Digital Business & Startups
Closing in Rekordzeit: So schnell funktioniert Sales im Silicon Valley

Florian Scherl ist Gründer von Explaino.ai – einer KI-Plattform, die Texte in animierte Erklärvideos verwandelt. Aktuell lebt und arbeitet er im Rahmen der EWOR SF Residency zwei Monate im Silicon Valley – und berichtet bei Gründerszene über seine Zeit vor Ort.
Im Silicon Valley redet kaum jemand lange über deinen Pitch – aber alle wollen wissen: Wie verkaufst du?
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Denn eines war in fast allen Gesprächen der letzten zwei Wochen klar: Vertrieb ist im Valley nicht nachgelagert – sondern existenziell.
Seitdem wir Teil der EWOR SF Residency sind, haben Philipp und ich mit über 20 Investoren, Operatoren und Top-Gründern gesprochen. Und obwohl Explaino bereits zahlende Kunden hat, wurde unsere Go-to-Market-Strategie in jedem Gespräch auseinandergenommen – und neu zusammengesetzt.
Geschwindigkeit statt Funnel-Optimierung
Gleich in den ersten Meetings kam die Frage: „Wie lange dauert bei euch ein Deal?“
Ich antwortete: „Etwa zwei Monate für ein 10k-Ticket.“
Antwort: „Zu langsam.“
Im Valley erwarten Investoren Closing-Zeiten von zwei Wochen. Maximal. Nicht, weil sie unrealistisch sind – sondern weil Geschwindigkeit als Proxy für Fokus, Kundenverständnis und Produktklarheit gesehen wird.
Ein Investor sagte wörtlich: „Du brauchst kein CRM. Du brauchst Deals. Wenn du zwei Wochen nicht closen kannst, ist dein Angebot entweder unklar oder nicht dringend genug.“
Founder-led Sales: kein Übergangsmodell, sondern Pflicht
Ein Satz fiel mehrfach:
„Gründer und Gründerinnen müssen selbst verkaufen. Punkt.“
Erst ab circa 1,5 Millionen ARR sei es sinnvoll, erste Sales-Reps zu etablieren. Bis dahin gehe es nicht um Skalierung, sondern um zu verstehen, was Kunden wirklich wollen.
Nur wer selbst verkauft, kann diese Insights ins Produkt zurückführen.
Nur wer Ablehnung erlebt, kann das Messaging verbessern.
Nur wer eigene Hypothesen testet, weiß, ob die Sales-Strategie funktioniert.
Ein Valley-Operator brachte es auf den Punkt: „Sales ist Teil deines Product-Market-Fit-Prozesses. Wenn du das auslagerst, verkaufst du blind.“
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Struktur: Generalisten statt klassische Vertriebler
Statt SDRs, BDRs oder AE-Silos hörte ich immer wieder: „Hire zwei Generalisten. Lass sie gegeneinander antreten. Wer liefert, bleibt.“
Die Idee: Generalisten mit Gründer-Mindset (zum Beispiel Ex-Founder, MBB-Berater, Tech-Hybride) sind flexibler, kreativer – und bereit, auch samstags Abend noch einen Call zu machen. Sie bringen Geschwindigkeit in Prozesse, weil sie nicht auf definierte Rollen warten.
Ein Investor empfahl: „Keine Prozesse, keine Playbooks am Anfang – nur Energie. Und das richtige Incentive.“
Sales-Kultur: Tempo ist die Währung
Was mich am meisten überrascht hat, war die Erwartungshaltung an Reaktionszeiten.
„30 Minuten bis zur Antwort auf einen Inbound ist kein Nice-to-have – es ist die Norm.“
In einem Gespräch wurde mir erklärt, wie Top-Startups ihre Sales-Kultur leben:
- Einseitige Verträge für schnelle Unterschrift
- Design-Partner auf fünf begrenzen, um FOMO zu erzeugen
- Klar definierte Deadlines („Deal closes Friday“) – kein Offenes-Ende-Sale
- Jede Anfrage wird sofort beantwortet – Tag und Nacht
Ein Gründer erzählte mir: „Was heute verkaufbar ist, muss heute verkauft werden. Was heute gebaut werden kann, muss heute gelauncht werden.“ Das ist nicht gesund für jedes Unternehmen – aber es zeigt den Takt.
