Datenschutz & Sicherheit
CA in der Kritik: Zertifikate für 1.1.1.1 bringen Cloudflare auf die Palme
Eine Zertifizierungsstelle (CA) aus Kroatien hat mehrere Zertifikate für die IP-Adresse 1.1.1.1 ausgestellt, ohne die notwendige Genehmigung dafür eingeholt zu haben. Die Adresse gehört zu Cloudflares frei nutzbarem DNS-Server, der auch Anfragen per verschlüsselter HTTP-Verbindung entgegennimmt. Publik wurde der Lapsus eher zufällig, die CA leistete sich jedoch noch mehr Schnitzer.
Digitale Zertifikate sind essenziell für die sichere Kommunikation im Web, daher ist ihre Vergabe an strenge Richtlinien gebunden. Die kroatische CA Fina hielt sich an diese Richtlinien offenbar nicht immer – und das, obwohl sie zumindest in Microsoft-Browsern und der EU-Infrastruktur für qualifizierte Webseiten-Zertifikate (QWAC) als vertrauenswürdig gilt.
Vertrauen unbegründet? Diese Produkte und Infrastrukturen akzeptieren von der Fina-CA ausgestellte Zertifikate.
Ein Nutzer des Forums Hacker News fand ein von Fina ausgestelltes Zertifikat, das ihm seltsam vorkam und mit dem er eine weitreichende Untersuchung in Gang setzte. Es war für die IP-Adresse 1.1.1.1 ausgestellt, die das US-Unternehmen Cloudflare seit 2018 für einen freien DNS- und VPN-Dienst verwendet. Dieser unterstützt auch DNS over HTTPS (DoH) und braucht dafür ein gültiges Zertifikat. Das stammt jedoch nicht von Fina, sondern von DigiCert – die kroatische CA hatte die IP-Adresse offenbar nur für Testzwecke verwendet.
Unerlaubte Test-Zertifikate für Cloudflare-IP
Das hätte sie aber nicht gedurft. Denn: Um ein digitales Zertifikat zu erhalten, muss der Antragsteller seine Berechtigung am Subjekt des Zertifikats – üblicherweise eines vollqualifizierten Domainnamens (FQDN) oder einer IP-Adresse – nachweisen. Das gilt auch, wenn die CA selber ein Zertifikat ausstellt, etwa zu Testzwecken. Und so landete der Vorgang rasch auf der zuständigen Mailingliste des Browserherstellers Mozilla und rief die Experten auf den Plan.
Die stellten fest, dass es beileibe nicht beim Einzelfall geblieben war – neben einem halben Dutzend Zertifikaten für 1.1.1.1 hatte Fina auch eines für die von Oracle verwaltete IP-Adresse 2.2.2.2 ausgestellt, einige für private IP-Adressen aus dem Netz 10.0.0.0/8 – und bisweilen hatten die Kroaten erstaunliche Kreativität beim Umgang mit Hostnamen bewiesen. Und das nicht seit gestern: Die Historie der 1.1.1.1-Testzertifikate beginnt im Februar 2024, mithin vor anderthalb Jahren.
Cloudflare zürnt, CA wiegelt ab
Der US-Konzern ist wenig amüsiert und findet in einem ausführlichen Blogeintrag deutliche Worte für den Fauxpas: Es handele sich um einen „inakzeptablen Sicherheitsverstoß der Fina CA“. Wer ihr weiter vertraue, solle unmittelbar handeln, um diese Entscheidung zu überprüfen – offenbar ein Wink mit dem digitalen Zaunpfahl gen Redmond. Zudem führte Cloudflare eine Untersuchung durch, die weitere Sicherheitsverstöße ans Licht bringen sollte, etwa durch „Man in the Middle“-Angriffe oder BGP-Hijacks der IP-Adresse 1.1.1.1.
Cloudflare lobte zudem das Programm der „Certificate Transparency“, das seit Jahren CAs verpflichtet, jedes ausgestellte Zertifikat in ein „Ewiges Logfile“ zu schreiben, das über Dienste wie Censys oder crt.sh einsehbar ist. Doch auch deutliche Selbstkritik erspart der Internetkonzern sich nicht: Man habe das fälschlich ausgestellte Zertifikat zu spät bemerkt und werde nun zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um künftig schneller von derlei Problemen zu erfahren.
Die betroffene CA hatte sich zunächst gegenüber Cloudflare gerechtfertigt, tat dies später aber auch öffentlich im Mozilla-Bugtracker. Man habe die IP-Adresse versehentlich zu Testzertifikaten hinzugefügt, die jedoch nie außerhalb der Fina-eigenen Testumgebung in Gebrauch gewesen seien. Alle Zertifikate seien mittlerweile zurückgezogen („revoked“) und werde interne Prozeduren und Dokumentation verbessern.
