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Darf man während der Arbeitszeit zum Friseur gehen?


Vera Wienken, Head of Marketing beim Berliner Legal-Tech Libra zeigt, wie klare Strukturen und Fokuszeiten im Startup helfen, auch bei Tempo und Ad-hoc-Meetings den Überblick zu behalten.

Darf man während der Arbeitszeit zum Friseur gehen?

Seit August 2025 ist Vera Wienken Head of Marketing bei dem Berliner Legal-Tech Libra. Davor war sie in ähnlichen Positionen bei Goodcarbon und Riot Games tätig.
Libra, Collage: Gründerszene

Ein voller Kalender heißt nicht immer: viel geschafft. Und wer nur von Termin zu Termin hetzt, verpasst oft das Wesentliche. Das weiß Vera Wienken, Head of Marketing beim Legal-AI-Startup Libra. Um zwischen Meetings, Ad-hoc-Anfragen und strategischer Arbeit fokussiert arbeiten zu können, setzt sie auf Blocker, klare Meeting-Regeln und feste Zeiten für den Hundespaziergang.

In der Kalender-Check-Serie sprechen wir mit Gründerinnen und Gründern und Führungskräften über ihren Arbeitsalltag. Wie planen sie ihre Woche? Wann bleibt Raum für Kreativität – und wann ist Schluss? Wienken hat uns durch ihren Arbeitsalltag geführt.

Arbeit endet um 18 Uhr

Ihr Arbeitstag beginnt nicht vor 9 Uhr und endet um 18 Uhr. Davor und danach ist ihr Kalender blockiert – ganz bewusst. Damit signalisiert sie dem Team: Diese Zeiten gehören ihr. Sie sagt, sie versuche „so gut es geht, immer eine Grundstruktur zu geben“. In Ausnahmefällen sei sie flexibel, aber nur, wenn es nötig ist.

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Slack-Benachrichtigungen bleiben nach Feierabend aus. Wer sie in dringenden Fällen erreichen muss, weiß, dass sie per Handy oder WhatsApp verfügbar ist. Das sei wichtig, um abends gedanklich Abstand zu gewinnen – vor allem in einem schnelllebigen Startup-Umfeld, in dem sich die Prioritäten täglich ändern.

Konzentration braucht Schutz

Ein- bis zweimal pro Woche blockt sich Wienken halbe Tage als Fokuszeit – entweder im Homeoffice oder an einem ruhigen Platz im Büro. Dort, wo keine Meetings stören, kein Kollege kurz an den Tisch tritt. „Mindestens einen halben Tag die Woche“ braucht sie diese Zeit, um fokussiert arbeiten zu können.

Es gibt Meetings, die werden definitiv nicht verschoben – das sind zum Beispiel One-on-Ones mit meinen Teammitgliedern.

Vera Wienken

Head of Marketing bei Libra

Diese Phasen nutzt sie für konzeptionelle Arbeit, Markenstrategie oder kreative Kampagnen. Und wenn ein Meeting in diese Zeit fällt? Dann fragt sie, ob es sich verschieben lässt.

Verlässlichkeit schlägt Hektik

Trotz der Schnelllebigkeit im Startup ist es Wienken wichtig, Verbindlichkeit zu leben. One-on-Ones mit ihren Teammitgliedern gelten als gesetzt. Sie werden nicht verschoben. Für sie sind solche Fixpunkte ein Zeichen von Wertschätzung, das auch im hektischen Alltag Bestand haben muss.

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Auch der Rahmen von Meetings folgt einem Prinzip: so klein wie möglich, so effizient wie nötig. „Meetings sind bei uns teambasiert oder maximal mit 3–4 Leuten – um nicht zu viele aus der Arbeit rauszureißen“, erklärt sie.

Führung braucht Haltung

Wienken ist seit kurzer Zeit bei Libra, aktuell noch als Team of One im Marketing. Doch sie denkt von Beginn an schon an die Strukturen und Regeln, die sie im Team etablieren will. Wie wird Feedback gegeben? Wie laufen One-on-Ones? Was wird dokumentiert, was nicht?

Man muss sich auch selbst disziplinieren – das ist natürlich anders als im Corporate Environment.

