Künstliche Intelligenz
Azure Cobalt 200: Microsofts zweite hauseigene ARM-CPU für Cloud-Server
Die Microsoft-Cloudsparte Azure kündigt mit dem Cobalt 200 ihren zweiten maßgeschneiderten ARM-Serverprozessor an. Er folgt auf den 2023 angekündigten 128-Kerner Cobalt 100.
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Obwohl der Cobalt 200 nur 3 Prozent mehr CPU-Kerne hat als sein Vorgänger (132 statt 128), soll er bis zu 50 Prozent mehr Leistung liefern. Dazu verwendet Azure stärkere CPU-Kerne (ARM Neoverse V3 statt Neoverse N2) und baut mehr Cache ein. Jeder Kern hat 3 MByte L2-Cache, insgesamt sind es folglich 396 MByte. Dazu kommt noch halb so viel L3-Cache.
Azure lässt die Cobalt-200-Chiplets von TSMC mit N3-Technik produzieren. Der Prozessor besteht aus zwei Chiplets mit je 66 aktiven Kernen.
Aus dem ARM-Regal, plus Extras
Um das Chipdesign zu beschleunigen, hat Azure schon für Cobalt 100 von ARM ein sogenanntes Neoverse Computing Subsystem (CSS) zugekauft, also nicht bloß Blaupausen für die einzelnen Kerne. Auch die Kerne des Cobalt 200 basieren auf einem ARM-CSS.
Microsoft respektive Azure betont jedoch, dass auch eigene Entwicklungen in Cobalt 200 stecken. Beispielsweise gibt es eine RAM-Verschlüsselung, um die Speicherbereiche parallel laufender Instanzen gegen Angriffe zu schützen.
Blockschaltbild des ARM-Serverprozessors Microsoft Azure Cobalt 200.
(Bild: Microsoft Azure)
Außerdem sind Funktionen der ARM Confidential Compute Architecture (CCA) eingebaut. Wie Intel TSX und AMD SNV-SEP soll CCA sogar einem Angreifer mit Administratorrechten den Zugriff auf Nutzerdaten versperren.
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Der Cobalt 200 steuert wie sein Vorgänger zwölf RAM-Kanäle an. Azure setzt ihn in Dual-Socket-Servern ein, die dann insgesamt bis 264 CPU-Kerne haben.
Cobalt-100-Instanzen in der Azure-Cloud gibt es mit unterschiedlichen Verhältnissen von CPU-Kernen zu RAM-Kapazität. Die schlecht übersetzte deutsche Azure-Website zu den Instanzen auf Cobalt 100 nennt den Chip auch „Kobalt 100“. Maximal sind Instanzen mit 96 CPU-Kernen und 672 GByte RAM buchbar.
Cobalt-200-Instanzen will Azure im Laufe des Jahres 2026 anbieten.
ARM-Konkurrenten
Auch andere Cloud-Hypercaler lassen sich eigene ARM-Serverprozessoren entwickeln. Amazon AWS hat bereits die vierte Version ihres Graviton im Einsatz. Google nutzt den Axion mit Neoverse N2.
Oracle Cloud Infrastructure (OCI) nutzt Altra-Prozessoren der Firma Ampere Computing, die mittlerweile wie ARM selbst zu SoftBank gehört. OCI und SoftBank kooperieren wiederum beim KI-Projekt Stargate.
Auch Nvidia setzt in den Grace-Chips auf ARM Neoverse, kombiniert diese aber stets mit KI-Beschleunigern zu „Superchips“: Grace Hopper (GH100), Grace Blackwell (GB200, GB300).
Um die ARM-Vielkerner zu kontern, haben auch die x86-CPU-Hersteller AMD und Intel Severprozessoren mit sehr vielen kompakten (Epyc mit Zen 4c/Zen 5c) beziehungsweise E-Kernen (Xeon 6000E) entwickelt.
(ciw)