, still und leise deren Selbstjustiz durchzusetzen“. Es zeig, dass momentane Copyright-Gesetze am Ende meist nur den gigantischen Konzernen helfe, als normaler Mensch habe man solche Möglichkeiten hingegen nicht. „Technisch ist das auch sehr bedenklich: Die Internetanbieter müssen quasi alle Anfragen durchleuchten, um die Antworten dann manipulieren zu können. Und das machen die alles ’freiwillig’ mit ihren Kunden, weil die Konzerne mit ihrem vielen Geld und unseren Copyright-Gesetzen einfach die Macht haben“.


(mack)



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CO2-Flottengrenzwert für Neuwagen: Warum das Jahr 2030 bedeutsam ist


Das vermeintliche Aus vom Aus des Verbrennungsmotors ab 2035 stand wochenlang im Fokus der Öffentlichkeit. Was über die Debatte vergessen wurde: Der Entwurf der Europäischen Kommission vom 16. Dezember ist lediglich eine Diskussionsgrundlage. Das Gesetz zur Begrenzung der CO₂-Emissionen ist in Kraft, und es sieht schon bis 2030 eine Reduzierung um 55 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2021 vor.

Dieser Ist-Zustand bedeutet nichts anderes als einen zwingenden Anstieg des Marktanteils von Elektroautos, der deutlich steiler sein wird als bisher: Etwa die Hälfte der neu zugelassenen Pkw müssten nach aktueller Gesetzeslage zum Anfang der nächsten Dekade elektrisch fahren. Das wäre im Vergleich zu heute mehr als eine Verdoppelung.

  • strengere Vorgaben beim Flottenverbrauch ab 2030
  • ohne deutlich mehr Elektroautos drohen Strafen für die Hersteller
  • ICCT-Prognose für 2030: mehr als 60 Prozent der Neuwagen sind Elektroautos

Die Ursache des Hochlaufs ist simpel: Elektroautos sind für die Hersteller die preisgünstigste Methode, um die CO₂-Vorgaben zu erfüllen. Unabhängig von gesetzlichen Grenzwerten wächst außerdem der internationale Konkurrenzdruck. Wer keine Elektroautos baut, wird zum Beispiel in China ohne Chance sein. Im größten Einzelmarkt sind 2025 rund 25 Millionen Pkw verkauft worden, was etwa 30 Prozent der Weltproduktion entspricht.


Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „CO2-Flottengrenzwert für Neuwagen: Warum das Jahr 2030 bedeutsam ist“.
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39C3: Konzerne ruinieren das Netz – Cory Doctorows Ideen gegen Enshittification


Erst ist der neue Cloud-Dienst kostenlos, dann folgt die Werbeeinblendung und zum Schluss bittet der Anbieter seine Nutzer gnadenlos zur Kasse. Gleichzeitig wird das Produkt immer schlechter – die „Enshittification“ hat eingesetzt.

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Science-Fiction-Autor Cory Doctorow, langjähriger Aktivist bei der Electronic Frontier Foundation, hat den Begriff geprägt und uns auf dem Chaos Communication Congress (39C3) im Interview erläutert, was er damit meint. Doctorow sieht Staatengemeinschaften in der Pflicht, die Tech-Konzerne zu bremsen – mit dem Umstieg von einem sozialen Netzwerk zum nächsten sei es nicht getan. Das ganze Interview hier auf heise online, bei YouTube und auf Peertube.

Redaktion: Keywan Tonekaboni
Video: Özgür Uludaǧ, Anna Gundler


(ktn)



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Zahlen, bitte! 809.825 Gulden des Jacob Fugger – Reichster Mann seiner Zeit


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This article is also available in
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It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Vor 500 Jahren starb Jacob Fugger (der Reiche), wie er von seinen Zeitgenossen genannt wurde. Sein Neffe und Nachfolger Anton Fugger brauchte zwei Jahre, ehe er die komplette Inventur der Fugger-Familie beenden konnte. Sie gilt noch heute als wichtigste Quelle zum damals entstehenden Welthandel, der den Reichtum von Jacob Fugger ausmachte.

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Als er starb, hatte das weitverzweigte Fugger-Imperium zwei Millionen Gulden Überschuss gemacht. Jacob Fuggers Anteil am Gesamtkapital betrug 809.825 Gulden, von denen er 142.035 Gulden für persönliche Ausgaben verwendet hatte, unter anderem für die Fuggerei in Augsburg, die erste Sozialwohnungssiedlung. Er war der reichste Mann seiner Zeit.


Bitte Zahlen

Bitte Zahlen

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

In einem Jahr, in dem viel über den Reichtum von Tesla-Eigner Elon Musk oder Oracle-Gründer Larry Ellison geschrieben wurde, lohnt sich zum Schluss ein Blick auf Jacob Fugger. Mit seinem Tod am 30. Dezember 1525 wurde ein Überblick über das Familienvermögen gestartet, das als Inventur der Firma Fugger aus dem Jahre 1527 [PDF-Ansicht] Wirtschaftsgeschichte schrieb, weil so die Genesis des modernen Kapitalismus [PDF] erschlossen werden konnte. Jacob Fugger war als Frühkapitalist der reichste Mann seiner Zeit, auch wenn es vor ihm Herrscher wie Kanaan Mansa Musa gegeben hat, die wesentlich vermögender waren.