Vera Wienken

Head of Marketing bei Libra

In früheren Stationen – etwa in der Gaming- und E-Sports-Branche – hat sie gelernt, wie wichtig klare Prozesse sind, selbst in dynamischen Umfeldern. Dort hat sie bei 30 bis 40 Content-Pieces pro Tag erlebt, wie viel Struktur kreatives Arbeiten braucht. Gleichzeitig weiß sie: Nicht alles lässt sich vorplanen – und das sei auch gut so.

Schnelligkeit ist willkommen

Im Startup-Alltag läuft vieles spontan. Termine entstehen kurzfristig, Entscheidungen müssen schnell fallen. „Es kommen sehr viele Ad-hoc-Anfragen rein – das finde ich angenehm, weil es mit einer gewissen Geschwindigkeit kommt“, sagt Wienken. Dieses Tempo spornt sie an, doch sie muss auch immer wieder darauf achten, den Überblick zu behalten.

Für sie ist wichtig, offen für Neues zu bleiben und gleichzeitig ihre Struktur nicht zu verlieren. Dabei helfen ihr klare Regeln und das Bewusstsein, wo ihre Grenzen liegen. „Man muss sich auch selbst disziplinieren“, sagt sie. Gerade im Unterschied zum Konzernumfeld komme es darauf besonders an.

Rituale für den Kopf

Wienken beginnt und beendet jeden Tag auf die gleiche Weise, mit einem Hunde-Spaziergang. „Das ist meine Zeit für mich selbst und um zu reflektieren“, sagt sie.

Ich finde absolut, man darf zum Friseur in der Arbeitszeit gehen.

Vera Wienken

Head of Marketing bei Libra

Solche Rituale helfen ihr, gedanklich abzuschalten. „Ich bin sehr strikt in meiner Work-Life-Balance – man performt nicht gut, wenn man ausgelaugt ist, und davor muss man sich selbst und sein Team schützen.“ Allerdings weiß Wienken auch, dass ihr Beruf sie oft gedanklich begleitet – sei es beim Plakat auf der Straße oder einem Werbespot, der zur Inspiration wird.

Eigenverantwortung statt Präsenzpflicht

Wienken vertraut darauf, dass jeder im Team selbst Verantwortung übernimmt. „Ich finde absolut, man darf zum Friseur in der Arbeitszeit gehen“, sagt sie. Am Ende muss das Outcome einfach stimmen. Für sie zählt Eigenverantwortung, nicht Kontrolle.

Diese Haltung lebt sie auch im Team. Sie selbst arbeitet an fünf Tagen pro Woche aus dem Büro, weil es für sie gut funktioniert. Kollegen mit vielen Kundenterminen arbeiten häufiger remote. Entscheidend ist für sie, dass alle offen kommunizieren und sich gut abstimmen.

Wienken richtet ihren Tag nach dem, was ihr wann leichtfällt. Vormittags arbeitet sie operativ – sie „hat den Drang, morgens alle E-Mails und To-dos abzuarbeiten“. Der Nachmittag gehört den größeren Gedanken: Strategien entwickeln, Kampagnen planen, kreativ arbeiten. Diese Aufteilung hilft ihr, fokussiert zu bleiben, auch wenn es stressig wird.

Kultur beginnt bei sich selbst

Führung heißt für Wienken vor allem eines: Vorleben. „Ich finde es sehr wichtig, eine Kultur vorzuleben – mit Verantwortung und Grenzen.“ Deshalb kommuniziert sie transparent und gibt Orientierung, aber lässt gleichzeitig auch Raum für Eigeninitiative.

Wichtiger als Regeln seien ihr Haltung und Werte. In früheren Rollen hat sie spielerische Elemente wie „Team Health Tracker“ oder visuelle Check-ins in Miro eingebaut – um Austausch zu fördern, ohne ihn zu erzwingen.



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„Idiotisch“: Palantir-Chef Alex Karp rechnet mit Deutschland ab


Palantir-Chef Alex Karp rechnet mit der deutschen Tech-Szene ab – und erklärt, warum sein Unternehmen unverzichtbar sei.