Referrals, FOMO und Short-Term Closing
Interessant waren auch die Taktiken rund um Empfehlungsmarketing. Mehrere Investor:innen rieten:
- Referral-Sharing einführen (zum Beispiel 10-20 Prozent des ersten Jahresvertrags für Kundinnen und Kunden, die andere mitbringen)
- Kundinnen und Kunden zu Champions machen – ihnen Budget sparen, indem sie dich intern verkaufen
- Knappheit kommunizieren: „Wir nehmen nur fünf Design-Partner dieses Jahr.“
- Keine Preisangabe auf Website – um Deals flexibel zu strukturieren
Der Verkaufsprozess ist im Valley nicht linear – sondern radikal fokussiert auf Closing Windows.
Ein Deal, der länger als zwei Wochen liegt, wird als tot angesehen. Besser zehn verlorene Pitches, als einer, der nie entschieden wird.
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Was bedeutet das konkret für Gründerinnen und Gründer – besonders aus Deutschland?
- Du bist der erste und wichtigste Verkäufer: kein Delegieren, kein Zögern – Kundenkontakt ist Gründerarbeit.
- Schnelle Closing-Zyklen schlagen große Tickets: zwei Wochen statt zwei Monate – das ist das neue Normal.
- Vertrieb ist Kultur: Reaktionszeit, Klarheit, Verbindlichkeit – alles beginnt bei dir.
- Verkaufen ≠ Überreden: Es geht um Klarheit, Timing und Vertrauen – nicht um PowerPoint.
Was ich gelernt habe: Sales ist kein Beruf. Sales ist ein Verhalten. Und es beginnt nicht mit einem Funnel – sondern mit deiner Haltung.
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Österreich schafft seinen ersten Startup-Dachfonds
Die österreichische Bundesregierung stellt die Weichen für mehr Wachstumskapital – mit dem „Rot-Weiß-Rot-Dachfonds“.

Die österreichische Bundesregierung in Wien hat ein neues Finanzierungsinstrument für Startups beschlossen und es hat einen „griffigen“ Namen: der „Rot-Weiß-Rot-Dachfonds“.
Neben einem staatlichen Infrastrukturfonds wird es damit erstmals einen eigenen Fund-of-Funds für Startups geben.
Dauerthema: Wachstumsfinanzierung sichern
Mit dem Fonds will die Regierung Österreichs ein Problem angehen, das man auch aus dem deutschen Startup-Ökosystem kennt: den Mangel an Wachstumskapital. Nach Schätzungen verliert Europa jedes Jahr rund 330 Milliarden Euro, weil die Rahmenbedingungen für Venture Capital im internationalen Vergleich unzureichend sind.
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Mit dem neuen Dachfonds will Österreich Kapital nun im Land halten und gezielt in junge, heimische Unternehmen investieren. Denn auch in Österreich werden Startups zunehmend zu einem entscheidenden Wirtschaftszweig: Studien zufolge könnten österreichische Startups in den kommenden Jahren mehr als 200.000 neue Jobs schaffen und bis zu 85 Milliarden Euro zusätzlich zum Bruttoinlandsprodukt beitragen.
Als Vorbild für den Rot-Weiß-Rot-Dachfonds gilt die deutsche Förderbank KfW Capital, die bis 2030 ein Fondsvolumen von 13,6 Milliarden Euro aufbauen will.
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Berliner AI-Agent-Startup N8n mit 2,4 Milliarden bewertet
Von 300 Millionen auf fast 2,4 Milliarden Dollar in vier Monaten: Accel soll die Unicorn-Runde des KI-Startups angeführt haben.

Ende Juli sickerten bereits erste Informationen durch: Das Berliner AI-Agent-Startup N8n ist das neueste deutsche Unicorn. Laut einem Bericht der Financial Times führte das Unternehmen Gespräche mit Investoren über eine Finanzierungsrunde in Höhe von 100 Millionen Dollar (86 Millionen Euro).
Wie das Handelsblatt nun berichtet, ist der Deal durch: N8n sammelte Insidern zufolge „einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“ und soll bei der Runde eine Bewertung von knapp 2,4 Milliarden Dollar erreicht haben. Accel soll diese Runde angeführt haben.
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Die Finanzierungsrunde kam nur vier Monate nach der Series-B-Runde im Umfang von 55 Millionen Euro. Damals lag die Bewertung noch bei rund 300 Millionen Euro. Insgesamt konnte N8n bisher schon 73 Millionen Dollar (63 Millionen Euro) einsammeln. Bereits seit der Seed-Runde im März 2020 gehört auch der renommierte Silicon-Valley-Investor Sequoia Capital zu den Unterstützern, ebenso HV Capital.
KI, die alltägliche Prozesse automatisiert
N8n entwickelt eine KI-gestützte Plattform, mit der Unternehmen alltägliche Arbeitsprozesse einfach automatisieren können. Mitarbeiter sollen dadurch entlastet werden und sich auf wichtigere Aufgaben konzentrieren. Nutzer können Programme wie Slack, Google Sheets oder Telegram miteinander verknüpfen und so lästige Routinejobs abgeben.
