Online Marketing & SEO
Claude trainiert KI bald mit deinen Daten – das kannst du tun
Anthropic will Details aus Chats und Coding Sessions standardmäßig für das KI-Training nutzen und fünf Jahre speichern. User werden zur Akzeptanz animiert, haben aber auch Opt-out-Möglichkeiten.
Das KI-Unternehmen Anthropic ändert die Richtlinien zur Privatsphäre und zu den Nutzungsbedingungen. Dabei treten diese Änderungen zum 28. September in Kraft und werden fortan das KI-Training mit User-Daten ermöglichen. Nicht alle User sind betroffen, doch es geht um die meisten, die das populäre KI-Tool Claude oder die gleichnamigen KI-Modelle nutzen. Deshalb gilt es für die Nutzer:innen, jetzt zu handeln und sich über die Opt-out-Optionen zu informieren.
Anthropic pusht Coding‑KI:
Das kann Claude Opus 4.1

Was sich im Umgang mit Claude ändert
Im Blog Post zur Änderung der Bedingungen stellt Anthropic zunächst klar, dass User mit kommerziellem Zugang zu Claude nicht betroffen sein werden. Auch die API-Nutzung und Third-Party-Integrationen wie bei Amazon Bedrock und Google Clouds Vertex AI sind ausgenommen. Für Free, Pro und Max User aber gilt, dass ab dem 28. September neue oder weitergeführte Chats mit Claude sowie Coding Sessions als Trainingsbasis für die KI-Modelle des Unternehmens genutzt werden – sofern kein Widerspruch erfolgt.
[…] We’re now giving users the choice to allow their data to be used to improve Claude and strengthen our safeguards against harmful usage like scams and abuse. Adjusting your preferences is easy and can be done at any time […],
schreibt Anthropic. Ab sofort schickt das Unternehmen Benachrichtigungen an die User. Stimmen sie den erneuerten Nutzungsbedingungen zu, stimmen sie auch der Nutzung ihrer Daten für das KI-Training zu. Diese Daten werden dann fünf Jahre lang gespeichert. Bis dato werden Prompts und Konversationen nur 30 Tage gespeichert.

Dass Anthropic auf möglichst viele User hofft, die genau das tun, ohne ins Detail zu gehen, lässt sich daran ablesen, dass die Nachricht nicht besonders prominent distribuiert wurde. Zudem machte das Unternehmen diese Woche mit der Feature-Neuheit Claude for Chrome von sich reden, einem Agent, der eigenständig im Browser für User agieren kann.
Claude für Chrome ist da:
Agent arbeitet im Browser für dich

Darüber hinaus betont Anthropic deutlich, dass die User dem Unternehmen mit ihrer Zustimmung dabei helfen würden, Claude noch deutlich besser zu machen.
By participating, you’ll help us improve model safety, making our systems for detecting harmful content more accurate and less likely to flag harmless conversations. You’ll also help future Claude models improve at skills like coding, analysis, and reasoning, ultimately leading to better models for all users.
Doch die Nutzer:innen müssen nicht zustimmen. Zum einen können sie jederzeit in den Privatsphäreeinstellungen ihre Präferenz angeben und auch wieder ändern. Zum anderen werden neue User bereits beim Registrierungsprozess nach der Präferenz gefragt. Für bestehende User gibt es dann die Pop-up-Fenster zur Auswahl. Wer sich gegen die Speicherung entscheidet, muss aber weiterhin mit der 30-Tage-Frist der Datenspeicherung rechnen, die bei der Claude-Nutzung Standard ist. Während die Erlaubnis zur Datennutzung einen Beitrag zu optimierten KI-Diensten leisten kann, sollten sich die User darüber im Klaren sein, dass ihre Konversationen und Coding-Kontexte Teil einer riesigen Datenbasis werden, über deren Einsatz sie keinerlei Kontrolle haben. Bei Anthropic lassen sich die Dienste indes auch ohne diese Zustimmung nutzen. Meta etwa koppelt die Nutzung der Meta AI auf Plattformen wie WhatsApp oder Facebook an die notwendige Erlaubnis der User, die Nutzungskontexte als Datenbasis für das KI-Training einzusetzen.
