Künstliche Intelligenz

Chatten mit dem Arzt: Überraschende Ersterfahrung mit dem TI-Messenger TIM


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It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Am 1. Juli war es für viele Versicherte endlich so weit: Die ersten Krankenkassen schalteten den TI-Messenger (TIM) für ihre Versicherten frei – heise online hat direkt mal losgetippt und festgestellt, dass auch Versicherte einen Chat mit Ärzten starten können. Eigentlich dürfen nur Ärzte und Apotheken den ersten Chat anstoßen – aber aufgrund einer Fehlkonfiguration konnten auch Versicherte einfach mal Ärzte zuspammen. So schnell kommt man sonst selten mit ihnen ins Gespräch. Die Gematik kommentierte das Ganze gewohnt gelassen: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass im Rahmen einer Einführungsphase kleinere Optimierungen vorgenommen werden müssen.“ Kein Problem, wir testen ja gerne, sofern es keine TI-Störungen gibt.

Inzwischen wurde das Problem offenbar behoben: Bei unserem jüngsten Versuch, über TIM ein Gespräch mit einem weiteren Arzt zu beginnen, kam eine Fehlermeldung, die in einen leeren Chat mündete. Einen der zuvor zufällig kontaktierten Ärzte konnten wir für ein Gespräch über erste Erfahrungen mit TIM gewinnen.



Dr. Volker Thielmann ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin.

(Bild: Mistralmarketing)

Volker Thielmann ist seit 1995 Allgemeinmediziner, in einer Gemeinschaftspraxis tätig und engagiert sich unter anderem im Hausärztinnen- und Hausärzteverband Rheinland-Pfalz.

Seit wann nutzen Sie den TI-Messenger?

Wir nutzen TIM seit Ende letzten Jahres. Der Auslöser war der Bedarf an sicherer Kommunikation. Die bisherige Praxis war es, Bilder über Siilo zu verschicken. Das war für uns keine Option mehr und datenschutzrechtlich nicht mehr haltbar. Daher haben wir nach einer Alternative gesucht, um beispielsweise mit einem Pflegeheim, Apotheke und anderen Kollegen sicher zu kommunizieren.

Wir sind zudem eine von sieben Praxen im Pilotprojekt „Rheinland-Pfalz wird HÄPPI“ (kurz für Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell). Dabei geht es um die Optimierung der hausärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen – auch durch digitale Lösungen. Der TI-Messenger ist dabei ein Baustein. Wir testen, wie sich die Kommunikation mit Pflegeeinrichtungen, Apotheken und auch intern in der Praxis durch digitale Tools verbessern lässt.

Wie viele Anfragen über TIM haben Sie bisher erhalten?

Bisher waren es mit Ihnen nur vier. Eine davon kam von einer Kollegin, die ich aus einem medizinischen Forum kannte – das war eher ein Test. Insgesamt ist die Nutzung noch sehr zurückhaltend. Regelmäßig nutze ich den Chat mit einem Kollegen aus dem Nachbarort, der die gleiche Praxissoftware und den gleichen Messengerdienst nutzt.

Welche Funktionen nutzen Sie in Ihrer Praxis mit TIM?

Intern verwenden wir TIM intensiv: für Gruppen- und Einzelchats, zum Versenden von Bildern und sogar gelegentlich für Videotelefonie. Unsere Pflegefachassistentin kann bei einem Hausbesuch Bilder oder Videos direkt in die Praxis schicken. Auch mit Apotheken testen wir gerade die Kommunikation über TIM. TIM ist bei uns primär intern und mit ausgewählten Partnern im Einsatz. KIM (Anm. d. Red.: dabei handelt es sich um den E-Mail-Dienst „Kommunikation im Medizinwesen“) nutzen wir hauptsächlich für Facharztberichte.

Was wäre aus Ihrer Sicht wichtig für die Akzeptanz von TIM?

Die Integration in bestehende Praxisverwaltungssysteme wie Tomedo ist entscheidend, damit keine Informationen verloren gehen. Wir haben verschiedene Kanäle wie KIM und es wird zunehmend schwerer, den Überblick zu behalten. Wenn TIM besser integriert wird und stabil läuft, kann es eine sinnvolle Ergänzung sein – etwa für Terminanfragen oder Folgerezepte. Aber es muss klar geregelt sein, wer uns kontaktieren darf. Ich möchte nicht von Patienten direkt angeschrieben werden – das würde den Überblick sprengen.

Nutzen Sie auch die elektronische Patientenakte?

Die ePA ist bei uns bisher nicht im Einsatz, kommt aber bald. Wie viel die ePA gerade jungen Patienten hilft, darüber bin ich mir noch unsicher. Die Frage ist auch, ob die Speicherung bestimmter Daten – etwa über schwere Krankheitsverläufe – langfristig Nachteile bringen könnte und dazu führen kann, dass die Personen dann nicht mehr in eine Versicherung reinkommen. Für ältere Patienten kann die ePA hingegen sehr hilfreich sein, etwa zur Sammlung von Krankenhausentlassberichten. Da sehen wir den größten Vorteil, da diese wichtigen Informationen für die Weiterbehandlung der Patienten oft liegen bleiben.


(mack)



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