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Inzwischen nutzen eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 230.000 User aktiv die Software – darunter bekannte Unternehmen wie Delivery Hero oder Stepstone. Der Umsatz wächst ebenfalls rasant: N8n gibt an, seinen wiederkehrenden Jahresumsatz (ARR) inzwischen auf rund 40 Millionen Dollar (34 Millionen Euro) gesteigert zu haben.
Dass N8n großes Potenzial besitzt, zeigt auch ein Blick auf die prominenten Geldgeber, die früh in das Startup investiert haben. Neben dem Silicon-Valley-VC Sequoia Capital setzten bereits HV Capital, Felicis Ventures, Firstminute Capital aus London sowie Harpoon Ventures aus Kalifornien früh auf die Berliner.
Gründer aus dem Allgäu
Gründer von N8n ist Jan Oberhauser. Der gebürtige Allgäuer bezeichnet sich selbst als „Nerd“ und brachte sich schon mit 14 Jahren das Programmieren bei. Vor seiner Zeit als Gründer arbeitete er jahrelang an Spezialeffekten für Filme – zunächst komplett in Handarbeit. Doch schnell erkannte Oberhauser, dass viele der Abläufe immer wieder gleich waren, und begann, die Prozesse mit eigenen Lösungen zu automatisieren.
Genau daraus entstand 2019 die Idee zu N8n. „Und dabei ist mir aufgefallen, dass ich immer wieder dieselben Dinge programmiert und vereinfacht habe“, sagt Oberhauser. Zwar habe es damals schon andere Software gegeben, aber keine sei wirklich überzeugend gewesen. Deshalb gründete er kurzerhand sein eigenes Startup.
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Gründertag Köln: Alles rund um Gründung & Nachfolge
#Eventtipp
Am 12. September heißt es wieder: Bühne frei für den ganz besonderen Gründergeist! Beim Gründertag Köln treffen sich Gründer:innen, Expert:innen und Förderer zu Vorträgen, Panels und Networking – meldet euch jetzt sofort an und startet durch!

Am 12. September findet wieder der Gründertag Köln statt. “Der Gründertag Köln ist eine der großen Messen für Gründung und Nachfolge in der Region. Besucher*innen erwartet ein vielfältiges Programm mit praxisnahen Panels, fundierten Fachvorträgen und einer umfangreichen Ausstellung. Vor Ort gibt es zahlreiche Gelegenheiten, sich mit Gründer*innen, Expert*innen und Förderinstitutionen zu vernetzen”, heißt es in der Ankündigung.
Zu den Themen auf dem Gründertag, der in der Rheinpark-Metropole stattfindet, gehören Vorträge wie “Businessplan – Warum es sich lohnt und wie es vielleicht doch Spaß macht”, “Mut & Moneten – Deine Gründung erfolgreich finanzieren” sowie “Steuern & Stolperfallen – Deine Gründung erfolgreich absichern”. Im Grunde geht es somit um wichtige Themen, die Gründerinnen und Gründer brauchen, um gezielt mit ihrer Idee durchstarten zu können. Hier entlang zu Anmeldung
Vorschau auf weitere Events
GründungsWiese: “Businessplan trifft KI”
Im Rahmen der GründungsWiese, einer Veranstaltungsreihe rund um das Thema Gründen, geht es am 15. September um das spannende Thema “Businessplan trifft KI”. “In Kooperation mit der Sparkasse KölnBonn geben Expertinnen und Experten praxisnahe Einblicke in die Erstellung von Businessplänen – mit Perspektiven aus Beratung, Bank und Digitalisierung. Dazu gibt es einen Input, wie KI-Tools Gründerinnen und Gründer unterstützen können”, heißt es zum Event. Hier entlang zu Anmeldung
Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness
In unserem Themenschwerpunkt Köln beleuchten wir das dynamische Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind die Bedingungen für Gründer:innen, welche Investitionen fließen in innovative Ideen und welche Startups setzen neue Impulse? Rund 800 Startups haben Köln bereits als ihren Standort gewählt – unterstützt von einer lebendigen Gründerszene, einer starken Investor:innen-Landschaft sowie zahlreichen Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents. Als zentrale Anlaufstelle für die Startup- und Innovationsszene stärkt die KölnBusiness Wirtschaftsförderung die Rahmenbedingungen für Gründer:innen, vernetzt sie mit Investor:innen und bietet gezielte Unterstützung. Diese Rubrik wird unterstützt von KölnBusiness. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.
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