Meta AI kommt endlich nach Deutschland:
So nutzt du sie auf WhatsApp und Instagram

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Innovation Day: Warum Shirin David die Bahn-Serie mit Anke Engelke großartig findet
Shirin David bei der Paris Fashion Week im Oktober
Beim Innovation Day der Agenturgruppe Serviceplan sorgte der Auftritt der deutschen Rapperin Shirin David für einen überfüllten Saal. Dabei machte die Community-Expertin überraschende Bemerkungen zur neuen Kampagne der Deutschen Bahn.
Shirin David ist eine der erfolgreichsten Artists in Deutschland. Sie macht Musik, sitzt als Jurymitglied in der TV-Castingshow „The Voice of Germany“
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Authentizität auf Social Media: „Echt sein“ ist die härteste Disziplin
„Sei echt, aber bitte perfekt.“ Zwischen diesen Erwartungen bewegen sich Influencer täglich. Vanessa Horvath, Masterarbeitspreisträgerin und bundesweit beste Macromedia-Absolventin, hat für ihre Studie reichweitenstarke Creator dazu befragt, warum „echt sein“ längst zu einer der härtesten Disziplinen auf Social Media geworden ist.
Die Creator Economy ist längst ein eigenständiges Berufsfeld mit klaren Strukturen, wirtschaftlichem Gewicht und psychischen Belastungen. Zwischen Sichtbarkeit, Selbstvermarktung und Community-Erwartungen verhandeln Influencer täglich, wie viel sie von sich zeigen und wo Privatsphäre beginnt. Diese Dynamik steht im Zentrum der Masterarbeit „Clicks and Consequences: Navigating Self-Presentation and Its Pressures as a German Influencer“ von Vanessa Horvath, Masterarbeitspreisträgerin und bundesweit beste Macromedia-Absolventin. Horvath untersucht, wie Creator: mit dem Druck umgehen, permanent sichtbar zu bleiben und dabei authentisch zu wirken.
Authentizität heißt nicht totale Offenheit, sondern bewusste Auswahl dessen, was man teilt,
erklärt sie im Gespräch mit OnlineMarketing.de. Viele wissen, dass persönliche Inhalte vom Algorithmus bevorzugt werden, auch wenn sie Privates eigentlich schützen möchten. Diese Dauerbeobachtung erschwert Erholung und kann langfristig zu Erschöpfung führen.
In ihrer Studie zeigt Horvath, dass Selbstvermarktung längst Identitätsarbeit ist: Kooperationen sichern Einkommen, gefährden aber oft die Glaubwürdigkeit zur Community. Haltung wird damit nicht nur moralische, sondern auch wirtschaftliche Entscheidung. Wer zu lange schweigt, gilt schnell als unpolitisch oder angepasst.
Im Interview mit OnlineMarketing.de spricht Horvath über die psychischen Folgen dieser Dauerpräsenz, den Spagat zwischen Algorithmus und Authentizität und die Verantwortung von Marken, Vertrauen nicht als KPI zu behandeln. Auch laut dem aktuellen Trendbericht von Reachbird rücken 2025 Sinnorientierung und der damit verbundene Wunsch nach mehr Authentizität stärker in den Fokus. Unser Artikel beleuchtet die Folgen dieser Entwicklung und zeigt, wie Purpose Marketing das Influencer Business nachhaltig verändert.
Social- und Influencer-Trends:
Autumn Vibes und Posts mit Purpose
Das Interview

OnlineMarketing.de: Du hast für deine Masterarbeit zehn reichweitenstarke Influencer interviewt, deren Follower-Zahlen von 75.000 bis über drei Millionen reichen. Was war für dich der Auslöser, dich auch so sehr mit den Schattenseiten des Berufs auseinanderzusetzen?
