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Afrinic: Regierung von Mauritius schreitet ein


Die annullierte Vorstandswahl der afrikanischen IP-Adressvergabestelle Afrinic zieht nun eine offizielle Untersuchung der mauritischen Regierung nach sich. Auf Antrag von Premierminister Navin Ramgoolam hat Präsident Dharam Gokhool Ende vergangener Woche einen Richter des Obersten Gerichtshofs damit beauftragt, die Vorgänge bei Afrinic zu untersuchen.

Das betrifft nicht nur die nach Unregelmäßigkeiten annullierte Vorstandswahl, sondern auch ihre Vorgeschichte. Afrinic ist durch zahlreiche Rechtsstreitigkeiten mit dem Adresshändler Cloud Innovation und seinen Partnern seit drei Jahren ohne Vorstand, nahezu handlungsunfähig und steht unter Zwangsverwaltung.

Auslöser des Streits war der Versuch der Registry, an Cloud Innovation zugeteilte IP-Adressen wieder zurückzuziehen, nachdem das Unternehmen diese an internationale Kunden weitervermietet hatte. Seither versuchen Cloud Innovation und Partner, die Kontrolle über ihren Adresspool vor Gericht zu erstreiten.

Diese Verfahren seien nach Ansicht der Regierung „rechtlich fragwürdig“ und könnten „Ergebnis eines Missbrauchs der Gerichte“ sein, schreibt Präsident Dharambeer Gokhool in dem Einsetzungsbescheid für die Untersuchung, der heise online vorliegt. Seit November 2024 könne die Registry keine IP-Adressen für den gesamten Kontinent mehr vergeben. Das habe das Ansehen von Mauritius international beschädigt.

Richter Nicholas Oh San-Bellepeau soll die Affäre von Anfang an untersuchen und dabei mögliche strafbare Handlungen von Cloud Innovation, seinen Partnerunternehmen und auch der auf Antrag von Cloud Innovation eingesetzten Zwangsverwalter aufdecken.

Der Jurist soll sich unter damit befassen, ob die Eintragung von Cloud Innovation als Afrinic-Anteilseigner im Frühjahr rechtens war, und ob Cloud Innovation sich „irgendwelcher missbräuchlicher oder konzertierter Aktionen bedient, um Afrinic zu lähmen“.

Cloud Innovation hatte kurz nach der Vorstandswahl noch versucht, das Ergebnis anerkennen zu lassen. Inzwischen betreibt das Unternehmen die Auflösung Afrinics. Offenbar ruht der Antrag auf Zwangsliquidation der Registry angesichts der von der Regierung eingeleiteten Untersuchung.

Auch die Regierungen in anderen afrikanischen Staaten sind mittlerweile auf den Barrikaden. Unternehmen in ihren Ländern können aktuell keine neuen IP-Adressen erhalten. Nach einer Krisensitzung haben 40 Regierungen und 60 Unternehmen in einer gemeinsamen Stellungnahme vor den Effekten der von Cloud Innovation beantragten Zwangsschließung von Afrinic gewarnt. Dies würde die Kontrolle Afrikas über die IP-Adressvergabe auf dem Kontinent gefährden.

Darüber wenden sich die afrikanischen Staaten und Unternehmen nun auch an Chinas Regierung, um die Gefahr für die Institution Afrinic „zu deeskalieren“. Die geopolitische Dimension des Streits war bislang allenfalls von einzelnen hinter vorgehaltener Hand angesprochen worden. Chinesische Firmen gehören zu den Nutznießern der Adressleihe und -vergabe durch Cloud Innovation und dem Partnerunternehmen Larus.

Parallel zu den diplomatischen Entwicklungen laufen Vorbereitungen für einen weiteren Versuch, der angeschlagenen Registry durch eine ordentliche Wahl doch noch einen handlungsfähigen Vorstand zu geben. In der vergangenen Woche hat Afrinic ein neues Nominierungskomitee angekündigt und dieses am Montag vorgestellt.

Statt britischer Anwälte sitzen nun fast ausschließlich Vertreter von Telekommunikations- und Digitalministerien aus den afrikanischen Mitgliedsstaaten in dem Komitee. Unter dieser Aufsicht soll die Wahl am 29. August rein elektronisch wiederholt werden.

Die Aufklärung der Wahlmanipulationen fordert seit einiger Zeit auch die ICANN. In einem Brief an den Telekommunikationsminister von Mauritius hatte die Selbstverwaltung für das Domain-Name-System und Hüterin der globalen IP-Adress-Resourcen geschrieben, dass die Annullierung eine umfängliche Untersuchung keineswegs überflüssig mache.