Auswirkungen: für Nutzer gering, Verursacher muss zittern
Ob dieses Versprechen den gestrengen Hütern der Web-PKI genügt, darf man getrost bezweifeln. Die im CA/Browser Forum (CAB) organisierten Hersteller von Webbrowsern und Vergabestellen digitaler Vertrauensnachweise nehmen Verstöße wie diesen nie auf die leichte Schulter. Microsoft bekommt dies derzeit zu spüren und muss wegen eines Tippfehlers bis November Millionen Zertifikate zurückziehen, anderen CAs entzogen CAB-Mitglieder kurzerhand das Vertrauen komplett.
Für die kroatische CA steht immerhin die Verankerung in Microsofts und Adobes Produkten auf dem Spiel und auch die Betreiber der EU-Infrastruktur für qualifizierte Webzertifikate (QWAC) dürften sich den Vorgang sehr genau anschauen. Nutzer des DNS-Dienstes 1.1.1.1 hingegen dürfen aufatmen: Dass ihnen Gefahr drohte, etwa durch abgefangene DNS-Abfragen, ist höchst unwahrscheinlich.
(cku)
Datenschutz & Sicherheit
Oracle CPU: Groß-Patch-Tag mit 374 Softwareflicken
Oracle liefert zum vierteljährlichen, „Critical Patch Update“ (CPU) genannten Patchday im Oktober 374 Softwareflicken aus. Admins sollten prüfen, ob sie betroffene Produkte in ihren Netzen einsetzen, und die Aktualisierungen zügig installieren.
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Auf der Übersichtsseite listet Oracle alle betroffenen Produkte und die darin mit den Aktualisierungen geschlossenen Sicherheitslücken auf. Als kritisches Risiko eingestufte Sicherheitslücken sollten besonders zügig angegangen werden. Die finden sich etwa in Oracle GoldenGate, Oracle Communications und zugehörigen Applications, Oracle E-Business Suite, Oracle Financial Services Applications, Oracle Fusion Middleware, Oracle JD Edwards, Oracle MySQL, Oracle PeopleSoft und Oracle Siebel CRM.
Oracle: Nicht nur kritische Sicherheitslücken bedürfen Aufmerksamkeit
In mehreren Produkten klaffen zudem Sicherheitslecks, die eine kritische Risikoeinstufung nur knapp verfehlen. Auch hier sollten IT-Verantwortliche schnell handeln. Etwa die populäre Virtualisierungssoftware VM Virtualbox weist mehrere hochriskante Schwachstellen auf. Die bessern die nun verfügbaren Updates auf Virtualbox 7.2.4 respektive 7.1.14 aus.
Sicherheitslücken in Oracle-Produkten sind bei Cyberkriminellen begehrt. Erst vergangene Woche musste Oracle außer der Reihe Schwachstellen in der Oracle E-Business-Suite ausbessern. Neben der bereits angegriffenen Zero-Day-Lücke CVE-2025-61882, die mit einem CVSS-Wert von 9.8 als „kritisch“ gilt, hatten die Entwickler noch eine weitere gefunden. Die Schwachstelle CVE-2025-61884, eine Server-Side-Request-Forgery, hat als Risikoeinstufung zwar lediglich den CVSS-Wert 7.5, Risiko „hoch„, erhalten. Aber auch die hat die US-Cybersicherheitsbehörde CISA inzwischen in den „Known Exploited Vulnerabilities“-Katalog aufgenommen, das heißt, sie wird bereits aktiv im Netz angegriffen. Die ältere Lücke wurde zudem für Erpressungsversuche mit Ransomware missbraucht.
Der nächste planmäßige Oracle-Critical-Patch-Update-Tag findet am 20. Januar 2026 statt.
(dmk)
Datenschutz & Sicherheit
Keine Strategie für Umstieg auf Windows 11
Mitte Oktober hat Microsoft den Support für Windows 10 eingestellt. Nutzer*innen müssten also auf die nächste Windows-Version upgraden – oder sich für ein anderes Betriebssystem entscheiden. Und das besser gestern als heute, wenn sie sich keine Malware einfangen wollen. Wer den Umstieg nicht schafft, kann sich zumindest für begrenzte Zeit noch für grundlegende Sicherheitsupdates (ESU) registrieren.
Auch die Bundesverwaltung nutzt Windows 10, scheint sich auf die Umstellung jedoch bislang kaum vorbereitet zu haben. Sascha H. Wagner, Bundestagsabgeordneter der Linkspartei und im Haushaltsausschuss, hat beim Bundesministerium für Finanzen nachgefragt: Wie viele Rechner laufen mit Windows 10? Wie viel wird die Umstellung auf Windows 11 kosten? Bis wann sollen diese Rechner mit Windows 11 ausgestattet sein?