Vanessa Horvath: Influencer:innen sind in unserer digitalen Welt allgegenwärtig, und ihr Alltag wird oft stark von der öffentlichen Wahrnehmung geprägt. Mich hat schon immer interessiert, wie Menschen mit solcher Sichtbarkeit umgehen, wenn diese Sichtbarkeit nicht nur Selbstzweck ist, sondern ihre Existenzgrundlage bildet. Ich kenne beruflich und auch privat einige Influencer:innen und sehe, wie sie tagtäglich gefordert sind. Dabei stehen sie vor der Herausforderung, Privates und Berufliches klar zu trennen und zugleich ihrer öffentlichen Persona, den Kooperationspartner:innen und den Zuschauer:innen gleichermaßen gerecht zu werden. Von außen betrachtet wirkt es oft, als würden sie „keine richtige Arbeit“ verrichten, und Zuschauer:innen tun ihre Arbeit gerne ab. Gerade dieser Kontrast zwischen öffentlicher Wahrnehmung und den tatsächlichen psychischen Belastungen hat mich motiviert, das Thema wissenschaftlich zu untersuchen.
Deine Arbeit zeigt: Authentizität ist oft konstruiert, aber entscheidend für Reichweite und Markenkooperationen. Wie erklären Influencer selbst diesen Spagat?
Die Influencer:innen beschreiben Authentizität nicht als totale Offenheit, sondern als bewusste Auswahl dessen, was sie zeigen. In den Momenten, die sie teilen, sind sie echt – auch wenn sie nicht jeden Aspekt ihres Lebens preisgeben. Das Weglassen bestimmter Inhalte mindert die Authentizität der gezeigten Facetten nicht. Authentizität bleibt also zentral für Vertrauen und Reichweite, ist aber häufig bewusst ausgearbeitet, um den Erwartungen des Publikums, der Kooperationspartner:innen und den Dynamiken digitaler Plattformen gerecht zu werden.
Viele passen Inhalte an den Algorithmus an, auch wenn sie eigentlich Privates schützen wollten. Wie reflektieren sie diesen Widerspruch?
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Algorithmen eine deutlich größere Rolle bei der Gestaltung des Spannungsverhältnisses zwischen Privatheit und Öffentlichkeit spielen, als in der bisherigen Literatur angenommen. Influencer:innen teilen teilweise persönliche Inhalte nicht nur, um Vertrauen aufzubauen, sondern auch, weil solche Inhalte in algorithmisch gesteuerten Umgebungen besonders gut performen. Manche passen ihre Selbstdarstellung bewusst an, um den Algorithmus zu manipulieren – etwa durch das Zeigen von mehr Haut oder das Verschieben von Themen, um die Reichweite zu maximieren. Influencer:innen wissen, dass der Algorithmus persönliche Inhalte belohnt, auch wenn sie diese eigentlich zurückhalten wollten. Sie versuchen Grenzen zu ziehen, doch sobald die Reichweite einbricht, geraten diese Vorsätze ins Wanken. Letztlich handelt es sich um einen fortlaufenden Abwägungsprozess.
Wo liegen für Influencer die größten Fallstricke, wenn es darum geht, „echt“ zu wirken und gleichzeitig professionell und strategisch zu arbeiten?
Die größten Fallstricke für Influencer:innen liegen im Spannungsfeld zwischen Authentizität und Kommerz. Die eigene digitale Identität ist dabei nicht nur Ausdruck der Persönlichkeit, sondern auch ein wirtschaftliches Produkt. Influencer:innen sind gleichzeitig Personen und Marken, die sorgfältig gestaltet werden müssen, um relevant und erfolgreich zu bleiben. Gleichzeitig betonen die Teilnehmenden, dass eine zu lange Aufrechterhaltung einer inszenierten Fassade negative Folgen für das persönliche Wohlbefinden haben kann. Strategische Selbstdarstellung ist also wichtig, aber nur, solange sie noch mit dem echten Selbst vereinbar bleibt. Digitale Identität ist dabei keine klare Trennung zwischen privat und öffentlich, sondern ein dynamischer, sich ständig verändernder Prozess.
Du beschreibst Selbstvermarktung als Daueraufgabe. Was macht den Druck in dieser Branche so besonders?
