Entwicklung & Code
Arbeitslos wegen KI: Laut einer Studie holen Unternehmen ihre Mitarbeiter zurück
Aktuell verlieren Tausende Angestellte in den USA ihren Arbeitsplatz. Als Grund für den massenhaften Stellenabbau wird unter anderem der Einsatz neuer KI-Tools genannt. Einerseits legen diverse Studien aber nahe, dass Unternehmen diese Entlassungen früher oder später bereuen werden. Andererseits könnte KI auch nur als Vorwand dienen, um Stellenstreichungen zu rechtfertigen. Laut einer Analyse von Visier, über die Axios exklusiv berichtet, hat sich der Anteil der Mitarbeiter, die nach dem Ausscheiden erneut von ihren früheren Arbeitgebern eingestellt werden, zuletzt leicht erhöht.
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KI als Ausrede für Massenentlassungen?
Die Angst, durch den zunehmenden Einsatz von KI arbeitslos zu werden, ist bei vielen Menschen groß. Laut einer PWC-Studie befürchten 22 Prozent der Angestellten in Deutschland, durch die neue Technologie abgehängt oder überflüssig zu werden. Vor allem junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren, die im Vergleich zu anderen Generationen als technikaffiner gelten, sind besorgt. Das Problem: Tech-CEOs schüren diese Ängste oft bewusst. So warnte beispielsweise Anthropic-Chef Dario Amodei davor, dass KI-Tools Millionen gut bezahlter Bürojobs gefährden und die Arbeitslosenquote auf 20 Prozent ansteigen lassen könnten. Tatsächlich wurden in den USA zuletzt massenhaft Entlassungen bekannt gegeben. So will Amazon 14.000 Stellen streichen, und auch UPS hat dieselbe Anzahl an Mitarbeitern entlassen – hier sind sogar Kürzungen von insgesamt 48.000 Arbeitsplätzen geplant.
Eine Analyse von Visier, einem Unternehmen, das auf People Analytics und Personalbedarfsplanung spezialisiert ist, kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass etwa 5,3 Prozent der entlassenen Mitarbeiter von ihren ehemaligen Arbeitgebern wieder eingestellt werden. Für die Auswertung wurden Daten von 2,4 Millionen Angestellten aus 142 Unternehmen weltweit untersucht. Diese Quote sei seit 2018 relativ stabil, habe zuletzt aber leicht zugenommen. „Die Vorstellung, dass KI jetzt kommt und absolut jeden Arbeitsplatz ersetzt, ist noch immer nicht bewiesen“, so Andrea Derler, die bei Visier als Leiterin tätig ist. Der zunehmende Einsatz von KI sei allerdings eine „sehr bequeme Erklärung für Entlassungen“. Derler sieht in der aktuellen Entwicklung ein größeres Planungsproblem: Bisher hätten sich viele Führungskräfte nicht damit befasst, was KI tatsächlich leisten kann und welche Kosten die Einführung mit sich bringen würde. Für sie sei es wichtig, die Vorteile und Risiken genau abzuwägen, um herauszufinden, wo tatsächlich auf Menschen und ihre Fähigkeiten verzichtet werden kann.
KI kann Mitarbeiter bisher nicht ersetzen
Auch andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen: So können laut einer neuen Benchmark, die von Experten des Datenannotationsunternehmens Scale AI und der gemeinnützigen Organisation Center for AI Safety entwickelt wurde, selbst aktuelle Spitzenmodelle bisher nur etwa drei Prozent der Aufgaben, die im Arbeitsalltag anfallen, zuverlässig übernehmen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass ein aktueller Bericht von Forrester zeigt, dass mehr als die Hälfte aller Arbeitgeber, die Stellen abgebaut und durch KI ersetzt haben, diese Entscheidung bereuen. „Entlassungen sind niemals kostenlos“, sagt die Visier-Managerin Derler. Unternehmen sollten deshalb immer genau Kosten und Nutzen gegeneinander abwägen.
Dieser Beitrag ist zuerst auf t3n.de erschienen.
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(jle)