„Idiotisch“: Palantir-Chef Alex Karp rechnet mit Deutschland ab

Palantir-CEO Alex Karp teilt aus.
Jemal Countess/Getty Images for Jacob Helberg

Palantir-Chef Alex Karp fühlt sich hierzulande missverstanden. Deutschland schade sich selbst, ignoriere Palantirs Rolle bei Terrorabwehr und Ukraine-Verteidigung und habe eine miserable Tech-Szene, sagt er dem Handelsblatt. Der Chef des Analysesoftware-Anbieters rechnet im Interview mit Deutschlands Tech-Branche ab.

Palantir gilt als eines der wertvollsten Softwareunternehmen der Welt. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 430 Milliarden Dollar ist der Konzern inzwischen mehr wert als SAP. Palantir entwickelt Plattformen, die große, komplexe Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen zusammenführen und analysieren.

Kunden sind Unternehmen ebenso wie staatliche Organisationen – insbesondere im Bereich Sicherheit und Verteidigung. Geheimdienste, Militärs und Polizeibehörden weltweit nutzen die Software.

Für die meisten bin ich eine Mischung aus Darth Vader und dem Lord der Sith

Während Palantir in den USA stark wächst, stößt das Unternehmen in Deutschland seit Jahren auf Kritik. Datenschützer und Bürgerrechtsorganisationen warnen vor mangelnder Transparenz, vor Eingriffen in Grundrechte und vor einer strategischen Abhängigkeit von US-Technologie. Immer wieder gibt es Proteste gegen den Einsatz der Software.

Wo bleibt der Dank? Das fragt sich Karp

Karp fühlt sich nicht verstanden – und fordert mehr Anerkennung für Palantirs Arbeit. Das Unternehmen sei das „Rückgrat“ der ukrainischen Verteidigung. „Bedankt sich da irgendjemand bei uns? Wird es in den Medienberichten in Deutschland erwähnt? Nein.“ Stattdessen werde Palantir kritisiert, verfassungswidrig zu handeln, was „völliger Schwachsinn“ sei, so Karp.

„Jeder, der Zugang zu Geheimakten in Deutschland hat, weiß, dass wir mehrere große Terroranschläge verhindert haben, in der Größenordnung von 9/11.“ Ob diese Behauptung zutrifft, lässt sich nicht überprüfen – Geheimhaltung gehört zur (Marketing-)Strategie des Unternehmens.

Besonders empört zeigt sich Karp über die Kritik an seiner Person und an Palantir-Mitgründer Peter Thiel, der im Verwaltungsrat des Unternehmens sitzt. „Kann es sich Deutschland leisten, mit Peter Thiel und mir so ins Gericht zu gehen?“, fragt er. In der öffentlichen Wahrnehmung sei er für viele „eine Mischung aus Darth Vader und dem Lord der Sith“. Deutschlands Verhalten bezeichnet er als „idiotisch und strategisch falsch“.

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Gleichzeitig bleibt Palantir umstritten. Das Unternehmen arbeitet unter anderem mit der US-Einwanderungsbehörde ICE zusammen, die zuletzt wegen ihren harten Migrationsdurchsetzung in Kritik geraten ist. Karp betont, Palantir ziehe klare ethische Grenzen. Anfragen zu rassistischem Profiling lehne man ab. So habe man sich geweigert, eine Datenbank über Muslime aufzubauen.

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Auch ein Zigarettenhersteller, der Menthol-Zigaretten gezielt an Schwarze Konsumenten verkaufen wollte, sei abgewiesen worden. „Unsere Software sollte Schwarze Kunden finden. Wir haben uns geweigert.“ Gleichzeitig verteidigt Karp Partnerschaften mit autoritären Regimen im Nahen Osten und bezeichnet dortige Monarchien als stabiler und menschenrechtsfreundlicher als manche Demokratien.

Karp rechnet mit Deutschlands Tech-Szene ab

Im Interview greift er auch die deutsche Tech-Szene frontal an. Sie zähle „zu den schlechtesten der Welt“, sagt er. Deutschland spiele technologisch und geopolitisch kaum noch eine Rolle. „Niemand redet mehr über Deutschland. Nicht im Nahen Osten, nicht in Asien, nicht in den USA.“ Ein Land, das über Jahrzehnte für seine Ingenieurskunst bewundert worden sei, habe den Anschluss verloren.