Das Einzigartige ist die Dauerpräsenz. Während andere Berufe klare Arbeitszeiten haben, endet der Job als Influencer:in praktisch nie. Sie sind rund um die Uhr erreichbar, stehen unter Beobachtung von Follower:innen, Marken und Algorithmen. Jeder Teil ihres Lebens kann potenziell zu Content werden, sodass sie es oft kaum schaffen, mental abzuschalten. Die permanente Sichtbarkeit lässt kaum echte Erholungsphasen zu und sorgt dafür, dass Privates und Berufliches ineinander übergehen.
Viele Influencer sprachen über Burnout, Erschöpfung und Social-Media-Müdigkeit. Welche Coping-Strategien haben sie entwickelt und wo stoßen diese an ihre Grenzen?
Viele Influencer:innen versuchen, durch geplante Pausen, feste Routinen oder die Unterstützung von Management-Teams Entlastung zu schaffen. Manche setzen auf digitale Detox-Phasen oder strukturierte Arbeitszeiten, um Abstand zu gewinnen, andere auf persönliche Methoden wie Meditation oder Sport. Die Studie zeigt, dass Influencer:innen, die Inhalte im Voraus produzieren und sich an feste Routinen halten, deutlich geringere Stresslevels wahrnehmen. Dennoch stößt jede Strategie an ihre Grenzen: Die Sorge, während einer Pause an Relevanz oder Reichweite zu verlieren, bleibt für viele dauerhaft präsent.
Deine Interviews zeigen: Finanzielle Zwänge führen oft zu Kooperationen, die nicht ideal passen. Wie erleben Influencer diese Abhängigkeiten zwischen Marken, Algorithmen und Community?
Influencer:innen erleben diese Abhängigkeiten als sehr herausfordernd. Marken sichern zwar ihre finanzielle Existenz, können aber die Beziehung zur Community belasten. Außerdem bevorzugt der Algorithmus Kooperationen oft weniger, sodass Inhalte seltener den Follower:innen angezeigt werden. Gleichzeitig müssen sie ständig Content produzieren, um sichtbar zu bleiben. Das führt dazu, dass Influencer:innen zwischen den Erwartungen der Marken, der Loyalität zur Community und den unberechenbaren Regeln der Plattformen balancieren müssen. Wer hier keine gute Balance findet, wirkt schnell unglaubwürdig und gerät in moralische Konflikte. Viele Influencer:innen reagieren darauf, indem sie unpassende Kooperationen ablehnen, kreative Freiheiten aushandeln oder die Anforderungen der Marken anpassen lassen. Trotzdem bleibt der Abwägungsprozess zwischen Authentizität und kommerziellem Erfolg eine ständige Herausforderung, die viel Flexibilität und strategisches Denken erfordert.
Diese Dynamik zeigt: Die Belastung ist kein individuelles Problem einzelner Creator, sondern Symptom einer überreizten digitalen Landschaft, die längst auch Marken betrifft. „Im digitalen Marketing reden wir viel über Klicks und Conversions – aber zu wenig darüber, wie sehr Nutzer:innen inzwischen klassische Werbung meiden und wie schnell Inhalte im Social Feed untergehen“, warnt Dennis Beivers, Director Sales DE/AT bei Readpeak. Der Überfluss an werblichem Content führe zu einem regelrechten Content Burnout und Aufmerksamkeit werde zur Mangelware.
Du hast auch über gesellschaftliche Verantwortung gesprochen: Spüren Influencer Druck, nicht nur Inhalte, sondern auch Haltung zu liefern?
Viele Influencer:innen berichten, dass es inzwischen Bewegungen gibt, die sie unter Druck setzen: Bei bestimmten politischen oder gesellschaftlich relevanten Themen sollen diejenigen blockiert oder kritisiert werden, die sich nicht positionieren. Social-Media-Nutzer:innen erwarten daher klare Haltung und versuchen gezielt, Influencer:innen unter Druck zu setzen und zur Verantwortung zu ziehen. Schweigen wird dabei oft kritischer bewertet als eine deutliche Positionierung. Gleichzeitig wissen die Influencer:innen, dass jede Aussage polarisieren und im schlimmsten Fall Kooperationen oder Reichweite gefährden kann. In manchen Kooperationsverträgen sind politische Äußerungen sogar klar untersagt, wodurch Interessenskonflikte entstehen können.
