Künstliche Intelligenz
Deutsche Telekom und Schwarz-Gruppe: Gemeinsame „AI-Gigafactory“ in Planung
Die Schwarz-Gruppe, Muttergesellschaft von Lidl und Kaufland, befindet sich laut Angaben des Handelsblatts in Gesprächen mit der Deutschen Telekom, um sich um die von der Europäischen Union finanzierten großen KI-Rechenzentren zu bewerben. Dies berichten sechs mit der Angelegenheit vertraute Personen.
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Interesse einer Zusammenarbeit besteht
Die Verhandlungen seien dem Handelsblatt-Bericht zufolge weit fortgeschritten, eine formelle Einigung stehe aber noch aus, so drei mit den Vorgängen vertraute Insider. Weiter sagen die mit der Materie vertrauten Personen, dass Telekom-Chef Timotheus Höttges und Schwarz-Chef Gerd Chrzanowski die neue Partnerschaft angebahnt hätten. Dem Bericht zufolge könnte der kanadische Finanzinvestor Brookfield das Projekt als Geldgeber unterstützen.
Eine offizielle Bestätigung des Projekts steht noch aus. Eine Telekom-Sprecherin sagte dem Handelsblatt lediglich, der Konzern sei daran „interessiert, die EU-AI-Gigafactory in führender Position für den Standort Deutschland aufzubauen“. Die Kooperation mit der Schwarz-Gruppe wollte man noch nicht bestätigen. Weder die Schwarz-Gruppe noch Brookfield gaben eine Stellungnahme ab, heißt es.
Dass die Unternehmen Interesse an einer Zusammenarbeit haben, deutete sich indes durch eine Aussage von Rolf Schumann, Co-Chef der Digitaltochter Schwarz Digits, auf dem Gipfel für europäische digitale Souveränität Mitte November in Berlin an. Er sagte, sein Unternehmen habe sich mit der Telekom zusammengetan, „um die Gigafactory nach Deutschland zu holen“.
Es ist nicht der erste Versuch, ein gemeinsames KI-Rechenzentrum zu bauen: Im Sommer dieses Jahres hatten die Deutsche Telekom, Ionos, SAP, Siemens und die Schwarz-Gruppe sich jedoch nicht auf einen gemeinsamen Vorschlag einigen können.
EU unterstützt AI Gigafactories
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Ziel der neu entstehenden KI-Rechenzentren – oder AI Gigafactories – ist es, gegenüber anderen KI-Standorten auf der Welt aufzuholen, etwa den Vereinigten Staaten oder China. Die EU sieht bis zu fünf solcher Rechenzentren in Europa vor und fördert bis zu 35 Prozent der geschätzten Kosten in Höhe von drei bis fünf Milliarden Euro. Experten halten eher sechs Milliarden Euro und mehr für erforderlich.
Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) erhofft sich von dem Vorhaben den dringend nötigen Aufbruch. „KI ist weniger eine technische Fähigkeit: Sie ist eine fundamentale strategische Schlüsselkompetenz. Und für Deutschland und Europa muss die Entscheidung klar sein, nicht Zuschauer zu sein, sondern mitzugestalten.“
Sowohl die Schwarz-Gruppe als auch die Deutsche Telekom hatten den Bau eigener KI-Rechenzentren in den vergangenen Wochen angekündigt. Die Telekom baut in Partnerschaft mit Nvidia ein KI-Rechenzentrum in München und will damit „das Wasser testen“.
Bau erster KI-Rechenzentren angekündigt
Das erste KI-Rechenzentrum soll etwa eine Milliarde Euro kosten und mit 10.000 GPUs im Vergleich zu Microsofts Plänen im US-Bundesstaat Wisconsin eher kleiner ausfallen. Es soll über die T-Cloud angebunden sein und auch mit einfachen Services für kleinere Unternehmen und Anwender mit KI-Bedarf eingesetzt werden.
Das KI-Rechenzentrum der Lidl-Mutter Schwarz-Gruppe soll mit 11 Milliarden Euro eine Spur größer ausfallen und in Lübbenau entstehen. Es soll mit bis zu 100.000 KI-Spezialchips (GPUs) ausgestattet werden. Die Schwarz Gruppe plant, nicht nur eigene Daten zu verarbeiten – also Daten aus Liefer- und Bestellprozessen, Bezahlvorgängen und Kundenbindungsprogrammen für Lidl und Kaufland. Vielmehr sollen Speicher und Rechenleistung auch externen Kunden angeboten werden.
(afl)