Die ICANN fordert, dass an Manipulationen beteiligte Afrinic-Mitglieder vom Nominierungsprozess und der Wahl ausgeschlossen werden. Ob sie weiter ihre IP-Adressen behalten können, solle zu einem späteren Zeitpunkt diskutiert werden. Für eine rein elektronische Wahl rät sie dringend zu soliden Absicherungsmaßnahmen.

Die ICANN behält sich überdies eine Überprüfung vor, ob die Afrinic insgesamt den ICP-2 Regeln entspricht, welche die Grundlage für die Gründung von regionalen Registries bilden. Im Antrag auf Zwangsliquidation sieht die ICANN mittlerweile den Versuch eines einzelnen Mitglieds, die Kontrolle über die Registry zu übernehmen und damit eigene kommerzielle Interessen zu befriedigen.


(vbr)



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Jugendschutz: YouTube will das Alter der Nutzer mit maschinellem Lernen erkennen


YouTube wird in Kürze beginnen, das Alter der Nutzer mithilfe maschinellem Lernen automatisch einzuschätzen, um Kinder und Jugendliche zu erkennen und die jeweiligen Schutzmaßnahmen zu aktivieren. Sollte ein Anwender fälschlich als minderjährig erkannt werden, kann sich dieser gegenüber YouTube entsprechend ausweisen. Die automatische Alterseinschätzung wird in den USA anhand eines begrenzten Nutzerkreises getestet und soll später auf weitere Regionen ausgedehnt werden.

YouTube-Betreiber Google hat bereits Anfang dieses Jahres angekündigt, im Laufe dieses Jahres KI-Methoden zur Alterserkennung und für mehr Jugendschutz zu testen. Dazu gehört auch maschinelles Lernen. Ziel ist, Minderjährige vor unangemessenen Internet-Inhalten zu schützen. Denn etliche Nutzer melden sich etwa bei YouTube mit dem falschen Geburtsdatum an. Denn wer sich nicht bei YouTube anmeldet, bekommt nicht alle Videos zu sehen.

Details zur Alterserkennung verrät YouTube nicht, aber erklärt, dass Künstliche Intelligenz (KI) genutzt wird, um eine Reihe von Zeichen zu interpretieren, die auf Minderjährigkeit deuten. Das gehören die Videos, nach denen die Nutzer suchen, sowie die Kategorien von Videos, die zuvor geschaut wurden. Auch der Zeitpunkt der Einrichtung des YouTube-Kontos spielt eine Rolle.

Sollte das System einen Nutzer als Teenager erkannt haben, werden automatisch einige Jugendschutzfunktionen eingeschaltet. Dazu gehört die Deaktivierung personalisierter Werbung, die Aktivierung von Tools für digitales Wohlbefinden, etwa Warnungen bei langer Nutzungsdauer und Schlafenszeit, sowie eingeschränkte Videoempfehlungen, etwa hinsichtlich für Jugendliche riskanter Themen. Das dürfte auch Videos im Kontext des eigenen Körperbildes betreffen, die beim wiederholten Ansehen problematisch sein können.

Wenn YouTube-Nutzer fälschlicherweise als jugendlich eingestuft werden, müssen sie sich gegenüber der Videoplattform ausweisen. YouTube schlägt dafür die Vorlage von Kreditkarten oder amtlichen Ausweisen vor. Möglicherweise genügt auch ein Selfie. Erst nach Überprüfung dieser Dokumente erhalten diese Nutzer Zugriff auf hinsichtlich des Alters beschränkte Videos, etwa Trailer von Filmen oder Spielen mit Gewaltdarstellungen. Das gilt aber auch für nicht ausgewiesene Nutzer, die automatisch als erwachsen erkannt werden.

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Die automatische Alterserkennung mit maschinellem Lernen wird in den nächsten Wochen innerhalb der USA eingeführt. YouTube hat dieses Verfahren nach eigenen Angaben in anderen Märkten bereits seit einiger Zeit erfolgreich genutzt, nennt dazu allerdings keine Einzelheiten. Sollte sich die Technik auch in den USA bewähren, soll dies auch in weiteren Regionen der Welt umgesetzt werden.


(fds)



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Europäischer Cloud-Markt wächst – und US-Anbieter profitieren


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It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Auf 61 Milliarden Euro Einnahmen wuchs der europäische Cloud-Markt 2024 – ein deutliches Plus von den knapp 50 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Seit 2017 hat sich das Marktvolumen sogar versechsfacht. Allerdings konnten europäische Cloud-Anbieter von diesem Wachstum nur begrenzt profitieren: Zwar haben sie im selben Zeitraum ihre Einnahmen verdreifacht, doch ihr Anteil am Markt sank gleichzeitig von 29 auf 15 Prozent. Diese Zahlen stammen aus einer aktuellen Erhebung von Synergy Research.