Ein teilnehmender Influencer der Studie beschreibt das Spannungsfeld innerhalb der Cancel Culture: Wer schweigt, kann schnell in Kritik geraten, obwohl persönliche Umstände, etwa finanzielle Abhängigkeit oder familiäre Verantwortung, das öffentliche Schweigen erklären. Privat persönlich wird die Person dabei vielleicht trotzdem aktiv. Dieses Spannungsfeld aus gesellschaftlicher Erwartung, Risiko für die Existenz und persönlichen Einschränkungen macht die Rolle der Influencer:innen in diesem Bereich besonders komplex.
Kennst du Kim Virginia Hartung (@kimvirginiaa)? Ihr Fall zeigt, wie sich mit inszenierten Dramen enorme Reichweite erzielen lässt. Beobachtest du solche Strategien auch im Kleinen, und wo ziehen Influencer moralische Grenzen?
In meinen Interviews betonten alle Teilnehmenden, dass sie niemals bewusst lügen würden – das wäre ein Verrat an der eigenen Identität. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese Antworten durch soziale Erwünschtheit und die Sorge um die eigene Image-Bewahrung beeinflusst sein könnten. Gleichzeitig gaben sie zu, dass es Inszenierungen in kleinerem Maßstab gibt, zum Beispiel durch dramatischeres Storytelling oder bewusst zugespitzte Narrative. Es gibt auf Social Media auf jeden Fall Extrembeispiele, bei denen für viele Außenstehende moralische Grenzen klar überschritten wurden. Die entscheidende Frage bleibt: Ist eine so erzeugte Reichweite langfristig tragfähig, oder zerstört sie am Ende mehr Vertrauen, als sie bringt?
Fälle wie Fynn Kliemann mit seiner Maskenaffäre oder Sebastian Hotz, dessen feministisches Image nach Vorwürfen ins Wanken geriet, zeigen, wie gnadenlos das Netz reagiert, wenn Selbstbild und Handeln nicht zusammenpassen. Haben deine Interview-Partner:innen über solche Beispiele gesprochen und welche Strategien nennen sie, um mit Shitstorms, Cancel Culture und öffentlicher Doppelmoral umzugehen?
Viele Influencer:innen sind sich ihrer öffentlichen Reputation sehr bewusst und überlegen genau, wie ihre Inhalte wahrgenommen werden könnten. Ihr Bewusstsein für das eigene Image ist im Laufe der Zeit deutlich gewachsen, weil die Konsequenzen von Handlungen in den sozialen Medien heute wesentlich intensiver sind als noch vor einigen Jahren. Beim Umgang mit Risiken setzen sie auf Strategien wie sorgfältige inhaltliche Prüfung, externe Beratung, proaktives Content Management und gezielte Trainings. Während einige Cancel Culture kritisch sehen und die Folgen als meist vorübergehend einschätzen, betrachten andere sie als eine Form von Verantwortungsübernahme und ein Mittel, um öffentliche Meinungsbildung zu beeinflussen. Am Ende sind sie sich der möglichen Konsequenzen – vermutlich auch durch die Beobachtung entsprechender Fälle anderer Personen – sehr bewusst und versuchen proaktiv, es gar nicht erst soweit kommen zu lassen.
Bekannte Beispiele zeigen, wie öffentlich solche Konflikte verlaufen können: Fynn Kliemann sah sich nach seiner Maskenaffäre mit strafrechtlichen Ermittlungen und einer drohenden Geldauflage konfrontiert, während Sebastian Hotz alias El Hotzo sich öffentlich für Fehlverhalten gegenüber Frauen entschuldigen musste. Das sind natürlich drastische Fälle, die in vielen Punkten berechtigte Kritik erfahren haben und zugleich zeigen, wie schnell sich moralische und mediale Urteile in der Creator-Szene zuspitzen können. Solche Beispiele prägen die Branche und verstärken den Druck, Fehler gar nicht erst entstehen zu lassen.