Auf diese Fragen erhielt er jedoch keine Antwort. Denn entsprechende Informationen liegen nicht gesammelt und verfügbar vor. Um sie beantworten zu können, müsste das zuständige Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung erst „umfangreiche Erhebungen“ vornehmen, so das BMF in seinem nicht-öffentlichen Antwortschreiben.
Keine Ressourcen, um betroffene Rechner zu zählen
Auch die Fragen, wie viele Rechner der Bundesverwaltung mit dem Support-Ende von Windows 10 unbrauchbar werden und wie teuer es wird, neue Geräte mit Windows 11 anzuschaffen, lässt das BMF offen.
Der Aufwand, hierzu Informationen einzuholen, übersteige den Umfang einer „ansonsten üblichen Einzelberichtsanforderung“, heißt es. Linken-Politiker Wagner sagt: „Dass das Digitalministerium unter Karsten Wildberger nicht weiß, wie der erzwungene Umstieg von Windows 10 auf Windows 11 in der Bundesverwaltung umgesetzt wird, ist erschreckend.“
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Dabei wurde ein zentrales Lizenzmanagment für den Bund schon im Jahr 2019 beschlossen. Fortschritte verspricht der Bund seit Jahren. Die Idee hinter dem lange angekündigten Projekt ist, dass Bundesbehörden Informationen zu Lizenzen offen einsehen können.
Nicht zuletzt die Kritik des Bundesrechnungshofs gab hier den Ausschlag: Der bemängelte mehrfach (PDF), dass Transparenz zwischen Bundesbehörden fehle. Das wiederum führe dazu, dass Behörden Software häufig nicht wirtschaftlich einsetzen. Dabei käme es häufiger zu Über- oder Unterlizenzierungen. Wüssten Behörden, was andere einkaufen und zu welchen Konditionen, könnten sie Lizenzen zwischen Behörden tauschen und hätten auch bei Einkaufsgesprächen eine bessere Verhandlungsposition.
Keine Ressourcen, um Lizenzen zentral zu verwalten
Doch der Plan einer Zentralstelle konnte laut BMF „mangels entsprechender Ressourcen“ bislang nicht umgesetzt werden. Es gibt also noch immer keine zentrale Stelle, die Informationen zu Lizenzen bei den Ministerien und anhängigen Behörden einfordert und zentral veröffentlicht. Zwar könnten Behörden inzwischen über ein Lizenzverwaltungstool ein rechtssicheres und wirtschaftliches Lizenzmanagement aufbauen, so das BMF. Doch seien Behörden nicht dazu verpflichtet, eines zu betreiben.
Statt das Projekt des Lizenzmanagements für den Bund weiter voranzubringen, will das BMDS nun einen zentralen Datenpool im Bund aufbauen. Darin sollen laut BMF auch die Lizenzinformationen der einzelnen Häuser zusammenlaufen.
Das Support-Ende von Windows 10 bringt den Bund samt Verwaltung hier anscheinend nicht aus der Ruhe. Das könnte daran liegen, dass Microsoft zumindest Sicherheitsupdates weiter fließen lässt – für Organisationen und Behörden können dabei jedoch pro Gerät Kosten anfallen. Dabei müsste es eigentlich darum gehen, „die Abhängigkeit und die explodierenden Kosten für Microsoft-Produkte zu reduzieren“, so Wagner.
Datenschutz & Sicherheit
Sicherheitsupdate: Unberechtigte Zugriffe auf Zyxel-Firewalls möglich
Die Firewall-Serien ATP, USG FLEX und USG FLEX 50(W)/USG20(W)-VPN sind verwundbar. Angreifer können an zwei Sicherheitslücken ansetzen. Um Instanzen abzusichern, sollten Admins das verfügbare Sicherheitsupdate installieren.
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Die Gefahren
Beide Schwachstellen (CVE-2025-8078, CVE-2025-9133) sind mit dem Bedrohungsgrad „hoch“ eingestuft. Im ersten Fall müssen Angreifer bereits über Administratorrechte verfügen, um eigene Befehle auf Systemebene ausführen zu können. In dieser Position steht ihnen aber ohnehin schon Tür und Tor offen.
Im zweiten Fall müssen Angreifer den ersten Abschnitt der Einrichtung zur Zwei-Faktor-Authentifizierung abgeschlossen haben. Ist das gegeben, können sie Systemkonfigurationen einsehen und herunterladen.
Instanzen schützen
Auch wenn es bislang keine Berichte zu Attacken gibt, sollten Admins das Sicherheitsupdate ZDL V5.41 zeitnah installieren. In einer Warnmeldung geben die Entwickler an, dass die ZDL-Ausgaben V4.32 bis einschließlich V5.40 von den Sicherheitslücken betroffen sind.
Zuletzt haben die Entwickler im April dieses Jahres Sicherheitsupdates für Firewalls veröffentlicht.
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(des)
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