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Dabei, so Karp, müsste Deutschland aufgrund seiner Geschichte eigentlich eine zentrale Rolle in der Welt spielen. „Aber faktisch tut es das nicht.“ Seine Lösung: Ex-Palantir-Mitarbeiter. „Eigentlich hoffe ich, dass unsere heutigen Mitarbeiter für immer bei uns bleiben. Aber wenn sie schon gehen, dann sollen sie bitte ihre Verantwortung ernst nehmen und Deutschland bei ihrer Rückkehr zeigen, was sie gelernt haben.“

Deutschland bedeute ihm persönlich viel, sagt Karp. Er hat hier gelebt, studiert, beherrscht die Sprache und sagt: „Ich will nicht in einer Welt leben, in der Deutschland schwach und politisch unwichtig ist.“



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Mein erstes Gehalt: „Hatte schlechtes Gewissen“


Mein erstes Gehalt: „Hatte schlechtes Gewissen“

Vivien Karl entwickelte eine neue Formula für Intimpflege und gründete darauf aufbauend 2021 ihr Startup.
Dr. Vivien Karl, Collage Gründerszene

In unserer Reihe zeigen Gründerinnen und Gründer, wann sie sich ihr erstes Gehalt ausgezahlt haben, wie hoch es war – und warum sie genau diesen Zeitpunkt ausgewählt haben. Hier erzählt: Dr. Vivien Karl, Gründerin des gleichnamigen Femtech-Startups.

Vivien Karl spricht in den sozialen Medien offen über Intimbeschwerden, bricht Tabus rund um Intimpflege und nennt ihr Startup selbstbewusst „Muschicreme Business“.

Als Apothekerin und Doktorandin entwickelte sie nachts im Hinterzimmer ihre erste eigene Intimcreme, nachdem Kundinnen immer wieder nach besseren Produkten fragten. Aus dieser Arbeit heraus gründete sie 2021 gemeinsam mit ihrer Co-Founderin Julia Huhnholz das Startup Dr. Vivien Karl.

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Heute, 2025, führt Karl gemeinsam mit Huhnholz ein Berliner Team von zwölf Mitarbeitenden und bietet mittlerweile mehr als acht Intimpflegeprodukte an – vom SOS-Spray bis zum Vaginalpilz-Schnelltest.

Hier erzählt sie von ihrem ersten Gründer-Gehalt, wann und wie viel sie sich ausgezahlt hat, und, wie sie die Höhe des Gehaltes mit ihrer Co-Founderin festgelegt hat.

Gründerszene: Wann hast du dir zum ersten Mal ein Gehalt aus deinem Unternehmen gezahlt – und wie hoch war es damals?



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Warum Erfolg oft mehr über Menschen verrät als Niederlagen


Warum Erfolg oft mehr über Menschen verrät als Niederlagen

Mawave-Gründer Jason Modemann
Mawave / Logo: Gründerszene

Es gibt Menschen, die können verlieren. Und es gibt Menschen, die können es nicht. Genauso beim Gewinnen. Und dann gibt es Gründer – die müssen beides können. Was gute Gewinner und Verlierer ausmacht, klärt Mawave-Gründer Jason Modemann in seinem Founder’s Diary. 

Ich bin jemand, der beim Sport, beim Spielen, im Alltag und im Business Vollgas gibt. Ich bin ziemlich ehrgeizig und will gewinnen. Immer. Und oft tue ich das auch – sehr zum Leidwesen meiner Freunde und Kollegen, die mittlerweile ungern „nur kurz eine Runde“ gegen mich antreten. 

Aber natürlich verliere ich auch. Und das ist auch gut so. Denn im Leben – insbesondere als Gründer – bringt dich weder ständiges Gewinnen noch ständiges Verlieren weiter. Entscheidend ist, dass du beide Skills drauf hast. 

Siege und Rückschläge formen dich als Gründer. Aber was macht einen guten Gewinner aus? Und was einen guten Verlierer?