In deiner Arbeit taucht auch das Konzept „Face-Work“ auf: die ständige Vorsorge, um öffentliche Fehler und Krisen zu vermeiden. Wie viel Energie fließt tatsächlich in dieses präventive Reputationsmanagement?
Der Soziologe Erving Goffman, der das Konzept des Impression Management untersucht hat, führte „Face-Work“ als Strategien ein, mit denen Individuen ihre soziale Identität wahren. In meiner Arbeit zeigt sich, dass Influencer:innen enorme Energie in präventives Reputationsmanagement investieren, also in sogenanntes „Face-Work“. Anders als bei Goffmans ursprünglichem Konzept, bei dem Menschen sich gegenseitig helfen, das Gesicht zu wahren, können Influencer:innen nicht auf Unterstützung ihres Publikums zählen – Fehler führen oft direkt zu öffentlicher Kritik. Um ihr Image zu schützen, setzen sie defensive Strategien ein, wie Selbstzensur, das Vermeiden sensibler Themen oder das Löschen von Beiträgen.
Während „Face-Work“ in traditionellen sozialen Kontexten meist auf kleinere Gruppen beschränkt ist, unterliegt die Selbstdarstellung von Influencer:innen einer massiven öffentlichen Kontrolle: Jede Fehlentscheidung wird schnell verbreitet, digital verstärkt und dauerhaft gespeichert. Dadurch verschiebt sich „Face-Work“ von reaktivem Krisenmanagement hin zu kontinuierlichem, proaktivem Risikomanagement. Influencer:innen müssen ihre digitale Präsenz permanent überwachen und ihre Selbstinszenierung sorgfältig ausarbeiten, um zukünftige Kontroversen zu verhindern.
Wenn du den Job eines Influencers einen Tag lang übernehmen müsstest: Für welche Plattform würdest du dich entscheiden und für welche niemals?
Jede Plattform hat ihre Vor- und Nachteile. TikTok würde ich spannend finden wegen des direkten Feedbacks und der großen Sichtbarkeit. Gleichzeitig birgt die Plattform auch viele Schattenseiten wie Negativität und extreme Schnelllebigkeit. Instagram bietet dagegen eine gute Balance zwischen visueller Kreativität und inhaltlicher Tiefe, ist aber heutzutage schwieriger für Reichweitenaufbau. Was für mich persönlich gar nicht infrage käme, wären Twitch oder andere Livestream-Formate – der Druck, live auf Knopfdruck performen zu müssen, wäre mir zu hoch.
Und ganz persönlich: Hat sich dein eigener Blick auf Social Media nach dieser Arbeit verändert?
Verändert hat sich mein Blick auf Social Media nicht, aber er ist deutlich geschärft worden. Bisher konzentrierte sich die Forschung zu digitaler Selbstdarstellung meist auf allgemeine Social-Media-Nutzer:innen oder auf Markenstrategien, während die gelebten Erfahrungen von Influencer:innen weniger betrachtet wurden. Ich sehe nun klarer, warum bestimmte Inhalte gepostet werden, welche Bedeutung dahintersteht und wie öffentliche und private Persona miteinander verschmelzen oder interagieren. Letztlich zeigt meine Arbeit, dass Influencer:innen ihre Identität nicht nur darstellen, sondern aktiv verhandeln – ein Prozess, der sowohl strategisch als auch zutiefst persönlich ist.
Wir danken Vanessa Horvath herzlich für das Gespräch über psychische Belastungen, digitale Identitätsarbeit und die Frage, wie Influencer zwischen Authentizität, Algorithmusdruck und ökonomischem Zwang navigieren.
Diese Erkenntnis spiegelt sich auch in aktuellen Entwicklungen der Branche wider. Die Studie „State of German Influencer Marketing 2025“ zeigt, dass Professionalität, Posting-Taktung und Briefing-Tiefe deutlich zunehmen und damit auch der Druck, konstant sichtbar zu bleiben. Für Teams bedeutet das: Sie brauchen ein bewusstes Pacing, eine durchdachte Vorproduktion und klar definierte Off-Days, um langfristig kreativ und belastbar zu bleiben.
State of German Influencer Marketing 2025:
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