Ob Cloud, KI oder M365: Kaum ein Unternehmen kommt heute ohne Software und Services aus den USA auf. Angesichts der politischen Verwerfungen seit Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump fragen sich immer mehr IT-Verantwortliche: Wie kann ich Abhängigkeiten vermindern und die eigene IT souveräner, resilienter und damit zukunftssicherer aufstellen? Die Antworten gibt es beim IT Summit by heise 2025 am 11. und 12. November in München.

Deutlich besser steht die US-Konkurrenz da: Amazon, Microsoft und Google dominieren das europäische Cloud-Geschäft mit einem Anteil von 70 Prozent. Unter den hiesigen Unternehmen sind die SAP und Deutsche Telekom die größten Anbieter; sie kommen jeweils auf einen Anteil von zwei Prozent. Anschließend folgen OVHcloud, Telecom Italia und Orange. Deutschland zählt neben Großbritannien zum größten Cloud-Markt in Europa, wobei Irland, Spanien und Italien die höchsten Wachstumsraten aufweisen.


Diagramm Cloud-Markt Europa

Diagramm Cloud-Markt Europa

(Bild: Synergy Research Group)

Zwischen 2017 und 2022 sank der Anteil der europäischen Anbieter deutlich, seitdem pendelt er sich bei 15 Prozent ein. Den Daten von Synergy Research zufolge ändert daran auch die aktuelle Diskussion um die digitale Souveränität nichts – 2025 scheint sich die Aufteilung des Markts nicht zu ändern. Für dieses Jahr sagen die Marktforscher ein erneutes Wachstum voraus: Die Einnahmen sollen mit einem Plus von 24 Prozent wieder deutlich zulegen.

John Dinsdale, Chief Analyst bei Synergy Research, sieht die europäischen Anbieter in einer schwierigen Situation: Zu hoch seien die Investitionen der US-Hyperscaler, als dass die hiesige Konkurrenz ihre Dominanz ernsthaft herausfordern könnte. Folglich würden sich europäische Cloud-Provider auf lokale Kunden mit spezifischen Bedürfnissen konzentrieren. Viele dieser Anbieter könnten weiter wachsen, aber wahrscheinlich wird das ihren Anteil am Markt nicht verändern.

Aktuell investieren Amazon, Microsoft und Google stark in Europa und werben mit Souveränitäts-Versprechen. Und SAP-Chef Christian Klein sprach sich erst Anfang Juni gegen einen direkten Wettbewerb aus: Mit den US-Hyperscalern zu konkurrieren, sei verrückt. Neue Rechenzentren mit EU-Förderung zu bauen, sei eine völlig falsch umgesetzte Souveränität. Vielmehr solle man auf KI für spezifische Branchen und spezielle Anwendungen setzen – und genau hier sieht Synergy Research ein besonders hohes Wachstum von 140 bis 160 Prozent.

Details zu den aktuellen Zahlen von Synergy Research finden sich hier.


(fo)



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Arzt-Software: CompuGroup Medical gewinnt Ausschreibung der Bundeswehr


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Die CompuGroup Medical, ein großer IT-Dienstleister im Gesundheitswesen, hat einen mehrjährigen Auftrag zur Digitalisierung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr erhalten. Das in der Vergangenheit oft in der Kritik stehende eHealth-Unternehmen wird die BWI GmbH, das IT-Systemhaus der Bundeswehr, künftig mit digitalen Arzt- und Zahnarztinformationssystemen im ambulanten Bereich unterstützen.

Laut Daniel Gotthardt, CEO der CompuGroup Medical, soll die Software unter anderem bei verschiedenen Prozessen wie bei der Begutachtung oder „der Abbildung der Truppenstrukturen selbst“ unterstützen. Der Vertrag hat eine Laufzeit von bis zu sieben Jahren und ein Volumen im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. „Die Ausschreibung ist eine der größten im Bereich ambulant genutzter Software für Streitkräfte in Europa“, heißt es von CGM.

Unklar ist, ob es sich bei der Software um diejenige handelt, mit der auch die geplante elektronische Patientenakte der Bundeswehr (ePABw) befüllt werden kann. Bisher hat CGM darauf nicht geantwortet. Noch in diesem Jahr soll ein Auftrag für die ePABw, dem Äquivalent zur aktuellen „ePA für alle“, vergeben werden.

In der Vergangenheit hatte es für CGM, das zahlreiche Praxisverwaltungssysteme betreibt, aus verschiedenen Gründen viel Kritik gegeben. Kürzlich berichtete beispielsweise Correctiv unter anderem über die Marktmacht des Unternehmens und dessen Verbindungen zur Gesundheitspolitik.


(mack)



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