Die offizielle Website der Familie Fugger erwähnt bei der Bestimmung seines Reichtums ein (nicht mehr existierendes) Business-Portal von Microsoft, das Jacob Fugger mit Bill Gates verglichen hatte. Danach soll Fuggers Vermögen 10 Prozent der Wirtschaftsleistung des Heiligen Römischen Reichs (Deutscher Nation) entsprochen haben, während Bill Gates‘ Vermögen nur 0,5 Prozent der US-Wirtschaftsleistung ausmachte. Zwar fehlen hier die Bezugszahlen, aber die Zahlen verdeutlichen dennoch grob, um welche Dimension es hier geht.



Jakob Fugger, geboren am 6. März 1459 in Augsburg; gestorben am 30. Dezember 1525 ebenda, gilt durch Geschäftssinn und politischem Geschick als reichster Mann seiner Zeit.

(Bild: Gemälde von Albrecht Dürer, um 1519 herum)

Der Aufstieg der Familie Fugger begann vier Generationen vor Jacob Fugger mit dem Weber Hans Fugger, der sich in Augsburg niederließ und auf die Produktion von Barchent spezialisierte. Bei diesem Stoff bestanden die Längsfäden aus Leinen und die Querfäden (der Schuss) aus Baumwolle, die aus Italien geliefert wurde. Die Fugger wurden über den Baumwollhandel mit Italien reich und bekamen schließlich das Augsburger Bürgerrecht.

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Jacob Fugger wurde als Jüngster von drei Brüdern im Alter von 14 Jahren zur kaufmännischen Ausbildung nach Venedig geschickt und lernte dort nicht nur die Renaissance kennen und schätzen, sondern auch das Geheimnis der doppelten Buchführung mit Soll und Haben.

Als Jacob dem Fugger-Gesellschaftsvertrag beitrat, diversifizierte er die Firma mit dem Bergbau in Tirol [PDF]: Er finanzierte die Hofhaltung des Tiroler Erzherzogs Sigismund des Münzreichen und sicherte seine Kredite mit Bergbaurechten ab.

Zum österreichischen Silber kam später der (streng geheime) Abbau von Kupfer in den Karpaten in Banská Bystrica, über den er schließlich gegenüber der Konkurrenz das Monopol für Kupfer durchsetzen konnte. Fugger profitierte davon, das die Portugiesen unter Vasco da Gams den Seeweg nach Indien gefunden hatten. Aus dem Fugger-Kontor Antwerpen gelangten die Kupferhalbfabrikate nach Lissabon, von wo aus sie nach Indien verschifft wurden, wie es Wrack-Funde bezeugten.

Jacob Fugger und seine Brüder mischten kräftig in der Politik mit. Sie finanzierten die Wahl des Habsburgers Maximilian I. zum Kaiser, später auch die Wahl seines Enkels Karl zum König Karl 1. Im Gegenzug bekamen sie die Quecksilberminen im spanischen Almadén.

Sie übernahmen den Ablasshandel unter Papst Alexander VI. und sicherten sich dabei die Hälfte der Einnahmen. Jacob Fugger selbst finanzierte ein theologisches Gutachten von Johannes Eck, das nachwies, das ein Zins von fünf Prozent kein Wucher, sondern gottgefällig ist. Das brachte Martin Luther in Rage: „Darum sind die jetzigen Händel mit dem Gelde unrecht und wider Gott, die Land und Leute verderben und aussaugen. Man müsste wirklich diesem Fugger und dergleichen Gesellschaft einen Zaum ins Maul legen.“



Die Sozialbausiedlung Fuggerei existiert in Augsburg bis heute.

(Bild:  CC BY-SA 4.0, Diego Delso)

Schließlich steckte Fugger viel Geld in die blutige Niederschlagung des schwäbischen Bauernaufstandes, dem Uffrur vor 500 Jahren. Seine soziale Seite kam beim Bau der bis heute bestehenden Fuggerei zum Ausdruck, der wohl ältesten Sozialbausiedlung der Welt. Hier konnten katholische verarmte Augsburger Handwerker mit ihren Familien eine bezahlbare Unterkunft finden.

Im Gegenzug mussten sie dreimal am Tag für das Seelenheil der Fuggers beten. Der Abstieg der Fugger begann gleich nach dem Tod von Jacob Fugger. Sein Nachfolger Anton Fugger versuchte noch, das hinterlassene Vermögen aus dem schnell wegbrechenden Bergbau durch Immobilienanlagen zu retten, als die Ausplünderung von Lateinamerika begann, doch war er längst nicht mehr der reichste Mann seiner Zeit. “Nihil sub sole perpetuum“ (Nichts unter der Sonne hat Bestand) – ist ein Satz, der ihm zugeschrieben wird.

Wer sich festlich gestimmt für die Fugger interessiert, kann sich die sechsteilige TV-Serie „Vom Webstuhl zur Weltmacht“ zu Gemüte führen, eine deutsch-tschechische Produktion, die den Frühkapitalismus im märchenhaften Stil von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ inszenierte.


(mawi)



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