Gewinnen ohne abzuheben

Viele glauben, Gewinnen sei der leichte Teil und Verlieren der schwierige. Ich sehe das anders. Denn ein Sieg zeigt den Charakter eines Menschen oft deutlicher als jede Niederlage. 

Erfolg verleitet schnell zu Selbstüberschätzung und Arroganz – das erlebe ich bei Bewerbern, Geschäftspartnern und auf LinkedIn ständig. Nach einem großen Kunden, einem erfolgreichen Monat oder einem viralen Post denken viele: Ich bin besser als der Rest. Genau da wird’s gefährlich. Erfolg verführt oft dazu, abzuheben, Risiken falsch einzuschätzen und sich für unantastbar zu halten. Es gibt Menschen, die plötzlich so auftreten, als hätten sie die Welt verstanden – laut, überheblich, unangenehm. Für mich ist das eine absolute Red Flag. 

Und genau hier zeigt sich, was einen guten Gewinner wirklich ausmacht: nicht der Sieg selbst, sondern der Umgang danach. Damit ein Sieg dich nicht verändert, brauchst du ein Gegengewicht. Vor einigen Jahren habe ich vier Werte für mich definiert, die mein Leben prägen und auch weiter prägen sollen. Einer davon ist “Stay humble”: Gerade als Gründer muss man meiner Meinung nach ein gesundes Maß finden zwischen berechtigtem Stolz und echter Bodenhaftung. Klar: Du darfst dich über jeden Sieg freuen. Du darfst feiern, anerkennen, genießen. Aber du darfst nie vergessen, dass ein Erfolg nie nur dein eigener ist. Er basiert auf Team, Timing, Markt, Glück und Momentum. 

Mir hilft es extrem, Menschen um mich herum zu haben, die mich immer wieder daran erinnern. Meine Frau ist zum Beispiel jemand, der mir sofort spiegelt, wenn ich zu sehr abhebe – genau das hält mich geerdet.

Verlieren ohne liegen zu bleiben

Im Business verlierst du ständig und auf allen Ebenen: Du verlierst Pitches, auf die du wochenlang hingearbeitet hast. Du verlierst Mitarbeitende, an die du geglaubt hast. Du verlierst Deals in letzter Sekunde, Budget wegen Marktumbrüchen oder Zeit, weil du auf die falsche Strategie gesetzt hast. Verlieren zu können ist ein Skill, ohne den kein Gründer lange überlebt.

Wenn du zu oft verlierst und keine Resilienz hast, resignierst du irgendwann. Du ziehst dich zurück, gibst auf. Aber genau das darf dir als Gründer oder Leader nicht passieren. 

Was mir dabei hilft: zu akzeptieren, dass Verluste wehtun dürfen und trotzdem handlungsfähig zu bleiben. Ein guter Verlierer ist nicht der, der Niederlagen wegdrückt oder ignoriert. Sondern der, der sie zulässt, ohne sich komplett von ihnen einnehmen zu lassen. Bei mir beginnt das immer mit zwei Gedanken: Erstens, Niederlagen sind normal. Jeder verliert mal, niemand bleibt davon verschont. Zweitens, Emotionen – Enttäuschung, Wut, Frust – sind okay, aber sie dürfen nicht bestimmen, wie es weitergeht. Denn ein Team orientiert sich immer an der Führungskraft. Nicht nur fachlich, sondern auch emotional. 

Deshalb gehört für mich zum Verlieren-Können ein weiterer Aspekt: Wie viel von einer Niederlage teilst du – und wie? Wenn du jede Niederlage sofort ins Team trägst – ungefiltert, unreflektiert, emotional aufgeladen – dann machst du sie größer, als sie ist. Wenn du sie dagegen komplett verschweigst, wirkst du unauthentisch und schaffst Misstrauen. Für mich liegt der sinnvollste Weg genau dazwischen: erst für mich selbst einordnen, dann mit Klarheit kommunizieren. 

Am Ende gewinnt meiner Meinung nach nicht der, der am meisten siegt. Sondern der, der mit beidem umgehen kann: Erfolg ohne Arroganz. Niederlagen ohne Drama. Genau das entscheidet, wie weit du als Gründer wirklich kommst.



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